Daten
Kommune
Brühl
Größe
160 kB
Datum
28.11.2017
Erstellt
21.11.17, 09:49
Aktualisiert
21.11.17, 09:49
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Brühl
öffentliche
Vorlage
Der Bürgermeister
Dienststelle
Sachbearbeiter/in
Aktenzeichen
Datum
Vorlagen-Nr.
50/2
Zimmermann
50-2
27.10.2017
442/2017
Betreff
Betreuung der nach Brühl zugewiesenen Flüchtlinge;
Projekt "Wohnungsschlüssel"
Beratungsfolge
Sozialausschuss
Finanzielle Auswirkungen
Ja
X Nein
Mittel stehen zur Verfügung bei SK / KST
Mittel stehen nicht zur Verfügung
Über-/außerplanmäßige Aufwendungen/Auszahlungen
Sachkonto / Kostenstelle
BGM
Zust. Dez.
Abt. 50/2
Freytag
Burkhardt
Zons
Kämmerer
RPA
Stabsstelle 03
Kilian
Beschlussentwurf:
Der Sozialausschuss nimmt den Bericht des Bürgermeisters zur Kenntnis.
Erläuterungen:
Seit November 2016 werden bzgl. neuer Flüchtlings-Zuweisungen sogenannte
Zielvereinbarungen mit der Bezirksregierung geschlossen. Diese Zielvereinbarungen
beinhalten eine Absprache der Bezirksregierung mit der aufzunehmenden Kommune bzgl.
Zeitraum und Anzahl der Zuweisungen. Auf diese Weise erhalten die Kommunen eine
längere Vorlaufzeit, um entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Seit der ersten
Vereinbarung mit der Bezirksregierung Ende 2016 wurden der Stadt Brühl insgesamt 130
Menschen in der Zeit von November 2016 bis Februar 2017 zugewiesen. In 2017 stehen
weitere Zuweisungen nach Zielvereinbarung von insgesamt 25 Personen in der 43. KW
(26.10.17) und 44. KW (02.11.17) an.
Vor Einführung der Zielvereinbarungen Ende 2016 erfolgten die Zuweisungen aufgrund
des hohen Flüchtlingszustroms regelmäßig sehr kurzfristig, sodass für die Abteilung
Obdachlose und Flüchtlinge wenig Zeit für die Planung der Unterbringung blieb
(beispielsweise für die Entscheidung über eine zentrale oder dezentrale Unterbringung).
Die geflüchteten Menschen fühlten sich in ihrer Unterkunft nicht wohl und/oder
Beschwerden aus der Nachbarschaft gingen ein. Nicht selten war der Hintergrund, dass
den geflüchteten Menschen die hier geltenden Regeln nicht in Kürze vermittelt werden
konnten (z.B. Hausordnung). Das zog weitere, aufwendige und vermeidbare Umzüge
zwischen den städtischen Heimen, Häusern und Wohnungen nach sich.
Um diesen unnötigen Schwierigkeiten bei der Integration der Flüchtlinge entgegen zu
wirken, wurde das Projekt „Wohnungsschlüssel“ in enger Zusammenarbeit mit der
Stabsstelle 03 initiiert.
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Ziel des Projektes ist es, allen in Brühl lebenden Flüchtlingen, die für ein problemloses
Zusammenleben notwendigen Kenntnisse zu vermitteln. Das gilt grundsätzlich für alle
Unterbringungsformen, insbesondere aber für die dezentrale Unterbringung in Wohnungen
und Häusern. Neben dem Erlernen der Sprache ist dies aus Sicht der Verwaltung ein
wichtiger Grundstein zur Integration in die Gesellschaft (Fordern und Fördern).
So werden nunmehr grundsätzlich alle Neuzuweisungen zunächst in der zentralen
Containeranlage (bisher in Brühl-Ost, ab Ende 2017 in Brühl-West) untergebracht, da dort
ganztägig Betreuungspersonal zur Verfügung steht. Erst nachdem nachweislich die
grundlegenden Kenntnisse des „Wohnungsschlüssels“ vermittelt wurden, kann ein Umzug
in eine Wohnung erfolgen.
