Daten
Kommune
Pulheim
Größe
5,7 MB
Datum
05.12.2017
Erstellt
20.11.17, 17:01
Aktualisiert
20.11.17, 17:01
Stichworte
Inhalt der Datei
AAB - ARCHÄOLOGISCHE AUSGRABUNGEN & BAUPROJEKT BETREUUNG Propststraße 1 10178 Berlin
T (030) 2941870 M (0172) 9174547 Fax (030) 5173 9278 E-Mail aab-archaeologie@t-online.de URL http://www.aab-archaeologie.de
Abschlussbericht über die archäologische Sachverhaltsermittlung
NW 2016/1024 in Pulheim, BP. 114.
Auftraggeber:
Stadt Pulheim
Alte Kölner Straße 26
50259 Pulheim
Obere Denkmalbehörde:
Rhein-Erft-Kreis, Der Landrat
Referat für kulturelle Angelegenheiten/Kreisarchiv
Amt 47
Frau Ursula Ott
Willy-Brandt-Platz 1
50124 Bergheim
Fachaufsicht:
Landschaftsverband Rheinland
LVR Amt für Bodendenkmalpflege
Abteilung Praktische Bodendenkmalpflege
Endenicher Strasse 133
52115 Bonn
(im folgenden LVR-ABR genannt)
Archäologisches Fachunternehmen:
AAB - Archäologische Ausgrabungen + Bauprojekt Betreuung
Propststraße 1
10178 Berlin
ABSCHLUSSBERICHT ZUR ARCHÄOLOGISCHEN SACHVERHALTSERMITTLUNG NW 2016/1024 IN PULHEIM, BP. 114
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Inhaltsverzeichnis
1. Projektbeschreibung
3
2. Topographische und bodenkundliche Verhältnisse
3
3. Technischer Grabungsablauf
6
4. Sondageergebnisse
6
4.1 Statistische Befundauswertung
6
4.2 Typologische Befundauswertung
6
4.3 Chronologische Befundauswertung
7
4.3.1 Neolithikum
8
4.3.2 Eisenzeit
13
4.3.2.1 Hofareal 1
13
4.3.2.2 Hofareal 2
19
4.2.3 Ausgewählte eisenzeitliche Befunde
20
4.3.2.4 Ausgewähltes eisenzeitliches Fundmaterial
21
4.3.3 Römische Kaiserzeit
22
4.3.3.1 Ausgewählte römische Befunde
23
4.3.3.2 Ausgewähltes römisches Fundmaterial
25
5. Zusammenfassung und Ausblick
ABSCHLUSSBERICHT ZUR ARCHÄOLOGISCHEN SACHVERHALTSERMITTLUNG NW 2016/1024 IN PULHEIM, BP. 114
26
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1. Projektbeschreibung
Im Vorfeld der Planungen zu einem etwa 14 ha umfassenden Neubaugebiet im Südwesten der Stadt
Pulheim, führte das LVR-ABR zwischen 1996/1997 umfangreiche Prospektionen zur Lokalisierung
bislang unbekannter archäologische Fundstellen innerhalb des gesamten Planungsareals durch.
Hinsichtlich der bekannten römischen Trümmerstelle OA 0000/9154 sowie der guten Erhaltung der
knapp 800 m südöstlich freigelegten neolithischen Off-Site-Befunde der Maßnahme NW 2013/1046
erschien aus bodendenkmalpflegerischen Aspekten eine archäologische Sachverhaltsermittlung in
diesem Areal gerechtfertigt, die durch acht geplante Sondageflächen A bis H (Sondage: B = 100 m;
Sondagen: A,C-H = 50 m) von jeweils 10 m Breite und insgesamt 0,45 ha Gesamtfläche erfolgte.
Aufgrund der in den Sondagen A-H ermittelten hohen Befunddichte an neolithischen Off-Site-Befunden, sowie eisenzeitlicher und römischer Siedlungsbefunde wurde die archäologische Untersuchungsfläche um insgesamt knapp 1,45 ha innerhalb der projektierten Strassentrassen des
Neubaugebiets erweitert (s. Anhang 1: Gesamtplan).
Abb. 1: Lageskizze der archäologischen Sondageschnitte A-H (o.M.)
2. Topographische und bodenkundliche Verhältnisse
Die Sondageflächen der Maßnahme NW 2016/1024 liegen am südlichen Ortsrand der Stadt Pulheim
in einem schwach reliefierten Bereich der unteren Mittelterrasse auf einer Höhe von ca. 60,36 bis
56,90 m ü.NN.
Topographisch wird das Untersuchungsgebiet durch eine NW-SO ausgerichtete Geländekuppe aus
würmzeitlich abgelagerten Löß bestimmt, deren Kanten zum südöstlich gelegenen Pulheimer Bach
ebenso steil abfallen, wie nach Nordosten, wo sich im Bereich der Flur „an der Mühle“ eine Nord-Süd
ausgerichtete Mulde im Gelände abzeichnet. Ebenfalls steil ist der Geländeabfall gegen Südwesten,
lediglich gegen Nordwesten erfolgt der Geländeabfall seicht und in Form eines verhältnismäßig ebenen Rückens.
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Der Bodenaufbau innerhalb der Sondageschnitte – und damit einhergehend die Befunderhaltung –
variiert trotz des gegen Südosten abfallenden Oberflächenreliefs und den daraus resultierenden
Gefällstrecken kaum. So offenbarten die innerhalb der Sondageschnitte A-H angelegten Geoschnitte
eine analoge Stratigraphieabfolge einer zu einer Parabraunerde degradierten Lößdecke.
Diese besteht aus einem ca. 0,35-0,50 m mächtigem Humusoberboden (AP) oberhalb eines bis zu
0,35 m starken Bt-Horizonts aus kohärentem, mittelbraunem, leicht fleckigem, schluffig-lehmigem
Löß, gefolgt von einer bis zu 0,25 m mächtigen, teilweise bereits durch den Pflug und Erosion degradierten stark fleckigen Schwarzerde- bzw. Bht-Schicht, oberhalb eines zw. 0,20-0,45 m starken
Lamellenhorizonts aus gebändertem gelbbraunem und hellgelbbraunem schluffig-lehmigem Löß,
sowie einem darunter liegendem Cv-Horizont aus ausgebleichten, gelbbraunem lehmigem Schluff und
abschließend dem anstehenden C-Horizont aus hellgelbbraunem Schluff/Löß (Abb. 2-5).
