Daten
Kommune
Pulheim
Größe
8,8 MB
Datum
10.11.2015
Erstellt
16.10.15, 12:31
Aktualisiert
16.10.15, 12:31
Stichworte
Inhalt der Datei
U"
MARTI N WURZEL ARGHAOI.OCI
und Umwelttechnik GmbH
STADT PULHEIM
o
Me.tin Wuzol Archäologie u.
Fasanenstra߀
25b .
14532 Si
0 rr.
sep,
i
l
Fachflma
sep, zots
An die
Prospektjon
Ausgrabung
Stadt Pulheim
Publikation
,
Gutachten
z.Hd. Herrn Josef Schmidt
\
-
3
Alte Kölner Straße 25
E2 ßP 39
/ffi
/
für
UVP
Eig€ne Erdbauiechnik
("
Wun6el Archäologie
50259 Pulheim
23 Jahre Partner der Denkmalpflege
lhr6 Nechdchl
Unser 26ichen
Tag
t,'1,?c.s l
Betr.. Pulheim
-
NW 2OL4/LO6l
-
vorgezotener Abschlussbericht
.d 7,,, Gr,
rl
(A-305).
Stahnsdo{ den 30.8.2015
Sehr geehrter Herr Schmidt
wie gewünscht, haben wir lhnen einen Abschlussbericht zusammen testelh. Aktuell rhließen
wir die Listen und die Formulare ab, die noch filr die Abgabe des endgültigen Berichtes an die
Denkmalfachbehörde notwendig sind.
Sobald diese fertig sind - vorausskhtlich im September/Oktober
ebenfalls unauftefordert zukommen.
-
lassen
wir lhn€n diese
sollten sie lhrerseits noch Fraten haben, können sie uns gerne unter der Tel.-Nr. o3g2g
25 51 oder per Mail (WuneFArchaeolosie@t-online.de) erreichen.
/
6L
Mit freundlichen Grüßen
Anlagen:
Zahlbar
s&.t
- Abschlussbericht
mit Zeichnungen und Fotos (Seite 1-17) sowie planunterlagen.
notto ohne Abzrg. Geddbstand Potsdam/Jü[dt. Handotsr6giste.
pobd;m HR]Nr 5657
k/ausanschrift FaserEnstr.25b 14532 Stahnsdorf lifledsrtassung Bshnhofstr. 16-18 . 52426 Jütich
61
T€tefon (o 24 6i ) 97 9g-o
T.lefax
01
Toiefax (0 24 6t) 5 82 96
E Mail archaoologiaost@wurzelbau.do E.niall archa6oiogi6-west@wurz€lbau.d€
Bank Sparkess€ Düren (SLZ 395 501 10) 65 0o3 Eank Spa*ass6 Oür6n (BLZ 39s 5ol 10) 65 oO3
IBAN: DE97 3955 0110 00«) 0650 03
|BAN: DEg? 3955 O1lO OOOO 0650 03
Itleron
(0 33 29) 61 25
(0 33 29) 61 25
Gesdräflsführ€r:
Dr Erwin Cziosla
Frank B6sa6lmann
USt]dNr: DE 154805675
St6u6r-Nr: 2135701/0070
Wissonschaf,Icho
Loitung:
Dr Erwin Czissta
Abschlussbericht
Pulheim
Rhein-Erft-Kreis
Errichtung eines Wohngebietes
Sachverhaltsaufklärung und Grabung
NW 2014/1061
Deten
2
2. La& des Arb€it$ebietes
2
3. Geomorphologlsdre Shuation
2
4.6eplante Eaumaßnahmen
3
5. Bishe, bekannter ardräologischer Bestand 3
6. Archäolotlsche Arbeiten
3
T.Vermessunt
4
8. Dokumentation
4
9. Be{tnde
s
9.1 Steinzeitliche Befunde
s
9.2 Eisenzeitliche Befunde
E
9.3 Neuzeitliche Befunde
6
10. Resumee
g
11, Abbildunten im Anhang
1cr7
1.
