Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
440 kB
Datum
10.07.2013
Erstellt
11.04.13, 15:05
Aktualisiert
27.06.13, 15:07
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT ERFTSTADT
öffentlich
Der Bürgermeister
V 164/2013
Az.: -51-Bt.
Amt: - 51 BeschlAusf.: - -51- Datum: 05.04.2013
gez. Brost
Amtsleiter
RPA
- 20 -
gez. Erner,
Bürgermeister
BM / Dezernent
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
Termin
24.04.2013
beschließend
Jugendhilfeausschuss
10.07.2013
vorberatend
Betrifft:
24.06.2013
Datum Freigabe -100-
Bemerkungen
Psychische Belastungen des Personals in den städtischen Kitas
Finanzielle Auswirkungen:
Mittel in Höhe von 7.500 € sind im HP 2013 eingeplant.
Unterschrift des Budgetverantwortlichen
Erftstadt, den
Beschlussentwurf:
Die Ausführungen werden zur Kenntnis genommen.
Begründung:
Die Arbeit in Kindertageseinrichtungen heute ist mit der von vor 20 Jahren kaum noch
vergleichbar.
Heute stehen die elementarpädagogischen Fachkräfte vor einer Vielzahl komplexer
Anforderungen, denen sie kompetent begegnen müssen. Sie sollen über aktuelle
wissenschaftliche Erkenntnisse auf den Gebieten der Erziehungswissenschaften, der
Neurobiologie und der Entwicklungspsychologie informiert sein. Darüber hinaus sollen sie
Sozialisations- und Gendertheorien sowie den Ansatz der geschlechtsbewussten Erziehung,
Interkulturalität, Interreligiösität und die Ethik in ihre Arbeit mit einbeziehen. Sie sollen die
Bildungspläne und den Bildungsauftrag in der Kita umsetzen und dabei eng mit den Familien der
Kinder zusammenarbeiten. Dabei sind zunehmend Familien, die sich partiell einer Erziehung ihrer
Kinder verweigern oder die in der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind und von daher den
Erziehungsauftrag an Institutionen delegieren und das mit zunehmendem Ausbildungsniveau in
rigoroser Form. Heute werden Kinder unter 3 Jahren und Kinder mit besonderen Bedürfnissen
aufgenommen. Die Fachkräfte begegnen zudem multikulturellen und mehrsprachigen
Lebenswelten von Kindern und Familien, denen sie gerecht werden müssen.
Die Kitas wirken von daher stärker denn je beim Aufbau und der Umsetzung von
familienunterstützenden Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe mit.
Es wird erwartet, dass die Organisation der Bildungsprozesse in hohem Maße individualisiert
erfolgt. Die frühpädagogischen Fachkräfte sollen zum Abbau sozialer Ungerechtigkeit beitragen
sowie mit den Lehrkräften in den Grundschulen kooperieren. Sie sollen Partizipationsprozesse in
den Kitas einleiten. Hinzu kommen verstärkt Managementaufgaben und nicht zuletzt
Herausforderungen, die sich aus der Dokumentation, der Berichterstattung und der Evaluation der
eigenen Arbeit ergeben.
Diesen Facetten einer veränderten Elementarpädagogik steht aber keine entsprechende
gesellschaftliche Wertschätzung der Arbeit gegenüber. Das macht sich insbesondere in der
monetären Entlohnung gegenüber anderen gesellschaftlichen Arbeitsfeldern deutlich.
Die Vielfalt und Schwierigkeit der Arbeit steigt mit der Größe einer Kindertageseinrichtung. Eine
dreigruppige Einrichtung wird als optimal angesehen. Kinderanzahl, Elternvielfalt und Teamgröße
sind überschaubar, so dass das Management erleichtert wird.
Je größer eine Einrichtung wird, desto höher sind die Anforderungen an das Management. Die
Zeit für gelingende „Aushandlungsprozesse“ auf allen Ebenen sinkt. Der Tarifvertrag trägt dem in
der Bezahlung der Leitungen und ihrer Stellvertretungen ansatzweise Rechnung.
