Daten
Kommune
Nettersheim
Größe
531 kB
Datum
27.09.2016
Erstellt
01.09.16, 13:00
Aktualisiert
01.09.16, 13:00
Stichworte
Inhalt der Datei
GEMEINDE NETTERSHEIM
DER BÜRGERMEISTER
FB I –BR/SRM
Vorlage 502 /X.L.
Datum: 29.08.2016
An den
Ausschuss für Schule, Familie, Jugend, Soziales und Sport Sitzungstag:
06.09.2016
Haupt- und Finanzausschuss
Sitzungstag:
20.09.2016
Gemeinderat
Sitzungstag:
27.09.2016
zur Beratung in öffentlicher Sitzung
Bezeichnung des Tagesordnungspunktes:
Aktuelle Flüchtlingssituation in der Gemeinde Nettersheim
Die Vorlage berührt nicht den Etat des lfd. Haushaltsjahres.
Die Vorlage berührt den Etat auf der Ertrags- und/oder Einzahlungsseite.
Die Vorlage berührt den Etat auf der Aufwands- und /oder Auszahlungsseite
Mittel stehen haushaltsrechtlich zur Verfügung.
Mittel sollen über-/außerplanmäßig bereitgestellt werden
Deckungsvorschlag:
Es entstehen Folgekosten – siehe anliegende Folgekostenberechnung.
Anlagen:
Ja
Nein
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Beschlussvorschlag:
Der Rat nimmt die Ausführungen zur aktuellen Flüchtlingssituation zustimmend
zur Kenntnis.
Besonders begrüßt er die aktive „Verzahnung“ von gemeindlichen und sonstigen
behördlichen Aktivitäten, ehrenamtlichen Bemühungen und Eigeninitiative der
Flüchtlinge.
Begründung:
Weltweite Flüchtlingssituation; innenpolitische Rahmenbedingungen
und Perspektiven
Durch das Abkommen der Europäischen Union (EU) mit der Türkei bleiben die
Zuwanderungszahlen nach Mitteleuropa und Deutschland moderat. Durch die
„Auffüllung“ der Unterkapazitäten der großen Städte sind seit dem letzten Bericht
weiterhin keine Zuweisungen nach Nettersheim erfolgt.
Die weitere Entwicklung hängt sehr maßgeblich von der Bestandskraft des oben
genannten Abkommens ab. Die labilen politischen Verhältnisse in der Türkei geben durchaus Anlass zur Sorge.
Durch die Neuregelungen des „Integrationsgesetzes“ verbessern sich die Eingliederungschancen der Flüchtlinge, aber auch die Möglichkeiten der zuständigen
Stellen, „integrationsunwillige“ Flüchtlinge stärker als bisher in die Pflicht zu
nehmen und im Bedarfsfall zu sanktionieren.
Flüchtlingszahlen, Unterbringungssituation und mögliche Entwicklung in
der Gemeinde
In unserer Gemeinde (Stand 24.08.2016) zeigt sich die folgende Situation:
Asylbewerber und deren Unterbringung in der Gemeinde Nettersheim
Tabelle 1
Erwachsene
Kinder
Summe
Männer
Frauen
Bouderath
11
1
12
2
14
Frohngau
6
4
10
3
13
Holzmülheim
2
2
4
5
9
3
Erwachsene
Kinder
Summe
Männer
Frauen
Buschgasse 15
2
4
6
7
13
Kölner Str. 71
6
1
7
3
10
Blankenheimer Str. 1
8
5
13
3
16
Rosenthalstr. 11
8
0
8
0
8
Roderath
3
3
6
4
10
Euskirchener Str. 19
5
3
8
1
9
Euskirchener Str. 24
6
2
8
3
11
Euskirchener Str. 26
4
4
8
1
9
Auf der Heide 10
9
1
10
3
13
Krausstraße 2
1
1
2
0
2
Weidenstr. 14
7
1
8
3
11
Eigene Wohnung
4
2
6
4
10
82
34
116
42
158
Marmagen
Nettersheim
Tondorf
Zingsheim
Zwischensummen:
Summe:
158
Derzeit sind in den Unterkünften maximal noch 47 Plätze frei. Die tatsächliche
Belegungskapazität ist von der Zuweisungsstruktur (Geschlecht, Einzelpersonen,
Familien) abhängig.
Aktuell besteht daher kein Grund zur Aufstockung der Kapazitäten, die außenund innenpolitischen Rahmenbedingungen werden jedoch im Hinblick auf eine
schnelle Reaktion fortlaufend analysiert.