Allgemeine
v
Stadt Pulheim, Rhein-Erfi-Kreis. Enichtung eines Wohngebbtes
l.lw 201,Ul061
1. Allgemeine Daten
Anloss der Moßnohme
-
Errichtung eines Wohngebietes
Archöologische Arbeiten im 6e liinde :
-
SachverhaltsaufklärungundGrabung
Do u e r de r Ge lä nde o rbe ite n
-
22. Septembet 2Ol4
-20. März 2015
Eouherr
-
Stadt Pulheim
Archöologische Arbe ite n
-
Holger Schmitt M.A., M. wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH
Kai
sommerfeld, M. wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH
Zustä nd ige Oe n k mo Ipfl ege be hö rd e
-
Landschaftsverband Rheinland (LVR), Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (ABR).
Herr Thomas Vogt
2. Läte des Arbe'rtste bietes
Oas Areal
lieet uhmittelbar südlich der keisstraße 25,250 Meter hinter dem westlichen ortsausBang
von Pulheim. Dieser straßenabschnitt heißt hier Geyener Straße.
Die untersuchte Fläche
ist annähernd rechteckig und von Nordwest nach Südost knapp 250 Meter lang.
€ntlang der Geyener Straße im Nordwesten beträß die Seitenlänge 150 Meter. Nach Südosten wird das
Arbeit8ebiet durch einen angrenzenden Feldweg begrenzt.
3. Geomorphologische Situation
Das
Arbeit€ebiet liegt auf einem Han& der von Nord nach Süd abfällt. Dies hat zur
Folge, dass seit den
ersten Rodungen, der Laubwald ist/war hier die natürlich entstandene Landschäft vor der Besiedlung
durch Menschen, vor rund 7000 Jahren durch Erosion godenmaterial von der Hangkuppe und vom
Hang nach Süden floss. Die abgeflossenen Erdmassen bilden auf dem Hang ein Kolluvium, welches um
so mächtiger wird, je weiter es hangabwärts, nach Süden/südosten, gelangt. Dadurch wurde die nach-
eiszeitliche Landschaft etwas eingeebnet. Eine weitere Folge ist, dass das ursprüngliche Geländeniveau
unterhalb der kolluvialen Deckschichten noch nachvollziehbar ist.
Die den Hang herabgeflossenen Deckschichten enthalten kaum Funde, wenn doch sind diese stark ge-
rundet und keinem Befund mehr zuzuordnen.
An der Nordgrenze des Arbeitsgebietes beträgt die schichtstärke aus Humus und Kolluvium 0,4 bis 0,45
Meter. Diese nimmt hangabr rärts kontinuierlich zu und erreicht am südende, also in 250 Meter Entfernung eine Stärke von über 1,3 Meter. ln dlesen Kolluvien sind bei der Anlage unserer Plana keine Befunde festzustellen gewesen.
Martin Wurzel Archäologie urd Urnwelttsdnik GmbH, Sl,ahnsdorf & Jolich
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Stadt Pulheim, Rhein-Erff-Kreis. Enichtung eines Wohngebietes
NW 20'1.Ul061
Nach Abtrag der kolluvialen Decksctichten wurde ein erstes planum angelegt und es zeigte sich, dass
die Befunderhaltung nach süden stetig besser wurde. waren am Nordende des Areals die Befundtiefen
meist kaum stärker als 0,5 Meter, erreichten sie am Südende oft deutlich über einen Meter unter pla-
num 1. So erklärt es sich, dass nach Süden aufgrund der besseren Erhaltungsbedingungen die Befunddichte zunahm.
Die mächtigsten Kolluvien haben sich im südwesten des Plangebiets erhalten, heute noch die tiefste
Stelle des Geländes. (Ort der Regenversickerung)
4. Geplante Baumaßnahmen
Es
wird ein wohngebiet mit ein- bis dreigeschossigen Gebäuden angelegt. Erschlossen wird dieses
durch je eine Zufahrt an der Pariser und an der Geyener Straße. Die Gebäude werden mit Grünflächen
umgeben, der südwestliche Rand ist als Ausgleichsfläche/Grünanlage geplant.
