Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
145 kB
Datum
29.02.2012
Erstellt
16.02.12, 06:24
Aktualisiert
16.02.12, 06:24
Stichworte
Inhalt der Datei
Gewaltprävention
Werte, Einstellungen und Normen in Bezug auf die Themen Gewalt
und Aggression haben sich im Laufe der letzten Jahre verändert. Die
Gründe hierfür sind nie monokausal zu begreifen und so vielschichtig,
dass sie an dieser Stelle nicht ausführlich dargelegt werden können.
Fest
steht,
dass
das
Thema
Gewalt
ein
zunehmendes
gesellschaftliches Problem darstellt und somit auch ein Thema ist,
dessen
sich
die
Grundschule
als
Erstschule
und
sekundäre
Sozialisationsinstanz nicht verschließen darf.
Handelt es sich in unserer Schule (glücklicherweise) eher um verbale
Gewalt bzw. Gewalt gegen Gegenstände, als um körperliche Gewalt,
sollten auch solche Tendenzen im Keim erstickt werden. Besser
natürlich: eine Atmosphäre schaffen, die aggressives Verhalten erst
gar nicht entstehen lässt und ein friedfertiges Miteinander
ermöglicht.
Dies stellt keine leichte Aufgabe dar, da es sich bei der Schul- und
Klassengemeinschaft in der Regel um recht heterogene Gruppen (in
Bezug auf Leistungsniveau, Geschlecht, Herkunft, Kultur…) handelt.
Diese Unterschiede und vielseitigen Interessen, Stärken, Meinungen,
Wünsche usw. sind natürlich immer auch Anlass für Konflikte und
Spannungen. Die Unterschiede nicht als Problem, sondern als Chance
und Bereicherung des Schulalltags zu verstehen, ist eine der
wichtigsten Aufgaben der Grundschule. Diese Aufgabe wird auch von
den Richtlinien für die Grundschule im Sinne eines erziehenden
Unterrichts betont, der „Schülerinnen und Schüler zu solidarischem
Handeln in sozialer Verantwortung, zu Toleranz und Achtung der
Menschenrechte (…) zu einem friedlichen Miteinander in der Einen
Welt“ anleiten soll (Vgl. MINISTERIUM FÜR SCHULE UND WEITERBILDUNG
DES
LANDES NRW).
Die Prävention von Gewalt sollte stets Vorrang haben vor Konzepten,
die sich mit Streitschlichtung oder anderen Maßnahmen befassen,
die greifen, wenn es bereits zu Konflikten gekommen ist, wenn also
das sprichwörtliche Kind „schon in den Brunnen gefallen ist“. Diese
Ansätze der Primärprävention sollen verhindern, dass es überhaupt
zu gewalttätigem Verhalten kommt. Es gilt prosoziales Verhalten zu
fördern und ein friedfertiges Miteinander auf Klassen- und
Schulebene zu ermöglichen.
Im Folgenden soll zunächst ein gewaltpräventives Konzept erörtert
werden, das zur Zeit in der Schuleingangsphase erprobt wird, um
schon von Beginn an die Sozialkompetenz zu fördern. Hieran
schließen
sich
ein
bereits
bestehendes
Konzept
für
die
Jahrgangsstufe 3. und 4. an, sowie Maßnahmen die auf Schulebene
getroffen wurden. Zum Abschluss werden Regelungen erläutert, die
greifen, wenn es trotz der Präventivmaßnahmen zu Streit kommen
sollte.
Erste und zweite Klasse
„Das Kind ist nur böse, wenn es schwach ist. Macht es stark, und es wird gut sein.“ (Rousseau)
Dieses
Zitat
von
J.J.
Rousseau
soll
besonders
in
der
Schuleingangsphase berücksichtigt werden, da hier der Grundstein
für den weiteren schulischen Werdegang gelegt wird. Kinder in ihrer
Persönlichkeit zu stärken, eine positive Selbstwahrnehmung und
Selbstakzeptanz
anzubahnen
bzw.
zu
festigen
sind
zentrale
Aufgaben, da sie die Grundlage zur Förderung der Sozialkompetenz
sind.
