Daten
Kommune
Pulheim
Größe
1,4 MB
Datum
10.09.2014
Erstellt
01.09.14, 18:41
Aktualisiert
01.09.14, 18:41
Stichworte
Inhalt der Datei
Dr. Bernhard Arnold Dr. Stefan Marx
Gutachten und Beratung rund um den Baum
Arnold & Marx Schwerinstraße 25 50733 Köln
Stadt Pulheim
Koordinierungsstelle Umweltschutz
Frau Biehl
Alte Kölner Straße 26
50259 Pulheim
Telefon
Fax
E-Mail
0221-764452
0221-7605502
Arnold-Marx@netcologne.de
Köln, den 9. August 2010
-
Gutachten TSP/710
Untersuchung von
16 Linden
in der Donatusstraße
in Pulheim-Brauweiler
Arnold & Marx
TSP/710: 16 Linden, Donatusstraße in Brauweiler, Juli 2010
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Einleitung
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung sind 16 von 18 Linden, die in PulheimBrauweiler auf einem zwischen den Sportanlagen des TCC Brauweiler (Donatusstraße 45)
und dem DRK Kinder- und Jugendhaus „Zahnrad“ (Donatusstraße 43) liegenden, als Geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesenen Gelände stehen.
Das DRK richtet in den Sommerferien im Bereich dieser Linden eine zweiwöchige Ferienfreizeit aus. An den Linden wurden daher Ende Juni/Anfang Juli Pflegemaßnahmen durchgeführt. Die Bäume wurden aufgeastet, es wurden Totholz und Stockausschläge entfernt und
vereinzelt wurden überlange Äste eingekürzt. Hierbei sind Herrn Brendemühl (Stadt Pulheim,
Koordinierungsstelle Umweltschutz) Schäden an vier Linden aufgefallen (Pilzfruchtkörper
am Stammfuß, große offene Morschungen im Bereich von Stammgabeln und auffällige
Schonhammerbefunde am Stamm). Herr Brendemühl hat diese vier Linden mit Forstspray
markiert.
Mit Schreiben vom 6.7.2010 beauftragte uns Frau Biehl (Stadt Pulheim, Koordinierungsstelle
Umweltschutz) damit, die Schäden an den vier markierten Linden mit dem Resistographen
eingehend zu untersuchen und die übrigen 12 Altlinden auf dem Gelände einer visuellen Inspektion zu unterziehen. Die Untersuchung fand noch am gleichen Tag statt.
Die 18 Linden stehen in einer annähernd rechteckigen Pflanzung um ein altes Pumpenhaus.
Die Bäume wurden von uns im Uhrzeigersinn durchnummeriert. Baum 1 ist eine gekappte
Linde in der nordwestlichen Ecke der Baumgruppe. Die Bäume 2 und 3 sind junge Ersatzpflanzungen und daher nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung. Von Herrn Brendemühl markiert waren die Bäume 5, 8, 10 und 17. Neben diesen vier Bäumen haben wir zusätzlich den Baum Nr. 7 eingehend untersucht.
2 Durchgeführte Untersuchungen
Die 16 Linden wurden einer ausführlichen visuellen Kontrolle unterzogen, bei der die vom
Boden aus sichtbaren Schäden festgehalten wurden. Bei allen Bäumen wurde der Stamm vom
Boden, bei einigen Bäumen der Bereich der Stammgabel von einer Leiter aus mit dem
Schonhammer abgeklopft. Faultöpfe im Bereich von Stammgabeln wurden – soweit erreichbar - von einer Leiter aus inspiziert.
Die Bewertung der Vitalität anhand des Kronenbildes (Trieblängen und Verzweigungsintensität) erfolgte in Anlehnung an ROLOFF (1993)1.
Die Vermessung von Fäuleschäden erfolgte über die Ermittlung des Bohrwiderstandes mit
dem Resistographen.
1A.
ROLOFF (1993): "Kronenentwicklung und Vitalitätsbeurteilung ausgewählter Baumarten der gemäßigten
Breiten"
Schriften aus der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen und der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 93, J.D. Sauerländer's Verlag, Frankfurt a. M.
