Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
193 kB
Datum
15.09.2011
Erstellt
13.05.11, 06:21
Aktualisiert
24.01.12, 06:27
Stichworte
Inhalt der Datei
Konzeption
Wohnungslosenberatung der
Stadt Erftstadt
Rechts- und Ordnungsamt
Frau Alter / Frau Büttner
Ahremer Lichweg 3
50374 Erftstadt
Tel.: 02235 6892110
INHALTSVERZEICHNIS
1.
Einführung.………………………………………………………….. 3
2.
Zielgruppe…………………………………...………………………. 3
3.
Grundlagen, Selbstverständnis, Methoden..…………………..… 4
4.
Zielsetzung und Aufgaben ……………….………………….……. 4
5.
Kooperationspartner………………….…………………………….. 6
6.
Personelle und sachliche Ausstattung…………………………… 6
7.
Ansprechpartnerinnen……………………………………………… 6
IMPRESSUM
Herausgeber:
Stadt Erftstadt
Holzdamm 10
50374 Erftstadt
Tel.: 02235 409-0
Fax: 02235 409-505
Autorinnen:
Marilyn Alter, Birgit Büttner
Rechts- und Ordnungsamt
Ahremer Lichweg 3
50374 Erftstadt
Tel.: 02235 6892110
Fax.: 02235 6892111
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1. Einführung
Die Wohnungslosenberatung der Stadt Erftstadt wurde auf Grundlage der Ergebnisse einer
örtlichen Erhebung zur Wohnungslosensituation mit dem Ziel ins Leben gerufen, drohenden
Wohnungsverlust der Bürger abzuwenden und die Verweildauer der Betroffenen in den
Obdachlosenunterkünften zu verkürzen.
Im ordnungsrechtlichen Sinne gilt eine Person als obdachlos, wenn
sie unfreiwillig über keine Unterkunft verfügt und nicht in der Lage ist, aus eigener Kraft
eine entsprechende Unterkunft zu beschaffen;
ihre Wohnung unbewohnbar geworden ist (z.B. durch Brand-, Wasser- und
Sturmschäden, Vandalismus oder Baufälligkeit);
sie in einer Obdachlosen- oder sonstigen Behelfsunterkunft ohne Mietvertrag als
Nutzungsberechtigter lebt oder in eine Normalwohnung eingewiesen worden ist.
Etwaiges Verschulden des Betroffenen an der Situation ist für die Beurteilung, ob
Obdachlosigkeit vorliegt, unerheblich.
Diese Definition von Obdachlosigkeit schließt ausdrücklich folgende Personengruppen aus:
Nichtsesshafte, die freiwillig diese Lebensweise gewählt haben und an einer
dauerhaften Unterkunft nicht interessiert sind;
Personen, die über eigene (finanzielle) Mittel zur Überwindung einer Notlage verfügen;
Asylbewerber und Flüchtlinge, deren Unterbringungsbedarf anderweitig gedeckt ist;
Minderjährige, die sich nicht in der Obhut ihrer Personensorgeberechtigten oder der zur
Ausübung der Personensorge Bevollmächtigten befinden.
Die Problemlagen der Betroffenen sind vielschichtig. Zu den Ursachen für Obdachlosigkeit
gehören insbesondere:
Räumung des bisher in Anspruch genommenen Wohnraumes bei Vorlage eines
gerichtlichen Räumungstitels aufgrund von
ausgebliebenen Mietzahlungen
ausgebliebenen Darlehensrückzahlungen zum Erwerb eines Eigenheimes
Verstößen gegen Vertragsbedingungen oder Rechtsvorschriften
Eigenbedarfsanmeldung des Vermieters
Verweis oder „Flucht“ eines volljährigen Familienmitgliedes aus der gemeinsamen
Wohnung bzw. dem gemeinsamen Haus infolge einer familiären Auseinandersetzung
Verlust des Wohnraums wegen Unbewohnbarkeit
2. Zielgruppe
Von Obdachlosigkeit betroffen sind alleinstehende Frauen und Männer sowie Paare und
Familien.
