Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
4,6 MB
Datum
13.03.2012
Erstellt
03.03.12, 06:29
Aktualisiert
21.07.14, 17:38
Stichworte
Inhalt der Datei
Integriertes Entwicklungskonzept
Erftstadt-Liblar
- Abschlussbericht Februar 2012
Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG
Regionalbüro Bonn
Hochstadenring 50
53119 Bonn
Tel.: 0228 – 555 237 – 15
Fax: 0228 – 555 237 – 91
Bearbeiter:
Hans-Ulrich Schneider
Eva Radermacher
Estelle Dageroth
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
1. Veranlassung und Zielsetzung
4
2. Raumordnerische und landesplanerische Einordnung
6
2.1. Lage und Lagebeziehungen
6
2.2. Landesentwicklungsplan NRW
7
2.3. Regionalplan Regierungsbezirk Köln
8
2.4. Region Köln-Bonn
9
2.5. Rhein-Erft-Kreis
3. Strukturdaten der Stadt Erftstadt
15
16
3.1. Stadthistorie
16
3.2. Demographie
17
3.2.1. Gemeindebasisdaten
17
3.2.2. Bevölkerungsentwicklung / demographischer Wandel
18
3.3. Finanzlage, Wirtschaft und Arbeitsmarkt
21
3.3.1. Haushaltssituation / Finanzlage der Stadt Erftstadt
21
3.3.2. Wirtschaftsstrukturdaten
23
3.3.2.1. Wirtschaft und Arbeitsmarkt
23
3.3.2.2. Handel im Wandel – Einzelhandelsentwicklung
26
3.4. Bildungs- und Wissenschaftslandschaft
27
3.5. Freizeiteinrichtungen, Kulturelle Infrastruktur und Tourismus
27
3.5.1. Freizeiteinrichtungen
27
3.5.2. Kulturelle Infrastruktur
28
3.5.3. Ausgangslage und Entwicklungspotentiale für den Tourismus
28
3.6. Verkehr
30
3.6.1. Individualverkehr: Auto
30
3.6.2. Individualverkehr: Radverkehr Erftstadt
31
3.6.3. Individualverkehr: Via Pees Erftstadt
31
3.6.4. ÖPNV: Bahn- und Buslinienverkehr Erftstadt
32
3.6.5. ÖPNV: Sammeltaxi
33
3.7. Zusammenfassung – SWOT-Analyse Erftstadt
34
2
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
4. Das Untersuchungsgebiet
35
4.1. Lage und Lagebeziehungen
35
4.2. Gebietsabgrenzung und –beschreibung
35
4.3. Bestehende Pläne und Planungsansätze
37
4.3.1. Flächennutzungsplan
38
4.3.2. Bebauungspläne
40
4.3.3. Gutachten
41
4.3.4. Integriertes Handlungskonzept Erftstadt-Liblar 2009
47
4.4. Zusammenfassung – SWOT-Analyse Erftstadt-Liblar
5. Bestandsaufnahme
5.1. Städtebauliche Bestandsaufnahme
49
50
50
5.1.1. Bestandsaufnahme und –analyse
50
5.1.2. Städtebauliche Mängel und Missstände
50
5.1.3. Entwicklungspotentiale
62
5.2. Einzelhandel
67
5.2.1. Einzelhandelsbesatz
67
5.2.2. Entwicklung des Einzelhandels
68
5.3. Wohnungswirtschaft
73
5.3.1. Bestandsaufnahme und –analyse
73
5.3.2. Bedarfsentwicklung
74
5.3.3. Flächenpotentiale
75
5.4. Verkehrliche Infrastruktur
76
5.4.1. Bestandsaufnahme und –analyse
76
5.4.2. Entwicklungspotentiale
77
5.5. Zusammenfassung Bestandsaufnahme – SWOT-Analysen
der Schwerpunktgebiete
6. Integriertes Entwicklungskonzept - Handlungsfelder und Strategien
78
82
6.1. Carl-Schurz-Straße
82
6.2. Bahnhofsumfeld
88
6.3. Theodor-Heuss-Straße
90
6.4. Erftstadt-Center
93
7. Maßnahmenkatalog
99
8. Ausblick
105
3
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
1. Veranlassung und Zielsetzung
Die Stadt Erftstadt hat die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft GmbH
& Co. KG (DSK) im April 2010 mit der Erstellung eines integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes für den Stadtteil Erftstadt-Liblar beauftragt. In Abstimmungsgesprächen wurden insgesamt vier Handlungsschwerpunkte festgelegt: das Erftstadt-Center, das Bahnhofsumfeld, die Carl-Schurz-Straße und die Theodor-Heuss-Straße.
Das Einkaufszentrum „Erftstadt-Center“ wurde im Jahre 1978 in Liblar in einer Siedlungsrandlage gebaut. Im Jahre 1989 zog die Stadtverwaltung in das neu errichtete Rathaus, welches Teil des Einkaufszentrums wird. Seit einigen Jahren hat das Center verstärkt mit sinkenden Kundenzahlen und dadurch zustande kommenden Leerständen sowie der Ansiedlung nicht adäquater Nutzungen und der Zunahme an Geschäften, die ein niedrigpreisiges
Sortiment führen, zu kämpfen. Die Gründe für die negative Entwicklung des Einkaufszentrums aufzuzeigen, zu bekämpfen und entsprechende Aufwertungsstrategien zu entwickeln
gilt als primäres Ziel des Konzepts.
Der Bahnhof in Liblar wird in naher Zukunft umgebaut und neu gestaltet. Im Zuge dessen soll
durch eine städtebauliche Umgestaltung die Anbindung an das Wohnumfeld verbessert werden. Das Konzept soll für dieses Teilgebiet der Stadt einen ganzheitlichen Lösungsweg präsentieren, der sowohl die Wohnnutzung als auch die Verkehrs- und Versorgungssituation am
Bahnhof und im näheren Umfeld umfasst.
Auch von Leerständen betroffen ist die ehemalige Hauptdurchgangsstraße Carl-SchurzStraße. Diese leidet besonders unter fehlender Strukturierung im Zusammenhang mit einer
ausgeprägten Länge. Ladenlokale sind über eine Strecke von ca. 1 km entlang der Straße
vorhanden. Zumindest für einige Ladenlokale müssen neue Nutzungskonzepte angedacht
werden, wobei vor allem Potentiale für alternative Wohnnutzungen denkbar ist, ein Ansatz
der innerhalb des Konzeptes näher beleuchtet und hinterfragt wird. Der Umgang mit den
leerstehenden Ladenlokalen und die besondere Bedeutung der Gastronomie in der CarlSchurz-Straße sowie die Nutzung der bestehenden städtischen Plätze werden ebenfalls behandelt.
4
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Die Theodor-Heuss-Straße ist vor allem durch eine hohe Wohnbevölkerungsdichte geprägt.
Die hier erbauten Hochhäuser sind bereits aus großer Entfernung erkennbar. Das Sozialgefüge sollte hier geprüft werden, um Abwärtstendenzen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Lösungswege zu finden. Dazu gehören zum einen wohnungswirtschaftliche Aspekte
und die Entwicklung entsprechender Strategien zur Anpassung bestehender Wohnungen an
die sich im Zuge des demographischen Wandels ändernden Anforderungen. Zum anderen
ist der Zustand der Gebäude zu untersuchen, um ggf. Modernisierungs- oder Sanierungsbedarfe auszumachen. Diese Ansätze sind in Hinblick auf die Gefahr des Bestandes zukünftig
nicht mehr marktfähiger Wohnungen und damit drohender Leerstände unbedingt notwendig.
Zudem soll die Anbindung der Wohnsiedlungen entlang der Theodor-Heuss-Straße an das
nahegelegene Einkaufszentrum auf Optimierungsmöglichkeiten geprüft werden.
5
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
2. Raumordnerische und landesplanerische Einordnung
2.1.
Lage und Lagebeziehungen
Die Stadt Erftstadt gehört zum Rhein-Erft-Kreis und liegt im Südwesten NordrheinWestfalens (vgl. Abb. 1). Zwischen den beiden Oberzentren Köln (ca. 20 km nordöstlich) und
Bonn (ca. 25 km östlich) und nahe der für die Metropolregion bedeutenden Städte Aachen
(ca. 75 km) und Düren (ca. 50km) gelegen, grenzt die Stadt direkt an die Gemeinden und
Städte Brühl, Hürth, Kerpen, Weilerswist, Zülpich, Vettweiß und Euskirchen.
1
Abbildung 1: Lage der Stadt Erftstadt
Neben der unmittelbaren Anbindung an das Oberzentrum Köln bietet die großräumige NordSüd-Verbindung von A 1 / A 61 die optimale Erreichbarkeit der Regionen Rhein-Ruhr und
Rhein-Main. Über die nahegelegene A 4 (Kreuz Kerpen) ergibt sich zudem die Anbindung an
die zentrale Verkehrsachse in Richtung Niederlande / Belgien.
Über den Bahnhof Liblar besteht zudem eine Anbindung an das regionale Schienennetz (Ri.
Köln / Euskirchen / Trier). In nur 20 Minuten Fahrtzeit ist die Rheinmetropole Köln, in 25 Minuten der Flughafen Köln/Bonn zu erreichen. Mit der Bahn sind es vom Bahnhof Liblar aus
nur 30 Minuten bis zum Kölner Hauptbahnhof.
1
Quelle: www.wikipedia.de
6
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Köln
Bonn
Abbildung 2: Verkehrsbeziehungen Raum Erftstadt
2
Die Stadt Erftstadt befindet sich am Rande des Naturparks Rheinland, der zum einen geprägt ist durch eine rekultivierte Wald- und Seenlandschaft eines ehemaligen Braunkohlenabbaugebietes und damit ein vielseitiges Naherholungsgebiet darstellt, zum anderen durch
die Bördelandschaft. Besonders der Liblarer See, der zu den größten Seen des Naturparks
zählt, bietet zahlreiche Freizeitgestaltungsmöglichkeiten (vgl. Kap. 3.5).
2.2.
Landesentwicklungsplan NRW
Die Stadt übernimmt gem. Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen (LEP NRW) die
Funktion eines Mittelzentrums. Aufgrund Ihrer Funktion sowie durch die Landesplanung werden der Stadt Erftstadt somit neben der Versorgungsfunktion der eigenen Wohnbevölkerung
überörtliche Versorgungsfunktionen zugesprochen.
Der Landesentwicklungsplan wird derzeit vom nordrhein-westfälischen Ministerium für Wirtschaft, Mittelstand und Energie überarbeitet. Zum neuen LEP 2025 hat die IHK in Kooperation mit den Handwerkskammern NRW im August 2009 einen Fachbeitrag der Wirtschaft veröffentlicht. Dafür wurden 16 Wirtschaftsregionen festgelegt, wobei Erftstadt zur Region ‚Köln’
gezählt wird.
Die Wirtschaftsregion Köln ist danach nicht nur einer der führenden Dienstleistungs- und
Handelsstandorte in Deutschland, sondern auch einer der wichtigsten Industriestandorte.
2
Quelle: Eigene Darstellung
7
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ist im Verarbeitenden Gewerbe angestellt. Im Rhein-Erft-Kreis liegt der Anteil bei 32 %. Die chemische Industrie ist eine der
Schlüsselbranchen und prägt die Region in Verbindung mit Standorten der Gummi- und
Kunststoffenergie. Die außerdem verbreitete Abgrabungswirtschaft, hier insbesondere der
Braunkohleabbau, ist für die Region charakteristisch.
Die Arbeitslosigkeit ist im Rhein-Erft-Kreis relativ hoch (Stadt Köln: 11,1 %; Stadt Leverkusen: 9,7 %, Oberbergischer Kreis: 6,3 %)3, jedoch können trotzdem nicht alle zur Verfügung
stehenden Arbeitsplätze von Personen aus der Region bedient werden. Die Stabilisierung
und Weiterentwicklung der Attraktivität und der Lebensqualität der Region sind für die weitere notwendige Zuwanderung aus anderen Regionen entscheidend.3
2.3.
Regionalplan Regierungsbezirk Köln
Der Regionalplan (früher: Gebietsentwicklungsplan GEP) der Bezirksregierung Köln beinhaltet für Erftstadt einige Ziele, die den Schutz der Wald- und Freiflächen (insbesondere Erftauen) betrifft. Zusätzlich werden Ziele für die Entwicklung von Gewerbe- und Industriestandorten festgelegt. Drei wichtige Ziele sollen an dieser Stelle kurz genannt werden:
A.
Im Bereich für den Schutz der Natur (BSN) „Schlosspark Gracht“ in der Stadt Erftstadt
soll die strukturreiche Parkanlage von besonderer kulturhistorischer Bedeutung mit
dem bemerkenswerten, z.T. alten Baumbestand und der artenreichen Vogelwelt erhalten und entwickelt werden.
B.
Im BSN „Ville-Seen“ in den Städten Brühl und Erftstadt sollen die gut ausgebildeten
Wasser- und Verlandungsvegetationstypen mit ihrer Vielzahl von Wasservögeln, Amphibien und Wasserinsekten erhalten und geschützt werden. Durch Unterstützung der
natürlichen Sukzession sowie durch geeignete Maßnahmen die Entwicklung vorhandener ökologischer Potenziale wird eine Aufwertung angestrebt. Je nach erreichtem
Wertniveau sollen Festsetzungen zum Schutz der betroffenen Flächen und Objekte erfolgen.
3
Quelle: Vereinigung Industrie- u. Handelskammern in NRW e.V.: Fachbeitrag der Wirtschaft NRW zum LEP 2025
8
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
C.
Die für die Stadtentwicklung der Stadt Erftstadt notwendigen gewerblichen Bauflächen
sollen vornehmlich innerhalb der allgemeinen Siedlungsbereiche (ASB) Lechenich und
Liblar untergebracht werden.4
Ein wichtiges Leitbild des Regionalplans ist die dezentrale Konzentration, dass heißt die
Stärkung der Zentren in den Gemeinden. Eine Stadt der kurzen Wege und die Sicherung der
Daseinsvorsorge in den zentralen Versorgungsbereichen sind ausdrückliche Ziele der Entwicklung. Die Siedlungsflächenzunahme ist stark zu reduzieren, d. h. nicht nur bei der Infrastruktur gilt dementsprechend: Ausbau vor Neubau.5
2.4.
Region Köln-Bonn
6
Abbildung 3: Region Köln-Bonn
Die Region Köln-Bonn e. V., ursprünglich als Verein zur Stärkung der Region 1992 gegründet, ist ein Zusammenschluss von unterschiedlichen Akteuren aus dem Region Köln/Bonn
e.V., den regionalen Sparkassen, dem Region Wirtschaftsinitiative e.V., der Regionale 2010
und diversen Cologne Bonn Business Regionalagenturen. Zweck dieses Zusammenschlusses ist die Stärkung des Zusammenhalts und der Wettbewerbsfähigkeit der Region durch die
4
5
Quelle: Bezirksregierung Köln: Regionalplan 2009
Quelle: www.wirtschaft.nrw.de
9
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Erarbeitung eines integrierten Konzeptes für Wirtschaft, Ökologie und Soziales.6 Die Grenzen der Region (auch: Metropolregion) Köln-Bonn sind dabei variabel und orientieren sich an
durchgeführten Projekten und Maßnahmen. Grob orientiert sich die Grenze an den bestehenden kommunalen Gebietskörperschaften. Zurzeit zählen folgende Kommunen und Kreise
dazu: Köln, Bonn und Leverkusen, Rhein-Sieg-Kreis, Rhein-Erft-Kreis, Rhein-Kreis Neuss,
Oberbergischer Kreis und Rheinisch-Bergischer-Kreis.
Potenziale der Metropolregion Köln-Bonn:
dynamische Branchenstruktur mit einem ausgewogenen Mix an Betriebsgrößen
zentrale Lage im erweiterten Europa der Regionen und somit Teil des größten und produktivsten europäischen Wirtschaftsraumes
optimale Erreichbarkeit über alle Verkehrswege
Moderne Industrie und Dienstleistungen
herausragende Hochschul- und Forschungseinrichtungen und Vernetzung von Forschung und Wirtschaft
überdurchschnittlich hoher Anteil qualifizierter Fachkräfte durch insgesamt 21 Hochschulen und Fachhochschulen mit über 200.000 eingeschriebenen Studentinnen
hohes touristisches Potential
sehr gute Infrastruktur auf dem Gesundheitssektor (HealthRegion Köln-Bonn)
Wichtiger Akteur im Bereich regionaler Strukturentwicklung Köln-Bonn ist die ‚Regionale
2010’. In Erftstadt sind insbesondere zwei Themenfelder von Bedeutung: zum einen die
RegioGrün-Projekte, zum anderen die Römerstraße-Projekte. Diese werden im Folgenden
kurz zusammengefasst.
Kurzbeschreibung der RegioGrün-Projekte7:
Folgende Projekte/Maßnahmen werden auf Erftstädter Stadtgebiet realisiert8:
Multifunktionsplatz Seestraße
Ein derzeit als Wendehammer genutzter Straßenbereich auf der ‚Seestraße’ in Liblar soll auf
Höhe des Liblarer Sees als Rast- und Informationsplatz am Eingangstor zum Wald- und
Seenlandschaftsraum ‚Ville’ aufgewertet werden. Hier sollen ein Info-Platz RegioGrün mit
Aufenthaltsqualität errichtet werden sowie Elemente des Kennzeichnungs- und Markierungssystems Erlebnisraum Römerstraße ‚Agrippastraße’ integriert werden. Daneben erhält der
6
7
Quelle: www.region-koeln-bonn.de
Quelle: Stadt Erftstadt
10
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Platz neue Randeinfassungen, eine Markierung von Stellplätzen, Möblierung (Bänke, Abfallbehälter, Fahrradabstellanlage) und Pflanzung von Einzelbäumen.
Stadtgarten in Liblar
Der Liblarer Stadtgarten soll zu einem Landschaftspark mit Gehwegen, einem zentralen befestigten Platz und Baum- und Strauchpflanzungen entwickelt werden. Derzeit wird die Fläche als Acker genutzt. Schon länger besteht hier die Planungsabsicht, die Fläche als verbindendes Element zwischen Schlosspark Gracht und dem Gesundheitsgarten bzw. den Grünanlagen um das Krankenhaus ‚Marienhospital’ als verbindendes Element zu entwickeln.
Durch eine Parkgestaltung würde ein notwendiger Lückenschluss im Biotopverbund in der
vorhandenen Grünachse in Liblar erreicht. Beantragt wird hier lediglich eine „Grundausstattung“ des Parks; in Folgejahren ist beabsichtigt den Stadtgarten durch bürgerschaftliches
Engagement weiter zu entwickeln.
Planetenweg
Auf einem von der Stadt Erftstadt gepachteten Gelände am Erftstädter Krankenhaus entsteht
derzeit durch bürgerliches Engagement in Zusammenarbeit mit dem ‚Gesundheitsgarten
e. V.’ ein Gesundheitsgarten, in welchem neben einer bereits fertig gestellten Parkanlage
eine Reihe von Erfahrungsstationen errichtet werden. Der Verein ‚Gesundheitsgarten Frauental e. V.’ plant als Maßnahmenpartner der Stadt, dass der Planetenweg als weiteres Element eingefügt und gleichzeitig die Verbindung in die freie Landschaft markiert werden soll.
Geplant ist die Erstellung einer Sonnenstation im Gesundheitsgarten und von 9 Planetenstationen, welche sich vom Gesundheitsgarten aus in südwestlicher Richtung in die Erftaue und
weiter in die Bördelandschaft einfügen. Die Himmelskörper und die Distanzen werden verkleinert in einem Maßstab von 1 : 1 Milliarde dargestellt. Die Sonnenstation wird auf einem
weit sichtbaren Hügel im Gesundheitsgarten aufgestellt. Die Planetenstationen stehen auf
neun befestigten Flächen und beinhalten Sitzmöglichkeiten, Stelen zur Darstellung des Planeten, Informationstafeln über die Planeten, deren zugehörige Gottheiten (Namensgebung)
und Informationen über den Planetenweg in der Landschaft.
Brückenabriss am Donatus-Parkplatz
Bei den vom Büro WGF geplanten Maßnahmen zur Umgestaltung und Qualifizierung als
Eingangsportale der drei Waldparkplätze ‚Grubenweg’, ‚Donatus-Parkplatz’ und ‚Bliesheimer
Feld’ wären Eigenmittel des Landesbetriebes Wald und Holz erforderlich gewesen, dieses ist
jedoch aus fördertechnischer Sicht nicht realisierbar, da es eine Querfinanzierung des Lan-
11
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
des an den Eigenbetrieb wäre. Somit sind die Aufwertung und die Qualifizierung der forstlichen Parkplatzflächen nicht Gegenstand des Antrags auf Gewährung einer Zuwendung. Ggf.
wird aber eine abgespeckte Sanierung aus Mitteln des Landesbetriebs ohne öffentliche Finanzförderung erfolgen.
Der ‚Brückenabriss am Donatus-Parkplatz’ ist Teilmaßnahme des Projektes DonatusParkplatz als Eingangsportal zur Wald- und Seenlandschaft der Ville. Mit dem Abbruch der
Brücke sind eine visuelle Optimierung sowie eine Verbesserung der Verkehrssicherheit im
Zufahrtsbereich verbunden. Die Zufahrt bzw. die marode Eisenbahnbrücke befindet sich im
Eigentum der Stadt Erftstadt; der Abbruch dieses Bauwerkes verbleibt somit als einziges
förderfähiges Element der Gesamtplanung ‚Donatus-Parkplatz’ in der Antragstellung.
Erlebnisroute Villeseen
Die ‚Erlebnisroute Villeseen’ erschließt für Radfahrer den Südwestkorridor und verbindet die
Lupenräume untereinander. Sie verläuft durchgängig vom Decksteiner Weiher am Äußeren
Kölner Grüngürtel bis zur Erftaue an der Gymnicher Mühle, der Erftaue und Rotbachaue
nach Süden folgend bis zum Friesheimer Busch und über die Ville zurück zum Decksteiner
Weiher. Auf Erftstädter Stadtgebiet ist die Errichtung von 5 Informationspunkten auf Plätzen
mit Aufenthaltsqualität entlang der Route im Bereich Liblarer See (Seestraße), am Liblarer
Bahnhof, in Gymnich, in Lechenich und in Bliesheim vorgesehen und die Aufstellung von ca.
90 Wegweisern ‚RegioGrün’ entlang der Radwegroute beabsichtigt.
Erlebnisweg „Tagebaufolgelandschaft“
Der Projektpunkt Erlebnisweg „Tagebaufolgelandschaft“ macht die Geschichte der Villeseenlandschaft wieder erlebbar und „erfahrbar“. An ausgewählten Stationen wird über die unterschiedlichen zeitlichen Ansätze der forstlichen Rekultivierung, ihre Ziele und auch ihre Folgen informiert. Weiterhin sollen die Belange des Naturschutzes im Gebiet und vor allem auch
die Abbaugeschichte thematisiert werden. Auf Erftstädter Stadtgebiet sind im Bereich Liblar
und entlang vorhandener Waldwege in der Ville zur Qualifizierung der Wegeverbindung 7
Wegweiser und 7 Informationstafeln auf Plätzen mit Aufenthaltsqualität vorgesehen.