Wenn die neuen Schülerinnen und Schüler in die Schule kommen,
müssen sie zunächst ihre eigene Position im Miteinander mit den
Klassenkameradinnen und Klassenkameraden finden. Obwohl viele von
ihnen schon einen Kindergarten besucht haben, verfügen sie noch
nicht über die soziale Routine, die sie benötigen, um die eigenen
Bedürfnisse, Erwartungen und Wünsche mit denen der anderen
Kinder in Einklang zu bringen. Auch das Einhalten von Regeln, der
Umgang mit diesen Einschränkungen und den damit verbundene
„Enttäuschungen“ wird ihnen zunächst schwer fallen. Ein scheinbar
schwerer
Start,
der
aber
so
entscheidend
ist,
weil
die
Klassengemeinschaft über vier Schuljahr hinweg bestehen bleibt.
Fehler, die hier gemacht werden, Konflikte die nicht zufrieden
stellend gelöst werden oder die mangelnde Förderung des „WirGefühls“
schon
in
dieser
frühen
Phase,
können
gravierende
Auswirkungen auf die Grundschulzeit haben.
Um einen möglichst gelungenen Start in die Schullaufbahn zu
ermöglichen, wird zur Zeit ein Konzept in einem ersten Schuljahr
erprobt, das das Ziel verfolgt, die Klassengemeinschaft von Beginn
der Grundschulzeit an zu fördern und so Gewalt vorzubeugen. Der
zeitliche Rahmen wird in etwa vier Wochen betragen (3-4 Stunden
pro Woche), in denen das übergeordnete Ziel „Klassenzusammenhalt
fördern, Gewalt vorbeugen“ in unterschiedlichen Situationen (teils
den Kindern bewusst, teils unbewusst) thematisiert wird. Wenn man
sich gut kennt, wird man sich vermutlich seltener im Streit
gegenüberstehen.
Bausteine des Konzeptes sind: Selbstbewusstsein stärken und mit
Gefühlen
umgehen,
Empathiefähigkeit
aufbauen,
Gemeinschaft
stärken und Streit gewaltfrei lösen.
Selbstbewusstsein stärken und mit Gefühle umgehen:
Wie im einleitenden Abschnitt bereits erwähnt, sind die Ausbildung
und Förderung eines positiven Selbstbildes und der Selbstakzeptanz
grundlegend für den Aufbau von stabilen sozialen Beziehungen. Wer
sich selbst nicht mag, wird erst recht Schwierigkeiten damit haben,
andere in ihrer Persönlichkeit zu akzeptieren. Ein „Ich – Buch“ wird
verfasst, in dem die Kinder ihre individuellen Stärken und Interessen
festhalten sollen (malen bzw. schreiben), sich so mit den positiven
Aspekte der eigenen Person befassen. Im Sportunterricht werden
Übungen durchgeführt, bei denen man ganz bewusst auf die eigene
Atmung und so auf den eigenen Körper hören soll. Oder es wird mit
Hilfe eines anderen Kindes der eigene Körperumriss auf den Boden
gezeichnet. Oft herrscht Staunen: „Bin ich wirklich so groß?“
Weitere wichtige Grundlage ist es, sich der eigenen Gefühle bewusst
zu werden. Übungen zur Selbstwahrnehmung sind elementar. Was
gibt es überhaupt für Gefühle? Wie fühle ich mich wenn…? Ist es
auch erlaubt „schlechte“ Gefühle zu haben? Diese und ähnliche
Fragestellungen sollen mit den Kindern erarbeitet werden. In der
praktischen Umsetzung sind die Möglichkeiten vielseitig. Auf einer
„Gefühlsampel“ sollen die Schülerinnen und Schüler vor der Schule
und nach der ersten Pause ihre aktuelle Stimmung einschätzen.
Bilder können gemalt werden, da Farben auch eine bestimmte
Gemütslage symbolisieren können. Ziel ist es, die Kinder bewusster
auf ihre Gefühle achten zu lassen.
Außerdem sollen die Kinder lernen, die „passende“ Mimik und
Körpersprache für die unterschiedlichen Gefühle zu erkennen. Diese
Fähigkeit ist wichtig für die Ausbildung einer Empathiefähigkeit.
