Politik bei uns wird nicht mehr aktiv betreut, eine Datenaktualisierung findet genausowenig statt wie Support.

Wir würden gerne weitermachen. Aber die Ansprüche an die Plattform passen nicht zum vollständig ehrenamtlichen Betrieb. Hintergründe und Ideen zur Rettung finden Sie in diesem Blogartikel.

Beschlussvorlage (Psychische Belastungen des Personals in den städtischen Kitas)

Daten

Kommune
Erftstadt
Größe
440 kB
Datum
10.07.2013
Erstellt
11.04.13, 15:05
Aktualisiert
27.06.13, 15:07

Inhalt der Datei

STADT ERFTSTADT öffentlich Der Bürgermeister V 164/2013 Az.: -51-Bt. Amt: - 51 BeschlAusf.: - -51- Datum: 05.04.2013 gez. Brost Amtsleiter RPA - 20 - gez. Erner, Bürgermeister BM / Dezernent Beratungsfolge Jugendhilfeausschuss Termin 24.04.2013 beschließend Jugendhilfeausschuss 10.07.2013 vorberatend Betrifft: 24.06.2013 Datum Freigabe -100- Bemerkungen Psychische Belastungen des Personals in den städtischen Kitas Finanzielle Auswirkungen: Mittel in Höhe von 7.500 € sind im HP 2013 eingeplant. Unterschrift des Budgetverantwortlichen Erftstadt, den Beschlussentwurf: Die Ausführungen werden zur Kenntnis genommen. Begründung: Die Arbeit in Kindertageseinrichtungen heute ist mit der von vor 20 Jahren kaum noch vergleichbar. Heute stehen die elementarpädagogischen Fachkräfte vor einer Vielzahl komplexer Anforderungen, denen sie kompetent begegnen müssen. Sie sollen über aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse auf den Gebieten der Erziehungswissenschaften, der Neurobiologie und der Entwicklungspsychologie informiert sein. Darüber hinaus sollen sie Sozialisations- und Gendertheorien sowie den Ansatz der geschlechtsbewussten Erziehung, Interkulturalität, Interreligiösität und die Ethik in ihre Arbeit mit einbeziehen. Sie sollen die Bildungspläne und den Bildungsauftrag in der Kita umsetzen und dabei eng mit den Familien der Kinder zusammenarbeiten. Dabei sind zunehmend Familien, die sich partiell einer Erziehung ihrer Kinder verweigern oder die in der Erziehung ihrer Kinder überfordert sind und von daher den Erziehungsauftrag an Institutionen delegieren und das mit zunehmendem Ausbildungsniveau in rigoroser Form. Heute werden Kinder unter 3 Jahren und Kinder mit besonderen Bedürfnissen aufgenommen. Die Fachkräfte begegnen zudem multikulturellen und mehrsprachigen Lebenswelten von Kindern und Familien, denen sie gerecht werden müssen. Die Kitas wirken von daher stärker denn je beim Aufbau und der Umsetzung von familienunterstützenden Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe mit. Es wird erwartet, dass die Organisation der Bildungsprozesse in hohem Maße individualisiert erfolgt. Die frühpädagogischen Fachkräfte sollen zum Abbau sozialer Ungerechtigkeit beitragen sowie mit den Lehrkräften in den Grundschulen kooperieren. Sie sollen Partizipationsprozesse in den Kitas einleiten. Hinzu kommen verstärkt Managementaufgaben und nicht zuletzt Herausforderungen, die sich aus der Dokumentation, der Berichterstattung und der Evaluation der eigenen Arbeit ergeben. Diesen Facetten einer veränderten Elementarpädagogik steht aber keine entsprechende gesellschaftliche Wertschätzung der Arbeit gegenüber. Das macht sich insbesondere in der monetären Entlohnung gegenüber anderen gesellschaftlichen Arbeitsfeldern deutlich. Die Vielfalt und Schwierigkeit der Arbeit