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Beschlussvorlage (Archäologischer Zwischenbericht)

Daten

Kommune
Pulheim
Größe
1,6 MB
Datum
17.06.2015
Erstellt
08.06.15, 18:39
Aktualisiert
08.06.15, 18:39
Beschlussvorlage (Archäologischer Zwischenbericht) Beschlussvorlage (Archäologischer Zwischenbericht) Beschlussvorlage (Archäologischer Zwischenbericht) Beschlussvorlage (Archäologischer Zwischenbericht) Beschlussvorlage (Archäologischer Zwischenbericht) Beschlussvorlage (Archäologischer Zwischenbericht)

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Inhalt der Datei

Archäologische Untersuchung (Sachverhaltsaufklärung NW 2014/1061) im Zusammenhang mit der Erschließung eines Neubaugebietes „Auf dem Geyener Berg“ in Pulheim Archäologische Sachstandsermittlung in Pulheim „Auf dem-Geyener Berg“ Flur 6, Flurstück 1632 (ehemals 828) Bebauungsplan 113 (Wohnbaugebiet) im Zusammenhang mit der Erschließung eines Neubaugebietes Zwischenbericht (NW 2014/1061) Aufgabenstellung und Anlass der archäologischen Untersuchung: Die Stadt Pulheim beabsichtigt im Südwesten der Stadt ein Neubaugebiet auszuweisen (Bebauungsplan 113). Dieses befindet sich auf dem sogenannten „Geyener Berg“ (Flur 6, Flurstück 1632 bzw. zuvor 828), südlich der Kreisstraße 25. Die Planung sieht ein Wohngebiet mit Einund Mehrfamilienhäusern vor, aktuell handelt es sich um Ackerland. In Planung sind dazu Anwohnerstraßen und Anbindungen an die bereits existierenden Straßen. Ferner wird ein Regenversickerungsbecken angelegt. Wie der Flurname bereits erkennen lässt, handelt es sich um eine exponierte Lage auf einer Erhöhung nordwestlich, also oberhalb des „Pulheimer Baches“. Die Isolinien weisen beim Neubaugelände eine schmale Hochfläche bei ca. 60m ü.NN aus, die durchaus als siedlungsgünstig zu bezeichnen ist. Blick von Südost auf das Untersuchungsgelände (im Hintergrund die Gärtnerei) Seite 1 Martin Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH, Stahnsdorf und Jülich Archäologische Untersuchung (Sachverhaltsaufklärung NW 2014/1061) im Zusammenhang mit der Erschließung eines Neubaugebietes „Auf dem Geyener Berg“ in Pulheim Aufgrund von Oberflächenfunden und Geländekennzeichen beauflagte das Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (ABR, Bonn) des Landschaftsverband im Rheinland (LVR) auf einer ausgewiesenen Fläche von 250 x 150 Meter eine Sachverhaltsaufklärung. Diese bestand vorerst aus zwei Schnitten von je 240 Meter Länge bei einer Breite von 10 Metern (Arbeitsbereich Stelle 4 für den Nordostschnitt und Stelle 53 für den Südwestschnitt). Zeitraum der archäologischen Untersuchung Die archäologischen Grabungen (NW 2014/1061) begannen am 22. September 2014 und wurden vorerst bis zum 17. Dezember 2014 durchgeführt. Je nach Witterung wird in 2015 die Fläche der Regenversickerung untersucht. Diese konnte in ihrer Lage von der Stadt Pulheim erst vor wenigen Tagen ausgewiesen werden und wird rund 2000 Quadratmeter umfassen. Insgesamt wurden die Arbeiten vor Ort durch die Teils sehr intensiven Regenfälle stark beeinflusst (siehe Foto). Wasserbeseitigung mit dem Minibagger nach Starkregen. Archäologisches Vorgehen im Gelände Personal: 1 Wissenschaftler, 1 Techniker, 1 Fachkraft und 2 Helfer bildeten die Kernmannschaft. Aufgestockt wurde diese je nach Befund- und Wetterlage durch weitere Wissenschaftler, Techniker, Zeichner und Helfer, so dass es möglich war, mit zwei räumlich getrennt operierenden Teams zu arbeiten. Für die Bodenansprache und für die Vermessung standen entsprechende Fachleute zur Verfügung. Geräte: Zur Verfügung stand von Anfang an ein Großbagger (19t) nach vier Wochen wurde ergänzend eine Minibagger (4,5t) eingesetzt. Das Anlegen von Plana und Profilen wurde im letzten Schritt stets mit Hand durchgeführt. Arbeitsweise: In einem ersten Schritt wurde der Humus durch Großbagger abgezogen und zum gesonderten Wiedereinbau zwischengelagert. Im zweiten Schritt wurde durch den Großbagger ein erstes archäologisches Planum angelegt. Dazu mussten teils erhebliche Mengen an Kolluvien ausgekoffert werden, so dass das erste Planum zwischen 0,4 Meter unter Geländeoberkante am NorSeite 2 Martin Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH, Stahnsdorf und Jülich Archäologische Untersuchung (Sachverhaltsaufklärung NW 2014/1061) im Zusammenhang mit der Erschließung eines Neubaugebietes „Auf dem Geyener Berg“ in Pulheim dende der Schnitte und 1,3 Meter unter Geländeoberkante am Südende derselben lag. Grund ist ein Gefälle des Geländes von Nordwest nach Südost. Von der Kuppe an der Kreisstraße 25 floss schon in urgeschichtlicher Zeit Boden in die Senke Richtung Pulheimer Bach. Diese verlagerten Böden, sogenannte Kolluvien entstanden bereits in der Jungsteinzeit und sind durch die Rodungen der ersten Bauern verursacht. Das Gelände ist heute deutlich ebener als vor rund 7000 Jahren, als man hier ein starkes Relief angetroffen hätte. Schwarzerde-Horizont über älteren Befunden (Stellen 204, 205 und 206). Die Art und Anzahl der freigelegten Befunde veranlasste das ABR zu eine teilweisen Erweiterung der Flächen (Arbeitsbereiche Stelle 116, 148 und 167). Auf einer Teilfläche des AB Stelle 4 war befundbedingt ein zweites Planum vonnöten. Im Laufe der Untersuchung verlangte das ABR (vor Ort meist Herr Th. Vogt, aber auch Frau Prof. Dr. R. Gerlach) die Dokumentation aller freigelegten Befunde. Diese wurden in ihrer Gesamtheit eingemessen, im Planum und im Profil nach den Vorgaben des ABR dokumentiert. Baumwurf (d.h. eine Baumwurzelgrube eines ehemals hier stehenden Baumes, der samt seines Wurzeltellers umgekippt ist) über einer Grube (an der Basis des Profiles). Es wurden im oben genannten Zeitraum 250 Stellen definiert und bearbeitet. In dieser Zahl enthalten sind insgesamt fünf Arbeitsbereiche und drei Befundbereiche (Zusammenfassung Seite 3 Martin Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH, Stahnsdorf und Jülich Archäologische Untersuchung (Sachverhaltsaufklärung NW 2014/1061) im Zusammenhang mit der Erschließung eines Neubaugebietes „Auf dem Geyener Berg“ in Pulheim mehrerer zusammengehörender Befund unter einer Nummer), so dass 243 einzelne Befunde ausgewiesen wurden. Im nördlichen Drittel der Schnitte, zur Kreisstraße 25 hin gelegen, war die Humusdeckung maximal 0,45 Meter stark. Darunter lag ein gewachsener B-Horizot (Bh/Bt) in dem eine Anzahl Befunde vermutlich jüngerer Zeitstellung dokumentiert wurden. Es handelt sich um Gruben und Pfostengruben, die vorläufig, ausweislich zweier sehr kleiner Keramikfragmente, als eisenzeitlich angesprochen wurden. Befunde unter dem Schwarzerdehorizont 2. Ergänzt wird das Befundspektrum hier von Baumwürfen unbekannter Zeitstellung und zwei Gräben eines neuzeitlichen, im heutigen Gelände nicht mehr erkennbaren Wegs. Südlich anschließend erscheint eine große neuzeitliche Materialentnahmegrube. Diese diente zur Rohstoffgewinnung für Ziegeleien oder zum Mergelabbau für die Felddüngung. Diese Bereiche wurden im Planum und ausschnittsweise beispielhaft im Profil dokumentiert. Pfosten- und grabenartige Befunde unter dem Schwarzerdehorizont. Im