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3 Untersuchungsergebnisse, Bewertung und Empfehlungen
3.1 Allgemeines und visuelle Untersuchung der Bäume 1, 4, 6, 9, 11-16 und 18
Die Vitalität vieler der 16 untersuchten Linden ist mehr oder minder deutlich reduziert. Dies
zeigt sich in Auflichtungen einzelner Kronenpartien, Verlichtungen in der Kronenperipherie,
Kleinblättrigkeit (partiell oder einen ganzen Baum betreffend) sowie schwacher Wundüberwallung.
Die Bäume haben mit rund 5 m einen vergleichsweise geringen Abstand zueinander. Der dadurch bedingte Konkurrenzdruck hat dazu geführt, dass die meisten Linden wenig ansprechend gewachsen sind.
Im Streben nach Licht haben die Bäume auf der Außen- und Innenseite des „Baumrechtecks“
überlange, teilweise abgesenkte Starkäste entwickelt (vor allem Linden Nr. 4, 14 und 18).
Durch die häufig einseitig entwickelten Kronen ist bei vielen Linden der Kronenschwerpunkt
verlagert.
Zahlreiche Linden sind ab etwa 2 bis 4 m Höhe mehrstämmig. Diese Bäume haben häufig alte
Astungswunden bzw. Faultöpfe im Bereich des Stammkopfes. Daneben weisen alle Linden
zahlreiche Astungswunden an den Stämmen auf. In einigen Fällen sind diese bereits vollständig überwallt, häufig haben sich jedoch auch mehr oder minder tiefe Faultöpfe gebildet (vor
allem Linden 1, 6, 9, 13, 14, 15 und 16). Vor allem Baum 1 hat mehrere große Rindenwunden, Faultöpfe und Spechthöhlen am Stamm. Diese Linde wurde jedoch vor wenigen Jahren
in etwa 11 m Höhe gekappt und ist damit umfassend entlastet.
Bei keinem der nur visuell untersuchten Bäume erbrachte das Abklopfen mit dem Schonhammer Hinweise auf ausgedehnte Fäuleschäden im Stamm, Stammkopf oder Stammfuß.
Allgemeine Bewertung und Empfehlungen
Die meisten Linden in der rechteckigen Pflanzung sind aufgrund der standörtlichen Gegebenheiten wenig ansprechend gewachsen. Einige Bäume sind unterdrückt, manche weisen sehr
einseitig entwickelte Kronen auf und häufig finden sich baummechanisch als kritisch zu bewertende, überlange und zum Teil auch weit abgesenkte Starkäste.
An den zahlreich vorhandenen Astungswunden haben sich häufig Faultöpfe entwickelt. Oftmals wurden in der Vergangenheit auch im Bereich von Stammgabeln durchmesserstarke
Äste/Stämmlinge entfernt. Die hierdurch entstandenen Faultöpfe entwickeln sich in den
Stammkopf hinein und sind daher auf Dauer ebenfalls als kritisch zu bewerten und erfordern
einen erhöhten Kontrollaufwand.
Vor allem aufgrund fehlender Schnittpflege in der Jugend sind einige Bäume nicht nur unter
ästhetischen, sondern auch unter baumechanischen Gesichtpunkten geradezu fehlentwickelt.
Im nunmehr vergleichsweise hohen Alter ist eine Korrektur nicht mehr möglich. Auch der
sehr geringe Abstand untereinander drängt die Bäume zu problematischen Entwicklungen der
Krone und schränkt die Möglichkeiten zur Schnittpflege ein. Insbesondere die Neigung zur
Entwicklung überlanger, langsam absinkender Starkäste mit statistisch erhöhter Bruchgefährdung wird nicht zuletzt durch die bestehenden Konkurrenzverhältnisse in der Baumgruppe
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gefördert. Auch Ersatzpflanzungen für ausgefallene Altbäume haben im Hinblick auf ansprechenden Wuchs und stabile Kronenentwicklung keine guten Perspektiven.
Insgesamt gesehen erscheint uns die Baumgruppe daher wenig erhaltenswert. Da das Gelände
zudem auch außerhalb der Schulferien stark von Kindern und Jugendlichen des Jugendhauses
frequentiert wird und daher ein ständig hoher Kontroll- und Schnittpflegeaufwand notwendig
ist, sollte man überlegen, ob nicht letztlich der vollständige Neuaufbau der Pflanzung die beste Lösung darstellt.