Bodenerlebnispark
Der ‚Bodenerlebnispark’ im Umweltzentrum Friesheimer Busch liegt als ‚Point of Interest’ und
als Naturparkzentrum - analog dem ‚Naturparkzentrum Gymnicher Mühle’ - auf der Erlebnisroute Villeseen im Südwestkorridor ‚Zu den Villeseen’. Mit der intensiven Beschäftigung mit
dem Thema Boden wird eine sachliche und fachliche Ergänzung zu den auf der Erlebnisrou-
12
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
te angesprochenen Schwerpunktthemen ‚Tagebaufolgelandschaft’ und ‚Erlebnisraum Wasser’ geschaffen.
Im Verlauf zwischen dem Umweltzentrum Friesheimer Busch und dem Naturparkzentrum
Gymnicher Mühle verläuft die Erlebnisroute in der landwirtschaftlich hochwertigen Börde. Der
Boden-Erlebnispark ermöglicht - ähnlich dem Wassererlebnispark an der Gymnicher Mühle einen spielerischen Einstieg in das Thema Boden mit allen Facetten. Die Gesamtgestaltung
des Erlebnisparks führt zu einer, dem Thema ‚Boden’ angemessenen Darstellung und Aufwertung der ‚Point of Interest’ und ergänzt die landschaftliche Gesamtdarstellung um den
Bereich ‚Börde’ gemäß dem Masterplan RegioGrün. Konkret soll eine Teilfläche im Umweltzentrum Friesheimer Busch (ca. 2ha) als Erlebnispark zum Umwelt-Thema „Boden“ gestaltet
werden. Neben der Etablierung von einzelnen Wissensstationen sollen hier punktuelle Maßnahmen zur Verbesserung der Gestaltung und der Verkehrslenkung eingefügt werden. Insbesondere schlägt hier die Umgestaltung des Zentralbereiches am Haus der Umweltbildung
eine Rolle, wo die Auftaktfunktion für den Themenpark ‚Boden’ ebenso zu berücksichtigen ist
wie die Anbindung des Hauses der Umweltbildung mit seiner vorhandenen Infrastruktur.
„Routen“
Zur Aneignung der in den Korridoren entstehenden Parklandschaften gehört ganz wesentlich
die Erschließung für Fußgänger und Radfahrer. Wege müssen die Korridore erschließen. Sie
müssen so geführt werden, dass eine möglichst störungsfreie Bewegung im Raum möglich
ist. Attraktive Bereiche sollen ebenso erreicht werden können wie einzelne Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte, Freizeiteinrichtungen und Einkehrmöglichkeiten. Eine Orientierung und
Ortsbestimmung wird über die Routenausweisungen ermöglicht. Damit werden die verschiedenen Korridore kulturlandschaftlich vernetzt und im System ,RegioGrün´ verbunden.
Leitsystem – Wegweisung – Infopunkte
Für die Wegweisung der neuen Routen wird das im Land Nordrhein-Westfalen verbindliche
System zur Ausschilderung von Radwegen (RWS 2000) zum Tragen kommen. Dieses System bildet gewissermaßen die Basis und den Grundstock für weitere Informationsträger. Ein
Wiedererkennungselement wird dem Weg ein Markenzeichen verleihen und die Orientierung
im Gelände wesentlich erleichtern. Damit erfüllt das Leitsystem die Hauptfunktionen der klaren und eindeutigen Wegweisung und Information über Attraktionen im Umfeld sowie die
Verknüpfung zum ÖPNV-Netz und weiteren Weganschlüssen.
13
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Kurzbeschreibung der Römerstraße-Projekte9:
Kennzeichnungs- und Markierungssystem
Ist-Situation:
lineare, ca. 15,1 km lange Trasse auf
dem Stadtgebiet
Flächeneigentum:
Die Agrippastraße liegt auf den Maßnahmenstandorten
im
Eigentum
der
Stadt Erftstadt.
Planungsvorbereitung:
die beantragten Kennzeichnungs- und
Markierungsmaßnahmen bedürfen keiner weiteren städtebaulichen Planungen
und – bis auf die Mansio - keiner Baugenehmigung
Maßnahmen:
- 8 Meilentaktungen
- 19 Kiefern mit Banderole „VIA“
- 5 Wegweiser
- 15 Wegweiser-Label
- 4 Zielbeschriftungen mit
Stelen/Pulten
- 2 Einstiegsstelen
Abbildung 4:
10
Römerstraße
Errichtung einer Mansio
Ist-Situation:
Wegeseitenstreifen zwischen Agrippastraße und Lärmschutz
wand der B265
Flächeneigentum:
betroffene Fläche im Eigentum der Stadt Erftstadt
Planungsvorbereitung:
Baumaßnahme muss nach §35 BauGB (Aussenbereich) genehmigt werden
Beantragte Maßnahme(n):
Errichtung einer ‚Mansio’ als Informationseinheit für die Themen ‚Römerstraße’ und ‚Villa rustica’ und als Rasteinheit für die
vorbeiführenden Fahrradwanderwege mit folgenden Elementen:
- Mansio-Pavillion als Informationsort
- Fahrradabstellanlage
- Abstellfläche für Pkw
- Aufenthaltsbereich (Kiefernhain mit Sitzgelegenheiten)
9
Quelle: Stadt Erftstadt
Quelle: Stadt Erftstadt
10
14
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
2.5.
Rhein-Erft-Kreis
Der Rhein-Erft-Kreis wird von neun Städten und einer Gemeinde gebildet. Er umfasst insgesamt 460.000 Einwohner, die auf einer Fläche von 704 km² leben.11
Folgende Kommunen sind dem Kreis zugehörig:
Bedburg
Bergheim
Brühl
Elsdorf
Erftstadt
Frechen
Hürth
Kerpen
Pulheim
Wesseling
Im Süden grenzt der Rhein-Erft-Kreis an
den Kreis Euskirchen und den Rhein-SiegKreis an, im Norden an den Rhein-KreisNeuss, im Osten an Köln und im Westen an
den Kreis Düren.
12
Abbildung 5: Rhein-Erft-Kreis
Der Rhein-Erft-Kreis profitiert von seiner Lage im Städtedreieck Köln-Bonn-Aachen (vgl. Kap.
3.4) und zählt zu den wirtschaftsstärksten Kreisen in NRW. Große Unternehmen der Branchen Braunkohle, Energieerzeugung und Chemie prägen die Wirtschaftskraft. Ergänzt werden diese Großunternehmen und ihre Kooperationspartner durch einen eigenständigen Mittelstand mit stark diversifizierter Produktionsstruktur.13
Quelle: www.rhein-erft-kreis.de
Quelle: www.rhein-erft-oeko.de
13 Quelle: www.wfg-rhein-erft.de/
11
12
15
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
3. Strukturdaten der Stadt Erftstadt
3.1.
Stadthistorie
Erftstadt wurde am 01. Juli 1969 im Rahmen der Kommunalen Neugliederung gegründet.
Lechenich und Liblar waren die größten Gemeinden und wurden mit den Ortschaften Niederberg, Borr, Friesheim, Wissersheim, Dirmerzheim, Gymnich, Kierdorf, Bliesheim, Pingsheim, Erp und Dorweiler zu Erftstadt. Der Name der Stadt wurde gewählt, da die beiden
Subzentren Liblar und Lechenich an der Erft liegen und auch die Entwicklungschancen für
die Stadt in diesem Bereich gesehen wurden.
14
Abbildung 6: Stadtteile der Stadt Erftstadt
14
Quelle: www.erftstadt.de(bearbeitet)
16
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Im Jahre 1975 wurden bei der Neueinteilung der Kreise des Regierungsbezirkes Köln die
Stadtteile Wissersheim, Pingsheim und Dorweiler der Gemeinde Nörvenich im Kreis Düren
zugeordnet und nicht länger der Stadt Erftstadt. Diese ist seitdem nicht mehr dem Kreis Euskirchen zugehörig, sondern dem Rhein-Erft-Kreis (früher: Erftkreis).
3.2.
Demographie
3.2.1.
Gemeindebasisdaten
Die Gesamtfläche der Stadt Erftstadt beträgt ca. 120 qkm (31.01.2011)15, wovon ca. 17 %
bebaut sind. Bei einer Einwohnerzahl von 51.58716 (Haupt- und Nebenwohnsitze) (Stand
01/2011) entspricht dies einer Bevölkerungsdichte von rd. 430 EW / qkm, ein Wert der sowohl unter der Bevölkerungsdichte des Landes Nordrhein-Westfalens als auch des RheinErft-Kreises liegt (NRW17: 524,3 EW / qkm, Rhein-Erft-Kreis18: 658,6 EW / qkm).
100%
90%
80%
70%
60%
Waldfläche
50%
Restfläche
40%
Erholungsfläche
30%
20%
10%
0%
Wasserfläche
Landw irtschaftschaftlich
genutzte Fläche
Verkehrsfläche
Gebäude- und zugehörige
Freifläche, Betriebsfläche
19
Abbildung 7: Fläche nach Nutzungsarten (in %)
Quelle: www.erftstadt.de
Quelle: www.erftstadt.de
17 Quelle: www.it.nrw.de
18 Quelle: www.rhein-erft-kreis.de
19 Quelle: Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt (eigene Darstellung)
15
16
17
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
3.2.2.
Bevölkerungsentwicklung / demographischer Wandel
Erftstadt zählt derzeit (Stand: 01/2011) insgesamt 51.587 Einwohner (Haupt- und Nebenwohnsitze) wovon ca. 23.000 in den beiden größten Stadtteilen Erftstadt-Liblar und ErftstadtLechenich leben. Im Jahre 2009 lag der Anteil der Nebenwohnsitze im Rhein-Erft-Kreis bei
ca. 4 % (Lechenich: 5,7 %; Liblar: 4,3 %) und damit vergleichsweise niedrig20.
Die Bevölkerungsentwicklung ist in den Jahren 1988-2002 durch stetiges Wachstum gekennzeichnet (vgl. Abb. 8), welches vor allem durch hohe Wanderungsgewinne zu erklären
ist. Im Jahre 2003 übersteigt die seit 1999 negativ verlaufende, natürliche Bevölkerungsentwicklung (durch Sterbeüberschüsse und Geburtenrückgänge) die Wanderungsgewinne, so
dass ab diesem Zeitpunkt eine Stagnation der Bevölkerung Erftstadts mit leichten negativen
Tendenzen festzustellen ist (vgl. Abb. 9 und 10).
Die Alterstruktur der Stadt zeigt bereits deutliche Zeichen des demographischen Wandels
und der damit einhergehenden Überalterung der Gesellschaft. Der Anteil der unter 6-Jährigen ist mit 4,7 % recht gering, der Anteil der 18 bis 25-Jährigen liegt lediglich bei 4,6 % (vgl.
Abb. 10).
21
Abbildung 8: Bevölkerungsentwicklung
20
21
Quelle: Stadt Erftstadt
Quelle: Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt: nur Hauptwohnsitze; Haupt- und Nebenwohnsitze: 51.791
18
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 9: Natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungen
Abbildung 10: Altersstruktur
22
6
22
Quelle: Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt
19
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Wichtig für die Planung zukünftiger Entwicklungen, und somit für die Konzepterstellung, ist
die Bevölkerungsprognose. Der Demographiebericht, der als Teil des ‚Wegweiser Kommune’23 veröffentlicht wird, ordnet alle Kommunen in Deutschland (mit 5.000 bis 100.000 Einwohnern) einem von insgesamt neun Demographietypen zu. Erftstadt wird dem Demographietyp 3: „Suburbane Wohnorte mit rückläufigen Wachstumserwartungen“ zugeordnet. Die
Gemeinden und Städte dieses Typs sind die Gewinner der ersten Suburbanisierungswelle.
Sie weisen in der Regel eine positive Bevölkerungsentwicklung und eine auch zukünftig stabile Einwohnerzahl auf. Diese kommt insbesondere durch Wanderungsgewinne zustande,
wobei sowohl Bildungswanderer und Berufseinsteiger als auch Familien in diese Kommunen
einwandern.
Außerdem verfügen die Kommunen über eine relativ niedrige Arbeitslosenrate. Im Gegensatz zu den häufig in der Nähe befindlichen wirtschaftlich starken Kommunen, verfügen sie
jedoch über eine geringe Arbeitsplatzzentralität und damit über eine hohe Auspendlerrate.
Zudem haben sie geringere Bevölkerungszuwächse und rückläufige Wachstumserwartungen. Trotz der insgesamt recht guten ökonomischen und demographischen Ausgangssituation müssen sich die Kommunen dieses Typs darauf vorbereiten, das demographische
Gleichgewicht zu stabilisieren und ihre Wohnqualitäten durch Innenentwicklung und Infrastrukturanpassungen zu sichern.
Für die Stadt Erftstadt wird ein weiteres Wachstum der Bevölkerung bis 2020 um ca. 2 %
prognostiziert, allerdings wird die Überalterung weiter fortschreiten. Das Medianalter, welches die Einwohner der Stadt in zwei Hälften teilt, wird von jetzt 40,5 Jahren auf 47,7 Jahren
steigen24. Der Anteil der über 60-Jährigen wird von rd. 27 % auf rd. 36 % ansteigen24, der
Anteil der unter 19-Jährigen wird hingegen um 5,7 Prozentpunkte abnehmen (von 19,7 auf
14 %).
Der Wegweiser Kommune wird von der Bertelsmann Stiftung erstellt und bietet allen Kommunen ein vielfältiges Informationssystem zur Verfügung. Demographischer Wandel, Bildung, Finanzen, Lage oder auch Integration sind dabei behandelte
Themenfelder (Quelle: www.wegweiser-kommune.de)
24 Quelle: www.wegweiser-kommune.de (eigene Darstellung)
23
20
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
35
30
25
unter 3
3-6
6-10
20
10-16
16-19
19-40
15
40-60
60-75
75 und mehr
10
5
0
2008
2025
Abbildung 11: Altersstrukturentwicklung der Stadt Erftstadt (2008 bis 2025)
25
Für die Stadtentwicklung bedeutet das, dass die Nachfrage nach Wohnraum sich entsprechend ändern wird und die soziale sowie die technische Infrastruktur der neuen Bevölkerungsstruktur angepasst werden müssen. Die Anzahl altengerechter und barrierefreier Wohnungen muss erhöht und die Nahversorgung auf kürzeren Wegen garantiert werden. Zudem
werden zukünftig weniger Kindergärten und mehr Altenheime sowie Pflegeeinrichtungen
benötigt.
3.3.
3.3.1.
Finanzlage, Wirtschaft und Arbeitsmarkt
Haushaltssituation / Finanzlage der Stadt Erftstadt
Im Jahre 1994 hat die Stadt Erftstadt zum letzten Mal einen in Einnahmen und Ausgaben
ausgeglichenen Haushalt aufstellen können. Seit 1998 wurden zwei Haushaltssicherungskonzepte (HSK) aufgestellt, wobei das erste HSK für 2002 den strukturellen Ausgleich prognostizierte und für 2005 den Abbau der Alt-Fehlbeträge. Dieses Konzept wurde im Jahre
25
Annahme: Wanderungsbewegung +/- 0 pro Jahr ; Quelle der Daten: Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt
21
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
2002 fortgeschrieben und sah den Abbau der Alt-Fehlbeträge anschließend für 2007 vor.
Das zweite HSK wurde 2003 aufgestellt und sah für 2007 den strukturellen Ausgleich und für
2011 den Abbau der Alt-Fehlbeträge vor. Die Fortschreibung des zweiten HSK im Jahre
2005 beinhaltete den Abbau der Alt-Fehlbeträge für 2012.26
Aufgrund der Umstellung auf das Neue Kommunale Finanzmanagement (NKF) waren die
Haushalte 2008 und 2009 durch die Inanspruchnahme der Ausgleichsrücklage ausgeglichen,
wodurch kein HSK notwendig war.
Allerdings hat sich die Haushaltslage ab 2010 dramatisch verschlechtert. Die Ausgleichsrücklage ist aufgezehrt, die Fehlbeträge betragen pro Jahr über 11.000 TEUR. Das für das
Jahr 2010 aufgestellte Haushaltssicherungskonzept konnte von der Aufsichtsbehörde nicht
genehmigt werden. Auch für 2011 und 2012 ist eine Genehmigungsfähigkeit nicht gegeben.
Die Stadt befindet sich somit seit dem Jahr 2010 im sog. Nothaushalt.
Die Gründe dafür sind vielschichtig. Zum einen führt die besondere Struktur der Stadt mit
ihrem hohen Grad an Dezentralität zu erhöhten Kosten, da die Infrastruktur sehr stark ausgeprägt ist. Dadurch entstehen hohe Ausgaben, denen keine bzw. nur geringe Einnahmen
gegenüber stehen.
Ein anderer Grund wird in den Gewerbesteuereinnahmen gesehen: die Stadt Erftstadt liegt
bei einem Ranking aller Kommunen mit 40.000 - 60.000 Einwohnern in NRW bzgl. der Gewerbesteuereinnahmen pro Kopf auf dem letzten Platz. Dieser und andere Gründe sprachen
für die Entwicklung des WirtschaftsPark Erftstadt, der derzeit auf Flächen zwischen Liblar
und Lechenich realisiert wird. Auf ca. 30 ha Nettobaufläche erschließt die Stadt hier ein
hochwertiges Gewerbegebiet mit direktem Autobahnanschluss.
Zahlreiche freiwillige Leistungen der Stadt im Bereich der Zuschussgewährung (z. B. für die
56 Sport-Vereine) sowie die unentgeltliche Nutzungsgestattung für städtische Liegenschaften führen zu hohen zusätzlichen Ausgaben und wiederum geringen Einnahmen.
Diese und weitere Gründe führen zu den wie folgt lautenden Zahlen im Haushaltsplan 2011
und zu den prognostizierten jahresbezogenen Fehlbedarfen (vgl. Tab. 1):
26
Quelle: Stadt Erftstadt
22
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Jahr
2011
2012
Einnahmen [€]
Ausgaben [€]
Ergebnis [€]
76.784.179
87.733.086
- 10.948.907
78.350.806
87.487.465
-9.136.659
2013
81.024.029
87.903.771
Tab. 1: Übersicht über den Finanzhaushalt der Stadt Erftstadt
- 6.879.742
27
Eine negative Entwicklung ist ablesbar. Die schnell fortschreitende Verringerung des Eigenkapitals führt dazu, dass künftige Generationen wesentlich weniger Gestaltungsspielraum
haben werden.
Für die Stadtentwicklung bedeutet dies, dass die Stadt nur noch Pflichtaufgaben erfüllen darf
und dementsprechend nur Zahlungen leisten darf, zu denen sie entweder rechtlich verpflichtet ist oder die zur Weiterführung notwendiger Aufgaben nicht aufgeschoben werden können.
Alle anderen Zahlungen unterliegen der Genehmigungspflicht der Aufsichtsbehörde.
3.3.2.
Wirtschaftsstrukturdaten
3.3.2.1. Wirtschaft und Arbeitsmarkt
Die Indikatoren zum Themenfeld „Wirtschaft und Arbeit“ der Bertelsmann-Stiftung (vgl. Tab.
3) weisen insbesondere auf die negative Entwicklung der Beschäftigtenzahlen im Dienstleistungssektor in der Stadt Erftstadt hin. Der Vergleich mit Kreis und Land verdeutlicht den starken Einbruch. Die Bedeutung der verarbeitenden Industrie wird insbesondere durch die Anzahl der Beschäftigten deutlich (vgl. Tab. 3) und entspricht den Einschätzungen des Fachbeitrags Wirtschaft zum LEP NRW 2025 (vgl. Kap. 2.2).
Die drei wichtigsten Wirtschaftszweige in Erftstadt sind dementsprechend:
Verarbeitendes Gewerbe
Handel inkl. Instandhaltung und Reparatur von Kfz und Gebrauchsgütern
Erziehung & Unterricht, Gesundheits-, Veterinär- & Sozialwesen, sonstige Dienstleistungen, private Haushalte (vgl. Tab. 4).
27
Quelle: Stadt Erftstadt, Haushaltssatzung 2011, Entwurf.
23
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Rhein-Erft-Kreis, NordrheinIndikatoren
Erftstadt
Landkreis
Westfalen
2,4
1,1
0,9
Beschäftigte 1. Sektor (%)
27,1
30,1
31,1
Beschäftigte 2. Sektor (%)
70,1
68,6
67,9
Beschäftigte 3. Sektor (%)
0,5
0,8
1
Bedeutung als Arbeitsort
49,1
51,4
51,1
Erwerbstätigenquote (%)
Frauenerwerbstätigenquote
42,7
44,6
44,5
(%)
Verhältnis Erwerbsquote von
76,9
76,5
77
Frauen und Männern (%)
Erwerbstätige 55 bis 6432
32,4
34,6
Jährige (%)
Beschäftigtenanteil Dienstleis10
11,8
13,3
tungssektor (%)
Beschäftigungsentwicklung
-12,9
31,1
22,1
Dienstleistungssektor (%)
Beschäftigtenanteil Forschung
k.A.
0,7
0,8
und Entwicklung (%)
Anteil Hochqualifizierte am
6,4
7,4
9,5
Arbeitsort (%)
Anteil Hochqualifizierte am
11,1
10
9,5
Wohnort (%)
Steuereinnahmen pro Einwoh690,6
1.011,50
1.023,40
ner (Euro)
Tab. 3: Indikatorendaten im Politikfeld „Wirtschaft und Arbeit“ (Vergleich der Stadt Erftstadt
28
mit dem Rhein-Erft-Kreis und NRW
Wirtschaftszweig
Insgesamt
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei
Bergbau & Gewinnung von Steinen & Erde
Verarbeitendes Gewerbe
Energie- und Wasserversorgung
Baugewerbe
Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz und
Gebrauchsgütern
Gastgewerbe
Verkehr und Nachrichtenübermittlung
Kredit- und Versicherungsgewerbe
Grundstücks-Wohnungswesen, Vermietung,
Dienstleistungen für Unternehmen
Öffentliche Verwaltung, Verteidigung, Sozialversicherung u. Ä.
Beschäftigte
insgesamt
männlich
weiblich
7.065
3.773
3.292
161
145
16
k.A.
k.A.
k.A.
1.139
924
215
k.A.
k.A.
k.A.
691
600
91
1.415
219
291
206
728
107
227
76
687
112
64
130
798
452
346
436
109
327
Erziehung & Unterricht, Gesundheits-, Veterinär- &
Sozialwesen, sonstige Dienstleistungen, private
Haushalte
1.570
294
1.276
Tab. 4: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort Erftstadt (Stand: 06/2007) 17
28
Quelle: www.wegweiser-kommune.de (eigene Darstellung)
24
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Wie bereits in Kapitel 3.3.1 ausgeführt, sind die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt relativ
gering. Dies hängt vor allem mit dem niedrigen Steuerhebesatz zusammen. Die Anzahl der
Gewerbebetriebe In Erftstadt liegt bei ca. 4.675 (Stand: 2005). Mit 504 abgewanderten und
658 zugewanderten Unternehmen im Jahr 2005 kann hier ein stabiler Trend festgestellt werden. Dieser Trend wird, unter anderem begründet durch den WirtschaftsPark Erftstadt, vermutlich anhalten.
