Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
124 kB
Datum
02.07.2013
Erstellt
06.06.13, 15:06
Aktualisiert
06.06.13, 15:06
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT ERFTSTADT
öffentlich
Der Bürgermeister
V 233/2013
Az.: - 65 -
Amt: - 65 BeschlAusf.: - - 65 - Datum: 21.05.2013
gez. Böcking
Amtsleiter
RPA
- 20 -
gez. Erner, 1.
Beigeordneter
BM / Dezernent
Beratungsfolge
Betriebsausschuss Straßen
Termin
19.06.2013
vorberatend
Rat
02.07.2013
beschließend
Betrifft:
31.05.2013
Datum Freigabe -100-
Bemerkungen
Winterdienst
Verbesserung Winterdienst durch Feuchtsalzstreuung
Finanzielle Auswirkungen:
Die finanziellen Aufwendungen werden auf ca. 160.000 € geschätzt.
Hierzu zählen
die Mehrkosten für die u.g. Streugeräte ca. 15.000 €
die Nachrüstung der Multicars ca. 50.000 €
die Anschaffung einer Soleaufbereitungsanlage ca. 50.000 €
die Anschaffung eines beheizten Lagertanks ca. 30.000 €
dazugehörige Strom- und Wasseranschlüsse, Aufbauten und Fundamente etc. sowie
Ingenieurkosten ca. 15.000,00 €.
Die erforderlichen Mittel können im WP 2014 nachträglich bereitgestellt werden. Den Investitionen
stehen Einsparungen des jährlichen Salzverbrauchs, eine geringere Umweltbelastung und eine
Verbesserung der Verkehrssicherheit im Winter gegenüber.
Unterschrift des Budgetverantwortlichen
Erftstadt, den
Beschlussentwurf:
Die Verwaltung wird beauftragt den Winterdienst durch eine Feuchtsalzstreuung zu verbessern.
Dabei sollen sowohl die höhere Verkehrssicherheit als auch geringere Umweltbelastungen sowie
eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit erreicht werden.
Als erste Maßnahme werden die zu beschaffenden Salzstreugeräte für die Landwirte mit je einem
Soletank ausgerüstet sein. Die Mehrkosten für diese Sofortmaßnahme werden im Wirtschaftsplan
2014 mit ca. 15.000 € nach veranschlagt.
Begründung:
Auch das Gute kann noch besser werden.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass das Aufbringen von Salz im Winter noch verbessert
werden kann. Neben der Überwachung der Streustrecken mittels GPS und deren elektronischer
Erfassung zeigt es sich, dass der Einsatz von Feuchtsalz, einer Mischung aus Salzwasser und
dem bisher verwendeten Streusalzen, zu einer verbesserten Ergiebigkeit und Haftung der
ausgebrachten Salzmenge führt. Natürlich kann man sich von Feuchtsalz auch keine Wunder
erwarten, bei extremen Wetterlagen mit großen Schneemengen oder extrem tiefen Temperaturen
wird es auch zukünftig zu Störungen des Verkehrs kommen. Auch können sich finanzielle
Einsparungen im Verhältnis zur heutigen Praxis nur einstellen, wenn keine zusätzlichen
Forderungen an Streustrecken und Streuzeiten erfolgen. Bei der Umstellung auf Feuchtsalz ist mit
einer Qualitätsverbesserung und Verringerung der Streumenge aufgrund einer besseren
Ausnutzung der physikalischen und chemischen Eigenschaften zu rechnen.
Das auf der Fahrbahn aufgebrachte Trockensalz hat nur eine geringe Bodenhaftung und kann
seine abtauende Wirkung nicht sofort entfalten. Es wird teilweise vom Kraftfahrzeugverkehr
verweht bevor sich ein Feuchtigkeitsfilm um das trockene, auf die Fahrbahn aufgebrachte,
Salzkristall bilden kann. Bringt man das Trockensalz direkt mit einer Salzlösung auf die
Straßenoberfläche auf, ist dieser Anfeuchtungsvorgang nicht mehr notwendig und der Tauprozess
setzt wesentlich schneller ein. Außerdem treten weniger Verluste bei der Ausbringung des
Streusalzes auf, da keine trockenen Salzkristalle auf der Straße liegen, welche vom Wind oder
vom Verkehr weg getragen werden können. Aus diesem Grund bringen bereits viele Städte und
Gemeinden, sowie auch der Landesbetrieb Straßenbau eine Mischung aus einer Solelösung und
Trockensalz (Feuchtsalzstreuung) aus.
Die Feuchtsalztechnologie ist mittlerweile europaweit Stand der Technik.
In der Empfehlung des Bundesministers für Verkehr für die obersten Straßenbaubehörden der
Länder wird der Einsatz von Feuchtsalz im Straßenwinterdienst empfohlen.
Beim Feuchtsalzstreuverfahren kombiniert man die Vorteile der beiden Streustoffe (Trockensalz
und Salzlösung) und erreicht so eine schnellere Wirkung bei gleichzeitiger Verwendung deutlich
geringerer Salzmengen.
