Daten
Kommune
Pulheim
Größe
2,0 MB
Datum
18.06.2015
Erstellt
11.06.15, 18:36
Aktualisiert
11.06.15, 18:36
Stichworte
Inhalt der Datei
Energiekonzept Neubaugebiet
Im Auftrag der Stadt Pulheim
Oliver Donner
Jörg Ottersbach
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
Inhalt
Ausgangslage, Rahmenbedingungen
I Teil 1
I
Versorgungskonzepte
I Teil 2
I
Ergebnisse
I Teil 3
I
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 2 |
Inhalt
Ausgangslage, Rahmenbedingungen
I Teil 1
I
Versorgungskonzepte
I Teil 2
I
Ergebnisse
I Teil 3
I
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 3 |
Ausgangslage, Rahmenbedingungen
Für das Neubaugebiet Geyener Berg in Pulheim soll ein Grobkonzept für die
Wärme (und Strom-) versorgung erstellt und bewertet werden.
Die Stadt Pulheim entwickelt derzeit ein
Neubaugebiet am südwestlichen
Stadtrand im Bereich zwischen Geyener
Straße (K25) und Pulheimer Bach.
Im Rahmen der aktuellen Aktivitäten
werden derzeit unterschiedliche Wärme(und Strom-) versorgungsvarianten
diskutiert.
Um die verschiedenen Versorgungsvarianten zu bewerten, wird ein
Grobkonzept entwickelt.
Wesentliche Ergebnisse dieser
Untersuchung soll die Bewertung
unterschiedlicher Versorgungsvarianten
hinsichtlich der Kriterien
Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und
ökologische Qualität sein.
Eckdaten
Erschließung ab
Bebauung und Nutzung ab
MFH
RH
DHH
EFH
Kita
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
Anzahl
BP 113
2016
2017
19
25
20
30
1
95
BP 115
2017
2018
0
0
24
20
0
44
BP 114
2018/2021
2019/2022
1
24
81
82
0
188
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
Summe
20
49
125
132
1
| 4 |
Ausgangslage, Rahmenbedingungen
Die geplanten Gebäude sollen dem KfW-Effizienzhaus-Standard 55 genügen
Der EnEV-Standard ist geltender „Mindeststandard“ für den
maximalen Jahresprimärenergiebedarf und den
Transmissionswärmeverlust , der für alle Neubauten gilt. Dieser
wird ab 2016 verschärft.
Höhere Anforderungen stellt der „KfW-Effizienzhaus-Standard 55“
dar. Bei diesem Standard dürfen Gebäude nur 55 % der durch die
Quelle: bundesregierung.de
EnEV vorgeschriebenen Maximalwerte für den Jahresprimärenergiebedarf und den Transmissionswärmeverlust aufweisen.
Eine wesentliche Randbedingung für das geplante Neubaugebiet
ergibt sich aus einem Antrag der Fraktionen der CDU und der
Bündnis90/Grünen im Stadtrat der Stadt Pulheim. Demnach sollen
die geplanten Gebäude dem KfW-Effizienzhaus-Standard 55
genügen. Dieser wird durch zusätzliche Maßnahmen bei der
Dämmung und in der Heizungstechnik erreicht.
Als Vergleich wird der Energiebedarf von Neubauten nach KfW 55
und EnEV 2014 (mit Verschärfung ab 1.1.2016) betrachtet.
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ausgangslage, Rahmenbedingungen
Es werden Wärmebedarfskennlinien aus Wärmebedarfswerten für Heizwärme
und Warmwasserbereitung abgeleitet.
Bisher bestehen keine Praxiswerte über
Energieverbräuche von Gebäude nach der ab 2016
geltenden „verschärften“ EnEV.
Gewählte Ansätze:
Energiebedarf Warmwasser: 800 kWh/(a*Person)
bei 3 Personen je Wohneinheit
Heizenergiebedarf KfW-55: 30-40 kWh/(m²a)1
Heizenergiebedarf EnEV: 60-80 kWh/(m²a) 1
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus im KfW-55Standard hat somit einen Wärmebedarf von ca. 7.300
kWh/a (davon 2.400 kWh/a für Warmwasser). Bei
Ansatz des EnEV-Standards liegt der Wärmebedarf bei
ca. 12.200 kWh/a (davon 2.400 kWh/a für
Warmwasser).