Erftstadt wird insbesondere als Wohnstandort genutzt. Als „Vorort“ des Oberzentrums Köln
weist die Stadt ein hohes Pendlersaldo von -7.946 auf. Hier stehen 3.987 Einpendler 11.933
Auspendlern gegenüber.29 Die Abbildung 14 macht deutlich, dass Erftstadt damit das höchste Pendlersaldo aller Kommunen im Arbeitsagenturbezirk Brühl aufweist.
Dies belegt die hohe Attraktivität und die gute Erreichbarkeit der Stadt und zeigt die Notwendigkeit, attraktive Baulandangebote bieten zu können.
30
Abbildung 12: Pendlersaldo im Vergleich
29
30
Quelle: Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt (Stand: 30.06.2006)
Quelle: www.erftstadt.de
25
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
3.3.2.2. Handel im Wandel – Einzelhandelsentwicklung
Die Einzelhandelslandschaft hat sich in den letzten 50 Jahren stark gewandelt. „Vereinfachend betrachtet wurde im Einzelhandel der kleine Betrieb durch den großen, Vielfalt durch
Standard und der städtische durch den regionalen Standort ersetzt.“31 Vergrößerung der
Verkaufsfläche ging einher mit der Reduzierung der Anzahl der Einzelhandelsbetriebe. Vor
allem SB-Warenhäuser, Verbrauchermärkte und Fachmärkte setzen wichtige Innovationen
wie die Einführung des Selbstbedienungsprinzips (SB), die Vergrößerung der Sortimente und
die Rationalisierung der Arbeitsabläufe um, da die hohen Kapitalanforderungen nur von
Großunternehmen erfüllt werden können. Ihre Platzierung auf lokalen Märkten führt zu einer
schlagartigen Erhöhung des Angebots sowie ein Absinken des Preisniveaus und damit zur
Verschärfung des interformalen Wettbewerbs. Da viele Klein- und Mittelbetriebe nicht konkurrieren können, kommt es zu rückläufigen Betriebszahlen und Unternehmenskonzentrationen. Die Auswirkungen des Betriebsrückgangs können beträchtlich sein: die Gefährdung der
flächendeckenden Nahversorgung ist genau so gegeben wie die abnehmende Bedeutung
der ortsgebundenen selbständigen Einzelhandelskaufleute, wodurch es zu weiteren Geschäftsaufgaben kommen kann.32
In Erftstadt sind einige Standorte zu nennen, an denen großflächige Einzelhandelsbetriebe
im Zuge dieser Entwicklung gebaut wurden. Zu nennen sind hier zum Beispiel der REWEMarkt in der Köttinger Straße (Liblar), das SB-Warenhaus REAL im Erftstadt-Center (Liblar)
oder der REWE-Markt auf der Bonner Straße (Lechenich).
Kleinere Geschäfte des Lebensmitteleinzelhandels, besonders in den eher dörflich strukturierten kleineren Stadtteilen, wurden dafür geschlossen, wodurch die wohnortnahe Nahversorgung immer problematischer wird.
Die größten Einzelhandelsstandorte in Erftstadt sind in der Ortsmitte von Lechenich, im Gewerbegebiet Lechenich-Ost, im WirtschaftsPark, im Erftstadt-Center, in der Carl-SchurzStraße in Liblar und in der Ortsmitte von Gymnich zu finden. Die übrigen Stadtteile weisen
maximal kleine Nahversorgungseinrichtungen auf, die oftmals mehrere Dienstleistungen vereinen33.
Quelle: Hatzfeld 2004
Quelle: Heinritz, Klein und Popp 2003
33 Quelle: BBE: Einzelhandels- und Zentrenkonzept 2011
31
32
26
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Die BBE Handelsberatung GmbH hat im Februar 2011 ein Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Gesamtstadt Erftstadt fertig gestellt. Dieses gibt nähere Informationen zur aktuellen Versorgungslage und über Entwicklungspotentiale. Die wichtigsten Ergebnisse daraus
werden in Kapitel 4.3.3. dargestellt.
3.4.
Bildungs- und Wissenschaftslandschaft
Erftstadt bietet ein großes Angebot an Schulen und Bildungseinrichtungen. Dazu gehören 7
Grundschulen, 2 Hauptschulen (zukünftig wird jedoch nur noch die Hauptschule in Lechenich
erhalten bleiben), 2 Realschulen, 2 Gymnasien, eine Förderschule für Lernbehinderte und
eine Waldorfschule.34
Zusätzlich bietet der im Schloss Gracht (Liblar) ansässige „Cologne Campus" als Sitz der
ESMT European School of Management and Technology eine Schule für Internationales
Management mit europäischem Fokus. An dieser staatlich anerkannten privaten Hochschule
werden sowohl Vollzeit-Studiengänge (MBA) angeboten, als auch berufsbegleitende „Executive MBA“-Studiengänge.35 Damit befindet sich in Erftstadt eine der europäischen Spitzeneinrichtungen privater Hochschulen.
3.5.
3.5.1.
Freizeiteinrichtungen, Kulturelle und Touristische Infrastruktur
Freizeiteinrichtungen
Erftstadt profitiert von seiner an den Naturpark Rheinland angrenzenden Lage und kann dadurch zahlreiche Freizeitgestaltungsmöglichkeiten bieten. Dazu gehören Radfahren, Wandern, Reiten, Schwimmen, Angeln, Segeln, Kanufahren und vieles mehr. Insbesondere der
Liblarer See im Stadtteil Liblar ermöglicht vielfältige Aktivitäten für Jung und Alt.
Zudem ist das Vereinswesen in Erftstadt sehr ausgeprägt. Es existieren allein 56 Vereine,
die sportliche Aktivitäten anbieten. Hinzukommen soziale und kulturelle Vereine, in denen
sich viele Erftstädter engagieren. Auch der Modellbau spielt für zahlreiche Erftstädter eine
Rolle bei der Freizeitgestaltung.
34
35
Quelle: www.erftstadt.de
Quelle: www.esmt.org
27
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
3.5.2.
Kulturelle Infrastruktur
Zu den bereits in Kap. 4.5.1 erwähnten kulturellen Vereinen gehört auch der Verein „Szene
93 – Verein zur Förderung Kultureller Jugendarbeit in Erftstadt“. Dieser engagiert sich im
Besonderen im Bereich Theater, Literatur und Musik. Neben Theater-Aufführungen und Lesungen veranstaltete der Verein schon einige Konzerte mit lokalen Bands und veröffentlichte
bereits vier „Erftstadt-Sampler“, eine CD, die gemeinsam von Erftstädter Bands herausgebracht wird. Neben diesem sehr guten Beispiel einer kulturellen Vereinsarbeit und den in
Kap. 4.3.1 genannten Einrichtungen, wie z. B. die Musikschule und die Volkshochschule,
engagieren sich viele andere Vereine (z. B. Theaterverein Bühnenzauber e. V., Theater SoWiEsO e. V., Theater Total e. V., Kulturkreis Erftstadt) für das kulturelle Leben in ihrer Stadt.
Dazu gehören selbstverständlich auch die annähernd 30 Erftstädter Karnevalsvereine sowie
die 38 Musik- und Gesangsvereine.
Die Schlösser des Rhein-Erft-Kreises sind besondere kulturelle Sehenswürdigkeiten. Hier
sind die beiden Schlösser in Brühl hervorzuheben: Schloss Augustusburg und Schloss Falkenlust. Auch die Abtei in Pulheim zieht viele Besucher an. Die Schlösser der Stadt Erftstadt
hingegen sind in privater Hand (vgl. Kap. 3.4) und werden nicht touristisch genutzt. Jedoch
bieten Schloss Gracht, Schloß Gymnich und die Burg Lechenich öffentliche Parkanlagen, die
zum Spazieren und Verweilen einladen.
3.5.3.
Ausgangslage und Entwicklungspotentiale für den Tourismus
Die touristische Infrastruktur in Erftstadt umfasst zehn Hotels und Gasthöfe sowie zwei Tagungsstätten zur Aufnahme von Übernachtungsgästen. Insgesamt stehen 270 Betten zur
Verfügung. Hinzukommen Ferienwohnungen und –appartements, die ca. 20 weitere Betten
bieten. Schwerpunkt der Übernachtungsmöglichkeiten ist der Stadtteil Lechenich. Liblar bietet eine vergleichsweise geringe Bettenanzahl.36
Zusätzlich bieten der Campingplatz am Liblarer See und der Reisemobilstellplatz an der
Carl-Schurz-Straße in Liblar Übernachtungsmöglichkeiten für Zelt- und Wohnmobilreisende.
36
Quelle: Stadt Erftstadt, Touristisches Handlungskozept
28
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Jahr
BettenDurchschnittliche Auslastungsgrad
Übernachtungen
bestand
Aufenthaltsdauer der Betten
Betriebe
2008
11
297
34 857
2007
11
298
32 901
2006
11
303
33 510
2005
11
302
32 146
2004
10
237
28 913
2003
10
252
18 581
2002
10
221
20 220
2001
10
221
19 965
2000
10
244
18 538
37
38
Tab. 5: Touristische Kennzahlen für die Stadt Erftstadt (2000-2008)
2,3
2,1
2,4
2,1
2,1
2,3
2,5
2,6
2,7
33,7
31,0
32,5
35,5
36,6
21,8
26,8
28,0
26,0
Der Tagestourismus spielt in Erftstadt eine große Rolle, da der Naturpark sich sehr gut für
Tagesausflüge eignet. Durch den Beitritt der Stadt zur „Straße der Gartenkunst zwischen
Rhein und Maas“ werden vermehrt Touristen in diesem Bereich angesprochen.
Auch Kurzzeiturlauber nutzen gerne die angebotenen Übernachtungsmöglichkeiten der
Stadt. Die durchschnittliche Übernachtungsdauer lag in den vergangenen Jahren immer zwischen 2,1 und 2,7 Nächten (vgl. Tab. 5). Die Auslastung der Betten lag im Jahre 2008 bei ca.
34 %. Der Vergleich mit benachbarten Kommunen zeigt, dass der Bettenbestand und die
Übernachtungszahlen unterdurchschnittlich für die Region sind (vgl. Tab. 6).
Stadt
Erftstadt
Brühl
Hürth
Frechen
Euskirchen
Kerpen
39
Betriebe
51.791
44.259
57.501
49.752
55.871
64.669
11
21
17
14
15
13
Einwohner
BettenDurchschnittliche Auslastungsgrad
Übernachtungen
bestand
Aufenthaltsdauer der Betten
297
2.649
1.392
803
546
443
34 857
296.034
239.992
116.944
68.008
49.436
2,3
2,2
2,5
1,7
1,9
1,8
Tab. 6: Vergleich touristischer Kennzahlen benachbarter Kommunen für das Jahr 2008
33,7
37,3
48,5
40,4
34,9
31,1
40
Das von der Stadt Erftstadt aufgestellte Touristische Handlungskonzept für Erftstadt stellt
folgende Zielgruppen für den Tages- und den Übernachtungstourismus fest:
Anmerkung: Es wurden nur Beherbergungsstätten mit 9 und mehr Gästebetten berücksichtigt, ab 2004 einschließlich
Campingplätze (ohne Mieter von Dauerstellplätzen), wobei für Campingplätze die Anzahl der Betten nicht ermittelt wird.
38 Quelle: www.it.nrw.de (eigene Darstellung)
39 Quelle: www.it.nrw.de: Stand 31.12.2009
40 Quelle: www.it.nrw.de (eigene Darstellung)
37
29
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Radfahrer (drei überregional bedeutende Radwege)
Wanderer (z. B. „Erftstadt und die Römerstraße“)
Reitsportinteressierte
Reisemobilinhaber
Golfer (Golfplatz „Burg Konradsheim“)
3.6.
Verkehr
Die Verkehrsanbindung innerhalb der Stadtgrenzen der Stadt Erftstadt gliedert sich in folgende Punkte: Individualverkehr (Automobil, Fahrrad, Fußgänger) und Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) (Zug, Bus, Bahn, Anrufsammeltaxi (AST)). Da die Stadt Erftstadt in
die Subzentren Lechenich und Liblar geteilt ist, ist sie auch als Stadt der langen Wege zu
bezeichnen. Daher hat der Individualverkehr eine hohe Bedeutung für den Verkehr in Erftstadt.
Gesamtstädtisch betrachtet hat der Stadtteil Liblar mit dem einzigen Bahnhof Erftstadts die
Funktion der überregionalen Verkehrsanbindung des ÖPNV übernommen. Daher ist auch
der restliche ÖPNV in Form von Bus und Sammeltaxi stark auf den Bahnhof Liblar ausgerichtet, was durchaus als großes Potenzial für den Stadtteil Liblar anzusehen ist.
3.6.1.
Individualverkehr: Automobilverkehr
Laut Verkehrsanalyse (vgl. Kap. 4.3.3) gibt es in Liblar drei Hauptverkehrsadern: die seit
1994 ausgebaute Bundesstraße B265, die Landstraße L163 mit Verlauf von der Bliesheimer
Straße über den südlichen Teil der Carl-Schurz-Straße bis zur Köttinger Straße, und die
Kreisstraße K45 von der Kruggenbergstraße über die Bahnhofsstraße und Carl-SchurzStraße bis zur Max-Planck-Straße in Höhe des “Ville Express“. Auch der K 44, die die Stadtteile Lechenich und Liblar verbindet, den WirtschaftPark Erftstadt über einen Kreisverkehr
erschließt und zudem eine östliche Umgehungsfunktion für den Durchgangsverkehr durch
Lechenich übernimmt, kommt eine hohe Bedeutung zu.
Die Stadtplanung des maßgeblich in den 70’er Jahren ausgebauten Stadtteils Liblar, orientierte sich mit Ausnahme der historisch gewachsenen Carl-Schurz-Straße, hauptsächlich am
Leitbild der „autogerechten Stadt“. Dies zeigt sich vor allem in der gleichberechtigten Zufahrtssituation aller Straßen Erftstadts (vgl. Kap. 4.3.3).
30
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
3.6.2.
Individualverkehr: Radverkehr Erftstadt
Das Radwegenetz der Stadt Erftstadt ist gut ausgebaut. Aufgrund des ebenen Geländes der
„Börde“ werden die zahlreichen Fahrradwege stark frequentiert. Insbesondere der ErftRadweg, die Wasserburgenroute und die Kaiserroute sind beliebte Radfahrerstrecken, die
auch das Stadtgebiet Erftstadts queren und an das städtische Radwegenetz angebunden
sind.41
3.6.3.
Individualverkehr: Via Pees Erftstadt
Erftstadt hat aufgrund seiner dezentralen Struktur viele Subzentren mit Grundversorgungsfunktion. Der Stadtteil Liblar hat allein drei Zentren: den Bürgerplatz an der Theodor-HeussStraße, die Carl-Schurz-Straße, in Kombination mit den Lebensmittelgeschäften der Köttinger Straße, und das EKZ Liblar.
Die Theodor-Heuss-Straße hat den Vorteil, zentral im Siedlungsschwerpunkt Liblar zu liegen.
Der von den sechs Hochhäusern fußläufig erreichbare Supermarkt „Edeka“ am Bürgerplatz
bietet alle Produkte der Grundversorgung. Auch das EKZ ist fußläufig erreichbar.
Die historisch gewachsene Carl-Schurz-Straße bietet, trotz der eingesetzten Leerstandsproblematik bei den Ladenlokalen, ein intaktes Nahversorgungszentrum, welches insbesondere in Kombination mit dem nahegelegenen Vollsortimenter „Rewe“ und dem Discounter
„Aldi“ in der Köttinger Straße auch für eine durch Umnutzung der leeren Ladenlokale wachsende Wohnbevölkerung ausreichend Angebote bereit hält. Der Versorgungsradius ist in
diesem Bereich jedoch etwas größer. Für weniger mobile Menschen könnte er zu groß sein,
vor allem in Hinblick auf zu tragende Einkaufstaschen. Die fußläufige Anbindung an das EKZ
ist mit einer Distanz von ca. 1,5 km (zwischen dem in der Carl-Schurz-Straße gelegenen
Marienplatz und dem EKZ) insbesondere für ältere Bevölkerungsgruppen eher als suboptimal einzustufen.
So ging aus einer Umfrage durch das Amt für Jugend, Familie und Soziales mit dem Thema
„Seniorengerechtes Einkaufen in Erftstadt“, bei der stichprobenartig Senioren zur Einkaufssituation befragt wurden, hervor, dass es den älteren Menschen an ortsnahen Geschäften für
den täglichen Gebrauch fehlt: „Ohne Auto ist Einkaufen oder Arztbesuch eine Tagestour“.43
41
Quelle: www.erftstadt.de
31
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Diese Aussage macht die Brisanz der Lage deutlich. Insbesondere vor dem Hintergrund des
demographischen Wandels muss zukünftig verstärkt darauf Rücksicht genommen werden,
wie ältere Bevölkerungsgruppen und andere weniger mobile Menschen zentrale Einrichtungen und Standorte der Nahversorgung auch ohne eigenen PKW erreichen können. Ein gut
funktionierendes ÖPNV-Netz ist dabei entscheidend.
3.6.4.
ÖPNV: Bahn- und Buslinienverkehr Erftstadt
Hauptverkehrsknotenpunkt des ÖPNV in Erftstadt bildet der Liblarer Bahnhof. Von hier aus
gelangt man mit dem Zug nach Köln und Euskirchen. Die Fahrtzeiten hierfür betragen jeweils
ca. 25 Minuten. Die überregionale Anbindung erfolgt über Köln. Die Taktung liegt bei 30 Minuten.
An den Liblarer Bahnhof (und / oder die Bahnhofsstraße in direkter Nähe zum Bahnhof) sind
zudem alle Busverbindungen gekoppelt. Insgesamt verlaufen sechs Buslinien durch den
Stadtteil. Die Unterschiede der Buslinien von Lechenich und Liblar liegen in deren unterschiedlichen regionalen Ausrichtung sowie Taktung. Deckt Lechenich die regionalen Busverbindungen in südlicher und westlicher Richtung (Nörvenich, Zülpich) ab, übernimmt Liblar die
stärker frequentierten Busverbindungen in nördlicher und östlicher Richtung (Kerpen, Horrem, Frechen, Köln): die Linien in Richtung der Metropolregion Köln. Die zusätzlichen Linien
parallel zur Bahnschiene, (Richtung Hürth, Brühl und Wesseling), sind saisonal unterschiedlich getaktet, eine Tatsache, die auch mit der Saison des Liblarer Sees (Strandbad, Segelschule, etc.) zusammen hängt.
Das Erftstadt-Center wird von allen sechs Buslinien angefahren und ist somit gut angebunden und kann von allen Bereichen der Stadt schnell relativ erreicht werden.
Die Taktung zwischen Liblar und Lechenich liegt im Durchschnitt bei 15 Minuten, da sich die
Linien hier teilweise verschneiden und zudem gut aufeinander abgestimmt sind. Dennoch
benötigt man von Lechenich nach Liblar 20-30 Minuten Fahrtzeit, was anscheinend für viele
ein Grund ist, auf den Individualverkehr umzusteigen. Die lange Fahrtzeit hängt vermutlich
mit der hohen Haltestellendichte auf dem Liblarer Gebiet zusammen: Liblar bietet mehr als
doppelt so viele Haltestellen wie Lechenich.
32
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Das Netz ist entsprechend dicht aufgebaut, jedoch für ältere Personen noch nicht optimal
ausgerichtet:
42
Abbildung 13: ÖPNV-Netzplan Erftstadt
3.6.5. ÖPNV: Anrufsammeltaxi (AST)
Positiv zu erwähnen ist ein Zusatzangebot des ÖPNV: Das Sammeltaxi. Es übernimmt in
den schwach frequentierten Nebenzeiten die Busfahrten von allen Haltestellen der Stadt bis
vor die Haustür des Fahrgastes und ist preislich ein Mittelweg zwischen Taxi und Bus.
42
Quelle: www.vrs-online.de
33
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
3.7.
SWOT-Analyse Erftstadt
Stärken (Strength):
Schwächen (Weakness):
Zentrale Lage in der Region Köln-Bonn
Kommunale Haushaltssituation
Gute Verkehrsanbindung
Randlage des Bahnhofes innerhalb des
Gut ausgebaute soziale und kulturelle
Stadtgebiets
Infrastruktur
Hohe Wohnattraktivität
Attraktive Kultur- und Naturlandschaft
Hohes Fachkräftepotential
Bislang relativ stabile Bevölkerungszahl
Gutes Angebot an hochwertigen Gewer-
z. T. keine wohnortnahe Versorgung
durch starke Dezentralität
beflächen
Chancen (Opportunities):
Steigerung
der
Bedrohungen (Threats):
Übernachtungszahlen
Einbruch der sozialen und kulturellen
durch Neuschaffung spezieller Über-
Infrastruktur
nachtungsmöglichkeiten (z. B. Fahrrad-
Verschiebung des Sozialgefüges
pensionen, Golfhotels, Reiterpensionen)
Wachstum der Arbeitslosigkeit
Ausweitung touristisches Potential
Abwanderung von Gewerbetreibenden
Zuwanderung der (Wohn-)bevölkerung
Ausweitung von Leerständen
Gute Prognosewerte (Bevölkerungsstabi-
Schwächung von dörflichen Strukturen in
lität)
kleineren Ortsteilen durch Überalterung
Ausbau des Arbeitsplatzangebotes
und Abwanderung der Bevölkerung
Verbesserung
der
Haushaltssituation
Bevölkerungsschrumpfung
durch Anhebung der Gewerbesteuerhebesätze
34
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
4. Das Untersuchungsgebiet
4.1.
Lage und Lagebeziehungen
Liblar und Lechenich sind die beiden größten Stadtteile Erftstadts (vgl. Kap. 3.1 und 3.2.1).
Liblar liegt im Osten des Stadtgebietes, Lechenich zentral (vgl. Abb. 6). Da Liblar den einzigen Haltepunkt des regionalen Schienenverkehrs bietet, pendeln zahlreiche Stadtbewohner
aus allen Stadtteilen nach Liblar, um hier auf dem Weg zur Arbeit vom PKW auf die Schiene
zu wechseln. Durch die gute Verbindungssituation erreicht man den Kölner Hauptbahnhof
bereits nach 20-25 Minuten (vgl. Kap. 3.6). Lechenich hingegen zieht viele Stadtbewohner
zum Schaufensterbummeln und Verweilen an, da der historische Marktplatz eine hohe Aufenthaltsqualität bietet.
4.2.
Gebietsabgrenzung und –beschreibung
Das Handlungskonzept hat sich zum Ziel gesetzt, für den Stadtteil Liblar städtebauliche und
funktionale Strategien zu entwickeln, um die Wohn- und Einkaufsattraktivität zu erhöhen und
das große Erholungspotential besser zu nutzen. Die Gebietsabgrenzung fällt dementsprechend mit der kommunalen Stadtteilgrenze zusammen.
Die Siedlungsfläche des Stadtteils wird eingerahmt von der Ortsumgehung B 265 im Nordwesten, dem Liblarer See und der Ville im Norden und Osten, dem Bahnhof im Osten, dem
Einkaufszentrum „Erftstadt-Center“ im Südwesten und (potentiellen) Neubaugebieten im Süden. Im Norden grenzt das Gewerbegebiet Köttingen direkt an Liblar.
