Daten
Kommune
Pulheim
Größe
1,6 MB
Datum
29.11.2017
Erstellt
20.11.17, 17:01
Aktualisiert
20.11.17, 17:01
Stichworte
Inhalt der Datei
Stellvertretende Sachkundige Einwohnerin des Umweltausschusses Pulheim
Sabine Braun
Aäi Eggprshof 19
50259 Pulheim
Sitzung des Umweltausschuss am 13.09.2017
hier: TOP 12 ,,Anlage von Wildblumenfl2lchen im Stadtgebiet"
Sehr geehrter Vorsitzender Dr. Nawrath,
entgegen dem Beschlussvorschlag der verwaltung auf die Anlage von wildblumenflächen im
str;߀nbegleitgaun zu verzicht€n, bitte ieh, folgentlen vorsehläg! zu beräten und positiv zu bescheiden:
Der Umweltausschuss beschließt, im vegetationszeitraum 2018 zu prufen, ob sich nicht der
Saum zwischen Straße und Fuß-/Radweg außerhalb der Ortschaften gnrndsätzlich für die Entwicklung von Bltiüsäumen (mit Wildblumenwiese ncharakter) eignet. Dazu wird ein _zweimaliger
Schnitt, der erste zwischen Anfang juni bis spätestens 15. Juni und der zweite ab Anfang September bis spätestens 15. September empfohlen. Das Schnittgut ist nach der Mahd abzutransportieren.
Die Entwicklung der Flächen wird genau dokumentiert auch mit Fotos - und dem Ausschuss
Ende 2018 zur weiteren Entscheidung vorgelegt.
Als Proj ektstraßen werden vorgeschlagen:
-
Orrer Straße ab Kreuzung Bonnstraße bis zur Stadtgrenze Köln-Esch
Venloer Straße ab Industriestraße bis zur Stadtgrenze mit KÖln am Wanderparkplatz
Pulheimer straße beginnend am Randkanal fortlaufend über worringer straße bis zum
Starenweg in Pulheim
Stommelner Straße ab Kreisverkehr am Sinnersdorfer Vogelbiotop bis zur Einmündung
der Hahnenstraße
Erläuterungen
In den Erläuterungen zur Beschlussfassung wird auf Seite 2, dritter Spiegelstrich, mitgeteilt, dass
die Anlage von Wildblumenflächen als StraßenbegleitgräLn nicht sinnvoll sei, da Kräuter und Gräser auf die Verkeksfläche kippen könnteq von Bürgem nach dem Verblühen als unattralliv empfunden würden und unter Bäumen eine Wildwiese sich nicht etablieren kÖrurte.
3 wird angegeben, dass versuche an der orrer straße durchgeftihrt wurdeq die aber
aufgegeben wurden, da Bür-ger sich über den ungepfle$en GrühstFeifen beschwerten. Dem ist
grundsätzlich entgegenzuhalten, dass GrüLnsäume, die an Landwirtschaftsflächen grenzen von
Herbizidspritzungen und Düngungen betroffen sind, die einerseits stärkeres Wachstum der Pflanzen ermöglichen, andererseits aber auch zu einer Artenverarmung führen. Der Saum zwischen
Weg und Straße ist davon nicht betroffen. Oft handelt es sich hier auch um Fremdbodenmaterial,
das rasch austrocknet und teilweise zu attraktiven Magerstandorten führen kann. Insbesondere im
Bereich entlang des Kanals bis Esch hat sich eine vielblütige kniehohe Saumgesellschaft aus Flo-
Auf seite
ckenblumen, Schafgarben und anderen Doldenblütlern, Leinkrautem, Wege/arten, HerbstlÖwenzahn, Malven, Spitzwegerich, Gräsem u.a.m. entwickelt. Nach der Wegwartenblüte dauerte es
nicht lange, bis sich durch die anderen Kräuter und Wildblumen ein neuer durchgehender Bluhaspekt aufbaute, der Mitte August seinen Höhspunkt eneichte. Auch zrvischen On und Pulheim
entwickelten sich erstmalig zwischen FußJ Radweg und Straße größere Bereiche mit Wildblu-
I
men, da, im Gegensatz zu den Jaken davor, in diesem Jahr das Straßenbegleitgrtin nicht so häufig
geschnitten wurde.