Ferner wird in der südlichen Ecke der Untersuchungsfläche ein Regenversickerungsbecken eingerichtet.
5. Bisher bekanmer archäolotischer
Bstand
Durch Prospektionen des ABR in den Jahren 2012 und 2013 wurden im Bereich des plangebiets Kon-
zentrationen römischer Scherben und Ziegelfragmente angetroffen, die auf eine."villa rustica. hinwiesen.
Bekannt ist auch eine jungsteinzeitliche Besiedlung des plangebiets seit s5oo vor christus.
6.
&chäologis.fic Artehen
Aufgrund der oberflächenfunde beauflagte das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (ABR! des
Landschafuirerband Rheinland ([vR) auf einer austa^riesenen Fläche von 2so r tso Meter eine sach\rerhaltsauftlä.ung.
Art und Anzahl der freiSelegten B€ttnde \reranlasste das ABR zu eine teilweisen Erweiterung der
Flächen. ln Beteidlen dichterer und wissenschaftlich relevanterer Bcfundlagen sind die längsschnitte
Die
sukzessive
in die Breite erweitert worden, die dadurch neu angetroffenen 8€funde wurden ebenfalls
vollständig unte.sucht, (&beitsbere'che Stelle 116;
trß und
167).
Die Sachverhaltsaufklärung bestand vorerst aus zwei Sctnitten (Aöeitsbereiche Stelle 4 und 53) von
2/O Meter Länge bei einer Breite von
l0 Mae.m.
je
Die befundreicheren zonen dieser Schnitte wurden
erweiteG so dass Nordende von Schnitt 4 (Arbeitsbereiche Stelle 116; 14a) und
das Südende (Arbeits-
bereich 157)-
Die untersuchung der Fläche des zukünftigen RegenversickerunBsbeckens fand \,on Januar bis Mätz
2015 statt und umfasste die Aöeitsbereiche 259; 258; 269:296;297 und333.
Die in diesen Flächen freigelegten Befunde wurden vollständig untersucht.
5
Martin Wuzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH. Slahnsdort & Jülich
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Sladt Pulheim, Rhein-Erfl-Kreis. Errichtung eines Wohngebietes
NW 201,Y1061
lm Mittel von Arbeitsbereich 4 wurden zudem ein zweites Planum angelegt, ebenso im südlichen Arbeitsbereich 333. Dort wurde an einigen weniSen Stellen noch ein drittes Planum notwendig, welches
ebenso ausSeführt wurde.
Personal:
1 Wissenschaftler, 1 Techniker, 1 Fachkraft und 2 Helfer bildeten die Kernmannschaft. Aufgestockt
wurde diese je nach Befund- und Wetterlage durch weitere wissenschaftler, Techniker, Zeichner und
Helfer. Für die Bodenansprache und für die Vermessung standen Fachleute zur Verfügung.
Geräte:
Zur Verfügung stand von Anfang an ein GroßbagSer (191) nach vier Wochen wurde ergänzend eine Mi-
nibagger (4,5t) eingesetzt. Das Anlegen von Plana und Profilen wurde im letzten Schritt stets mit Hand
durchgeführt.
Arbeitsweise:
ln einem ersten Schritt wurde der Humus durch Großbagger abgezogen und zum gesonderten Wieder-
einbau zwischengelagert. lm zweiten Schritt wurde durch den Großba88er ein erstes archäologisches
Planum angelegt. Dazu mussten teils erhebliche Mengen an Kolluvien ausSekoffert werden, so dass das
erste Planum zwischen 0,4 Meter unter Geländeoberkante am Nordende der Schnitte und 1,3 Meter
unter Geländeoberkante am Südende derselben lag. Grund ist ein Gefälle des Geländes von Nordwest
nach Südost. von der Kuppg auf deren Hang die Kreisstraße 25 verläuft, floss schon in urgeschichtlicher
Zeit Boden in die Senke Richtung Pulheimer Bach. Diese verlagerten Böden, sogenannte Kolluvien entstanden bereits in der Jungsteinzeit und sind durch die Rodungen der ersten Bauern verursacht.
