Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
54 kB
Datum
02.07.2013
Erstellt
11.04.13, 15:05
Aktualisiert
11.04.13, 15:05
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Inhalt der Datei
PRÄAMBEL
Der demografische Wandel beeinflusst unsere Gesellschaft
zunehmend in allen Bereichen. Der Anteil der Senioren in der
Gesellschaft wird in den nächsten Jahren dauerhaft steigen.
In Erftstadt leben bereits zum jetzigen Zeitpunkt 14.682
Menschen, die über 60 Jahre alt sind.
Auf diese neuen Herausforderungen der demografischen
Entwicklung muss reagiert werden, wenn die Lebensqualität der
Menschen vor allem im ländlichen Raum erhalten und
verbessert werden soll.
In Erftstadt sollten deshalb die verschiedenen Institutionen der
Altenhilfe, der Seniorenbeirat und die Verwaltung sowie der Rat
der Stadt zusammenarbeiten, um dieses Ziel zu erreichen.
Wir, die gesellschaftlichen und politischen Akteure, möchten,
dass auf allen Ebenen in Verwaltung und Gesellschaft in
Zukunft seniorengerecht gedacht und gehandelt wird.
Uns ist bewusst, dass Senioren in ihrer Individualität unterstützt
werden müssen, in dem auf ihre unterschiedlichen Bedürfnisse
differenziert eingegangen wird. Dabei wollen wir
Selbstbestimmung und freiwilliges Sich-Einbringen in die
Gesellschaft als wichtige Grundlage fördern.
Senioren sind dabei als reiches Potenzial an Wissen und
Erfahrung anzusehen. Die Würde der Senioren als wertvolle
Mitglieder der Gesellschaft ist in allen Phasen ihres Lebens zu
wahren.
Der Seniorenbeirat der Stadt Erftstadt hat bereits 2006 ein
Seniorenleitbild erarbeitet , das 2007 mit
Handlungsempfehlungen versehen und vom Rat der Stadt
verabschiedet wurde. Das Seniorenleitbild wurde jetzt vom
Seniorenbeirat nochmals überarbeitet und ergänzt. Mit diesem
Leitbild soll zum einen die Aufrechterhaltung der individuellen
Selbstständigkeit der Senioren aktiv unterstützt werden, zum
anderen soll eine Wiederbelebung und Stärkung des
Gemeinsinns aller Bürger der Stadt erfolgen und der
Generationendialog gefördert werden.
Volker Erner
(1.Beigeordneter)
Inka Welb
Vorsitzende Seniorenbeirat
Handlungsfeld Zusammenarbeit mit Politik und Wirtschaft
Im Handlungsfeld Zusammenarbeit mit Politik und Wirtschaft ist es das
übergeordnete und zu fördernde Leitziel, dass Senioren integriert und aktiv
beteiligt werden.
Das Seniorenbild hat sich im letzten Jahrzehnt grundlegend
gewandelt. Die ältere Generation ist von ihrem Auftreten, der
Interessenslage, der Mobilität und ihrem Engagement nicht
mehr mit dem Seniorenbild früherer Generationen vergleichbar.
Den Senioren sind Möglichkeiten zu bieten, sich am
gesellschaftlichen und politischen Leben aktiv zu beteiligen.
Dies geschieht in erster Linie über eigene Untergruppierungen
in den Parteien (z.B. Seniorenunion, 60 + etc.) sowie in
Vereinen, Wohlfahrtsverbänden, kirchlichen Einrichtungen und
Wirtschaftsvereinigungen.
Hier gilt es, Erfahrungen und Wissens-Know-how der Älteren zu
nutzen und weiter auszubauen. Lebenserfahrungen,
Fertigkeiten, Hobbywissen und soziale Kompetenzen sollten an
Jüngere weitergegeben werden.
Im Bereich der Wirtschaft ist eine Sensibilisierung des Handels
auf seniorengerechte Einkaufsmöglichkeiten und Einkaufshilfen
zwingend notwendig.
