Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
128 kB
Datum
23.05.2012
Erstellt
10.05.12, 15:35
Aktualisiert
10.05.12, 15:35
Stichworte
Inhalt der Datei
Konzeption Jugendberatung Mobilé
(Stand 05/2012)
I. Aufgabe und Zielsetzung
Aufgabe der Jugendberatung Mobilé ist es, die individuelle Entwicklung junger
Menschen im Alter von 12-25 Jahren zu fördern. Hierzu gehören im Wesentlichen die
Stärkung der Persönlichkeit und die Vermittlung sozialer Kompetenzen (KJHG 11).
Ziel ist es, einen attraktiven Lebensraum für junge Leute zu schaffen, in dem sie sich
wohl fühlen und ernst genommen werden. Hinzu kommt die Gestaltung eines
stadtteilorientierten Freizeit-, Kultur-, Bildungs- und Beratungsangebots, das sich an
den Interessen und Bedürfnissen der Jugendlichen orientiert.
Erftstadt ist eine Flächengemeinde mit ca. 51.000 EinwohnerInnen, ca. 20 Kilometer
südwestlich von Köln. Insgesamt 16 Ortsteile zwischen 300 und 13.000 Einwohnern
liegen zwischen 2 und 9 Kilometern auseinander. Da kommerzielle Freizeitangebote
für Jugendliche nicht vorhanden sind, es nur ein größeres kommunales
Jugendzentrum in einem Ortsteil gibt und auch keine Einrichtungen freier Träger
vorhanden sind, verbringen viele Jugendliche einen großen Teil ihrer Freizeit auf der
Straße. Sie treffen sich an informellen Treffpunkten in ihren Cliquen, um miteinander
zu reden, gemeinsam irgendwohin zu fahren, oder einfach "abzuhängen".
Ausgehend von der Tatsache, dass das Jugendzentrum Köttingen und die kleinen
Jugendcafés in Liblar, Lechenich, Kierdorf und Bliesheim immer nur einen regional
begrenzten Teil von BesucherInnen erreichen und dass ggf. ein bestimmter
BesucherInnenkreis andere potentielle BesucherInnengruppen gänzlich ausschließt,
versucht Mobile, auch Ansprechpartner für all die Jugendlichen eines Stadtteils zu
sein, die über die Jugendeinrichtungen nicht erreicht werden können.
Setzt Freizeitarbeit in Jugendhäusern die "Komm-Struktur" voraus, geht Mobile
verstärkt von der "Geh-Struktur" aus.
Während das Jugendhaus den "Raum" für Freizeitarbeit verortet, geht Mobile von
einem erweiterten Raumbegriff aus und bezieht in seine Arbeit neben der Einrichtung
selbst auch die informellen Jugendtreffs wie den Park, das Freibad, Schulhöfe und
andere öffentliche Plätze mit ein. Mobile unterstützt die Raum(wieder)Aneignungsprozesse der Jugendlichen und macht sie zum konzeptionellen Teil
seiner Arbeit.
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Konzepts ist die Zusammenarbeit mit
Institutionen, Vereinen und Verbänden. Während "teure" offene Jugendhausarbeit
einer "billigen" Jugendverbandsarbeit oftmals unversöhnlich gegenübersteht, begreift
sich Mobile als Mittler zwischen Jugendlichen und Verbänden, als Teil einer
gesamtstädtischen Jugendarbeit.
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Arbeitsfelder der Jugendberatung Mobilé
Straßenarbeit/aufsuchende Arbeit
Jugendliche werden von den MitarbeiterInnen an ihren Treffpunkten im Stadtteil
aufgesucht. Hilfestellung bei der Verwirklichung ihrer Freizeitinteressen und auch bei
der Bewältigung von persönlichen Problemen wird ihnen angeboten, aufgedrängt
wird sich nicht.
Beratung
An ihren angestammten Plätzen genießen die Jugendlichen "Heimrecht". Sie
bestimmen die Formen des Miteinanders. Hier ist Mobilé zu Gast. Für viele
Jugendliche ist dieses Setting eine gute Voraussetzung, Beratung anzunehmen.