Abb. 2: Geoschnitt Sondageschnitt E (AB 94)
Abb. 3: Geoschnitt Sondageschnitt D (AB 61)
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Abb. 4: Geoschnitt Sondageschnitt B (AB 123)
Der unter dem Bt-Horizont – bei dem es sich offenbar um ein bereits stark verbrauntes Kolluvium aus
mittelbraunem Schluff handelt – konservierte Bht-Horizont aus intensiv kohlenstoffhaltiger Schwarzerde/Black-Carbon-Soil konnte mit Ausnahme der am höchsten gelegenen nördlichen Untersuchungsflächen, in denen er zumeist bereits erodiert war, in mehr oder weniger stark degradierter
Form in allen Schnitten als großflächige bzw. polymorphe Schichtreste dokumentiert werden. Vor
allem in AB 37, der eine noch heute im Gelände erkennbare Geländedepression durchschnitt, war
dieses Substrat noch flächig als bis zu 0,20 m starke Schicht erhalten (Abb. 5).
Abb. 5: Neolithischer Baumwurf St. 39 konserviert unter der Schwarzerdschicht St.
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Die Erhaltungsbedingungen der Schwarzerde/Black-Carbon-Soil – ob es sich um großflächige
Schichtreste oder nur noch um kleinere polymorphe Relikte ehemaliger Wurzelballen/-teller handelt –
lassen sich demnach als Indiz zur Rekonstruktion des mittlerweile erodierten nachsteinzeitlichen Oberflächenreliefs sowie dessen Bewuchsdecke und somit zur anthropogenen Landschaftsgenese heranziehen.
3. Technischer Grabungsablauf
Die Geländearbeiten der ersten Grabungskampagne innerhalb des BP. 114 unter der Aktivitätsnummer NW 2016/1024, begannen am 21.03.2016 mit dem maschinellen Oberbodenabtrag in AB 37
und endeten zunächst am 16.11.2016 mit Abschluss der archäologischen Befundbearbeitung in AB
528.
Aufgrund der Ergebnisse der ersten Grabunsgkampagne folgte im Jahr 2017 eine durch das LVRABR beauflagte zweite Grabungskampagne unter derselben Aktivitätsnummer, die eine vollständige
bauvorgreifende archäologische Untersuchung der projektierten Straßentrassen innerhalb des BP. 114
vorsah. Diese umfasste den Zeitraum vom 29.06.2017 bis zum 29.09.2017 wobei innerhalb der untersuchten Gesamtfläche von knapp 1,45 ha insgesamt 782 Bodenverfärbungen lokalisiert und als
vermeintlich anthropogene Befunde definiert werden konnten.
Von den so definierten 782 Befunden wurden entsprechend den Vorgaben des LVR-ABR insgesamt
204 Stellen geschnitten und photographisch, zeichnerisch und deskriptiv im Rahmen des Stellenkartensystems dokumentiert.
4. Sondageergebnisse
Mit Ausnahme der beiden westlichen bzw. südwestlichen Arbeitsbereiche St. 903 und St. 935, die
aufgrund eines bereits stark erodierten und zudem durch die rezente Nutzung als Baumschule gestörten Bodenaufbaus keine archäologisch relevante Befunde mehr aufwiesen, konnten in allen untersuchten Sondageschnitten anthropogene Befunde angetroffen werden, deren chronologische Tiefe
nach Ausweis des Fundmaterials vom Neolithikum über die mittlere Eisen- bis hin zur römischen Kaiserzeit und abschließend in die jüngere Neuzeit reicht.
4.1 Statistische Befundauswertung
Insgesamt umfasst die Grabungsdokumentation im Bereich des BP. 114 in Gänze 820 Stellen, davon
entfallen 38 Stellen auf übergeordnete Grabungs- bzw. Arbeitsbereiche, weitere sechs Stellen auf
„Natürliche Störungen“ biogenen und/oder geogenen Ursprungs sowie abschließend 776 Stellen auf
anthropogene Befunde neolithischer bis neuzeitlicher Zeitstellung.
4.2 Typologische Befundauswertung
Übergeordnet umfassen die insgesamt 776 anthropogenen Befunde sowohl On- als auch Off-SiteBefunde. Handelt es sich bei ersteren um Zeugnisse eisenzeitlicher und römischer Siedlungsaktivitäten repräsentieren letztere ausschließlich Relikte neolithischen Brandrodung und Jagdtechniken.
Die graphische Zusammenstellung des Gesamtbefundspektrums zeigt ein typologisch und quantitativ
differenziertes Bild:
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Feuerstelle
4
Graben
12
Grube
30
Latrine/Kloake/Abortgrube
1
Moderne Störung
210
Grab
3
Natürliche Störungen
6
Ofen
2
Pfostengrube
77
Schicht
1
Schwarzerderelikt
420
Speichergrube
12
Ton-,Kies-, Mergelgrube/Erdentnahmest.
4
Typologische Befundverteilung der Maßnahme NW 2016/1024
Den vorherrschenden Befundtyp repräsentieren mit 53,7% die als Off-Site-Befunde zu charakterisierenden Schwarzerderelikte, wobei unter diesem Oberbegriff sowohl Gruben unterschiedlichster Dimensionen und Formgebung, als auch Schichtreste und vor allem intentionell als Jagdfallen angelegte
„Schlitzgruben“ summiert werden.
Danach folgen mit 26,9% die archäologisch zu vernachlässigenden, als „Modernen Störungen“ definierten Bodeneingriffe der Baumschule und des Kampfmittelräumdienstes.
Quantitativ deutlich geringer als die Off-Site sind die On-Site oder Siedlungsbefunde, bei denen es
sich mehrheitlich um Pfostengruben (9,8%) sowie um multifunktionale Gruben (3,8%) und spezielle,
als Getreidespeicher und/oder Erdkeller genutzte Speichergruben (1,5%) handelt.
4.3 Chronologische Befundauswertung
Entsprechend der typologischen, zeigt auch die chronologische Zusammensetzung des Gesamtbefundspektrums ein deutliches Verteilungsbild:
Jung- bis Spätneolithikum
Hallstatt D bis Frühlatène
Römisch, 1.-4. Jh.
Neuzeit, 16.-20. Jh.
Neuzeit, Nachkriegszeit
unbekannt
420
76
63
2
210
5
Chronologische Befundverteilung der Maßnahme NW 2016/1024
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Mit 54,1% und damit mehr als die Hälfte des Gesamtbefundspektrums repräsentieren die neolithischen Befunde, wiederum gefolgt von den archäologisch zu vernachlässigenden nachkriegszeitlichen
Befunden der Baumschule und des Kampfmittelräumdienstes mit 27,1%.
Interessanterweise halten sich die mitteleisenzeitlichen Siedlungsbefunde mit 9,8% und die Befunde
der nachfolgenden provinzialrömischen villa rustica mit 8,1% annähernd die Waage, wobei anzumerken bleibt, dass von den römischen Befunden lediglich ein kleiner zentraler Siedlungsausschnitt erfasst wurde und der Großteil des Siedlungsareals ausserhalb der Betrachtung blieb.