Die veränderten, vielfach als belastend empfundenen Arbeitsbedingungen nahmen Einfluss auf
einen neuen Tarifvertrag für den Sozial- und Erziehungsdienst (Änderungstarifvertrag Nr. 6 vom
27.07.2009), der betriebliche Gesundheitsförderung zur Pflichtaufgabe machte. Demnach „zielt
betriebliche Gesundheitsförderung darauf ab, die Arbeit und die Arbeitsbedingungen so zu
organisieren, dass diese nicht Ursache von Erkrankungen oder Gesundheitsschädigungen sind.
Sie fördert die Erhaltung bzw. Herstellung gesundheitsgerechter Verhältnisse am Arbeitsplatz
sowie gesundheitsbewusstes Verhalten. Zugleich werden damit die Motivation der Beschäftigten
und die Qualitätsstandards der Betriebe verbessert.“
Auf der Basis dieses Tarifvertrags hat der Personalrat beantragt, einen Gesundheitszirkel
einzurichten, der sich mit den gesundheitlichen Belastungen der Kolleginnen in den
Kindertageseinrichtungen beschäftigt.
Der Gesundheitszirkel wurde daraufhin Anfang 2011 eingerichtet. Ihm gehören an
der Personalrat mit zwei Vertretern
das Personalamt mit einer Vertreterin
das Jugendamt mit der Amtsleitung und der Stellvertretung
sowie drei Leitungen aus den städtischen Kitas.
Die Leitung des Gesundheitszirkels übernahm der Jugendamtsleiter.
Um die für das Personal in den Kitas richtigen Maßnahmen einzuleiten, beschloss der
Gesundheitszirkel als erstes eine Befragung des Personals hinsichtlich der Belastungen am
Arbeitsplatz.
Die Befragung erfolgte durch die Technologieberatungsstelle beim DGB NRW e.V. (TBS) und
beinhaltete folgende Themen
psychische und physische Anforderungen am Arbeitsplatz
individuelle Ressourcen und Kompetenzen zum Erhalt der mentalen Gesundheit
organisationale Ressourcen zur Erhalt der mentalen Gesundheit
individuelle Gesundheitssituation.
Die Fragebögen wurden von den Beschäftigten über den PC ausgefüllt. Die Daten wurden
anonym nur durch Vertraute der TBS ausgelesen.
Um die Teilnahme an der Befragung zu erhöhen, haben der Personalratsvorsitzende und der
Jugendamtsleiter jede Einrichtung besucht und in einer Teambesprechung für die Maßnahme
geworben.
In der Befragung wurde beispielsweise abgefragt:
Ich weiß, was von mir erwartet wird.
Ich erlebe durch Kollegen Beleidigungen, zum Beispiel durch herabwürdigende Worte oder
entsprechendes Verhalten.
-2-
Ich erhalte bestärkende Rückmeldungen zu meiner Arbeit. Meine Aufgaben und
Verantwortungsbereiche sind klar beschrieben.
Ich habe Spielräume zu entscheiden, wie ich meine Arbeit erledige.
Ich kenne die Zielsetzungen und Leitlinien meines Arbeitsbereichs.
Ich habe unerreichbare Zielvorgaben.
Ich muss einige Aufgaben vernachlässigen, weil ich zu viel Arbeit habe.
Die Anforderungen und Wünsche der von mir zu betreuenden Personen bestimmen, wie
mein Arbeitstag abläuft.
Ich bin bei der Arbeit starkem Lärm ausgesetzt.
Die Beleuchtung an meinem Arbeitsplatz ist unzureichend.
Das Raumklima ist schlecht.
Ich verfüge über Arbeits- und Hilfsmittel, die mich bei meinen Aufgaben gut unterstützen.
Ich übernehme gern neue Aufgaben.
Es fällt mir leicht, gegenüber Vorgesetzten meine Anliegen vorzubringen.
Familie, Freunde und Bekannte sagen, ich arbeite zu viel.