Weitergehende, eventuell verbindlichere Formen der Beratung ermöglichen die
Jugendeinrichtungen, in denen die Jugendlichen ihre AnsprechpartnerInnen aus der
aufsuchenden Arbeit wiederfinden.
Stadtteilarbeit/Gemeinwesenarbeit
Die Jugendlichen sind Teil des Gemeinwesens. Wenn Jugendliche Raum benötigen,
muss die Brücke zu den Raumbesitzern, und das sind immer die Erwachsenen, im
Stadtteil geschlagen werden. Geht es darum, dass Jugendliche an von ihnen
besetzten Räumen (Park, Spielplatz usw.) als störend empfunden werden, muss
auch wieder - soll der Konflikt für beide Seiten fruchtbar verlaufen - die Brücke zu
den Erwachsenen geschlagen werden. Ein probates Mittel hierzu ist die Schaffung
von entsprechenden Outdoor-Treffpunkten in den einzelnen Stadtteilen. Darunter
werden speziell hergerichtete Flächen verstanden, auf denen sich Jugendliche legal
und in größerer Zahl treffen können ohne dadurch in Konfliktsituationen zur
Anwohnerschaft zu geraten.
Das Gemeinwesen integriert oder grenzt aus. Mobilé vermittelt.
Geschlechtsspezifische Arbeit
Geschlechtsspezifische Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes der
Jugendberatung Mobilé. Schon bei der Gründung 1992 wurde gezielt nach einer
Kollegin gesucht, die sich speziell der Mädchenarbeit widmete.
Mädchenarbeit wird bei der Jugendberatung Mobilé nach dem parteilichen Ansatz
praktiziert.
Parteilichkeit bedeutet, dass Mädchen mit ihren Interessen und Bedürfnissen
uneingeschränkt im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Die Mädchen werden ernst
genommen, ihnen wird Schutz
und Unterstützung zuteil. Eigene Lebensentwürfe werden ebenso akzeptiert, wie
neue Wege aufgezeigt.
Der Ansatz parteilicher Mädchenarbeit findet überall dort statt, wo Mädchen und
junge Frauen anzutreffen sind. Das kann bei einem Gespräch auf der Straße, dem
Schulhof oder in der Jugendeinrichtung, aber auch in Form gezielter
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geschlechtsspezifischer Angebote sein. Parteilichkeit beinhaltet eine Haltung, die
allen Mädchen in jedem Alter und zu jeder Zeit an jedem Ort zukommt.
Realisiert werden diese Grundsätze durch geschlechtshomogene offene oder
geschlossene
Angebote für Mädchen, in denen sie in geschützten Räumen eigene Erfahrungen
machen und
sich mit anderen auseinandersetzen können. Ziel ist, dass sie - losgelöst von
tradierten
Rollenklischees - entsprechend ihrer Kompetenzen, Fähigkeiten und Interessen ihre
eigene Persönlichkeit entwickeln und leben können.
Ihren praktischen Niederschlag finden diese Prinzipien in zahlreichen Maßnahmen
wie: Mädchentage in den Jugendeinrichtungen, Erlebnistage für Mädchen,
Berufswahlorientierungsmaßnahmen für Mädchen in Kooperation mit
weiterführenden Schulen, spezifische Informations- und Beratungsangebote zu
mädchenspezifischen Themen.
Zusätzlich hat sich jedoch in den letzten Jahren in Bezug auf geschlechtsspezifische
Arbeit der Blick verstärkt auf die Jungen fokussiert. Ziel der daraus erwachsenen
Jungenarbeit ist, die Jungen in ihrer Entwicklung zu einer emotional lebendigen,
sozialverantwortlichen und selbstreflexiven Persönlichkeit zu fördern und zu
unterstützen.
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist es notwendig, dass die in der
Jungenarbeit tätigen Kollegen sich diesbezüglich spezialisieren und weiterbilden.