Nach Hilfearten getrennt, ergibt sich folgendes Bild:
Aufteilung der Personen nach Hilfearten in der Gemeinde Nettersheim
Tabelle 2
Personen
Gesamt:
AsylbLG
SGB II
SGB XII
143
15
0
158
4
Die beherbergten Menschen gehören folgenden Nationalitäten an:
Herkunftsland
Afghanistan
Ägypten
Albanien
Algerien
Angola
Bangladesch
Eritrea
Ghana
Guinea
Indien
Iran
Irak
Kosovo
Libanon
Marokko
Mazedonien
Nigeria
Pakistan
Serbien
Sri Lanka
Syrien
Anzahl Flüchtlinge Prozent
3
1,9%
5
3,2%
17
10,8%
0
0,0%
1
0,6%
1
0,6%
7
4,4%
3
1,9%
2
1,3%
2
1,3%
3
1,9%
24
15,2%
8
5,1%
5
3,2%
3
1,9%
1
0,6%
6
3,8%
2
1,3%
5
3,2%
1
0,6%
54
34,2%
ungeklärt
0
0,0%
Serbien-Montenegro
5
3,2%
158
100,0%
Summe
Registrierung, Asylanträge und Interview
Zwischenzeitlich wurden nahezu alle neu angekommenen Geflüchteten im Gemeindegebiet vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) erkennungsdienstlich erfasst (Registrierung). Im nächsten Verfahrensschritt erfolgen Stellung des Asylantrages beim BAMF und die Anhörung zu den Fluchtgründen (Interview) zusammen in einem gemeinsamen Termin. Auf Drängen der kreisangehörigen Städte und Gemeinden und der Ausländerbehörde ist es gelungen, die
Termine zu verdichten und, unter Berücksichtigung der sonstigen Belange der
Asylbewerber/innen, sinnvoll miteinander zu koordinieren.
Ziel aller Beteiligten ist, die Verfahrensschritte bis zum Jahresende vollständig
abzuschließen.
5
Soziale Situation und Integration der Flüchtlinge (Wohnen; Arbeiten;
Erwachsenenbildung, Ehrenamtliche Integrationsarbeit)
Wohnen
Die Wohnsituation wird so gestaltet, dass ein friedliches Miteinander in den Unterkünften, aber auch mit der unmittelbaren Nachbarschaft der Unterkünfte und
den Bürgern der entsprechenden Ortschaften, möglich ist. Dennoch war in den
letzten Wochen – vielleicht auch bedingt durch die sehr lange Wartezeit auf das
Asylverfahren – bei den betroffenen Menschen eine gewisse Unruhe festzustellen.
Auch ergaben sich in sehr seltenen Einzelfällen ethnische, religiöse oder familiäre
Konfliktsituationen, die jedoch durch persönliche Vermittlung des Sozialamtes
und/oder der Außendienstmitarbeiter/innen bzw. durch angemessene Umzugsvorgänge bereinigt werden konnten, bevor sich aggressivere Verhaltensmuster
ausprägen konnten.
Auch vereinzelte Störungen der Nachbarschaft und Dorfbevölkerung konnten
stets einvernehmlich gelöst werden.
Durch Wachsamkeit und intensive Beratungsleistungen des gesamten Betreuungsteams werden Gefährdungssituationen für die
Unterkunftsbewohner/innen und die Öffentlichkeit frühzeitig erkannt und ausgeschlossen. Zu diesem Zweck finden einmal wöchentlich umfassende Teamgespräche im Sozialamt statt.
Die Zusammenarbeit mit den Einsatzkräften von Polizei und Rettungsdienst verläuft weiterhin optimal und gewährleistet gegenseitige Sicherheit auf allen Ebenen.
Arbeitsgelegenheiten und Kompetenzerhebung; Arbeitsvermittlung
Zurzeit sind 15 Personen im Leistungsbereich des SGB II (Integration Point des
Jobcenters in Euskirchen-Euenheim) gemeldet. Diese werden, nach wie vor,
durch das Sozialamt und ehrenamtliche Helfer/innen unterstützt.
Bei den Frauen und Männern, die noch im Leistungsbereich des AsylblG stehen,
wird derzeit eine „Kompetenzerhebung“ durch eine, unter anderem hierfür, neubeschäftigte Mitarbeiterin durchgeführt. Diese Erhebung wird zum 01.09.2016
abgeschlossen sein. Die Kompetenzerhebung umfasst ein persönliches Gespräch
mit jedem Einzelnen mit dem Ziel, berufliche und schulische Qualifikationen aus
dem Heimatland zu ergründen und die Ausprägung der deutschen Sprachkenntnisse festzustellen. Auch Hobbys und besondere Fähigkeiten werden hierbei ermittelt. Diese Informationen tragen dazu bei, die Personen zunächst gezielter im
Bereich der gemeinnützigen Arbeitsgelegenheiten (nach §5 AsylbLG) einzusetzen
und ihre Kenntnisse möglichst frühzeitig zu fördern. Im Anschluss an das Asylverfahren helfen diese Informationen dabei, eine geeignete Ausbildungs- oder
Arbeitsstelle für diese Personen zu finden.