35
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Wohnmobilstellplatz
Fehler!
Gewerbegebiet Köttingen
Campingplatz
mit Strandbad
Seniorenstift
Marienplatz
Discounter
(Aldi)
Yachthafen mit
Segelschule
Vollsortimenter
REWE
Carl-Schurz-Straße
Bahnhof
Theodor-Heuss-Straße
Bürgerplatz mit
Vollsortimenter
EDEKA
Erftstadt-Center
mit Rathaus
Neubaugebiet
„Am Villehang“
(1. Bauabschnitt)
Waldorfschule
43
Abbildung 14: Übersichtsplan Erftstadt-Liblar
43
Quelle der Kartengrundlage: GoogleMaps
36
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
4.3.
4.3.1.
Bestehende Pläne und Planungsansätze
Flächennutzungsplan (FNP)
Liblar
44
Abbildung 15: FNP Erftstadt
44
Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt
37
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
45
Abbildung 16: Ausschnitt aus dem FNP der Stadt Erftstadt mit der Darstellung des Stadtteils Liblar
45
Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt
38
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Der Flächennutzungsplan (FNP) der Stadt Erftstadt aus dem Jahre 1973 wurde im Jahre
1999 durch einen neu aufgestellten Plan ersetzt, um den geänderten Zielen der übergeordneten Regional- und Landesplanung zu entsprechen. U. a. auch die geänderten gesetzlichen
Rahmenbedingungen haben dabei Berücksichtigung erfahren.
Dabei waren insbesondere die folgenden städtebaulichen Zielsetzungen von Bedeutung46:
Weiterentwicklung der Stadt als attraktiver Wohnstandort
Gewährleistung einer den wirtschaftlichen Belangen gerecht werdenden Gewerbeflächenentwicklung
Landschaftsgerechte Verknüpfung von Siedlung und Freiraum
Die Siedlungsentwicklung soll vorrangig in den beiden Siedlungsschwerpunkten Liblar und
Lechenich weitergeführt werden.
Bisher hat es fünf wirksame Flächennutzungsplanänderungen gegeben, wovon nur eine den
Stadtteil Liblar betrifft: „Änderung 03 – Erftstadt-Liblar, Köttinger Straße (Wirksam mit Bekanntmachung vom 30.05.2006)“. Diese Änderung ermöglichte die Nutzung der Flächen
südlich des Friedhofes an der Köttinger Straße für die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandelsgeschäfts (Rewe).
46
www.erftstadt.de
39
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
4.3.2.
Bebauungspläne
47
Abbildung 17: Übersicht über die Bebauungspläne der Stadt Erftstadt (Gebiet Liblar)
47
Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt
40
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 17 zeigt die bestehenden, aufgehobenen und in Aufstellung befindlichen Bebauungspläne für den Stadtteil Liblar. Auffällig ist der Bereich der Carl-Schurz-Straße, der durch
die Aufhebung des unter städtebaulichen Gesichtspunkten nicht mehr zeitgemäßen Bebauungsplans Nr. 13 nicht mehr den Bestimmungen eines gültigen Bebauungsplanes unterliegt.
Zusätzlich ist erkennbar, dass die Bebauungspläne für die Bahnhofsumgestaltung und den
Neubau der Osttangente zurzeit vorbereitet werden.
4.3.3. Gutachten
Die Stadt Erftstadt hat bisher drei für die Bearbeitung des Konzepts relevante Gutachten in
Auftrag gegeben: das Verkehrsgutachten zum Bau der Ortsumgehung (K45n), das Revitalisierungsgutachten zum Erftstadt-Center und das Einzelhandelsstandort- und Zentrenkonzept
für die Gesamtstadt.
Verkehrsgutachten zur Ortsumgehung K45n der IVV
Zum Thema Straßenverkehr hat die Stadt Erftstadt 1994 eine „Untersuchung der Ortsumgehung im Zuge der K45n in Erftstadt-Liblar“ durch die Ingenieurgruppe für Verkehrswesen und
Verfahrensentwicklung (IVV) durchführen lassen, die 2000 im Zusammenhang mit dem Bürgerworkshop der IVV in der Studie „Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung Erftstadt-Liblar /
K45n“ erneut überarbeitet wurde. Grundlagen der Studie waren eine Untersuchung des motorisierten Individualverkehrs (MIV) aus dem Jahre 1999 sowie Verkehrserhebungen für den
regionalen Verkehr in bzw. aus den Kommunen Brühl, Hürth und Frechen. Die verkehrliche
Situation des Bahnhofs wurde im Zuge dessen einer intensiven Betrachtung unterzogen. Die
Verkehrsbelastung wurde allerdings nicht durch neue Zählungen, sondern durch eine Prognose bestimmt. Ergebnis dieser Untersuchung war zum einen die visuelle Darstellung der
Veränderung der Verkehrsströme und Verkehrsbelastungen Liblars sowie zwei Prognosen
über die Konsequenzen der geplanten K45n als nordöstliche Ortsumgehung für Liblar.
Wie bereits erwähnt, existieren drei Hauptverkehrsadern, die durch den Stadtteil Liblar führen: die B265, die L163 und die K45; die K 44 wurde bei der Untersuchung der IVV nicht
berücksichtigt (vgl. Kap. 3.6.1). Die bei der Erstellung des Gutachtens prognostizierten Belastungen liegen für das Jahr 2005 bei:
41
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
B 256 / B 265
11.000 – 15.000 Kfz/DTV
L163
8.000 – 13.000 Kfz/DTV
K45
3.000 – 6.000 Kfz/DTV
Des Weiteren werden mit 2.000 – 5.000 Kfz/DTV die Klosengartenstraße, die Grachtstraße,
die Theodor-Heuss-Straße und die Carl-Schurz-Straße zwischen Bliesheimer und Bahnhofsstraße genannt. Alle übrigen Straßen haben für Wohnstraßen typische Belastungsgrenzen
von unter 2.000 Kfz/DTV.
Seit dem Umbau der B265 im Jahre 1994 sind weitere Veränderungen am Straßennetz vorgenommen worden, die sich auch in den veränderten Belastungswerten im Vergleich zu den
oben genannten Werten widerspiegeln:
Zunächst wurde auf Grundlage des Verkehrsgutachtens von 1994 der Rückbau der CarlSchurz-Straße zwischen Bliesheimer und Bahnhofsstraße durchgeführt, was zum Zeitpunkt
der damaligen Analyse durch die Verlegung der B265 weg von der heutigen Carl-SchurzStraße hin zu der heutigen Lage der B265 zwischen Liblar und Köttingen ermöglicht wurde.
In diesem Gutachten wird die B265 noch als B256n bezeichnet.
Zudem wurde die Idee der neuen Umgehungsstraße K45n erstmals in dem Gutachten von
1994 als Nutzungsvariante 1 erwähnt. Der geplante Verlauf sollte in Verlängerung der südöstlichen K45n über den Bahnhof, entlang der alten Bahngleise zwischen dem nordöstlichen
Stadtrand Liblars und dem Liblarer See bis zur Max-Planck-Straße auf der Höhe des „Ville
Express“ geführt werden. Laut Studie aus dem Jahr 2000 soll die neue K45n 6.000 – 7.000
Kfz/DTV aufnehmen. Der Bau der neuen Osttangente würde zu einer leichten Entlastung der
Verkehrsadern L163 und der B265 südwestlich von Liblar führen, da der Verkehr von Südost
nach Nordost über die neue Verkehrsader der geplanten K45n geleitet würde. Gleichzeitig
würde der Neubau der K45n zu einer ca. 40% Verkehrsentlastung der Bahnhofsstraße /
Schlunkweg und der nördlichen Carl-Schurz-Straße führen, da diese Straßen bislang die
Nord-Süd-Verbindung im östlichen Stadtgebiet übernehmen. Geringe Mehrbelastungen werden für die Kruggenbergstraße prognostiziert, da der verbesserte Ausbau der Straße einen
schnelleren Weg nach Lechenich und Bliesheim schaffen würde. Ebenfalls wird die TheodorHeuss-Straße geringfügig stärker belastet. 48
Quelle: Ingenieurgruppe für Verkehrswesen und Verfahrensentwicklung (IVV): „Ergebnisse der Verkehrsuntersuchung
Erftstadt-Liblar / K45n“
48
42
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Bis heute, 16 Jahre nach Planungsbeginn, wurde die neue Osttangente K45n allerdings nicht
realisiert. Sie wird aus verschiedenen Gründen kontrovers diskutiert, zum Beispiel werden
wirtschaftliche Einbußen der Geschäfte auf der Carl-Schurz- und der Bahnhofsstraße befürchtet, die durch niedrigere Passanten- und Kundenfrequenzen entstehen können. Die
Wohnqualität hingegen würde in diesem Bereich von einer Verkehrsberuhigung profitieren
(zur weiteren Planung vgl. Kap. 5.1.3).
Revitalisierungsgutachten der BBE
Das Revitalisierungsgutachten der BBE wurde im Jahr 2007 erstellt. Es kann als Bezugsrahmen für die Strategieentwicklung für die städtebauliche Neustrukturierung des ErftstadtCenters dienen. Hier sollen die wesentlichen Erkenntnisse aus dem Gutachten in Stichpunkten wiedergegeben werden.
- Verkehrliche Anbindung des Centers befriedigend
- Keine werbewirksame Lage; keine Fernwirkung des Objektes
- Stellplätze ausreichend durch Real-Parkhaus
- Zu viele Zugänge und dadurch stark gestreute Kundenfrequenzen und kaum konzentrierte
Kundenströme
- Zentralörtliche Einrichtungen im direkten Standortumfeld positiv zu bewerten
- Erftstadt-Center in Standortunion mit dem Vollsortimenter Real und Drogeriefachmarkt dm
ist flächenmäßig größter Versorgungsstandort der Stadt
Verkaufsfläche (VKF):
o
Gesamtfläche = 13.300 qm
o
Davon Erftstadt-Center = 4.900 qm
o
Davon Real = 7.700 qm
- Angebotsschwerpunkt im Nahversorgungsbereich
- Bis auf Real keine Magnetbetriebe vorhanden
- Preis- und Qualitätsniveau vorrangig auf das untere Genre ausgerichtet
- Nichthandelsfunktionen als Komplementärnutzungen (Hallenbad, Rathaus etc.)
- Entwicklungsstrategien:
o
Umstrukturierung der kleinteiligen Struktur des Centers zwecks Ansiedlung
größerer Magnetbetriebe (ggf. zusätzlich: Bebauung der nördlichen Parkplatzfläche)
o
Ansiedlung von folgenden Anbietern:
43
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Lebensmittel-Discounter
Optiker
Blumengeschäft
Schreibwarengeschäft
Bekleidungsgeschäft (z. B. Takko, NKD, Mister+Lady, Vögele)
Geschäft mit speziellen Hobbyartikeln (z. B. Bastelbedarf)
Raumausstatter
- Schlecht gestaltete Verweil- und Aufenthaltszonen; schlechte Aufenthaltsqualität und kurze
Verweildauer
- Betreiberqualität einer Vielzahl von Läden ist eher schlecht (Werbeanlagen, Beleuchtung,
Warenpräsentation, Sortiment, Schaufenstergestaltung)
- Keine einheitlichen Öffnungszeiten
- Fehlende Corporate Identity
- komplexe Eigentümerstruktur, die eine rechtzeitige Revitalisierung verhindert hat
- Ansiedlung neuer Anbieter auf leeren Bestandsflächen möglich
- Etablierung eines erfolgreichen Center-Managements unabdingbar
- Investitionen in den baulichen Bestand unbedingt notwendig
Einzelhandelsstandort- und Zentrenkonzept der BBE
Die BBE wurde im Jahr 2010 mit der Erarbeitung eines Einzelhandelsstandort- und Zentrenkonzeptes für die Stadt Erftstadt beauftragt. Im Sommer 2010 präsentierte sie erste Zwischenergebnisse in der Ausschusssitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und
Betriebsausschuss für Immobilienwirtschaft. Im Februar 2011 wurde das Konzept fertiggestellt. Die wichtigsten Erkenntnisse, insbesondere für den Stadtteil Liblar, sollen im Folgenden dargestellt werden.
Das einzelhandelsrelevante Kaufkraftpotential liegt in Erftstadt vergleichsweise hoch bei
290,4 Mio. € (5.842 €/EW). Das Kaufkraftniveau ist zwar im Rhein-Erft-Kreis nur in einer
Kommune (Pulheim) höher, jedoch sind in fast allen Branchen hohe Kaufkraftabflüsse zu
beobachten. Die Verkaufsfläche pro Einwohner liegt 0,19 Prozentpunkte unter dem Bundesdurchschnitt (Erftstadt: 1,16 %, BRD: 1,3%).
Die Gesamtverkaufsfläche Erftstadts beträgt ca. 57.640 m², die auf insgesamt 260 Einzelhandels- und Ladenhandwerksbetriebe aufgeteilt ist. Der Gesamtumsatz liegt derzeit bei ca.
44
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
207,9 Mio. EUR. BBE hat im Rahmen ihrer Untersuchung zudem rund 32 Leerstände in Einzelhandelslokalen erfasst.
Lechenich und Liblar vereinen bereits 76 % der Erftstädter Betriebe (Lechenich: 43 %, Liblar:
33 %) sowie 84 % des Gesamtumsatzes (Lechenich: 35 %, Liblar: 49 %) des Einzelhandels
der Stadt auf sich. Auch der größte Anteil der Verkaufsflächen sind hier zu finden (Lechenich: 36 %, Liblar: 54 %).
Ca. 39 % der Verkaufsflächen sowie 63 % des Umsatzes im Einzelhandel der Stadt verteilen
sich auf das nahversorgungsrelevante Sortiment (Lebensmittel, Drogerieartikel, medizinische
und orthopädische Versorgung). Zentrenprägende Sortimente, wie z. B. Bekleidung, Schuhe
und Unterhaltungselektronik, fallen mit 24 % der Verkaufsfläche und 19 % des Umsatzes
deutlich geringer aus.
BBE hebt zudem die Kleinteiligkeit der vorhandenen Angebotsstrukturen hervor: 12 der 260
Betriebe bieten bereits 72 % der Verkaufsfläche.
Die Gesamtverkaufsfläche des Stadtteils Liblar wird zu 82 % bereits durch die drei Betriebe
Real im Erftstadt-Center, Rewe und Aldi an der Köttinger Straße ausgemacht. Zusätzlich
wird der Edeka-Markt am Bürgerplatz in der Theodor-Heuss-Straße als wichtiger Nahversorgungsstandort bewertet.
Die fußläufige Versorgungssituation im Stadtteil Liblar wird als gut bewertet, so ist der komplette Siedlungsbereich von 700-Meter-Radien abgedeckt. Auch weniger mobilen Menschen
ist eine wohnortnahe Versorgung somit gewährleistet.
Für das Erftstadt-Center interessant sind die Kundenwohnorterhebungen der Untersuchung:
43 % aller befragten Kunden sind aus Liblar, lediglich 15 % sind aus anderen Städten nach
Erftstadt gekommen, um hier einzukaufen.
Auch die bevorzugten Einkaufsorte für einzelne Sortimente wurden bei der Erhebung abgefragt. So wurde festgestellt, dass nur 16 % der befragten Personen Bekleidung in Erftstadt
erwerben. Bei Unterhaltungselektronik gaben immerhin 29 % der Befragten an, diese in Erftstadt zu kaufen. Baumarktartikel werden sogar von 64 % der Befragten in Erftstadt gekauft.
45
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Bezüglich der Einkaufshäufigkeit gab etwa die Hälfte der befragten Personen an, mindestens
einmal die Woche im Erftstadt-Center einzukaufen. Dies lässt auf die Nahversorgungsfunktion des Centers schließen. Im Rahmen der Befragung wurden auch von den Personen vermisste Angebote abgefragt. Hier wird im Bekleidungssektor der höchste Ergänzungsbedarf
gesehen.
Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept sieht Ansiedlungspotential für folgende Warengruppen:
Bekleidung & Schuhe
Kleines Fachmarktkonzept für Papier-, Büro- und Schreibwaren
Spielwaren
Elektrowaren / Unterhaltungselektronik
Möbel
Bau- und Gartenbedarf
Empfehlungen zur Entwicklung des Stadtteilzentrums Liblar seitens der BBE sind wie folgt:
Ansiedlung eines Discounters im westlichen Teil der Delta-Liegenschaft mit einem
Eingangsbereich, der zum inneren Bereich des Centers ausgerichtet ist
Teilabriss des vorhandenen Gebäudebestandes des östlichen Teils der DeltaLiegenschaft, um dadurch große, modern zugeschnittene Einzelhandelsflächen
zu schaffen
Ansiedlung eines Fachmarktkonzeptes (Mode oder Unterhaltungselektronik) im
östlichen Teil der Delta-Liegenschaft
Anpassung der Flächen im südöstlichen Gebäude des Centers
Aufhebung der „Hinterhof“-Situation im Bereich der ehemaligen Anlieferungszone
des Supermarktes
Neuordnung des Parkens
Empfehlungen zur Entwicklung des Nahversorgungszentrums „Carl-Schurz-Straße“ seitens
der BBE sind wie folgt:
Bestandssichernde Maßnahmen der Lebensmittelanbieter der Köttinger Straße
Kein weiterer Ausbau der sonstigen zentrenrelevanten Sortimente
Entwicklung zum attraktiven Wohnstandort
46
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Ausbau des gastronomischen Angebotes zur „Gastronomiemeile Erftstadts“
4.3.4. Integriertes Handlungskonzept Erftstadt-Liblar 2009
Die Stadt Erftstadt hat bereits im Jahre 2009 erste Überlegungen über die Ansatzpunkte für
ein Integriertes Handlungskonzept für den Stadtteil Liblar angestellt und in einem Plan (vgl.
Abb. 18) zusammengefasst. Es wurden insgesamt 4 Handlungsfelder und 13 Planungen
bzw. Entwicklungspotentiale festgelegt.
Handlungsfelder:
1. Carl-Schurz-Straße / Seestraße
2. Schulzentrum
3. Hochhäuser in der Theodor-Heuss-Straße
4. Einkaufszentrum
Planungen / Entwicklungspotentiale:
5. Ville-Eingangstor ‚Seestraße’
6. Gewerbebrache Brühler Straße
7. Carl-Schurz-Straße / Stadtgarten
8. Stadtgarten
9. Bebauungspotential Ortseingang Liblar
10. Ville-Eingangstor ‚Grubenstraße’
11. Bahnhofsvorplatz
12. Bebauungspotential Bergstraße
13. Bahnhof
14. Ville-Eingangstor ‚Donatusparkplatz’
15. Osttangente / K45
16. Bebauungspotential Villehang
17. Villehang südlich Liblar
47
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 18: Integriertes Handlungskonzept Erftstadt-Liblar (2009)
49
49
Stadt Erftstadt, Umwelt- und Planungsamt
48
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
4.3.5. SWOT-Analyse Liblar
Stärken (Strength):
Schwächen (Weakness):
Gute Verkehrsanbindung (Bahnhof)
Schwächen des EKZ
Dichtes ÖPNV-Netz
Schwächen des Bahnhofumfelds
Gut ausgebaute soziale und kulturelle
Zustand der Carl-Schurz-Straße
Infrastruktur
Leerstandsproblematik
Hohe Wohnattraktivität
Schwindende Einkaufsattraktivität
Attraktive Kultur- und Naturlandschaft
ÖPNV-Taktungen / Erreichbarkeiten für
Stabile Bevölkerungszahl
Chancen (Opportunities):
Steigerung
der
ältere Bevölkerungsgruppen
Bedrohungen (Threats):
Übernachtungszahlen
Einbruch der sozialen und kulturellen
durch Neuschaffung spezieller Über-
Infrastruktur
nachtungsmöglichkeiten (z. B. Fahrrad-
Weiterer Qualitätsverlust des EKZ
pensionen)
Verschiebung des Sozialgefüges
Ausweitung touristisches Potential
Konkurrenz zu Lechenich
Optimierung ÖPNV-Verkehr
Aufwertung Bahnhofsumfeld
Neustrukturierung Carl-Schurz-Straße
Neugestaltung des Einkaufszentrums
Wohnbauflächenausweitung
Ergänzend zur SWOT-Analyse werden die Schwerpunktbereiche dieses Konzeptes sowie
die Entwicklungspotentiale des Stadtteils im Plan „SWOT-Analyse Erftstadt-Liblar“ (vgl. Anlage) dargestellt.
49
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
5. Bestandsaufnahme
5.1.
5.1.1.
Städtebauliche Bestandsaufnahme
Bestandsaufnahme und –analyse
Die Bestandsaufnahme beschränkte sich auf die genannten Schwerpunktgebiete (vgl.
Kap. 3). Dabei wurden beträchtliche städtebauliche Mängel bei einigen Gebäuden in der
Carl-Schurz-Straße, dem öffentlichen Raum im Bahnhofsumfeld und bei der Bausubstanz
und den öffentlichen Wegen im Erftstadt-Center festgestellt. Der bauliche Zustand der Häuser entlang der Theodor-Heuss-Straße ist größtenteils als befriedigend zu bezeichnen. Gestaltungsdefizite sind allerdings in allen vier Handlungsbereichen zu finden.
5.1.2.
Städtebauliche Mängel und Gestaltungsdefizite
Carl-Schurz-Straße
In der Carl-Schurz-Straße, insbesondere im Hauptgeschäftsbereich (zwischen Bahnhofsstraße und Brühler Straße), ist bei einigen Gebäuden ein Modernisierungs- und Sanierungsbedarf offensichtlich. Die Gebäude 33-41 sind dabei besonders auffällig (s. Abb. 20). Das
ehemalige Hotel „Haus zum Liblarer See“, welches sich in der Seestraße (nördliche Verlängerung der Carl-Schurz-Straße) direkt am Kreisverkehr befindet, scheint seit Jahren zu verfallen. Dieses stört das Stadtbild erheblich (s. Abb. 19).
Abbildung 19: Ehemaliges Hotel in Liblar
50
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 20: Städtebauliche Missstände in der Carl-Schurz-Straße 33-41
Die Struktur der Carl-Schurz-Straße ist nicht klar ablesbar. Die Straße ist relativ lang und
weist einzelne Schwerpunktgebiete auf. So ist zum einen eine Konzentration von Wohnnutzung zu finden, zum anderen eine Konzentration von Einzelhandel und eine von Gastronomie. Diese Strukturen sind dem Bestandsplan (Abb. 21) zu entnehmen. Die Gastronomie
konzentriert sich vornehmlich um den Marienplatz, nutzt diesen jedoch nicht, auch da die
Restaurants zum Teil über eigene Hinterhöfe verfügen, die sie für Außengastronomie nutzen
können.
Auch die Leerstände sind im Plan ablesbar, jedoch ist dabei keine klare Konzentration zu
erkennen.
