Daten
Kommune
Brühl
Größe
99 kB
Datum
24.03.2014
Erstellt
04.04.14, 18:26
Aktualisiert
04.04.14, 18:26
Stichworte
Inhalt der Datei
Brühl, den 04.04.2014
Stadt Brühl
Beschluss
aus der Sitzung des Rates der Stadt Brühl am 24.03.2014
Öffentliche Sitzung
Anträge
9.1 Querung der Stadtbahnlinie Brühl Mitte / Aussetzung Planungen zur Umgestaltung der Unterführung
hier: Antrag der Fraktion Die Grünen vom 21.03.2014
85/2014
Fraktionsvorsitzender vom Hagen (GRÜNE) erläutert den Antrag seiner Fraktion.
Bürgermeister Freytag bestätigt, dass er aufgrund des Zeitungsartikels auch gehofft habe, auf diesem Wege eine Lösung für die Stadt Brühl zu erreichen. Er befürchte allerdings, dass es aus zeitlichen Gründen zu Schwierigkeiten kommen könnte, wenn man auf
eine Neugestaltung verzichte.
Beigeordneter Schiffer (Dez.I) verweist zunächst auf die ausführliche Diskussion in der
Lenkungsgruppe zu dieser Thematik und die intensive Prüfung der damit zusammenhängenden Fragen, insbesondere auch zur Qualität des Bahnverkehrs und deren Auswirkungen auf die Unterführung. Er erklärt nochmals, dass die Eisenbahnbetriebsordnung gelte,
die einen ebenerdigen Übergang nicht zulasse bzw. der Übergang dann mit Schranken
versehen werden müsse. Diese ständige Verkehrsunterbrechung durch häufig geschlossene Schranken sei insbesondere bei einer späteren Taktverdichtung nicht von Vorteil.
Eine andere Alternative wäre eine Umwidmung der Gleise, sodass die Straßenbahnbetriebsordnung anzuwenden wäre. Dies führe allerdings dazu, dass die Geschwindigkeiten
und der Takt unter Umständen nicht mehr eingehalten werden könnten. Voraussetzung
sei darüber hinaus ein lt. Experten 8 – 10 Jahre dauernder Prozess, bestehend aus Stilllegung, Umwidmung und neuem Konzessionsverfahren, allerdings ohne konkrete Aussicht auf Erfolg.
Er halte die Umsetzung daher auch in Wesseling für fast aussichtslos, zumal dort erschwerend noch Güterverkehr passiere. Er persönlich habe für Brühl jedenfalls alle Hoffnungen aufgegeben.
Abschließend gibt er zu Bedenken, dass im Rahmen der Innenstadtrahmenplanung für die
Umgestaltung der Unterführung ein gültiger Bewilligungsbescheid vorliege, der Fördermittel für 2014 vorsehe. Stelle man die Planungen nun zurück, sei es fraglich, ob die Mittel zu
einem späteren Zeitpunkt noch in Anspruch genommen werden könnten.
Fraktionsvorsitzender vom Hagen (GRÜNE) wirft ein, dass Fördermittel zunächst nur
für eine Seite angekündigt worden seien.
Beigeordneter Schiffer (Dez.I) ergänzt, dass man in diesem Jahr den Antrag für den östlichen Teil stellen wolle. Er könne sich nicht vorstellen, dass Mittel für eine Seite einer Un-
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terführung versagt werden, nachdem Zuschüsse für die andere Seite bewilligt worden
sind.
Ratsherr Bortlisz-Dickhoff (GRÜNE) gibt zu, dass es sich sicherlich um ein sehr komplexes Prozedere handele. Man habe den Artikel über Wesseling allerdings so verstanden, dass die grundsätzliche Möglichkeit einer Umwidmung nicht mehr in Frage gestellt
werde. Dies sei Anlass genug für eine erneute Anfrage. Er schlägt vor, die Situation zu
nutzen und das Verfahren eventuell parallel in Angriff zu nehmen.
Fraktionsvorsitzender Klug (CDU) gibt zu, dass ein ebenerdiger Übergang von Vorteil
wäre und er entsprechende Bemühungen auch unterstützen würde. Man könne aus seiner Sicht allerdings nicht die kompletten Arbeiten an der Unterführung ruhen lassen, wie
es der Antrag fordere. Dann habe man nur Stückwerk inmitten einer fertig gestellten
„Carl-Schurz-Straße“ und eines neu gestalteten „Balthasar-Neumann-Platzes“. Im Übrigen
sei die Unterführung als größte Problemsituation im Sinne der Barrierefreiheit dann immer
noch nicht gelöst. Er glaube nicht, dass in Wesseling kurzfristig eine Lösung herbei geführt werden könne; dies sei vielmehr eine Sache, die viele viele Jahre in Anspruch nehme.