Der überwiegende Anteil alleinstehender Obdachloser ist männlich. Die Zahl der
untergebrachten alleinstehenden weiblichen Obdachlosen nimmt jedoch stetig zu.
Auffallend ist eine kontinuierliche Zunahme alleinstehender Obdachloser im Alter zwischen 18
und 25 Jahren.
Die Bewohner von Notunterkünften bzw. Obdachlose im Allgemeinen bilden keine homogene
Gruppe. Ihr Lebenslauf ist jedoch in höherem Maße von folgenden Problematiken
gekennzeichnet:
finanzielle Not, Mittellosigkeit
fehlende Integration in das Ausbildungssystem bzw. in die Arbeitswelt
fehlendes soziales Netz
Beziehungsprobleme, familiäre Zerwürfnisse
psychische/physische Krankheiten bzw. Belastungen, Behinderungen, Abhängigkeiten
Kriminalität
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Das Leben in Notunterkünften hinterlässt bei den Betroffenen deutliche Spuren:
körperlich teils sehr schlechter Allgemeinzustand (mangelnde Hygiene, schlechte
Ernährung, unbehandelte Wunden/Erkrankungen und (Mehrfach-)Abhängigkeiten)
hohe psychische Belastung (wenig Selbstwertgefühl, Angststörungen, Psychosen,
Depressionen, innere Unruhe, Diskriminierung, soziale Isolation, Sicherheitsverlust,
Opfer von Straftaten, fehlende Privatsphäre und Autonomie)
fehlende bzw. nur eingeschränkte Einbindung in die Sozial-, Renten- und
Krankenversicherung
Als Folgen längerer Obdachlosigkeit sind eine Abnahme der HandlungsSozialkompetenzen, eine Senkung der Frustrationstoleranz, eine Steigerung
Aggressionspotentials und eine Zunahme an Straftaten der Betroffenen zu verzeichnen.
und
des
3. Grundlagen, Selbstverständnis, Methoden
Liegt Obdachlosigkeit im oben ausgeführten Sinne vor, so ist die Ordnungsbehörde, an die sich
eine betroffene Person direkt oder indirekt wendet und seine Obdach- und Mittellosigkeit
schlüssig darlegt, nach den Bestimmungen des Ordnungsbehördengesetztes verpflichtet, im
Rahmen von Gefahrenabwehrmaßnahmen einzuschreiten; d.h. sie muss eine Unterkunft
einfachster Art, die Schutz vor den Unbilden der Witterung bietet sowie Raum für die
notwenigsten Lebensbedürfnisse lässt, zur Verfügung stellen.
In Erftstadt stehen Unterkünfte in verschiedenen Ortsteilen zur Verfügung, welche sich in der
Ausstattung und dem baulichen Zustand voneinander unterscheiden.
Bei der Entscheidung der/des einweisenden Mitarbeiterin/Mitarbeiters, welche Unterkunft im
Einzelfall in Anspruch genommen wird, sind die jeweiligen Bedürfnisse, Fähigkeiten,
Eigenheiten und Eigenschaften der obdachlosen Person selbst sowie der bereits in der
jeweiligen Unterkunft untergebrachten obdachslosen Personen möglichst zu berücksichtigen.
Sozialarbeit im Allgemeinen orientiert sich heutzutage nicht an den Defiziten, sondern an den
Ressourcen der Hilfesuchenden.
Demgemäß richten die Mitarbeiter/innen der Wohnungslosenberatung der Stadt Erftstadt in der
Zusammenarbeit mit den Betroffenen den Fokus vordergründig auf die Möglichkeiten und
Fähigkeiten, auf die der Einzelne zurückgreifen kann, um seine Lebenssituation zu verbessern.