Alternativ könnten auch alle Linden gekappt und in Zukunft konsequent als Kopfbaum gepflegt werden. Eine solche Lösung böte sich alleine unter dem Aspekt an, dass einige der geschädigten Bäume in absehbarer Zeit deutlich entlastend zurückgeschnitten werden müssen.
Solche Bäume hätten dann im engen Stand unter ungeschnittenen Bäumen keine Entwicklungsperspektive mehr. Zudem gilt es zu bedenken, dass kleinkronige Kopflinden sich optisch
viel besser in den engen Stand der rechteckigen Pflanzung einpassen.
Sollte auch eine Kopfbaumlösung keine Zustimmung finden, so müssen die 16 Linden in Zukunft regelmäßig und intensiv auf Fäuleschäden (vor allem im Bereich der Stammköpfe) kontrolliert werden. Daneben sollten überlange Äste durch Gurte gesichert werden.
3.2 Untersuchung der Bäume 5, 7, 8, 10 und 17
Baum 5 (von Herrn Brendemühl markiert)
Die altersgemäß vitale Linde hat in 1m Höhe einen Stammumfang von 206 cm.
Der Baum wird ab etwa 2,5 m Höhe zweistämmig. Ein ehemals auf der Ostseite vorhandener,
weiterer Stämmling (Durchmesser ungefähr 30 cm) wurde entfernt. An der Schnittwunde hat
sich ein tiefer Faultopf gebildet (siehe Foto 1). Auf der Nordostseite des Stammes befindet
sich eine alte, vollständig überwallte und vom Stammfuß bis fast zum Stammkopf reichende
Rindenwunde. Das Abklopfen mit dem Schonhammer zeigte, dass der Stamm vom Faultopf
und der Rindenwunde ausgehend fäulegeschädigt ist, die beiden Stämmlinge hiervon jedoch
noch nicht betroffen sind. Dem akustischen Signal nach hat die Fäule in 1,8 m Höhe ihre
größte Ausdehnung auf dem Stammquerschnitt. Daher wurden in dieser, sowie im Vergleich
in 1 m Höhe, je vier gleichmäßig auf dem Stammumfang verteilte Resistographenbohrungen
durchgeführt (Profile 1-8; 1, 3, 5 und 7 in 1,8 m sowie 2, 4, 6 und 8 in 1 m Höhe).
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Linde 5, Bohrung 1: Ostseite in 1,8 m Höhe (siehe Foto 1). Fäulegeschädigtes Holz bzw. ein Hohlraum ab
15 cm radialer Bohrtiefe (Restwand = 13 cm).
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Bohrtiefe [cm]
Linde 5, Bohrung 2: Ostseite in 1 m Höhe (siehe Foto 1). Fäulegeschädigtes Holz bzw. ein Hohlraum ab 14 cm
radialer Bohrtiefe (Restwand = 12 cm).
Amplitude
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Bohrtiefe [cm]
Linde 5, Bohrung 3: Südseite in 1,8 m Höhe. Das Profil zeigt keine Hinweise auf fortgeschrittene Fäuleschäden. Die Bohrung erfolgte auf der Basis des mächtigen, südlichen Stämmlings (siehe Foto 1). Daher wurde zu
einem großen Teil Holz des Stämmlings und nicht des Stammes durchbohrt. Dies erklärt, warum im Gegensatz
zur Bohrung in 1 m Höhe (Profil 4) kein Hohlraum nachgewiesen wurde.
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Linde 5, Bohrung 4: Südseite in 1 m Höhe. Hohlraum zwischen 25 und 38 cm Bohrtiefe.
Amplitude
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Linde 5, Bohrung 5: Westseite in 1,8 m Höhe. Hohlraum ab 28,5 cm Bohrtiefe.
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Bohrtiefe [cm]
Linde 5, Bohrung 6: Westseite in 1 m Höhe. Hohlraum ab 28 cm Bohrtiefe.
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Linde 5, Bohrung 7: Nordseite in 1,8 m Höhe. Das Profil zeigt keine Hinweise auf fortgeschrittene Fäuleschäden.
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Linde 5, Bohrung 8: Nordseite in 1 m Höhe. Das Profil zeigt keine Hinweise auf fortgeschrittene Fäuleschäden.