Der „Passiv-Haus-Standard“ wird hier nicht erreicht. Von
diesem spricht man wenn der Heizenergiebedarf bei
weniger als 15 kWh/(m²a) liegt.
1abhängig
vom Gebäudetyp
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Inhalt
Ausgangslage, Rahmenbedingungen
I Teil 1
I
Versorgungskonzepte
I Teil 2
I
Ergebnisse
I Teil 3
I
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Versorgungskonzepte
Die Versorgung mit Wärme kann grundsätzlich zentral oder dezentral erfolgen,
dabei können jeweils unterschiedliche Energieerzeuger gewählt werden
dezentral
Jedes Gebäude verfügt über eigene
Wärmeerzeugung auf Basis von z. B.:
Erdgas (Brennwerttherme), Bau eines
Erdgasnetzes erforderlich
Strom-Wärmepumpen, kein zusätzlicher
Netzbau erforderlich
zentral
Jedes Gebäude ist über ein Nahwärmenetz
mit der Heizzentrale verbunden. Dort erfolgt
die Wärmeerzeugung z. B. auf Basis von:
Erdgas mit BHKW und/oder Brennwerttherme
HHS-Hackschnitzel-Heizung
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Versorgungskonzepte
Die Entscheidung für eine dezentrale oder zentrale Versorgungslösung bietet
jeweils unterschiedliche Vor- und Nachteile
zentral
dezentral
Vorteile:
Eigenständigkeit und „klassische“ Besitzverhältnisse aus Sicht der Hausbesitzer
Individuelle Entscheidung für Energieträger
(Erdgas, Strom, Holz, Sicht Hausbesitzer)
Nachteile:
Aufgrund des geringen Energieabsatzes
Wirtschaftlichkeit von Erdgasnetzbau oftmals
nicht gegeben, 100 % Anschlussdichte
erforderlich (Sicht Versorger)
Vorteile:
Durch Gemeinschaftslösung Nutzung
innovativer Energiesysteme (KWK) möglich, da
Energieerzeuger mit wachsender Größe spezifisch
günstiger werden.
Nachteile:
Bau eines Wärmenetzes mit 100 %
Anschlussdichte erforderlich
Anlaufverluste zur Zeitungleichheit Wärmeerlöse
und Investitionen
Lange Vertragslaufzeiten für Wärmelieferung (10
Jahre und länger)
Hoher administrativer Aufwand
Akzeptanzprobleme
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Versorgungskonzepte
Es werden fünf verschiedene Versorgungsvarianten untersucht
Variante 1: dezentrale Brennwertthermen,
Warmwassererzeugung mit Solarthermie, Aufbau
eines Erdgasnetzes erforderlich
Variante 2: dezentrale Luft/Wasserwärmepumpen,
kein Aufbau eines Erdgasnetzes erforderlich
Variante 3: dezentrale Luft/Wasserwärmepumpen mit
dezentraler Stromerzeugung aus Photovoltaik, kein
Aufbau eines Erdgasnetzes erforderlich
Variante 4: Aufbau Nahwärmenetz mit zentraler
Wärmeerzeugung mit einem BHKW
Variante 5: dezentrale Versorgung von je 3 MFHBlöcken über Mini-BHKW, Versorgung des Restgebietes mit Vorzugslösung aus Variante 1 bis 3.