Er gibt zu bedenken, dass die Linie 18 auf der Strecke zwischen Militärring bis Dransdorf
nach Eisenbahnbetriebsordnung verkehre. Eine Umwidmung und die Anwendung der
Straßenbahnbetriebsordnung habe zur Folge, dass die Übergänge nicht mehr beschrankt
sondern nur noch signalgesteuert wären. Dies setze allerdings voraus, dass das komplette Gleisbett angepasst werden müsse, damit ein begehbarer Bereich wie z.B. bei den
Haltestellen Neumarkt oder Barbarossaplatz in Köln entsteht. Er bezweifele, dass ein solcher Umbau in großem Stil lediglich für den partiellen Bereich Brühl-Mitte im Sinne der
HGK wäre.
Bei allem Wohlwollen für den Antrag sei somit eine Güterabwägung zu treffen. Die CDUFraktion plädiere dafür, den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen, zumal auch das Risiko zu groß erscheint hinsichtlich der Förderbeträge.
Fraktionsvorsitzender vom Hagen (GRÜNE) fragt, ob mit der HGK oder der Stadt Wesseling unter den neuen Bedingungen Kontakt aufgenommen worden sei. Es sei auch Intension des Antrages, diese Dinge sowie die zeitlichen Planungen, zu hinterfragen. Hinsichtlich der Fördermittel gibt er zu bedenken, dass bei der Realisierung einer ebenerdigen Querung die Kosten für die Stadt auch bei einem Verlust der Zuschüsse sicherlich
deutlich unter den Ausgaben liegen würden, die der gesamte Umbau verursache.
Bürgermeister Freytag bestätigt, dass zunächst fundierte Informationen bei der HGK
eingeholt werden sollten; einen entsprechenden Arbeitsauftrag habe er bereits erteilt. Abweichend vom Antrag könne er einer Beschlussfassung auf der Grundlage reiner Spekulationen nicht befürworten.
Fraktionsvorsitzender Dr. Petran (SPD) teilt die Bedenken bezüglich des möglichen
Verlustes der Fördermittel und der dringenden Notwendigkeit, die Unterführung umzubauen. Er warne deutlich vor einer Euphorie über einen niveaugleichen Übergang. Auch wenn
die Unterführung als Angstraum wahrgenommen werde, handele es sich laut Polizeiauskunft nicht um einen Verbrechensschwerpunkt in Brühl, sodass auf der anderen Seite
auch die Unfallgefahr niveaugleicher Übergänge bedacht werden muss. Seine Fraktion
plädiere daher dafür, wie geplant weiter zu verfahren.
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Fraktionsvorsitzender Dr. Heermann (fw/bvb) hält die Argumentation der Verwaltung
für nachvollziehbar und spricht sich ebenfalls für eine Fortsetzung der bisherigen Vorgehensweise aus.
Fraktionsvorsitzender Pitz (FDP) schließt sich der Warnung von Herrn Dr. Petran (SPD)
an und verweist diesbezüglich auf die Unfallquote in Köln. Ideal wäre ohnehin eine UBahn. Aufgrund der dargestellten Risiken und der genannten Planungszeiträume lehne er
den Antrag ab.
Fraktionsvorsitzender Riedel (LINKE) ist der Ansicht, man sollte das eine tun ohne das
andere zu lassen. Man sollte den Antrag heute zurück stellen, mit der HGK und der Stadt
Wesseling hinsichtlich der Realisierung und der Zeiträume sprechen und dann die Angelegenheit inhaltlich noch einmal diskutieren.
Stellvertretende Fraktionsvorsitzende Baule (fw/bVb) interessiert sich für die IstSituation. Tatsache sei, dass es sich bei der Unterführung um einen Angstraum handele,
der von vielen Bürgern zu bestimmten Zeiten gemieden werde. Diesbezüglich hätte sie
gerne gewusst, was die Stadt zu tun gedenke und fragt nach der Möglichkeit, z. B. eine
versteckte Kamera anzubringen.
