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Antrag (Antrag auf Überprüfung aller Baumaßnahmen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Ökölogie und Ressourceneffizienz)

Daten

Kommune
Erftstadt
Größe
254 kB
Datum
08.03.2012
Erstellt
12.04.10, 06:46
Aktualisiert
25.01.12, 06:28

Inhalt der Datei

STADT ERFTSTADT öffentlich Der Bürgermeister A 82/2010 Az.: Amt: - 82 BeschlAusf.: - 82 Datum: 28.01.2010 Den beigefügten Antrag der SPD-Fraktion leite ich an die zuständigen Ausschüsse weiter. Beratungsfolge Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Betriebsausschuss Immobilienwirtschaft Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Betriebsausschuss Immobilienwirtschaft Betrifft: Termin Bemerkungen 10.03.2010 17.06.2010 Antrag auf Überprüfung aller Baumaßnahmen in Bezug auf Nachhaltigkeit, Ökölogie und Ressourceneffizienz Finanzielle Auswirkungen: Der Antrag berührt nicht den Etat. Unterschrift des Budgetverantwortlichen Erftstadt, den 28.01.2010 Stellungnahme der Verwaltung: Es ist selbstverständlich, dass alle städtischen Baumaßnahmen unter dem Aspekt der Ressourceneffizienz und der Nachhaltigkeit geprüft werden müssen. Dies wurde und wird auch von allen städtischen Ämtern und Eigenbetrieben praktiziert. Ökologischen Aspekten wird bereits sei mehreren Jahren verstärkt Rechnung getragen. Wie diese sich teilweise widersprechenden Aspekte bei den verschiedenen Baumaßnahmen berücksichtigt werden, ist in jedem Einzelfall gründlich zu prüfen. Es ist dabei die Lösung zu wählen, die unter ökonomischen wie auch ökologischen Gesichtspunkten der gestellten Aufgabe am besten gerecht wird. 1. Energieversorgung 1.1 Planungsgrundlagen Bei der Energieversorgung städtischer Gebäude bieten sich die nachfolgend aufgeführten Technologien an: 1.1.1 Pellets- und Holzhackschnitzelheizung Für die Beheizung von städtischen Gebäuden können Pellets- und Holzhack-schnitzelkessel verwendet werden. Bei der Planung sind der Platzbedarf und die Einbringmöglichkeit für die Kessel sowie die Lagerung des Brennmaterials zu beachten. Aus Kostengründen kommen für Pelletsheizungen nur Gebäude mit entsprechend großen Kellerräumen in Betracht. Außerdem muss eine problemlose Anfahrt der Tankwagen zum Befüllen des Lagers gewährleistet sein. Die Pellets werden bis zu einer Heizleistung von 1 MW verwendet. Bei einer höheren Leistung ist es wirtschaftlicher Holzhackschnitzel einzusetzen. Die Kessel dürfen nicht zu groß dimensioniert werden, deshalb decken Gaskessel die Spitzenlast im Winter ab. 1.1.2 Wärmepumpe Es gibt verschiedene Energiequellen für Wärmepumpen. Hierzu gehören Grundwasser, Erdreich und Luft. Für die beiden zuerst genannten Quellen sind Bohrungen erforderlich. Aufgrund der Grundwasserabsenkung durch die RWE AG sind in Erftstadt, mit Ausnahme von Teilbereichen in Friesheim und Kierdorf, Wärmepumpen, die ihre Energie aus dem Grundwasser beziehen, nicht wirtschaftlich zu betreiben. Es gibt zwei Betriebsweisen für Wärmepumpen. Bei der monovalenten Betriebsweise übernimmt die Pumpe als einziger Wärmeerzeuger die Versorgung des Gebäudes mit Wärme. Luft-WasserWärmepumpen sind hierfür nicht geeignet. Hierzu muss die Wärmequelle das ganze Jahr über genutzt werden können. Diese Betriebsweise ist für Niedertemperatur-Heizungsanlagen geeignet. Bei der bivalenten Betriebsweise wird bei einer bestimmten Außentemperatur ein Gaskessel dazugeschaltet oder übernimmt komplett die Wärmeversorgung. Diese Art der Beheizung wird überwiegend in Wohn- und Verwaltungsgebäuden sowie Industrieeinrichtungen eingesetzt, insbesondere wenn Außenluft oder Oberflächenwasser als Energiequelle genutzt werden. Bei Neubauten, die nach der EnEV 2009 gebaut werden und deshalb eine geringe Heizleistung benötigen sowie mit Niedertemperaturen betrieben werden, ist eine Wärmepumpe geeignet. Beim Bürgerbüro in Lechenich wurde dies berücksichtigt. Bei Sanierungen im Bestand kann die Wärmepumpe daher häufig nicht verwendet werden. 