Handlungsfeld Wohnen und Infrastruktur
Im Handlungsfeld Wohnen und Infrastruktur ist es das übergeordnete und zu
fördernde Leitziel, dass den Senioren so lange wie möglich ein Leben zu Hause
ermöglicht wird und dass das Umfeld seniorengerecht und barrierefrei
gestaltet ist.
Die Entwicklung der Infrastruktur der Stadt ist auf alle
Bevölkerungsschichten zugeschnitten. In manchen Bereichen
unterscheidet sich jedoch eine geeignete Infrastruktur für ältere
Menschen von denen anderer Altersgruppen. Beim weiteren
Ausbau der Infrastruktur ist darauf zu achten, dass ältere
Menschen mit dem Geschaffenen auch langfristig
zurechtkommen. Neue Formen der Mobilität sollen unterstützt
werden. Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und bei
öffentlichen Gebäuden muss als Selbstverständlichkeit
gesehen werden. Der öffentliche Nahverkehr sollte sich den
Bedürfnissen der älter werdenden Gesellschaft anpassen.
Da aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen nur noch in
Einzelfällen der klassische Verband von Kindern, Eltern und
Großeltern innerhalb einer Stadt vorhanden ist, ist die
Unterstützung für die weniger mobilen Senioren wichtig.
Ambulante Pflege-, Reinigungs- und Reparaturdienste, Hilfe im
Haus und Garten, Hilfe bei Einkäufen bzw. Lieferservice, Abholund Bringdienste etc. sind zu fördern.
Unter dem Blickwinkel der Überalterung der Bevölkerung ist der
vorhandene und zukünftige Wohnungsbestand auf seine
Eignung für Senioren hin zu prüfen und zu fördern. Kleine,
barrierefreie, bezahlbare Wohnungen müssen gebaut werden.
Neben den herkömmlichen Wohnformen sollten
Wohngemeinschaften für Jung und Alt entstehen. Für
demenzerkrankte Patienten sollte der Ausbau von
Wohngemeinschaften forciert werden.
Eine Wohnberatungsstelle im Rhein-Erft-Kreis ist aufgrund der
Tatsache, dass viele Ältere möglichst lange in der eigenen
(barrierefrei gestalteten) Wohnung verbleiben möchten,
nachhaltig zu fordern.
Handlungsfeld Kultur , Bildung + Ehrenamt
Im Handlungsfeld Kultur und Bildung ist es das übergeordnete und zu fördernde
Leitziel, dass den Senioren Möglichkeiten zu lebenslangem Lernen angeboten werden.
Die ältere Generation verfügt über ein großes Potenzial an
Freizeit, welches aktiv genutzt wird. Vereine und Institutionen
sollen ihre Angebote für ältere aktive Bürgerinnen und Bürger
ausweiten. Auch das kulturelle Angebot ist deshalb ständig an
die Bevölkerungsentwicklung anzupassen. Dabei kommt es
gleichermaßen auf spezielle Seniorenangebote wie auf
generationsübergreifende Angebote zu Kultur, Bildung,
Kommunikation und Mitwirkungsmöglichkeiten an.
Es sollten Stätten der Begegnung und des Miteinanders
weiterhin ausgebaut und gefördert werden, vor allem in den
kleineren Ortsteilen.
Mit dem zur Verfügung stehenden Freizeitvolumen sind die
Senioren in der Lage, sich in verschiedenen Bereichen Wissen
und Fähigkeiten anzueignen. Entsprechend vielseitig sollten die
Angebote sein, die dieser Altersgruppe unterbreitet werden.
Eine wichtige Rolle spielt hier zweifelsohne die
Volkshochschule, die ihr Angebot für Senioren weiter ausbauen
sollte.
Aber auch das bürgerschaftliche Engagement der Älteren sollte
hervorgehoben, vernetzt und unterstützt werden. Auch der
Dialog mit der jüngeren Generation sollte gefördert werden.