Quelle: heizungsfinder.de
Quelle: Agentur für erneuerbare Energien
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Versorgungskonzepte
Variante 1: Brennwertkessel Erdgas mit Solarthermie dezentral
Steckbrief
Beschreibung:
Verbrennung von Erdgas für Wärmeerzeugung mit
Brennwerttechnik
Abdeckung des Warmwasserbedarfs im Sommer und in der
Übergangszeit durch Solarthermie möglich
Etablierte Technologie
Gewählter Ansatz: 60 % solare Deckung des
Warmwasserbedarfs
Vorteile:
Einsparung von Erdgas durch Erneuerbare Energien
(10-15 %)
Brennstoffbeschaffung im Wettbewerb möglich
Quelle: Agentur für erneuerbare Energien
Nachteile:
Anbindung ans Erdgasnetz erforderlich, d.h. Bau eines
Erdgasnetzes notwendig (100 % Anschlussdichte erforderlich)
Anschaffungskosten höher als Gasbrennwerttechnik
Investition im EFH (Anhaltswert): 8.000 € (netto)
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Versorgungskonzepte
Variante 2: Elektrische Wärmepumpe dezentral
Steckbrief
Beschreibung:
Verdichtung und Entspannung eines Kältemittels (Prinzip
Kühlschrank), zur Wärmeerzeugung für Raumwärme und
Brauchwarmwasserbereitung
Antrieb durch Strom
Nutzung von Umweltwärme (hier: Luft)
Flächenheizung (Fußboden, Wand) nötig
Quelle: heizung-neumann.de
Ansatz: JAZ (Verhältnis von erzeugter Wärmemenge
zur eingesetzten Strommenge): 2,9
Vorteile:
Kein direkter Einsatz fossiler Energien
Bei Einsatz von Ökostrom CO2-neutral
Nachteile:
Hohe Anschaffungskosten
Bei steigenden Strompreisen hohe Betriebskosten
Investition im EFH (Anhaltswert): 12.000 € (netto)
Quelle: heizungsfinder.de
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Versorgungskonzepte
Variante 3: Elektrische Wärmepumpe mit PV dezentral
Steckbrief
Beschreibung:
Ansatz: Nutzung eines Tagesspeichers,
tagesscharfe Abbildung der PV-Erzeugung und des
Stromverbrauchs, hier 4 kWp-Anlage je EFH-Haus,
ca. 80 % Stromeigennutzung erzielbar
Quelle: Schwäbisch-Hall (Bausparkasse)
Kein (direkter) Einsatz fossiler Energien
Senkung Strombedarf durch Eigennutzung
Kostendämpfung der Strombezugskosten
Nachteile:
WP und
Wärmespeicher
Vorteile:
Gleiche Funktionsprinzip wie „normale“ Wärmepumpe
Nutzung des PV-Stroms zum Antrieb der
Wärmepumpe und anteiliger Deckung des
Stromeigenbedarfs. Einspeisung des „Überschusses“
ins öffentliche Netz
Wärmespeicher als günstiger Stromspeicher
Höhere Anschaffungskosten als „normale
Wärmepumpe“ durch Zusatzinvestition PV
Intelligente Steuerung und Nutzung Wärmespeicher
erforderlich
Investition im EFH (Anhaltswert): 17.200 € (netto)
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Versorgungskonzepte
Variante 4: BHKW - zentral
Steckbrief
Beschreibung:
Gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme
(Kraftwärmekopplung, d.h. KWK)
Verbrennung von Erdgas in einem Motor für die
zentrale Bereitstellung von Wärme
Deckung des Restwärmebedarfs durch
Kesselwärme
Vorteile:
Quelle: Buderus
Quelle: ASUE
Stromeigenversorgung möglich (bilanziell)
Eignung für Genossenschaftsmodell
Reduzierung der Strombezugskosten
Hohe Energieeffizienz
Nachteile:
Hoher Aufwand für Bau und Betrieb (100 %
Anschlussdichte erforderlich)
Aufwendiges Vertragswerk
Hoher administrativer Aufwand
Investition Heizwerk1: 512 T € (netto)
Investition Wärmenetz1: ca. 4 Mio. € (netto)
1Wärmebedarf
KfW-55
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Versorgungskonzepte
Variante 4: BHKW - zentral
Die Auslegung der BHKW erfolgt auf 30 % der
thermischen Höchstlast (hier KfW-55):
Pel: 263 kW
Pth: 343 kW
Betriebswerte bei 50 % Modulation:
Vollbenutzungsstunden: 5.944 h/a
KWK-Wärmeanteil: 62 %
Vollständige Einspeisung des erzeugten
Stromes in öffentliche Netz (4,5 ct/kWh
einschließlich vermiedener Netzentgelte)
Erdgassteuerbefreiung (0,55 ct/kWh)
Stromsteuerbefreiung für den erzeugten
Strom (2,05 ct/kWh) unter der Annahme, dass
der Stromverbrauch im räumlichen
Zusammenhang erfolgt.