Hierzu zählen neben der Vermittlung von allgemeinen rechtlichen Grundlagen des Lebens
in Deutschland (z.B. das Einhalten der Verpflichtungen aus eingegangenen Verträgen
(Mietverträge,
Energieversorger,
Mobilfunk,
Internet)
auch
die
Module
„Sauberkeit/Hygiene“ sowie „Einhaltung der Ruhezeiten (Nachtruhe)“.
Ein weiterer Fokus liegt auf den Themen „Mülltrennung“ und „richtiges Heizen und Lüften“,
was den Flüchtlingen durch Workshops in enger Zusammenarbeit mit der
Verbraucherzentrale näher gebracht wird.
Diese Weiterbildungen werden von der Abteilung 50/2 seit Beginn der Flüchtlingskrise
durchgeführt und wurden seit ca. 1,5 Jahren auf Workshop-Reihen mit verschiedenen
Themen ausgeweitet, um möglichst alle, auch die neu zugewiesenen Flüchtlinge zu
erreichen.
Der „Wohnungsschlüssel“
Themen/Module:
umfasst
mittlerweile
im
Wesentlichen
die
folgenden
Sauberkeit / Hygiene
o In allen Heimen sind die Bewohner selbst für die Sauberkeit verantwortlich.
o Küche
Hygiene vor dem und nach dem Kochen, Reinigung Herdplatten, Ceranfeld,
Herd und Kühlschrank
o Badezimmer
o Flur
Mülltrennung
Die differenzierte Mülltrennung stellt für die Flüchtlinge oftmals eine echte
Herausforderung dar. Daher ist das Thema allgegenwärtig und muss fortlaufend
wiederholt werden. Das Thema wird auch von der Verbraucherzentrale bei deren
Veranstaltungen im KOMM-MIT immer wieder aufgenommen (praktische Übungen
mit Müllnachbildungen).
Einhaltung der Ruhezeiten
Vermittlung dessen, was unter Nachtruhe (22:00-06:00 Uhr) und Sonn- und
Feiertagsruhe verstanden wird
Richtiges Heizen und Lüften
o Einsparung von Heizkosten
o Vermeidung von Schimmelbildung (Auch Aufklärung was überhaupt
Schimmel ist und welche Schädigungen er beim Menschen, besonders bei
Kindern herbeiführen kann.
Zusammenleben in der Gemeinschaftsunterkunft, der Hausgemeinschaft und mit
den Nachbarn
o Besuchszeiten: 08:00 und 22:00 Uhr
o Übernachtungen von nicht in der Unterkunft lebenden Menschen sind ohne
Erlaubnis untersagt
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o eine mehrtägige Abwesenheit aus der Unterkunft ist nur mit Genehmigung
möglich
Präventive Konfliktvermeidung
Sicherheit
o Fluchtwege müssen frei gehalten werden (Kinderwagen, Fahrräder oder
Möbel dürfen nicht in Fluchtwegen abgestellt werden)
o Notruftaste
o 110 (Polizei) und 112 (Notarzt)
o Feuer, Brandschutz, Rauchmelder
Sicherheit für Kinder
o Beaufsichtigung der Kinder bei geöffneten Fenstern
o Sicherer Umgang und Aufbewahrung von Reinigungsmitteln, Medikamenten,
Feuerzeugen/Streichhölzern, Messern, Elektrogeräten
o Einsatz von kindersicheren Steckdosen
allgemeine rechtlichen Grundlagen des Lebens in Deutschland (z.B. das Einhalten
der Verpflichtungen aus eingegangenen Verträgen (Mietverträge, Energieversorger,
Mobilfunk, Internet)
Ein weiterer Baustein des Projekts „Wohnungsschlüssel“ ist die Einbeziehung des
Stromspar-Checks der Caritas insb. für diejenigen, die bereits in Wohnungen und Häusern
untergebracht sind. Seit März 2014 führt der Caritasverband für den Rhein-Erft-Kreis e.V.
das Projekt „Stromsparcheck plus“ in Brühl durch. Es handelt sich um ein Energie- und
Kostensparkonzept für finanzschwache Haushalte. Die Finanzierung erfolgt durch
Bundesmittel (Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit)
und durch Sponsoren. Die Gesamtkosten für das Projekt in Brühl belaufen sich auf ca.