Bei Bedarf und dem entsprechenden Wunsch der Jungen werden reine
Jungengruppen installiert. Hier können gemeinsam jungenrelevante sowie
vermeintlich jungen-untypische Themen besprochen werden. Hierbei ist von
wesentlicher Bedeutung, dass den Jungen ein geschützter Raum zu Verfügung
gestellt wird, in dem sie sich frei von tradierten Rollenvorstellungen bewegen und
agieren können.
Des Weiteren bietet Mobilé in Kooperation mit Erftstädter Schulen das Projekt
„Jungenarbeit trifft Baseball - ein Sozialkompetenztraining“ an. Hierbei haben Jungen
zwischen 14 und 16 Jahren die Möglichkeit, verschiedene jungenspezifische Themen
aufzuarbeiten. Mit Hilfe des Mediums Baseball kommen Themen wie Kraft und
Gewalt, Teamfähigkeit, Umgang mit Beleidigungen, Aggressionen, Respekt etc. zur
Sprache.
Berufswahlorientierung für Jungen ist ebenfalls ein Kooperationsfeld mit Schule.
Unabhängig von speziellen Angeboten für Mädchen und Jungen möchten die
Jugendlichen ihre Freizeit natürlich auch gemeinsam verbringen. Um bei den
Angeboten von Mobilé, die für alle Jugendlichen gleichermaßen gelten, dennoch
geschlechtsspezifische Aspekte zu berücksichtigen, wird sich der Prinzipien des
gender-mainstream bedient. Hierbei geht es darum, bei jedem Angebot zu
überprüfen, ob die Belange und Interessen von Mädchen und Jungen gleichermaßen
Berücksichtigung finden und damit Geschlechtergerechtigkeit hergestellt wird. Diese
Überprüfung bezieht sich auf die Repräsentation (wie viele Jungen/ Mädchen sind
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betroffen, wirken oder entscheiden mit), die Ressourcen (Geld, Raum, Zeit,
Personaleinsatz), und die Realisierung (Durchführung, Öffentlichkeitsarbeit).
Dadurch entspricht Mobilé zielgenau dem § 4 des Kinder- und Jugendfördergesetzes
NRW, der ausdrücklich die Gleichstellung von Mädchen und Jungen als
durchgängiges Leitprinzip für die Jugendhilfe verlangt.
Jugendpflege
Im Rahmen klassischer Jugendpflege bearbeitet Mobile die Aufgabenfelder
erzieherischer Kinder- und Jugendschutz, Stadtjugendring, internationale
Jugendbegegnung, Aus- und Weiterbildung von FerienhelferInnen und
GruppenleiterInnen und Fachberatung von ehrenamtlicher Jugendarbeit.
Kooperation mit Schule
Die Notwendigkeit der Kooperation von Jugendarbeit und Schule ist offensichtlich
und in der Fachwelt unbestritten. Es sind dieselben Kinder und Jugendlichen, die
vor- und nachmittags die Schule besuchen und anschließend die Angebote der
Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Anspruch nehmen.
Bei aller Unterschiedlichkeit des Auftrags und unter Wahrung der Eigenständigkeit
der Institutionen lassen sich jedoch Schnittmengen finden, die eine Zusammenarbeit
wünschenswert und für alle Beteiligten profitabel machen.
Insbesondere bei der Förderung und Entwicklung der im Arbeitsleben heute so
gefragten Softskills, dem erzieherischen Kinder- und Jugendschutz sowie bei der
Berufsfindung bietet sich eine intensive Zusammenarbeit an. So offeriert Mobilé den
weiterführenden Schulen vielfältige Projekte im Bereich Berufswahlorientierung,
Sozialkompetenztraining, Gewaltprävention, Suchtprävention und Cybermobbing, die
von den Schulen gern und regelmäßig gebucht werden.
