Daten
Kommune
Nettersheim
Größe
204 kB
Datum
23.06.2015
Erstellt
15.05.15, 13:01
Aktualisiert
15.05.15, 13:01
Stichworte
Inhalt der Datei
GEMEINDE NETTERSHEIM
DER BÜRGERMEISTER
FB I -
Vorlage 226 /X.L.
Datum: 11.05.2015
An den
Ausschuss für Schule, Familie, Jugend, Soziales und
Sport
Sitzungstag:
19.05.2015
Haupt- und Finanzausschuss
Sitzungstag:
16.06.2015
Gemeinderat
Sitzungstag:
23.06.2015
zur Beratung in öffentlicher Sitzung
Bezeichnung des Tagesordnungspunktes:
Zuweisung und Unterbringung von asylbegehrenden Ausländern in der Gemeinde
Nettersheim
Die Vorlage berührt nicht den Etat des lfd. Haushaltsjahres.
Die Vorlage berührt den Etat auf der Ertrags- und/oder Einzahlungsseite.
Die Vorlage berührt den Etat auf der Aufwands- und /oder Auszahlungsseite
Mittel stehen haushaltsrechtlich zur Verfügung.
Mittel sollen über-/außerplanmäßig bereitgestellt werden
Deckungsvorschlag:
Es entstehen Folgekosten – siehe anliegende Folgekostenberechnung.
Anlagen:
Ja
Nein
2
Beschlussvorschlag:
Der Rat nimmt die aktuellen Entwicklungen zur Zuweisung und Unterbringung
Asyl begehrender Flüchtlinge zur Kenntnis.
Er unterstützt weiterhin das aktuelle Unterbringungs- und Betreuungskonzept der
Gemeinde und begrüßt ausdrücklich das vielfältige haupt- und ehrenamtliche Engagement im Sinne der hilfebedürftigen Menschen.
Der Rat beauftragt den Bürgermeister, in der nächsten Sitzungsphase u.a. einen
umfassenden Detailbericht zu den voraussichtlichen finanzwirtschaftlichen Auswirkungen des Flüchtlingszustroms im gemeindlichen Rechnungsergebnis 2015
und einen Ausblick für das Jahr 2016 vorzulegen.
Begründung:
Zur derzeitigen Situation und Entwicklung wird wie folgt berichtet:
Aktuelle Zuweisungs- und Unterbringungszahlen
Der Gemeinde sind derzeit folgende Menschen zugewiesen und wie folgt untergebracht:
Asylbewerber und deren Unterbringung in der Gemeinde Nettersheim
Stand 11. Mai 015
Tabelle 1
Erwachsene
Männer
Kinder
Summe
Frauen
Holzmülheim
3
2
5
Marmagen
Kölner Str. 51
Buschgasse 15
(neu)
4
1
5
1
2
3
5
8
Nettersheim
Blankenheimer Str.
Rosenthalstr.
7
4
2
1
9
5
3
12
5
Zingsheim
Auf der Heide
Weidenstr.
7
7
1
1
8
8
3
8
11
33
10
43
14
57
Zwischensummen:
Summe:
3
8
5
57
Mitte Februar 2015 waren insgesamt 52 Menschen beherbergt worden, davon
3
35 Männer, 9 Frauen und 8 Kinder. In knapp 3 Monaten hat sich ein Anstieg von
rund 9,6 Prozent vollzogen. Unter den „Neuzugängen“ bei den Kindern ist auch
ein, am 20. April 2015 hier geborenes ägyptisches Mädchen.
Die aufgenommenen und beherbergten Menschen erhalten folgende soziale Leistungen (AsylBLG = Asylbewerberleistungsgesetz in Kostenträgerschaft Gemeinde; SGB II = Grundsicherung für Arbeitssuchende in Kostenträgerschaft des Jobcenters; SGB XII = Sozialhilfe in Kostenträgerschaft des Kreises Euskirchen):
Aufteilung der Personen nach Hilfearten in der Gemeinde Nettersheim
Tabelle 2
AsylBLG
Personen
48
SGB II
SGB XII
8
1
57
Zuweisungszahlen erfordern zusätzlichen Wohnraum
Zur Sicherung der Unterbringung der Flüchtlinge musste zusätzlicher Wohnraum
in Marmagen akquiriert werden (Mietobjekt Buschgasse 15, siehe hierzu Vorlage
227 im nichtöffentlichen Teil derselben Sitzung).