1.1.3 Blockheizkraftwerk In Blockheizkraftwerken werden durch Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig elektrische und thermische Energie erzeugt. Wirtschaftlich arbeitet ein BHKW nur dann, wenn ganzjährig eine entsprechende elektrische und thermische Grundlast vorhanden ist. Außerdem muss eine jährliche Betriebsdauer von mindestens 5.000 Stunden erreicht werden. Dies ist auch die Bedingung, um beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) den maximalen MiniKWK-Zuschuss zu erhalten. Eine Schule im mehrschichtigen Betrieb hat 1.300-1.400 Vollbenutzungsstunden. 1.1.4 Nahwärmenetz Ein Nahwärmenetz wird dort installiert, wo mehrere Heizungszentralen in unmittelbarer Nähe gelegen sind und die gleiche Nutzung haben. In den Schulzentren Liblar und Lechenich ist dies der Fall. Von einer Heizungszentrale werden die einzelnen Gebäude über das Nahwärmenetz mit Wärme versorgt. Wartung und Instandhaltungskosten der einzelnen Anlagen werden eingespart. Es müssen weniger Heizkessel in Bereitschaft gehalten werden, dadurch wird der Energieverbrauch reduziert. Im Schulzentrum Lechenich wurden letztes Jahr die Holzhackschnitzelheizung und das Nahwärmenetz in Betrieb genommen. Bis auf die Gas-Kessel im Gymnasium wurden alle anderen Heizungskessel stillgelegt und an eine Übergabestation angeschlossen. Im Schulzentrum wird das ganze Jahr über Wärme benötigt, weil im Sommer die Turnhallen, das Schwimmbad, das Freibad und Haus Lebenshilfe Warmwasser benötigen. Ein Angebot für eine Beheizung mit einer BHKW-Anlage wurde bei der Ausschreibung eingereicht. Die Kosten für diese Anlage waren aber wesentlich höher als die Kosten für eine Holzhackschnitzelheizung. Diese Anlage kam deswegen nicht zur Ausführung. 1.1.5 Solarthermieanlagen Mithilfe einer thermischen Solaranlage wird die Strahlungsenergie der Sonne aktiv genutzt und vom Absorber, der sich im Kollektor befindet, in Wärmeenergie umgewandelt. Eine solarthermische Anlage wird zur Trinkwassererwärmung oder Unterstützung der Heizung installiert. Für die Aufstellung der Anlage wird ein optimaler Standort benötigt, d.h. die Solarzellen können nach Süden ausgerichtet werden und sind ganzjährig unverschattet. Je nach baulichen -2- Gegebenheiten können Flachkollektoren auf drei verschiedene Arten auf dem Dach montiert werden: - Aufdachmontage - Indachmontage - Flachdachaufstellung Für die Zusatzdachlasten ist ein statischer Nachweis bei Flachdächern erforderlich. Solarkollektoren wurden im letzten Jahr auf dem Dach der Turnhalle Bliesheim montiert zur Trinkwassererwärmung. Die Halle wird u. a. von Sportvereinen genutzt und hat einen außergewöhnlich hohen Warmwasserbedarf. 1.1.6 Photovoltaikanlagen Mithilfe von Photovoltaikanlagen lässt sich die Sonnenenergie zur netzgebundenen oder autarken Stromerzeugung nutzen. Für die Aufstellung und den Standort gelten dieselben Kriterien wie bei der Solarthermieanlage. Die Investitionskosten und die Einspeisevergütung sind für die Wirtschaftlichkeit entscheidend. Städtische Photovoltaikanlagen sind auf dem Dach des Ville-Gymnasiums sowie auf dem Dach des Gymnasiums Lechenich installiert. Auf dem Dach der Feuerwache in Liblar sowie der Förderschule in Friesheim ist eine Bürgersolaranlage mit einer Leistung von über 100 KW p errichtet worden. Bei der Sanierung der Realschule Liblar ist eine weitere Anlage geplant. Sofern die Stadt Photovoltaikanlagen errichten will, müssen diese über Darlehen finanziert werden. Aufgrund des starken Preisrückgangs für Photovoltaikanlagen sind seit 2009 auch über Darlehen finanzierte Anlagen wirtschaftlich zu betreiben. Der Gesetzgeber wird voraussichtlich zum Sommer dieses Jahres die Einspeisevergütung erheblich reduzieren. Ich erarbeite derzeit einen Vorschlag, wie weitere städtische Dächer oder andere Flächen für Investoren zur Verfügung gestellt werden können, die dort entsprechende Anlagen errichten. 