51
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
50
Abbildung 21: Bestandsaufnahme Carl-Schurz-Straße
standsaufnahme“]
50
[s. auch Anlage „Carl-Schurz-Straße - Be-
Quelle: Stadt Erftstadt (eigene Bearbeitung)
52
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Der Marienplatz in der Carl-Schurz-Straße wurde in den 1990er Jahren zum jetzigen Zustand umgebaut. Er hat eine runde Form, wobei die Straße durch den nordwestlichen Teil
des Platzes hindurch führt. Die südwestliche Hälfte des Platzes wird von übermäßig hohen
Betonstufen gesäumt, wobei diese als Sitzmöglichkeiten genutzt werden könnten. Die Stufen
führen auf das höhere Niveau des Gebäudes der Volkshochschule und werden an drei Stellen im regelmäßigen Abstand durch reguläre Treppen unterbrochen. Der Platz weist deutliche Gestaltungsdefizite auf: es fehlt jegliche Möblierung: Sitzbänke, Mülleimer, Beleuchtungsvorrichtungen, Kinderspielgeräte oder zentrale Gestaltungselemente sind nicht vorhanden. Dadurch wirkt der Marienplatz überdimensioniert und leer. Die Aufenthaltsqualität ist
dadurch nicht besonders hoch ausgeprägt.
51
Abbildung 22: Marienplatz aus verschiedenen Perspektiven
Der Bodenbelag bildet konzentrische Kreise um die Mitte des Platzes, die ebenfalls – bis auf
einen Kanaldeckel – leer ist. Etwa mittig des Straßenquerschnitts werden die äußeren Kreis51
Quelle Luftbild: Bing-Maps (www.bing.com)
53
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
bahnen von gegenläufigen Kreisen, die von der anderen Straßenseite kommen, überdeckt
(s. Abb. 22).
Weitere Gestaltungsdefizite in der Carl-Schurz-Straße sind im direkten Straßenquerschnitt
im Bereich nördlich des Marienplatzes zu erkennen. Die historische Entwicklung der Straße
ist hier ablesbar (rot markierte Stelle in Abb. 22): der Straßenquerschnitt ist an dieser Stelle
geteilt (vgl. Abb. 23) in den allgemeinen Straßenbereich, inkl. Bürgersteige, und eine Art
Wohnstraße, die die anliegenden Häuser von dem Durchgangsverkehr, der vor dem Ausbau
der B265 wesentlich umfangreicher war, trennt.
Abbildung 23: Geteilter Straßenquerschnitt Carl-Schurz-Straße
Dieser Querschnitt ist auf einer Länge von ca. 100 m ausgebaut. Richtung Norden sind die
nächsten fünf Gebäude (Haus-Nr. 33-41) etwa 15 m weiter von der Straße entfernt und bieten lange, breite Einfahrten mit Stellplätzen. Da entlang der Straße ausreichend Stellplätze
vorhanden sind, werden die Stellplätze auf dem Grundstück i. d. R. nicht in vollem Umfang
benötigt. Hier wird die Raumkante der an der Straße liegenden Gebäude unterbrochen.
Insgesamt erscheint der Straßenquerschnitt für den noch vorhandenen Verkehr im Bereich
zwischen dem Marienplatz und dem nördlichen Kreisverkehr überdimensioniert. Dies kann
jedoch erst ohne Einschränkungen geändert werden, wenn die Carl-Schurz-Straße zu einer
Stadtstraße abgestuft wird. Die Finanzierung des Umbaus wird das Land NRW nicht übernehmen, die Stadt ist bei dem derzeitigen Status der Straße nicht dafür zuständig. Eine Umgestaltung wird entsprechend vermutlich erst nach einer Umwidmung umgesetzt werden
(vgl. hierzu Kap. 5.1.3).
54
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Der Bereich zwischen der Köttinger Straße und der Bahnhofsstraße hingegen wurde bereits
vor einigen Jahren verkehrsberuhigt (vgl. Kap. 5.4.1) und weist begrünte Verengungen auf
(vgl. Abb. 24). Parkplätze auf der Fahrbahn oder entlang der Straße sind hier nicht ausgewiesen.
Abbildung 24: Verkehrsberuhigter Teilbereich der CarlSchurz-Straße – begrünte Verengung des Straßenquerschnitts
Zudem erzeugen Baulücken und weit im hinteren Bereich einiger Grundstücke liegende Gebäude zurückspringende Raumkanten und stören dadurch das Straßenbild. Hinzu kommen
der schlechte Zustand der zurückliegenden Gebäude und die nicht nur in der Fläche, sondern auch in der Höhe offensichtliche Mindernutzung einiger Grundstücke (vgl. Abb. 25).
Dieses Problem ist schwerpunktmäßig im Bereich zwischen der Bahnhofsstraße und dem
nördlichen Kreisverkehr zu beobachten.
Der Straßenabschnitt zwischen dem beruhigten Bereich und dem Marienplatz kann als Zentraler Bereich angesehen werden. Hier konzentriert sich der Einzelhandel der Carl-SchurzStraße. Der Straßenquerschnitt ist zwar relativ eng, jedoch sind Parkplätze auf der Straße
durch Markierungen ausgewiesen und wirken zusätzlich zum engen Straßenquerschnitt verlangsamend auf den Verkehr. Die Möglichkeit, direkt vor dem Geschäft bzw. Restaurant zu
parken, wird gern angenommen. Zusätzlich bietet ein rückwärtiger Parkplatz Abstellflächen
für den ruhenden Verkehr.
55
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 25: Baulücken, unterbrochene Raumkanten und mindergenutzte Grundstücke
56
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Erftstadt-Center
Die Gebäude im Erftstadt-Center sind nach dem Bau nicht saniert oder modernisiert worden.
Dementsprechend ist von einem Sanierungsstau zu sprechen, der insbesondere in den Blöcken Nr. 3 und 6 deutlich wird. Der westliche Teil der Delta-Liegenschaft tritt dabei besonders in Erscheinung. Die gesamte leerstehende Passage ist momentan verschlossen, jedoch
sind deutliche Mängel am Gebäude und auch innerhalb der Passage durch die Fenster
sichtbar. Der neue Eigentümer, der die Liegenschaft im Jahr 2011 erworben hat, wird große
Teile von Haus 6 sowie Haus 3 vollständig abreißen und durch eine attraktive Neubebauung
ersetzen. Der Mietvertrag mit einem neuen Lebensmittel-Discounter wurde unterzeichnet.
Vorteilhaft an der Lage des Ladenlokals ist, dass direkt vor dem Gebäude zusätzliche Parkplätze errichtet werden können.
Da neben der Delta-Passage einer der Zugänge ins Center verläuft, schadet die momentane
Optik des Gebäudes dem äußeren Erscheinungsbild erheblich. Vom öffentlichen Hallenbad
aus, welches sich neben der Liegenschaft befindet, ist das Gebäude ebenfalls sehr gut
sichtbar. Das Hallenbad selbst weist einen leichten Sanierungsbedarf auf.
Abbildung 26: Westlicher Teil der Delta-Liegenschaft und Hallenbad
Durch die Parkplätze rund um das Center sind einige Hinterhofsituationen entstanden, die
die Zugänge zum Center verunstalten. Insbesondere die Situation der östlich des Centers
liegenden Parkflächen ist dabei zu benennen: Garagen, Versorgungshäuschen und Altkleidercontainer strahlen eine abweisende Haltung auf Kunden aus. Diese Fläche leidet, wie
andere auch, unter einem unklaren Nutzungskonzept und einer defizitären Gestaltung.
57
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 27: Impressionen aus dem Erftstadt-Center – Städtebauliche Missstände
und Gestaltungsdefizite
58
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Die Möblierung des öffentlichen Raumes im Erftstadt-Center weist ebenfalls gestalterische
Defizite auf und wirkt teils ungepflegt und veraltet.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Erftstadt-Center, auf dem Grundstück südlich der Feuerwache, entsteht das neue Gebäude für die Musikschule der Stadt Erftstadt. Der Neubau
wird durch einen Sponsor finanziert. Diese Einrichtung wird einen Beitrag zur Stärkung des
Centers leisten.
Theodor-Heuss-Straße
Die Fassaden der Hochhäuser weisen teilweise Sanierungsbedarf auf, insbesondere auf der
Wetterseite. Durch Gespräche mit der Hausverwaltung des Gebäudes Am Renngraben 8,
wurde deutlich, dass eine energetische Sanierung derzeit nicht über die Energieeinsparung
finanziert werden kann. Die Struktur der Hochhäuser, die alle sehr ähnlich sind (bis auf die
Variation in der Anzahl der Geschosse), mit, in Relation zu der Anzahl an Wohneinheiten,
geringer Fassadenfläche und gleichzeitig hohem Anteil an Fensterfläche, führt zu einem
geringen Energiebedarf. Eine Fassadensanierung erscheint laut Energiegutachten wenig
sinnvoll. Sie würde hauptsächlich zu optischen Verbesserungen führen und diese können
und wollen sich die Eigentümer, wie die Hausverwaltung mitteilte, nicht leisten. Ein Fassadenanstrich wurde zuletzt im Jahre 2003 veranlasst. Das Haus am Renngraben 8 besteht
ausschließlich aus Eigentumswohnungen und hat keine Probleme mit Leerständen. Interessant ist, dass einige Mieter des Schwesternhochhauses (Theodor-Heuss-Straße 18) in das
Haus Am Renngraben 8 umgezogen sind. Die Hausverwaltung der Theodor-Heuss-Straße
18 achtet angeblich weniger auf die Mieterstruktur und ist weniger an dem Zustand des Gebäudes interessiert, als das z. B. bei der Hausverwaltung des Gebäudes Am Renngraben 8
der Fall ist.
59
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Am Renngraben 8
Theodor-Heuss-Str. 18
Theodor-Heuss-Straße
Konrad-Adenauer-Str. 2/4
Bertolt-Brecht-Str. 2
Abbildung 28: Hochhäuser entlang der Theodor-Heuss-Straße
(farbige Markierung entsprechend Fassadengestaltung)
Abbildung 29: Hochhäuser: Theodor-Heuss-Straße 18
und im Hintergrund Am Renngraben 8 (Blickrichtung Westen)
Abbildung 30: Bertolt-Brecht-Str. 2 (Nordfassade)
60
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Neben den Fassaden sind die Eingänge der Hochhäuser als zu gestaltende Bereiche zu
benennen. Diese sind i. d. R. relativ dunkel und wirken nicht besonders einladend. Für das
Gebäude Am Renngraben 8 wurde ein Workshop durchgeführt, bei dem ArchitekturStudenten Konzepte für die Umgestaltung der inneren Flure und Treppenhäuser erarbeiten
sollten. Auch der Eingangsbereich fand bei den Studenten Berücksichtigung. Auf einige dieser Ideen wird in Kapitel 6 näher eingegangen.
Das dichte Netz aus Fußgänger- und Wohnwegen kann verwirren, strahlt aber eine spezielle
Attraktivität aus, die einlädt, durch das Quartier zu spazieren. Die Beleuchtung wirkt allerdings gerade in diesen Bereichen nicht ausreichend hell. Die großzügigen Grünflächen rund
um die mehrgeschossigen Gebäude bieten einen recht hohen Erholungswert.
Abbildung 31: Blick durch die Theodor-Heuss-Straße (Blickrichtung Osten)
Bahnhof und Bahnhofsumfeld
Der Bahnhof weist einen hohen Modernisierungsbedarf auf. Die vorhandenen baulichen
Strukturen zeigen deutliche Spuren von jahrelangen Wettereinflüssen sowie von Vandalismus. Es sind zu wenige Parkplätze für die hohe Pendleranzahl vorhanden und der Verkehr
stellt sich insgesamt als ungeordnet und für Fußgänger als Barriere dar. Die Bahnsteige bieten kaum Schutz vor Wettereinflüssen und sind nicht barrierefrei gestaltet. Ein „Stadteingang“ ist vom Bahnhof nicht erkennbar.
Da die Missstände des Bahnhofes bereits erkannt und eine Neugestaltung derzeit intensiv
diskutiert wird, wird an dieser Stelle nicht weiter auf die Bestandsaufnahme der DSK eingegangen (vgl. Kap. 5.1.3).
61
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
5.1.3.
Entwicklungspotentiale
Carl-Schurz-Straße
Der Marienplatz bietet einen breiten Gestaltungs- und Nutzungsspielraum. Hier könnte mit
einer gezielten Gestaltung und einem passgenauen Nutzungskonzept ein belebter Aufenthaltsort entstehen, der die Attraktivität des Wohnumfelds nochmals erhöht.
Die Freiflächen vor den rückversetzten Gebäuden Nr. 10 bis 20 könnten neu gestaltet werden. Derzeit wirken sie überwiegend leer und ungenutzt sowie unnötigerweise versiegelt.
Das unbebaute Grundstück an der Ecke Carl-Schurz-Straße / Klosengartenstraße befindet
sich im Eigentum der Stadt und sollte einer neuen Nutzung zugeführt werden. Die derzeit
dort bestehende öffentliche Grünfläche wird kaum genutzt. Insbesondere die ungünstige
Zugangssituation über eine Treppe hat die Wirkung einer Barriere. Zudem ist das Grundstück vollständig einsehbar und strahlt, trotz der vorhandenen Sitzbank, keine besonders
Aufenthaltsqualität aus. Die Grünfläche ist in diesem Bereich aufgrund der Nähe zum Naherholungsgebiet Liblarer See und Ville überflüssig.
Bahnhof und Bahnhofsumfeld
Im Juli 2003 hat die Stadt Erftstadt mit der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft NRW mbH
(BEG) eine Konsensvereinbarung zur einvernehmlichen Entwicklung aller Bahnflächen geschlossen. Die im November 2001 durchgeführte Bürgerwerkstatt zum Thema ‚K 45n’ brachte zahlreiche Ideen und Vorschläge zur Umgestaltung des Bahnhofes und dessen Umfeld.
Diese sollen bei der Entwicklung der Bahnflächen in Erftstadt berücksichtigt werden.
Im April 2004 fand eine Verwaltungswerkstatt zum Thema ‚Bahnhof / K 45n in ErftstadtLiblar’ statt, die das Gesamtprojekt und seine Historie noch einmal zusammenfassen und
einen Planungshorizont beschließen sollte. Der Rhein-Erft-Kreis sagte ebenfalls seine Unterstützung für das Projekt zu und bot finanzielle Beteiligung sowie die Übernahme der Rahmenplanung an. Die übrigen Kosten sind auf Stadt und BEG aufzuteilen.
Die aktuelle Planung sieht zwei Varianten vor, die sich insbesondere bzgl. der Parkplatzflächen unterscheiden. Der Bebauungsplan befindet sich in der Vorbereitung. Dabei werden
folgende Maßnahmen geplant:
62
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Neustrukturierung der Parkplätze inkl. neuer Verkehrsführung (ggf. Unterfüh
rung)
Bau eines Fahrradabstellplatzes (/-station) inkl. Kiosk und/oder Bäckerei
Errichtung neuer Unterstellmöglichkeiten auf den Bahnsteigen
Barrierefreier Zugang zu beiden Bahnsteigen (ggf. von Westen und Osten)
Gestaltung der Fußwegeanbindung als Eingangstor zur Stadt
evtl. Errichtung eines Cafés oder eines Ladens
Zudem soll ergänzende Bebauung auf dem Eckgrundstück (Schlunkweg / Bahnhofsstraße)
realisiert und der Platz zwischen Parkdeck und Sonderparkplatz (Frauen- und Behindertenparkplätze, Kurzzeitparker) als Bahnhofsvorplatz (evtl. mit Café oder Laden) gestaltet werden.
Zur Umsetzung der Planungen für die Parkplatzflächen wurden Grundstücke aus Privateigentum von der Stadt erworben und die zwei darauf noch bestehenden Gebäude abgerissen. So entstanden kurzfristig über 140 provisorische Parkplätze, die die Parkplatzproblematik am Bahnhof bereits etwas entschärfte. In Zusammenarbeit mit der BEG konnte die Stadt
weitere Grundstücke im Umfeld des Bahnhofs erwerben. Die Stadt ist heute Eigentümerin
aller Grundstücke im Planbereich.
Die Durchführung der weiteren Planungen gestaltete sich zunächst schwierig, insbesondere
wegen der erforderlichen Abstimmung der vom Rhein-Erft-Kreis betriebenen Straßenplanung
mit den Plänen für die Modernisierung des Bahnhofs, die von der DB- Station & Service betrieben wird. Weiterhin wurden Varianten zu der im Bürgerwerkstattverfahren diskutierten
Tieferlegung der Straße diskutiert. Zu den Planungen wird in Kap. 6.2 Stellung genommen.
Im April 2008 übersandte der Rhein-Erft-Kreis erste Entwurfspläne an die Stadt Erftstadt. Der
Ausbau des Bahnhofes wurde im Juni 2008 förmlich in die 1. Stufe der MOF (Modernisierungsoffensive)-Projekte für eine Förderung übernommen. Allerdings wurde eine Entkopplung der Projekte K 45n und Bahnhofsumplanung empfohlen, da keine direkten Berührungspunkte von den Fördergebern gesehen wurden. Bis 2014 sollen nun aber die Bauarbeiten für
den Bahnhof beginnen.
63
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Eine moderne Gestaltung des Bahnhofes kann die hohen Pendlerraten stabilisieren und ggf.
noch weiter steigern. Insbesondere eine ausreichend hohe Anzahl an Parkplätzen ist für die
meisten Pendler ausschlaggebend.
Die Bebauung der Freifläche Ecke Schlunkweg / Bahnhofsstraße bietet ein gutes Potential
für bahnhofnahes Wohnen. Dies ist in einer Pendlerstadt wie Erftstadt besonders gefragt und
kann höchstwahrscheinlich gut vermarktet werden. Dafür spricht auch die Planung, der Neubaugebiete rund um die Waldorfschule. Zudem ist in diesem Gebiet die Anbindung an den
Naturpark Rheinland fußläufig gegeben.
In den politischen Gremien der Stadt Erftstadt werden zurzeit städtebauliche Konzepte, insbesondere zur künftigen Parkplatzplanung (Parkdeck/Parkplatz östlich des Bahnhofs) und
zur Umsetzung der baulichen Maßnahmen im Bereich des Bahnhofs und des Bahnhofvorplatzes beraten (s. Abb. 33 und 34).
Abbildung 32: Fotos vom Bahnhof Erftstadt
64
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 33: Bahnhof – Planungsvariante A (Stand Januar 2012)
52
52
Quelle: Stadt Erftstadt
65
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 34: Bahnhof – Planungsvariante B (Stand: Januar 2012)
53
53
Quelle: Stadt Erftstadt
66
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Erftstadt-Center
Das Erftstadt-Center weist eine offene Bauweise auf, die dazu führt, dass ein wettergeschützter Einkauf nicht möglich ist. Dies ist besonders für ältere Bevölkerungsgruppen jedoch ein wichtiger Faktor, da sie zwischen den Einkäufen oftmals auf Bänken verweilen. Die
Möglichkeit innerhalb des Centers geschützt sitzen zu können – auch ohne etwas zu konsumieren (Außengastronomie) – sollte entsprechend gegeben sein.
Die ungeordneten Verkehrsflächen bieten viele Gestaltungsmöglichkeiten, die zu einer
Attraktivierung des Centers führen können. Die vorhandenen Plätze könnten noch intensiver
durch Außengastronomie genutzt werden. Zudem sollten die derzeit leerstehenden Ladenlokale als Entwicklungspotential gesehen werden, die durch entsprechende Neugestaltung und
evtl. Umbau den Anforderungen neuer Nutzer entsprechen können.
Theodor-Heuss-Straße
Durch einige Unterbrechungen der langgezogenen Straße und der daran angrenzenden
Parkstreifen, sollte der Charakter der Straße als Wohnstraße klarer werden. Die umfangreichen Grünflächen und Bäume sollten für die Anwohner erhalten bleiben. Der Charakter einer
offenen und durchgrünten Siedlung sollte erhalten bleiben. Für die Autofahrer sollte jedoch
deutlich werden, dass sie ein dicht besiedeltes Gebiet mit direkt an die Straße angrenzenden
Freiflächen - und somit potentiellen Spielflächen für Kinder - durchfahren. Dies kann zu einer
Geschwindigkeitsreduzierung führen.
5.2.
5.2.1.
Einzelhandel
Einzelhandelsbesatz
Der Einzelhandel in Liblar konzentriert sich auf drei Zentren (vgl. Kap. 4.3.3): das ErftstadtCenter, den Bürgerplatz in der Theodor-Heuss-Straße sowie die Carl-Schurz-Straße in Kombination mit den Lebensmittelanbietern in der Köttinger Straße.
Erftstadt-Center
Das Erftstadt-Center ist vor allem auf die Nahversorgung ausgerichtet und bietet mit dem
SB-Warenhaus „Real“ und dem Drogeriefachmarkt „dm“ auf über 8.000 qm Verkaufsfläche
alle notwendigen Güter des kurzfristigen Bedarfs. Ergänzend bietet das Erftstadt-Center auf
weiteren ca. 5.200 qm Verkaufsfläche Güter des mittelfristigen Bedarfs, hier insbesondere in
67
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
den Branchen Schuhe und Bekleidung.54 Die angebotenen Produkte bewegen sich fast
durchgehend im niedrigen Preissegment. Einige Boutiquen mit Angeboten aus dem mittleren
Preissegment sind davon ausgenommen. Die Einkaufszentren-typischen Dienstleistungen
(Friseur, Nagelstudio) sind in vergleichsweise hoher Anzahl vorhanden. Das ansässige Ingenieurbüro sowie die Ärzte und das Hallenbad ziehen zusätzliches Publikum an. Einige gastronomische Einrichtungen sind gegeben. Sie dienen vornehmlich der mittäglichen Versorgung der Arbeitnehmer vor Ort.
Der Bestandsplan (vgl. Abb. 21 und Anlage) zeigt die heutige Nutzungsstruktur. Es wird
deutlich, dass die Leerstände nicht nur konzentriert in einem Block auftreten, sondern über
das Center verteilt sind. Das gastronomische Angebot ist ebenfalls verteilt, wobei eine Konzentration um den Eingang des Hallenbades festzustellen ist.
Parkplätze sind, wie bereits erwähnt, rund um das Center gestreut. Strukturierte Parkplätze
finden sich am nördlichen und am südlichen Ende. Das Parkdeck des SB-Warenhauses Real
bietet auf zwei Ebenen und einer zusätzlichen Tiefgarage, die sich unter dem Betriebsgebäude befindet und vom unteren Parkdeck erreicht werden kann, eine enorme Anzahl an
Stellplätzen.
5.2.2.
Entwicklung des Einzelhandels
Carl-Schurz-Straße
In der Carl-Schurz-Straße wächst die Anzahl leerstehender Ladenlokale. Vor dem Hintergrund der zahlreichen bereits leerstehenden Geschäftsgebäude, erscheint die erfolgreiche
Suche nach einer adäquaten Folgenutzung durch neu angesiedelten Einzelhandel unwahrscheinlich. Im Neubau bestehen zwar nicht die gleichen Probleme wie bei älteren Ladenlokalen, die den heutigen Anforderungen des modernen Einzelhandels nicht mehr genügen, jedoch spielt die Lage im Einzelhandel eine zentrale Rolle. Die Höhe der Passantenfrequenz in
der Carl-Schurz-Straße ist nicht ausreichend, um zusätzliche Geschäfte anzusiedeln. Ob die
noch vorhandenen Geschäfte sich weiterhin halten können, bleibt abzuwarten. Dies hängt
auch von der Nachverdichtung der Wohnbebauung ab, was mehr Bevölkerung in der Straße
bindet.