Da angesichts der dramatischen Flüchtlingsbewegungen aus Vorderasien und
Afrika aber schon in Kürze mit weiteren Zuweisungen zu rechnen ist, muss bereits jetzt nach zusätzlichen Lösungen gesucht werden.
Ziel bleibt, die Menschen möglichst dezentral in kleinen bis mittleren Wohngruppen unterzubringen, um Konflikte untereinander zu vermeiden und eine aktive
Integration in unseren Dörfern zu begünstigen.
Eine besondere Herausforderung besteht weiterhin darin, die unterschiedlichen
Nationalitäten und Religionen so zusammenzuführen, dass keine ethnischen oder
glaubensspezifischen Ressentiments entstehen.
Zusätzlich ist die Unterbringung weniger Familien und vor allem Frauen (zum Teil
mit Kindern) mit einer Vielzahl männlicher Asylbewerber ein Problem, das (bislang) fast ausnahmslos erfolgreich gelöst werden konnte.
Prognose
Angesichts der katastrophalen Flüchtlingsströme ist eine gesicherte Prognose
über die Entwicklung im laufenden Jahr schier unmöglich.
Würde sich die Tendenz der ersten vier Monate annähernd gleich fortsetzen, so
könnte sich die Zahl der zu beherbergenden Menschen bis zum Jahresende realistisch um weitere 18 auf dann 75 erhöhen.
4
Gesundheitsfürsorge und Hygiene
Die Gemeinde steht, auch im Sinne einer effektiven Eigenkontrolle, hinsichtlich
der Unterkünfte in stetigem Kontakt mit dem Gesundheitsamt des Kreises Euskirchen.
Am 02. Juni 2015 ab 9.00 Uhr ist eine weitere, routinemäßige Begehung der
Wohneinrichtungen mit der Gesundheitsaufsicht vorgesehen.
Förderung der Integration - Herausforderung für Gemeinde und Bürgerschaft
Die Gemeinde selbst hat weitere Maßnahmen zur Bewältigung des Flüchtlingszustromes eingeleitet bzw. umgesetzt:
Das Team des Sozialamts soll im Bereich der Aufnahme, Betreuung und leistungsrechtlichen Versorgung der Asylflüchtlinge unter Leitung des bisherigen
Fachdienstleiters kurzfristig verstärkt werden. Die Zusammenarbeit mit dem
Kommunalen Bildungs- und Integrationszentrum (KobiZ) beim Kreis Euskirchen,
der kollegiale Erfahrungsaustausch mit anderen Kommunen sowie die Führung
und Begleitung einer breiten ehrenamtlichen Bürgerbewegung soll intensiviert
und ausgebaut werden.
Die verstärkte Einbeziehung des gemeindlichen Gebäudemanagements und des
Bauhofs bei der Überwachung, Unterhaltung und Organisation der Flüchtlingsunterkünfte bewährt sich. Die Flüchtlinge selbst spielen im Rahmen gemeinnütziger
Arbeit nach der Devise „Hilfe zur Selbsthilfe“ dabei eine tragende Rolle.
Viele Flüchtlinge sind darüber hinaus an der Leistung weiterer gemeinnütziger
Tätigkeiten nach § 5 AsylBLG interessiert und werden durch Sozialamt, Gebäudemanagement und Bauhof regelmäßig und erfolgreich eingesetzt.
