Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
79 kB
Datum
30.06.2011
Erstellt
22.06.11, 06:19
Aktualisiert
22.06.11, 06:19
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT ERFTSTADT
öffentlich
Der Bürgermeister
A 221/2011
Az.:
Amt: - 81 BeschlAusf.: - 81 Datum: 17.05.2011
gez. Klinkhammer
15.06.2011
Amtsleiter
Datum Freigabe -100-
BM / Dezernent
- 20 -
Den beigefügten Antrag der FDP-Fraktion leite ich an die zuständigen Ausschüsse weiter.
Beratungsfolge
Betriebsausschuss Stadtwerke
Betrifft:
Termin
30.06.2011
Bemerkungen
beschließend
Antrag bzgl. Bericht über die Engpässe in der Wasserversorgung in Oberliblar
Finanzielle Auswirkungen:
Unterschrift des Budgetverantwortlichen
Erftstadt, den
Stellungnahme der Verwaltung:
ZU 1.
Am 05.05.2011 wurde um ca. 02:40 die Rufbereitschaft der Stadtwerke Erftstadt über eine
Störung bei der Trinkwasserversorgung informiert. Laut Auskunft des RWE war infolge eines
Pumpenausfalls im Wasserwerk Dirmerzheim der Versorgungsdruck zusammengebrochen.
Nach der, seitens des RWE erfolgten Reparatur der Pumpen, stellte sich zunächst wieder ein
Versorgungsdruck von vier bar ein. Dieser Druck entspricht jedoch nicht den gewöhnlichen
Druckverhältnissen am Druckschreiber der Stadtwerke, so dass die Mitarbeiter die
Wassertransportleitungen kontrollierten.
Bei dieser Kontrolle wurde dann festgestellt, dass die Transportleitung im Köttinger Wald einen
Rohrbruch mit Wasseraustritt aufwies. Aufgrund der nahen Autobahn und der Gefahr von
Unterspülungen, musste diese unverzüglich außer Betrieb genommen werden.
Die Störstelle befand sich zu allem Unglück an der tiefsten Stelle in bewaldetem Gebiet und war
nur unter besonderen Schwierigkeiten mit entsprechendem Gerät zu erreichen. Dennoch wurden
die Arbeiten zur Störungsbeseitigung unverzüglich durch die Mitarbeiter der Stadtwerke sowie
einer Fremdfirma aufgenommen. Erschwerend kam hinzu, dass rd. 250 Kubikmeter Wasser
(250.000 Liter) –welches in dem rd. 2 km langen Teilstück der Leitung anstanden- und
zufließendes Schichtenwasser (Richtung Concordiasee ablaufend) immer wieder unkontrolliert die
Baugrube fluteten bzw. dauerhaft abgepumpt werden mussten.
Nachdem die Störstelle ausgeschachtet war, zeigte sich die Leckage an einem kurzen Rohrstück
unmittelbar hinter einem Bogen. Dies wiederum führte dazu, dass herkömmliche Dichtschellen
dort nicht angebracht werden konnten und ein Austausch des Rohres auf einem Teilstück
erforderlich war. Ferner wiesen die Absperrklappen derartige Inkrustrationen auf, dass diese
ebenfalls ausgetauscht werden mussten.
Bei der Transportleitung handelt es sich um duktiles Gussrohr mit einem Durchmesser von 400
Millimetern. Derartige Rohre gehören nicht mehr zum heutigen Standard und insbesondere die
Beschaffung von Pass- oder Fromstücken gestaltet sich außergewöhnlich schwierig. Die
benötigten Absperrklappen haben für gewöhnlich eine Lieferzeit von drei bis vier Wochen.
Die Mitarbeiter der Stadtwerke konnten nach vielen Telefonaten und Nachfragen bei
verschiedenen Herstellern, die Absperrklappe noch am Freitag in Werk bei Wülfrath abholen. Die
Beschaffung der Formstücke (Bogen) erfolgte schließlich über die Stadtwerke Aachen, wobei
diese aus organisatorischen Gründen ebenfalls erst am Montag 09.05.11 das Material stellen
konnten.
Nachdem die Materialen vor Ort waren, wurde die Reparatur durchgeführt. Aufgrund der späteren
sehr hohen Drücke in der Leitung, musste diese mit sogenannten Betonwiderlagern gesichert
werden, welche entsprechend vor Ort zu konstruieren und herzustellen waren. Mit Dauereinsatz
des Personals ist es jedoch gelungen, die Arbeiten am Montag den 09.05.11 um 23:30 soweit
fertig zu stellen, dass mit der sukzessiven Wiederbefüllung der Leitung begonnen werden konnte.
Diese „vorsichtige“ Befüllung ist erforderlich, um nicht an anderer Stelle infolge eines Druckstoßes,
eine weitere Leckage zu bekommen. Ferner ist es erforderlich, das Wasser der Leitung
hinsichtlich seiner „Keimfreiheit“ zu beproben, was ebenfalls für gewöhnlich einen Zeitraum von 24
Stunden erfordert.