54
Quelle: Revitalisierungsgutachten der BBE (2007)
68
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Ältere Ladenlokale weisen i. d. R. eine unzureichende Raumhöhe und heutigen Ansprüchen
nicht mehr genügende Flächen auf. Auch die meist nicht ebenerdigen Zugangsmöglichkeiten
sind kaum noch tragbar. Derzeit ist von mindestens zehn leerstehenden Gewerbeeinheiten
in der Carl-Schurz-Straße auszugehen. Eine sinnvolle Umnutzung der Ladenlokale muss
angedacht werden.
Abbildung 35: Aushänge in Ladenlokalen (Carl-Schurz-Straße)
Theodor-Heuss-Straße
Der Einzelhandel in der Theodor-Heuss-Straße konzentriert sich um den neu gestalteten
Bürgerplatz herum. Er sichert die Nahversorgung der zahlreichen Bewohner des Hochhausviertels Liblars. Die Sicherung des Edeka-Marktes ist von entscheidender Bedeutung. Eiscafé und Imbiss beleben den Platz zusätzlich. Trotzdem sind auch hier Leerstände zu beobachten (vgl. Abb. 37).
Das Erftstadt-Center ist von der Wohnsiedlung in der Theodor-Heuss-Straße fußläufig erreichbar. Zusätzlich verkehren fünf Buslinien in der Theodor-Heuss-Straße, die auch das
Center anfahren. Die Versorgungssituation für die Anlieger ist entsprechend als gut zu bewerten.
69
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 36: Bürgerplatz (Theodor-Heuss-Straße)
Erftstadt-Center
Das Einkaufszentrum Liblars kämpft mit den strukturellen Veränderungen der Einzelhandelslandschaft sowie den Folgen der unterlassenen Instandhaltung und Modernisierung der einzelnen Gebäude. Die noch vorhandenen Mieter bieten zum Großteil nur noch Angebote des
niedrigpreisigen Segments an. Zahlreiche Leerstände sind zu verzeichnen. Die im Frühjahr
2011 von einer Insolvenzverwaltung an einen neuen Investor verkauften Gebäude der DeltaLiegenschaft könnten durch eine neue Ausrichtung einen großen Impuls-Effekt auf die anderen Geschäfte ausüben.
Ein großes Ladenlokal im Gebäude Nr. 8, welches vorher durch eine Filiale des Discountermarktes „Penny“ genutzt wurde, wurde, nach Weggang des Discounters, vom Eigentümer zu
kleineren Ladeneinheiten umgebaut (vgl. Abb. 38). Eine dieser Einheiten wurde an einen
Friseur vermietet, in einer anderen hat sich ein Geschenkeladen angesiedelt. Die übrigen
stehen noch leer. Nach Aussage des Eigentümers fragen lediglich unadäquate Nutzer an,
wie z. B. Vergnügungsstätten- und Spielhallenbetreiber. Ein anderer Interessent wollte hier
gerne eine Haustier-Trauerhalle einrichten. Diese Mieter lehnte der Eigentümer bislang ab.
70
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 37: Erftstadt-Center (Am Holzdamm 8) – Umgebaute Ladenlokale
Neben den Geschäften des unteren Preisniveaus, sind auch einige Mode-Boutiquen mit
Produkten des mittleren Preisniveaus zu finden. Für ein Einkaufscenter eher untypische Nutzungen, wie z. B. Wäschereien/Reinigungen oder ein Goldschmuck-Ankauf sind im ErftstadtCenter jedoch ebenfalls angesiedelt.
Abbildung 38: Geschäfte im Erftstadt-Center: Modeboutique, Reinigung und Quelle-Geschäft
Ein funktionierendes Center-Management inklusive aktivem Ansiedlungsmanagement ist im
Erftstadt-Center derzeit noch nicht zu finden, wird allerdings geplant. Ein gesunder Mietermix
ist für ein Einkaufszentrum von hoher Bedeutung, jedoch im Erftstadt-Center derzeit nicht
vorhanden.
Inzwischen wurde eine Immobilien- und Standortgemeinschaft gegründet, der nahezu alle
Eigentümer des Centers angehören. Die „ISG Erftstadt-Center e.V.“ hat bereits Ziele formuliert und arbeitet eng mit dem neuen Eigentümer der Delta-Liegenschaft zusammen. Dies
muss als bedeutender Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung des Einkaufszentrums gesehen werden und bietet vielfältige Chancen.
Das Einzugsgebiet des Centers ist nach Aussage der BBE zum größten Teil auf die Stadt
Erftstadt begrenzt. Zu beachten ist innerhalb Erftstadts die Konkurrenzsituation zwischen
71
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
dem historischen Markt in Lechenich und dem Erftstadt-Center. Das Angebot dieser beiden
Zentren sollte sich entsprechend ergänzen.
Die offene Struktur des Centers bietet in den meisten Bereichen gut durchleuchtete öffentliche Wegestrukturen, jedoch nehmen teils über die Wege verlaufende, sanierungsbedürftige
Dachkonstruktionen viel Tageslicht. Besonders an diesen Stellen wirkt das Center unattraktiv
und könnte nach Ladenschluss zum Angstraum werden. Unklare Wegestrukturen und zahlreiche Zugangsmöglichkeiten zum Center führen zudem zu einer starken Unübersichtlichkeit
und zu - insbesondere für Einkaufszentren sehr untypischen - ungelenkten Kundenströmen.
Die Plätze des Centers bieten ein hohes Potential für belebende Außengastronomie. Zum
Teil wurde dies bereits erkannt und genutzt (z. B. am Platz vor dem Hallenbad mit Außengastronomie der Eisdiele, der Bäckerei und der Gastronomie direkt am Hallenbad). Der Platz
vor dem centerseitigen Eingang des Rathauses wirkt hingegen relativ leer. Lediglich die Bäckerei nutzt die Fläche vor ihrem Eingang für Außengastronomie.
Die Kopplung des Einkaufs bei dem SB-Warenhaus Real mit dem Besuch des ErftstadtCenters ist derzeit bei den Kunden nicht sehr ausgeprägt. Die Gestaltung der fußläufigen
Anbindung zwischen den beiden Bereichen ist allerdings auch nicht optimal gestaltet, da der
Parkplatzsuchverkehr der Autofahrer (hier als dominanter Verkehrsstrom) die Fußgänger
behindert. Zudem sind die Zugänge vom Real ins Erftstadt-Center nicht attraktiv. Hinterhofsituation in Kombination mit der leerstehenden Delta-Passage schrecken eher von der Überquerung der Parkplatzflächen ab. Hinzu kommt die Problematik, dass das SB-Warenhaus
Real bereits über einige Zusatzangebote wie z. B. ein Blumengeschäft, eine Eisdiele, eine
Bäckerei (inkl. Außengastronomie) und einen China-Imbiss verfügt. Der neben dem Real
angesiedelte Drogeriemarkt dm führt dazu, dass die Kunden des Reals eher auf dieser
„Straßenseite“ verbleiben und nicht zum Drogeriemarkt im Center gehen. Dies könnte durch
die sich abzeichnende Ansiedlung eines Discounters im Gebäude der Delta-Passage geändert werden, so dass die Kopplungsmöglichkeiten stärker in Erscheinung treten und deutlich
öfter vorkommen sollten.
Die zahlreichen Möglichkeiten die Gestaltung des öffentlichen Bereiches zu optimieren sollten als Chance gesehen werden. Die leerstehenden Ladenlokale können zudem Potential für
die Neuansiedlungen von (Magnet-)betrieben bieten.
72
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Die Anregungen des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes sollten bei den weiteren Planungen Berücksichtigung finden.
5.3.
5.3.1.
Wohnungswirtschaft
Bestandsaufnahme und -analyse
Carl-Schurz-Straße
Die in der Carl-Schurz-Straße zu beobachtenden Leerstände sind auch im Wohnungsbestand zu finden. In der Regel sind Häuser mit Sanierungs- und/oder Modernisierungsstau
betroffen. Auch die zahlreichen offensichtlich leerstehenden Ladenlokale wirken wenig attraktiv auf potentielle neue Mieter bzw. Eigentümer von Wohnimmobilien. Die Gesamtlage
befindet sich bereits in einem anfänglichen Trading-Down-Prozess, der jedoch noch aufgehalten werden kann.
Theodor-Heuss-Straße
Die Nachfrage nach günstigem Eigentum und Mietwohnraum in Liblar ist hoch. So teilte die
Hausverwaltung des Gebäudes Am Renngraben 8 mit, dass sie eine stetige Nachfrage vorweisen kann und eine Vollvermietung jederzeit möglich ist. Derzeit sind ca. 50 der insgesamt
120 Wohnungen des Gebäudes Renngraben 8 im Eigentum von Eigennutzern. Die Kaltmiete
der fremdgenutzten Wohnungen liegt bei ca. 5-6 €/m² und die Nebenkosten sind im normalen Rahmen. Es gibt drei unterschiedliche Größen bei den hier vorhandenen Wohnungen:
ca. 38 m² (Appartement), ca. 60 m² (2-Zimmer-Wohnung) und ca. 70 m² (2- und 3-ZimmerWohnungen). Bei den Hochhäusern ist eine Barrierefreiheit gegeben, die insbesondere älteren Menschen zu Gute kommt. Lediglich die Türen zum Badezimmer müssten für Rollstuhlfahrer umgebaut werden, wie die Hausverwaltung mitteilte.
Das Quartier rund um die Theodor-Heuss-Straße weist eine vorbildhafte Durchmischung der
Haustypen auf. So sind neben den Hochhäusern zahlreiche unterschiedliche Mehrfamilienhäuser zu finden sowie Reihenhäuser und freistehende Einfamilienhäuser (u. a. Bungalows).
Durch die Eigentumswohnungen in den Hochhäusern ist der Bestand an Mietwohnungen
möglicherweise als zu gering zu bewerten. Wie hoch der Prozentsatz an Mietobjekten in diesem Bereich ist, ist nicht bekannt. Im Terrassenhaus „Im Spürkergarten 38-40“ bietet der
Bauverein Erftstadt insgesamt 76 Wohnungen zur Miete an. Theoretisch sind diese nur für
Personen mit Wohnberechtigungsschein, jedoch vergibt die Stadt momentan Ausnahmegenehmigungen, da die Wohnungen relativ groß (3-Zimmer mit jeweils ca. 90 m²) und dement-
73
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
sprechend für Zwei- bis Drei-Personen-Haushalte nicht problemlos förderfähig sind. Derzeit
stehen hier nach Aussage des Bauvereins drei Wohnungen leer, was fast einer normalen
Fluktuationsreserve entspricht. Die Nachfrage ist zwar da, jedoch achtet der Verein auf eine
möglichst gesunde Mischung der Mieterparteien, so dass es nicht zu Integrationsschwierigkeiten innerhalb des Hauses kommt.
Erftstadt-Center
Eine Besonderheit des Erftstadt-Centers liegt in der Kombination aus Wohnungen und gewerblichen Flächen. Die Wohnungen befinden sich in den Obergeschossen und verfügen
über attraktive Dachterrassen. Einige dieser Wohnungen stehen ebenfalls leer, wobei sich
eine Konzentration von Leerständen im Gebäude Nr. 1 abzeichnet.
5.3.2.
Bedarfsentwicklung
Carl-Schurz-Straße
Die stabile Bevölkerungszahl Liblars und die demographischen Entwicklungen sprechen für
die Ausweitung des altengerechten und barrierefreien Wohnraums (vgl. auch die Ziele des
Regionalplans (S. 7) und des Flächennutzungsplans (S. 34)). Insbesondere die Nähe der
Carl-Schurz-Straße zum Liblarer See und die vorhandenen Nahversorgungseinrichtungen
lassen einen stabilen Bedarf prognostizieren. Die Attraktivierung der Straße und die damit
einhergehende Beseitigung der Leerstände ist dafür allerdings eine wichtige Voraussetzung.
Theodor-Heuss-Straße
Bei der stetigen Nachfrage nach günstigem Wohnraum muss die Sozialstruktur der Mieter
Berücksichtigung finden, da sich insbesondere deutsch-russische Bürger für Wohnungen in
Liblar interessieren. Die Hausverwaltung des Gebäudes Am Renngraben 8 legt einen hohen
Wert darauf, dass die Mischung der Mieter in sich stimmig ist und ein soziales Abrutschen
des Quartiers und die Konzentration von nicht integrierten Gruppen verhindert wird. Der
Bauverein Erftstadt hat ähnliche Bedenken bzgl. des Terrassenhauses geäußert, wobei dies
bei den Mietwohnungen vermutlich sogar ein größeres Problem darstellt als bei den Eigentumswohnungen.
Erftstadt-Center
Wie hoch die Nachfrage nach Wohnungen im Center ist, ist schwierig zu beurteilen. Durch
eine Attraktivierung der Geschäfte und die Ansiedlung neuer Nutzungen gewinnt die Ge-
74
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
samtlage an Attraktivität und eine Neuvermietung sollte möglich sein. Wie beim gesamten
Gebäudebestand ist auch in den Wohnbeständen ein Sanierungs- bzw. Modernisierungsstau
zu erwarten, dem begegnet werden muss, um die Vermarktbarkeit zu sichern.
5.3.3.
Flächenpotentiale
Carl-Schurz-Straße
Gespräche mit dem Bauverein Erftstadt haben Kenntnis über geplante Bauvorhaben gebracht. In direkter Nähe zum Schloss Gracht soll eine zweite Gebäudereihe hinter der ersten
Zeile entlang der Carl-Schurz-Straße gebaut werden. Derzeit erwirbt der Bauverein die entsprechenden Grundstücke. Eine fußläufige Erschließung der Gebäude soll u. a. über den
Carl-Schurz-Platz ermöglicht werden. Zudem ist in dem Bereich eine Tiefgarage geplant.
Insgesamt sollen hier 25 Wohneinheiten zur Miete entstehen. Die gerade aufgestellten Bebauungspläne Nr. 13i und Nr. 13d schaffen dort die rechtlichen Vorgaben für eine den modernen Anforderungen entsprechende Wohnbebauung.
Durch Rückbau der sanierungsbedürftigen Gebäude 33-41 könnten freie Flächen für neue
Wohngebäude geschaffen werden. Die zentral gelegenen Flächen eignen sich insbesondere
für weniger mobile Personen. Die Nähe zum Versorgungsstandort in der Köttinger Straße auf
der einen Seite und dem Liblarer See im Naturpark Rheinland auf der anderen zeichnen den
Standort aus. Auch das ehemalige ZERVOS-Grundstück (im Integrierten Handlungskonzept
aus dem Jahre 2009 als „Brühler Brache“ bezeichnet (vgl. Kap. 4.3.3) eignet sich für eine
Nachverdichtung. Der Klostergarten bietet ebenfalls Potential.
Das freie Grundstück an der Ecke Carl-Schurz-Straße / Klosengartenstraße befindet sich im
städtischen Eigentum und sollte einer neuen Nutzung zugeführt werden. Die derzeit dort
bestehende öffentliche Grünfläche wird nicht genutzt. Insbesondere die ungünstige Zugangssituation über eine Treppe wirkt auf ältere Personen abschreckend.
Zusätzlich sollten die bestehenden Baulücken (s. Kap. 5.1.2) geschlossen werden.
Bahnhof und Bahnhofsumfeld
In der Nähe des Bahnhofes wurde ein Neubaugebiet (‚Am Villehang’) ausgewiesen. Der erste Bauabschnitt wird derzeit in erschlossen. Insbesondere Familien wurden als Zielgruppe
75
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
ausgewählt, daher sind vornehmlich freistehende Einzel- und Doppelhäuser möglich. Die
Nähe zum Bahnhof, zur Waldorfschule sowie zur Ville macht das Gebiet sehr attraktiv.
5.4.
5.4.1.
Verkehrliche Infrastruktur
Bestandsaufnahme und –analyse
Da die Neugestaltung des Bahnhofes auch eine neue Verkehrsplanung einschließt, wird an
dieser Stelle auf Kapitel 5.1.3 verwiesen.
Carl-Schurz-Straße
Die Carl-Schurz-Straße wurde im Bereich des Carl-Schurz-Platzes, speziell zwischen den
Einmündungen der Köttinger Straße und der Bahnhofsstraße, verkehrsberuhigt. Hier wurde
der Belag geändert und der Straßenquerschnitt verkleinert. Die angesiedelten Einzelhändler
kritisieren diese Maßnahmen, da die Frequentierung der Straße durch diese Maßnahmen so
stark eingebrochen ist, dass die Einzelhändler nun über zu wenige Kunden klagen. In diesem Bereich sind entsprechend viele gewerbliche Leerstände zu beobachten. Über eine
Umnutzung muss hier nachgedacht werden.
Der Bereich zwischen der Bahnhofsstraße und dem nördlichen Kreisverkehrsplatz weist
zahlreiche Stellplätze entlang der Straße und auf rückwärtig gelegenen Parkplätzen auf. Der
Verkehr der Carl-Schurz-Straße wird nach dem Bau der Osttangente weniger werden. Ob
dann noch zusätzliche Verkehrsberuhigungsmaßnahmen notwendig sind, sollte genau kalkuliert werden.
Theodor-Heuss-Straße
Der Verkehr durch die Theodor-Heuss-Straße tendiert im ersten Abschnitt bis zum Bürgerplatz durch die gleichmäßige Optik, die nur aus einer langen Flucht mit Parkstreifen und
Bäumen besteht, zu einer für eine Wohnstraße zu hohen Geschwindigkeit. Dadurch, dass für
den Autofahrer nicht direkt wahrnehmbar ist, dass er sich in einer dicht besiedelten Wohnstraße befindet, nimmt er keine Gefahr (wie zum Beispiel durch spielende Kinder auf den
Grünflächen hinter den Bäumen) wahr. Entlang des neugestalteten Bürgerplatzes verlangsamt sich der Verkehr.
76
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Für den ruhenden Verkehr sind zahlreiche Stellplätze auf den Parkstreifen und in den Tiefgaragen und den öffentlichen Parkplätzen vorhanden. Der ÖPNV weist genügend Haltestellen
auf.
Erftstadt-Center
Der Verkehr erscheint rund um das Erftstadt-Center ungeordnet. Der Parkplatzsuchverkehr
ist nicht richtungsgebunden und die Zufahrten sind nicht ausreichend beschildert. Eine deutliche Wahrnehmung des Einkaufszentrums von der Straße ist nicht vorhanden, dabei spielen
auch ungepflegte Grünflächen eine Rolle, die die Sicht auf das Center behindern. Rund um
das Center sind Stellplätze ausgewiesen und an der nördlichen sowie an der südlichen Seite
sind größere Parkplätze vorhanden. Eine Zuordnung einzelner Stellplätze zu einzelnen Geschäften existiert nicht. Für weniger mobile Menschen ist nicht zu erkennen, welcher Parkplatz der nächstgelegene zu ihrem Ziel ist. Das SB-Warenhaus Real besitzt ein großes
Parkdeck, welches auch den Kunden des Erftstadt-Centers zur Verfügung steht, allerdings
ist die Zufahrt zu diesem Parkdeck recht versteckt gelegen und für ortsfremde Kunden
schwer zu finden.
5.4.2.
Entwicklungspotentiale
Carl-Schurz-Straße
Die Strukturierung der Straße (Wohnen, Einzelhandel, Gastronomie) könnte durch einige
Umbaumaßnahmen ablesbar werden. Eine Neugestaltung der Straße nach einer Umwidmung von Kreisstraße in eine städtische Straße, könnte zu einer starken Attraktivierung führen.
Theodor-Heuss-Straße
Der Verkehr durch die Theodor-Heuss-Straße könnte durch die Anlage einzelner Unterbrechungen der langen Flucht langsamer gestaltet werden.
Erftstadt-Center
Der Parkplatzsuchverkehr kann mit wenig Aufwand strukturierter gestaltet werden. Die beiden Zufahrtsmöglichkeiten zu dem großen Parkplatz können als Potential gesehen werden,
was es zu nutzen gilt. Dazu gehören die Verbesserung der Beschilderung sowie die Nutzung
der werbewirksamen Lage direkt entlang der Bliesheimer Straße.
77
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
5.5.
Zusammenfassung Bestandsaufnahme:
SWOT-Analysen der Schwerpunktgebiete
5.5.1.
Carl-Schurz-Straße [vgl. auch Anlage „Carl-Schurz-Straße – SWOT-Analyse“]
Stärken (Strength):
Schwächen (Weakness):
Hohe Wohnattraktivität
Schwindende Einkaufsattraktivität
Nahegelegene attraktive Naturlandschaft
Leerstände
Zahlreiche Restaurants des höheren und
Investitionsstau
mittleren Niveaus
Chancen (Opportunities):
Bedrohungen (Threats):
Ausweitung touristisches Potential, inkl.
Verschiebung des Sozialgefüges
Gestaltung des „Eingangs in die Ville“
Wachstum der Leerstände
am derzeitigen Parkplatz des Liblarer
Überzogene Mietvorstellungen / Immobi-
Sees (vgl. Kap. 2.4)
lienpreise
Potentialflächen
für
Nachverdichtung
Ausbleibende Investitionen
vorhanden
Neustrukturierung / Neugestaltung der
Straße (Querschnitt)
Neugestaltung Marienplatz
Bessere Positionierung der Gastronomie:
„Gastronomiemeile Erftstadt“
78
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
5.5.2.
Theodor-Heuss-Straße
Stärken (Strength):
Schwächen (Weakness):
Gute Verkehrsanbindung
Hohe Wohnattraktivität
Gute Nahversorgungssituation
Nähe zum EKZ
Investitionsstau Fassaden / Eingangsbereiche bei den Hochhäusern
Hohe Kosten für Pflege der ungenutzten
Grünflächen
Hohe Wohneigentumsquote trotz großer
Wohnungsanzahl
Chancen (Opportunities):
Neugestaltung
der
Lange Straßenflucht
Bedrohungen (Threats):
Hochhaus-
Verschiebung des Sozialgefüges
Eingangsbereiche
zu schneller PKW-Verkehr
Fassadensanierung
Ausweitung Kriminalität
Anlage von Mietergärten
Ansiedlung neuer Nutzungen in den
leerstehenden Ladenlokalen am Bürgerplatz
Aktives Mietermanagement (Sicherung
der sozialen Durchmischung)
79
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
5.5.3.
Erftstadt-Center
Stärken (Strength):
Schwächen (Weakness):
Gute Verkehrsanbindung
Randlage des EKZ
Kombination Wohnen, öffentliche Ein-
Große Distanz zum Bahnhof
richtungen, Handel, Dienstleistung, Gast-
Große Distanz zur Carl-Schurz-Straße
ronomie
Schwindende Einkaufsattraktivität
Investitionsstau
Leerstände
Eigentumsstruktur
Chancen (Opportunities):
Bedrohungen (Threats):
Neustrukturierung der Ladenlokale
Wachstum der Leerstände
Neugestaltung des Einkaufszentrums
Ausweitung von Vandalismus / Kleinkri-
Ansiedlung von Magnetbetrieben (insb.