Das Gelände ist heute ebener als vor 7000 Jahren.
7. VermessunS -+ Gesamtplan
Die gesamte Einmessung erfolgte unsererseits mittels Tachymeter. Die daru nötigen Anknüpfungspunk-
te in das öffentliche Netz erfolgen bauherrenseitig.
8. Dokumentataon
Dokumentiert wurde mittels Stellenkarten.
Stelle 1 umfasst das GrabungstaSebuch,
Stelle 2 enthält dokumentiert die Vermessung
Stelle 3 ist der zeichenblattkatalog
Ab Stelle 4 wurden die einzelnen Befunde und Befund- und Arbeitsbereiche erfasst.
Die letzte vergebene Stellennummer ist die 483.
Die Stellennummeln- 4;53:,776;148;167;259;268;269:296;297:,333 und 480 umfassen Schnitte/ A,-
beitsbereiche mit mehreren Stellen.
Martin Wurzel Archäologie und Umwetttechnik GmbH, Stahnsdorf &
§
Jülich
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Stadt Pulheim, Rhein-Erfi-KrBis. Enichtung ein€s Wohngebietes
tlw
201l+/1061
9. Betrnde
9.1 StelnzeltlldE 8cft nde
Sdrwarrerdenelikte
lm südlichen Drittel des Geländes ist in den ProfilEn der Grabungsgrenze ein mehr oder weniger diffuses Band aus dunkelSrauem, fast schwarzem sand und Schluff zu erkennen. Dieses stellt hier die untere
schidlt de§ Kolluviums dar. Nadt Untersudrungen der letrten Jahre, insbesondere durch
R.
Gerladrr, ist
bekannt, dass diese sogenannten Schwarzerden oder Schwanerderelikte, anthropogen verursacht wurden. Die Färbung entsteht durch Holzkohle, welche durch die Brandrodung von relativ offenem Weideoder Buschland entstanden ist- Dies Seschieht bereits in der Zeit der ersten Landwirte der Jungsteinzeit
um 50@ v. Chr., ist aber auch aus späteren Epochen bekannt.
Die ersten Bauer0 die im Rheinland eintrafen, rodeten den vorgefundenen Wald mit Steinäxten und _
beilen (ein intakter Laubwald ist nicht mit Feuer zu rodenl, und betrieben auf den sö gewonnenen Flä-
dren Ackerbau und viehzucht. Mangels relativ zeitiger Bodenerschöpfun& es gab nur Dung als oünger,
mussten sukzessiYe neue Flächen Serodet werden. Nicht genutzte Altf,ächen wurden nach einigen Jahren wieder aktiviert, das dort entstandene Buschland brandgerodet. Die dabei entstandenen Holzkohlen sind verantwortlich für die Farbe der schwarzerderelikte, die in offener Landschaft der Erosion un-
terstand und taiahvärts verlagert wurde.
ln einer nie ganz ebenen Serodeten tandsciaft mit Mikrorelief
ffllt
kolluviale Schwarzerde diese klei-
nen Geländedepressionen ebenso aus wie senken anthropogener Gruben und sogenannte Baumwürfe.
Als exemPlarisches BeisPiel dient der Arbeitsbereich 480 im Sdrnitt 333 in der südwestlichen Ecte
des
Plangebiets. Dort waren die mächtiBsten Kolluvien erhalten. Arbeitsbereich 480 besteht aus rund 25 Be-
funden, deren Definition, bedingt durch die Dichte ihrer Lage und zahlreicher überschneidun8en, einer
Sewissen Unsicherheit unterliegt. Es handelt sich hier ausnahmslos um.die unteren partien einer
Schwaaerdeschicht die nach Abnahme derselben im Planum nur noch einige Flecken aufryeist. Die gilt
ebenso für die dort im Schnitt 333 erkennbaren zahlrei€hen anderen kleinen Eefunde. Die in Schnitt 333
erkennbaren langrschmalen Strukturen, zum Teil redrtwinklig aufeinander zulaufend, zeigten sich in den
Profilen nur sehr flach erhalten. thre Bedeutung ist unklar.