steigt mit der Größe einer Kindertageseinrichtung. Eine dreigruppige Einrichtung wird als optimal angesehen. Kinderanzahl, Elternvielfalt und Teamgröße sind überschaubar, so dass das Management erleichtert wird. Je größer eine Einrichtung wird, desto höher sind die Anforderungen an das Management. Die Zeit für gelingende „Aushandlungsprozesse“ auf allen Ebenen sinkt. Der Tarifvertrag trägt dem in der Bezahlung der Leitungen und ihrer Stellvertretungen ansatzweise Rechnung. Die veränderten, vielfach als belastend empfundenen Arbeitsbedingungen nahmen Einfluss auf einen neuen Tarifvertrag für den Sozial- und Erziehungsdienst (Änderungstarifvertrag Nr. 6 vom 27.07.2009), der betriebliche Gesundheitsförderung zur Pflichtaufgabe machte. Demnach „zielt betriebliche Gesundheitsförderung darauf ab, die Arbeit und die Arbeitsbedingungen so zu organisieren, dass diese nicht Ursache von Erkrankungen oder Gesundheitsschädigungen sind. Sie fördert die Erhaltung bzw. Herstellung gesundheitsgerechter Verhältnisse am Arbeitsplatz sowie gesundheitsbewusstes Verhalten. Zugleich werden damit die Motivation der Beschäftigten und die Qualitätsstandards der Betriebe verbessert.“ Auf der Basis dieses Tarifvertrags hat der Personalrat beantragt, einen Gesundheitszirkel einzurichten, der sich mit den gesundheitlichen Belastungen der Kolleginnen in den Kindertageseinrichtungen beschäftigt. Der Gesundheitszirkel wurde daraufhin Anfang 2011 eingerichtet. Ihm gehören an  der Personalrat mit zwei Vertretern  das Personalamt mit einer Vertreterin  das Jugendamt mit der Amtsleitung und der Stellvertretung  sowie drei Leitungen aus den städtischen Kitas. Die Leitung des Gesundheitszirkels übernahm der Jugendamtsleiter. Um die für das Personal in den Kitas richtigen Maßnahmen einzuleiten, beschloss der Gesundheitszirkel als erstes eine Befragung des Personals hinsichtlich der Belastungen am Arbeitsplatz. Die Befragung erfolgte durch die Technologieberatungsstelle beim DGB NRW e.V. (TBS) und beinhaltete folgende Themen  psychische und physische Anforderungen am Arbeitsplatz  individuelle Ressourcen und Kompetenzen zum Erhalt der mentalen Gesundheit  organisationale Ressourcen zur Erhalt der mentalen Gesundheit  individuelle Gesundheitssituation. Die Fragebögen wurden von den Beschäftigten über den PC ausgefüllt. Die Daten wurden anonym nur durch Vertraute der TBS ausgelesen. Um die Teilnahme an der Befragung zu erhöhen, haben der Personalratsvorsitzende und der Jugendamtsleiter jede Einrichtung besucht und in einer Teambesprechung für die Maßnahme geworben. In der Befragung wurde beispielsweise abgefragt:  Ich weiß, was von mir erwartet wird.  Ich erlebe durch Kollegen Beleidigungen, zum Beispiel durch herabwürdigende Worte oder entsprechendes Verhalten. -2-                      Ich erhalte bestärkende Rückmeldungen zu meiner Arbeit. Meine Aufgaben und Verantwortungsbereiche sind klar beschrieben. Ich habe Spielräume zu entscheiden, wie ich meine Arbeit erledige. Ich kenne die Zielsetzungen und Leitlinien meines Arbeitsbereichs. Ich habe unerreichbare Zielvorgaben. Ich muss einige Aufgaben vernachlässigen, weil ich zu viel Arbeit habe. Die Anforderungen und Wünsche der von mir zu betreuenden Personen bestimmen, wie mein Arbeitstag abläuft. Ich bin bei der Arbeit starkem Lärm ausgesetzt. Die