Daten
Kommune
Langerwehe
Größe
104 kB
Datum
23.06.2016
Erstellt
14.06.16, 18:06
Aktualisiert
14.06.16, 18:06
Stichworte
Inhalt der Datei
Gemeinde Langerwehe
Der Bürgermeister
Langerwehe, den 09.06.2016
Amt / Abteilung: Bauamt
Az.:
Rei/Gö.
Vorlagennummer: VL-131/2016
TOP
Vorlage
für die Sitzung
des Ausschusses für Bau- und Planungsangelegenheiten
Öffentlich
Einst.
Ja
Nein
Enth.
Bemerkungen
Einsparmaßnahmen an der Europaschule;
hier: Antrag der SPD/FDP-Gemeinderatsfraktion vom 21.03.2016
Sachdarstellung:
Mit Schreiben vom 21.03.2016 legte die SPD/FDP-Fraktion den Antrag zu Einsparmaßnahmen an der Europaschule Langerwehe vor.
Der Antrag ist im Rat der Gemeinde am 28.04.2016 beraten worden. Dabei hat der Rat
beschlossen, den vorliegenden Vorschlag auf Durchführbarkeit durch ein kompetentes/mehrere kompetente Unternehmen einschl. Kosten-Nutzen-Analyse / Amortisationszeit zu prüfen und anschließend dem Ausschuss für Bau- und Planungsangelegenheiten
zur Beratung vorzulegen.
Zur Information ist der Antrag nochmals beigefügt.
Für die Beauftragung eines oder mehrerer kompetenter Unternehmen sind derzeit im
Haushalt 2016 keine Haushaltsmittel vorhanden, so dass die Verwaltung zunächst in
eigener Zuständigkeit eine Analyse der Vorschläge durchgeführt hat.
Folgendes ist dabei zu den Prüfvorgaben festgestellt worden:
Blockheizkraftwerk
Mit einem Blockheizkraftwerk kann man elektrische Energie und Wärme erzeugen. In
Abhängigkeit von der elektrischen Leistung spricht man von Minikraftwerkskopplung unter
50 kW, Mikrokraftwerkskopplung unter 10 kW und Nanokraftwerkskopplung unter 2,5 kW.
Die Auslegung eines Blockheizkraftwerkes erfolgt in dergestalt, dass sie auch im
Volllastbetrieb nur einen Teil des max. Heizenergiebedarfes der angeschlossenen
Abnehmer deckt. Die benötigte Restwärme liefert ein Spitzenlastkessel. So wird
sichergestellt, dass die Stromerzeugungskomponenten besser genutzt werden und
höhere Betriebsstunden erreichen. Um den wirtschaftlichen Betrieb eines Blockheizkraftwerkes sicherzustellen, ist eine entsprechende Anlage vorzugsweise am Ort des
Wärmeverbrauchs zu installieren.
Hierzu ist eine Betriebsstundenzahl von mindestens 7.900 Stunden anzustreben.
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Im Jahr 2015 war in der Europaschule Langerwehe die Heizung von Anfang Mai bis
Anfang Oktober nicht in Betrieb.
Unter Berücksichtigung einer Jahresstundenzahl von (365 Tage x 24 Std.) 8.760 Stunden
und einer betriebsbedingten Abstellung der Heizung in den vorbeschriebenen Monaten
(ca. 3.600 Std.) ergibt sich eine Betriebsstundenzahl von 5.160 Std.
Diese Zahl liegt deutlich unter der propagierten Stundenzahl aus der Fachpresse.
Die erforderliche Wirtschaftlichkeit zum Betrieb eines Blockheizkraftwerkes für die
Europaschule ist daher nicht gegeben.
Demgegenüber ist die Wirtschaftlichkeit eines Blockheizkraftwerkes in den Schwimmbädern in Langerwehe und Schlich gegeben, da diese als Konstantverbraucher (bis auf die
Sommerferien) mit rd. 7.700 Betriebsstunden die in der Fachpresse empfohlene
Stundenzahl nahezu erreicht.