Im folgenden werden die Befunde entsprechend ihrer chronologischen Abfolge zunächst in ihrer Anzahl, Verteilung und Erhaltung dargestellt und im Anschluß anhand ausgewählter aussagefähiger Befunde kursorisch besprochen.
4.3.1 Neolithikum
Mit insgesamt 420 Stellen, stellen die neolithischen Schwarzerderelikte die größte Befundfazies dar.
Das neolithische Befundspektrum, bei dem es sich ausnahmslos um Off-Site-Befunde handelt, umfasst in erster Linie diffus abgrenzbare Gruben unterschiedlichster Formgebung und Größe, groß- und
kleinflächige Überreste einer regelhaft degenerierten, partiell jedoch kolluvial konservierten Schwarzerdeschicht von bis zu 0,20 m Mächtigkeit, sowie insgesamt sieben Schlitzgruben.
Der Begriff „Schwarzerde“ wird in diesem Zusammenhang im Sinne von GERLACH/ECKMEIER 2012
synonym für ein stark dunkelbraun bis schwarzes Bodensubstrat verwendet, dessen Farbgebung auf
den hohen Anteil pyrogenen Kohlenstoffs oder auch Black Carbon zurückzuführen ist. Nach Ausweis
der 14C Datierungen handelt es sich bei dieser Mikro-Holzkohle, die zwischen 10-40% der organischen Substanz der „Schwarzerden“ ausmacht, um das Produkt einer ausgedehnten neolithischen
Brandwirtschaft. Intention dieser gezielt gelegten Brände war die Gewinnung von Kohlenstoff aus unvollständig verbrannter bzw. verschwelter Biomasse, durch die zum einen eine Nährstoffanreicherung
der Böden bei gleichzeitiger pH-Wert-Erhöhung, zum anderen ein Aufheizeffekt des durch die Holzkohle geschwärzten Oberbodens erreicht und letztendlich eine deutliche Ertragssteigerung ermöglicht
wurde.
Wie die Verteilung innerhalb des Gesamtplans erkennen lässt, streuen die Schwarzerderelikte ohne
erkennbare Konzentrationen über die gesamte Untersuchungsfläche des BP. 114 und sind demzufolge als Relikte des anthropogen veränderten Oberflächenreliefs sowie dessen Bewuchses während
des Neolithikums zu interpretieren.
Im Planum zeichneten sich die Schwarzerderelikte als diffuse Verfärbungen vom anstehenden Sediment ab. Kennzeichnend war zumeist eine Konzentration des dunkelbraun-schwarzen, von einem
subpolyedrischen Rissgefüge durchzogenes humos-tonig-schluffiges Verfüllsubstrat bzw. Bht-Materials im Befundzentrum, das zu den Befundrändern radial diffundierte. Entsprechend konnten die realen
Befunddimensionen regelhaft erst nach Anlage der Profilschnitte erfasst werden, aufgrund dessen
Planums- und Profilzeichnungen teilweise deutlich voneinander abweichen.
Die aufgedeckten Schwarzerderelikte wiesen im Planum zumeist eine unregelmäßig runde bis ovale
Form von min. 0,20 m bis max. 3,40 m Durchmesser auf. Auch die Grubenprofile zeigten überwiegend flachschräge, wellig-konvexe Wandungsverläufe mit runden, zumeist fließenden Übergängen in
unregelmäßig wellig-konvexe Sohlen.
Entsprechend ihrer Größe und Morphologie, lassen sie sich als Überreste kleinerer Wurzelballen und
großdimensionierte Wurzelteller umgeworfener und/oder gezogener Bäume sowie einer regelhaft degenerierten, partiell jedoch kolluvial konservierten Schwarzerdeschicht interpretieren.
Intentionell-anthropogenen Ursprungs sind die europaweit dokumentierten sog. „Schlitzgruben“, „fentes" bzw. „V- or Y-shaped pits“, von denen mit den St. 362, 494, 500, 534, 540, 547, 869 und 1020
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insgesamt acht Exemplare dieses ungewöhnlichen Befundtyps innerhalb der knapp 1,45 ha umfassenden Sondageflächen des BP. 114 erfasst werden konnten.
Im Gegensatz zu bekannten Fundplätzen in Frankreich oder Österreich treten die in Pulheim dokumentierten Schlitzgruben nicht linear in kurzen sondern vielmehr isoliert und in großen Abständen zueinander auf. Eine einheitliche Ausrichtung ist dabei ebensowenig festzustellen, wie eine Uniformität in
Bezug auf Größe oder Formgebung. Die Ursache für dieses Phänomen könnte in ihrer Datierung liegen, wonach die Schlitzgruben nicht zeitgleich in Funktion und daher ohne chronologischen und
räumliche Bezug zueinander angelegt wurden.
Die Datierung der Schlitzgruben gestaltet sich mangels datierbaren Fundmaterials generell schwierig.
Für Pulheim liegen lediglich aus dem Schlitzgrubenkomplex St. 3, 120-122 zwei Wand- und eine
Randscherbe vor, die nach freundlicher Auskunft von Frau Dr. S. Scharl (UFG-Köln) die charakteristische Warenart Michelsberger Gefäßeramik aufweisen
Stelle 362
Befundansprache:
Datierung:
„Schlitzgrube“
Neolithikum
Die Schlitzgrube 362 lag inmitten des eisenzeitlichen Hofareals 1. Zunächst schien es, als handle es
sich bei dem im Planum ovalen Befund aufgrund seines Befundkontextes sowie seines hellgrauen
Verfüllsubstrats um eine eisenzeitliche Vorrats-/Kellergrube. Nach Anlage des konventionellen AB-Profilschnitts zeigte sich jedoch, dass die im Planum dokumentierte Befundkontur vielmehr zu dem Erosionstrichter einer mit Schwarzerde verfüllten Schlitzgrube gehörte (Abb. 7).
Abb. 7: „Schlitzgrube“ St. 362 Planum 1 (oben links), Planum 7 (rechts), Querprofil (unten rechts)
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Die im ersten Planum unregelmäßig ovale Grube von 2,03 x 1,53 m Größe zeichnete sich auf Planumsniveau 2 klar anhand ihres charakteristischen Schwarzerdesubstrats als lang-ovaloide, 357° NW
ausgerichtete Verfärbung von 1,60 x 1,12 m Größe vom anstehenden Sediment ab.
Das Querprofil innerhalb des angelegten AB-Profils zeigte die für die Schlitzgruben des Typs 3 charakteristischen steilschrägen Wandungsverläufe, die gerundet in eine ebene Sohle übergingen. Das Verfüllsediment der maximal 1,78 m tief erhaltene Grube bestand aus einem mittelgrau-braunem schluffig-tonigen Substrat mit wenigen schwärzlich-humosen Einschlüssen im unteren Grubensegment. Im
direkten Umfeld der Grube zeigte sich zudem ein bis an die Befundgrenzen heranziehender Bbt- bzw.