1.2 Baumaßnahmen im Jahr 2010 1.2.1 Grundschule Bliesheim, Erneuerung Heizung Im Altbau der Grundschule gibt es zwei Heizzentralen die zusammengelegt werden. Im Altbau 1 wird eine neue Heizzentrale geplant. Außerdem werden die Heizungsstränge im mittleren Gebäude saniert und das offene Ausdehnungsgefäß stillgelegt. Alte Heizungsanlage: Energieart: Heizleistung: Baujahr Kessel: Planungskriterien: zentrale Warmwasserbereitung: Heizperiode: Holzlagerung im KG möglich: Gebäudetyp: Neue Heizungsanlage: Energieart: Heizkessel: Gas insgesamt 140 kW 1984 Nein Oktober-Mai Nein Altbau Gas Brennwerttechnik Ein weiterer Heizkessel befindet sich im Bereich des Lehrschwimmbeckens. Dieser soll weiter genutzt werden. Sofern das Schwimmbad modernisiert und der Energieverbrauch erheblich reduziert werden, kann auch die Versorgung des Schwimmbades auf die neue Heizzentrale aufgeschaltet werden. Im Rahmen dieser Maßnahme sollte dann geprüft werden, ob ein BHKW wirtschaftlich betrieben werden kann. -3- 1.2.2 Grundschule Gymnich, Erneuerung Heizung Die Heizungszentrale versorgt den Neu- und Altbau. Die komplette Technik im Heizraum und die alte Fernleitung im Erdreich werden erneuert. Alte Heizungsanlage: Energieart: Heizleistung: Baujahr Kessel: Planungskriterien: zentrale Warmwasserbereitung: Heizperiode: Holzlagerung im KG möglich: Gebäudetyp: Neue Heizungsanlage: Energieart: Heizkessel: Gas 175 kW 1975,1982 Nein Oktober-Mai Nein Altbau Gas Brennwerttechnik 1.2.3 VHS-Gebäude, Erneuerung Heizung Im VHS-Gebäude gibt es zwei Heizungszentralen mit je einem Gaskessel. Beide Gebäudeteile sollen nur noch über eine Heizungszentrale mit Brennwertkessel versorgt werden. Alte Heizungsanlage: Energieart: Heizleistung: Baujahr Kessel: Planungskriterien: zentrale Warmwasserbereitung: Heizperiode: Holzlagerung im KG möglich: Gebäudetyp: Neue Heizungsanlage: Energieart: Heizkessel: Gas insgesamt 140 kW 1985, 1995 Nein Oktober-Mai Nein Altbau Gas Brennwerttechnik 1.2.4 Turnhalle Förderschule Friesheim, Erneuerung Heizung Die Heizungszentrale für die gesamte Schule befindet sich im Hauptgebäude. Ende 2009 musste ein Kessel, der durchgerostet war, noch vor der Heizperiode durch einen Brennwertkessel ersetzt werden. Im Sommer wird nur Warmwasser für die Duschen in der Turnhalle benötigt. Die Nahwärmeleitungen zur Halle sind veraltet und nicht ausreichend gedämmt. Deshalb werden diese stillgelegt und erhält die Turnhalle eine eigene Versorgung. In der Turnhalle werden das Lüftungsgerät stillgelegt und eine Deckenstrahlheizung eingebaut. Im Technikraum wird die komplette Installation erneuert. Turnhallen benötigen das ganze Jahr über Wärme für die Heizung und Warmwasserbereitung und kommen grundsätzlich für den Einsatz eines Blockheizkraftwerkes in Betracht. Unter optimalen Bedingungen kann im Winterhalbjahr eine Betriebszeit von 2.900 Stunden erzielt werden. Um die für eine Förderung notwendigen 5.000 Betriebsstunden zu erreichen, müssten für die Warmwassererzeugung im Sommer 2.100 Betriebsstunden benötigt werden. Ein entsprechender Bedarf an Warmwasser ist nicht vorhanden. Da selbst bei 5.000 Betriebsstunden pro Jahr ein BHKW noch nicht wirtschaftlich arbeitet, ist ein Einsatz in der Turnhalle Friesheim nicht zu empfehlen. Ergänzend ist darauf hinzuweisen, dass ein BHKW für die Beheizung der Halle im Winter nicht ausreichend wäre. Es müsste noch zusätzlich ein mit Gas betriebener Heizkessel eingesetzt werden. -4- Alte