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Beschlussvorlage (Anlage 3 zur Beschlussvorlage 338/2014)

Daten

Kommune
Pulheim
Größe
1,6 MB
Datum
10.09.2014
Erstellt
01.09.14, 18:41
Aktualisiert
01.09.14, 18:41

Inhalt der Datei

Dr. Bernhard Arnold Dr. Stefan Marx Gutachten und Beratung rund um den Baum Schwerinstraße 25 50733 Köln Arnold & Marx Schwerinstraße 25 50733 Köln Stadt Pulheim Koordinierungsstelle Umweltschutz Herr Kai Egert Alte Kölner Straße 26 50259 Pulheim Telefon Fax E-Mail 0221-764452 0221-7605502 Arnold-Marx@netcologne.de Köln, den 22.05.2014 - Gutachten TSP/414 Nachuntersuchung von 15 Linden in der Donatusstraße in Pulheim-Brauweiler Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 1 von 13 1 Einleitung Im Juli 2010 haben wir 16 Linden, die in Pulheim-Brauweiler auf einem zwischen den Sportanlagen des TCC Brauweiler und dem DRK Kinder- und Jugendhaus „Zahnrad“ liegenden, als Geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesenen Gelände stehen, untersucht (Gutachten TSP/710). Alle 16 Altbäume wurden seinerzeit einer visuellen Kontrolle vom Boden aus unterzogen. Fünf der 16 Bäume (Nr. 5, 7, 8, 10 und 17) zeigten Hinweise auf mehr oder weniger fortgeschrittene Fäuleschäden und wurden daher eingehender mit dem Resistographen untersucht. Die Linde Nr. 17 wies umfassende Stockfäuleschäden auf und wurde zeitnah entnommen. Im Falle der vier anderen Bäume haben wir seinerzeit empfohlen, vorhandene Fäuleschäden nach 34 Jahren erneut zu vermessen, um den Fortschritt des Holzabbaus zu überprüfen. Mit Schreiben vom 16.04.2014 beauftragte uns Herr Egert (Stadt Pulheim, Koordinierungsstelle Umweltschutz), alle auf dem Gelände stehenden Altbäume erneut visuell zu inspizieren und die Fäuleprogression bei den Bäumen 5, 7, 8 und 10 mithilfe von Resistographenbohrungen zu überprüfen. Die Untersuchung der Linden fand am 28.04.2014 statt. 2 Durchgeführte Untersuchungen Die Linden wurden einer visuellen Kontrolle unterzogen, bei der die vom Boden aus sichtbaren Schäden festgehalten wurden. Bei allen Bäumen wurde der Stamm vom Boden, bei einigen Bäumen der Bereich der Stammgabel von einer Leiter aus mit dem Schonhammer abgeklopft. Die Bewertung der Vitalität anhand des Kronenbildes (Trieblängen und Verzweigungsintensität) erfolgte in Anlehnung an ROLOFF (1993) . 1 Die Vermessung von Fäuleschäden erfolgte über die Ermittlung des Bohrwiderstandes mit dem Resistographen (Bäume 5, 7, 8 und 10). Zwischenzeitlich wurde die gekappte Linde Nr. 1 gefällt und durch eine Neupflanzung ersetzt. Die Bäume 1-3 sind somit Ersatzpflanzungen und daher nicht Gegenstand der vorliegenden Untersuchung (vergl. schematischer Bestandsplan unter Punkt 4). 3 Untersuchungsergebnisse, Bewertung und Empfehlungen 3.1 Baum 5 Die Linde hat in 1 m Höhe einen Stammumfang von 211 cm. Bei der Untersuchung im Jahr 2010 haben wir im Stamm des Baumes einseitig gelagerte Fäuleschäden nachgewiesen. Ausgangspunkte dieser Schäden dürften ein alter Faultopf auf der Ost- 1 A. ROLOFF (1993): "Kronenentwicklung und Vitalitätsbeurteilung ausgewählter Baumarten der gemäßigten Breiten" Schriften aus der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen und der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 93, J.D. Sauerländer's Verlag, Frankfurt a. M. Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 2 von 13 seite im Bereich des Stammkopfes in etwa 2,5 m Höhe sowie eine alte, vollständig überwallte Rindenwunde, die sich auf der NO-Seite vom Boden bis zum Stammkopf erstreckt, sein. Im Rahmen der Nachuntersuchung wurden sechs der acht im Jahr 2010 durchgeführten Bohrungen an den gleichen Positionen wiederholt (Bohrungen 1, 2, 5, 6, 7 und 8, vergleiche Foto 1 im Gutachten TSP/710). Im Folgenden werden nur Bohrungen aus den Positionen vergleichend gezeigt, an denen im Jahr 2010 fortgeschrittener Holzabbau nachgewiesen wurde (Bohrungen auf der Ost- und Nordseite, diese flankieren die große Rindenwunde bzw. befinden sich unterhalb des Faultopfes (Bohrung 1)). Die Profile der beiden Bohrungen auf der Westseite gleichen sich bei beiden Untersuchungen und zeigen keine Hinweise auf Holzabbau. Dabei gilt es zu beachten, dass im Gutachten TSP/710 bei vier Profilen versehentlich in den Legenden die Nummern vertauscht worden sind. Die seinerzeit als Bohrungen 5 und 6 dargestellten Profile (Westseite) sind die an der Nordseite gewonnenen Profile 7 und 8 und umgekehrt. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 5, Bohrung 1: Ostseite in 1,8 m Höhe (circa 70 cm unterhalb des Faultopfes). Der Holzabbau ist in dieser Position im Vergleich zu 2010 deutlich fortgeschritten. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 5, Bohrung 1 Amplitude [%] 33 30 27 23 20 17 13 10 7 3 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 5, Bohrung 2: Ostseite in 1 m Höhe. Das Profil gleicht weitgehend dem aus dem Jahr 2010. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 5, Bohrung 2 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 3 von 13 Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 5, Bohrung 7: Nordseite in 1,8 m Höhe. Die Restwandstärke hat im Vergleich zum Jahr 2010 nur unwesentlich abgenommen. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 5, Bohrung 7 Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 5, Bohrung 8: Nordseite in 1 m Höhe. Die Restwandstärke ist nur geringfügig niedriger, zwischen 18 und 28 cm könnte das Holz inzwischen leicht fäulegeschädigt sein. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 5, Bohrung 8 Bewertung und Empfehlungen Der von der Rindenwunde auf der NO-Seite des Stammes ausgehende Fäuleschaden hat sich nur unwesentlich auf dem Querschnitt ausgedehnt (Profile 2, 7 und 8). Deutlich zugenommen hat der Holzabbau unterhalb des Faultopfes auf der Ostseite (Profil 1). Ein ausgedehnter Fäuleschaden im Bereich des Stammkopfes der Linde ist langfristig gesehen problematisch. Der Baum 5 hat eine vor allem nach Norden und NO hin weit ausladend entwickelte Krone. Um die in den fäulegeschädigten Stammkopf eingeleiteten Belastungsmomente zu reduzieren und dem plötzlichen Astbruch infolge Materialermüdung vorzubeugen, sollten drei ausladende, abgesenkte Starkäste im unteren Teil der Krone auf Nord- und NO-Seite ganz entfernt werden. Die drei Äste sind in den Fotos 1 und 2 mit Pfeilen markiert (siehe auch Punkt 3.5). Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 4 von 13 3.2 Baum 7 Bei der Untersuchung im Jahr 2010 zeigte das auf der Südseite des Stammfußes bodennah gewonnene Bohrprofil Auffälligkeiten, die auf frühe Stadien der Holzzersetzung zurückgehen könnten. Diese Bohrung wurde daher wiederholt (vergleiche Foto 2 im Gutachten TSP/710). Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 7, Bohrung 2: Das Profil ist auf den ersten Blick nicht mit dem aus dem Jahr 2010 vergleichbar. Der Abfall des Bohrwiderstandes zwischen 23 und 29 cm könnte aber dem zwischen 32,5 und 39 cm im Profil aus dem Jahr 2010 entsprechen (beide etwa gleich lang und mit mehr oder weniger zentralem Peak). Eventuell wurde 2014 nicht die gleiche Bohrposition getroffen (der Stammfuß der Linde ist durch zahlreiche Kröpfe sehr unregelmäßig geformt) oder mit einem anderen Neigungswinkel des Messgerätes gebohrt. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 7, Bohrung 2 Bewertung und Empfehlungen Ein weit fortgeschrittener Fäuleschaden im Stammfuß der Linde wurde auch bei der erneuten Bohrung in der Position 2 nicht gefunden. Die Linde 7 ist sehr stark bedrängt, unterentwickelt und hat eine stark verminderte Vitalität sowie ein ungünstiges Verhältnis von Höhe zu Stammdurchmesser. Der Baum ist nicht erhaltenswert und hat unter den gegebenen Bedingungen auch keine Aussicht auf eine vitale Entwicklung. Aus unserer Sicht sollte die Linde entnommen werden (siehe auch Punkt 3.5). 3.3 Baum 8 Die Linde ist ab 2 m Höhe doppelstämmig. An der Basis des östlichen Stämmlings haben sich an zwei großen, alten Astungswunden tiefe Faultöpfe gebildet. Einer der beiden Faultöpfe befindet sich in 2,2 m Höhe auf der Ost-, der andere in 2,5 m Höhe auf der SSO-Seite des Stämmlings. Die beiden im Jahr 2010 unterhalb der beiden Faultöpfe auf der Ost- und Südseite durchgeführten Resistographenbohrungen (Profile 2 und 3) zeigten, dass sich die von den beiden Astungswunden ausgehende Holzfäule noch weitgehend auf die Astungsstummel der beiden entfernten Starkäste beschränkt. Mit der Bohrung 3, die auf der Südseite etwa 30 cm unterhalb des Astungsstummels durchgeführt wurde, wurde ein noch lokal begrenzter Schaden in der Basis des östlichen Stämmlings nachgewiesen. Die Bohrungen 2 und 3 wurden im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wiederholt (vergleiche Foto 3 im Gutachten TSP/710). Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 5 von 13 Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 8, Bohrung 2: Ostseite an der Basis des Astungsstummels. Die in den beiden Jahren gewonnenen Profile sind gut vergleichbar. Demnach hat sich die Fäule kaum auf dem Querschnitt des Astungsstummels ausgedehnt. Der Abfall des Bohrwiderstandes bei 38 cm zeigt jedoch, dass inzwischen auch die Basis des östlichen Stämmlings fäulegeschädigt ist (siehe auch Bohrung 3). Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 8, Bohrung 2 Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 8, Bohrung 3: Südseite etwa 30 cm unterhalb des Astungsstummels des Faultopfes auf der SSO-Seite. Der von dem Faultopf in die Basis des östlichen Stämmlings stammabwärts ziehende Holzabbau hat sich deutlich auf dem Querschnitt ausgedehnt. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 8, Bohrung 3 Bewertung und Empfehlungen Der Fäuleschaden in der Basis des östlichen Stämmlings hat sich in den letzten vier Jahren deutlich ausgedehnt und hat inzwischen auch die Stammgabel erreicht (vergleiche Foto 3 im Gutachten TSP/710 und dort die Position der Bohrung 3). Die Linde sollte daher deutlich entlastend geschnitten werden. Denkbar wäre auch die Entnahme des Baumes zusammen mit der Linde 7. Die dadurch entstehende Lücke wäre ausreichend groß, um einer Nachpflanzung gute Entwicklungsperspektiven zu bieten (siehe auch Punkt 3.5). Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 6 von 13 3.4 Baum 10 Die Linde hat auf der Nord- und Ostseite des Stammes in verschiedenen Höhen drei große, alte Faultöpfe (vergleiche Foto 4 im Gutachten TSP/710). Der Baum wurde 2010 eingehend untersucht, da der Stamm beim Abklopfen mit dem Schonhammer sehr auffällig klang. Die auffälligsten Klopfbefunde wurden seinerzeit bodennah auf der Ostseite erhalten. Dieser Befund, sowie die auf dieser Seite in drei verschiedenen Höhen (bodennah, 1 m und 2,3 m, Profile 1, 2 und 3) durchgeführten Resistographenbohrungen legten den Schluss nahe, dass es sich bei dem Schaden im Stamm um eine aufsteigende Wurzelstockfäule handelt. Weitere Bohrungen zeigten, dass die Fäule ihren Schwerpunkt im östlichen Teil des Querschnittes hat. Anhand der bei der zweiten Untersuchung gewonnenen Ergebnisse (Schonhammer und Resistograph), müssen die Aussagen aus dem Jahr 2010 jedoch zum Teil revidiert werden. Heute klingt der Stamm beim Abklopfen insbesondere in etwa 1 m Höhe auffällig. Sieben der acht im Jahr 2010 durchgeführten Bohrungen wurden 2014 wiederholt. Die Profile der drei bodennah am Stammfuß durchgeführten Bohrungen zeigen im Vergleich mit denen aus dem Jahr 2010 keine Veränderung: Die beiden auf der Ostseite des Stammfußes gewonnenen Profile (Bohrung 1, vergleiche Foto 4 im Gutachten TSP/710) zeigen eine gleich große Restwand sowie darauf folgend einen gleich großen Hohlraum. Bei den bodennah auf der Süd- und NW-Seite durchgeführten Bohrungen 5 und 7 wurden weder 2010 noch 2014 Hinweise auf Fäuleschäden gefunden. Die Profile der am Stammfuß durchgeführten Bohrungen werden daher im Folgenden nicht gezeigt. Der Vergleich der 2010 und 2014 am Stamm in 1 und 2,3 m Höhe gewonnenen Bohrprofile zeigt, dass der Holzabbau auf dem Stammquerschnitt deutlich fortgeschritten ist. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 10, Bohrung 1: Ostseite des Stammes in 1 m Höhe. Ab 8 cm wurde leicht fäulegeschädigtes Holz, zwischen 12,5 und 32 cm hochgradig faules Holz oder ein Hohlraum durchbohrt. Im Vergleich zu 2010 besteht ein Teil der in beiden Fällen etwa gleich großen Restwand nicht mehr aus völlig intaktem Holz und ist der Hohlraum größer geworden. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 10, Bohrung 1 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 7 von 13 Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 10, Bohrung 3: Ostseite des Stammes in 2,3 m Höhe. Im Gegensatz zum Jahr 2010 ist in dieser Stammhöhe jetzt starker Holzabbau nachzuweisen (15-24 und 32-35 cm). Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 10, Bohrung 3 Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 10, Bohrung 4: Südseite des Stammes in 1 m Höhe. Seit 2010 ist die Holzfäule hier deutlich weiter fortgeschritten. Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 10, Bohrung 4 Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2014: Baum 10, Bohrung 6: NW-Seite des Stammes in 1 m Höhe. Seit 2010 deutliche Progression des Fäuleschadens. Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 8 von 13 Amplitude [%] 50 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 40 38 36 34 32 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Bohrtiefe [cm] 2010: Baum 10, Bohrung 6 Bewertung und Empfehlungen Die Untersuchungsergebnisse im Jahr 2010 legten nahe, dass im Stamm der Linde 10 eine aufsteigende Stockfäule vorliegt. Alle am Stammfuß gemachten Bohrungen zeigen im Vergleich zu 2010 keine wesentlichen Änderungen. Das Ausmaß der Fäuleschäden im Stamm hat jedoch sowohl auf dem Querschnitt als auch in axialer Richtung deutlich zugenommen. Diese Schäden gehen daher wohl eher von alten, zum Teil längst überwallten Astungswunden und nicht vom Wurzelstock aus. Dem Abklopfen mit dem Schonhammer nach hat die Fäule in 1 m Höhe ihre größte Ausdehnung auf dem Querschnitt. In dieser Höhe hat der Stamm einen Umfang von 197 und einen Radius (R) von 31,35 cm. Mit den