Lamellenhorizont aus helleren und dunkleren Schichten tonigen Schluffs, sowie ein anschließender BtHorizont aus mittelbraunen schluffig-tonigen Löß, der die Grubenkonturen als weitläufige Corona
nachzeichnete.
Stelle 500
Befundansprache:
Datierung:
„Schlitzgrube“
Neolithikum
Die zentral innerhalb des AB 463
gelegene Schlitzgrube St. 500
zeichnete sich auf Planumsniveau 1
bei 59,47 mNN klar anhand ihres
charakteristischen Schwarzerdesubstrats als ovale, 58° NO ausgerichtete Verfärbung von 2,11 x 0,58
m Größe vom anstehenden Sediment ab (Abb.8). Bei Anlage ABProfil zeigte sich in knapp 0,30 m
Tiefe, dass es sich bei dem zunächst als einfachen Baumwurf
interpretierten Befund um eine
Schlitzgrube des Typs 3 handelte.
Entsprechend wurde das angelegte
AB-Profil zu einem Kreuzschnitt mit
stehenden Profilstegen erweitert
und der Befund sukzessive in fünf
Plana abgetieft. Das Querprofil innerhalb des angelegten AB-Profilstegs zeigte die für die Schlitzgruben des Typs 3 charakteristischen
steilschrägen Wandungsverläufe,
die gerundet in eine konvexe Sohle
übergingen (Abb. 9). Das fundleere
Verfüllsediment der maximal 1,55
m tief erhaltene Grube bestand aus
einem mittelgrau-braunem schluffig-tonigen Substrat mit wenigen
schwärzlich-humosen Einschlüssen
im unteren Grubensegment. Im direkten Umfeld der Grube zeigte
sich zudem ein bis an die Befundgrenzen heranziehender Bbt- bzw.
Abb. 8: „Schlitzgrube“ St. 500, Planum 4
Abb. 9: „Schlitzgrube“ St. 500, AB-Profil
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Lamellenhorizont aus helleren und dunkleren Schichten tonigen Schluffs, sowie ein anschließender BtHorizont aus mittelbraunen schluffig-tonigen Löß, der die Grubenkonturen als weitläufige Corona
nachzeichnete und augenscheinlich durch die Schwarzerde des Verfüllsubstrats gebildet worden war.
Bemerkenswert ist darüber hinaus eine weitere, unterhalb des Befunds erkennbare grubenartige Verfärbung, die entlang ihrer Ränder ebenfalls mit Schwarzerde verfüllt war. Hierbei könnte es sich möglicherweise um die Überreste eines Tierbaus handeln, der erst im Anschluß an die Verfüllung der
Schlitzgrube sowie der bereits ausgebildeten Corona entstanden sein muss.
Stelle 869
Befundansprache:
Datierung:
„Schlitzgrube“
Neolithikum
Die in AB 841, oberhalb der villa
rustica gelegene Schlitzgrube
St. 869 zeichnete sich auf
Planumsniveau 2 bei 59,78
mNN klar anhand ihres charakteristischen Schwarzerdesubstrats als lang-ovaloide, 72° NO
ausgerichtete Verfärbung von
2,79 x 0,54 m Größe vom anstehenden Sediment ab (Abb.
10). Das Querprofil innerhalb
des angelegten AB-Profils zeigte wiederum die für die Schlitzgruben des Typs 1 charakteristischen, annähernd senkrechten Wandungsverläufe, die gerundet in eine schwach konvexe Sohle übergingen (Abb. 11).
Das fundleere Verfüllsediment
der maximal 1,55 m tief erhaltene Grube bestand aus einem
mittelgrau-braunem schluffigtonigen Substrat mit wenigen
schwärzlich-humosen Einschlüssen im unteren Grubensegment. Im direkten Umfeld der Grube zeigte sich zudem die bereits bekannte, Corona aus Bbt- bzw. Lamellenhorizont sowie anschließendem
Bt-Horizont aus mittelbraunen
schluffig-tonigen Löß.
Abb. 10: „Schlitzgrube“ St. 869, Planum 1
Abb. 11: „Schlitzgrube“ St. 869, Querprofil
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Stelle 1020
Befundansprache:
Datierung:
„Schlitzgrube“
Neolithikum
Eine Überraschung bildete die in
AB 1015 gelegene Schlitzgrube
St. 1020. Sie zeichnete sich auf
Planumsniveau 1 bei 59,78 mNN
zunächst nur diffus anhand ihres
charakteristischen Schwarzerdesubstrats als lang-rechteckige,
90° O ausgerichtete Verfärbung
von 2,20 x 0,60 m Größe vom
anstehenden Sediment ab (Abb.
12). Das Querprofil innerhalb des
angelegten AB-Profils zeigte wiederum die für die Schlitzgruben
des Typs 2 charakteristischen,
steilschrägen Wandungsverläufe,
die gerundet in eine stark konvexe Sohle übergingen (Abb. 13).
Das fundleere Verfüllsediment der
maximal 1,22 m tief erhaltene
Grube bestand aus einem mittelgrau-braunem schluffig-tonigen
Substrat mit wenigen schwärzlich-humosen Einschlüssen im
unteren Grubensegment. Im direkten Umfeld der Grube zeigte
sich zudem die bereits bekannte,
Corona aus Bbt- bzw. Lamellenhorizont sowie anschließendem
Bt-Horizont aus mittelbraunen
schluffig-tonigen Löß.
Abb. 12: „Schlitzgrube“ St. 1020, Planum 1
Abb. 13: „Schlitzgrube“ St. 1020, Querprofil
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4.3.2 Eisenzeit
Im Gegensatz zu den vorangehenden neolithischen Off-Site Befunden, handelt es sich bei den bislang
aufgedeckten eisenzeitlichen Befunden ausnahmslos um Siedlungsbefunde. Aufgrund ihrer räumlichen Lage und Bezug zu einander lassen Sie sich – ergänzend zu dem ebenfalls eisenzeitlichen Siedlungsareal im Nordwesten von BP. 115 – als zwei separierte Hofareale interpretieren.
4.3.2.1 Hofareal 1
Die Mehrzahl der aufgedeckten 76 eisenzeitlichen Befunde gehören zu einem HaD/LtA zeitlichen Einzelgehöft, wie es bereits SIMONS 1989 als charakteristischen Siedlungstyp des 5. Jhs. v. Chr. in den
Rheinischen Lößbörden herausgearbeitet hat.
Das unbefestigte Siedlungsareal lag im Südosten des BP. 114 auf einem nahezu ebenen Plateau entlang der gegen Südosten zum Pulheimer Bach hin abfallenden Terrassenkante auf etwa 57,50 mNN.