Bei der Arbeit fühle ich mich erschöpft und müde.
Ich finde leicht Ausgleich, wenn es bei der Arbeit stressig ist.
Es kommt häufiger vor, dass ich nicht gut abschalten kann und Probleme aus der Arbeit
mit nach Hause nehme.
Die Erwartungen der zu betreuenden Personen kann ich gut nachvollziehen.
Wie oft haben Sie Kopfschmerzen?
Wie oft haben Sie Rückenschmerzen?
Wie oft haben Sie Schlafstörungen?
Wie oft leiden Sie unter Erkältungen
Dies sind nur Ausschnitte von insgesamt 84 Fragen. Die Befragung fand im Juni 2011 statt. An
der Befragung haben sich 88 von 122 Beschäftigten beteiligt (73 %)
Hier die Ergebnisse in komprimierter Form:
Die besten Faktoren im Urteil der Beschäftigten
Die Beschäftigten verfügen über ein gutes Aufgabenverständnis: Sie haben die Fähigkeiten zur
Aufgabenbewältigung und sie verfügen über ausreichende und transparente Beschreibungen ihrer
Aufgaben, sie wissen was ihre Ziele sind und was sie zu tun haben. Sie können die Erwartungen
der zu betreuenden Kinder und ihrer Eltern gut nachvollziehen und sich gut mit beiden Gruppen
verständigen.
Ihre personalen Kompetenzen, insbesondere in der Verantwortung für Dritte, bei Anforderungen
durch Eltern und Kinder und im Umgang mit Konflikten halten sie für sehr hoch.
Von den KollegInnen erhalten sie ein offenes Ohr bei arbeitsbezogenen Problemen, die
notwendige Hilfe bei Schwierigkeiten und den erwarteten Respekt.
Bei Veränderungsprozessen übernehmen sie gern neue Aufgaben und können sich schnell auf
solche neuen Anforderungen einstellen.
-3-
Legende: Die Antworten wurden in eine
Skala von 1 (schlechtester Wert) bis 5
(bester Wert) übersetzt. Die Fragen
wurden Unterdimensionen zugeordnet und
der entsprechende Mittelwert errechnet.
Sie empfinden ihre Arbeit als ganzheitlich und sinnstiftend: sie können selbst ihre Arbeitsqualität
einschätzen, sind meistens auch mit ihrer Aufgabenbewältigung und Leistung zufrieden,
wenngleich sie sich auch oft (zu) stark gefordert fühlen.
Die Beschäftigten fühlen sich von den Anforderungen der zu betreuenden Personen getrieben,
es fällt ihnen schwer, darüber hinaus die weiteren geforderten Aufgaben zu erledigen. Konflikte
oder Aggressionen zu diesen Personen empfinden sie allerdings als marginal.
Führungskräfte im Mittelfeld
Weniger Unterstützung erfahren die Befragten durch ihre Führungskräfte als durch ihre
KollegInnen. Dies betrifft sowohl die bestärkende Rückmeldung und Ermutigung, aber auch die
situative Unterstützung bei seelisch beanspruchenden Tätigkeiten, bei Problemen oder bei
Belastungen und Ärger. Wenngleich die Werte im Urteil der Beschäftigten nicht besorgniserregend sind, sind hier doch Potenziale bei den Leitungskräften zu erschließen.
Das Arbeitsklima wird differenziert bewertet: Mobbing (Schikanen, Beleidigungen,
herabwürdigende Handlungen) stellen kein ernst zu nehmendes Problem dar, allerdings gibt es
öfter mal ein angespanntes Arbeitsklima mit Reibereien und Konflikten.
Auch die Kultur der Beteiligung und Information scheint verbesserungswürdig: wenn es zu
Veränderungen im Arbeitsumfeld kommt, fühlen sie sich nicht immer einbezogen und wissen
nicht genau, was auf sie zukommt.