Beleuchtung an meinem Arbeitsplatz ist unzureichend. Das Raumklima ist schlecht. Ich verfüge über Arbeits- und Hilfsmittel, die mich bei meinen Aufgaben gut unterstützen. Ich übernehme gern neue Aufgaben. Es fällt mir leicht, gegenüber Vorgesetzten meine Anliegen vorzubringen. Familie, Freunde und Bekannte sagen, ich arbeite zu viel. Bei der Arbeit fühle ich mich erschöpft und müde. Ich finde leicht Ausgleich, wenn es bei der Arbeit stressig ist. Es kommt häufiger vor, dass ich nicht gut abschalten kann und Probleme aus der Arbeit mit nach Hause nehme. Die Erwartungen der zu betreuenden Personen kann ich gut nachvollziehen. Wie oft haben Sie Kopfschmerzen? Wie oft haben Sie Rückenschmerzen? Wie oft haben Sie Schlafstörungen? Wie oft leiden Sie unter Erkältungen Dies sind nur Ausschnitte von insgesamt 84 Fragen. Die Befragung fand im Juni 2011 statt. An der Befragung haben sich 88 von 122 Beschäftigten beteiligt (73 %) Hier die Ergebnisse in komprimierter Form: Die besten Faktoren im Urteil der Beschäftigten Die Beschäftigten verfügen über ein gutes Aufgabenverständnis: Sie haben die Fähigkeiten zur Aufgabenbewältigung und sie verfügen über ausreichende und transparente Beschreibungen ihrer Aufgaben, sie wissen was ihre Ziele sind und was sie zu tun haben. Sie können die Erwartungen der zu betreuenden Kinder und ihrer Eltern gut nachvollziehen und sich gut mit beiden Gruppen verständigen. Ihre personalen Kompetenzen, insbesondere in der Verantwortung für Dritte, bei Anforderungen durch Eltern und Kinder und im Umgang mit Konflikten halten sie für sehr hoch. Von den KollegInnen erhalten sie ein offenes Ohr bei arbeitsbezogenen Problemen, die notwendige Hilfe bei Schwierigkeiten und den erwarteten Respekt. Bei Veränderungsprozessen übernehmen sie gern neue Aufgaben und können sich schnell auf solche neuen Anforderungen einstellen. -3- Legende: Die Antworten wurden in eine Skala von 1 (schlechtester Wert) bis 5 (bester Wert) übersetzt. Die Fragen wurden Unterdimensionen zugeordnet und der entsprechende Mittelwert errechnet. Sie empfinden ihre Arbeit als ganzheitlich und sinnstiftend: sie können selbst ihre Arbeitsqualität einschätzen, sind meistens auch mit ihrer Aufgabenbewältigung und Leistung zufrieden, wenngleich sie sich auch oft (zu) stark gefordert fühlen. Die Beschäftigten fühlen sich von den Anforderungen der zu betreuenden Personen getrieben, es fällt ihnen schwer, darüber hinaus die weiteren geforderten Aufgaben zu erledigen. Konflikte oder Aggressionen zu diesen Personen empfinden sie allerdings als marginal. Führungskräfte im Mittelfeld Weniger Unterstützung erfahren die Befragten durch ihre Führungskräfte als durch ihre KollegInnen. Dies betrifft sowohl die bestärkende Rückmeldung und Ermutigung, aber auch die situative Unterstützung bei seelisch beanspruchenden Tätigkeiten, bei Problemen oder bei Belastungen und Ärger. Wenngleich die Werte im Urteil der Beschäftigten nicht besorgniserregend sind, sind hier doch Potenziale bei den Leitungskräften zu erschließen. Das Arbeitsklima wird differenziert bewertet: Mobbing (Schikanen, Beleidigungen, herabwürdigende Handlungen) stellen kein ernst zu nehmendes Problem dar, allerdings gibt es öfter mal ein angespanntes Arbeitsklima mit Reibereien und Konflikten. Auch die Kultur der Beteiligung und Information scheint