Baumwllrfc
Beisplele Stelh 292; !Xr/0;335; :l:l5 und 339
Baumwürfe sind ehemalige Baumstandorte. lm planum sind sie, bei klassisdrer Ausprägung gut zu erkennen. Ein großer zwei bis über fünf Meter große Verfärbung enthält eine oder zwei kleinere andersfarbige Stellen (Spitzname Spiegelei). Die meisten Bäume gelten als durch steinzeitlichen Siedler getällt
und somit als Siedlungsanzeiger von Aderbau- und Viehzucht treibenden Kulturen.
Da in einem intakten jungsteinzeitlichen Laubwald nur einzelne Bäume am Rand des waldes oder in
Lichtungen komplett mit wurzelteller umstürzen, geht man bei einem so dichten Befundfeld davon aus,
dass die B:lume mit einer noch unb€kanten Technik durch die steinzeitlichen Siedler gefällt wurden. Bei
klassischer BefundausPrä8ung ist im Profil die Fallrichtung des Baumes zweifelsfrei zu erkennen und es
erweist sich, dass die Puhlheimer B€funde die unterschiedlichsten Fallrichtungen aufi eisen. Dies wäre
Martin Wuzel Archäologie und UmElttechnik GmbH, Stahnsdorf & Jolidt
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Stadt Pulheim, Rhein-Erfr-Kreis. Enichtung ein€s Wohngebi€tes
tlw 201.U1061
bei einem, extrem unwahrscheinlichen, Windwurfereignis so nidrt der Fall. Dies stützt die These anthropogenen Ursprungs diese, Befu Mgattu ng.
Südlich de.
oben unter Arbeitsbereich 333 beschriebenen Schwarzerderelikte sind im planum
dieses
Schnitts sieben Baumwürfe zu erkennen. lm südlichen Viertel des gesamten Areals kamen über vierzig
Baumwürfe zutage. weiter nördlich, auErund der schlechteren Erhaltungsbedingungen waren noch gut
zehn Baumwürfe erhelten. Rechnet man damit, dass auch einige untypische erscheinende Baumwurfbefunde von uns nicht sidter erkannt werden können, ab€r mit hoher Wahrsdteinlichkeit Baumwürfe
sind und summiert diese auf, zeigt die von uns freigelegte Fläche etwa E0 Baumwürfe. Die meisten
Baumwürfe weisen in ihrer Verfüllung Schwarzerdeanteile auf und sind somit stratigraphisch jünger als
die Entstehung (oder die hangabwärtsfließende Erosion) der Schwarzerde.
Zeitlich lassen sich die Baumwürfe leider nicht differenzieren.
Rechnet man bezogen auf die gesamte Untersuchungsfläche hoch (ca.
lm
x 25O m), kommt man auf
rund 200 Baumwürfe. Bei einem angenommenen Fällungszeitraum von eini8en Jahrzehnten lässt sich
eine urgeschichtliche Rodung zeitlich und räumlich gut nachvdllziehen.
Oer einziEe datieöare Fund ist ein Feuersteinschaber der mittelneolithischen Michelsberger
futur
(Be.
stimmunS: E. Cziesla). Die Rodungen wären dann um 40@ v. Chr. durchgeführt worden.