Ausgehend von dem Ansatz, dass die Entwicklung eines jeden Menschen durch sein
individuelles Umfeld geprägt ist, nimmt die Thematisierung der familiären und außerfamiliären
Beziehungen des Betroffenen im Beratungs- und Hilfeprozess einen großen Stellenwert ein.
Ein erfolgreicher Hilfeprozess setzt eine adäquate Arbeitsbeziehung voraus. Da die
obdachlosen Personen in ihrem Werdegang jedoch überwiegend enttäuschende bzw.
verletzende Erfahrungen mit nahe stehenden und fremden Personen und/oder Institutionen
gemacht haben, gilt es zunächst, eine Vertrauensbasis zu schaffen, die dem Betroffenen die
Sicherheit vermittelt, mit seinen Problematiken erstgenommen zu werden. Er muss erkennen
können, dass die Eruierung seiner Lebenssituation, seiner Ressourcen und Defizite keine
Bewertung seiner Person, sondern eine Arbeitsgrundlage darstellt.
4. Zielsetzung und Aufgaben
I.
Prävention
Kontaktaufnahme mit den von Obdachlosigkeit bedrohten/betroffenen Personen
Klärung der mietrechtlichen Situation sowie der Leistungsansprüche im Einzelfall
Erläuterung der speziellen Problemlagen des Betroffenen und Entwicklung möglicher
Lösungsansätze
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Sicherung des Erhalts von Wohnraum durch Vereinbarungen mit Vermietern, Sozialamt,
Jobcenter, Arbeitgebern u. a. zur Regulierung von Mietschulden, persönlichen
Differenzen, usw.
Rücksprache mit potentiellen Vermietern – insbesondere mit gemeinnützigen
Wohnungsbaugesellschaften
Fortwährende Sichtung von aktuellen Wohnungsangeboten
Hilfestellung bei der Wohnungssuche im Einzelfall
II. Krisenintervention
Klärung, ob Wohnungslosigkeit und Mittellosigkeit vorliegen
Bereitstellung einer Notunterkunft bei Bedarf
Information über örtliches Hilfesystem und ggf. begleitende Weitervermittlung an
zuständige Behörden und Sozialeinrichtungen zur Sicherung des Lebensunterhaltes
Hilfe bei der Geltendmachung von Ansprüchen
III. Hilfeplanverfahren
Feststellung des konkreten Hilfebedarfs und Ausarbeitung von persönlichen Zielen und
Handlungsmöglichkeiten
Zusammenarbeit mit anderen Behörden und Fachämtern, dem überörtlichen Träger,
Beratungsstellen, Betreuern, Gerichten, Bewährungshilfen, Ärzten, Heimeinrichtungen,
Anbietern beschützter Arbeitsmöglichkeiten und sonstigen Sozialeinrichtungen
Durchführung von Hilfeplangesprächen zur Überprüfung der bisherigen Entwicklung und
zur Festlegung der weiteren Vorgehensweise
Dokumentation des Beratungs- bzw. Hilfeverlaufes
Konkrete Hilfestellung insbesondere in Form von
Klärung und Durchsetzung existenzsichernder Ansprüche
Ordnung/Regulierung finanzieller und rechtlicher Angelegenheiten
Sicherstellung der Inanspruchnahme und Finanzierung einer ärztlichen
Versorgung
Beratung und Unterstützung in Fragen der Körperhygiene, Ernährung,
Haushaltsführung und Tagesstrukturierung
Unterstützung bei der Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuche
Hilfestellung bei der Wohnungssuche
Durchführung von Freizeitangeboten zur Tagesstrukturierung und zur Förderung
des Aufbaus von sozialen Beziehungen sowie von Trainingsmaßnahmen
IV.
V.