verbesserungswürdig: wenn es zu Veränderungen im Arbeitsumfeld kommt, fühlen sie sich nicht immer einbezogen und wissen nicht genau, was auf sie zukommt. Die schlechtesten Befunde Ganz unten im Qualitätsurteil der Beschäftigten stehen die körperlichen Belastungen; unter ihnen besonders Arbeitsbedingungen mit starkem Lärm, unangenehmer Körperhaltung (z.B. gebückt, auf Kinderstühlen), schlechtem Raumklima und schwerer körperlich belastender Arbeit; dabei verfügen sie nicht über ausreichende Arbeits- und Hilfsmittel zur Arbeitsunterstützung. -4- Unmittelbar folgen die psychischen Belastungen. Das meint konkret emotionale Beanspruchungen, wie „nicht abschalten können“ und die Arbeit mit nach Hause nehmen, belastende Situationen mit Kindern oder Eltern, die Schwierigkeit belastende Arbeitsphasen zu begrenzen, keinen Ausgleich zu finden. Das meint auch psychische Ermüdungszustände, wie nachlassende Konzentration, verlangsamte Arbeit und Erholungsbedarf. Die Balance zwischen Leben und Arbeit ist nicht ausgeglichen: die verschiedenen Anforderungen aus Beruf und Privatleben können nur schwer in Einklang gebracht werden, das persönliche Umfeld beschwert sich über zu viel Arbeit. Kritisch wird auch die Arbeitsplatzqualität bewertet: so haben sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert, es gibt keine guten beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten, obschon die Beschäftigten ihren Arbeitsplatz grundsätzlich als gesichert ansehen. Bei den Anforderungen am Arbeitsplatz sticht besonders die negative Bewertung der Arbeitsintensität hervor: hoch konzentrierte Arbeit und mehrere gleichzeitige schwer miteinander zu vereinbarende Arbeitstätigkeiten und den Zwang, Aufgaben vernachlässigen zu müssen. Stark begrenzt scheint auch die Handlungs- und Entscheidungsfreiheit, hier ist es insbesondere eine flexible Arbeitszeit- und Pausengestaltung nach persönlichen Erfordernissen, die durch zu starre Dienstpläne nicht ermöglicht wird. Der Gesundheitszirkel hat nach Auswertung der Befragung vier Themenschwerpunkte mit besonderem Handlungsbedarf herausgestellt:     Ressourcen für körperliche Probleme o Lärm: Lärmmessungen im konkreten Fall durch Unfallkasse, bauliche Veränderungen, Personalräume planen im Besprechungstrakt und im Ruhebereich; pädagogisches Konzept überprüfen? Lärmampel? o Augenbeschwerden: Lichtverhältnisse Gymnich o Nacken/Rücken: Rückenschule durch Krankenkassen während der Arbeitszeit (z.B. nach Schließung) o Schlafstörungen: Entspannungskurse Führung (Fortbildung, Gespräche) o Handlungsbedarf bei Lob und Anerkennung o Führungskräfteschulungen: Leitung von Kitas, Kommunikation mit MitarbeiterInnen o Unterstützung in Teambesprechungen, Fallbesprechungen, Supervision o WB-Block „Stressmanagement/Umgang mit Psychischen Belastungen“ auf Konferenztag Kundengetriebene Anforderungen: Eltern werden zusehends schwieriger, stellen höhere Anforderungen, haben geänderte Beratungsbedarfe. Damit wachsen Anforderungen in der „Aushandelungskompetenz“. WB: Kommunikationstraining, Fallbesprechung, Transparenz über Anforderungen (KIBIZ) Balance Leben Arbeit o Zum Thema „Lebensphasengerechte Arbeitsgestaltung“ sollten Wege gefunden werden, wie berufliche Perspektiven eröffnet werden, Binnendifferenzierung von Kompetenzen ermöglicht und gruppenübergreifende Lösungen