9.2 Elsenrcltlldre Betrnde
ln den nördlichen B€reidEn der Schnitte 4 und 53 wurden rund 70 Befunde von denen nur einige wenF
ge grö߀r als einen Meter waren. Die meist um 0,5 Meter Broßen Befunde sind nur f,adt eingetieft ge.
wesen und verblieben mit einer einziSen Ausnahme fundleer. Die keramische Wandscherbe aus einer
dieser Gruben und zwei weitere, die beim Abziehen der Fläche mit dem Bagger geborgen wurden, lae
sen sich aufgrund ihrer Größe kaum zeitlich einordnen, gehören aber wohl in die Eisenzeit, das sie
stammen von nidrtrömischen (ulturen der Jahrhunderte um Christi Geburt. Schnitt 4 wurde am nördlichen Drittel zu beiden Seiten um je einen 10, bzw. 14 Meter breiten Streifen erweitert. Auf der so entstandenen etwa 34 mal 70 Meter gro߀n Fläche verblieb die Befund- und Fundlage diffus, so dass das
ABR auf weitere Flächenanlagen
vezichtete. Die bis dahin lm Planum dokumentierten Befunde wurden
vollständig gegraben, ohne das damit ein weiterer Erkenntnisgewinn einher ging.
Diese Siedlungsbefuode/Gruben sind von der Erosion der letzten 20@ lahre nicht erfasste B€reiche. Die
Oberfläche und damit der Laufriorizont der Eisenzeit lag vermutlich 0,5 bis 1 Meter über der heutigen
Oberfläche.
5
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Stadt Pulheim, Rhein-Erfi-Kreis. Enichtung eines Wohngebietes
NW 2014/1061
9.3
eureitlicheBeftrnde
Befirnd 54 Lösskaverne
Ganz am Nordende des Schnittes 53, neben der Geyener Straße wurde eine moderne Lösskaverne
frei-
Selegt.
Ein knapP 4,5 Meter tiefer Schacht, rund mit einem Durchmesse von 1 Meter erschloss von seiner Sohle
zweigegenüberliegende langovale Kammern. Jede Kammer war gut 3 Meter lan& an ihrer breitesten
Stelle über 2 Meter breit und über 2 Meter hoch. Die lnnenwände wiesen auf ihrer gesamten Fläche
Arbeitsspuren eines Dechsels auf. ln Eingangsnähe waren etwa in Brusthöhe eine, b2w. zwei schuhkartongroße Nischen angebracht, die zur Aufnahme von Kerzen dienten. Eine Nische wies an ihrer Obersei
te noch Russspuren auf.
Nur der schicht war durch verstun teilweis€ verfüllt, die beiden Kammern waren
intalt und leer.
Diese Grube diente zur MergelSewinnung für die lokale Versorgung der Landwirte mit kalkhaltigen Bo-
den als Dünger.
Auf der Abbildung liegt im vordergrund die bereits durch den Bagger verfüllte südliche Kammer und im
Hintergrund die nördliche Kammer mit noch teilweise erhaltenem Gewölbe.
Anlagen dieser Art wurden vom Landwin an darauf spezialisierte Handwerker in Auftrag gegeben und
fanden noch bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts statt.
Beftrnd 72 Materialentnahmegrube
lm nördlichen viertel des schnittes 53 ist eine große Fläche mit umgelagertem Material im planum do-
kumentiert worden. Dieser Befund setzt sich nach osten fort und taucht nördlich der Mitte des schnittes 4 wieder auf.
oer Befund Seht einher mit einer Geländedeptession, die schon vor Beginn der ersten schachtungen im
ABR bekannt und kartiert war.
Diese Materialentnahmegrube ist die Hinterlassenschaft einer im Tagebau betriebenen Lössgewinnung.
Der mineralhaltige Löss diente zur Herstellung von zieSelsteinen für den lokalen und regionalen Bedarf.
Diese Anlagen
sind in der
ReSel neuzeitlich, was auch das frische, unverwitterte Verfüllungsmaterial be-
lect.
Der Befund wurde nur im Planum aufgenommen,
Befund 14 und 118 Zwei Gräben
An der Nordgrenze der Schnitte 4 und 116 im Planum
I
Hier verlief, von Nordwest nach Südost, ein weg der auf beiden Seiten Gräben aufr^ries. Er verlief unter
der heutigen Kreisstraße nach südost und endet nach gut 10 Metern in der Fläche des planum 1. Vom
Weg ist aufgrund der Erosion nichts erhalten, nur die Sohlen der begleitenden Gräben sind noch sichtbar. ob der weg im Bereich des Planum 1 endete oder nur die beiden Gräben ist nicht zu entscheiden.