Wer die Gemütslage seines Gegenübers falsch einschätzt, weil die
Signale nicht erkannt werden, kann nicht adäquat reagieren. Hier
helfen pantomimische Übungsformen, die für die Kinder spielerischen
Charakter haben. Mimik, Körpersprache und Stimmlage verraten viel
über das Befinden. Der Sinn hierfür soll in diesem Baustein
geschärft werden.
Empathiefähigkeit aufbauen:
Nur über das Verstehen der eigenen Gefühle können Kinder zu einem
Verstehen und Erkennen fremder Gefühle fähig sein. Vielen fehlt
dieses Gespür. Dann kann man keinem Kind einen Vorwurf daraus
machen, wenn es – vielleicht nur im Spiel – einen Anderen hänselt und
nicht aufhört, obwohl das Gegenüber traurig dreinblickt.
Die Fähigkeit in den Mitschülerinnen und Mitschülern zu „lesen“, ist
elementar für die Prävention von Streit und Gewalt.
Außerdem soll in diesem Baustein gelernt werden, sich in die Rolle
Anderer zu versetzen. Dieser Perspektivenwechsel ermöglicht
gerade
in
Konfliktsituationen
die
Sichtweise
des
„Gegners“
einzunehmen und zu verstehen. Hier sind Rollenspiele und kleine
Bildgeschichten hervorragend zur Übung geeignet.
Gemeinschaft stärken:
Jeder, der selbst eine Schule besucht hat, wird wissen, dass eine
Klasse keine große, harmonische Gemeinschaft ist, in der es nie zu
Konflikten
oder
Streitigkeiten
kommt.
Dafür
ist
die
Zusammensetzung zu heterogen, die Wünsche und Vorstellungen
gehen zwangsläufig auseinander. Dennoch müssen die Kinder lernen,
mit dieser Vielseitigkeit umzugehen. Die eigenen Bedürfnisse können
nicht immer sofort berücksichtigt werden, die Lehrerin oder der
Lehrer ist nicht exklusiv für einen allein da, sondern muss sich um die
gesamte Klasse kümmern. Der Aufbau von Frustrationstoleranz soll in
diesem Baustein erreicht werden.
Die Einführung von Regeln und immer wiederkehrenden Ritualen kann
den Kindern Sicherheit und Kontinuität bieten und das soziale Klima
in der Klasse verbessern. Kinder, die wissen, dass es einen
bestimmten zeitlichen Raum gibt, in dem über kleinere Probleme und
Streitigkeiten gesprochen werden darf, müssen nicht ständig nach
der Pause vor der Lehrerin stehen. Ohne Regeln ist kein geordnetes
Zusammenleben von Menschen möglich. Wichtig ist, dass sie
gemeinsam mit den Kindern erarbeitet werden. Den Schülerinnen und
Schülern wird es viel leichter fallen, sich an Regeln zu halten, die von
ihnen selbst erarbeitet und formuliert wurden, da sie so den Sinn
dahinter verstehen.
In einer Gemeinschaft hat jeder seinen Platz, seine Rechte aber
auch Pflichten. Die Frage wird aufgeworfen: „Was kannst Du dazu
beitragen, damit sich alle in der Klasse wohl fühlen?“ An dieser
Stelle werden die Klassendienste eingeführt, bei denen es sich um
kleinere, von den Kindern zu erledigende Aufgaben handelt. Nach
dem Unterricht muss gekehrt werden, die Tafel ist zu putzen,
Blumen müssen gegossen werden usw. Diese kleinen Aufgaben helfen,
sich für die Klassengemeinschaft und den gemeinsamen Lebensraum
verantwortlich zu fühlen. Die grundlegende Einsicht in demokratische
Strukturen wird gelegt.
Übergreifendes Ziel in diesem Teil des Konzeptes soll es sein, ein
möglichst hohes Maß an Vertrautheit innerhalb der Gruppe zu
vermitteln, also das Gemeinschafts- bzw. „Wir-Gefühl“ zu stärken.
Wird dies erreicht, werden Streitigkeiten reduziert und aggressive
Handlungen vermindert.