Die Feuchtsalzstreuung ist derzeit, verkehrlich und ökologisch der bestmögliche Kompromiss, da
mit geringen Salzmengen eine höhere Wirkung erreicht wird. Die Solelösung bleibt auch auf
gefrorenen Straßen liegen und beschleunigt so den Tauprozess. Das gezielte und wirksamere
Ausbringen des angefeuchteten Salzes bedeutet durch die Trockensalzeinsparung auch eine
geringere Umweltbelastung. Das Risiko für Umweltschäden an Bäumen ist geringer. Diese
Effektivität im Sinne von Natur und Umwelt ist möglich, weil die Streumenge je nach erforderlicher
Tauleistung und Fahrbahntemperatur genauer dosiert werden kann.
Auch sind vorbeugende Streuungen mit Feuchtsalz möglich. Das aufgebrachte Feuchtsalz wirkt
durch seine bessere Bodenhaftung schneller und spart zusätzlich Salz ein, da zur Vermeidung von
Glättebildung deutlich weniger Salz benötigt wird, als zum Auftauen von bereits bestehenden
Glätteschichten. Hier genügen verhältnismäßig geringe Streumengen von 5-15 g/m².
Den Vorteilen der Feuchtsalzstreuung (schnellere und länger anhaltende Tauwirkung), homogene
Salzverteilung, geringerer Salzverbrauch, höhere Verkehrssicherheit) stehen damit lediglich die
Nachteile der einmaligen Neuanschaffungen der beschriebenen Ausstattung gegenüber. Der BMV
empfiehlt deshalb die Fahrzeug- und Stützpunktausstattungen auf die Feuchtsalztechnik
abzustimmen und beruft sich in seiner Empfehlung auf eine Untersuchung der
Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen „über die Zweckmäßigkeit und
Wirtschaftlichkeit der Feuchtsalzanwendung im Winterdienst“.
Das u.a. empfohlene Verfahren FS 30 (Aufsprühen von Sole im Augenblick des Ausstreuens auf
dem Streuteller) verspricht Einsparungen beim Streusalz. Die TH Darmstadt konnte in einer Studie
belegen, dass Salzeinsparungen zwischen 24% und 44% zu erwarten sind. Der Verbrauch an
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Trockensalz für die Saison 2012/2013 liegt in Erftstadt bei 280 t (ca. 25.000 €). Diese Menge
könnte durch eine Umstellung auf Feuchtsalzstreuung deutlich gesenkt werden.
Bei dem Salzverbrauch für die vergangene Saison 2012/2013 könnte man somit mit der
ungefähren Einsparung von 100 t Salz (ca. 10.000 €) rechnen. Einsparungen beim Streusalz sind
abhängig von der Wetterlage und der Dauer einer Winterperiode und können für die Zukunft nicht
vorhergesagt werden.
In den Streugutbehältern der Fahrzeuge wird trockenes Salz geladen. In separaten Tanks befindet
sich die Solelösung. Während des Transports sind Salz und Sole getrennt. Die Vermischung von
Auftausalz und Sole erfolgt unmittelbar vor der Ausbreitung auf dem Streuteller in einem
Mischungsverhältnis von 70 Gewichtsprozent Salz und 30 Gewichtsprozent Sole. Die Anwendung
von Feuchtsalz ist mit dieser Lösung bis ca. -15 ° C möglich. Vom Streuteller wird sie dann fein
verteilt auf die Fahrbahn aufgebracht. Dank der modernen Feuchtsalztechnologie „FS 30“ haftet
das Material sofort fest an der Fahrbahn an. Ein Verwehen wird vermieden und das Salz kann da
wirken, wo es als effektiver „Glättekiller“ gebraucht wird. Die Verwendung von fertig gemischter
Sole ist deshalb erforderlich, weil bei winterlichen Temperaturen die Gefahr besteht, dass die
mitgeführte Flüssigkeit im Tank oder Zuleitungsrohr gefriert. Die Lagerung der Sole erfolgt in
doppelwandigen Kunststofftanks mit entsprechendem Fassungsvermögen.
Für eine Feuchtsalzaufbringung müssen die Streuaufsätze mit entsprechenden Tanks auf eine
Solebefüllung eingerichtet werden. Die nachträgliche Umrüstung der beiden Multicars auf die
Feuchtsalzstreuung (Soletanks) kostet pro Fahrzeug ca. 25.000 €.
Damit die Solelösung nicht gesondert (Hauptbestandteil Wasser) eingekauft werden muss, kann
sie mit einer entsprechenden Anlage vor Ort hergestellt werden. Für die Aufbereitung von
Siedesalz und Wasser zur Sole sind eine Mischanlage mit Umwälzpumpe sowie ein Lagertank
erforderlich.
Die eigene Soleherstellung auf dem Gelände des Bauhofs führt zu einer unabhängigen, autarken
Herstellung der Natriumchlorid-Sole. Für die Aufbereitung wird nur das bereits vorhandene
Streusalz und normales Wasser verwendet. Das Verfahren schützt vor Versorgungsengpässen
durch die Zulieferer und es entstehen keine zusätzlichen organisatorischen Verwaltungsarbeiten
für Bestellung, Lieferung und Überwachung so wie das bei Fremdbezug von fertigen Salzlösungen
erforderlich ist.
Von der Umrüstung auf die Feuchtsalzstreuung erhoffe ich mir eine weitere Verbesserung des
Winterdienstes. Die Winterwartung hat einen positiven Einfluss auf die Unfallzahlen und den
Verkehrsfluss. Durch die Möglichkeit der vorbeugenden Streuung kann eine höhere
Verkehrssicherheit erzielt werden.
In Vertretung
(Erner)
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