Daten
Kommune
Nettersheim
Größe
74 kB
Datum
11.10.2011
Erstellt
27.09.11, 12:27
Aktualisiert
27.09.11, 12:27
Stichworte
Inhalt der Datei
GEMEINDE NETTERSHEIM
DER BÜRGERMEISTER
SFB BilKul-Ri
Vorlage 559 /IX.L.
Datum: 27.09.2011
An den
Entwicklungs-, Planungs-, Bau- und Umweltausschuss
Sitzungstag:
27.09.2011
Haupt- und Finanzausschuss
Sitzungstag:
04.10.2011
Gemeinderat
Sitzungstag:
11.10.2011
X
Ja
Nein
X
Ja
Nein
zur Beratung in öffentlicher Sitzung
Bezeichnung des Tagesordnungspunktes:
Archäologischer Landschaftspark
hier: Entwicklung Erlebnisstationen
Die Vorlage berührt nicht den Etat
X Die Vorlage berührt den Etat auf der Einnahmeseite
X Die Vorlage berührt den Etat auf der Ausgabeseite
X
Mittel stehen haushaltsrechtlich zur Verfügung
Mittel sollen überplanmäßig bereitgestellt werden:
Mittel sollen außerplanmäßig bereitgestellt werden:
Deckungsvorschlag
Anlage(n)
Nein
2
Beschlussvorschlag:
Auf der Basis des bewilligten Antrags zum Archäologischen Park wird mit der Planung
bzw. Umsetzung der Erlebnisstationen an den Standorten Naturzentrum, Werkhäuser und
Wohnmobilhafen begonnen. Hierzu wird die Verwaltung ermächtigt, Beauftragungen in
den Bereichen Planung, Dokumentation, Marketing sowie Umsetzung entsprechend der
Bewilligung vorzunehmen.
Für das Jahr 2012 wird ein Jahresprogramm mit monatlichen Themenwochenenden rund
um den römischen Vicus entwickelt.
Begründung:
Bericht über die Grabung 2011
Die archäologischen Erkenntnisse über den römischen Vicus in Nettersheim, die die Planungsgrundlage für die weitere Ausgestaltung bilden, konnten durch die diesjährige Grabung durch die Universität zu Köln verdichtet werden.
Die Mauern des spätrömischen Burgus, größtenteils unterhalb des Wirtschaftsweges gelegen, wurden offenbar nach Aufgabe der militärischen Funktion des Burgus im Rahmen
der Eisenverhüttung weitergenutzt; mehrere Öfen liegen innerhalb des Mauerwerks.
Weiterhin wurde die Nordseite des Kleinkastells untersucht; die nördliche Abschlussmauer
wurde ebenso wie der Kastellgraben angeschnitten, sodass die Ausmaße des Kastells
nun gut fassbar sind; dies bildet die Grundlage für eine zukünftige Visualisierung. Die Reste des Nordtors wurden – wahrscheinlich bei den ersten Grabungen am Ort um 1895 –
abgetragen; es dürfte sich dabei um die Steinquader handeln, die entlang der Urft platziert
sind.
Die Römerstraße, die vom Kastell überlagert wurde, konnte identifiziert werden; ihr Verlauf
innerhalb des Vicus am Steinrütsch wie „Auf der alten Gasse“ ist somit sehr deutlich
nachvollziehbar.
Die Mansio als Wach- und Pferdewechselstation wurde in Teilen erfasst. Andere Befunde
wie ein mächtiger Eckstein im Fundamentbereich bedürfen weiterer archäologischer Untersuchungen in den Folgejahren.
Das Grabungscamp für interessierte Laien vom 5. bis 7. August 2011 wurde von den Teilnehmern, den betreuenden Archäologen und dem Naturzentrum als sehr erfolgreich bewertet und soll in den kommenden Grabungskampagnen wieder angeboten werden.
Entwicklung von Erlebnisstationen
Um für Besucher und Gäste Erlebnismöglichkeiten rund um das Thema römischer Vicus
und Römerstraßen zu schaffen, soll als erste Maßnahme ein erster Teil der Erlebnisstationen auf dem Rundweg geplant bzw. auch umgesetzt werden. Der Rundweg wie im
Rahmenplan entwickelt bindet die archäologische Zone an den Ort Nettersheim an. Start
und Ziel ist das Naturzentrum Eifel mit archäologischer Ausstellung und zukünftigem Römerstraßen-Infopunkt. Bei den folgenden Schilderungen handelt es sich um Konzepte, die
es für die Umsetzung auszuarbeiten gilt.
3
Geplant und umgesetzt werden sollen als erste Erlebnisstationen:
Erlebnisstation I: Römischer Garten
Das Kennenlernen von Pflanzen der Römerzeit als Teil der römischen (Ess-)Kultur, auch
im Rahmen von museumspädagogischen Programmen soll hier ermöglicht werden. Durch
Hochbeete kann dies auch ein barrierefreies Angebot bilden. Über die Installation „Macht
der Drei“ kann eine interaktive Annäherung an die einheimischen Gottheiten der Römerzeit und deren zeitgenössisches Fortleben erfolgen. Beide Themen werden in der archäologischen Ausstellung thematisiert und hier fortgesetzt. Hier ist vorgesehen, auch das Archäologische Institut der Universität Köln zu beteiligen.