40.000,00 €. Die Stadt Brühl beteiligte sich seitdem mit jährlich 10.000 € an der
Finanzierung. Einkommensschwache Haushalte werden unentgeltlich zum Thema
Energie- und Wassersparen beraten und notwendige Soforthilfen, wie etwa
Energiesparlampen, schaltbare Steckerleisten und Wassersparduschkopfe bis zu einem
Gesamtwert von 70,- € kostenlos eingebaut.
In 2017 hatte 50/2 darüber hinaus die Möglichkeit, an dem neuen Programm der
Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e. V. „Get in! Integration geflüchteter Menschen
in den Konsumalltag“ teilzunehmen. Es bietet niederschwellige Bildungseinheiten zu den
Themengebieten „Mobilfunk“ (Handykosten, Laufzeitverträge, Apps) und „eigene
Wohnung“
(Mietverträge,
Verträge
mit
Energieanbietern,
Nebenund
Energiekostenabrechnung, Heizen und Lüften, Versicherung, Internetanschluss).
Auch im KOMM MIT werden im Rahmen der Sprachkurse die Themen des
„Wohnungsschlüssels“ wieder aufgegriffen, so dass durch die unterschiedliche Art der
Wissensvermittlung ein hoher Lerneffekt erreicht wird. Das Wiederaufgreifen der Themen
in verschiedenen Kontexten führt zu einer Vertiefung des Erlernten und erleichtert das
Verstehen der neuen Kultur und der in der deutschen Gesellschaft üblichen
Gepflogenheiten.
Die Aussicht darauf, mit diesem Wissen zu einem späteren Zeitpunkt voraussichtlich eine
Wohnung zugewiesen zu bekommen, stellt für die zugewiesenen Menschen eine hohe
Motivation dar, die Informationen aus dem „Wohnungsschlüssel“ anzunehmen und
umzusetzen.
Der „Wohnungsschlüssel“ ist ein wichtiger Baustein für die Integration, der gleichwohl
einem stetigen Veränderungsprozess unterliegt. So müssen die Module regelmäßig dem
Bedarf angepasst werden. Dabei spielt z.B. eine große Rolle, ob der Flüchtling neu
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zugewiesen wurde oder bereits seit längerer Zeit in Deutschland bzw. Brühl lebt, ob er im
Familienverbund oder alleine gereist ist, auch sein Herkunftsland, die Ethnie, Religion und
Bildungsstand bedingen unterschiedliche Bedarfe. Wesentlich ist auch der Grad der
Fähigkeit deutsch zu kommunizieren.
Das Projekt „Wohnungsschlüssel“ wird auch nach dem Umzug der in Brühl-Ost lebenden
Flüchtlinge in die neue Containereinheit in Brühl-West fortgeführt, da das gesamte
Betreuungspersonal zukünftig ebenso in der neuen zentralen Unterkunft angesiedelt sein
wird.
Nach Absolvierung der Module des „Wohnungsschlüssels“ haben die Flüchtlinge die
grundlegenden Fähigkeiten und das Wissen für eine gelungene Integration in einer
dezentralen Unterbringung an die Hand bekommen. Gleichwohl bleibt auch nach
Zuweisung in eine dezentrale Unterkunft (Haus oder Wohnung) eine weitere laufende
Betreuung durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Brühl (drei
Sozialarbeiter/innen
und
jeweils
zuständiger
Hausmeister)
bestehen
und
selbstverständlich auch der Kontakt zu den ehrenamtlichen Kräften.