angegangen werden können („demografische Gestaltung“). Hier sind pädagogische Konzepte zu entwickeln. Anderer Einsatz in der Kita: Tätigkeitswechsel im Tagesverlauf (z.B. Dokumentation am Schreibtisch), Fremdsprachliche Förderung, Motopädie, Sportförderung, => Kooperation mit den benachbarten Kitas; Arbeit in der Verwaltung? Anderer Beruf? o Individuelle Arbeitszeitgestaltung: Hier gibt es mehr Möglichkeiten, als sie aktuell genutzt werden, z.B. im Abfeiern von Überstunden, in der Urlaubsgestaltung. Darauf könnte verstärkt hingewiesen werden. o Dienstpläne in den Kitas unter Berücksichtigung der Fehlzeiten o Gesprächsbedarf zur Berücksichtigung TZ/VZ -5- Auf einer Personalversammlung am 21.11.2011 wurden die Ergebnisse den Beschäftigten vorgestellt und die Entscheidungen des Gesundheitszirkels präsentiert. In die richtige „Maßnahmenfindung“ sollten die Beschäftigten einbezogen werden. Wie sollen die Themen bearbeitet werden? Hier wurde unterschieden in Themen, die durch Mitglieder des Gesundheitszirkels weiter bearbeitet werden, und Themen, für die Arbeitsgruppen von Beschäftigten eingerichtet werden.   Abschliessende Bearbeitung durch Gesundheitszirkel o Körperliche Problematik o Arbeitszeitgestaltung Arbeitsgruppen mit vorgeschlagener Zusammensetzung o Führung (Herr Lehmann, ohne Kita-Leitungen) o MitarbeiterInnenstärkung (Herr Brost) o Balance Leben Arbeit (Frau Zierke) Die Termine für die Arbeitsgruppen wurden direkt vorgeschlagen und im Anschluss an die Personalversammlung organisiert. Es wurden je 2 Termine bis zum 31.1.2012 eingeplant. Die Arbeitsgruppen dokumentierten ihre Ergebnisse nach folgendem Schema: Wir wollen erreichen…(Zielsetzung) Das bedeutet:..,. (Konkretisierung) Das erreichen wir durch..(Massnahmen) Den Erfolg messen wir an..(Erfolgskontrolle) Im Folgenden werden die zusammengefassten Ergebnisse der drei Arbeitsgruppen dargestellt: Teilzeitarbeit Muss vermehrt ermöglicht werden, flexibel aber planbar, anzusehen als Budget. Mitbestimmung im Team! Unter (teilweisem, voll geht nicht!) Einbezug in DBs und Planungsbesprechungen. Voraussetzung bei den Kolleginnen: Bereitschaft in andere Einrichtung zu wechseln; ebenso Teilung von Arbeitszeit in Vormittagsdienst und Nachmittagsdienst bzw. flexibler Ganztagseinsatz. Teilzeit darf nicht nur den Interessen der Kolleginnen dienen. Wochenendveranstaltungen sollen reduziert werden (Regel: nicht mehr als 3 pro Jahr/Gruppe) Feierabend, klare Dienstzeiten in einer Regelmäßigkeit. Wünsche für den Berufsalltag: Möglichkeiten in der Kita schaffen, um eigene Kinder in Notsituationen (z. B. Krankheit) mitbringen zu können. Aber: Grundsätzlich keine eigenen Kita-Kinder in der Einrichtung. Urlaub auch außerhalb der teuren Ferienwochen möglich machen. Mehrarbeitsstunden müssen lohnend abgefeiert werden. Kollegiale Beratungsteams in jeder Kita auch Kita übergreifend. Informationen müssen allen zugänglich sein. Mehr Einsatz nach persönlichen Stärken in der Kita und auch Kita übergreifend, ohne den Kindern die wichtige Bezugsperson zu nehmen. Klare Pausenregelung – wann und wo! Wünsche und Ansprüche an Leitung: Überarbeitung der Arbeitsplatzbeschreibungen, um auch Klarheit über das Aufgabenprofil bzw. die Tätigkeiten der Leitung wie auch der Erzieherinnen und der anderen Fachkräfte zu bekommen. Weitergabe aller Informationen