Handlungsfeld Soziales, Pflege und Gesundheit
Im Handlungsfeld Soziales, Pflege und Gesundheit ist das übergeordnete und
zu förderndes Leittziel , dass Senioren Unterstützung und Erleichterung in
unterschiedlichsten Lebenslagen und im Vorfeld eine gute gesundheitliche
Aufklärung und Versorgung sowie eine menschenwürdige Pflege erhalten.
Durch den zunehmenden Wegfall des Familienverbandes sind
mehr und mehr Senioren im Zweipersonenhaushalt bzw.
Single-Haushalt anzutreffen. Gerade einzelnen hochbetagten
Senioren, die noch in der eigenen Wohnung leben, muss
besondere Aufmerksamkeit zuteil werden. Der Vereinsamung
älterer, allein lebender Menschen ist vorzubeugen.
Es ist darauf zu achten, dass genügend ambulante soziale
Dienste in der Stadt angesiedelt sind und dass das Angebot
von Pflegewohnheimen ausreichend ist .Da bereits jetzt ein
Pflegenotstand erkennbar ist, sind Maßnahmen zu ergreifen,
die den Beruf des/der KrankenpflegerIn bzw. des/der
AltenpflegerIn attraktiver machen. Die gesundheitliche
Versorgung durch Ärzte und Krankenhaus muss sichergestellt
sein, besonders auch durch Fachärzte. Neue Konzepte in der
Pflege z.B. Haus-/Wohngemeinschaften sind zu entwickeln.
Weiterbildungskurse für Pflegepersonal und pflegende
Angehörige müssen angeboten werden. Der Ausbau der
Tages- und Kurzzeitpflege sollte angeregt werden.
Niedrigschwellige Angebote in der Pflege sollen unterstützt
und gefördert werden.
Die wirtschaftliche Situation vieler Älterer hat sich in den letzten
Jahrzehnten verbessert. Die Entwicklung der letzten Jahre
gefährdet jedoch die Errungenschaften der Vergangenheit.
Damit wächst auch das Problem der Altersarmut, von der
besonders ältere Frauen, die nur eine Witwenrente beziehen,
und Männer, bei denen eine längere Arbeitslosigkeit vorliegt,
betroffen sind. Diese Menschen sind besonders zu beachten.
Schlussbetrachtung:
Das vorliegende Seniorenleitbild der Stadt Erftstadt ist ein
Handlungsleitfaden zur Herangehensweise an die
demografischen Veränderungen in unserer Stadt.
Der Umgang mit älteren Mitmenschen ist ein Prozess, der
ständig evaluiert, begleitet und betrachtet werden muss.
Alle gesellschaftlich und politisch handelnden Akteure sind
daher einzubeziehen. Senioren sind als großes Potenzial
innerhalb einer Bürgergesellschaft zu sehen.
In diesem Sinne ist dieses Leitbild als Förderung der
individuellen Selbstständigkeit der heutigen bzw. künftigen
Senioren zu sehen und soll eine Wiederbelebung und Stärkung
des Gemeinsinns der Bürger untereinander stützen.
Wenn in diesem Leitbild allgemein von Senioren
gesprochen wird, sind sowohl die Seniorinnen als auch die
Senioren gemeint.
Stand: März 2013
Handlungsfelder zum Seniorenleitbild
Wohnen und Infrastruktur
So lange wie möglich
ein Leben zu Hause ermöglichen
Zusammenarbeit mit Politik und
Wirtschaft
Aktiv integrieren und
beteiligen
Leitbild
für
Senioren
in Erftstadt
Soziales / Pflege / Gesundheit
Unterstützung und Erleichterung in den
unterschiedlichsten Lebenslagen und der
Pflege ermöglichen
Kultur / Bildung
Ehrenamt
Die Möglichkeit zu lebenslangem Lernen
bieten