Innerhalb der sukzessive untersuchten 3600 m2 großen Sondagefläche konnten die Siedlungsgrenzen
aufgrund abnehmender Befunddichten klar definiert werden.
Die räumliche und konstruktive Konzeption von Hofareal 1 entspricht dem von SIMONS 1989 herausgearbeiteten Befundkanon. Zum Befundspektrum gehören neben sechs einfach konstruierten kleindimensionierten Pfostenständerbauten, acht entlang der Siedlungsperipherie angeordnete Vorrats-/
Kellergruben (St. 221, 226, 284, 302, 309-310, 803 und 840), 13 multifunktionale Siedlungsgruben
(St. 304, 307-308, 344, 350, 363-364, 367, 370, 377-378, 802 und 832) sowie eine Materialentnahmegrube (St. 343).
Bemerkenswert ist vor allem die Lage der Gebäude innerhalb des Siedlungsareals. Deutlich lassen
sich zwei, im Abstand von knapp 20 m zueinander errichtete Gebäudezeilen aus jeweils drei, NW-SO
ausgerichteten Pfostenbauten erkennen (Abb. 14-15). Übereinstimmung zeigen die beiden Gebäudezeilen sowohl in der Anzahl und Ausrichtung ihrer Pfostenbauten, als auch in deren Bauweise und
Größe, sowie dementsprechend auch in ihrer Funktion. So folgen einem größer dimensionierten 6Pfostengebäude, jeweils zwei kleindimensionierte 4- bzw. 5-Pfostenbauten. Wenngleich die Grundflächen der beiden Pulheimer 6-Pfostenbauten innerhalb des von KELZENBERG 2013 zusammengestellten, regionalen Größenvergleich verhältnismäßig klein sind, werden sie aufgrund ihrer größeren Dimensionen offenbar dennoch als Wohngebäude genutzt worden sein. Demgegenüber dienten die
kleineren 4- und 5-Pfostengebäude offenbar als Wirtschafts-, Stall- bzw. Speicherbauten.
Spekulativ bleibt, ob beide Häuserzeilen zeitgleich oder nacheinander bestanden, hier gibt das HaD/
LtA-zeitliche keramische Fundmaterial bedauerlicherweise keine Klärung.
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Abb. 14: Gebäudezeile 1,
Abb. 15: Gebäudezeile 2,
Grundriss 1 (rot), Grundriss 2 (grün), Grundriss 3 (magenta)
Grundriss 5 (Vordergrund), Grundriss 6 (Hintergrund)
Grundriss 1
Der aus den Pfostengruben St. 787, 788-789, 800-801 gebildete NW-SO ausgerichtete 6-Pfostenbau vom Typ 2 nach SIMONS 1989 bildete den nordwestlichen Abschluss der aus den Gebäuden 1 bis
3 errichteten nordwestlichen Häuserzeile 1 (Abb. 14, rot; Anhang 1).
Seine im Planum runden Pfostengruben von durchschnittlich 0,36 m Durchmesser wiesen im Profil
regelhaft senkrechte Wandungsverläufe auf, die gerundet in eine gerade bzw. getreppte Sohle übergingen. Sind die dokumentierten Erhaltungstiefen bereits bemerkenswert, fanden sich zudem in allen
Grubenverfüllungen eine überdurchschnittlich hohe Anzahl fragmentierter Gefäßkeramik sowie im
speziellen Fall von St. 800 zahlreiche großfragmentierte Scherben von insgesamt drei Töpfen sowie
zweier Webgewichte (Abb. 16, links). Darüber hinaus zeichnete sich bei der Pfostengrube St. 787 die
Standspur des ehemaligen Pfostens durch eine auffällige Holzkohlekonzentration im unteren Grubendrittel deutlich ab (Abb. 16, rechts).
Aufgrund seiner Seitenlänge von 3,30 x 3,30 m und der daraus resultierenden Grundfläche von knapp
10,90 m2 ist er der größte der aufgefundenen Grundrisse von Gebäudezeile 1 und wird wahrscheinlich als Wohngebäude gedient haben.
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Abb. 16: Keramikverfüllung in den Pfostengruben St. 787 & 800 von Grundriss 1
Grundriss 2
Im Abstand von nur 2,30 m folgte südöstlich von Grundriss 1 der aus den St. 792-793, 798-799 bestehende Grundriss 2. Der 4-Pfostengrundriss vom Typ 1 nach SIMONS 1989 besaß im Planum ebenfalls regelhaft runde Pfostengruben von durchschnittlich 0,34 m Durchmesser, die im Profil wiederum
senkrechte Wandungsverläufe und gerade bzw. getreppte Sohlen aufwiesen (Abb. 14, grün; Anhang
1).
Im Gegensatz zu den Pfostengruben von Grundriss 1 waren die Grubenverfüllungen des Grundrisses
2 gänzlich
frei von keramischen Funden, zeigten jedoch ausnahmslos unterhalb der Befundunterkante eine dünne Schicht aus Mn-Fe-Konkretionen, wie sie charakteristisch bei diesem wandständigen Konstruktionstyp – vor allem entlang der Wetterseite – zu beobachten ist (Abb. 17).
In Bezug auf seine Seitenlänge von 2,55 x 2,12 m und der daraus resultierenden Grundfläche von
knapp 5,4 m2 war dieses Gebäude nur halb so groß, wie der vermeintliche Wohnbau Grundriss 1 und
wird daher wahrscheinlich als Wirtschafts- bzw. Stallgebäude genutzt worden sein.
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Abb. 17: Pfostengruben St. 793 & 797 von Grundriss 2 mit Mn-Fe-Konkretionen
Grundriss 3
Den südöstlichen Abschluss der Gebäudezeile 1 bildete mit den St. 794-797 wiederum ein kleindimensionierter 4-Pfostengrundriss vom Typ 1a nach SIMONS 1989 (Abb. 14, magenta; Anhang 1).
Seine im Planum zumeist runden Pfostengruben waren mit durchschnittlich 0,32 m Durchmesser etwas kleiner als die seiner direkten Nachbarn, wiesen im Profil jedoch ebenfalls senkrechte Wandungsverläufe auf, die gerundet in eine gerade Sohle übergingen (Abb. 18). Auffällig ist die Erhaltungstiefe
der Pfostengruben, die mit durchschnittlich 0,18 m deutlich unter denen der Grundrisse 1 und 2 liegen. Die geringen Pfostengrubentiefen erstaunen um so mehr, da dieser konstruktiv einfache 4-Pfostenbau aufgrund seiner geringen Grundfläche regelhaft als gestelzter Speicherbau rekonstruiert wird,
wonach eine deutlich tiefere Gründung der Pfosten zu erwarten wäre. Obwohl in diesem Fall die Pfostengrubentiefen vor allem im Vergleich zu denen der übrigen Gebäude deutlich geringer ausfallen, wird
es sich angesichts der zahlreichen Analogien aufgrund seiner Konstruktionsweise und seiner geringen
Seitenlängen von gerade einmal 2,20 x 1,30 m und der daraus resultierenden Grundfläche von gerade
einmal 2,80 m2 offensichtlich um einen Speicherbau gehandelt haben. Darüber hinaus lässt sich auch
für diesen Speicherbau eine gestelzte Bauweise vermuten, bietet diese Variante doch die beste Möglichkeit sowohl Schädlings- als auch Pilzbefall zu minimieren.