Bewertung und Empfehlungen
Im Stamm der Linde 5 liegt eine vom Faultopf im Stammkopf und der Rindenwunde ausgehende, auf die Ost-Südost-Seite des Stammquerschnitts verlagerte Holzfäule vor. Die dünnste
Restwand (t) wurde mit 12 cm auf der Ostseite in 1 m gemessen. Bei einem Radius (R) von
33 cm berechnet sich ein t/R-Wert von 0,36. Die von MATTHECK und BRELOER (1993)2
aufgestellte Forderung, dass die Restwand noch mindestens 30-35% des Radius betragen
muss (t/R ≥ 0,3-0,35), ist somit auch im stark ausgedünnten Bereich des Schadens noch erfüllt.
Ein entlastender Rückschnitt der Linde 5 ist empfehlenswert, da die beiden vollholzigen
Stämmlinge auf einem fäulegeschädigten Stamm stehen (zum Rückschnitt der Linden siehe
auch Empfehlungen unter Punkt 3.1). Die Progression des Fäuleschadens sollte durch eine
erneute Untersuchung in 3-4 Jahren überprüft werden.
Baum 7 (von Herrn Brendemühl nicht markiert)
Diese Linde wurde von uns zusätzlich untersucht, da auf der Ostseite des Stammfußes
stammnahe Hohlräume im Boden, die nach Starkregen sichtbar geworden sind, ein Hinweis
auf fäulebedingte Wurzelverluste sein können.
Die Linde 7 ist unterdrückt aufgewachsen und hat ein ungünstiges Verhältnis von Baumhöhe
zu Stammdurchmesser. Der Stamm weist zahlreiche Astungswunden (z. T. mit Faultopfbildung) und Kröpfe auf.
2Mattheck C. und Breloer H. (1993): "Handbuch der Schadenskunde von Bäumen"
Rombach Verlag, Freiburg
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Am Stammfuß der Linde wurden drei bodennah angesetzte und leicht schräg auf den Wurzelstock gerichtete Resistographenbohrungen durchgeführt.
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Linde 7, Bohrung 1: Stammfuß Ostseite. Das Profil zeigt keine Hinweise auf fortgeschrittene Fäuleschäden.
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Linde 7, Bohrung 2: Stammfuß Südseite. Ab 11 cm Bohrtiefe könnte das Holz leicht fäulegeschädigt sein.
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Linde 7, Bohrung 3: Stammfuß NW-Seite.
Bewertung und Empfehlungen
Im Wurzelstock der Linde 7 könnte eine Holzfäule vorhanden sein, die dann aber auf dem
unterirdischen Stammquerschnitt noch nicht weit ausgedehnt ist. Die Auffälligkeiten im
Bohrprofil 2 könnten aber auch auf Wurzelverwachsungen zurückgehen. Eine erneute Untersuchung des Wurzelstocks in 3-4 Jahren ist daher ratsam. Der unterdrückte Baum ist wenig
ansprechend gewachsen, hat ein ungünstiges Verhältnis von Höhe zu Stammdurchmesser und
ist daher insgesamt gesehen nicht erhaltenswert.
Baum 8 (von Herrn Brendemühl markiert)
Die Linde 8 hat in 1 m Höhe einen Stammumfang von 187 cm. Der Baum ist altersgemäß
vital.
Die Linde wird ab 2 m Höhe zweistämmig. Der östliche Teilstamm weist an seiner Basis zwei
große, alte Faultöpfe auf, die an den Astungswunden zweier Stämmlinge entstanden sind (siehe Foto 3). Der eine Faultopf befindet sich auf der Ostseite in etwa 2,2 m Höhe, hat einen
Radius von 35 cm, reicht stellenweise bis zu 60 cm tief und ist mit Mulm und Wasser gefüllt.
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Der andere Faultopf liegt auf der Südostseite des Stämmlings in 2,5 m Höhe. Die Öffnung ist
30 x 25 cm groß und etwa 20 cm tief.
Das Abklopfen des Stammkopfes mit dem Schonhammer ließ vermuten, dass sich die von den
beiden Faultöpfen ausgehende Holzfäule noch weitgehend auf den bei der Astung am Stamm
verbliebener Aststummel des jeweils entfernten Stämmlings beschränkt. Dies bestätigen die
drei Resistographenbohrungen, die an der Basis des östlichen Teilstammes – und damit unmittelbar unterhalb des tieferen Faultopfes – durchgeführt wurden (siehe Foto 3).