Zahlung von Zuschlag nach geltendem
KWKG für 30.000 Vollbenutzungsstunden
(Mittelung über 15 Jahre Betriebsdauer)
Quelle: Buderus
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Versorgungskonzepte
Die Investition in die zentrale Lösung zieht Anlaufverluste nach sich
Bei Realisierung einer zentralen Lösung
würde am Anfang die Heizzentrale errichtet.
Die Errichtung der Wärmeverteilnetze erfolgt
anschließend in drei Abschnitten jeweils im
Zuge der Erschließung.
Die Kapitalkosten zur Errichtung des Netzes
und der Heizzentrale fallen somit zu Zeiten
an, an denen noch nicht die vollständigen
Wärmeerlöse vorliegen. Dies führt zu
spezifisch höheren Wärmekosten und
somit zu Anlaufverlusten.
Der diskontierte Mittelwert dieser Kosten
verteuert die Wärmegestehungskosten der
zentralen Variante mit BHKW entsprechend.
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Versorgungskonzepte
Variante 5: dezentrale Versorgung von je 3 MFH-Blöcken über Mini-BHKW
Steckbrief
Beschreibung:
Ausschnitt BP 113
Bau von je einem dezentralen BHKW in
einem Block von Mehrfamilienhäusern
Restwärme über Kessel
Ansatz: Einspeisung des erzeugten
Stromes, hohe Auslastung KWK
erstrebenswert
Vorteile:
KWK-Nutzung ohne Wärmenetz möglich
Stromeigenversorgung möglich (bilanziell)
Hohe Energieeffizienz (geringer als bei
großen BHKW)
Nachteile:
Aufwand für Bau und Betrieb
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Inhalt
Ausgangslage, Rahmenbedingungen
I Teil 1
I
Versorgungskonzepte
I Teil 2
I
Ergebnisse
I Teil 3
I
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 18 |
Ergebnisse
Wärme aus dezentralen EG-Kesseln und Solar ist ohne Betrachtung des
Kapitaldienstes für die Errichtung eines Erdgasnetz am günstigsten
In der Gesamtkostenbetrachtung sind die Kosten für die Errichtung des Erdgasnetzes
enthalten, um eine Vergleichbarkeit der Varianten zu ermöglichen. In diesem Falle ist
die Variante „Wärmepumpe mit PV“ in 2017 die günstigste.
Unter der Voraussetzung, dass die Kosten für Gaserschließung über die Netzentgelte
des Gas-VNB auf alle Kunden des Netz-Gebietes gewälzt werden können und den
Anwohnern keine zusätzlichen
Kosten entstehen, ist die Variante
Erdgas-Kessel und Solar in 2017
die wirtschaftlich günstigste (dies
setzt voraus, dass sich ein Inves-
tor für das Gasnetz findet.
In Folge werden die Netzkosten
immer mit betrachtet, um eine
ganzheitliche Vergleichbarkeit
zu ermöglichen.
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 19 |
Ergebnisse
Wird ein höherer Energiebedarf angesetzt, kommt es nicht zu einer wesentlichen
Verschiebung der Ergebnisse hinsichtlich der Wärmekosten
Mit Zunahme des Energiebedarfes steigt der Anteil der variablen Kosten.
Die Lösung „Wärmepumpe und PV“ weist im Saldo (d.h. Summe aus Stromerlösen und
Strombezugskosten für Wärmepumpe) so gut wie keine variablen Kosten auf. Grund ist
das hohe Maß der Eigenstromnutzung und Erlöse aus der Vermeidung des
Haushaltsstrombezugs.
Werden die Investitionskosten für
das Erdgasnetz auch hier herausgerechnet, ist die Variante
„Erdgaskessel und Solar“
in 2017 die günstigste Variante.