an das Team und Nutzung des Teams als Koordinationsplenum. Schaffung „unserer“ Kita, Stärkung des „Wir-Gefühls“. Strukturierung der DBs z.B. durch -6-      Bericht aus den Leiterinnenkonferenzen als „ewigen“ TOP bei den Teambesprechungen Zeit für einen „Problemfall“, ungelöst wie gelöst, zu dem alle etwas beitragen Besprechung von Vertretungsregelungen im Krankheitsfall Transparenz über die Mittel, die zur Verfügung stehen, insbesondere für Fortbildung, Fachund Organisationsberatung Die Teamsitzungsleitung/-moderation sollte routieren. Die Kitas brauchen grundsätzlich mehr themenspezifische Fachberatung im Team. Dazu muss sich aber das Team auf das Thema verständigen. Kommunikationstrainings können im Team, Kita übergreifend als Inhouseschulung, aber auch über externe Institute angeboten werden. Das größte Problem ist die nicht vorhandene Zeit. Keine Zeit zum Ankommen, zum Räumen, Reflektieren, für Kleinteams, für Infomaterialen und Fachliteratur, für Konzeption(en), Berichte über erfahrene Fortbildungen, etc. Das muss dringend gelernt werden! Dazu dient Organisationsberatung. Die zu lösenden Probleme müssen aber auch hier vorher vom Team definiert werden. Das setzt die Beschäftigung damit schon vorher voraus. In der Folgezeit hat der Gesundheitszirkel noch mit zwei Krankenkassen gesprochen, und Angebote hinsichtlich Rückenschulungen und Entspannungstechniken erhalten. Diese Angebote sollten aber in den jeweiligen Kitas nach deren Schließung aber während der Arbeitszeit stattfinden. Die Kurse können natürlich auch abends oder am Wochenende durch die Beschäftigten besucht werden. Die Erfahrung sagt aber, dass sich zu diesen Zeiten kaum noch jemand auf den Weg macht, präventive Maßnahmen „freiwillig“ und auf eigene Kosten zu belegen. Darüber hinaus fördert der Kurs in der eigenen Kita natürlich auch das Gemeinschaftsgefühl. Für die Bezahlung all der oben genannten Maßnahmen wurden im HP 2012 10.000 € angemeldet. Angesichts der dramatischen Haushaltslage hat der letzte Bürgermeister den Ansatz auf 7.500 € gekürzt. Inzwischen arbeiten ca. 160 Mitarbeiterinnen im Kita-Bereich. Bei 7.500 € steht also ein Betrag von 3,90 € pro Mitarbeiterin pro Monat zur Verfügung. Große Sprünge sind damit nicht zu machen. Der Gesundheitszirkel hat seit Mai letzten Jahres nicht mehr getagt. Das lag in erster Linie am Jugendamtsleiter, der keine Zeit mehr fand, die Arbeit koordinierend zu Ende zu führen. Umgesetzt werden im Zuge des U3-Ausbaus Veränderungswünsche des Personals. Umgesetzt wird auch bei angemeldetem Bedarf Teamberatung bei spezifischen Problemlagen. Die Teams sind aber noch nicht genügend sensibilisiert worden, diese Möglichkeiten auch in Anspruch zu nehmen. Das war wegen der verzögerten Haushaltsplanberatungen in 2012 nicht möglich. Umgesetzt werden auch Lärmmessungen in den Kitas. Wo Lärm mindernde Maßnahmen erforderlich sind, werden sie mit dem Eigenbetrieb abgestimmt. Nicht umgesetzt sind die gesundheitspräventiven Maßnahmen in Zusammenarbeit mit den Krankenkassen in den Kitas. Dazu wird der Haushaltsansatz auch nicht reichen. Hier steht aber auch noch eine Entscheidung des Gesundheitszirkels aus. Abschließend wird Bezug genommen auf die Einstellung von zwei Springern. Sie sind eine konkrete Entlastung der Kolleginnen in den Kitas. Auch wenn zwei Springerinnen nicht genug