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Linde 8, Bohrung 1: Basis des östlichen Teilstamms, Nordseite. Das Bohrprofil zeigt keine Hinweise auf fortgeschrittene Fäuleschäden.
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Linde 8, Bohrung 2: Basis des östlichen Teilstamms, Ostseite (siehe Foto 3). Zwischen 8 und 29 cm Bohrtiefe
wurde der Hohlraum des Faultopfes durchbohrt. Das darauf folgende Holz des östlichen Teilstammes ist noch
unversehrt.
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Linde 8, Bohrung 3: Basis des östlichen Teilstamms, Südseite (siehe Foto 3). Ab 12 cm wurde leicht, zwischen
17 und 28 cm stark fäulegeschädigtes Holz bzw. ein Hohlraum durchbohrt.
Bewertung und Empfehlungen
Die von den Faultöpfen ausgehende Holzfäule ist noch weitgehend auf die Astungsstummel
der entfernten Stämmlinge beschränkt. Lediglich mit der Bohrung 3 wurde ein noch lokal
begrenzter Fäuleschaden in der Basis des östlichen Teilstammes nachgewiesen.
Der Faultopf auf der Ostseite ist auf Dauer als kritisch einzustufen, da er schon jetzt bis in den
Zwieselbereich reicht. Ein entlastender Schnitt und eine dauerhafte Höhenreduktion der Linde
ist daher ratsam (bezüglich der begrenzten Schnittmöglichkeiten siehe Punkt 3.1). Die Progression des Fäuleschadens sollte durch eine erneute Untersuchung in 2-3 Jahren überprüft
werden.
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Baum 10 (von Herrn Brendemühl markiert)
Die altersgemäß vitale Linde 10 hat in 1 m Höhe einen Stammumfang von 191 cm.
Auf der Nord- und Ostseite des Stammes befinden sich drei Fäuleschäden (siehe Foto 4). Im
Bereich einer alten Astungs-/Ausbruchwunde (etwa 40 x 15 cm) in circa 3,8 m Höhe hat sich
ein tiefer Faultopf gebildet. Wenige Zentimeter darunter liegt eine weitere, noch nicht tief
ausgefaulte Astungswunde. In 2,2 m Höhe (über einer Rissnarbe) befindet sich im Bereich
einer alten, fast vollständig überwallten Wunde ein weiterer Faultopf.
Beim Abklopfen mit dem Schonhammer klingt der ganze Stamm hohl. Das akustische Signal
ist am Stammfuß am deutlichsten und nimmt nach oben hin ab. Dieser Befund spricht für eine
im Stamm aufsteigende Wurzelstockfäule.
Es wurden am Stammfuß sowie am Stamm in 1 bzw. 2,3 m Höhe insgesamt acht Resistographenbohrungen vorgenommen. Diese belegen eine wahrscheinlich aus dem Wurzelstock in der östlichen Stammhälfte aufsteigende Holzfäule.
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Linde 10, Bohrung 1: Ostseite in 1 m Höhe. Hohlraum zwischen 13 und 28 cm Bohrtiefe.
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Linde 10, Bohrung 2: Ostseite Stammfuß, leicht schräg auf den Wurzelstock zu. Hohlraum zwischen 14 und
38 cm Bohrtiefe.
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Linde 10, Bohrung 3: Ostseite in 2,3 m Höhe. Das Profil zeigt keine Hinweise auf fortgeschrittene Fäuleschäden.
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Linde 10, Bohrung 4: Südseite in 1 m Höhe. Fäulegeschädigtes Holz und kleiner Hohlraum zwischen 18 und 26
cm Bohrtiefe.
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Bohrtiefe [cm]
Linde 10, Bohrung 5: Südseite Stammfuß, leicht schräg auf den Wurzelstock zu. Höhe. Das Profil zeigt keine
Hinweise auf fortgeschrittene Fäuleschäden.
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14
12
10
8
6
4
2
0
Bohrtiefe [cm]
Linde 10, Bohrung 6: NW-Seite in 1 m Höhe. Hohlraum bzw. faules Holz ab 30 cm Bohrtiefe.