Auf der Tranchot-Karte (1801-1828), ist dieser weg nicht verzeichnet. Eine keramische wandscherbe
aus einem der Gräben ist neuzeitlich zu datieren.
Martin Wurzel Archäologie und UrftrElttecfinik GmbH, Stahnsdorf & Jülich
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Stadt Pulheim, Rhein-Erfr-Kreis. Enichtung eines Wohngebietes
NW 201rU1061
10. Resumee
Die 8ut 11000 Quadratmeter 8roße Untersuchungsfläche belegte drei unabhängige Phasen früherer
Nutzung.
l. runSneinzeitliche landwirtschaft
Um 4.0O0 vor Christus sind Spuren einer weitläufigen agrarischen Nutzung durch die Michelsberger Kul-
tur nachzuweisen. Die Landgewinnung erfolgte durch Rodungen des vorgefundenen Laubwaldes.
Oa
das gerodete Land recht schnell, nach einigen Jahren, ausgelaugt war, mussten neue Waldabschnitte
für die AckerlandSewinnung gerodet werden. Die aufgelassenen Felder, so sie nicht als Viehweiden genutzt wurden, verbuschten. Wenn diese wieder genutzt werden sollten, wurden sie brandgerodet, was
die Flächen nicht nur freimachte, sondern auch düngte.
Von der dazugehörenden Siedlung (Häuser,5tälle, Scheunen, Vorrats- und Abfallgruben) ist nichts ange-
troffen worden, dieses Areal hier diente nur der Landwirtschaft.
2. Eisenzeitlidre Spuren
ln den Jahrhunderten um Christi Geburt lassen sich am Nordende des Plangebiets einige wenige Spuren
in Form von kleinen Gruben nachweisen.
Die Erosion der recht weit oben an der Hangkuppe gelegenen Befunde hat diese weitgehend zerstört,
so dass die abschließende Bewertung nur auf einer sehr kleinen, keramischen Wandscherbe basiert.
3.
eurcitliche B€funde
1. Lösskaverne
Diese Anlage diente zur Gewinnung kalkhaltigen Lösses. Dieser wurde zur oüngung benutzt. Es gab
zahlreiche dieser Anlagen, zum Teil auch in offenem Abbau. [R. Gerlach'!l. Es ist damit zu rechnen, dass
in unmittelbarer Nähe weitere Anlagen dieser Art existierten.
2. Die große im Tagebau betriebene Materialentnahmegrube diente zur Gewinnung von Lösslehm für
die Ziegelherstellung. Schon vor der Ausgrabung war diese im Geländerelief zu erkennen und seit geraumer Zeit im ABR bekannt.
3. Zwei Gräben eines nicht mehr erkennbaren Wegs. Eine aus einem dieser Gräben geborgene kerami-
sche Wandscherbe datiert in die jüngere Neuzeit. Da auf der Tranchotkarte (1801-1828) dieser Weg
nicht verzeichnet ist, ist er möSlicherweise jünger, stammt also aus dem 19. oder 20. Jahrhunden.
Stahnsdorf, den 30. August 2015
I
Kai
Sommerfeld M.A
Renate Gerlach; Oas Schwanerde-Ensembh: Horizonte, Saumwürfe, Gruben und Schlitzgrub€n. Archäologie im Rheinland 2014
(im Druck)
'?Renate Gerlach; Obertlächen naher Abba u von MerSel, Sand und anderen Böden -Auswirkungen auldie TaSesob€rfläche.
ln B€r$.hadensforum, Tagungsband 9. Man 2012, Elsdorf. (RWE 2012)
Martin Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH, Stahnsdorf &
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Jülich
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I
Stadt Pulheim, Rh€in-Erfi-Kreis. Enichtung eines Wohngebieles
NW 2014l1061
Weiterführende Literatur zu Schwarzerden und deren Genese:
Meixner 1998
G. Meixner, Paläoböden und Siedlungsbefunde der Linearbandkeramik von Altdorf, Lkr. l-ands-
hut. rn: K. schmotz (Hrsg.) vorträge des 16. Niederbayerischen Archäorogentages. RahdenWestf. 1998, 13-40.
