Daten
Kommune
Pulheim
Größe
97 kB
Datum
14.11.2017
Erstellt
06.11.17, 18:31
Aktualisiert
06.11.17, 18:31
Stichworte
Inhalt der Datei
Vorlage Nr.:
313/2017
Erstellt am:
17.10.2017
Aktenzeichen:
II / 410
Mitteilungsvorlage
Gremium
TOP
Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit
ö. Sitzung
X
nö. Sitzung
Termin
14.11.2017
Betreff
Kunstprojekt Synagoge Stommeln
Mitteilung
Franz Erhard Walther hat zugesagt, das Synagogenprojekt fortzusetzen.
Der 1939 in Fulda geborene Franz Erhard Walther gilt als eine der Schlüsselfiguren der Gegenwartskunst, als Pionier
einer prozessorientierten, das Publikum aktiv einbeziehenden, partizipatorischen Kunst. In seinen seit den frühen 60erJahren entstandenen textilen Handlungs- und Kommunikationsobjekten revolutionierte er das traditionelle Verhältnis von
Künstler, Werk und Betrachter: Der Betrachter soll aus seiner passiven Haltung heraustreten und zu einer intellektuellen,
emotionalen und häufig auch körperlichen Auseinandersetzung mit den Werken angeregt werden.
Walther entwickelte zwischen 1963 und 1969 den „1. Werksatz“, eine 58-teilige Serie von Handlungsobjekten, die den
Betrachter einladen, Handlungen zu vollführen – sich auf sie zu stellen, sich in sie zu legen, sie sich umzulegen. Vollständig wird das Werk erst durch den Betrachter, durch seine reale oder auch nur vorgestellte Handlung. Indem aber
das Publikum das Werk vollendet, übernimmt es die traditionell dem Künstler zugewiesene Rolle. Die Einbeziehung des
menschlichen Körpers in die Werke wiederum lässt Handlung zu deren integralem Bestandteil werden und „Zeit“ zu
einer Kategorie der bildenden Kunst. Wie kaum ein anderer Künstler hat Walther somit die Definition, was Skulptur sein
kann, verändert und Generationen von nachfolgenden Künstlern beeinflusst.
„Franz Erhard Walther steht damit im Kontext der Entgrenzungsstrategien der Kunst der 1960er-Jahre, in denen die
Auffassung des Kunstwerks als materielles Objekt zugunsten eines erweiterten Kunst- und Werkbegriffs aufgegeben
wurde. In Happenings, Aktionen und Performances etwa wurden vorherrschende Kategorien wie Kunstwerk und Autor in
Frage gestellt. Dabei vertraten die Künstler den Anspruch, Kunst als Erfahrung, als Teilhabe an einem Ereignis oder
Prozess zu vermitteln. Die Hierarchie zwischen Künstler und Rezipient sollte aufgelöst und so die Kunst demokratisiert
werden.“ (http://ludwigforum.de/event/franz-erhard-walther-thinking-action/, Zugriff 16.10.2017)
Franz Erhard Walther studierte von 1957 bis 1961 an der Werkkunstschule in Offenbach am Main (heute Hochschule für
Gestaltung Offenbach) sowie der Hochschule für Bildende Künste in Frankfurt, von 1962 bis 1964 an der Kunstakademie Düsseldorf bei Karl Otto Götz. Nach seinem Studium ging Walther für vier Jahre nach New York. 1969 wurde er mit
seinem „1. Werksatz“ ins New Yorker Museum of Modern Art eingeladen, im gleichen Jahr nahm er teil an der legendären Berner Ausstellung „Live in your Head. When Attitudes Become Form“. Er war Teilnehmer der documenta 5 (1972),
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6 (77), 7 (82) und 8 (87). Er zeigte seine Werke in der Dia:Beacon, New York (2010), im MARTa Herford, (2011), in der
Hamburger Kunsthalle und in der Situation Kunst, Bochum (beide 2013). 2016 wurde er mit dem Kunstpreis Aachen
ausgezeichnet, die damit verbundene Ausstellung im Ludwig Forum ging in diesen Tagen zu Ende. 2017 wurde er als
bester Künstler mit dem Goldenen Löwen der Biennale in Venedig ausgezeichnet und hatte eine große Ausstellung im
Museo Reina Sofia, Madrid.
1971 übernahm Walther eine Professur an der Hochschule für bildende Künste Hamburg, die er bis 2005 innehatte. Zu
seinen Schülern gehörten u. a. John Bock, Rebecca Horn, Santiago Sierra, Christian Jankowski, Lili Fischer, Martin
Kippenberger und Jonathan Meese.
Franz Erhard Walther lebt und arbeitet heute in Fulda.