Amplitude
[%]
50
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25
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15
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0
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18
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14
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6
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2
0
Bohrtiefe [cm]
Linde 10, Bohrung 7: NW-Seite Stammfuß, leicht schräg auf den Wurzelstock zu. Höhe. Das Profil zeigt keine
Hinweise auf fortgeschrittene Fäuleschäden.
Amplitude
[%]
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Bohrtiefe [cm]
Linde 10, Bohrung 8: SW-Seite Stammfuß, leicht schräg auf den Wurzelstock zu. Leicht bis deutlich fäulegeschädigtes Holz zwischen 20 und 34 cm Bohrtiefe.
Arnold & Marx
TSP/710: 16 Linden, Donatusstraße in Brauweiler, Juli 2010
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Bewertung und Empfehlungen
Das Abklopfen des Stammes mit dem Schonhammer und ein Vergleich der beiden Bohrprofile 1 und 2 legen nahe, dass die außermittig im Stamm der Linde nachgewiesene Holzfäule aus
dem Wurzelstock aufgestiegen ist. In 2,3 m Höhe (über den Bohrungen 1 und 2) ist dieser
Schaden nicht mehr nachzuweisen. Mit der Bohrung 1 wurden in 1 m Höhe noch 11 cm intakter Restwand ermittelt. Der Stamm hat hier einen Radius von 30 cm und t/R berechnet sich
somit zu 0,36. An dieser Stelle ist gemäß den Kriterien von MATTHECK und BRELOER
(1993) noch ausreichend Restwand vorhanden. Auf dem übrigen Teil des Stammquerschnitts
ist die Restwandstärke zudem größer. Der Fäuleschaden ist also noch nicht so weit ausgedehnt, wie man aufgrund des akustischen Befundes zunächst vermuten würde.
Die Fäule wird sich vermutlich schneller in axialer Richtung als auf dem Querschnitt ausdehnen und dabei Anschluss an Fäuleherde im Bereich von Faultöpfen am Stamm bekommen.
Die Fäuleprogression sollte daher durch eine erneute Untersuchung in 3-4 Jahren überprüft
werden. Ein entlastender Rückschnitt der Linde ist ratsam.
Baum 17 (von Herrn Brendemühl markiert)
Die Linde hatte in 1 m Höhe einen Stammumfang von 246 cm.
Der überwiegende Teil der Altkrone war devital. Lediglich ein Starkast auf der SW-Seite war
vital und dicht belaubt. Daneben waren dichte Neuaustriebe im unteren Kronenbereich vorhanden.
Die Linde wurde ab 3 m Höhe dreistämmig. Einer der drei Stämmlinge trug den überwiegenden Teil der Kronenmasse und war weit nach SW gewachsen und tief abgesenkt. Der Kronenschwerpunkt war dadurch stark in Richtung des Geländes des Jugendhauses verlagert.
Am Stammfuß fanden sich an drei Stellen auf der Nord-, Ost- und SO-Seite Fruchtkörper des
Wulstigen Lackporlings (Ganoderma adspersum, siehe Foto 5). Die sechs am Stammfuß
durchgeführten und leicht schräg auf den Wurzelstock ausgerichteten Resistographenbohrungen zeigen, dass dieser Pilz der Verursacher einer umfassenden Fäule im Wurzelstock der
Linde 17 war.
Amplitude
[%]
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45
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0
Bohrtiefe [cm]
Linde 17, Bohrung 1: Stammfuß Nordseite, 20 cm über Bodenniveau, über einem Fruchtkörper (siehe Foto 5).
Das Profil zeigt auf der gesamten Länge hochgradig zersetztes Holz.
Arnold & Marx
TSP/710: 16 Linden, Donatusstraße in Brauweiler, Juli 2010
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Amplitude
[%]
50
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Bohrtiefe [cm]
Linde 17, Bohrung 2: Stammfuß SO-Seite, 15 cm über dem Boden, über einem sehr jungen Fruchtkörper. Deutlich bis hochgradig zersetztes Holz ab 10 cm Bohrtiefe.
Amplitude
[%]
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0
Bohrtiefe [cm]
Linde 17, Bohrung 3: Stammfuß SW-Seite, 12 cm über dem Boden. Das Holz ist ab 22 cm Bohrtiefe wahrscheinlich leicht, ab 31 cm stark zersetzt.