Heizungsanlage: Energieart: Heizleistung: Baujahr Kessel: Planungskriterien: zentrale Warmwasserbereitung: Heizperiode: Holzlagerung im KG möglich: Gebäudetyp: Neue Heizungsanlage: Energieart: Heizkessel: Gas 230 kW 1984 Ja 12 Monate Ja Altbau Gas Brennwerttechnik 1.2.5 Kindertagesstätte Dirmerzheim Die Kindertagesstätte soll eine Erweiterung für die unter drei jährigen Kinder erhalten. Der Anbau wird im Bereich der Heizungszentrale erstellt. Aus diesem Grund wird die ohnehin veraltete Technik gleichzeitig erneuert. Alte Heizungsanlage: Energieart: Heizleistung: Baujahr Kessel: Planungskriterien: zentrale Warmwasserbereitung: Heizperiode: Holzlagerung im KG möglich: Gebäudetyp: Neue Heizungsanlage: Energieart: Heizkessel: Gas 115 kW 1983 Nein Oktober-Mai Nein Altbau Gas Brennwerttechnik 1.2.6 Realschule Liblar, Turnhalle und Gymnastikraum, Erneuerung der Heizung Die Turnhalle wird derzeit elektrisch beheizt. Die Turn- und die Gymnastikhalle werden dieses Jahr saniert. Die Lüftungsanlage wird stillgelegt und eine Deckenstrahlheizung eingebaut. Das Hauptgebäude der Realschule erhält eine Pelletsheizung, an der dieses Gebäude über Nahwärmeleitungen angeschlossen wird. Alte Heizungsanlage: Energieart: Planungskriterien: zentrale Warmwasserbereitung: Heizperiode: Gebäudetyp: Neue Heizungsanlage: Energieart: Heizkessel: Strom Ja Oktober-Mai Altbau Holz Pelletskessel 1.2.7 Realschule Liblar, Energetische Sanierung Die Realschule Trakt 1-3, wird in den nächsten zwei Jahren energetisch saniert und die Heizung erneuert. Im Kellergeschoss wird eine Pelletsheizung eingebaut. Alte Heizungsanlage: -5- Energieart: Planungskriterien: zentrale Warmwasserbereitung: Heizperiode: Holzlagerung im KG möglich: Gebäudetyp: Neue Heizungsanlage: Energieart: Heizkessel: Strom Nein Oktober-Mai Ja Altbau, saniert Holz Holzpellets 1.2.8 Hauptschule Liblar, Nahwärmenetz Nach der Sanierung der Heizungsanlage im Hauptgebäude der Realschule Liblar in diesem Jahr soll 2011 ein Nahwärmenetz errichtet werden, damit die restlichen Bereiche der Realschule, die Hauptschule und das Gymnasium auch über die Pelletsanlage versorgt werden können. Die Gaskessel im Ville-Gymnasium werden nur für Spitzenlasten benötigt. 1.3 Energieagentur Zum wirtschaftlichen Betrieb von Heizungsanlagen und auch zum Einsatz erneuerbarer Energien habe ich mich in den vergangenen Jahren mehrfach von der Energieagentur beraten lassen. Die o.a. Ausführungen zu den Sanierungsmaßnahmen bei verschiedenen habe ich grundsätzlich mit der Energieagentur abgestimmt. Seitens der Energieagentur wird angeboten, in der kommenden Ausschusssitzung einen Vortrag über die Möglichkeiten des Einsatzes erneuerbarer Energien zu halten. 2. Gründächer Bei jeder Sanierung von Flachdächern sollte geprüft werden, ob der Einsatz von Gründächern wirtschaftlich vertretbar ist. Der Bau eines Gründaches erfordert bei Flachdächern ein Gefälle von mindestens 2 % und eine ausreichend bemessene Tragkraft der Dachkonstruktion. Die zusätzlichen Kosten betragen ca. 30 €/m² Dachfläche. Die meisten Flachdächer auf städtischen Gebäuden weisen 0 % Gefälle auf. Es handelt sich vielfach um Kaltdächer, bei denen auf der Oberseite eine zusätzliche Wärmedämmung nur aufgebracht werden kann, wenn der komplette Dachaufbau erneuert wird. Nur bei einer solch teuren Sanierung können die Vorteile eines Gründaches voll genutzt werden. Weiterhin ist bei vielen städtischen Dächern ein Gründach aus statischen Gründen nicht oder erst nach Verstärkung der Dachkonstruktion möglich. 3. Photovoltaik Auf die Ausführungen unter 1.1.5 und 1.1.6 wird verwiesen. 4. Blockheizkraftwerke in Neubaugebieten Im Zusammenhang mit der Planung des Baugebietes „Am Villehang“ habe ich die Nutzung eines Blockheizkraftwerkes geprüft. Die Ergebnisse habe ich in der Vorlage V 126/2010 dargelegt. Auf die dortigen Ausführungen wird verwiesen. 