Positionen 1, 4 und 6 ermittelten Restwandstärken (t) von rund 10 (ein Teil der Restwand auf der Ostseite ist bereits leicht fäulegeschädigt), 16 und 19 cm errechnen sich t/R-Werte von 0,32; 0,5 und 0,6. Zumindest auf der Ostseite nähert sich die Restwandstärke dem kritischen Grenzwert von 30-35% des Radius (MATTHECK und BRELOER (1993)2. Ein Vergleich der Profile aus den Jahren 2010 und 2014 zeigt, wie schnell die Fäule sich auf dem Querschnitt und in longitudinaler Richtung ausbreitet. Es wäre daher in absehbarer Zeit zumindest ein entlastender Rückschnitt der Linde 10 angeraten. Im Rahmen eines eigentlich sinnvollen Neuaufbaus des Bestandes sollte die Linde jedoch aufgrund ihrer Fäuleschäden und des damit verbundenen hohen Pflege- und Kontrollaufwandes besser entnommen werden (vergleiche Punkt 3.5). 3.5 Visuelle Kontrolle der Altbäume, Bewertung und Empfehlungen Wie bereits im Gutachten TSP/710 erläutert, haben der mit 5 m Abstand enge Stand in der annähernd rechteckigen Pflanzung und fehlende Schnittpflege in der Jugend bei allen Linden zu einem problematischen Kronenaufbau geführt. Bei keinem Baum ist eine durchgehende Stammverlängerung vorhanden. Die mehrstämmigen Kronen sind aufgrund des Konkurrenzdrucks einseitig entwickelt und im unteren Teil der Kronen sind überlange und häufig abgesenkte Starkäste vorhanden. Zahlreiche Stämmlinge und Starkäste haben zum Teil große Anpresszonen oder Bereiche mit eingewachsener Rinde, in manchen Fällen sind sie sogar umeinander windend gewachsen. Langfristig problematisch sind die zahlreichen Astungswunden und die sich daran bildenden, tiefen Faultöpfe, die bei fast allen Linden vor allem im Bereich der Stammköpfe vorhanden sind. Die meist schlechte oder auch gar nicht erfolgende Überwallung dieser Astungswunden ist ein Beleg für eine verminderte Vitalität der Linden. 2 Mattheck C. und Breloer H. (1993): "Handbuch der Schadenskunde von Bäumen" Rombach Verlag, Freiburg Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 9 von 13 Das Gelände rund um die Linden wird von Besuchern des benachbarten Kinder- und Jugendhauses „Zahnrad“ genutzt (So berichtete uns dessen Leiter, dass in diesem Jahr geplant sei, im Rahmen einer Sommerferien-Freizeit einen Hochseilgarten in den Kronen der Bäume zu errichten. Wir haben ihn darauf hingewiesen, dass nicht ohne Weiteres jeder Baumbestand für derartige Einrichtungen geeignet ist und im vorliegenden Fall die Linden vor allem aufgrund der ausladenden, abgesenkten Starkäste problematisch sein können). Zudem liegt die Baumgruppe auf dem Weg von Schülerinnen und Schülern des nahe gelegenen Schulzentrums zu den Sportanlagen des TCC Brauweiler. Die Anforderungen an die Verkehrssicherheit an die Linden sind daher hoch und wegen vorhandener Schäden und fehlentwickelter Kronen ist zum Einen ein hoher Kontrollaufwand erforderlich und werden zum Anderen immer wieder Bäume entnommen werden müssen. Ein 1 zu 1 Ersatz entnommener Bäume ist aus unserer Sicht nicht ratsam, da aufgrund des engen Standes Fehlentwicklungen bei den Nachpflanzungen vorprogrammiert sind. Unseres Erachtens sollte man nicht mehr lange mit der zielgerichteten Erneuerung des Bestandes warten und hierzu überlegen, ob die Pflanzabstände beibehalten oder zukünftig größer gewählt werden sollen. Im Folgenden werden vorhandene Schäden und Fehlentwicklungen aufgelistet. Danach schlagen wir zwei Vorgehensweisen zu Erneuerung des Bestandes vor: Totholz Durchmesserstarkes Totholz ist in den Kronen folgender Linden vorhanden und muss bald entfernt