Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
24 kB
Datum
29.02.2012
Erstellt
16.02.12, 06:24
Aktualisiert
16.02.12, 06:24
Stichworte
Inhalt der Datei
Nachgereichte Stellungnahme der Südschule zu
541/2011
Sehr geehrte Damen und Herren,
für die Südschule Erftstadt nehme ich wie folgt Stellung:
Für Kinder im Grundschulalter haben wir schultäglich von der ersten bis
zur letzten Stunde professionelle Referenten im Einsatz, die den uns
anvertrauten Kindern Toleranz, Nächstenliebe, Demokratieverständnis und
gewaltfreie Konfliktlösung (vgl. die Präambel zum Schulprogramm der
Südschule) vermitteln und vorleben. Wir knüpfen damit an die
hervorragende Arbeit der Kindertagesstätten in diesen Bereichen an.
Nach allem, was wir in Erprobungsstufenkonferenzen der Erftstädter
weiterführenden Schulen erleben dürfen, sind wir uns sicher, dass diese
Arbeit dort verantwortungsvoll fortgesetzt wird.
Im Religionsunterricht der Grundschule ist die Geschichte des Volkes
Israel ein wichtiges Thema. Dementsprechend wird, der Altersstufe
entsprechend, auch über jüdisches Leben in Deutschland und den
millionefachen Mord an den Mitbürgern jüdischen Glaubens gesprochen.
In der Altstadt Lechenichs wird in Unterrichtsgängen nach den Spuren
jüdischen Lebens gesucht und über die "Stolpersteine", die sich dort
befinden, gesprochen.
Der Resolution gegen Rechtsextremismus, die der Stadtrat der Erftstadt
2008 verabschiedet hat, schloss sich die Schulkonferenz der Südschule im
selben Jahre an - sie ist seitdem Teil der Schulverfassung.
Sowohl mit dem Kriminalkommissariat Vorbeugung als auch mit der Uni Bonn
haben wir intensiv an unserem Gewaltpräventionsprojekt und dem
Streitschlichtungskonzept gearbeitet. Jede Woche finden in jeder Klasse
Stunden nach dem Faustlos-Konzept statt.
Diese Arbeit bezieht sich vor allem auf die Ausbildung von Empathie,
aus der Respekt und Toleranz den Mitmenschen gegenüber erwachsen.
Wir haben als Schule ein Patenprojekt mit Kambodscha. In diesem Land
wurde die gesamte Bildungsschicht und mit ihr alle Lehrer ausgelöscht.
Über die Beschäftigung mit unseren Patenkindern und die Geschichte
Kambodschas beschäftigen sich die Kinder der Südschule auch,
altersentsprechend, mit dem Nationalsozialismus.
Fast 100 Kinder besuchen den Offenen Ganztag, wo wir bei Konflikten und
Problemen im sozial-emotionalen Bereich vom Jugendamt seit Jahren durch
die Mitarbeiter von FÖRSTA unterstützt werden. (Diese Unterstützung für
alle Offenen Ganztagsschulen ist im Rhein-Erft-Kreis einmalig).
Fast jedes fünfte Kind (17%) unserer Schule hat Migrationshintergrund für die Kinder in ihrem täglichen Umgang miteinander ist das zumeist
kein Thema, dass zu Spannungen führt. Das ist auch ein Ergebnis der o.
g. Arbeit. Hier werden wir von den Integrationsbeauftragten Frau Auert
und Herrn Papapostolou hervorragend beraten und unterstützt.
Ich hoffen Ihnen mit den o. g. Ausführungen einen kleinen Einblick
gegeben zu haben, wie in Grundschule "Prävention vor Rechtsextremismus"
stattfindet.
Abschließend eine persönliche Bemerkung:
Die Aussage "Leider wird dieses Problem in Erftstadt vernachlässigt"
zeugt m. E. von großer Unkenntnis und ist eine Missachtung der Arbeit,
die in Erftstadt schon seit Jahrzehnten geleistet wird.
Als Grundschüler in Bliesheim habe ich selbst vergleichbare Arbeit, wie
ich sie oben beschrieben habe, als Schüler erleben dürfen. Besonders der
Schulleiter Herr Hüntemann und mein Klassen- und Relgionslehrer Herr
Kegel (selbst kriegsversehrt) waren in dieser Beziehung Vorbilder.
Auf dem Ville-Gymnasium, als Mitglied der Israel-Ag, war ich mit 18
Jahren in Israel in der Gedenkstätte von Yad Vashem. Solches prägt
Einstellungen ein Leben lang - aus diesem Austausch sind binationale
Ehen entstanden.
In unserer Elternschaft erlebe ich großartige Initiativen wie Talita
Kumi, Lake Gardens, Rainbow Children und anderes mehr. Ich habe in all
meinen Jahren noch nie von Mitarbeitern der Stadtverwaltung, Arge oder
anderer Institutionen braune Sprüche oder latente Ausländerfeindlichkeit
erlebt.
Der Umgang mit der Straßenumbenennung in Friesheim war transparent und
ein demokratischer Diskurs.
Eine "Vernachlässigung der Prävention vor Rechtsextremismus" kann ich in
Erftstadt wahrlich nicht erkennen - vielleicht findet diese Prävention
in ihrer Nachhaltigkeit ja anders statt, als sich das der Laie gemeinhin
vorstellt.
Herzlich
Johannes Schuck