Leider wurde dieser schöne Blüüraspekt, ohne dass die meisten Blumen und Kräuter Samen ausbilden konnten, um den 20. Augusiherum abrupt durch Schnitt beendet. Dieser erlolgte gleichzeitig u.a. an der Bonnstraße, Venioer Straße, Pulheimer und Worringer Straße, als auch€letni.lner
Siraße. An diesen genannten Straßen wurden blühende Säume (häufig Doldenblütler), die teilweise gut ausgeprägt waren und durchgängig die Straßen begleiteten, mit einem Schlag beseiti$.
Daneben ügln die abgeernteten Felder. Für Insekten, für Bienen,
plötzlich die Nahr'ungsquellen zwischen den Siedlungen.
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n, . .,
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Schmetterlinge fehlten
Fehlende Blühsäume an wegen und straßen ist einer der Grü,nde, warum in den letzten 15-20
Jahren der Insektenbestand um 80 (!) Prozent zurückgegangen ist. Viele unserer Bestäuber, Wildbienen, Hummeln u.a. sind in Nordrhein-Westfalen mittlerweile ausgestorben, der überlebende
Rest steht zumeist auf der RoGn Liste. von Insekten abhangig sind u.a. unsere vÖgel, die u.a.
ihren Nachwuchs damit füttem. Schwalbenbruten sind z.B. in diesem Jahr aufgrund fehlender
Insektennahrung oder Spritzen der Felder mit Insektiziden im Bereich Hahnenstraße/Stommelner
Straße gestorben. Seit t-gOO ist der Bestand an VÖgeln um 80% zurückgegangen. Seit den 50er
Jahren um rd. 65 Prozent. Vergleichbar ist der Rückgang der wiesenblumen. Das wiesenschaumkraute beispielsweise ist, so das Bundesamt ftir Naturschutz, auf 27o seines ursprünglichen
Bestandes zurückgegangen.
Damit ergibt sich filr jeden Grundeigenti.iLrner, insbesondere auch frr die Kommunen, die veranr
wortung und Verpflichtung, alle MOglichkeiten auszuschöpfen, diesem dramatischen Sterben in
Eine dieser MÖglichkeiten ist es, wo immer mÖglich, an Wegen
*r"r"r N"t*
"ntgegenzutreten.
zu entwickeln.
und Straßen Bltiürsäume
Die beantragten Projektflächen enthalten sowohl vollsonnige Partien (Oner Str.) als auch beschattete (Venloe-r Str.) und teilweise von Fußgängem stark frequentierte Bereiche (Worringer Straße).
Damit ist eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Entwicklungsvoraussetzungen der
Grünsäune, die äuöh vöm SamönvolTät im Boden äbhangl, mÖglieh EinÖ größere Akzeptänz der
Bevölkerung kann auch dadurch eneicht werden, dass das Vorhaben bekanntgemacht wird.
Aus den oben genannten Gründen sollte die Stadt Pulheim nicht daraufverzichten, an Straßen und
Wegen Bltifrsäume anzulegen. Durch ein einjlihriges Projekt sollte die Basis frr eine fundierte
Enticheidung des Rates dei Stadt Pulheim fitn Stüh.au-" uls StraßenbegleitgrüLn geschaffen werden.
D
c.__
5-co,,,rr,
Sabine Braun
Stellvertretende Sachkundige Einwohnerin
des Umweltausschusses
t An der Erarbeitung des Vorschlags, der Stellungnahme war beteiligt: Hans{eorg Apitzsclq Sachkundiger Einwohner des Planungsausschusses der Stadt Pulheim
^
Eckelndustriestraße_VenloerStraße€StommelnerStraße
Stommelner Straße (alle Fotos vom 11.09.2017)