Während der Großteil der Betroffenen lern- und arbeitswillig ist, werden sogenannte „Arbeitsverweigerer“ auch konsequent auf mögliche rechtliche und wirtschaftliche Sanktionen nach AsylbLG oder sonstigen Vorschriften hingewiesen.
Alle Maßnahmen der genannnten Art laufen in ständiger und sehr enger Abstimmung mit dem zuständigen Jobcenter (Integration Point), mit der Ausländerbehörde, dem Arbeitsamt, den Industrie- und Handelskammern, der einheimischen
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und überregionalen Wirtschaft sowie mit den Betroffenen sofort ab, um ein einheitlich fließendes Verfahren und eine optimale Zielausrichtung zur gewährleisten.
Grundvoraussetzung ist jedoch das Erreichen eines ausreichenden Sprachniveaus
(B1-B2), welches nur durch Besuch und Abschluss eines Integrationskurses erlangt werden kann. Insofern gilt als Faustregel der Qualifikationsabläufe grundsätzlich „Sprachenschule vor Arbeit“.
Sprachförderung und Integrationskurse
Die beiden, vom Bildungswerk Nettersheim, im Dezember 2015 gestarteten Einstiegskurse Deutsch mit einem Umfang von jeweils 320 Unterrichtsstunden sind
im Mai abgeschlossen worden. Für jeden Kurs waren 24 Teilnehmer gemeldet,
insgesamt haben 34 Teilnehmer regelmäßig an den Kursen teilgenommen. In
Zukunft kann eine unbegründete Nichtteilnahme zu gesetzlichen und praktischen
Nachteilen für die „Verweigerer“ führen.
Vom Bildungswerk sind bei der Bezirksregierung Düsseldorf vier Deutschkurse (je
100 Stunden) für Flüchtlinge mit nur geringen Deutschkenntnissen beantragt
worden. Alle vier Kurse wurden genehmigt. Die ersten beiden Kurse mit jeweils
24 Teilnehmern wurden bereits im Juli/August in der Hauptschule Nettersheim
durchgeführt. Zwei weitere Kurse starten am 5. September an gleicher Stelle.
An- und Abtransport sowie begleitende Kinderbetreuung wurden/werden für alle
4 Kurse durch die Gemeinde organisiert.
In Zusammenarbeit mit der Euro-Schule Euskirchen wird Mitte September ein
Integrationskurs, in einem Umfang von 660 Stunden, stattfinden. 21 Teilnehmer
wurden bereits für diesen Kurs zugelassen und mit ihnen Einstufungstests durchgeführt. Der Integrationskurs soll die Teilnehmer auf ein Sprachniveau (B1) bringen, dass den Einstieg in, und die Ausübung einer, beruflichen Tätigkeit ermöglicht und erleichtert.
Weitere Integrationskurse sind bereits geplant und sollen nach Zulassung durch
das BAMF starten. Hierbei wird es sich beispielsweise um einen Jugendintegrationskurs für Teilnehmer bis 27 Jahre handeln.
Schulungsort wird hierfür die Hauptschule Nettersheim sein.
Besonders erfreulich ist, dass alle benannten Kurse mit überschaubaren Kosten
und kurzen Wegen im Gemeindegebiet Nettersheim stattfinden können.
Ehrenamt
Der „harte Kern“ der Flüchtlingsinitiative Nettersheim unterstützt in nahezu allen
Belangen weiterhin engagiert, zielstrebig und effizient.
Zur weiteren Optimierung der Arbeit der Flüchtlingsinitiative übernimmt die, für
die Koordination der Arbeitsvermittlung zuständige, Mitarbeiterin unter anderem
auch die unmittelbare Kontaktpflege mit den „Freiwilligen“.
Die bereits in Vorlage 463, Seite 7, umfassend beschriebene Kooperation mit
dem ehrenamtlich geführten Spendenkonto für die Flüchtlingsarbeit ist sehr
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effektiv mit den Maßnahmen der Gemeinde verzahnt und zahlt sich für Gegenwart und Zukunft im Sinne der Flüchtlinge bestens aus.
Hilfe zur Selbsthilfe
Einige Flüchtlinge sind zwischenzeitlich sprachlich oder handwerklich so gut angelernt oder ausgebildet, dass sie als „amtliche“ Sprachübersetzer, zur Durchführung kleinerer Reparaturen in den Unterkünften oder als Ersthelfer in Notsituationen, anstelle von Rettungseinsätzen, eingesetzt werden können. Diese Ansätze
sollen konsequent weiterentwickelt werden.
Integrationszentrum Herz Jesu Kloster
Um die Planungen und Arbeiten bei dieser Maßnahme möglichst differenziert und
umfassend voranzutreiben, ist ein regelmäßiger „runder Tisch“ aller beteiligten
Stellen im Hause und darüber hinaus eingerichtet. So ist sicher gestellt, dass die
Vielfalt des Vorhabens effektiv umgesetzt werden kann.
gez. Pracht
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Bürgermeister