Saile & Lorz 2005
Th. saile & c. Lorz, zur Entstehung des Geoarchivs schwarzerde - Klima- und substratabhängige versus nutzungsb€dingte Genese rn: D. Gronenborn (Hrsg.) Klimaänderung und Kulturwandel in neolithischen Geserlschaften Mittereuropas EToo - 22oo v.chr. RGZM - Tagungen, Band
1. Mainz 2005,
4t-52.
Martin Wurzel Ardtäologie und Um*Elttechnik GmbH, Stahnsdorf & Jülich
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I
Stadt Pulheim, RtEin-Erfr-Kreis. Enichtung eines Wohngebietes
l.lw
2014,/1061
11. Abbildungen (Anhang Abb.1-11):
Abbildung 1
Pulheim, Geyener Berg. Höhenlinien lassen das Gefälle von Nord
nach Süd erkennen. lm Plangeblet heute noch von der Geyener
Straße zum Feldweg zwei Meter
Abbildung 2
Pulheim, Geyener Berg. lage der 20142015 untersuchten Flächen. 11200
quadratmeter
:I'r
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Prarin
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L{.d-l,I.:'l:100
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Martin Wuzel Archaoogiri und Umw€lttechnik GmbH, Stahnsdorf & Jülich
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Stadt Pulheim, Rhein-Erfl-Kreis. Enichtung eines Wohngebietes
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Abbildung 3
Schwarzerdeschicht Pulheim, Stelle 211. Das dunkle Eand
unmittelbar über den Befunden ist die Schwarzerdeschicht
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Madn Wurzel Archäologie und Urftt ellite€finik GmbH, Stahnsdorf & Jülich
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Stadt Pulheim, Rhein-Ert-Kreis. Enichtung eines Wohngebietes
NW 201lul061
Abbildung 5
Pulheim, Geyener Berg
Baumwud linke Seite
-
Schwarzerde, rechte Seite fließt in
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al
Stadt Pulheim, Rhein-Erft-Kreis. Errichtung eines Wohngebietes
NW 2014/1061
Seite 13
Martin Wuzel Archäologie und Um,Yelttedrnik GmbH, Stahnsdort & Jülich
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Stadt Pulheim, Rhein-Erfl-Kreis. Enichtung eines Wohngebietes
NW 201lUl061
tulheEfl
'Auf dem Gayaner Berg'
NW 2014 - 10G1
stefie 102 - 19
Abbildung
I
Pulheim. Gevener Berg - Feuersteinschaber der Michelsberrer Kultur aus Stelle 102
Seite 14
Martin Wuzd Archäologie und Umurelttecfinik GmbH , Stahnsdorf & Jülicit
Stadt Pulheim, Rhein-Erfr-Kreis. Enicfitung eines Wohngebietes
r{w 20.t4l1061
Seite l5
Martin
Wuzd Archäologie und Um\,ualttechnik GmbH, Slahnsdorf
al
& Jülich
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Stadl Pulheim, Rhein-Erft-Kreis. Enichtung eines Wohngebietes
NW 20.t4l1061
Seite 16
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Martin Wurzel Archäologie und Umw€ltledrnik GmbH, Stahnsdorf & Jütich
Stadt Pulheim, Rhein-Erfi-Kreis. Enichtung eines Wohngebieles
NW 2014/1061
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Abbildung 11
Pulheim, Geyener Berg - Stelle 11& Schnitt durdr einen neuzeitlichen Graben
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Martin Wuzel Archäologie und
Un
r€lttecänik GmbH, Stahnsdorf & Jülich
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