Schwimmbad Langerwehe
Der Betrieb eines Blockheizkraftwerkes im Schwimmbad Langerwehe ist nicht ohne
weiteres möglich, da aufgrund der derzeit fehlenden Einspeisungsmöglichkeit der
elektrischen Energie ins Stromnetz eine wesentliche Voraussetzung fehlt.
Ferner ist das Gebäude im Rahmen einer energetischen Sanierung zur Reduzierung des
CO² gefördert worden. Der Betrieb des Blockheizkraftwerkes würde zusätzliche CO²Immissionen erzeugen, die förderschädlich sind.
Schwimmbad Schlich
Für die Schule Schlich wurde mit einem namhaften Hersteller ein Konzept zur Errichtung
und zum Betrieb eines Blockheizkraftwerkes erstellt.
Die Kosten hierfür betragen ca. 55.000,00 €.
Fernwärme
Um das Schulzentrum mit Fernwärme zu versorgen, wurde mit RWE als FernwärmeNetzbetreiber Kontakt aufgenommen.
Es gibt grundsätzlich zwei mögliche Anschlusspunkte.
Vorbehaltlich einer hydraulischen Überprüfung besteht ein Anschlusspunkt am Fernwärmenetz Inden und ein weiterer Anschlusspunkt in Form einer direkten Auskopplung im
Kraftwerk Weisweiler.
Derzeit ist unklar, wie der Betrieb der vorhandenen Fernwärmenetze nach der Auskohlung
des Tagebaues Inden betrieben wird.
Die Entfernung des Schulzentrums zu den möglichen Anschlusspunkten für Fernwärme ist
so groß, dass Bau und Betrieb einer solchen Leitung nicht wirtschaftlich sind.
Von einem möglichen Anschluss des Schulkomplexes an ein Fernwärmenetz wird derzeit
seitens des Energiekonzerns abgesehen.
Der Arbeitskreis „Klima & Energie“ der Zukunftswerkstatt Langerwehe schlägt vor, die
Industriebrache in der Schönthaler Straße zum Blockheizkraftwerk umzubauen und ein
Nahwärmenetz zu installieren.
Mit diesem Projekt soll ein möglicher Vorbildcharakter dargestellt werden.
Die Wertschöpfung beginnt mit der Nutzung von Holz aus Langerweher Forstwirtschaft
und Landschaftspflege in Form von Holzschnitzeln.
Der Betrieb der Anlage soll durch eine Energiegenossenschaft sichergestellt werden, die
vorzugsweise aus lokalen Investoren besteht.
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Zurzeit ist der Trägerverein der Leaderregion RR an Inde u. Rur noch nicht so aufgestellt,
dass evtl. Anträge eingereicht werden können.
Der weitere Fortgang dieses Projektes bleibt abzuwarten.
Contracting
Die Europaschule sowie die angrenzenden Sporthallen werden mit unterschiedlichen
Wärmeerzeugern beheizt:
Europaschule, Geb. 2 u. 3
Europaschule, Geb. 1
Gasbrennwertgerät, 225 kW, Baujahr 2014
Elektrospeicherheizung mit Einzelspeicherheizung für die
Klassenräume sowie Elektrofeststoffspeicher für Flure,
Baujahr 1976
Sporthalle II
Gasgebläsebrenner, 90 – 630 kW,
Baujahr 1991
Grundlastdeckung über Holzpelletkessel,
Spitzenlastkessel Gasgebläsekessel, 192 kW,
Baujahr 1994
Sporthalle I
Abweichend von der Lieferung fossiler Energieträger wird Contracting in seiner Hauptanwendungsform auf den Begriff der Liefer-Anlagen-Energie oder Wärmecontracting
abgestellt und auf die Bereitstellung bzw. Lieferung von Betriebsstoffen (Wärme, Kälte,
Strom, Dampf bzw. Druckluft) sowie deren betriebszugehörigen Anlagen ausgerichtet.