Lebensmittel-Discounter)
Investitionen durch neue und bestehen-
minalität
Verstärkte Abwanderung der Kunden zu
Konkurrenzstandorte
de Eigentümer
Immobilien- und Standortgemeinschaft
(ISG) inkl. Fördermöglichkeiten
Events / „Bespielung“ der Platzflächen
Ausweitung der Gastronomie
80
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
5.5.4.
Bahnhof und Bahnhofsumfeld
Stärken (Strength):
Schwächen (Weakness):
Gute Verkehrsanbindung
Randlage
Flächenreserven vorhanden
Große Distanz zum EKZ
Neugestaltung beschlossen
Planungsunsicherheit
DB als Investor
Städtebauliche Missstände im Umfeld
Direkter Anschluss an die Ville / Naturpark Rheinland
Chancen (Opportunities):
Steigerung
der
Pendlerzahlen
Bedrohungen (Threats):
durch
Attraktivierung und größeres Parkplatz-
Planungshorizont
Investitionsunsicherheiten
angebot
Aufwertung Bahnhofsumfeld
Neugestaltung des „Stadteingangs“
Ansiedlung neuer Nutzungen (Kiosk /
Café / Fahrradstation)
Neugestaltung Bahnhofsvorplatz
81
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
6. Integriertes Entwicklungskonzept – Handlungsfelder und Strategien
6.1.
Carl-Schurz-Straße
In der Carl-Schurz-Straße sind sowohl private Investitionen als auch Investitionen der öffentlichen Hand ratsam, um eine nachhaltige Aufwertung zu erzielen.
Investive Maßnahmen der privaten Akteure
Nachverdichtung
Die Carl-Schurz-Straße und ihr Umfeld bieten einige Möglichkeiten der Nachverdichtung im
Bereich des Wohnungsbaus. Insbesondere neue Wohnformen, die den Anforderungen der
Bevölkerung im Zeichen des demographischen Wandels gerecht werden, sollten dabei Berücksichtigung finden.
Bauliche Nachverdichtungen „in zweiter Reihe“ im Bereich zwischen dem Carl-Schurz-Platz
und dem Viry-Chatillon-Platz auf den Grundstücken Ecke Carl-Schurz-Straße / Grachtstraße
befinden sich bereits in der konkreten Planungsphase.
Weitere mögliche Flächen sollen im Folgenden kurz dargestellt werden. Sie sind auch dem
Gesamtplan Carl-Schurz-Straße zu entnehmen (vgl. Anlage „Rahmenplan „Carl-SchurzStraße“).
Das Kloster verfügt über einen großen Park, der aufgrund der niedrigen Anzahl noch im
Kloster lebender Nonnen kaum noch genutzt wird. Hier könnte eine Blockrandbebauung in
einem Teilbereich des Parks realisiert werden, um altengerechte Wohnungen zu errichten.
Die Nähe zu den nahversorgungsrelevanten Geschäften, die im optimalen Fall über einen
Fußweg direkt erreicht werden können und zum Schlosspark, ist insbesondere für weniger
mobile Menschen sehr attraktiv. Diese Bebauung könnte durch den Bauverein Erftstadt oder
einen anderen Bauträger durchgeführt werden, sofern das Planungsrecht gewährt wird und
die Katholische Kirche zum Verkauf der Fläche bereit ist.
82
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 39: Wohnprojekt "Amaryllis"
Ähnlich gestaltet sich die Situation auf dem ehemaligen Zervos-Grundstück. Das zukunftsträchtige Projekt des Mehrgenerationenwohnens könnte auf einem Teil der Fläche realisiert
werden. Das Prinzip beinhaltet die altersmäßige Durchmischung der Bewohner und die gegenseitige Hilfe beim alltäglichen Zusammenleben. Die älteren Bewohner betreuen die Kinder der jüngeren, dafür kaufen die jüngeren für die älteren ein usw. Auch gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen sind denkbar. Gemeinsame Pool-Fahrzeuge reduzieren die Anzahl der notwendigen PKW-Stellplätze und sind ressourcenschonend. Ein erfolgreiches Beispiel für ein solches Projekt ist das Wohnprojekt „Amaryllis“55 in Bonn. Die nördliche Teilfläche des Areals könnte für die Errichtung von Einfamilienhäusern genutzt werden. Doppelhäuser und/oder Reihenhäuser könnten hier an junge Familien vermarktet werden, um eine
Nachverdichtung zu erreichen und mehr Bevölkerung in der Carl-Schurz-Straße anzusiedeln.
Sanierung und Modernisierung
Da die Bausubstanz einiger Gebäude modernisierungs- bzw. sanierungsbedürftig ist, sollten
die privaten Eigentümer angehalten werden, Fassadenerneuerungs- und Energiesparmaßnahmen am Gebäude durchzuführen. Ein Fassadenwettbewerb kann hierbei eine zusätzliche Motivation bieten. Das Stadtbild würde dadurch in diesem Bereich enorm aufgewertet.
Gebäudescharfe Empfehlungen im Zusammenhang mit einem ganzheitlichen Konzept für
die Gesamtlage Carl-Schurz-Straße könnten dazu beitragen, ein aufeinander abgestimmtes,
positives Erscheinungsbild zu erreichen. Durch die Bereitstellung von Fördergeldern kann
ein entscheidender Anreiz gegeben werden, um die Handlungsbereitschaft der Eigentümer
55
vgl.: http://www.amaryllis-bonn.de/
83
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
zu erhöhen. Um die zahlreichen städtebaulichen Missstände in der Carl-Schurz-Straße zu
beheben, sollte die Stadt Erftstadt die Möglichkeit prüfen, eine Sanierungssatzung für diesen
Bereich zu erlassen.
Umnutzungs- und Rückbaumaßnahmen
Motivation und das Aufzeigen von Möglichkeiten ist auch bei den Eigentümern leerstehender
Ladenlokale in der Carl-Schurz-Straße notwendig. Die Umnutzung eines Ladenlokals zu
Wohnraum beansprucht zwar i. d. R. Gelder für notwendige Umbaumaßnahmen, jedoch
können diese Kosten durch eine erfolgreiche Vermietung des Wohnraums refinanziert werden. Sollten keine Umbaumaßnahmen durchgeführt werden, wirken die umgenutzten Räume
meist weiterhin wie Leerstände, da die großen Schaufenster mit Vorhängen oder Jalousie
vollständig verhangen werden.
Abbildung 40: Umgenutzte Ladenlokale (ohne und mit durchgeführten Umbaumaßnahmen)
84
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Eine Nachnutzung durch Einzelhandel ist in vielen Teilbereichen der Carl-Schurz-Straße
unwahrscheinlich. Der bestehende Einzelhandel muss sich konzentrieren und sollte sein
Angebot auf die bestehenden Kunden ausrichten. Dazu zählen neben der Wohnbevölkerung
z. B. auch die Schüler des in der Nähe befindlichen Schulzentrums.
Neben der Aufwertung und Wiedernutzung bestehender Gebäude, muss auch über Rückbaumöglichkeiten nachgedacht werden. Ein Rückbau der Gebäude Carl-Schurz-Str. 33-41
ermöglicht die Wiederbebauung mit Wohnungen, die dem heutigen Standard entsprechen
und vermarktbar sind. Gleiches gilt für das leerstehende Hotel („Haus zum Liblarer See“) im
Norden der Carl-Schurz-Straße. Ein Umbau und anschließende Neunutzung oder der Komplettabriss und Neubau sollte mit dem Eigentümer diskutiert werden. Das Regionale-Projekt
„Multifunktionsplatz Seestraße“ bietet besonders in Kombination des in direkter Nähe liegenden Mobilcamps Ville-Express einen guten Anstoß für die weitere Entwicklung an dieser
Stelle.
Schließung von Baulücken
Die in Kapitel 5.1.2 aufgeführten Baulücken sollten zudem geschlossen werden. Die jeweiligen Eigentümer sollten möglichst durch ein individuelles Nutzungskonzept für ihre Immobilie
über die Möglichkeiten aufgeklärt und zur Investition motiviert werden.
Blockkonzept Carl-Schurz-Straße 10-20
Die Eigentümer der Gebäude Carl-Schurz-Str. 10-20 könnten durch die Vorstellung eines
guten Beispiels auf alternative Nutzungsmöglichkeiten der vor ihren Gebäuden befindlichen
Freiflächen auf ihrem Grundstück motiviert werden. So könnten sie z. B. die Fläche begrünen und als Garten zu nutzen. Die Errichtung einer Garage als Lärm- und Sichtschutz im
unmittelbar an die Straße grenzenden Teil der Freifläche wäre denkbar, um dadurch auch
die fehlende Raumkante herzustellen.
Investive Maßnahmen der öffentlichen Hand
Auch im öffentlichen Raum können verschiedene Aktionen zur Steigerung der Aufenthaltsund Wohnqualität führen. Hierzu zählen folgende Maßnahmen:
Blockkonzept Marienplatz
Der Marienplatz sollte einheitlich und ansprechend möbliert werden, um eine erhöhte Aufenthaltsqualität zu bieten. Dazu gehört das Aufstellen von Mülleimern, Fahrradständern und
85
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Sitzbänken, die Installation von Spielgeräten für Kinder sowie ein effektives Beleuchtungskonzept. Auch die Abgrenzung zur Carl-Schurz-Straße sollte offener gestaltet werden. Das
Shared-Space-Prinzip könnte hier bewirken, dass der Automobilverkehr durch die fehlende
offensichtliche Begrenzung durch Pfosten o. Ä. sich nicht länger als dominierenden Verkehrsteilnehmer wahrnimmt, sondern mehr Rücksicht auf Fußgänger und Radfahrer nimmt.
Der bereits vorhandene durchgehende Straßenbelag über Platz und Straße in diesem Bereich erleichtert die kostengünstige Umsetzung dieser Maßnahme.
Um den von Norden in die Straße einströmenden Verkehr vor dem Platz zu verlangsamen,
sollte eine Verengung nördlich des Marienplatzes angelegt werden. Diese sollte im Sinne
einer einheitlichen Gestaltung, der Straßenverengung im südlichen Bereich der Carl-SchurzStraße (z. B. auf Höhe des Klosters) gleichen.
Eine Neugestaltung bzw. Verdeutlichung der Stellflächen für den ruhenden Verkehr entlang
der Carl-Schurz-Straße (insbesondere nördlich des Marienplatzes) würde zudem für eine
klarere Struktur des Straßenraums führen.
Im Bereich der Einmündung der Ludwigstraße auf die Carl-Schurz-Straße könnte durch eine
leichte Verbreiterung des Bürgersteiges in südlicher Richtung, die Möglichkeit gegeben werden, die bereits bestehenden Ansätze für eine Außengastronomie der anliegenden Restaurants im Straßenraum zu auszuweiten. Einige der Restaurants haben im rückwärtigen Hofbereich bereits Außengastronomie realisiert, jedoch sollte eine Kombination aus rückwärtiger
und straßenseitiger Außengastronomie angestrebt werden, um so das Straßenbild zusätzlich
zu beleben und Aufenthaltsqualität zu schaffen.
Nach Auflösung der Carl-Schurz-Hauptschule wird derzeit ein Nutzungskonzept für die bisher von dieser Schule genutzten Gebäude erstellt. Dabei wird auch diskutiert, die CHS zu
verlagern und das Gebäude am Marienplatz zu veräußern. In diesem Zusammenhang sollte
die Gestaltung und Nutzung des Marienplatzes und der angrenzenden Flächen überprüft
werden.
Blockkonzept Viry-Chatillon-Platzes
Der Viry-Chatillon-Platz wird durch die starke Abschottung von der Straße durch Bäume und
Sträucher kaum von der Außenwelt wahrgenommen. Dadurch wirkt er nicht besonders einladend. Die Bahnhofsstraße trifft an dieser Stelle in Form einer abbiegenden Vorfahrtstraße
86
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
auf die Carl-Schurz-Straße. Trotz recht stark ausgeprägter Unübersichtlichkeit des Verkehrsraums, fahren PKWs und Busse mit relativ hoher Geschwindigkeit um die Kurve um Richtung Nordosten in die Carl-Schurz-Straße einzubiegen. Der Fußgängerüberweg (Zebrastreifen) unmittelbar hinter der Kurve wirkt auf Fußgänger nicht besonders sicher.
Die bestehenden Abgrenzungen des Platzes zum Straßenraum sollten auch an diesem Platz
aufgehoben werden. Die den Platz säumenden Bäume und Sträucher sollten weggenommen
werden, um eine klare Sicht auf den Platz zu ermöglichen. Die beiden platzprägenden Bäume, die mittig auf dem Platz gepflanzt wurden kommen dadurch zusätzlich zur Geltung. Der
Belag des Platzes könnte auf die Straße im Bereich der abknickenden Vorfahrt ausgeweitet
werden, um die Autofahrer auf die besondere Situation aufmerksam zu machen. Es sollte
auch darüber nachgedacht werden, die Vorfahrtsregelung zu ändern, so dass alle an dieser
Stelle zusammenlaufenden Straßen gleichberechtigt aufeinandertreffen. Das Shared-SpacePrinzip könnte hier optimal angewendet werden. So wirkt die Anbindung an den südlichen
Teil der Carl-Schurz-Straße wesentlich offener. Die vorgenommene Verengung der Straße
Richtung Süden könnte aufgehoben werden, da alle Verkehrsteilnehmer durch die Neuregelung der Vorfahrt auf einander achten müssten und die Geschwindigkeit von selbst drosseln
würden.
Parkplätze anlegen
Die Parkplätze für die Einzelhändler und Gastronomen südlich der Ludwigstraße könnten
durch die Anlegung rückwärtiger Parkplätze auf Grundstücksflächen hinter der bestehenden
Bebauung ergänzt werden. Dies wurde bereits einmal realisiert. Der Parkraumsuchverkehr
würde so z. T. aus dem fließenden Verkehr herausgenommen, was zu einer Entspannung
der Situation führt. Zusätzlich wird der ruhende Verkehr aus dem Straßenbild genommen, so
dass die Gebäude und Geschäfte stärker wahrgenommen werden.
Das Grundstück Ecke Carl-Schurz-Straße / Klosengartenstraße befindet sich im Eigentum
der Stadt Erftstadt und sollte schnellstmöglich vermarktet werden, um den Gewinn für einige
der o. g. investiven Maßnahmen nutzen und gleichzeitig eine Baulücke zu schließen.
87
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
6.2.
Bahnhofsumfeld
Für das Bahnhofsumfeld wurden in der Vergangenheit viele Planungen und Beteiligungsverfahren durchgeführt. Die Verwaltungswerkstatt und die Bürgerwerkstatt brachten zahlreiche
gute Ideen hervor. Die nun stattfindende Bauleitplanung für den Bereich wird die endgültige
Gestaltung in ihren Grundzügen darstellen und die Umsetzung ermöglichen. Da dieses Gutachten sich auch mit dem Bahnhof und dessen Umfeld beschäftigt hat, soll im Folgenden
eine kurze Stellungnahme zu den derzeit diskutierten Planungsvarianten ausgeführt werden.
Parken
Die Kombination aus P&R-Parkplätzen und Sonderparkplatzfläche wird als positiv wahrgenommen, da die Parkplatzsituation für Pendler ein ausschlaggebendes Kriterium darstellt.
Die Zufahrten zu den einzelnen Parkbereichen müssen so strukturiert und gestaltet werden,
dass Fußgänger „Vorfahrtsrecht“ haben. Insbesondere im Bereich der Sonderparkflächen
muss dies beachtet werden, um eine für alle Verkehrsteilnehmer entspannte und sichere
Verkehrssituation zu erreichen. Die Variante B mit den östlich der Gleisanlage angelegten
P&R-Parkplätzen führt zu einer Trennung des Parksuchverkehrs und der Fußgänger bzw.
ÖPNV-Nutzer und steigert dadurch die Attraktivität der westlichen Bahnhofsseite als Stadteingang.
Der Grundsatz der flächensparenden Planung wird zwar eher in der Planungsvariante A entsprochen, jedoch sind die Kosten für ein Parkdeck um ein vielfaches höher als ebenerdige
Parkplatzflächen. Hinzu kommt, dass ein Parkdeck nicht von allen Nutzergruppen gleich gut
angenommen wird. Für viele Autofahrer stellt ein Parkhaus / Parkdeck eine Barriere und z. T.
auch einen Angstraum dar.
Es sollte in jedem Fall darauf geachtet werden, dass genügend Frauen-Parkplätze auf der
westlichen Seite des Bahnhofs realisiert werden und alle Parkplatzflächen optimal beleuchtet
werden, so dass auch in den Abendstunden keine Angsträume entstehen.
Anbindung
Die Anbindung des Bahnhofes an den Stadtteil Liblar und insbesondere an die entsprechenden Kernbereiche Carl-Schurz-Straße, Theodor-Heuss-Straße und Erftstadt-Center, muss
als prioritäres Ziel behandelt werden. Dazu müssen die Taktungen der Busse optimiert werden, aber auch ein entsprechendes Wegebeschilderungssystem für Fußgänger und Radfahrer installiert werden.
88
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Gleichzeitig sollte ein stärkerer Bezug zur angrenzenden Ville hergestellt werden. Die Vermarktung der Stadt mit dem Bahnhof als optimalen Ausgangspunkt für Tagesausflüge durch
die Ville sollte im Rahmen des Stadtmarketings hervorgehoben werden.
Bahnhofsvorplatz und (Versorgungs-)einrichtungen
Eine ansprechende Gestaltung eines Bahnhofsvorplatzes u. a. auch als Eingangstor zur
Stadt wurde bereits berücksichtigt. Im Rahmen dessen wird die Realisierung der angedachten Fahrradabstellanlage befürwortet. Ein Café mit Außengastronomie sollte auf dem Platz in
jedem Fall eingeplant werden. Zusätzlich oder integriert in eine Fahrradabstellanlage ist die
Ansiedlung eines Kiosks sinnvoll. Auch ein Ticketverkauf und evtl. sogar eine kleine Touristeninfo könnte integriert werden.
Nachverdichtung Wohnen
Im Bereich der Zufahrt zum Bahnhof aus Richtung Süden befindet sich eine Fläche, die sich
zur Nachverdichtung eignet. Die Fläche liegt zwischen den Straßen Am Tunnel, Schlunkweg
und Bahnhofsstraße und könnte beispielsweise mit Mehrfamilienhäusern bebaut werden, da
der Bebauungsplan für das nahegelegene Neubaugebiet zum größten Teil ausschließlich
Einfamilienhäuser zulässt. Die sehr gute Verkehrsanbindung dieses Standortes sowie die
Nähe zur Ville versprechen eine gute Vermarktbarkeit. Die Planung (s. Gestaltungsplan
(Abb. 33 u. 34)) sieht bereits eine Bebauung vor.
Straßengestaltung
Die Straßengestaltung wurde in den Beteiligungsverfahren stark diskutiert. Da es einen
Ratsbeschluss zur Tieflage der K 45n im Bahnhofsbereich gibt, wird diese Variante im aktuellen Planentwurf inkl. Brückenkonstruktion für Fußgänger dargestellt. Diese Art der Straßengestaltung erzeugt eine klare Trennung zwischen Fußgänger- und dem durchfließenden
PKW-Verkehr (u. a. Parkraumsuchverkehr auf dem Weg ins Parkhaus).
Der Ausbau in Tieflage wird i. d. R. angestrebt, um einer Behinderung des Verkehrsflusses
durch Querungsverkehr (hier insbesondere Fußgängerverkehr) zu verhindern. Da die neue
K 45n (Osttangente) große Teile des zurzeit durch die Carl-Schurz-Straße fließenden Verkehrs aufnehmen soll, muss zunächst anhand von aktuellen Verkehrszählungen noch einmal
die genaue Belastung festgestellt werden. Auch der zukünftig hinzukommende Verkehr aus
dem Neubaugebiet „Am Villehang“ sollte dabei Berücksichtigung finden.
89
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Die Tieflage bewirkt, dass der gesamte Querungsverkehr über eine Brücke fließen muss, die
u. a. aus Kostengründen, wie im Plan dargestellt, recht schmal ausgebaut geplant wird. Dieses „Nadelöhr“ könnte sich besonders zu Stoßzeiten zu einem potentiellen Problemgebiet
entwickeln, insbesondere wenn sich hier Personen aufhalten, die den Durchgang zusätzlich
verengen. Der Fußgängerverkehr wird in der Planungsvariante B auf beide Seiten des
Bahnhofs aufgeteilt, so dass die Gefahr eines zu engen bzw. zu stark belastenden Brückenbereichs verringert wird.
Der Lärmpegel durch den von der Troglage der Straße umgelenkten Schall könnte allerdings
störende Wirkungen auf das Umfeld ausüben. Eine in Tieflage verlaufende Straße birgt zudem einen hohen Kostenfaktor in der Herstellung.
Ein Ziel der Umgestaltung des Bahnhofbereiches sollte die Verbesserung und Attraktivierung
der Eingangssituation für Besucher der Stadt sein. Eine Straße in Tieflage wirkt schnell
schluchtartig und wenig attraktiv. Die Planungen sollten dies berücksichtigen und gezielt auf
die möglichen Probleme eingehen, indem zum Beispiel ein möglichst breiter Übergang ausgebaut wird, der nicht den Charakter einer schmalen Brücke aufweist. Ein breiter Übergang
könnte so gestaltet werden, dass er als Teil des Bahnhofsvorplatzes wahrgenommen und
somit zum „Stadteingang“ wird.
6.3.
Theodor-Heuss-Straße
Gestaltung Hochhauseingänge
Die Theodor-Heuss-Straße zeichnet sich durch eine hohe Wohnbevölkerungsdichte aus. Die
prägenden Hochhäuser entlang der Straße wurden in den 80er Jahren erbaut und sind weit
über die Stadtteilgrenzen hinweg sichtbar. Aufgrund dessen sollte über eine Fassadenverschönerung nachgedacht werden. Gespräche mit der Hausverwaltung eines der Hochhäuser
haben ergeben, dass die energetischen Einsparmöglichkeiten durch Dämmung einem eingeholten Gutachten entsprechend nur relativ gering ausfallen. Jedoch würde eine Aufwertung der Fassade eine optische Verbesserung mit sich bringen. Dazu gehört auch eine Neugestaltung der Eingangssituationen zu den Hochhäusern. Die großen Baukörper verfügen
nur über einen vergleichsweise schmalen Fußweg von der Straße zur Eingangstür. Diese
Zuwegung könnte zu einem kleinen Vorplatz umgebaut werden, um das Verhältnis von Baukörper zum Weg passender zu gestalten und gleichzeitig eine Offenheit zu repräsentieren.
Besonders in der Dunkelheit wirkt der Weg zur Haustür bedrohlich. Büsche und Sträucher
bieten potentielle Verstecke für Angreifer. Die Kriminalitätsrate ist in der gesamten Wohnge-
90
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
gend nach Aussage der Polizei sehr niedrig, jedoch sollte jeglicher potentieller Angstraum für
ältere Personen oder Frauen vermieden werden.