Erlebnisstation II: Reisen wie die Römer
Als Vorbereitung auf den Vicus und die Römerstraße soll diese Station am Steinbruch
beim Wohnmobilhafen die Einstimmung zum Thema Straßen und Reisen der Römerzeit
bieten. Das römische Straßennetz soll aktiv erlebbar werden (z.B. durch ein Straßennetz
im Boden). Ebenso erfolgt so die Verortung des vicus Marcomagus in der Provinz Niedergermanien sowie die Vermittlung von römischen Messeinheiten (Meile, Leuge, Fuß). Eine
Remise kann als Wetterschutz und Raststation dienen.
Weiterhin sollte die Planung für folgende Station erfolgen:
Erlebnisstation VIII: Römisches Handwerk und Gewerbe, Taverne
Die am Rundweg gelegenen Werkhäuser sowie die Blockhütte bieten sich für die Einrichtung von Gruppenarbeits- und Ausstellungsräumen, weiterhin einer Taverne an; eine Erschließung liegt vor. Die Außenanlage kann einbezogen werden.
Als weitere Erlebnisstationen sind geplant:
Erlebnisstation III: Besuch am Matronenheiligtum
Erlebnisstation IV: Ausblick auf Marcomagus
Erlebnisstation V: Wohnen im Vicus
Erlebnisstation VI: Ein Römer auf Straßenposten
Erlebnisstation VII: Forschen wie die Archäologen
Um die Erlebnisstationen im dargestellten Umfang zu realisieren, ist ein Änderungsantrag
zu stellen. Dies geht einher mit einer Reduzierung der Position für die baulichen Anlagen
an der „Görresburg“ und am „Steinrütsch“; diese sind aufgrund der zwischenzeitlich erzielten archäologischen Erkenntnisse zu modifizieren. Einfließen werden zudem die Ergebnisse des beauftragten naturschutzfachlichen Gutachtens im Rahmen der FFHVerträglichkeitsprüfung, das im Oktober 2011 vorliegen wird, sowie die Kriterien, die im
Workshop zur Gestaltung der „Görresburg“ erarbeitet wurden.
Ein Termin mit dem Fachbeirat zum aktuellen Projektstand und zur weiteren Entwicklung
steht bevor.
Der Verlauf der Römerstraße im Gelände wird markiert; vorerst durch Lärchenstämme
sowie eine Schneise im Nadelwald oberhalb des „Steinrütsch“, damit die Trasse von Aussichtspunkten aus nachvollziehbar wird. Die Begehbarmachung der Trasse „Auf der alten
Gasse“ wird im Rahmen der Projektumsetzung folgen.
4
Römerstraßen-Infopunkt
In einer Arbeitsgruppe innerhalb des Projektes Erlebnisraum Römerstraße ist eine Angebotseinziehung von Ausstellungsgestaltern für die Infozentren in Köln, Jülich,
Blankenheim und Nettersheim erfolgt; nach einer ersten einvernehmlichen Auswahl und
Bewertung steht die Festlegung und Beauftragung aus. Das Infozentrum in Nettersheim
wird im Naturzentrum im EG (Museumsshop und Foyer Holzkompetenzzentrum) platziert;
hier werden das Eingangs-, Informationsmodul sowie eine Ausstellungseinheit zum Thema „Agrippastraße“ sowie zum Thema „Wirtschaftsraum Nordeifel“ entstehen.
Jahresprogramm 2012
In diesem Jahr hat sich, stärker noch als in den letzten Jahren, das große Interesse von
Besuchern an dem römischen Erbe Nettersheims gezeigt. Insbesondere Wanderer, die
auf dem Eifelsteig unterwegs sind, verweilen am Ort. Gleichzeitig werden zunehmend
Gruppenführungen im Naturzentrum angefragt. Eine Infotafel, die über die Erkenntnisse
informiert und die bisherige Tafel am Steinrütsch ersetzen soll, ist in Arbeit.
Das Jahresprogramm zur Archäologie mit Führungen, Vorträgen, Exkursionen und Familienerlebnisprogrammen soll im Jahr 2012 einmal im Monat durch Themenwochenenden
mit Aktionen rund um den römischen Vicus angereichert werden, z.B. Handwerkervorführungen, experimentelle Archäologie etc.. Hier wird sich auch das Archäologische Institut
der Universität zu Köln beteiligen.
Archäologischer Wanderführer
Im Juli 2011 ist die von Prof. Heinz Günter Horn erstellte Publikation „Agrippastraße. Erlebnisraum Nettersheim“ im Bachem-Verlag, Köln erschienen. Sie ist zum Preis von 6,Euro im Buchhandel sowie auch im Naturzentrum Eifel erhältlich.
gez. Pracht
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Bürgermeister