Streit gewaltfrei lösen:
Sollte es trotz der präventiven Maßnahmen, die in den Bausteinen zu
den Themen Selbstbewusstsein/Gefühle, Empathiefähigkeit und
Gemeinschaft angebahnt wurden, einmal zu Streit kommen, müssen
hierfür Werkzeuge für das „richtige“ Streiten an die Hand gegeben
werden. Die Kinder sollen ein Verhaltensrepertoire aufbauen, das sie
befähigt, Konflikte ohne den Einsatz von Gewalt zu lösen.
Hier kann es sich mitunter als nützlich erweisen, dem Streitgegner
zunächst einmal aus dem Weg zu gehen, bis sich die Gemüter ein
wenig abgekühlt haben. Mit der nötigen Distanz, ist eine friedliche
Lösung des Konfliktes wahrscheinlicher. Auch die grundlegende
Einsicht in bestimmte Kommunikationsstrukturen gehört zum „guten“
Streit. Die Giraffensprache (das Tier mit dem größten Herzen aller
Landtiere), wird mit den Kindern geübt. In dieser Sprache wird nicht
beschimpft, beleidigt oder Schuld zugewiesen. Die Kinder sollen
lernen Beobachtungen sachlich zu verbalisieren, die eigenen Gefühle
und Bedürfnisse in einer bestimmten Situation anzusprechen und mit
konkreten Bitten eine Verhaltensänderung des Gegenübers zu
erreichen.
Dritte und vierte Klasse
An die Maßnahmen, die in der Schuleingangsphase, insbesondere kurz
nach
der
Einschulung
getroffen
wurden,
schließen
sich
gewaltpräventive Projekttage in den Jahrgangsstufen 3 und 4 an.
Diese klasseninternen Aktionstage werden von Herrn Michael Kreitz
geleitet, der u. a. auf die Gestaltung von Abenteuer- und FreizeitEvents im Dienste der Gewaltprävention spezialisiert ist. Die Tage
mit Herrn Kreitz wurden im März und April 2010 erstmalig
durchgeführt
und
sollen
wegen
des
Bestandteil des Schulprogramms werden.
großen
Erfolges
fester
Zur Durchführung:
Im Vorfeld ermittelt Herr Kreitz anhand von LehrerInnen –
Fragebögen den „Bedarf“ der jeweiligen Klasse. Für die Klasse
typische problematische Situationen sollen von den Lehrkräften
geschildert
werden,
so
dass
die
Maßnahmen
auf
jede
Lerngruppe individuell abgestimmt werden können.
Entsprechend des zuvor ermittelten Bedarfs, wird der Tag von
dem
ausgebildeten
Freizeitpädagogen
geplant
und
durchgeführt. Es werden Lernsituationen geschaffen, die
beispielsweise dazu geeignet sind das Selbstwertgefühl zu
stärken, die Bewusstwerdung der eigenen Gefühle als Grundlage
zur Entfaltung einer Empathiefähigkeit zu fördern oder
Vertrauen zu den anderen Kindern der Klasse aufzubauen.
Der Tag beginnt im Klassenraum. Hier versammeln sich die
Schüler zunächst im Sitzkreis und werden über den groben
Ablauf des Tages informiert. Im Anschluss daran, sollen sie
einschätzen, wie wohl sie sich zur Zeit im Klassenverband
fühlen. Um dies zu visualisieren, wird ein langes Tau im
Klassenraum ausgelegt welches eine Skale symbolisiert, die von
„sehr wohl“ bis „überhaupt nicht wohl“ reicht. Die Kinder sollen
sich entsprechend ihrer Einschätzung auf das Tau stellen. Hier
herrscht häufig ein erstes „Staunen“ darüber, wie unterschiedlich das Wohlbefinden in der Klasse bewertet wird. Ein
guter Ansatz für ein Reflexionsgespräch, warum die Gefühle
über das Zusammenleben in der Klasse so unterschiedlich
ausfallen.
Nach der Orientierungsphase im Klassenraum, geht es in der
Sporthalle weiter. Hier werden vielfältige erlebnispädagogische
Methoden erprobt und Übungssituationen geschaffen, bei
denen es um den Aufbau von Vertrauen, um die Erarbeitung von
gemeinsamen
Lösungsmöglichkeiten
(Kooperation),
um
das
Erkennen von individuellen Stärken und Schwächen usw. geht.