Nachbetreuung, weiterführende Hilfestellung
Gespräche zur Reflektion der weiteren Entwicklung
Hilfe bei der weitmöglichsten Ablösung von Hilfesystemen im Falle einer erfolgreichen
(Wieder-) Eingliederung
Maßnahmen zur Vermeidung des Rückfalls in alte Verhaltensmuster
Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit, konzeptionelle Arbeit
Information über den Bereich Wohnungslosenhilfe der Stadt Erftstadt
(Presse-) Veröffentlichungen zum Bereich Wohnungslosenhilfe
Erstellung und Veröffentlichung von Berichten
Klärung von Konflikten in den Unterkünften und ggf. zwischen Unterkunftsbewohnern
und ihrer Nachbarschaft
Erreichbarkeit außerhalb der Bürozeiten
Regelmäßige Dienstbesprechungen und Fortbildungen
Beteiligung an Ausschüssen
Voraussetzung für die Durchführung dieser Hilfen ist ein intensiver Kontakt zwischen den
Betroffenen und den Fachkräften. Die diesbezüglich erforderliche Präsenz vor Ort wird zum
Einen durch die Zuteilung des Arbeitsplatzes der Fachkräfte in einer städtischen
Obdachlosenunterkunft für vorwiegend junge erwachsene Obdachlose und zum Anderen durch
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kontinuierliche Besuche bei den Betroffenen in den anderen städtischen Unterkünften
sichergestellt.
In diesem Rahmen wird überdies der Zustand und der Renovierungs- und Reparaturbedarf der
Unterkünfte festgestellt und dokumentiert. Je nach verwaltungsinterner Zuständigkeit wird die
Ausführung der zu erledigenden Arbeiten angeregt bzw. beauftragt.
Übergeordnetes Ziel:
Bestmögliche Lebensverhältnisse des Klienten bei größtmöglicher Unabhängigkeit von
öffentlichen Hilfen
Ergebnis einer erfolgreichen Betreuung:
Leben in finanziell gesicherten und auf Dauer angelegten, menschenwürdigen
Wohnverhältnissen;
sinnvoll
strukturierter
Tagesablauf;
verhältnismäßig
guter
Allgemeinzustand; Integration in soziales Umfeld; Übernahme von Verantwortung für sich selbst
und Angehörige
5. Kooperationspartner
Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer für den Rhein-Erft-Kreis e.V.
Fachberatungsstelle für alleinstehende Wohnungslose im Rhein-Erft-Kreis
Herr Krammer, Tel.: 02234 37947-0, E-Mail: wohnungslosenhilfe@skfm-rhein-erft-kreis.de
6. Personelle und sachliche Ausstattung
Im Bereich Wohnungslosenwesen der Stadt Erftstadt sind zwei städtische Dipl.
Sozialarbeiterinnen (insgesamt 1 ½ Vollzeitstellen) sowie eine Verwaltungsfachkraft (ca. 1/3
Vollzeitstelle) tätig, die mit der Kostenabwicklung zwischen den Bewohner/innen und dem
Rechts- und Ordnungsamt sowie zwischen dem Eigenbetrieb Immobilien und dem Rechts- und
Ordnungsamt betraut ist. Geleitet wird der Bereich „Wohnungslose“ von der Amtsleiterin des
Rechts- und Ordnungsamtes. (ca. ¼ Vollzeitstelle)
Die Wartung/Instandhaltung der Räumlichkeiten der Wohnungslosenberatungsstelle wird vom
Eigenbetrieb Immobilien sichergestellt.
Die Räumlichkeiten der Wohnungslosenberatungsstelle befinden sich in Erftstadt-Lechenich,
Ahremer Lichweg 3.
Zur Verfügung stehen
ein Büroraum mit einem PC-Arbeitsplatz, Telefon- und Internetanschluss sowie Fax- und
Kopiergerät,
ein Gemeinschaftsraum mit Küche für tagesstrukturierende Trainingsmaßnahmen und
Veranstaltungen sowie
Toiletten für weibliche und männliche Personen.
7. Ansprechpartnerinnen
Frau Marilyn Alter
Dipl. Sozialarbeiterin
E-Mail: marilyn.alter@erftstadt.de
Frau Birgit Büttner
Dipl. Sozialarbeiterin
E-Mail: birgit.buettner@erftstadt.de
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