Die schlechtesten Befunde
Ganz unten im Qualitätsurteil der Beschäftigten stehen die körperlichen Belastungen; unter
ihnen besonders Arbeitsbedingungen mit starkem Lärm, unangenehmer Körperhaltung (z.B.
gebückt, auf Kinderstühlen), schlechtem Raumklima und schwerer körperlich belastender Arbeit;
dabei verfügen sie nicht über ausreichende Arbeits- und Hilfsmittel zur Arbeitsunterstützung.
-4-
Unmittelbar folgen die psychischen Belastungen. Das meint konkret emotionale
Beanspruchungen, wie „nicht abschalten können“ und die Arbeit mit nach Hause nehmen,
belastende Situationen mit Kindern oder Eltern, die Schwierigkeit belastende Arbeitsphasen zu
begrenzen, keinen Ausgleich zu finden. Das meint auch psychische Ermüdungszustände, wie
nachlassende Konzentration, verlangsamte Arbeit und Erholungsbedarf.
Die Balance zwischen Leben und Arbeit ist nicht ausgeglichen: die verschiedenen
Anforderungen aus Beruf und Privatleben können nur schwer in Einklang gebracht werden, das
persönliche Umfeld beschwert sich über zu viel Arbeit.
Kritisch wird auch die Arbeitsplatzqualität bewertet: so haben sich die Arbeitsbedingungen
verschlechtert, es gibt keine guten beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, obschon die
Beschäftigten ihren Arbeitsplatz grundsätzlich als gesichert ansehen.
Bei den Anforderungen am Arbeitsplatz sticht besonders die negative Bewertung der
Arbeitsintensität hervor: hoch konzentrierte Arbeit und mehrere gleichzeitige schwer miteinander
zu vereinbarende Arbeitstätigkeiten und den Zwang, Aufgaben vernachlässigen zu müssen.
Stark begrenzt scheint auch die Handlungs- und Entscheidungsfreiheit, hier ist es
insbesondere eine flexible Arbeitszeit- und Pausengestaltung nach persönlichen Erfordernissen,
die durch zu starre Dienstpläne nicht ermöglicht wird.
Der Gesundheitszirkel hat nach Auswertung der Befragung vier Themenschwerpunkte mit
besonderem Handlungsbedarf herausgestellt:
Ressourcen für körperliche Probleme
o Lärm: Lärmmessungen im konkreten Fall durch Unfallkasse, bauliche
Veränderungen, Personalräume planen im Besprechungstrakt und im Ruhebereich;
pädagogisches Konzept überprüfen? Lärmampel?
o Augenbeschwerden: Lichtverhältnisse Gymnich
o Nacken/Rücken: Rückenschule durch Krankenkassen während der Arbeitszeit (z.B.
nach Schließung)
o Schlafstörungen: Entspannungskurse
Führung (Fortbildung, Gespräche)
o Handlungsbedarf bei Lob und Anerkennung
o Führungskräfteschulungen: Leitung von Kitas, Kommunikation mit MitarbeiterInnen
o Unterstützung in Teambesprechungen, Fallbesprechungen, Supervision
o WB-Block „Stressmanagement/Umgang mit Psychischen Belastungen“ auf
Konferenztag
Kundengetriebene Anforderungen: Eltern werden zusehends schwieriger, stellen höhere
Anforderungen, haben geänderte Beratungsbedarfe. Damit wachsen Anforderungen in der
„Aushandelungskompetenz“. WB: Kommunikationstraining, Fallbesprechung, Transparenz
über Anforderungen (KIBIZ)
Balance Leben Arbeit
o Zum Thema „Lebensphasengerechte Arbeitsgestaltung“ sollten Wege gefunden
werden, wie berufliche Perspektiven eröffnet werden, Binnendifferenzierung von
Kompetenzen ermöglicht und gruppenübergreifende Lösungen angegangen
werden können („demografische Gestaltung“). Hier sind pädagogische Konzepte zu
entwickeln. Anderer Einsatz in der Kita: Tätigkeitswechsel im Tagesverlauf (z.B.