Zu 2.
Zeitnah, nachdem der Umfang des Rohrbruchs bekannt geworden ist, wurden die Kunden der
Stadtwerke mittels Radio, Lautsprecherdurchsage und Presseinformation, Einträgen auf den
Internetseiten der Stadtwerke und der Stadt über die Beeinträchtigung der Wasserversorgung
informiert. Zusätzlich standen die Stadtwerke 24 Stunden über die bekannten Notrufnummern für
Anrufe und Fragen der Bevölkerung zur Verfügung. Es war, abgesehen von den Zeiten wo die
Leitungen belegt waren, immer ein Ansprechpartner erreichbar.
Sowohl in persönlichen Gesprächen als auch in den Pressemitteilungen sowie auf der
Internetseite der Stadtwerke wurden die betroffenen Kunden darüber informiert, wo sich die
öffentlichen Entnahmestellen für Wasser befanden. Zusätzlich wurde für diese Kunden freier
Eintritt im Hallenbad bei gleichzeitiger Ausweitung der Öffnungszeiten angeboten. Sofern sich für
Menschen mit Behinderung (alte, kranke, etc.) besondere „Härten“ ergaben, haben die Mitarbeiter
der Stadtwerke sogar Wasser in Eimern zu den Kunden gebracht.
Zu 4.
Es wird auch in Zukunft keinen 100 %-igen Ausschluss für derartige Störfälle geben können.
Das Verteilungsnetz der Stadtwerke ist insgesamt in einem -den technischen Anforderungenentsprechenden Zustand. Die Entwicklung langlebiger und zuverlässiger Materialien ist jedoch
weiter voran geschritten. Die in Rede stehende Transportleitung ist ca. 1979 verlegt worden. Das
dort verwendete Material kann im Vergleich zu den heutigen Materialien sicher nicht mithalten.
Ferner weist der dort anstehende Boden offensichtlich eine besonders aggressive
Zusammensetzung auf, denn die Leitung wies nur im Lagerungsbereich sog. „äußeren Lochfraß“
auf, welcher eben auf einen „chemischen Angriff“ schließen lässt.
Das Rohr hat mit seiner nunmehr 30 jährigen Lebensdauer auch das technische
Abschreibungsalter erreicht. Betriebswirtschaftlich ist dies jedoch nicht der Fall und die Leitung
muss noch weitere 10 Jahre abgeschrieben werden.
Insofern kann eine nachhaltige Prävention nur über eine Reinvestition unter sorgfältiger
Abwägung von sowohl technischen als auch betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten erfolgen.
Hierzu sind die Abschreibungszeiträume aller Leitungen über Alterungsmodelle zu hinterfragen um
so einer Netzüberalterung vorzubeugen. In derartigen Modellen fließen eben genau diese
Erfahrungen aus Rohrbrüchen, Bodenaufschlüssen etc. mit ein.
Zweifelsohne wird es zu Verkürzungen der Abschreibungszeiträume und damit zu einem Anstieg
der entgeltwirksamen Aufwendungen für Abschreibungen kommen. Ohne konkrete Aufschlüsse
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über den Netzzustand (Alterungsmodell) wäre es jedoch reine Spekulation hierüber Zahlen ins
Feld zu führen.
Bis das eine langfristige Reinvestitionsstrategie greift, besteht die Möglichkeit die Ausfallzeiten der
Wasserversorgung weiter zu verkürzen. Wenn auch nicht für alle Störfälle, so lässt sich durch die
Vorhaltung eines entsprechenden Materiallagers eine Verkürzung bei Lieferzeiten etc. erreichen.
Eine umfassende Lagerhaltung setzt jedoch eine entsprechende Finanzierung über Entgelte sowie
entsprechenden Platz voraus. Eine derartige Lagerausweitung ist am jetzigen Standort der
Stadtwerke nicht zu realisieren.
Die Betriebsleitung prüft derzeit, inwieweit eine zusätzliche Transportleitung von Dirmerzheim bis
Liblar, die Folgen einer Störung der Wasserversorgung infolge eines ähnlichen Rohrbruches,
mildern könnte.
Hierüber wird in einer der kommenden Sitzungen des Betriebsausschusses berichtet.
Fazit
Bei dem Rohrbruch an der Transportleitung Köttingen handelte es sich um ein außergewöhnliches
Ereignis, welches in der Form nicht abzusehen war. Es gab ebenfalls im Vorfeld keine bzw. nur
eingeschränkte Möglichkeiten, den Störungszeitraum zu verkürzen. Alle zum Zeitpunkt ergriffenen
Maßnahmen waren angemessen und die Auswirkungen leider unvermeidbar.
Die Mitarbeiter(innen) der Stadtwerke insbesondere der Rohrnetzabteilung haben das ihnen
mögliche getan, um die Auswirkungen des „Unglücks“ für die Kunden abzumildern. Insofern sind
auch insgesamt alle zumutbaren Maßnahmen unverzüglich getroffen worden.
(Dr. Rips)
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