Daten
Kommune
Nettersheim
Größe
77 kB
Datum
05.07.2016
Erstellt
14.06.16, 15:51
Aktualisiert
14.06.16, 15:51
Stichworte
Inhalt der Datei
Begründung der Abgrenzung des Geltungsbereichs der Sanierungssatzung
Nettersheim aus ortsgeschichtlicher Sicht
Geographische Lage
Nettersheim entwickelte sich in den Tälern und an den Hängen der Bäche Urft
und Genfbach, die im nördlichen Abschnitt des Ortes zusammenfließen.
Große Waldflächen, artenreiche Auen und Wiesen umschließen den
Siedlungsbereich.
Ortsgeschichte und ortsgeschichtliche Entwicklung
Schon weit vor der römischen Besiedlung lebten Menschen im Gebiet von
Nettersheim, wie steinzeitliche Funde belegen. Mit der Übernahme dieser
Region durch die römischen Eroberer setzte eine enorme technische und
kulturelle und Entwicklung dieses Bezirks ein, insbesondere im Zuge des
Ausbaus der Fernstraße von Trier nach Köln und der Projektierung einer
Wasserleitung von Nettersheim nach Köln. Zahlreiche bedeutende
Bodendenkmäler bezeugen die Dichte der Zivilisation, hier vor allem der
römische Vicus, eine beeindruckende Siedlung, die von der Görresburg bis
zum Steinrüsch reicht.
Es wird angenommen, dass Nettersheim (Nefresheim) erstmals 867 in einer
Urkunde König Lothars II erwähnt wurde. Später, 893 wird der Ort im
Güterverzeichnis der Abtei Prüm geführt. Im 12. Jahrhundert gehörten dem
Kloster Steinfeld hier ausgedehnte landwirtschaftliche Besitztümer.
Auf dem Tranchot-Müffling Kartenwerk von 1809 sind eine „Alte Burg“
südöstlich über dem Genfbachtal und das „Alte Schloss“ unterhalb des
Zusammenflusses von Genfbach und Urft verzeichnet. Die Mauerreste der
„Alten Burg“ sind untergegangen. Das „Alte Schloss“, dessen
spätmittelalterliche Substanz zu Beginn des 19. Jahrhundert schon desolat
gewesen sein muss, wurde im Zuge des Baus der Eisenbahntrasse im Urfttal
endgültig niedergelegt.
1784 konnte die katholische Pfarrkirche St. Martinus, anstelle einer älteren
Kapelle auf dem Kirchberg, eingeweiht werden. Es handelt sich um einen
schlichten Saal aus verputztem Bruchstein mit vorgesetztem Westturm, der aus
der Ferne den Dorfkern markiert. Etliche Jahre zuvor entstand benachbart das
Pfarrhaus von 1718, ein schlichter, verputzter Bruchsteinbau mit Walmdach,
nunmehr das älteste Gebäude im Ort.
Nach 1794 gehörte Nettersheim zum Kanton Blankenheim im Département
de la Sarre. 1870 erhielt der Ort eine Bahnstation. 1894 wurde Nettersheim
für wenige Jahre ein Kneipp-Kurtort, nachdem Gutsbesitzer Meller eine
Kneipp’sche Kuranstalt mit Kurpark im Mündungsdreieck des Genfbachs in
die Urft eröffnete. 1920 nahm der Orden der Cellitinnen nach Fertigstellung
des Herz-Jesu-Klosters ihren Pflegedienst und ihre Betreuungsarbeiten auf.
Er stellte u.a. das Kloster für die Stadtkindererholung zur Verfügung und
widmete sich der Kriegsversehrten- und Kriegshinterbliebenenhilfe.
Am 1. Juli 1969 wurde die Gemeinde Nettersheim konstituiert mit
Verwaltungssitz in Zingsheim.
Der historische Ort konzentriert sich hauptsächlich um den topographisch
ungewöhnlichen Kirchberg. Kleine Fachwerkwinkelhöfe reihen sich entlang
der angrenzenden Straßen auf und bilden geschlossene Straßenfluchten. Die
Kirche überragt freistehend die Ortsmitte. Jenseits der Bahntrasse dehnt sich
das Dorf in einem zweiten Abschnitt, nach Nordwesten, entlang der
Bahnhofstraße und der Steinfelderstraße aus. Hier lässt die günstige
Topographie größere Gehöftgruppen zu, oft flankiert von zugehörigen
Grünflächen. Holzfachwerk und Bruchstein sind das gängige Baumaterial. Im
Süden, in der Urftaue lag um 1800 ein dritter Siedlungsschwerpunkt, der heute,
abgesehen von wenigen kleineren Gehöften, nicht mehr nachvollziehbar ist.
Am südlichen Zipfel blieben Kalköfen des 19. Jahrhunderts und Werkshäuser
erhalten. Die Kalkherstellung war neben der Landwirtschaft eine wichtige
Einnahmequelle.
In den 1990er Jahren wurde vom Amt für Denkmalpflege für den Ortskern von
Nettersheim die Ausweisung eines Denkmalbereichs empfohlen. Dieser
umschließt die beschrieben Siedlungsbereiche einschließlich des weitläufigen
Komplexes des Herz-Jesu-Klosters, seiner Parkanlage und der Häuser der
höheren Angestellten. Nettersheim ist aufgrund seiner gut erhaltenen,
charakteristischen Fachwerkbebauung, bestehend aus der Reihung von
Winkelhöfen gut dokumentiert, bedeutend für die Eifelregion und selten
anschaulich überliefert.
Ausblick
Die Abgrenzung des Geltungsbereichs der Sanierungssatzung umfasst nahezu
die vorgeschlagenen Flächen des Denkmalbereichs und darüber hinaus
weitere, große Areale, die für den zukünftigen Ausbau und die Entwicklung
des Ortes wesentlich sind. In den zurückliegenden Jahren wurden mit Erfolg
vielfältige Anstrengungen zur Belebung des Ortes unternommen, die das
Image der Gemeinde, weit über die Landesgrenzen hinaus, förderten. Die
Sanierungssatzung soll dazu beitragen weitere notwendige Planungsschritte
und Maßnahmen zu ermöglichen, die eine zukunftsweisende und verträgliche
Anpassung an notwendige Standards gewährleisten aber auch Raum für
Visionen zulassen.