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Abb. 19: Grundriss 4 , Pfostengrubenprofile mit Mn-Fe-Konkretionen
Grundriss 4
Übereinstimmend zu dem in Gebäudezeile 1 aufgedeckten Grundriss 1, handelte es sich bei diesem
aus den Pfostengruben St. 317-319 und 367, 371-372 gebildeten NW-SO ausgerichteten Gebäude
ebenfalls um einen 6-Pfostenbau vom Typ 2 nach SIMONS 1989 (Anhang 1).
Auch in diesem Fall bildete Grundriss 4 den nordwestlichen Abschluss der aus den drei Gebäuden 4
bis 6 errichteten NW-SO ausgerichteten Häuserzeile 2.
Im Gegensatz zu dem konstruktionsgleichen Gebäude 1 sind die dokumentierten Pfostengruben des
Gebäudes 4 deutlich kleiner dimensioniert. Die im Planum ebenfalls runden Pfostengruben besaßen
einen Durchmesser von durchschnittlich 0,25 m und eine Restbefundtiefe von noch 0,27 m (Abb. 19).
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Auffällig waren bei diesen Pfostengruben vor allem die starken Mn-Fe-Konkretionen unterhalb der regelhaft geraden Sohle. Hier scheint viel oberflächlich gesammeltes Regenwasser entlang der senkrechten Grubenwände abgelaufen zu sein und sich im Bereich der Grubensohle angestaut zu haben.
Entsprechend scheint es sich bei Gebäude 4, ebenso wie bei Gebäude 1 um einen ebenerdigen 6Pfostenbau gehandelt zu haben, der aufgrund seiner Seitenlängen von 3,40 x 3,00 m und der daraus
resultierenden Grundfläche von 10,20 m2 offensichtlich ebenfalls als Wohngebäude genutzt wurde.
Grundriss 5
Der aus den Pfostengruben St. 336-339, 341-342 gebildete, knapp 7 m südöstlich von Grundriss 4
gelegene Grundriss 5 gehört zu einem im Rheinland bislang selten dokumentierten 5-Pfostenbau mit
vorgelagertem Firstpfosten (Abb. 15, unten; Anhang 1), wie er häufig im nordfranzösich-südbelgischen Grenzgebiet bspw. in Vendresse “les Longues Fauchées”, Dep. Ardennes belegt ist.
Die erhaltenen Pfostengruben besaßen im Planum eine Runde Form von durchschnittlich 0,24 m
Durchmesser und zeigten im Profil regelhaft senkrechte bis steilschräge Wandungsverläufe, die gerundet in eine gerade Sohle übergingen. Aufgrund der geringen Pfostengrubentiefen von knapp 0,22
m sowie dem vermeintlichen Türpfosten St. 338 wird es sich bei Grundriss 5 um die Reste eines
ebenerdig genutzten Gebäudes gehandelt haben, wobei angesichts seiner vergleichsweise kurzen
Seitenlängen von 3,80 x 2,07 m und einer daraus resultierenden Gesamtfläche von gerade einmal
7,87 m2 eine Funktion als Wirtschafts- bzw. Stallgebäude am wahrscheinlichsten sein dürfte.
Abb. 20: Grundriss 5 mit geschnittenen Pfostengruben
Grundriss 6
Den südöstlichen Abschluss der Gebäudezeile 2 bildete Grundriss 6, ein durch die Pfostengruben St.
346-349 umrissener quadratischer 4-Pfostenbau vom Typ 1 nach SIMONS 1989 (Abb. 15, oben; Anhang 1).
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Obwohl dieser 4-Pfostenbau sowohl in seiner Konstruktionsweise, als auch in seinen Dimensionen
von 2,64 x 2,59 m Seitenlänge und einer Grundflächen von etwa 6,83 m2 seinem äquivalenten Grundriss 2 entspricht, zeigen sich deutliche Unterschiede in den dokumentierten Pfostengruben (Abb. 21).
Zwar besaßen die Pfostengruben im Planum eine ebenfalls runde Form von durchschnittlich 0,30 m
Durchmesser sowie senkrechte bis steilschräge Wandunsgverläufe mit runden Übergangen und geraden Sohlen, jedoch waren sie mit gerade einmal 0,21 m deutlich flacher gegründet als die Pfostengruben des Grundrisses 2 und wiesen zudem keine Mn-Fe-Konkretionen im Bereich ihrer Befundunterkanten auf. Entsprechend lässt sich für Grundriss 6 weder eine gestelzte noch eine ebenerdigwandständige Konstruktionsweise zweifelsfrei konstatieren.
Abb. 21: Grundriss 6 mit geschnittenen Pfostengruben
4.3.2.2 Hofareal 2
Im Gegensatz zu dem nordöstlich der villa rustica errichteten Hofareal 1, lassen sich die Siedlungsgrenzen des nordwestlich gelegenen vermeintlichen Hofareals 2 aufgrund der nur partiell erfassten
und weit voneinander entfernten Siedlungsbefunde nicht eruieren. Angesichts der großen Distanz von
etwa 33 m zwischen den beiden nordwestlich gelegenen Befunden St. 705 und 707 und der südöstlich angetroffenen St. 664 erscheint es sogar möglich, dass es sich bei diesen Befunden um isolierte
Befunde des Hofareals 1 handelt, wenngleich die Entfernung von ca. 129 m als etwas zu groß erscheint.
Erschwerend kommt hinzu, dass die drei aufgedeckten Befunde St. 664, 705 und 707, bei denen es
sich ausnahmslos um die Relikte ehemals tiefgründender Vorrats-/Kellergruben handelte, nur noch
0,20 m tief erhalten waren.
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4.2.3 Ausgewählte eisenzeitliche Befunde
Stelle 310
Befundansprache:
Datierung:
Vorrats-/Kellergrube
HaD/LtA
Die ovale, N-S ausgerichtete
Verfärbung von 1,35 x 1,15 m
Durchmesser lag knapp 22 m
östlich des Gebäudegrundrisses 4 und zeichnete sich im
Planum klar anhand ihres hellgrauen Verfüllsubstrats vom
anstehenden Sediment ab.