In den anschließenden Reflexionsphasen wird das Erlebte
verbalisiert und somit gefestigt.
Kleine Rollenspiele bilden den Abschluss des Tages. Hier
werden Konfliktsituationen nachgespielt und Möglichkeiten des
„richtigen“ Streitens thematisiert.
Der Aktionstag wird von allen beteiligten Kolleginnen als äußerst
gewinnbringend für das Zusammenleben in der Klassegemeinschaft
bewertet. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit Herrn
Kreitz.
Maßnahmen auf Schulebene:
"Man kann nicht besser sein, als das, was einen umgibt!" (Peter Hoeg)
Dieser Leitspruch vom dänischen Schriftsteller Peter Hoeg sollte
stets im Hinterkopf sein, wenn man über die Gestaltung von
Schulleben nachdenkt. Defizitorientierte Ansätze betrachten das
Schulkind als fehlerhaft. Mangelndes Regelbewusstsein, fehlenden
Aufmerksamkeit, hohes Aggressionspotenzial usw. werden auf
Probleme in Familie und Gesellschaft allgemein zurückgeführt. Die
Schule ist machtlos. Sinnvoller und gewinnbringender scheint die
Betrachtung ökosystemischer Aspekte. Das störende Kind hat nicht
einfach defizitäre Eigenschaften, sondern handelt innerhalb des
„Ökosystems“ Schule, agiert mit den anderen Mitgliedern dieses
Systems. Und dieses Ökosystem kann bewusst gestaltet werden.
Grundlegend sollte eine Atmosphäre von Wärme und gegenseitigem
Respekt
vorherrschen.
Um
dies
zu
ermöglichen
werden
auf
Schulebene zahlreiche Maßnahmen ergriffen:
Im Klassenunterricht wird grundsätzlich von allen Lehrkräften
vermieden,
unnötigen
Druck
auf
die
Kinder
auszuüben.
Die
Schülerinnen und Schüler der Donatusschule stehen nicht unter
ständigem Leistungsdruck, messen sich nicht primär an den Leistungen
der
Anderen,
sondern
vielmehr
an
persönlichen
Lernfortschritten (diese werden übrigens auch maßgeblich bei der
Notengebung berücksichtigt!). Der Unterricht ist so angelegt, dass
eine ausgewogene Balance zwischen An- und Entspannung gegeben ist,
dass Zeit für kurze Bewegungspausen nach Arbeitsphasen ist und neben dem Lernen auch einmal gelacht werden darf. Ein solcher
Unterricht baut Aggressionen ab, weil keiner frustriert den Raum
verlässt und der Bewegungsdrang in sinnvolle Bahnen gelenkt wird.
Dennoch
fällt
es
einigen
Kindern
schwer,
sich
in
die
Klassenstrukturen einzuordnen. Deshalb ist es uns wichtig, über eine
Ritualisierung des Unterrichtes den Schülerinnen und Schülern Ruhe
und Sicherheit zu geben. Diese Regelungen und Rituale werden
gemeinsam mit den Kindern erarbeitet und aufgestellt, da sie sich so
erst genommen fühlen, gleichzeitig Erfahrungen mit selbstständigem
und verantwortungsbewusstem Handeln sammeln (Bezug zu den Lehrplänen Deutsch und Sachunterricht). Außerdem versuchen wir, über
spezielle Lernprogramme und Wochenplanarbeit ein individuelles
Arbeiten
zu
ermöglichen.
Bewegungspausen
im
Unterricht,
Lebensweltbezug der Themen und Methodenvielfalt helfen, die
Konzentrationsfähigkeit
über
längere
Zeiträume
aufrecht
zu
erhalten. Wir versuchen das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken
und den sozialen Umgang mit den anderen Kindern der Klasse zu üben,
indem
wir
positiv
bestärken
(Lob),
geeignete
Lernformen
(Hilfestellung, andere Lernmittel) anbieten und den Schülerinnen und
Schülern kleine Aufgaben und Verantwortlichkeiten für die Klasse
(Blumen gießen, Büchereidienst, Tafelanschrift usw.) bzw. für die
Schule (Hofdienste, Kurierdienste) übertragen.