Amplitude
[%]
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Bohrtiefe [cm]
Linde 17, Bohrung 4: Stammfuß Westseite, 20 cm über dem Boden, über einer Starkwurzel. Erst am Ende des
Profils wurde faules Holz erreicht.
Amplitude
[%]
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Bohrtiefe [cm]
Linde 17, Bohrung 5: Stammfuß SSO-Seite in 10 cm Höhe. Das Holz ist ab 19 cm Bohrtiefe deutlich fäulegeschädigt.
Amplitude
[%]
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Bohrtiefe [cm]
Linde 17, Bohrung 6: Stammfuß Südseite in 10 cm Höhe auf einem sehr kräftigen Wurzelanlauf. Lediglich am
Ende des Profils wird faules Holz durchbohrt. Der Wurzelanlauf ist noch nicht von der Fäule betroffen.
Arnold & Marx
TSP/710: 16 Linden, Donatusstraße in Brauweiler, Juli 2010
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Bewertung und Empfehlungen
Der Wurzelstock der Linde 17 war hochgradig faul. Der Fäuleschaden war insbesondere auf
der östlichen Stammhälfte (entspricht der Zugseite des Baumes) weit fortgeschritten. Mit hohen, fäulebedingten Wurzelverlusten war zu rechnen. Im Versagensfall drohte Linde aufgrund
der starken Schwerpunktverlagerung auf das Gelände des Jugendhauses zu fallen.
Ein ausreichend entlastender Rückschnitt der Linde war wegen der sehr einseitig entwickelten
Krone habituserhaltend nicht möglich und wegen des engen Standes auch nicht sinnvoll. Daher und angesichts der bevorstehenden Ferienfreizeit haben wir schon vor Ort zur Fällung der
Linde 17 geraten.
Die Fällung des Baumes wurde noch am gleichen Tag von Herrn Brendemühl ausgeführt.
Durch die Fällung wurden in den benachbarten Linden 16 und 18 überlange, in westliche
Richtung wachsende Starkäste freigestellt. Um die Gefahr des Bruchs dieser Äste zu reduzieren, haben wir geraten, diese einzukürzen. Auch diese Maßnahmen wurden von Herrn Brendemühl umgehend durchgeführt.
Arnold & Marx
TSP/710: 16 Linden, Donatusstraße in Brauweiler, Juli 2010
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4 Fotos
Foto 1: Linde 5, Ansicht von NO. Gelber
Pfeil: Faultopf auf der Ostseite des Stammkopfes, roter Pfeil: Rindenwunde auf der NO-Seite
des Stammes. Kreuze: Position der Resistographenbohrungen 1 (rot) und 2 (gelb).
Blauer Pfeil: Position der Bohrung 3.
Foto 2: Stammfuß der Linde 7, Ansicht von Osten. Pfeile: stammnahe Versickerungsstellen im Boden, Kreuz:
Position der Resistographenbohrung 1.
Arnold & Marx
TSP/710: 16 Linden, Donatusstraße in Brauweiler, Juli 2010
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Foto 3: Linde 8. Basis des östlichen Teilstammes mit den beiden Astungswunden/Faultöpfen der entfernten Stämmlinge.
Kreuze: Positionen der Resistographenbohrungen 2 (rot) und 3 (gelb). Ansicht von SO.
Foto 4, Linde 10: Ansicht von Osten. Pfeile:
Faultöpfe auf der Nord- bis Ostseite, Kreuze:
Position der Resistographenbohrungen 1 (rot),
2 (gelb) und 3 (grün).
Arnold & Marx
TSP/710: 16 Linden, Donatusstraße in Brauweiler, Juli 2010
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Foto 5, Linde 17: Ansicht des Stammfußes von Norden. Roter Pfeil: frischer Fruchtkörper des Lackporlings,
gelbe Pfeile: abgelöster, alter Fruchtkörper und Ansatzstelle, Kreuz: Position der Resistographenbohrung 1.
5 Erklärung
Das vorliegende Gutachten wurde objektiv, ohne vorgefasste Meinung, basierend auf dem
heutigen Kenntnisstand der Dendrologie und mit anerkannten Methoden der Baumdiagnostik
durchgeführt.
Die dargestellten Bohrprofile sind Ausdrucke der elektronisch gespeicherten Resistographendateien.
Köln, den 09.08.2010
Dr. rer. nat. Bernhard Arnold
Dr. rer. nat. Stefan Marx