mittleren und südlichen Bereich der Schnitte wurden unter dem Kolluvium umfangreiche Reste eines Schwarzerdehorizonts freigelegt. Diese, durch Holzkohle gefärbte Schwarzerde entstand durch Brandrodung von Feldern und Buschlandschaft der jungSeite 4 Martin Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH, Stahnsdorf und Jülich Archäologische Untersuchung (Sachverhaltsaufklärung NW 2014/1061) im Zusammenhang mit der Erschließung eines Neubaugebietes „Auf dem Geyener Berg“ in Pulheim steinzeitlichen Bauern und unterlag ebenso wie die darüberliegenden Kolluvien der Erosion und wanderte den Hang hinab. Es handelt sich somit um eine Schicht, die indirekt jungsteinzeitlichen Ackerbau belegt. Die in diesem Bereich dokumentierten Befunde sind überwiegend schlecht erhalten und weitgehend fundfrei. Die Datierung erfolgt stratigrafisch. Ein Schaber aus Feuerstein aus einem Befund weist jedoch klar in die Steinzeit. Im südwestlichen Schnitt AB Stelle 53 wurden unter dem Schwarzerdehorizont etliche Befunde erkannt, über deren Alter, mangels Funden, bisher noch kein Aufschluss gewonnen werden konnte. Möglich wäre eine zeitliche Einordnung zwischen mittlerer und jüngerer Steinzeit. Besonders hervorhebenswert ist der Befundbereich Stelle 219 mit zahlreichen Pfosten und einer grabenartigen Struktur. Zugangsschacht zu einer Mergelgrube (der Zugang ist mit einem Bauzaun versperrt), deren stark kakreiches Sediment der Düngung der umgebenden Äcker dienten.Wie diese Grube ausgesehen haben könnte, zeigt das Bild darunter.1 Erwähnenswert ist noch eine Mergelgrube, die aus Sicherheitsgründen nicht begangen werden konnte (siehe nebenstehendes Foto). Ein Zukippen ist für den Beginn 2015 geplant. Ziel der weiteren Arbeiten in 2015 ist die exaktere zeitliche Einordnung der Befunde durch die Bergung von Funden. Dem steht entgegen, dass wir von den einstigen Befunden stets nur die Sohlenbereiche oder die unteren Zonen freilegen, der größte Teil eines Befundes ist schon urgeschichtlich erodiert. Ausblick: Aktuell werden die beiden Untersuchungsbereiche wieder vollständig verfüllt. Einer Seitens der Stadt Pulheim gewüschten Beackerung dieser Flächen steht nichts im Wege. 1 Entnommen aus: S. K. Arora 1998Eine Mergelgrube „Am Dorninger Weg“. Archäologie im Rheinland 1997. Stuttgart 1998, 145-146. Seite 5 Martin Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH, Stahnsdorf und Jülich Archäologische Untersuchung (Sachverhaltsaufklärung NW 2014/1061) im Zusammenhang mit der Erschließung eines Neubaugebietes „Auf dem Geyener Berg“ in Pulheim Als letzte Untersuchungsfläche soll der Bereich der Sickerungsfläche (ca. 2.000qm Gesamtausdehnung) untersucht werden, wobei (siehe Plan auf dieser Seite) bereits ein kleinerer Abschnitt mit dem westlichen Suchschnitt untersucht werden konnte. Weitere Untersuchungen fordert das Fachamt nicht. Eine günstige Witterung vorausgesetzt, soll die Fortsetzung bereits im Januar 2015 beginnen, jedoch stets berücksichtigt, dass Archäologie Handarbeit ist (siehe Foto). Dabei ist den Vorgaben von Herrn Vogt (Mail vom 10.12.2014) unbedingt zu entsprechen, der einer Freilegung des Schwarzerde-horizontes erst dann wieder zustimmt, wenn gewährleistet ist, dass die sehr sensiblen Befunde darunter auch tatsächlich unmittelbar anschließend untersucht werden können, also nicht bei Frost und bei Starkregen. Somit ist aktuell die Fortsetzzung noch nicht genau zeitlich zu fassen. Kai Sommerfeld M.A. Stahnsdorf, den 17.12.2014 Seite 6 Martin Wurzel Archäologie und Umwelttechnik GmbH, Stahnsdorf und Jülich