Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
72 kB
Datum
23.02.2011
Erstellt
12.02.11, 06:20
Aktualisiert
12.02.11, 06:20
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT ERFTSTADT
öffentlich
Der Bürgermeister
V 41/2011
Az.: -51-Bt.
Amt: - 51 BeschlAusf.: - -510- Datum: 25.01.2011
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
Betrifft:
Termin
23.02.2011
Bemerkungen
beschließend
Bericht über das Multicenterprojekt „KinderZukunft NRW“
Finanzielle Auswirkungen:
keine
Unterschrift des Budgetverantwortlichen
Erftstadt, den 25.01.2011
Beschlussentwurf:
Der Bericht über das Multicenterprojekt „KinderZukunft NRW“ im südlichen Rhein-ErftKreis wird zur Kenntnis genommen.
Begründung:
Jedes Kind hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer
eigenverantwortlichen
und
gemeinschaftsfähigen
Persönlichkeit.
Ungünstige,
psychosozial belastete Lebensbedingungen und gesundheitliche Risikofaktoren können
die Entwicklung eines Kindes stark beeinträchtigen und letztendlich zu Misshandlung und
Vernachlässigung führen. Zu den (Spät-)Folgen solcher Beeinträchtigungen zählen z.B.
Entwicklungsverzögerungen, Schulversagen, Kriminalität und Drogenabhängigkeit. Im
gesundheitlichen Bereich liegt ein deutliches Gefährdungspotential in der erhöhten
Säuglingssterblichkeit, Unfallgefährdung und Krankheitshäufigkeit.
Nach fachlicher Einschätzung lassen sich Kindeswohlgefährdungen in 70 - 80 % der Fälle
bereits zum Zeitpunkt der Geburt voraussagen. Erste Warnsignale stellen zahlreiche
Risikomerkmale dar, wie z.B. das junge Alter der Eltern, eine schwierige finanzielle Lage,
Arbeitslosigkeit, psychische Erkrankungen, Drogenabhängigkeit, Gewalterfahrungen in der
Kindheit, geringe soziale Kontakte und Schwierigkeiten in der Partnerschaft. Außerdem ist
die Säuglingssterblichkeit (Zeitraum: Geburt bis zum Ende des 1. Lebensjahres) ein
wichtiger Indikator für die Qualität der Lebensverhältnisse junger Familien sowie für die
medizinische bzw. geburtshilfliche Versorgung von Mutter und Kind. Im Jahr 2006 lag die
Säuglingssterblichkeit in Deutschland bei 3,8 gestorbenen Säuglingen je 1.000
Lebendgeborene, NRW wies hier mit 4,6‰ sogar die zweithöchste Säuglingssterblichkeit
im Bundesvergleich auf.
Ziel des Multicenterprojektes „KinderZukunft NRW“, mit insgesamt 6 Standorten, ist
deshalb die Prävention von Kindeswohlgefährdungen bei Kindern von 0 bis 3 Jahren, die
Senkung der Säuglingssterblichkeit und die Verbesserung der gesundheitlichen und
psychosozialen Entwicklung sozial benachteiligter Kinder. Mit Hilfe eines sog. freiwilligen
Screeningverfahrens - d.h. speziell entwickelten Frage- und Beobachtungsbögen - sollen
Familien mit Risikomerkmalen bereits in der Geburtsklinik erfasst und an (aufsuchende)
Dienste/Angebote, wie z.B. Familienhebammen, Kinderärzte, Frühförderzentren,
Familienzentren, Erziehungsberatungsstellen und Familienhelferinnen vermittelt werden.
Die Familien können so zu einem frühestmöglichen Zeitpunkt unterstützt und die Eltern in
ihrer Erziehungs- und Beziehungskompetenz gestärkt werden. Unterstützt wird das
Modellprojekt vom MFKJKS (Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des
Landes NRW) und dem MGEPA (Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und
Alter) sowie einer Vielzahl von Berufsverbänden und Experten aus den Bereichen der
Gesundheits- und Jugendhilfe unter Federführung der Stiftung „Deutsches Forum
Kinderzukunft“ in Düsseldorf.
Das Projekt soll Modell für den Aufbau eines flächendeckenden Netzes früher Hilfen im
Bereich des Gesundheitswesen und der Jugendhilfe in Nordrhein-Westfalen werden und
bezieht dabei die Erfahrungen bereits funktionierender Netzwerke vor Ort mit ein. Aus den
Ergebnissen des Projektes sollen die Grundlagen für eine Regelversorgung in NRW unter
Beteiligung der Krankenkassen und der Kommunen entwickelt und anschließend in die
Praxis umgesetzt werden. Unterstützung erfolgt ebenfalls durch die kommunalen Jugendund Gesundheitsämter, die ihre Zusammenarbeit mit dem Projektvorhaben und den
beteiligten Kliniken intensivieren.
Der südliche Rhein-Erft-Kreis (REK), mit der Geburtsklinik in Brühl, ist als kooptierter
Standort direkt in das Vorhaben eingebunden, finanziert die Projektphase allerdings
größtenteils aus eigenen Mitteln. So wird die Koordinierungsstelle mit einer
Kinderkrankenschwester in der Klinik mit 10 Fachleistungsstunden wöchentlich durch das
Sozialpädiatrische Zentrum (SPZ) des REK in Kerpen getragen; außerdem wird der
Einsatz der Familienhebammen über das SPZ abgerechnet. Sollten ergänzend
erzieherische Hilfen erforderlich sein, so würden diese im Rahmen der §§ 27 ff. SGB VIII
geleistet.
2008 wurden im REK 3.800 Kinder geboren, davon ca. 750 im Marienhospital in Brühl.
Ausgehend von einer Quote von durchschnittlich 7,5 % sog. Risikogeburten, also Kindern
bzw. Familien, die bei der Geburt deutliche psychosoziale Risikofaktoren aufweisen, ist
von einem „Fallaufkommen“ von ca. 50-60 Kindern bzw. Familien auszugehen, die
nunmehr allerdings zu dem frühestmöglichen Zeitpunkt versorgt und unterstützt würden,
mit dem Ziel, schwerwiegende problematische Entwicklungsverläufe und langfristige
Maßnahmen zu vermeiden.
Am 19.01.2011 fand die Auftaktveranstaltung in der Geburtsklinik in Brühl statt mit
zahlreichen Vertretern der Gesundheits- und Jugendhilfe aus Brühl, Hürth, Wesseling und
Erftstadt. Start der 18-monatigen Projektphase wird der 01.03.2011 sein. Das Pilotprojekt
wird durchgängig evaluiert, d.h. die Risikofälle werden systematisch erfasst, analysiert und
nach Risikostufe, Vorsorgeverhalten und passgenauem Einsatz „früher Hilfen“ bewertet.
Weitere Informationen sind dem als Anlage beigefügten Newsletter zu entnehmen.
I.V.
(Erner)
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