Politik bei uns wird nicht mehr aktiv betreut, eine Datenaktualisierung findet genausowenig statt wie Support.

Wir würden gerne weitermachen. Aber die Ansprüche an die Plattform passen nicht zum vollständig ehrenamtlichen Betrieb. Hintergründe und Ideen zur Rettung finden Sie in diesem Blogartikel.

Beschlussvorlage (Anlage 2 Protokoll Mobilitätscheck in Houverath)

Daten

Kommune
Bad Münstereifel
Größe
1,2 MB
Datum
03.03.2016
Erstellt
25.02.16, 15:46
Aktualisiert
25.02.16, 15:46

Inhalt der Datei

Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 08.10.2015 Mobilitätscheck am 9.9.2015 ab 13:15 Uhr in Bad Münstereifel-Houverath Teilnehmer: ein Senior mit Wohnsitz in Houverath (Bad Münstereifel) acht Vertreter des Vereins Dörfergemeinschaft am Thürne Hans-Josef Dederichs, Stadt Bad Münstereifel, Referat Schule, Kultur, Kurwesen und Tourismus Joachim Klein, Stadt Bad Münstereifel, Stadtwerke, Tiefbau Hans-Georg Schäfer, Stadt Bad Münstereifel, Stadtwerke, Leiter Bernd Knieling, Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) Andrea Fromberg, Planungsbüro VIA Ziel des Projektes Das Projekt hat zum Ziel, aus Sicht von mobilitätseingeschränkten Senioren Defizite der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum insbesondere auf den Wegen zu den ÖPNVHaltestellen zu erkennen und nach Möglichkeit systematisch aufzubereiten, um den Kommunen Handlungsempfehlungen geben zu können. Allgemeine Situation in Bad Münstereifel-Houverath Es begleitet uns ein Senior mit Rollator, der stark schwerhörig ist. Anwesend sind darüber hinaus acht Vertreter des Vereins Dörfergemeinschaft am Thürne. In der Dörfergemeinschaft am Thürne e.V. sind Einwohner der Eifeldörfer Houverath, Lanzerath, Eichen, Limbach, Maulbach, Scheuren und Wald aktiv. Der Verein gründete sich 2012, um das bürgerschaftliche Engagement zu bündeln. Aktuell sind die Mitglieder in fünf Arbeitsgruppen aktiv: Mobilität, Dörfer und Umweltschutz, Tourismus, Kommunikation und Generationen. Die Arbeitsgruppe Mobilität hat vor allem eine Verbesserung der Busanbindung zum Thema. Außerdem wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes das thürneMobil betrieben, ein Elektro-Dorfauto, das als Dorf-Car-Sharing-Auto zur Verfügung stand und mit ehrenamtlichen Fahrern Arzt-, Einkaufs- und Erledigungsfahrten für Senioren durchführte. Nach Auslaufen der Fördermittel wird das Projekt ehrenamtlich auf privater Basis weitergeführt. In Houverath leben rund 700 Einwohner. Mitten durch das Dorf führt die L 497 mit unter 500 Kfz/h DTV. Die TaxiBuslinie 828 (Bad Münstereifel – Effelsberg – Houverath – Sürst) und die Buslinie 802 (wenige Fahrten pro Tag vorwiegend im Schülerverkehr) erschließt den Ort. In Houverath gibt es eine katholische Grundschule und einen Kindergarten sowie ein Lebensmittelgeschäft, einen Gasthof, eine Bankfiliale und zwei Arztpraxen. 1 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 08.10.2015 Abbildung 1: Begehung in Bad Münstereifel – Houverath 2 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 08.10.2015 Gestaltung der Straßen 1) Eifeldomstraße (L 497) Die Eifeldomstraße, die Houverath von Nord nach Süd durchmisst, ist eine klassifizierte Landesstraße. Die durchschnittliche Stärke des Kfz-Verkehrs in 24 Stunden im Jahresmittel (DTV) liegt bei 457 Kfz/24h werktags (Zählung in 2010) 1 der Schwerlastanteil bei 1,8%. Der DTV ist sehr gering und liegt in der untersten Kategorie von 1-500 Kfz / 24h, auch der Schwerlastanteil