Ein willkommener zusätzlicher Nutzen der Kooperation mit Schule besteht darin, die
weitere Arbeit von Mobilé zahleichen Jugendlichen vorstellen zu können. Das führt
dazu, dass immer wieder neue Jugendliche den Weg in die Jugendeinrichtungen
finden bzw. die MitarbeiterInnen von Mobilé den Jugendlichen im Rahmen der
aufsuchenden Arbeit schon durch die Schulkontakte bekannt sind und so der Zugang
zu ihnen erleichtert wird.
Jugendberufshilfe
Die Jugendberufshilfe als Teilbereich der Jugendsozialarbeit ist ein weiteres
Aufgabengebiet der Jugendberatung Mobilé.
Sie erfolgt zunächst präventiv in Zusammenarbeit mit Schulen und hat zum Ziel,
Jugendliche unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Aspekte zu informieren
und bei der Entwicklung einer passenden Berufs- und Lebensperspektive zu
begleiten. Des Weiteren wird sie tätig im Übergang von der Schule in den Beruf, bei
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der Suche eines geeigneten Arbeits- oder Ausbildungsplatzes mit dem Ziel der
Verselbstständigung und Entwicklung einer beruflichen Identität. Sie ist jedoch
ebenso für die jungen Menschen zuständig, die bedingt durch schlechte schulische
Leistungen und/oder soziale Benachteiligungen auf dem ersten Arbeitsmarkt
zunächst nicht Fuß fassen können. Hier ist neben der Auswahl geeigneter
Maßnahmen sowie der Kooperation mit den entsprechenden Trägern, Ämtern sowie
den Kostenträgern auch die Begleitung und Beratung in weiteren Lebens- und
Problembereichen häufig erforderlich.
Auch eine enge Kooperation mit der Jugendgerichtshilfe ist meist sinnvoll, da bei
Jugendlichen ein hoher statistischer Zusammenhang zwischen Delinquenz und
Arbeitslosigkeit besteht.
Jugendgerichtshilfe
Die Jugendgerichtshilfe (JGH) des Jugendamtes der Stadt Erftstadt ist seit 2009 bei
der Jugendberatung Mobilé angesiedelt.
Die Aufgabe der JGH ist es, jugendliche Straftäter zu beraten und zu unterstützen.
Hierzu ist es notwendig, sich ein umfassendes Bild von der aktuellen Lebenssituation
der Jugendlichen zu machen. Beleuchtet werden hierbei die Familienverhältnisse,
das Freizeitverhalten aber auch die schulischen und beruflichen Perspektiven.
Dazu führt die JGH ausführliche Gespräche mit den jugendlichen Straftätern und ggf.
auch mit ihren Eltern. Hierbei wird auch geklärt, inwieweit der Tatverdächtige die
Verantwortung für seine Tat zu übernehmen hat.
Nach diesen Gesprächen fertigt die JGH einen Bericht für das Gericht. Darin
enthalten ist auch eine Empfehlung für den Richter, in der eine geeignete Straf- oder
Erziehungsmaßnahme vorgeschlagen wird. Während der Gerichtsverhandlung ist die
JGH anwesend und trägt nach Aufforderung durch den Richter ihren Bericht vor.
Die JGH unterstützt die Jugendlichen vor, während und nach dem Strafverfahren bei
Fragen zu Familie, Ausbildung, Beruf, Wohnung, Sozialhilfe etc. Hierbei arbeitet sie
eng mit dem Mobilé-Team zusammen.
Viele Jugendliche, die bei der JGH vorstellig werden müssen, sind den
MitarbeiterInnen von Mobilé häufig schon seit längerer Zeit bekannt. Entweder
besuchen sie eine der städtischen Jugendeinrichtungen oder werden im Rahmen der
mobilen Jugendarbeit angetroffen. In enger Absprache mit diesen Jugendlichen und
unter absoluter Wahrung der zugesicherten Vertraulichkeit beraten sich Mobilé und
die JGH unter Einbeziehung ihrer jeweiligen Kenntnisse von der Lebenssituation der
Jugendlichen. Da diese Lebenssituation oft von Schwierigkeiten im Übergang Schule
und Beruf gekennzeichnet ist, wird in diesen Beratungsprozess die ebenfalls bei
Mobilé angesiedelte Jugendberufshilfe mit einbezogen.