Die Nutzung von zentraler bzw.
dezentraler KWK sowie die
Nutzung von Wärmepumpen
ohne PV ist wirtschaftlich
nicht attraktiver.
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Die Lösung „Wärmepumpe mit PV“ ist die beste Versicherung gegen steigende
Energiepreise
Die Wärmekosten der Lösung
„Wärmepumpe mit PV“ bleiben konstant
bzw. sinken und sind langfristig am
niedrigsten.
Alle anderen Varianten weisen
steigende Wärmekosten auf.
Insbesondere die Wärmepumpe hat
keine preisdämpfenden Elemente
(Solarerzeugung, Erlöse
Stromeinspeisung) und weist die
höchste Steigung auf.
Annahmen:
Strombezugskosten: + 3 % p.a.
Erdgaskosten: + 2 % p.a.
Wartung/Personal: + 1,5 % p.a.
Stromerlöse BHKW: + 1 % p.a.
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Die Sensitivitäten der Energiekosten und Erlöse unterscheiden sich je Variante
stark.
Varianten (EG-Kessel, Wärmepumpe), die im
hohen Maße vom Energiebezug abhängen, sind
besonders sensitiv bezüglich der Energiekosten.
Durch Kombination der Wärmepumpe mit PV kann
der Effekt durch Erlöse aus vermiedenem
Strombezug umgekehrt werden.
In der zentralen Erdgas(BHKW)variante besteht
die geringste Sensitivität bezüglich der
Energiepreise, da Erdgaskosten mit Stromerlösen
zum Teil kompensiert werden können (bei
Annahme ähnlicher Preisentwicklung).
Bezüglich der Investitionskosten weist die teuerste
Maßnahmen die höchste Sensitivität aus
(Wärmepumpe und PV). Alle anderen Varianten
verhalten sich etwa gleich.
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 22 |
Ergebnisse
Die Mehrinvestition in den KfW-55-Standard führen zu einer Reduzierung der
Energiekosten von 450 € bis 520 € pro Jahr (je nach Versorgungsvariante)
Durch Investitionen in einen höheren energetischen
Gebäudestandard können Energiekosten eingespart
werden. Diesen Einsparungen stehen Mehrausgaben
für höhere Investitionen gegenüber.
Die tatsächlichen Mehrkosten für den Bau eines KfW55-oder gar Passivhauses sind planungsspezifisch
sehr unterschiedlich1. Im Mittel kann in erster
Näherung von Mehrkosten2 in Höhe von etwa 10 bis
15 % ausgegangen werden.
1Quelle:
ILS NRW, Leben im Passivhaus (2010)
2Quelle:
Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen in Kiel
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Den Energieeinsparungen mit KfW-55-Standard decken trotz erwarteter
Verbesserung der KfW-Förderung nicht die gesamten anfallenden Mehrkosten
Die Mehrkosten für den KfW-55-Standard betragen etwa 44 T€. Unter Berücksichtigung vergünstigter KfW-Konditionen
und Energiekosteneinsparungen ergeben sich kumulierte (diskontierte) Mehrkosten von ca. 4.600 € über einen Zeitraum
von 20 Jahren.
Ansätze:
Baukosten EFH mit EnEV (ohne Keller und Grundstück): 2.100 €/m², Baukosten EFH mit KfW-55 : 2.415 €/m² (+15 %)
Eigenkapitalanteil: 30 %
Laufzeit und Tilgung Darlehen: 20 Jahre
Zinssatz Standard-Darlehen: 2,5 %
Ansatz der ab 1.4.2016 geltenden deutlich verbesserten KfW-Konditionen (100 T€ Darlehenssumme, 20 Jahre Zinsbindung)
Exkurs KfW-Förderung (Stand: 20.05.2015)
Die KfW-Förderung für Häuser mit dem KfW-55Standard erfolgt zur Zeit im Rahmen des
Programmes „Energieeffizient Bauen“ (153):
Darlehenssumme: bis 50.000 € je Wohneinheit
Sollzins: 0,75 %, Zinsbindung 10 Jahre
tilgungsfreie Anlaufzeit 1 bis 5 Jahre
Tilgungszuschuss für KfW-55-Standard (EnEV
2014): 5 % der Darlehenssumme
Tilgungsfreie Anlaufzeit KfW-Darlehen
Neuerung ab 1.4.2016 (Stand 20.05.2015):
Erhöhung Darlehenssumme von 50 T€ auf 100 T€
Verlängerung Zinsbindungszeitraum von 10 auf 20
Jahre
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Werden die Wärmepumpen mit Ökostrom betrieben, sind die emittierten
Emissionen null bzw. im Kombination mit einer PV-Anlage negativ.