Dokumentation am Schreibtisch), Fremdsprachliche Förderung, Motopädie,
Sportförderung, => Kooperation mit den benachbarten Kitas; Arbeit in der
Verwaltung? Anderer Beruf?
o Individuelle Arbeitszeitgestaltung: Hier gibt es mehr Möglichkeiten, als sie aktuell
genutzt werden, z.B. im Abfeiern von Überstunden, in der Urlaubsgestaltung.
Darauf könnte verstärkt hingewiesen werden.
o Dienstpläne in den Kitas unter Berücksichtigung der Fehlzeiten
o Gesprächsbedarf zur Berücksichtigung TZ/VZ
-5-
Auf einer Personalversammlung am 21.11.2011 wurden die Ergebnisse den Beschäftigten
vorgestellt und die Entscheidungen des Gesundheitszirkels präsentiert. In die richtige
„Maßnahmenfindung“ sollten die Beschäftigten einbezogen werden.
Wie sollen die Themen bearbeitet werden?
Hier wurde unterschieden in Themen, die durch Mitglieder des Gesundheitszirkels weiter
bearbeitet werden, und Themen, für die Arbeitsgruppen von Beschäftigten eingerichtet werden.
Abschliessende Bearbeitung durch Gesundheitszirkel
o Körperliche Problematik
o Arbeitszeitgestaltung
Arbeitsgruppen mit vorgeschlagener Zusammensetzung
o Führung (Herr Lehmann, ohne Kita-Leitungen)
o MitarbeiterInnenstärkung (Herr Brost)
o Balance Leben Arbeit (Frau Zierke)
Die Termine für die Arbeitsgruppen wurden direkt vorgeschlagen und im Anschluss an die
Personalversammlung organisiert. Es wurden je 2 Termine bis zum 31.1.2012 eingeplant. Die
Arbeitsgruppen dokumentierten ihre Ergebnisse nach folgendem Schema:
Wir wollen erreichen…(Zielsetzung)
Das bedeutet:..,. (Konkretisierung)
Das erreichen wir durch..(Massnahmen)
Den Erfolg messen wir an..(Erfolgskontrolle)
Im Folgenden werden die zusammengefassten Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen dargestellt:
Teilzeitarbeit
Muss vermehrt ermöglicht werden, flexibel aber planbar, anzusehen als Budget. Mitbestimmung
im Team! Unter (teilweisem, voll geht nicht!) Einbezug in DBs und Planungsbesprechungen.
Voraussetzung bei den Kolleginnen: Bereitschaft in andere Einrichtung zu wechseln; ebenso
Teilung von Arbeitszeit in Vormittagsdienst und Nachmittagsdienst bzw. flexibler Ganztagseinsatz.
Teilzeit darf nicht nur den Interessen der Kolleginnen dienen.
Wochenendveranstaltungen sollen reduziert werden (Regel: nicht mehr als 3 pro Jahr/Gruppe)
Feierabend, klare Dienstzeiten in einer Regelmäßigkeit.
Wünsche für den Berufsalltag:
Möglichkeiten in der Kita schaffen, um eigene Kinder in Notsituationen (z. B. Krankheit) mitbringen
zu können.
Aber: Grundsätzlich keine eigenen Kita-Kinder in der Einrichtung.
Urlaub auch außerhalb der teuren Ferienwochen möglich machen.
Mehrarbeitsstunden müssen lohnend abgefeiert werden.
Kollegiale Beratungsteams in jeder Kita auch Kita übergreifend.
Informationen müssen allen zugänglich sein.
Mehr Einsatz nach persönlichen Stärken in der Kita und auch Kita übergreifend, ohne den Kindern
die wichtige Bezugsperson zu nehmen.
Klare Pausenregelung – wann und wo!
Wünsche und Ansprüche an Leitung:
Überarbeitung der Arbeitsplatzbeschreibungen, um auch Klarheit über das Aufgabenprofil bzw. die
Tätigkeiten der Leitung wie auch der Erzieherinnen und der anderen Fachkräfte zu bekommen.
Weitergabe aller Informationen an das Team und Nutzung des Teams als Koordinationsplenum.