ist nicht hoch. Die L 497 hat keine großräumige Verbindungsfunktion, sondern dient eher als ländliche Erschließungsstraße Trotz der geringen Verkehrsbelastung auf dieser Landesstraße beeinträchtigt der KfzVerkehr den Ortskern erheblich, da die Ortsdurchfahrt sehr eng ist und kaum Flächen im Seitenbereich für Fußgänger zur Verfügung stehen. Der Senior nutzt die Fahrbahn, auch in der Kurve. Alle Teilnehmer der Begehung sind sich einig, dass diese Situation für alle Fußgänger, vor allem aber für Kinder und Senioren große Gefahren birgt. 1 Verkehrsstärkenkarte NRW von 2010, https://broschueren.nordrheinwestfalendirekt.de/broschuerenservice/mbwsv/verkehrsstaerkenkartenordrhein-westfalen/1122, abgerufen am 17.9.2015 3 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck Abbildungen 2 bis 5: 08.10.2015 Fußgänger setzen sich an der Ortsdurchfahrt Gefahren aus, da ein Gehweg im zentralen Ortskern nicht vorhanden ist oder nur untermaßig oder einseitig 4 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 08.10.2015 Im weiteren Verlauf in Richtung Süden ist direkt an der Ortsdurchfahrt die Grundschule gelegen. Die Verwaltungsmitarbeiter berichten, dass hier auf Wunsch der Schule ein Fußweg befestigt und abmarkiert wurde, damit die Kinder im Seitenraum die Schule verlassen können. Dieser Fußweg endet aber weiter südlich unvermittelt, so dass die Schüler die Straßenseite wechseln müssen. Abbildungen 6 und 7: einseitiger Fußweg entlang der Schule und abruptes Ende Die Houverather wünschen sich eine Sicherung der Querung zur Kirche sowie das Unterbinden des Parkens der „Kirch-Fahrer“ auf dem Gehweg gegenüber und ebenso vor der Grundschule. Damit würden die wenigen vorhandenen geschützten Seitenräume durch parkende Autos blockiert. Hinweise und Ermahnungen – auch von Seiten des Pfarrers - haben aber bisher keine nachhaltige Verhaltensänderung bewirkt. 5 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck Abbildungen 8 und 9: 08.10.2015 gesicherter Überweg von der Kirche auf den Gehweg gegenüber ist gewünscht; Fußweg wird zugeparkt trotz Hinweisbeschilderung auf nahegelegenen Parkplatz Abbildung 10: Gehweg an der Grundschule wird von einem „Eltern-Taxi“ zugeparkt 6 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 2) 08.10.2015 Ortsmittelpunkt am Knotenpunkt Eifeldomstraße / Limbacher Straße / Eichener Straße Die Verkehrsführung und die Gestaltung des Ortsmittelpunktes am Knotenpunkt Eifeldomstraße / Limbacher Straße / Eichener Straße werden als unbefriedigend empfunden. Der alte Brunnen auf der Verkehrsinsel in der Mitte ist nicht wahrnehmbar und abgetrennt, eine sichere Querung ist hier auch durch den Versatz der Straßen nicht möglich. Abbildungen 11 und 12: unbefriedigende Gestaltung des Ortsmittelpunktes, keine gesicherte Querung möglich 7 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 3) 08.10.2015 Seitenstraßen Auch die Seitenstraßen verfügen in Houverath nicht über Seitenräume, die Fußgängern einen geschützten Raum vorgeben. Abbildungen 13 und 14: Dorfstraßen als asphaltierte Fahrbahn ohne Seitenräume Anwohner des Reuterwegs bemängeln die nicht ausreichende Beleuchtung am Knotenpunkt Reuterweg / Eifeldomstraße. 