Die Wahl des Energiestandards der Häuser hat
einen erheblichen Einfluss auf die
Umweltauswirkungen durch CO2-Emissionen.
So sinken diese bei der dezentralen ErdgasVariante um ca. 45 %.
Die CO2-Emissionen sind bei der Nutzung des
Erdgaskessels mit solarer Unterstützung am
höchsten.
Die zentrale BHKW-Variante und die dezentrale
Wärmepumpe-Variante1 haben ähnlich hohe
Emissionen.
Annahmen spez. CO2-Emissionen:
Durch PV-Nutzung in Kombination mit den
dezentralen Wärmepumpen werden die
geringsten CO2-Emissionen erzielt.
Stromverdrängung erfolgt bei
Stromeinspeisung von BHKW/PV und
vermiedenem Strombezug PV
Würde für die Wärmepumpe der Bezug von
Ökostrom angesetzt, besitzt diese die
geringsten Emissionen.
Negative Emissionen erklären sich mit
der Vermeidung von Strombezug im
Falle der PV-Nutzung.
1Ansatz:
Wärmepumpe ohne Ökostrom
Erdgas: 250 g/kWh
Stromverdrängung: 559 g/kWh
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Um eine ganzheitliche Bewertung der unterschiedlichen Varianten zu erreichen,
erfolgt eine unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Kriterien
Bewertungskriterien
Technik
20 %
Verfügbarkeit
Technologie/Dargebot
Komplexität
Betriebliche
Verfügbarkeit
Flexibilität
Wirtschaftlichkeit
40 %
Wärmegestehungskosten (Vollkosten) unter
Berücksichtigung von
Stromerlösen und einer
Mindestrendite
Sonstige
10 %
Ökologie
30 %
CO2-Emissionen
Genehmigungsfähigkeit
Umweltverträglichkeit
Öffentliche
Akzeptanz
Robustheit
Fördersicherheit
Erfahrungen / Know
how
Auf einer Skala von 1 (sehr ungünstig) bis 6 (sehr günstig) erfolgt je Kategorie eine
Bewertung für jede Variante.
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 26 |
Ergebnisse
Variante 1: Brennwertkessel Erdgas mit Solarthermie dezentral
dezentral EG-Kessel und Solar
dezentral Wärmepumpe
dezentral Wärmepumpe+PV
zentral BHKW und EG-Kessel
BHKW dezentral, Rest Wärmepumpe + PV
Technik
20%
6
5
4
4
4
Wirtschaftlichkeit
40%
5
3
6
3
4
Ökologie
30%
2
3
6
4
6
Sonstige
10%
6
6
5
2
6
Summe
4,40
3,70
5,50
3,40
4,80
Technik (6): Erprobte Technik
Wirtschaftlichkeit (5): Wirtschaftlichste Variante in 2017 (ohne Gasnetzkosten),
allerdings Abhängigkeit von Brennstoffkostensteigerung
Ökologie (2): Höchste CO2-Emissionen aller untersuchten Varianten
Sonstige (6): Hohe Akzeptanz, kein Nutzungs-/Anschlusszwang
Gesamt (4,40): Platz 3 von 5
Die Bewertung gilt für beide untersuchte Energiebedarfsszenarien, da diese die gleiche Rangfolge bei der
Wirtschaftlichkeit und Ökologie aufweisen
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 27 |
Ergebnisse
Variante 2: Elektrische Wärmepumpe dezentral
dezentral EG-Kessel und Solar
dezentral Wärmepumpe
dezentral Wärmepumpe+PV
zentral BHKW und EG-Kessel
BHKW dezentral, Rest Wärmepumpe + PV
Technik
20%
6
5
4
4
4
Wirtschaftlichkeit
40%
5
3
6
3
4
Ökologie
30%
2
3
6
4
6
Sonstige
10%
6
6
5
2
6
Summe
4,40
3,70
5,50
3,40
4,80
Technik (5): Erprobte Technik, gute Einbindung (Fußbodenheizung) erforderlich
Wirtschaftlichkeit (3): Nach BHKW unwirtschaftlichste Variante in 2017 (ohne
Gasnetzkosten), starke Abhängigkeit von Strompreissteigerung
Ökologie (3): Zweithöchste CO2-Emissionen aller untersuchten Varianten, wenn
keine Nutzung von Ökostrom
Sonstige (6): Hohe Akzeptanz, kein Nutzungs-/Anschlusszwang