Allgemein ist auch das bürgerschaftliche Engagement weiterhin ungebrochen:
Ohne dieses wären Angebote wie Sprachkurse, Einrichtung und Unterhaltung einer Kleiderkammer in den Räumen der ehemaligen gemeindlichen Spielgruppe in
Zingsheim (Untergeschoss Forstbüro) und viele kleine, wertvolle Alltagshilfen
kaum denkbar.
Allen Mitarbeitern/innen in der Verwaltung und allen Ehrenamtlichen muss ein
großes Lob und große Anerkennung ausgesprochen werden, denn ohne deren
unermüdliches Engagement wäre nicht nur die Situation der Flüchtlinge in unserer Gemeinde ein großes Stück ärmer. Auch die Kosten der Gemeinde für die Betreuung und Unterbringung der hilfebedürftigen Menschen wären sicherlich deutlich höher.
Dankbare Flüchtlinge
Die Flüchtlinge begegnen den haupt- und ehrenamtlichen Kräften aufgeschlossen
und dankbar.
Dennoch dürfen die ausländerrechtlichen Rahmenbedingungen nicht außer acht
gelassen werden. Vor allem die Leitung des Sozialamts ist deshalb jenseits aller
praktischen humanitären Hilfen stets bemüht, die Betroffenen in Abstimmung mit
den zuständigen Behörden auch stets offen und ehrlich über derartige Sachverhalte zu informieren und den Dialog mit diesen Stellen aktiv zu unterstützen.
5
Konzeptionelle Überlegungen für die zukünftige Wohnunterbringung
Das bisherige Konzept dezentraler Unterbringung in den Dörfern der Gemeinde
hat sich in zweifacher Hinsicht bewährt:
Kleine Wohngruppen bis maximal zwölf Personen fördern die persönliche Identifikation mit der Wohngemeinschaft und damit den sozialen Frieden unter den
Flüchtlingen.
Außerdem besteht eine höhere Akzeptanz bis hin zur individuellen Hilfsbereitschaft bei der jeweiligen Ortsbevölkerung. Das fördert die rasche Integration der
Asylbewerber/innen in unseren Dörfern nachhaltig.
In die weiteren Überlegungen muss auch einfließen, die hilfebedürftigen Menschen, vor allem Familien und traumatisierte Personen, so nah wie möglich an
den täglichen Grundbedarf heranzubringen (Lebensmittelgeschäft, Arzt, Apotheke, Bank usw.).
Diesem Gedanken folgte beispielweise die jüngste Akquisition des Gebäudes
Buschgasse 15 in Marmagen.
Wenn sich vor dem Hintergrund dieser Zielsetzungen entsprechende Optionen
schaffen ließen, wäre die Unterkunft Auf der Heide 10 in Zingsheim derzeit zunächst als Übergangslösung einzustufen. In dieser Hinsicht hat sich die Gemeinde
aktuell auch positioniert.
Verbesserung politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen weiterhin erforderlich
Zwar haben Bundes- und Landesregierung die Zuweisungsmittel nach dem
Flüchtlingsaufnahmegesetz bereits aufgestockt und damit eine erste Entlastung
der Kommunen eingeleitet. Jedoch läuft diese aktuell und ganz sicher angesichts
der aktuellen Prognosen dem tatsächlichen Bedarf noch weit hinterher.
Die berechtigte Forderung der kommunalen Spitzenverbände nach einer stärkeren Beteiligung des Bundes und der Länder ist daher weiterhin nachdrücklich zu
unterstützen.
Daraufhin wurde am Rande politischer Gespräche auf unterschiedlichen Ebenen
seitens des Bürgermeisters auch bereits deutlich hingewiesen.
Speziell zur Thematik der Finanzierung, die sehr tiefgehend und vielschichtig ist,
wird in der nächsten Sitzungsphase im Zusammenwirken zwischen Kämmerei
und Sozialamt ein umfassender Bericht erarbeitet, der auch die Belastungen
2015 für den Haushalt der Gemeinde Nettersheim in Form einer detaillierten
Prognose abbilden und bereits einen Blick nach 2016 werfen wird.
gez. Pracht
____________________
Bürgermeister