4) Ortseingänge An allen Ortseingängen ist eine Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30 angeordnet. Abbildungen 15 und 16: an den Ortseingängen ist grundsätzlich Tempo 30 angeordnet 8 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 08.10.2015 Diese wird aber laut Aussagen der Teilnehmer meist nicht eingehalten. Als problematisch wird an einigen Ortseingängen der direkte Beginn der rechts-vorlinks-Regelung an den Knotenpunkten gesehen, die über eine Markierung mit sogenannten „Haifischzähnen“ verdeutlicht wird. Einrichtungen des ÖPNV Die Anbindung an den öffentlichen Verkehr in Bad Münstereifel-Houverath wird im Wesentlichen über ein werktags stündlich verkehrendes Taxi-Bus-Angebot der Linie 828 gewährleistet. Samstags verkehrt die TaxiBus-Linie bis mittags. Ein Anschluss nach Euskirchen mit der Bahn oder dem Linienbus sowie Rheinbach mit der TaxiBus-Linie 814 ist im Fahrplan vorgesehen. Eine TaxiBus-Fahrt muss mindestens 30 Minuten vorher angemeldet und ein Zuschlag von 1,00 Euro pro Erwachsener bezahlt werden muss In Houverath gibt es die Bushaltestellen Eifeldomstraße, und Limbacher Straße/Ochsenbendchen sowie Maulbacher Weg und Hochthürmer Blick. Die beiden letztgenannten werden nur einseitig bedient. Für Nicht-Ortskundige ist die Busbedienung sehr unübersichtlich, zumal die Haltestelle Maulbacher Weg im Fahrplan der Linien 828 und 802 gar nicht geführt wird. Die Haltestellenausstattung ist sehr unterschiedlich und reicht von Wartehalle bis Haltestellenmast. Abbildungen 17 und 18: unterschiedliche Ausstattung an Ochsenbendchen und Hochthürmer Blick den Haltestellen 9 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck Abbildung 19: 08.10.2015 mögliche Fläche für zweiseitige Bedienung der Haltestelle Hochthürmer Blick 10 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 08.10.2015 Fazit und Prüfaufträge Die Verkehrsinfrastruktur in Bad Münstereifel-Houverath entspricht nicht den Sicherheitsanforderungen des Fußverkehrs und ist auch in Hinblick auf die Gestaltung nicht auf dem aktuellen Stand. Die Verwaltung der Stadt Bad Münstereifel hat jedoch bereits ein im Vergleich zu anderen Kommunen ausgeprägtes Problembewusstsein im Hinblick auf Barrierefreiheit, so dass auch die Infrastruktur außerhalb des Kernortes in den Ortsteilen in den Fokus rücken sollte. Folgende Prüfaufträge werden der Verwaltung empfohlen: • Die Eifeldomstraße hat für eine Landesstraße eine sehr geringe Verkehrsbelastung und Verbindungsbedeutung. Dadurch ergeben sich ggf. neue Möglichkeiten der Verkehrsführung und Gestaltung, die mit dem Baulastträger abzustimmen sind. Da die vorhandenen Straßenräume im Ortskern nur Restflächen für Fußgänger zulassen, sollte eine flächige Umgestaltung geprüft werden, in der zwar Leitlinien für den Fahrverkehr vorgegeben werden, die Flächen aber deutlich reduziert werden und nur im Begegnungsfall die Seitenräume genutzt werden müssen. Als Beispiel führen wir einen Straßenumbau in Karlsruhe-Wolfartsweier an. Abbildungen 20 und 21: Umbau einer Wolfahrtsweier 2 dörflichen Ortsdurchfahrt in Karlsruhe- Hier sollte das Gespräch mit dem Kreis Euskirchen und Strassen:nrw gesucht werden, die Gestaltungsspielräume ausgelotet sowie die Finanzierung geklärt werden. • Um die gefahrene Geschwindigkeit der Kfz bereits am Ortseingang deutlich zu senken können Fahrbahnverschwenkungen eingebaut werden: In der Ortslage Esch an einer Landesstraße wird der sich begegnende Kfz-Verkehr mit Vorrang für den ausfahrenden Verkehr geregelt: 2 Fotobeispiele entnommen aus: http://www.netzwerksharedspace.de/planung/sharedspace/karlsruhe-wolfartsweier.php, abgerufen am 17.9.2015 11 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck Abbildung 22: 08.10.2015 Fahrbahneinengung