Im Profil zeigte die noch 0,53
m tief erhaltene Grube zwei
steilschräge Wandungsverläufe, die gerundet in eine
schwach konvexe Sohle übergingen (Abb. 22).
Das Verfüllsediment bestand
aus einem hell- bis mittelgrauAbb. 22: Mit Keramik, Rotlehm und Asche verfüllte Vorrats-/Kellergrube St. 310
en schluffig-tonigen Substrat
mit vielen Einschlüssen von
Rotlehm und Gefäßkeramikfragmenten sowie zahlreichen HK-Flittern, die sich im unteren Grubensegment vor allem unmittelbar
oberhalb der Grubensohle konzentrierten.
Stelle 840
Befundansprache:
Datierung:
Vorrats-/Kellergrube
HaD/LtA
Die runde Verfärbung von 1,20
m Durchmesser lag knapp
4,80 m nördlich des Gebäudegrundrisses 1 und zeichnete
sich im Planum klar anhand
ihres hellgrauen Verfüllsubstrats vom anstehenden Sediment ab.
Im Profil war die Grube noch
bis zu 0,88 m tief erhalten und
zeigte zwei charakteristische,
s e n k r e c h t - k o n k a v e Wa ndungsverläufe, die gerundet in
eine schwach konvexe Sohle
übergingen (Abb. 23).
Das Verfüllsediment bestand
Abb. 23: Zweischichtig verfüllte Vorrats-/Kellergrube St. 840
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aus dem typischen hell- bis mittelgrauen schluffig-tonigen Substrat mit vereinzelten Einschlüssen von
Gefäßkeramik und HK-Flittern jedoch zahlreichen Rotlehmpartikeln, die sich im unteren Grubensegment vor allem im unteren Grubensegment konzentrierten.
4.3.2.4 Ausgewähltes eisenzeitliches Fundmaterial
Sowohl quantitativ als auch qualitativ tritt das Fundmaterial aus dem Bereich von Hofareal 1 deutlich
hervor. Primär handelte es sich, abgesehen von zwei Webgewichten aus der Pfostengrube St. 800,
fast ausnahmslos um Gefäßkeramik. Das Typenspektrum umfasst vor allem autochthone handaufgebaute Gebrauchskeramik, wie bspw. ein mit hängenden Dreiecken verzierter Topf (Abb. 24) aber auch
Importkeramik, wie eine, nach Ausweis der Warenart aus dem Bereich der Aisne-Marne-Kultur importierte Schüssel mit tiefliegender, flächig ritzverzierter Bauchzone (Abb. 25), deren exakte Parallele in
einer zeitgleichen Siedlung in Brauweiler belegt ist.
Abb. 24: HaD/LtA Topffragment St. 218
Abb. 25: LtA Randscherbe St. 218
Importschüssel der Aisne-Marne-Kultur
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4.3.3 Römische Kaiserzeit
Aufgrund der kleinen Sondageflächen im Bereich der römischen Fundstellen repräsentieren die römischen Siedlungsbefunde lediglich die dritthäufigste chronologische Einheit mit insgesamt 68 Einzelbefunden.
Das Befundspektrum umfasst neben einem kolluvial konservierten Laufhorizont (St. 152), 28 Pfostengruben, 25 funktional nicht näher ansprechbare, größtenteils stark mit Asche und Siedlungsabfällen
verfüllte Siedlungsgruben, eine Latrine (St. 164), die Beschickungsgrube und die angrenzenden Feuerkanäle eines Ofens (St. 151) sowie den Umfassungsgraben (St. 181, 189, 197, 199, 201, 203, 205,
210, 214, 848, 852) der villa rustica.
Obwohl die römischen Befunde sich vor allem im Südwesten des Sondageschnitts AB 123 konzentrierten, lassen sich keine gesicherte Aussagen über die innere Bebauungsstruktur der villa rustica
treffen, zumal die aufgedeckten Siedlungsbefunde mit Ausnahme der St. 124, 136-138, 142-143 und
151 lediglich im Planum dokumentiert wurden.
Im Umfeld des vom Kampfmittelräumdienst angeschnittenen Ofens St. 151 lässt sich aus den Pfostengrubenpaaren St. 128/131, 125/133, 135/137,140/141 und 150/? lediglich ein unorthodoxer
Grundriss von annähernd 17 m2 Fläche rekonstruierten. Bei dem halbrundem, gegen Nordosten
(Hauptwindrichtung ist heute wie damals Westen) offenen Grundriss könnte es sich um eine einfache
Schutzwand bzw. Windfang oder gar apsidenartige Überdachung für den zentral gelegenen Ofen St.
151 handeln. Parallelen für eine solche Schutzkonstruktion liegen für das Rheinland bislang jedoch
nicht vor, so dass diese Rekonstruktion anhand entsprechender Profilschnitte noch zu veri- bzw. falsifizieren wäre.
Lassen sich auch über die Bebauungs- und Wirtschaftsstrukturen der villa rustica aufgrund der kleinen Sondageflächen keine Aussagen treffen, so lässt sich doch zumindest deren Bebauungs- bzw.
Wirtschaftsfläche anhand des dokumentierten Umfassungsgraben klar definieren.
Der rechteckige, NO-SW ausgerichtete Umfassungsgraben konnte im Nordwesten, als auch im Südwesten und Nordosten durch insgesamt elf Sondageschnitte (St. 175, 187, 195, 198, 200, 202, 204,
209, 213, 215, 847) abschnittsweise erfasst werden. Lediglich die Abgrenzung gegen Südosten, hinab zum Pulheimer Bach, ließ sich aufgrund der erosionsbedingt schlechten Befunderhaltung in diesem Bereich des Hangbereichs nicht mehr nachweisen. Aufgrund der im Nordosten und Südwesten
erfassten Ecken des Umfasssungsgrabens beträgt dessen Längsausdehnung insgesamt 97 m, wohingegen die Schmalseite erhaltungsbedingt lediglich auf einer Länge von knapp 50 m dokumentiert
werden konnte. Setzt man den von zahlreichen anderen villae rusticae in der Rheinischen Lößbörde
bekannten zumeist rechteckigen Grundrissss solcher Umfriedungen voraus, so liesse sich aufgrund
des regelhaften Längen-Breiten-Indixes von 2:3 bei einer Längsausdehnung von 97 m eine wahrscheinliche Länge von 67 m für die Schmalseiten und somit eine Gesamtfläche von knapp 6200 m2
eruieren (Anhang 1, rote Signatur).
Von besonderem Interesse sind zudem drei rechteckige Befunde (St. 171-173), die knapp 8 m südwestlich des Umfassungsgrabens erfasst werden konnten, da diese aufgrund ihrer Lage, Größe und
Formgebung als mögliche Grablegen interpretiert werden können.