Gemeinsam werden die personellen und fachlichen Ressourcen genutzt, um den
straffällig gewordenen Jugendlichen eine positive Lebensperspektive aufzuzeigen
und sie dabei zu unterstützen, den für sie jeweils richtigen Weg einzuschlagen.
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Mobilé als Bestandteil des Frühwarnsystems für die Zielgruppe der
Sekundarstufe I
Die Arbeit von Mobilé zeichnet sich dadurch aus, dass sie für die teilnehmende
Zielgruppe freiwillig und parteilich ist. Das sich daraus entwickelnde besondere
Vertrauensverhältnis zwischen Jugendlichen und MitarbeiterInnen und die Nähe zur
Lebenswelt der Klientel sind in besonderem Maß geeignet, direkte oder indirekte
Hilferufe der Jugendlichen wahrzunehmen und aufzugreifen.
In der weiteren Behandlung dieser Hilferufe geht es in erster Linie um die
Unterstützung der Jugendlichen, nicht um eine Weitergabe der oft unter dem Siegel
der Verschwiegenheit anvertrauten Informationen.
Schwierige Fälle werden im Team im Rahmen eines fachlichen Austauschs und der
Gefährdungsabschätzung besprochen, um das weitere Vorgehen zu koordinieren.
Hierbei wird es Fälle geben, die eine Information des ASD notwendig machen, um
einen weitere Gefährdung des Jugendlichen zu verhindern. Dies geschieht notfalls
ohne Zustimmung des Hilfesuchenden. Den Jugendlichen wird diese Art des
Vorgehens vermittelt und transparent gemacht, damit es zu keinem Vertrauensbruch
kommt und Mobilé weiterhin als Beratungsinstanz zur Verfügung steht.
II. Qualitätsstandards für die Umsetzung der Ziele und Arbeitsaufträge
a) Die Rahmenbedingungen
Um die bisher erreichte Qualität der Arbeit aufrechterhalten zu können, sind folgende
Rahmenbedingungen notwendig:
- Die Personalausstattung mit mindestens 7,5 hauptamtlichen Stellen (inkl. JGH u.
Jugendzentrum Köttingen)
- Vorschlagsrecht bei der Einstellung von Fachpersonal
- Bereitstellung von Mitteln für Honorarkräfte
- Flexible Arbeitszeitregelung (Verantwortlich: Leitung von Mobilé)
- Budgetverantwortung (Verantwortlich: Leitung von Mobilé)
- Finanzierung für Fort- und Weiterbildung sowie Supervision
- Eigenständigkeit bei der Gestaltung und Ausführung der Arbeit im Rahmen des
Auftrags
- ständige Überprüfung der Ziele und Wirkungen der Arbeit, gegebenenfalls
Neuorientierung.
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b) Pädagogische Grundlagen
Das pädagogische Handeln von Mobilé wird durch folgende Grundsätze bestimmt:
- Mobilé versteht sich als Lobby für Jugendliche, das heißt die Jugendlichen
beauftragen Mobilé mit der Wahrnehmung ihrer Interessen und Bedürfnisse.
- Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, sich einen genauen Überblick über die
Lebenswelt der Jugendlichen zu verschaffen.
- Es ist wichtig die Jugendlichen dort aufzusuchen, wo sie sich aufhalten und dort mit
ihnen in Kontakt zu treten.
- Um tragfähige Strukturen zu schaffen, die es den Jugendlichen ermöglichen, in
ihrem Lebensumfeld sinnvoll Freizeit verbringen zu können, ist es notwendig, ihre
Interessen mit denen der Erwachsenen zu verbinden und unterschiedliche Träger der
Jugendarbeit zu vernetzen.