Schaffung „unserer“ Kita, Stärkung des „Wir-Gefühls“. Strukturierung der DBs z.B. durch
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Bericht aus den Leiterinnenkonferenzen als „ewigen“ TOP bei den Teambesprechungen
Zeit für einen „Problemfall“, ungelöst wie gelöst, zu dem alle etwas beitragen
Besprechung von Vertretungsregelungen im Krankheitsfall
Transparenz über die Mittel, die zur Verfügung stehen, insbesondere für Fortbildung, Fachund Organisationsberatung
Die Teamsitzungsleitung/-moderation sollte routieren.
Die Kitas brauchen grundsätzlich mehr themenspezifische Fachberatung im Team. Dazu muss
sich aber das Team auf das Thema verständigen.
Kommunikationstrainings können im Team, Kita übergreifend als Inhouseschulung, aber auch
über externe Institute angeboten werden.
Das größte Problem ist die nicht vorhandene Zeit. Keine Zeit zum Ankommen, zum Räumen,
Reflektieren, für Kleinteams, für Infomaterialen und Fachliteratur, für Konzeption(en), Berichte
über erfahrene Fortbildungen, etc.
Das muss dringend gelernt werden! Dazu dient Organisationsberatung. Die zu lösenden
Probleme müssen aber auch hier vorher vom Team definiert werden. Das setzt die Beschäftigung
damit schon vorher voraus.
In der Folgezeit hat der Gesundheitszirkel noch mit zwei Krankenkassen gesprochen, und
Angebote hinsichtlich Rückenschulungen und Entspannungstechniken erhalten.
Diese Angebote sollten aber in den jeweiligen Kitas nach deren Schließung aber während der
Arbeitszeit stattfinden. Die Kurse können natürlich auch abends oder am Wochenende durch die
Beschäftigten besucht werden. Die Erfahrung sagt aber, dass sich zu diesen Zeiten kaum noch
jemand auf den Weg macht, präventive Maßnahmen „freiwillig“ und auf eigene Kosten zu belegen.
Darüber hinaus fördert der Kurs in der eigenen Kita natürlich auch das Gemeinschaftsgefühl.
Für die Bezahlung all der oben genannten Maßnahmen wurden im HP 2012 10.000 € angemeldet.
Angesichts der dramatischen Haushaltslage hat der letzte Bürgermeister den Ansatz auf 7.500 €
gekürzt. Inzwischen arbeiten ca. 160 Mitarbeiterinnen im Kita-Bereich. Bei 7.500 € steht also ein
Betrag von 3,90 € pro Mitarbeiterin pro Monat zur Verfügung. Große Sprünge sind damit nicht zu
machen.
Der Gesundheitszirkel hat seit Mai letzten Jahres nicht mehr getagt. Das lag in erster Linie am
Jugendamtsleiter, der keine Zeit mehr fand, die Arbeit koordinierend zu Ende zu führen.
Umgesetzt werden im Zuge des U3-Ausbaus Veränderungswünsche des Personals.
Umgesetzt wird auch bei angemeldetem Bedarf Teamberatung bei spezifischen Problemlagen.
Die Teams sind aber noch nicht genügend sensibilisiert worden, diese Möglichkeiten auch in
Anspruch zu nehmen. Das war wegen der verzögerten Haushaltsplanberatungen in 2012 nicht
möglich.
Umgesetzt werden auch Lärmmessungen in den Kitas. Wo Lärm mindernde Maßnahmen
erforderlich sind, werden sie mit dem Eigenbetrieb abgestimmt.
Nicht umgesetzt sind die gesundheitspräventiven Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den
Krankenkassen in den Kitas. Dazu wird der Haushaltsansatz auch nicht reichen. Hier steht aber
auch noch eine Entscheidung des Gesundheitszirkels aus.
Abschließend wird Bezug genommen auf die Einstellung von zwei Springern. Sie sind eine
konkrete Entlastung der Kolleginnen in den Kitas. Auch wenn zwei Springerinnen nicht genug
sind, sind sie aber ein wichtiges Symbol der Wertschätzung des Arbeitgebers gegenüber den
Kolleginnen in der Kita.