Gesamt (3,70): Platz 4 von 5
Die Bewertung gilt für beide untersuchte Energiebedarfsszenarien, da diese die gleiche Rangfolge bei der
Wirtschaftlichkeit und Ökologie aufweisen
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 28 |
Ergebnisse
Variante 3: Elektrische Wärmepumpe mit PV dezentral
dezentral EG-Kessel und Solar
dezentral Wärmepumpe
dezentral Wärmepumpe+PV
zentral BHKW und EG-Kessel
BHKW dezentral, Rest Wärmepumpe + PV
Technik
20%
6
5
4
4
4
Wirtschaftlichkeit
40%
5
3
6
3
4
Ökologie
30%
2
3
6
4
6
Sonstige
10%
6
6
5
2
6
Summe
4,40
3,70
5,50
3,40
4,80
Technik (4): Kombination mit PV erfordert gute Regelung, bisher noch wenig
Praxiserfahrung, gute Einbindung (Fußbodenheizung) erforderlich
Wirtschaftlichkeit (6): Zweitwirtschaftlichste Variante in 2017, sonst
wirtschaftlichste Variante, sehr preisstabil
Ökologie (6): Zweitniedrigste CO2-Emissionen aller untersuchten Varianten, auch
wenn keine Nutzung von Ökostrom erfolgt
Sonstige (5): Hohe Akzeptanz, kein Nutzungs-/Anschlusszwang
Gesamt (5,50): Platz 1 von 5
Die Bewertung gilt für beide untersuchte Energiebedarfsszenarien, da diese die gleiche Rangfolge bei der
Wirtschaftlichkeit und Ökologie aufweisen
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Variante 4: BHKW - zentral
dezentral EG-Kessel und Solar
dezentral Wärmepumpe
dezentral Wärmepumpe+PV
zentral BHKW und EG-Kessel
BHKW dezentral, Rest Wärmepumpe + PV
Technik
20%
6
5
4
4
4
Wirtschaftlichkeit
40%
5
3
6
3
4
Ökologie
30%
2
3
6
4
6
Sonstige
10%
6
6
5
2
6
Summe
4,40
3,70
5,50
3,40
4,80
Technik (4): Wartungs- und Betriebskonzept nötig
Wirtschaftlichkeit (3): Unwirtschaftlichste Variante in 2017, preisstabil
Ökologie (4): CO2-Emissionen in der Größenordnung Wärmepumpe ohne PV
Sonstige (2): Nutzungs-/Anschlusszwang notwendig
Gesamt (3,40): Platz 5 von 5
Die Bewertung gilt für beide untersuchte Energiebedarfsszenarien, da diese die gleiche Rangfolge bei der
Wirtschaftlichkeit und Ökologie aufweisen
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Variante 5: dezentrale Versorgung von je 3 MFH-Blöcken über Mini-BHKW
dezentral EG-Kessel und Solar
dezentral Wärmepumpe
dezentral Wärmepumpe+PV
zentral BHKW und EG-Kessel
BHKW dezentral, Rest Wärmepumpe + PV
Technik
20%
6
5
4
4
4
Wirtschaftlichkeit
40%
5
3
6
3
4
Ökologie
30%
2
3
6
4
6
Sonstige
10%
6
6
5
2
6
Summe
4,40
3,70
5,50
3,40
4,80
Technik (4): Wartungs- und Betriebskonzept nötig
Wirtschaftlichkeit (4): Unwirtschaftlichste Variante in 2017, preisstabil
Ökologie (6): Niedrigste CO2-Emissionen aller untersuchten Varianten, auch
wenn keine Nutzung von Ökostrom bei Wärmepumpen
Sonstige (6): Kein Nutzungs-/Anschlusszwang notwendig, trotzdem Nutzung von
KWK möglich
Gesamt (4,80): Platz 2 von 5
Die Bewertung gilt für beide untersuchte Energiebedarfsszenarien, da diese die gleiche Rangfolge bei der
Wirtschaftlichkeit und Ökologie aufweisen
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
| 31 |
Ergebnisse
Kernaussagen
Zusammenfassung:
Der Bau eines Wärmenetzes und die zentrale Wärmeerzeugung in einem BHKW stellt weder die wirtschaftlichste
Lösung dar, noch ist eine ausreichende Akzeptanz der künftigen Eigentümer zu erwarten, die notwendig für eine sehr
hohe Anschlussdichte ist.