Private Hausgärten
Auffällig ist in der Theodor-Heuss-Straße der hohe Anteil an Grünflächen. Es handelt sich
dabei um die großen Grünflächen rund um die mehrgeschossigen Wohnhäuser. Dazu zählen
nicht nur die Hochhäuser, sondern auch die Zeilenbauten zwischen den Hochhäusern. Die
Grünflächen (größtenteils einfacher Rasen und zur Straße hin viele große Bäume) werden
von einem privaten Grünpflegedienst gepflegt, der von den jeweiligen Eigentümergemeinschaften ausgesucht und beauftragt wird. Die Kosten für die Pflege fallen höchstwahrscheinlich recht hoch aus. Genutzt werden die Grünflächen nach Aussage der Hausverwaltung
nicht. Um die Wohnattraktivität zu erhöhen und gleichzeitig Kosten zu senken, sollte insbesondere bei den niedrigeren Mehrfamilienhäusern über die Anlage von Gärten nachgedacht
werden. Die Grünfläche könnte geteilt werden und z. B. den einzelnen Erdgeschosswohnungen zugeteilt werden. Ein Zugang vom Balkon wäre möglich. Dies würde auch die soziale
Kontrolle über die zahlreichen Wohnwege zwischen den Gebäuden erhöhen, wodurch wiederum Angsträume reduziert werden könnten.
Künstlerisch gestaltete Straßenverengungen
Die Neugestaltung der Hochhäuser und ihrer Eingänge sowie die Anlage von Mietergärten
liegen allerdings im Verantwortungsbereich der Eigentümer. Die Stadt kann lediglich auf
Missstände hinweisen und eine Veränderung anregen. Anders ist dies beim öffentlichen
Raum. Die Theodor-Heuss-Straße ist insbesondere im Bereich zwischen der Kreuzung
Bliesheimer Straße / Theodor-Heuss-Straße und dem Bürgerplatz recht breit ausgebaut
(zweispurige Fahrbahn plus seitliche Parkstreifen und Bürgersteige auf beiden Seiten). Der
PKW-Verkehr fließt dadurch und durch die optische Abschirmung der Straße ggü. den zahlreichen Wohnhäusern durch offene Grünflächen mit Sträuchern und Bäumen, relativ schnell.
In diesem Bereich der Straße sollten zwei Verengungen vorgenommen werden. Der endlos
wirkende Parkstreifen würde an diesen Stellen unterbrochen und Fußgänger bekommen die
Gelegenheit die Straße zu überqueren. Eine temporäre Kunstinstallation durch lokale Künstler könnte als Gestaltungselement an den seitlichen Abgrenzungen der Verengung integriert
werden. Dies schafft eine Identität für die Anlieger der Straße und bietet Entfaltungsmöglichkeiten für ansässige Künstler. Der temporäre Charakter erhöht die Aufmerksamkeit und die
Diskussionslust über die Ausstellungsstücke.
91
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Abbildung 41: Beispiel für eine Verengung der Theodor-Heuss-Straße mit Zebrastreifen
Auch im Rahmen von Schulprojekten könnten Werke geschaffen und hier ausgestellt werden. Gleichzeitig fallen die Kosten für die Gestaltung der Straßenverengung für die Stadt
geringer aus. Ein direkter Bezug seitens der Bürger zu ihrer Installation führt zudem zu einer
erhöhten Akzeptanz der Maßnahme.
Durch die an den Verengungen angepflanzten Bäume wird die ansonsten schlauchartig wirkende, monotone Struktur des Straßenraums (Grünfläche – Bürgersteig – Parkstreifen –
Fahrbahn – Parkstreifen - Bürgersteig – Grünfläche) aufgelockert.
92
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
6.4.
Erftstadt-Center
Das Einzelhandels- und Zentrenkonzept hat bereits zahlreiche gute Strategieansätze aufgezählt (vgl. Kap. 4.3.3). Einige davon werden im Folgenden noch einmal aufgegriffen, vertieft
sowie ergänzt. Die wesentlichen baulichen Änderungen sind im Rahmenplan EKZ Erftstadt
dargestellt (vgl. Anlage „Rahmenplan EKZ Erftstadt“).
Werbewirksamkeit des Standortes
Die Randlage des Erftstadt-Centers innerhalb des Ortsteils Liblar ist als suboptimal zu betrachten. Hinzu kommt, dass die Wahrnehmung des Centers vom fließenden Verkehr (vgl.
Kap. 5.4.1) stark eingeschränkt ist. Die Neugestaltung der Außenflächen rund um das Center
sollte angestrebt werden. Dazu zählt auch die Ausdünnung der Grünanlagen zwischen Center und Bliesheimer Straße, so dass die freie Sicht auf das Einkaufszentrum gewährleistet
wird. Die Aufstellung von Fahnen und / oder Werbeschildern (ggf. auch an den Fassaden
oder Balkonkonstruktionen) könnte die Wirkung verstärken und die Wahrnehmung des Centers vergrößern.
Zusätzlich sollten die Gebäude an den rückwärtigen, also parkplatzseitigen Fassaden durchgehend Schaufenster bzw. –kästen erhalten, die die Abgeschlossenheit und Introvertiertheit
des Centers entschärft.
Platz-Gassen-Struktur
Innerhalb des Centers sollte die bestehende Platz-Gassenstruktur aufgegriffen und hervorgehoben werden. Der Platz zwischen dem REAL und dem Eingang des Rathauses fungiert
auch als Durchfahrtszone, da der Parkraumsuchverkehr vor allem der Kunden der im nördlichen Bereich liegenden Geschäfte in diesem
Bereich
verstärkt
zu
beobachten
sein
wird.
Trotzdem sollten die Fußgänger mindestens das
gleiche
Vorfahrtsrecht
erhalten,
wie
der
motorisierte Verkehr. Eine neue Platzgestaltung für
den Übergangsbereich sollte geplant werden, um
den Übergang vom REAL-Markt in das Center zu
optimieren
erhöhen.
und
so
Kopplungstätigkeiten
zu
Abbildung 42: Platz zwischen Real und
Rathaus im Erftstadt-Center
93
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Parkplatzneuordnung
Die Parkplätze, auf der westlichen Seite des Centers, sollten neu geordnet werden (vgl. Anlage „SWOT-Analyse EKZ Erftstadt“), damit die Aufenthaltsqualität erhöht wird. Die Ansiedlung eines Discounters in der Delta-Liegenschaft wird zusätzliche Parkplätze fordern. Inzwischen wurde von der Stadt der entsprechende B-Plan zur Rechtskraft geführt.
Der Parkplatz östlich des Centers benötigt eine Neuordnung. Die nicht mehr genutzte Laderampe sollte zurückgebaut werden und bestehende störende Elemente (Müllcontainer, Versorgungskästen, Kleiderspendencontainer, Garagen) auf dem Platz nach Möglichkeit versetzt oder zumindest kaschiert werden, um eine attraktive Eingangsituation in das Center
herzustellen.
Abbildung 43: Parkplatz östlich des Centers mit ehemaligem Ladebereich für Discounter
94
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Außengastronomie
Der Platz vor dem Hallenbad sollte vergrößert werden, indem die vorstehenden Gebäude
(Nr. 3), die nordöstlich an den Platz angrenzen zum Teil zurückgebaut werden, um den Platz
lichter und offener zu machen. Auch die unattraktive Wegeführung in diesem Bereich könnte
so aufgehoben werden. Die bestehende Außengastronomie sollte gestärkt und attraktiviert
werden. BBE hat bereits ausgeführt, dass die wegfallenden Verkaufsflächen durch einen
Umbau des Gebäudes zu einem den
modernen
chendem
Anforderungen
Ladenlokal
entspre-
ausgeglichen
werden können. Zudem wird so der
unattraktive Gang zwischen den Gebäuden entfernt. Dieser stellt bislang
einen größeren städtebaulichen Missstand dar (vgl. Abb. 45).
Abbildung 44: Außengastronomie vor dem Hallenbad
Abbildung 45: Wegeverbindung durch die östliche Delta-Liegenschaft
Oberflächengestaltung
Die bestehende Pflasterung im Erftstadt-Center ist veraltet und erneuerungsbedürftig. Eine
neue sollte modernen Ansprüchen genügen und im Falle einer Struktur- bzw. Gebäudeänderung, auf neue Gebäudeeingänge ausgerichtet sein.
Optimierung Wegeverbindungen
Die bereits beim Thema „Außengastronomie“ angesprochene Fußwegeverbindung durch
den östlichen Teil der Delta-Liegenschaft sollte unbedingt baulich in der Gestalt verändert,
95
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
dass der vorgelagerte Teil des Gebäudes weggenommen wird und der Weg zum Teil des
Platzes wird.
Die Wegeverbindung, die sich ggü. des zentralen östlichen Einkaufscenter-Zugangs befindet
(diente ursprünglich als Eingangsbereich zum Gebäude „Am Holzdamm 8“) wird mittlerweile
als öffentliche Wegeverbindung genutzt, wirkt allerdings durch die Tunnelartige Gestaltung
sehr abweisend. Der Eigentümer hat bereits Investitionsbereitschaft signalisiert. Die Beleuchtung des Durchgangs (s. Abb. 46) sollte in jedem Fall deutlich verbessert werden. Zusätzlich sollte der Durchgang auch für die Tagstunden heller gestaltet werden, indem er z. B.
insgesamt weiß gestrichen wird. Die Deckenkonstruktion ist anfällig für VandalismusSchäden, so dass sie durch eine robuste Verkleidung ersetzt werden sollte.
Abbildung 46: Durchgang zum Gebäude „Am Holzdamm 8“
96
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Möblierung
Die Möblierung der Wege sollte erneuert werden. Die Sitzgelegenheiten außerhalb von gastronomischen Einrichtungen sind stark erneuerungbedürftig. Auch die Fahrradständer und
Mülleimer sollten moderner gestaltet werden.
Beleuchtung
Insbesondere für die Abendstunden sollte ein neues Beleuchtungskonzept ausgearbeitet
werden. Die Struktur des Centers bietet hohe Potential, eine besondere Atmosphäre zu
schaffen. Auch die Kundenströme können ggf. dadurch mitgesteuert werden.
Ansiedlung neuer Nutzungen
Das große Parkdeck des REAL-Warenhauses könnte genutzt werden, um auf etwa 2/3 der
Fläche z. B. ein Modekaufhaus mit wenigen eigenen Parkplätzen vor der Tür zu realisieren.
Die Parkplätze im unteren Parkdeck und in der Tiefgarage unter dem REAL-Warenhaus sollten für das Warenhaus und das Center ausreichen. Das Planungsrecht müsste in diesem
Bereich geändert werden, um eine Überbauung der Parkflächen durchführen zu können. So
könnte ein großes Ladenlokal für einen Magnetbetrieb angeboten werden.
Zwischennutzungen
Die bestehenden Leerstände im Erftstadt-Center sollten zunächst kaschiert werden oder durch Zwischennutzungen belegt werden, um so das äußere Erscheinungsbild zu verbessern und eine Abwärtsentwicklung der Lage zu vermeiden.
Abbildung
47:
Zwischennutzung eines Ladenlokals im
Erftstadt-Center als Ausstellungsfläche
Bespielung der Plätze
Da das Erftstadt-Center die Funktion eines Stadtteilzentrums und einer Fußgängerzone für
Liblar ausübt, sollte der Bereich auch „bespielt“ werden. Dies kann insbesondere durch
Events, die im Zentrum stattfinden, geschehen. Hierzu können die beiden bestehenden Plätze im Innern des Centers genutzt werden, wobei der Platz vor dem Rathaus sich aufgrund
der klaren Struktur besser eignet. Das darauf befindliche Kunstwerk schränkt die Nutzungsmöglichkeit zwar ein, jedoch sollte z. B. der Aufbau einer Bühne trotzdem möglich sein. Die
97
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Organisation von Veranstaltungen sollte durch die neugegründete ISG übernommen werden.
Veranstaltungen können dazu beitragen andere Besuchergruppen und damit ggf. neue Kunden zu gewinnen. Die Beteiligung der Gewerbetreibenden kann dabei im Optimalfall eine
Kombination aus Organisation und aktiver Teilnahme sein. Z. B. könnten die Modeboutiquen
des Centers eine Modenschau organisieren o. Ä..
Aufstockung
Um mehr Wohnbevölkerung im Erftstadt-Center anzusiedeln und dadurch eine Belebung zu
erreichen, sollte die Möglichkeit einer Aufstockung geprüft werden. Auf den bestehenden
Wohnungen könnten kleine Wohnungen für Ein-Personen-Haushalte realisiert werden. Eine
andere Möglichkeit, ein weiteres Obergeschoss zu nutzen, wäre der Umbau einiger Wohnungen zu Maisonette-Wohnungen mit innenliegender Treppe.
Mehr Wohnbevölkerung bedeutet für das besonders für die Nahversorgung bedeutsame
Einkaufszentrum eine Erhöhung der Kundenanzahl. Zudem können die Außengastronomie
und der Schwimmbadbetrieb davon stark profitieren. Außerdem führt eine dichtere Wohnbevölkerung zu einer erhöhten sozialen Kontrolle, des besonders nachts leeren Einkaufszentrums.
98
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
7. Maßnahmenkatalog
A) Carl-Schurz-Straße
1. Investive Maßnahmen der privaten Akteure
a) Flächen für Nachverdichtung Wohnen
-
zwischen Carl-Schurz-Platz und Viry-Chatillon-Platz
auf der jetzigen Parkplatzfläche an der Straße „Am Hahnacker“
Eckgrundstück Carl-Schurz-Straße / Gartenstraße
Klostergarten
Zervos-Grundstück
b) Konzentration des Einzelhandels auf den Bereich in der Nähe der Köttinger Straße
Flächen für ergänzende Versorgungseinrichtungen / Einzelhandelsansiedlungen im
Bereich des bestehenden Einzelhandels entlang der Köttinger Straße (Drogeriefachmarkt, Gartenbaumarkt o.Ä.)
-
nicht mehr benötigte Friedhofsflächen
Flächen des Grabsteinwerks
c) Sanierung und Modernisierung zahlreicher Gebäude in der Carl-Schurz-Straße
d) Umnutzungs- und Rückbaumaßnahmen
-
Umnutzung leerstehender Ladenlokale zu Wohnraum
Rückbaumaßnahmen:
Carl-Schurz-Straße 33-41
Hotel („Haus zum Liblarer See“)
anschließend auf diesen Flächen:
Neubau mit marktgerechten Wohneinheiten (z. B. altengerechte Wohnungen oder
kleine Reihenhäuser für Familien)
e) Schließung von Baulücken
f) Blockkonzept Carl-Schurz-Straße 10-20
zur Herstellung der fehlenden Raumkante und Inwertsetzung der kaum genutzten
großen Flächen vor den Gebäuden könnten Gärten angelegt werden, die durch Einzelgaragen von der Straße abgetrennt und vor Lärm und Einsichtnahme geschützt
werden könnten
99
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
2. Investive Maßnahmen der öffentlichen Hand
a) Blockkonzept Marienplatz
-
einheitliche Möblierung (Fahrradständer, Mülleimer, Sitzbänke, Spielgeräte)
Beleuchtungskonzept
Shared-Space-Konzept mit der Straße
b) Straßengestaltung zwischen Marienplatz und nördlichem Kreisverkehrsplatz
-
Straßenverengungen zur Verkehrsberuhigung
Neuordnung der Stellplätze auf bzw. entlang der Straße
c) Straßengestaltung zwischen Viry-Chatillon-Platz und Marienplatz
-
Reduzierung des Parkraumsuchverkehrs und des ruhenden Verkehrs auf der Straße
durch Anlegen von neuen Parkplätzen hinter den Gebäuden
Verbreiterung des Gehweges im Bereich südlich der Einmündung Ludwigsstraße
zwecks Außengastronomie
d) Blockkonzept Viry-Chatillon-Platz
-
Shared-Space-Konzept mit der Straße
Reduzierung der Sträucher und Bäume zur Verbesserung der Wahrnehmbarkeit des
Platzes
Beleuchtungskonzept
100
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
B) Bahnhofsumfeld
a) Parken
-
Kombination aus Parkplatz und Sonderparkplätzen
Fußgänger sollten im gesamten Bahnhofsbereich Vorrecht vor dem sonstigen Verkehr insbesondere vor dem PKW-Verkehr haben
b) Anbindung
-
Optimierung der Bustaktungen
Optimierung des Wegebeschilderungssystems für Fußgänger und Radfahrer
Hervorhebung des Ville-Bezugs
c) Bahnhofsvorplatz und (Versorgungs-)einrichtungen
-
Gestaltung eines attraktiven Vorplatzes, der zum Verweilen einlädt und Besucher der
Stadt begrüßt (Eingangstor der Stadt)
Ansiedlung eines Cafés mit Außengastronomie
Ansiedlung eines Kiosks mit Ticketschalter und ggf. Touristeninformation
Einrichtung einer Fahrradstation
d) Nachverdichtung Wohnen
-
auf der Fläche im Bereich der Zufahrt aus südlicher Richtung (zw. „Am Schlunkweg“,
„Am Tunnel“ und „Bahnhofsstraße“): Neubau von marktgerechten Wohnungen
e) Straßengestaltung
-
Sollte es zum Ausbau in Tieflage kommen, ist unbedingt darauf zu achten, dass die
Bahngleise durch eine möglichst breite Querungsmöglichkeit über die Straße an den
Bahnhofsvorplatz angebunden werden. Es darf kein Nadelöhr durch eine zu schmale
Brücke entstehen.
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C) Theodor-Heuss-Straße
a) Gestaltung Hochhausfassaden
-
Energetische Sanierung der Fassaden
Farbkonzept
b) Gestaltung Hochhauseingänge
-
Ersetzen der schmalen Wege zu den Hauseingängen durch breitere Vorplätze
Optimierung Beleuchtung
Reduzierung der Angsträume durch Reduzierung der Sträucher in Eingangsnähe
c) Private Hausgärten
-
Anlegen von Hausgärten und Zuordnung zu den Erdgeschoss-Wohnungen (insbesondere in der kleineren Mehrfamilienhäusern)
d) Straßengestaltung
-
Errichtung künstlerisch gestalteter Straßenverengungen im Bereich zwischen Bliesheimer Straße und Bürgerplatz
e) Bürgerplatz
-
Aktives Leerstandsmanagement für die Ladenlokale am Bürgerplatz
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D) Erftstadt-Center
a) Werbewirksamkeit des Standortes
-
Reduzierung der Grünanlagen zur Verbesserung der Wahrnehmbarkeit des Centers
von der Bliesheimer Straße
Aufstellung von Fahnen
Anbringung von Werbeplakaten
Anbringung von Schaufenstern und –kästen an den parkplatzseitigen Fassaden
b) Platz-Gassen-Struktur
-
Hervorhebung der Platz-Gassen-Struktur des Centers
Neugestaltung des Platzes zw. REAL-Markt und den Eingängen ins Center
Vorrecht für Fußgänger auch auf Parkplatzflächen
Neugestaltung des Jelenia-Gora-Platzes
Neue Struktur durch Wegnahme des Gebäudeteiles Holzdamm 3
Neues Pflaster
c) Parkplatzneuordnung
-
Neuordnung der Parkplätze zwischen REAL-Markt und Center (zwecks Realisierung
weiterer Stellplätze für Discounter in der Delta-Liegenschaft)
Neuordnung der Parkplätze östlich des Centers inkl. Wegnahme störender Elemente
(ehemalige Laderampe, Kleiderspende-Container etc.)
d) Außengastronomie
-
Ausweitung und Stärkung attraktiver Außengastronomie auf dem Jelenia-Gora-Platz
Ansiedlung eines Bistros mit Außengastronomie zum Platz am centerseitigen Eingang ins Rathaus
e) Optimierung Wegeverbindungen
-
Attraktivierung und Verdeutlichung der Wegeverbindungen im Center (z. B. vom Center zum Eingang des Gebäudes Holzdamm 8
f) Möblierung
-
Neue Möblierung im gesamten Center (Fahrradständer, Mülleimer, Pflanzen, Sitzbänke, Spielgeräte (Spielzonen)
g) Beleuchtung
-
Realisierung eines neuen attraktiven Beleuchtungskonzeptes
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h) Flächen zur Ansiedlung neuer Nutzungen
-
Errichtung eines Ladenlokals auf dem Parkdeck des REAL-Marktes
i) Zwischennutzungen und Leerstandsmanagement
j)
Bespielung der Plätze (Events)
-
Inszenierung des Centers als „Fußgängerzone“
k) Aufstockung
-
zur Belebung des Centers könnte zusätzlicher Wohnraum durch Aufstockung geschaffen werden
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8. Ausblick
Aufgrund der neuen Entwicklungen am Erftstadt-Center (neuer Eigentümer der Baublöcke 3
und 6) und den anstehenden Investitionen im Zusammenhang mit der Neuansiedlung eines
Lebensmittel-Discounters im Baublock 6, ist ein deutlicher positiver Impuls für das Center
und somit für den gesamten Stadtteil zu erwarten. Als Begleitung der privaten Investitionen
im Center wäre es sinnvoll, die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Attraktivierung durch die
Stadt in Zusammenarbeit mit der ISG ErftstadtCenter e.V. zeitgleich durchzuführen, um Synergien zu erzeugen.
Auch der bereits durchgeführte Umbau des Bürgerplatzes in der Theodor-Heuss-Straße hat
zu einer Steigerung der Aufenthaltsqualität geführt. Unter geringem Kosteneinsatz könnte die
Verkehrssituation und die Straßengestaltung durch die Umsetzung der o.g. Maßnahmen
noch verbessert werden.
In der Carl-Schurz-Straße sind hingegen größere Investitionen sowohl von privater als auch
von öffentlicher Hand zu tätigen, um das Wohn- und Geschäftsquartier zu stabilisieren. Die
vorgeschlagenen Projekte, insbesondere bzgl. der Straßengestaltung, werden z. T. erst nach
Umwidmung der Straße möglich sein. Deswegen sollte zunächst der Fokus auf die privaten
Modernisierungsmaßnahmen in der Straße gelegt werden.
Das Bahnhofsumfeld als Eingangstor zur Stadt benötigt eine Neugestaltung. Die Stadt konkretisiert derzeit die Planungen und wird im Optimalfall im Jahre 2014 die Umbauarbeiten
beginnen können. Im Zuge dessen sollte der Bahnhofsvorplatz zu einem attraktiven Aufenthaltsort umfunktioniert werden, um den Besuchern und Bewohnern Liblars ein angenehmes
Entrée zu gewährleisten. Hierzu gehört auch ein gutes Wege- und Beschilderungssystem
sowie eine optimale Anbindung an das Erftstadt-Center und die Ville.
Die zahlreichen Potentiale des Stadtteils können durch die Umsetzung der aufgeführten
Maßnahmen optimaler genutzt werden, so dass der beliebte Wohn- und Einkaufsstandort
auch weiterhin für alle Bevölkerungsgruppen attraktiv bleibt.
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Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
Integriertes Entwicklungskonzept Erftstadt-Liblar
ANLAGEN
I.
SWOT-Analyse Erftstadt-Liblar
II.
Bestandsaufnahme Carl-Schurz-Straße
III.
SWOT-Analyse Carl-Schurz-Straße
IV.
Rahmenplan Carl-Schurz-Straße
V.
Rahmenplan Theodor-Heuss-Straße
VI.
Bestandsaufnahme EKZ Erftstadt
VII. SWOT-Analyse EKZ Erftstadt
VIII. Rahmenplan EKZ Erftstadt
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