Bürgermeister Freytag berichtet, dass eine diesbezügliche Prüfung derzeit laufe. Über
Ergebnisse werde er berichten.
Ratsherr Bohlken (fw/bVb) spricht sich aus Unfallverminderungsgründen gegen die
Schaffung ebenerdiger Gleisübergänge aus. Dies könne man nicht verantworten. Man
müsse vielmehr etwas für die Erhöhung der Sicherheit in der Unterführung tun, z. B. mit
einer Videoüberwachungsanlage.
Ratsherr Weber (GRÜNE) gibt zu bedenken, dass man bei Inanspruchnahme der Fördermittel auf ca. 25 Jahre an die Unterführung gebunden sei. Unter Umständen könne
man das Gewünschte – auch wenn es 8 bis 10 Jahre zur Realisierung benötige – dann
nicht umsetzen.
Bei dem Plan zur barrierefreien Unterführung handele es sich im Übrigen nur um eine
Notlösung, die gestalterisch und optisch nicht optimal sei.
Seine Fraktion suche allerdings nach einer Lösung, die alle überzeuge, sodass man appelliere, einmal inne zu halten und den Sachstand zu überprüfen. Es gebe schließlich
noch andere Lösungen, zumal die Auszahlung von Fördermittel für die Gestaltung des
Balthasar-Neumann-Platzes noch fraglich sei.
Ratsherr Bortlisz-Dickhoff (GRÜNE) weist darauf hin, dass die Berücksichtigung sicherheitsrelevanter Aspekte bei technischen Anlagen immer eine Rolle spiele und nicht alle
Risiken ausgeschlossen werden könnten. Insofern könne er dieses Argument nicht akzeptieren.
Fraktionsvorsitzender Klug (CDU) hält dem entgegen, dass man Unfallstellen nicht
noch zusätzlich produzieren müsse. Dennoch sei auch er für einen ebenerdigen Übergang, halte allerdings aufgrund der dargestellten Zeitschiene ein Ruhen der Arbeiten nicht
für vertretbar. Hinsichtlich der Antragsformulierung macht er folgenden Kompromissvorschlag: „Der Rat nimmt den Antrag der GRÜNE-Fraktion zur Kenntnis und beauftragt den
Bürgermeister, umgehend mit der HGK und der Stadt Wesseling Kontakt aufzunehmen,
um zu klären, ob es überhaupt realistisch sei, in den von den GRÜNEN vorgetragenen
Dimensionen zu denken.“
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Dem Antrag in der vorliegenden Form könne man nicht zustimmen, da er die Einstellungen der Arbeiten fordere.
Fraktionsvorsitzender vom Hagen (GRÜNE) stellt fest, dass der Antrag damit auf den
ersten Satz reduziert würde, womit er einverstanden sei. Die Verwaltung sollte allerdings
über das Ergebnis in der nächsten PStA-Sitzung berichten.
Bürgermeister Freytag sagt zu, in der Sitzung über den dann vorliegenden Sachstand zu
berichten.
Stellvertretender Fraktionsvorsitzender Berg (SPD) stellt fest, dass das Schreiben des
Bürgermeisters der Stadt Wesseling relativ nichtssagend sei, da lediglich die Gesprächsbereitschaft der HGK daraus hervor gehe. Im Übrigen sei derzeit eine Mehrheit für einen
ebenerdigen Übergang im Rat nicht erkennbar und hinsichtlich der Sicherheit müsse bei
der Abwägung sehr wohl das Argument der Unfallträchtigkeit eine Rolle spielen.
Ratsherr Bohlken (fw/bVb) ergänzt, dass man Wesseling nicht mir Brühl vergleichen
könne. Besonders in der Nähe von Bahnsteigen spreche er sich aus Gründen der Sicherheit gegen einen ebenerdigen Übergang aus. Den Befürwortern rate er, diesbezüglich
einmal die Haltestelle Brühl-Nord, Kaiserstraße, zu beobachten. Hier komme es oft zu
sehr gefährlichen Situationen. Diesen Zustand dürfe man kein zweites Mal auf Brühler
Gebiet schaffen.
Beschluss:
Der Rat beauftragt den Bürgermeister zu prüfen, ob eine ebenerdige und barrierefrei Querung der Stadtbahnlinie in Brühl-Mitte umsetzbar ist.
Abstimmungsergebnis:
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20 : 14 bei 4 Enthaltungen
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