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4.3.3.1 Ausgewählte römische Befunde
Von den ingesamt 68 im Planum aufgedeckten römischen Siedlungsbefunden wurden lediglich zehn
Befunde vollständig archäologisch bearbeitet, darunter der durch die Eingriffe des Kampfmittelräumdienstes massiv gestörte Befund St. 151 sowie die im Bereich des Südwestendes von AB 123 gelegene Grube St. 124.
Stelle 124
Befundansprache:
Datierung:
Grube
4. Jh.
Die nierenförmige Verfärbung
von 2,74 x 1,14 m Größe,
zeichnete sich im Planum klar
anhand ihres mittel- bis dunkelgrauen Verfüllsubstrats vom
anstehenden Sediment ab.
Im Profil war die Grube noch
bis zu 0,64 m tief erhalten und
zeigte steilschräge Wandungsverläufe, die gerundet in eine
ebene Sohle übergingen (Abb.
26).
Das Verfüllsediment bestand
aus dem typischen mittel- bis
dunkelgrauen schluffig-tonigen
Substrat mit zahlreichen Einschlüssen von Gefäßkeramik,
Holzkohle, Rotlehm und Knochen.
Stelle 151
Befundansprache:
Datierung:
Abb. 26: Stark mit Siedlungsabfällen verfüllte Grube St. 124
Ofen
4. Jh.
Durch einen massiven Eingriff des Kampfmittelräumdienst wurde der Befund beinahe zur Hälfte undokumentiert zerstört. Nach der Entnahme der Wiederverfüllung der Schürfung zeigte sich, dass der
maschinelle Eingriff direkt durch den ehemaligen Feuerkanal eines Ofens führte, wodurch nur noch
der zentrale Teil seiner durchgeglühten Sohle dokumentiert werden konnte (Abb. 27-28).
Mitsamt der gänzlich erhaltenen nordöstlichen Beschickungsgrube ergab sich eine langovale Verfärbung von ca. 2,43 x 1,14 m Ausdehnung.
Der im Negativ mit stehenden Profilstegen dokumentierte Ofen war bis zu 0,28 m tief erhalten und
zeigte senkrecht-konvexe Wandungsverläufe, die gerundet in eine schwach konvexe Sohle übergingen.
Das Verfüllsediment bestand aus dem typischen mittel- bis dunkelgrauen schluffig-tonigen Substrat
mit zahlreichen Einschlüssen von Gefäßkeramik, Holzkohle, Rotlehm, Eisennägeln, Glas und insgesamt fünf Folli (Abb. 29).
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Abb. 27: Ofen St. 151 im Negativ mit stehenden
Profilstegen
Abb. 28: Ofen St. 151 im Negativ nach Abbau der
Profilstege
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4.3.3.2 Ausgewähltes römisches Fundmaterial
Begründet durch die vorgegebene Bearbeitungsweise der römischen Befunde, die sich primär auf
eine reine Planumsdokumentation beschränkte, liegt ausschließlich begrenztes Fundmaterial vor,
welches aus dem bereits erwähnten Umfassungsgraben St. 181 sowie aus dem bereits durch den
Kampfmittelräumdienst gestörten Ofen St. 151 und aus der, durch die Anlage des Geoprofils von AB
123 geschnittenen Grube St. 124 stammte. Anhand des wenigen Fundmaterials lassen sich die
Siedlungsgrube St. 124 sowie der Ofen St. 151, auf Basis des vorhandenen Münzspiegels
absolutchronologisch in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts datieren. Demgegenüber weist das aus
dem Umfassungsgraben St. 181 geborgene keramische Typenspektrum jedoch ausschließlich
Gefäßformen des 1.-2. Jahrhunderts auf, so dass sich für die gesamte Fundstelle eine
Nutzungsperiode vom 1.-4. Jahrhundert postulieren lässt.
Abb. 29: Münzspiegel der 2. Hälfte 4. Jh.
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5. Zusammenfassung und Ausblick
Das archäologische Befundaufkommen innerhalb der insgesamt knapp 1,45 ha umfassenden Untersuchungsfläche lässt sich als dicht beschreiben und umfasst insgesamt 820 Befunde. Befundkonzentrationen lassen sich für die neolithischen Off-Site Befunde nicht erkennen, wohl aber für die römischen bzw. die vorangehende eisenzeitliche Siedlungsphase.
So konzentrieren sich die römischen Siedlungsbefunde in einem, durch einen Umfassungsgraben
markierten, etwa 6200 m2 großem Areal, dessen Zentrum mit dem bereits prospektierten Bodendenkmal OA 0000/9154 korreliert. Obwohl aufgrund der kleinen Sondierungsfläche keine Aussagen
zur inneren Gliederung der villa rustica getroffen werden können, so lässt sich zumindest deren Nutzungsdauer aufgrund des keramischen sowie numismatischen Typenspektrums vom 1.-4. Jahrhundert belegen.
Vergleichbar den römischen liegen auch die vorangehenden mitteleisenzeitlichen Siedlungsrelikte entlang derselben, zum südöstlich gelegen Pulheimer Bach hin abfallenden Geländekante. Das Siedlungsareal der aus zwei benachbarten Gebäudezeilen bestehenden Hofareals 1 konnte nach allen
Seiten klar erfasst werden und umfasst eine Fläche von etwa 3400 m2. Eine innere Gliederung der
Siedlung ist anhand der Befundverteilung klar erkennbar, so konzentrieren sich die Wohn-, Wirtschafts- und Speicherbauten entlang einer NW-SO ausgerichtete Achse im Südwesten des Nutzungsareals wohingegen die Speichergruben konzentriert entlang der südöstlichen und der einzige
nachgewiesene Ofen im Bereich der nordöstlichen Siedlungsperipherie angelegt wurden. Unklar
bleibt, ob beide Gebäudezeilen zeitgleich oder nacheinander besiedelt wurden, hier gibt das geborgene keramische Fundmaterial keinerlei verifizierbare Anhaltspunkte einer feinchronologischen Untergliederung.
Gänzlich anders verhält es sich mit den nordwestlich der villa rustica aufgedeckten Siedlungsbefunden des vermeintlichen Hofareals 2. Hier lassen sich aufgrund der bislang dokumentierten drei Siedlungsgruben weder die Grenzen des Siedlungsareals noch dessen Bebauungsstrukturen oder chronologische Stellung näher eingrenzen.
In Bezug auf die neolithischen Off-Site Befunde lassen sich anhand der gleichmäßigen Befundverteilung zwar keine Konzentrationen erkennen. Dies gilt sowohl für diffusen und polymorphen Schwarzerderelikte der anthropogenen Landschaftsgenese, als auch für die mit diesen geographisch und chronologisch assoziierten „Schlitzgruben“, die sich in großen Abständen hautsächlich entlang der mäßig
abfallenden Hangkanten des Geyener Berges verteilen.
Dr. des. Stephan Weber
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