5. Nutzung von Trennsystemen in Neubaugebieten -6- Die Stadtwerke verlegen in Neubaugebieten grundsätzlich Trennsysteme, weil zwischenzeitlich von allen Seiten sowohl der ökologische als auch der ökonomische Vorteil der zentralen Lösungen nicht mehr bestritten wird. Es stellt definitiv eine Belastung für die Mehrzahl der Kunden dar, ein dezentrales Entwässerungssystem vorzuhalten. Diese müssen in der Praxis nicht nur genehmigt und errichtet werden, sondern erfordern ebenfalls eine jährlich Wartung usw. Dezentrale Systeme werden auch teilweise seitens der übergeordneten Behörden nur noch in Einzelfällen und bei z.B. Baulückenschließungen gewünscht. Es ist ebenfalls häufig so, dass einige Bauherren die komfortable Ableitung über die Regenwasserkanalisation schätzen und sich gegen eine dezentrale Entsorgung aussprechen. Die Stadtwerke haben daher den Kompromiss gewählt, das Niederschlagswasser zentral über Kanal abzuleiten und im Anschluss ökologisch über ein Sickerbecken dem Wasserkreislauf wieder zuzuführen. Dem Kunden bleibt es jedoch unbenommen, Regenwasser aufzufangen und z.B. als Gießwasser zu nutzen. Es dürfte sich somit keinerlei ökologischer oder ökonomischer Vorteil durch eine dezentrale Niederschlagswasserbeseitigung einstellen. In Gebieten, wo die Stadtwerke eine sog. Mischwasserkanalisationen (im Antrag als „Einkanalsystem“ bezeichnet) betreiben, besteht grundsätzlich für alle Anschlussnehmer die Möglichkeit, sich mit ihrem Niederschlagswasser von der Kanalisation abzuklemmen. Dazu ist jedoch eine „ordnungsgemäße“ Form der Regenwasserbeseitigung nachzuweisen (Versickerungsanlage mit Genehmigung etc.). Das freie „Auslaufenlassen“ von Fallrohren etc. ist nicht gewollt und führt zwangsläufig zu Streitigkeiten wegen Grundstücksvernässungen etc. Die Vorgabe einer generellen Abkopplung des Niederschlagswassers in Bestandsgebieten ist rechtlich nahezu nicht durchzusetzen und auch insgesamt entbehrlich. Die Stadtwerke haben in einer Studie für Liblar untersuchen lassen, wie sich das „Abkopplungspotential“ von Privatflächen auf eine mögliche Reduzierung von Kanalgrößen auswirkt. Demnach ist durch Abkopplung nur in Ausnahmefällen und bei sog. Endhaltungen (Kanal, an dem z.B. nur ein Straßenzug (Seitenstraße) angeschlossen ist) ein Reduzierungseffekt zu erhalten. Im Regelfall sanieren die Stadtwerke nur die Kanäle, die abgeschrieben und insgesamt abgängig sind. Wird ein Kanal aber aufgrund seines Zustandes ausgewechselt, spielt dessen Dimensionierung bei den Baukosten nur eine untergeordnete Rolle. 6. „Einbindung“ der Stadtwerke Sofern dies mit vertretbaren Risiken möglich, sollten die Stadtwerke zu „Energiewerken“ ausgebaut werden. Der Einstieg in dieses Segment sollte aber keineswegs in der Weise erfolgen, dass die Stadtwerke den auf Dauer unwirtschaftlichen Betrieb eines Nahwärmenetzes in einem Neubaugebiet übernehmen. Auch ist es ineffizient, den Stadtwerken den Betrieb eines Heizkessels in einer Schule zu übertragen. Damit wären in einem Gebäude zwei städtische Dienststellen Ansprechpartner für die Schulen in Sachen Bauunterhaltung. Selbst die Großstadt Münster, die über leistungsfähige Energiewerke verfügt, nutzt zwar bei Sanierungsmaßnahmen an Heizungsanlagen die speziellen Fachkenntnisse der Stadtwerke. Für den Betrieb und die Unterhaltung der Heizungsanlagen ist aber die dortige Gebäudewirtschaft zuständig. Derzeitig prüfe ich verschiedene Möglichkeiten, wie die Stadtwerke in den Energiemarkt einsteigen könnten. Es sollte sich dabei um Maßnahmen handeln, die einen ausreichenden wirtschaftlichen Erfolg versprechen und eine Dimension erreichen, der den damit verbundenen Aufwand auch lohnt. (Dr. Rips) -7-