sind, sind sie aber ein wichtiges Symbol der Wertschätzung des Arbeitgebers gegenüber den Kolleginnen in der Kita. Nach Durchführung und Auswertung der Befragungsaktion der Beschäftigten in den Kitas sollte man vermuten, dass deren Krankenstand entsprechend hoch ist. Ein Vergleich mit den -7- Bediensteten der Restverwaltung für das letzte Kalenderjahr kommt aber zu einem anderen Ergebnis. Amt alle MA ohne Kitas Kitas Gesamt: Anzahl MA Krankentage (KT) 474 13.145 163 3.000 639 16.438 KT/MA 27,73 18,40 25,72 Bemerkungen: In der Statistik sind Krankheitstage = Kalendertage. In der MA-Zahl ohne Kitas sind 33 Fälle von Langzeiterkrankungen enthalten. mit insgesamt 6.498 Krankheitstagen. (Mehr als 100 Kalendertage in 2012 arbeitsunfähig) Das entspricht einem Anteil von 7% der MA und 49% der Krankheitstage. In der MA-Zahl der Kitas sind 3 Langzeiterkrankungen enthalten, mit insgesamt 738 Krankheitstagen. Das entspricht 1,8% der MA und 24,6% der Krankheitstage. Quelle: Personalamt Inzwischen existieren mehrere Untersuchungen zu den Belastungen der Beschäftigten in den Kitas. Eine neue wurde von Oktober 2010 bis Dezember 2012 an der Alice Salomon Hochschule in Berlilnd durchgeführt. Auftraggeberin ist die Unfallkasse NRW, unterstützt durch die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung. Die Studie befasst sich hauptsächlich mit den strukturellen Rahmenbedingungen, unter denen die Beschäftigten arbeiten. Hier spielen z. B. eine Rolle       die Fachkraft-Kind-Relation die Gruppengröße die Alterszusammensetzung der Gruppe die Qualifikation und die Berufserfahrung des Personals das Raumangebot das Einkommen. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass zwischen dem Gesundheitszustand der pädagogischen Fachkräfte und der Strukturqualität ein hoher Zusammenhang besteht. Schlechte strukturelle Rahmenbedingungen wie zu wenig Zeit, räumliche, finanzielle und personelle Ausstattungsmängel, geringe Arbeitsplatzsicherheit, keine festen Pausenzeiten, fehlende Einrichtungsbesprechungen oder Supervisionsangebote erhöhen das Risiko für verschiedenen gesundheitliche Beeinträchtigungen. Dazu gehören z.B. ein schlechteres subjektives Gesundheitserleben, häufige chronische Erkrankungen und psychische Störungen sowie Beeinträchtigungen im Alltag. Fachkräfte mit schlechten strukturellen Arbeitsbedingungen zeigen unter Kontrolle von persönlichen Faktoren wie bspw. Alter, privater Belastung bzw. Unterstützung, arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmustern oder individuellem Gesundheitsverhalten ein 2,6-fach höheres Risiko, Leitungskräfte ein 2,5-fach höheres Risiko für eine eingeschränkte Arbeitsfähigkeit als ihre Kolleg/innen mit guten strukturellen Rahmenbedingungen. Als Schutzfaktoren kristallisieren sich ein gutes Teamklima, ein hoher Handlungsspielraum, viel Bewegung auf der Arbeit, hohe Unterstützung von Weiterbildung und ein hohes Ausmaß an beruflicher Gratifikation wie Bezahlung, Arbeitsplatzsicherheit und Anerkennung heraus. In einem -8- nächsten Schritt werden die Ergebnisse in Eckpunkte für ein betriebliches Gesundheitsmanagement in Kitas überführt (Kita NRW 2/2013). Zu bedenken ist jedoch bei dieser Untersuchung auch, dass die o.g. Faktoren im Rahmen der Strukturqualität vom Träger nicht in wünschenswerter Weise beeinflussbar sind. (Erner) -9-