Schülerinnen und Schüler, die die Möglichkeit erhalten, ihre
Umgebung mitzugestalten, Verantwortung für ihre Schule zu
übernehmen, werden sich viel wohler fühlen und sich besser mit
ihrem Lebensraum identifizieren können, als Kinder, denen ein
fertiger Raum „vorgesetzt“ wird. Und wer sich wohl fühlt, handelt
weniger aggressiv. Deshalb werden alle Kinder des „Ökosystems“
Donatusgrundschule von Anfang an, in die Gestaltung des Schullebens
einbezogen. Dieses Engagement reicht von der Ausstellung der
gefertigten
„Kunstwerke“
über
die
Aufführung
kleiner
Theaterstücke für andere Klasse bis hin zur Mitgestaltung des
Pausenhofes.
Auch Regeln sind in einem solchen Ökosystem notwendig, da ohne sie
kein geordnetes Miteinander möglich wäre. Problematisch bei der
Etablierung
ist mitunter, dass unterschiedliche Lehrpersonen
unterschiedliche Regeln aufstellen. Kinder brauchen aber Kontinuität
auch wenn es um die Einhaltung von Vorgaben geht. Deshalb werden
vom gesamten Kollegium für alle verbindliche Regeln umgesetzt.
Um die Energie der Kinder in den Pausen in sinnvolle Bahnen zu
lenken, können sich alle Schülerinnen und Schüler verschiedene
Spielgeräte ausleihen, um ihrem Bewegungsbedürfnis nachzukommen.
Auch ist es notwendig ein ansprechendes Gelände zur Verfügung zu
stellen. Um den Bedarf der Kinder zu ermitteln, wurde im
vergangenen Schuljahr eine Umfrage durchgeführt, wie sich die
Schülerinnen und Schüler ihren Schulhof wünschen. Die hierbei
gewonnenen Erkenntnisse werden bei der anstehenden Neugestaltung
des Geländes berücksichtigt. Um Streit und aggressive Handlungen
während der Pause erst gar nicht aufkommen zu lassen, sind stets
vier Lehrerinnen als Aufsichtspersonen vor Ort, damit kein Raum
unbeaufsichtigt ist.
Und wenn es doch zu Streit kommt?
Folgende pädagogische Maßnahmen wenden wir an, wenn die
betreffenden Schüler sich trotz der genannten Angebote nicht an
die Unterrichts- und Pausenregeln halten:
Kurzfristige Maßnahmen
1. Gespräch mit dem Kind
2. Reduzierte Anforderungen im Unterricht
3. Isolierung von den anderen Schülern (Gruppenraum,
Pausenverbot, Ausschluss von besonderen Klassenaktivitäten)
4. Kontaktaufnahme zum Elternhaus
5. Abschreiben der Klassenregeln bzw. Schulordnung
6. Abfassen einer schriftlichen Stellungnahme zu dem Vorfall (s.
Anlage)
7. Vorstellung bei der Schulleitung
Mittel- und langfristige Maßnahmen
1.
2.
3.
4.
5.
Verhaltenstraining
Individualisierte Lernformen (differenzierte Angebote)
Einzelförderung bzw. Arbeit in der Kleingruppe
zeitweise Umsetzung in die Nachbarklasse
Kürzung der Unterrichtszeit mit Einverständnis der Eltern
Häufig handelt es sich um Konflikte, die durch Fehlverhalten und
Disziplinprobleme entstanden sind, und trotz der genannten
Maßnahmen letztlich auf der Ebene der Erwachsenen (Lehrer-Eltern)
ausgetragen werden.
Die Schulleitung weist Eltern immer darauf hin, dass im Konfliktfall
zunächst das Gespräch mit der KlassenlehrerIn geführt werden
sollte, gefolgt von einer Aussprache mit dem Kind. Sollte auf dieser
Ebene keine Einigung möglich sein, schaltet sich die Schulleitung als
neutraler Gesprächspartner ein.
Alle Konfliktfälle werden an unserer Schule in Form einer Aktennotiz
erfasst.