Nach Durchführung und Auswertung der Befragungsaktion der Beschäftigten in den Kitas sollte
man vermuten, dass deren Krankenstand entsprechend hoch ist. Ein Vergleich mit den
-7-
Bediensteten der Restverwaltung für das letzte Kalenderjahr kommt aber zu einem anderen
Ergebnis.
Amt
alle MA ohne Kitas
Kitas
Gesamt:
Anzahl MA Krankentage (KT)
474
13.145
163
3.000
639
16.438
KT/MA
27,73
18,40
25,72
Bemerkungen:
In der Statistik sind Krankheitstage = Kalendertage.
In der MA-Zahl ohne Kitas sind 33 Fälle von Langzeiterkrankungen enthalten.
mit insgesamt 6.498 Krankheitstagen.
(Mehr als 100 Kalendertage in 2012 arbeitsunfähig)
Das entspricht einem Anteil von 7% der MA und 49% der Krankheitstage.
In der MA-Zahl der Kitas sind 3 Langzeiterkrankungen enthalten, mit insgesamt
738 Krankheitstagen.
Das entspricht 1,8% der MA und 24,6% der Krankheitstage.
Quelle: Personalamt
Inzwischen existieren mehrere Untersuchungen zu den Belastungen der Beschäftigten in den
Kitas. Eine neue wurde von Oktober 2010 bis Dezember 2012 an der Alice Salomon Hochschule
in Berlilnd durchgeführt. Auftraggeberin ist die Unfallkasse NRW, unterstützt durch die Deutsche
Gesetzliche Unfallversicherung. Die Studie befasst sich hauptsächlich mit den strukturellen
Rahmenbedingungen, unter denen die Beschäftigten arbeiten. Hier spielen z. B. eine Rolle
die Fachkraft-Kind-Relation
die Gruppengröße
die Alterszusammensetzung der Gruppe
die Qualifikation und die Berufserfahrung des Personals
das Raumangebot
das Einkommen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen dem Gesundheitszustand der pädagogischen
Fachkräfte und der Strukturqualität ein hoher Zusammenhang besteht. Schlechte strukturelle
Rahmenbedingungen wie zu wenig Zeit, räumliche, finanzielle und personelle
Ausstattungsmängel, geringe Arbeitsplatzsicherheit, keine festen Pausenzeiten, fehlende
Einrichtungsbesprechungen oder Supervisionsangebote erhöhen das Risiko für verschiedenen
gesundheitliche Beeinträchtigungen. Dazu gehören z.B. ein schlechteres subjektives
Gesundheitserleben, häufige chronische Erkrankungen und psychische Störungen sowie
Beeinträchtigungen im Alltag. Fachkräfte mit schlechten strukturellen Arbeitsbedingungen zeigen
unter Kontrolle von persönlichen Faktoren wie bspw. Alter, privater Belastung bzw. Unterstützung,
arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern oder individuellem Gesundheitsverhalten ein
2,6-fach höheres Risiko, Leitungskräfte ein 2,5-fach höheres Risiko für eine eingeschränkte
Arbeitsfähigkeit als ihre Kolleg/innen mit guten strukturellen Rahmenbedingungen. Als
Schutzfaktoren kristallisieren sich ein gutes Teamklima, ein hoher Handlungsspielraum, viel
Bewegung auf der Arbeit, hohe Unterstützung von Weiterbildung und ein hohes Ausmaß an
beruflicher Gratifikation wie Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit und Anerkennung heraus. In einem
-8-
nächsten Schritt werden die Ergebnisse in Eckpunkte für ein betriebliches
Gesundheitsmanagement in Kitas überführt (Kita NRW 2/2013).
Zu bedenken ist jedoch bei dieser Untersuchung auch, dass die o.g. Faktoren im Rahmen der
Strukturqualität vom Träger nicht in wünschenswerter Weise beeinflussbar sind.
(Erner)
-9-