- Mobilé praktiziert geschlechtsspezifische Jugendarbeit nach dem parteilichen
Ansatz. Er setzt an der Lebenswelt von Mädchen und jungen Frauen sowie Jungen
und jungen Männern an und stellt ihre Interessen und Bedürfnisse in den Mittelpunkt
der Arbeit. Diese geschlechtsspezifische Arbeitsweise erfordert einerseits
differenzierte Angebote, Inhalte und Methoden und andererseits hauptamtliche
Pädagoginnen und Pädagogen als mögliche Identifikationsfiguren, die um die
gesellschaftlich bedingten Sozialisationserfahrungen beider Geschlechter wissen.
- Mobilé gewährleistet die personelle Erreichbarkeit von 45 Stunden wöchentlich
(Montag bis Freitag). In dieser Zeit stehen die MitarbeiterInnen zu Krisenintervention,
Beratung, Information und sonstigen Hilfeleistungen in der Beratungsstelle oder in
den Stadtteilen zur Verfügung.
III. Fazit
Die Arbeitsergebnisse der letzten zwanzig Jahre zeigen, dass das Konzept,
Jugendliche an ihren Treffpunkten aufzusuchen und mit ihnen gemeinsam
Freizeitmöglichkeiten in ihren jeweiligen Ortsteilen aufzubauen, funktioniert und
nichts von seiner Aktualität verloren hat.
In einigen Stadtteilen können mittlerweile Räumlichkeiten oder Treffpunkte genutzt
werden, die vorher den Jugendlichen nicht zugänglich waren. Der dabei für die Stadt
entstehende Kostenfaktor liegt oft bei Null. Als zu hohe Erwartung hat sich die
Hoffnung herausgestellt, diese Räume nach kurzer Zeit den Jugendlichen in
Selbstverwaltung überantworten zu können. Durch den offenen Charakter dieser
Treffs und die Fluktuation innerhalb der BesucherInnengruppen sind die MobiléMitarbeiterInnen die Konstanten, die die reibungslose Nutzung der Räume im Sinne
der Institutionen, die sie zur Verfügung stellen, gewährleisten. Diese Tatsache knüpft
nahtlos an die Geschichte der selbstverwalteten Jugendzentren Anfang der 70er
Jahre an. Dennoch ist Ziel der Arbeit, die Jugendlichen zu befähigen,
eigenverantwortlich Freizeit zu gestalten und überlassene Räume zu nutzen. Dieses
Ziel ist als prozesshafter Verlauf immer wieder Inhalt und auch Methode der Arbeit.
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Damit soll der dominierenden Konsumhaltung in nahezu allen Bereichen
entgegengewirkt werden.
Häufig wird Mobilé als jugendpolitisches Allheilmittel betrachtet. Wo immer sich ein
Problem mit Jugendlichen auftut, irgendwann landet die Angelegenheit bei Mobilé,
verbunden mit der Erwartung, die Mitarbeiter/innen sollen die betreffenden
Jugendlichen im Sinne der Erwachsenen disziplinieren. Die Einlösung dieser
Erwartung widerspricht gänzlich dem Auftrag von Mobilé. Das "Team für Jugend"
erfüllt keine sozial-polizeilichen Aufgaben. Ziel ist es, gemeinsam mit Jugendlichen
und Erwachsenen, Lebensräume für junge Leute zu sichern, in denen nicht
ausschließlich den Bedürfnissen der Erwachsenen Rechnung getragen wird. Denn
bedauerlicherweise hat die Mobilé-Arbeit auch gezeigt, dass Jugendliche, wo immer
sie sich im Stadtgebiet in Gruppen aufhalten, über kurz oder lang vertrieben werden
sollen. Anfragen an Mobilé, diesbezüglich im Sinne der Erwachsenen tätig zu
werden, kommen häufig. Angebote, die Interessen der Jugendlichen gemeinsam mit
Mobilé zu unterstützen, fehlen oft. In einer immer älter werdenden Gesellschaft wird
es zukünftig verstärkt Aufgabe von Mobilé sein, die Jugendlichen bei der Suche nach
ihrem Lebensraum in dieser Stadt zu unterstützen und sie zu ermutigen, für ihre
Interessen einzutreten.
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