am Ortseingang Esch (Foto: Joachim Klein, Stadt Bad Münstereifel) Die Stadt Bad Münstereifel sollte zunächst die gefahrenen Geschwindigkeiten an den relevanten Ortseingängen in Houverath messen und dann entscheiden, ob diese Maßnahme umzusetzen ist. In Esch wurden gute Erfahrungen mit dieser Maßnahme gemacht, die Bevölkerung wünscht eine weitere Fahrbahnverengung an einem anderen Ortseingang. • Geprüft werden sollte die kurzfristige Einrichtung einer gesicherten Querung an der Kirche. Denkbar ist die Markierung eines Fußgängerüberweges oder die Aufpflasterung/Fahrbahnanh ebung des Straßenbereichs. Ein ebenerdiger, barrierefrei gestalteter Übergang vom westlich gelegenen Gehweg in den Kirchweg ist nach Möglichkeit anzulegen. Dies verringert zudem die gefahrene Geschwindigkeit der Kfz im Vorfeld der Schule. Alternativ ist auch hier ist eine Einengung auf einen Fahrstreifen möglich. Abbildung 23: einstreifige Führung vor der Kirche in Ingelheim am Rhein 12 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 08.10.2015 • Sensible Flächen wie die Gehwege gegenüber der Kirche oder an der Grundschule sollten mit Sperrpfosten gesichert werden. • Der Ortsmittelpunkt am Knotenpunkt Eifeldomstraße / Limbacher Straße sollte aus Verkehrssicherheitsgründen umgestaltet werden. Als relativ einfache und kostengünstig umzusetzende Maßnahme wäre zu prüfen, ob die Einrichtung eines Minikreisverkehres an dieser Stelle umsetzbar ist. Dieser würde die Fahrgeschwindigkeiten reduzieren und auch für Fußgänger an den Zufahrten sichere Querungsmöglichkeiten schaffen. Eine andere, eher „unorthodoxe“ Möglichkeit wäre eine flächenhafte Gestaltung, die die Räume für die Fahrbahn stark eingrenzt oder sogar ganz aufhebt. Als ein Beispiel soll die Markierung eines Schachbrettmusters in Osnabrück angeführt werden, die einen flächenhaft durch Fußgänger genutzten Bereich darstellt. Denkbar ist aber auch ein durchgehend gepflasterte Fläche. Abbildung 24: • flächige Markierung eines zentralen Platzes als Shared-SpaceBereich in Osnabrück Auch die Seitenstraßen sollten derart gestaltet werden, dass der Kfz auf die Fahrbahnmitte konzentriert wird. Hier kann mit Markierungen oder unterschiedlich farbigem Asphalt gearbeitet werden und deutlich gemacht werden, dass für Kfz eine mittige „Restfläche“ zur Verfügung steht, die Straßenräume also entsprechend der Vorgaben der RASt von den Seitenräumen aus geplant werden. 13 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx Smartmove-Projekt: Mobilitätscheck 08.10.2015 • Es sollte geprüft werden, ob die Ortseingänge durch Fahrbahneinengungen derart verschmälert werden können, dass nur noch Einrichtungsverkehr möglich ist. Das würde die gefahrene Geschwindigkeit deutlich senken und auch sich anschließende rechts-vor-links-Knotenpunkte sicherer machen. • Um die Wege der Schüler zu verkürzen, wird vorgeschlagen, zumindest die Haltestelle Hochthürmer Blick zweiseitig zu bedienen; es ist zu prüfen, ob ausreichend öffentliche Fläche gegenüber der bestehenden Haltestelle südlich des Friedhofes vorhanden ist. Dies hätte den Vorteil, dass die Fußwege aus den nördlichen und den südlichen Neubaugebieten zur bzw. von der nächsten Haltestelle kurz genug sind, dass die Nutzung des Linien- und TaxiBusses attraktiv und sicherer für mobilitätseingeschränkte, aber auch nicht-mobilitätseingeschränkte Personen möglich wird. 14 V:\daten\VRSSEN\VRSSEN15\BadMünstereifel\Houverath\ProtBAM_Houverath20151008.docx