Die Wärmeerzeugung mit einer Wärmepumpe in Kombination mit Photovoltaik ist heute schon konkurrenzfähig zu der
Beheizung mit Erdgaskessel und Solarunterstützung und erfordert kein Erdgasnetz. Diese Variante hat die höchsten
Anschaffungskosten, weist aber langfristig die geringsten Wärmekosten durch eine hohe Unabhängigkeit von der
Energiepreisentwicklung auf (bei steigenden Energiepreisen).
Die dezentrale Erzeugung in drei kleinen BHKW ist wirtschaftlicher als die zentrale BHKW-Nutzung, da hier auf den Bau
eines Wärmenetzes verzichtet werden kann. Allerdings ist diese Variante unwirtschaftlicher als eine komplett dezentrale
Beheizung.
Die Rangfolge der untersuchten Technologien ist unabhängig von der Gebäudeeffizienzklasse (EnEV, KfW-55).
Die Mehrkosten zur Realisierung des KfW-55-Standard sind auch unter Berücksichtigung der KfW-Förderung nicht
eigenwirtschaftlich. Die bei betriebswirtschaftlicher Betrachtung vergleichsweise geringen Mehrkosten scheinen aber vor
dem Hintergrund eine zukunftweisenden Bauausführung vertretbar.
Empfehlungen:
Im Sinne einer Vermarktbarkeit des Neubaugebietes empfehlen wir auf die Errichtung eines Nahwärmenetzes und einer
zentrale Wärmeerzeugung mit BHKW zu verzichten.
Aus ökologischen Aspekten empfehlen wir den Bau von Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaikanlagen. Dazu
sollten ggf. Anreize geschaffen werden bzw. Anforderungen zur Installation von PV-Dach-Anlagen in einer frühen Phase
der Bauplanung berücksichtigt werden (z. B. durch Vorgabe von Dach-Ausrichtung, -neigung, -fläche)
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Wärme aus einem dezentralen EG-Kessel und Solar und aus der Wärmepumpe
mit PV weisen die geringsten Wärmevollkosten auf
Die Kostenstrukturen der einzelnen Technologien unterscheiden sich erheblich.
So sind z. B. bei der BHKW-Lösung die Netzkosten deutlich höher, die
Investitionskosten für den Wärmeerzeuger aber deutlich geringer als in allen
dezentralen Varianten.
Energiekonzept Neubaugebiet, 18.05.2015
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Ergebnisse
Bei Ansatz eines höheren Heizenergieverbrauchs ist die Variante „Wärmepumpe
und PV“ ebenfalls die günstigste Variante.
Mit steigendem Heizenergieverbrauch sinken die spezifischen Wärmekosten, da der
Investitionsbedarf in beiden Fällen ähnlich hoch ist.
In diesem Fall stellt die dezentrale Nutzung von Wärmepumpen mit PV ebenfalls die
beste Variante dar.
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