Grundsätzlich sind für Contracting Leistungen entsprechend der öffentlichen Vergabevorschriften Vergabeverfahren nach VOL durchzuführen.
Die maximal mögliche Vertragslaufzeit beträgt 4 Jahre. Dementsprechend sind die
Investitionskosten (AFA, Verzinsung etc.) für die Erzeugungsanlage auf 4 Jahre
abzuschreiben incl. Wartung und Unterhaltungsaufwand. Dies führt während der
Vertragslaufzeit zu hohen Wärmebezugskosten.
Ferner verfügt die Gemeinde aktuell über Strom- bzw. Gaslieferverträge, die nur mit
Zustimmung des jeweiligen Energieversorgungsunternehmens in den in Rede stehenden
Gebäuden anderweitige Versorger (Contracter) als neue Energielieferanten zulassen.
Ausschreibung zur Kopplung von Energie mit energetischer Sanierung
Die Ausschreibung zur Kopplung von Energie mit energetischer Sanierung ist entsprechend dem Vergaberecht in zwei unterschiedlichen Vergabeverfahren darzustellen.
Lieferung der Energie
Energetische Sanierung
Vergabeverfahren nach VOL – Dienst- und Lieferaufträge,
Schwellenwert für die EU-weite Ausschreibung 209.000,00 €
Vergabeverfahren nach VOB – Bauaufträge,
Schwellenwert für die EU-weite Ausschreibung 5.225.000,00 €
Eine Kombination beider Verfahren stellt immer die allgemeinen Grundsätze des § 97
GWB des Vergaberechts in Frage.
Dazu zählen:
Wettbewerbsgrundsatz, Transparenzgebot, Diskriminierungsverbot, Gleichbehandlungsgrundsatz sowie Wirtschaftlichkeitsgrundsätze
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Ferner führt die Kopplung eines VOB- und VOL-Verfahrens zu unterschiedlichen
Betrachtungsweisen bei Schwellenwerten und Laufzeiten.
Es ist nach juristischer Auskunft der KUA eine losweise Ausschreibung der Leistungen
möglich.
Mögliche Synergien lassen sich schwierig verifizieren.
Sanierung der Elektroheizung Europaschule Langerwehe
Für das Gebäude 1 existiert eine Heizlastberechnung. Grobe Mittel für eine wassergeführte Gasheizung sind mit ca. 920.000,00 € zu veranschlagen, zuzüglich der Demontage und
Entsorgung der vorhandenen Elektroleitungen und der daraus resultierenden brandschutztechnischen Anforderungen.
Im Zeitraum vom 13.02.2015 – 29.01.2016 wurden an elektrischer Leistung 283.810 kW/h
zur Beheizung von Gebäude 1 benötigt.
Für den Betrieb einer wassergeführten Gasheizung wird der Leistungsansatz zuzüglich
Wärmeverlust der Rohre sowie Abgasverluste mit einem Verhältnis Gas- u. Nachtstromheizung von 1 : 3 festgelegt.
Danach beträgt das Einsparpotential beim Energiebezug für eine wassergeführte Heizung
ca. 35.000,00 €/Jahr.
In Abhängigkeit vom Heizbedarf liegt die Amortisationszeit bei ca. 25 Jahren.
Auf Grund der zu erwartenden hohen Investitionskosten sowie fehlender möglicher
Deckung aus dem Kommunalinvestitionsfördergesetz NRW sollte vorzugsweise die
Sanierung der Gebäudehülle (marode Dächer, Fensteranlagen, Beschattung) durchgeführt werden.
Finanzielle Auswirkungen:
-
Beschlussvorschlag:
Der Ausschuss beschließt, die Sanierung der Gebäudehülle zu forcieren, um den
Energieverbrauch zu senken und die möglichen Maßnahmen im Arbeitskreis „Energie“
abzustimmen.
Der Bürgermeister
(Göbbels)