werden: 4 (Südseite), 7 (Westseite), 8 (West- und Ostseite), 12 (Südseite), 13 (Südseite), 15 (Westseite und Wipfel) und 16 (Wipfel). Abgängige „Hungeräste“ Abgängige Äste im unteren Kronenbereich sind künftiges Totholz und sollten prophylaktisch entnommen werden. Solche Äste finden sich an den Linden: 6 (SW und W), 7 (allseitig), 9 (NW), 10 (S), 11 (S und N), 12 (S), 13 (S) und 16 (W). Faultöpfe am Stammkopf Mit Ausnahme der Bäume 7, 9, 11 und 12 finden sich an allen Linden große und mehr oder weniger tiefe Faultöpfe im Bereich des Stammkopfes. Faultöpfe am Stamm An allen Linden mit Ausnahme der Bäume 4, 11 und 12 sind auch große und mehr oder weniger tiefe Faultöpfe am Stamm, an den Stämmlingen oder an Starkästen zu finden. Sehr einseitig entwickelte Kronen Bei folgenden Linden sind die Kronen aufgrund der gegenseitigen Konkurrenz sehr einseitig entwickelt: 5 (N), 9 (S), 13 (SW und W), 14 (W), 15 (W) und 16 (W und SO). Sehr ausladende Kronen Die Kronen der Linden 5, 13 und 16 sind sehr ausladend entwickelt. Bedrängte Bäume Die Linden 7, 11 und 13 werden von Nachbarbäumen stark bedrängt und sind daher unterentwickelt. Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 10 von 13 Erneuerung des Bestandes mit größeren Pflanzabständen Eine Möglichkeit, Nachpflanzungen eine gute Entwicklung zu ermöglichen, besteht darin, die Abstände der Bäume in der Gruppe zu erhöhen. Dieses Ziel ließe sich wie folgt realisieren: Die Linde Nr. 2 (Ersatzpflanzung) wird auf einen frei werdenden Standort umgepflanzt. Baum 4 wird ersatzlos entnommen. Die ausladenden, abgesenkten Äste auf der Nord- und NO-Seite der Linde 5 bedrängen bereits benachbarte Silberlinden und sollten entnommen werden (vergl. Punkt 3.1). Zudem sollte die Krone auf diesen Seiten insgesamt eingekürzt werden. Die Linde Nr. 7 ist stark unterdrückt und chancenlos und sollte entnommen werden. Durch die gleichzeitige Entnahme der Linde Nr. 8 (sich ausbreitende Fäuleschäden im Stammkopf) entstünde eine ausreichend große Lücke für eine Neupflanzung (Standort mittig zwischen die Standorte der Linden Nr. 7 und 8). Südlich der Linde 8 ist bereits eine große Lücke vorhanden (siehe Bestandsplan). Hier könnte eine weitere Linde gepflanzt werden. Linde Nr. 9: Die weit nach Süden entwickelte Krone sollte auf dieser Seite deutlich eingekürzt werden. Zudem ist eine leichte Einkürzung auf der Nordseite ratsam. Die Linde Nr. 10 (ausgedehnter Fäuleschaden im Stamm) sollte zusammen mit der Linde 11 entnommen werden. Mittig zwischen diese Standorte könnte eine neue Linde gepflanzt werden. Linde Nr. 12: Ein Hungerast mit großer Anpresszone auf der Südseite der Krone sollte ganz entnommen werden (siehe Foto 3). Die völlig einseitige Kronenentwicklung der Linde Nr. 14 lässt sich durch Schnittmaßnahmen nicht mehr korrigieren. Der Baum sollte daher entnommen werden. Die sehr einseitig entwickelte Krone der Linde Nr. 15 sollte durch einen Rückschnitt auf der Westseite korrigiert werden. Langfristig können die Bäume 16 und 18 entnommen werden. Die dadurch zwischen den Bäumen 15 und 1 entstehende Lücke böte Platz für zwei Nachpflanzungen. Erneuerung des Bestandes unter Beibehaltung der Pflanzabstände Aufgrund vorhandener Schäden und der Altersstruktur werden jetzt und in Zukunft einige der Altbäume entnommen werden müssen. Nachgepflanzten Bäumen müssen gute Entwicklungsperspektiven geboten werden. Will man den alten Pflanzabstand in der Baumgruppe beibehalten, können Fehlentwicklungen neu gepflanzter Linden, die auf den engen Stand zurückgehen, durch eine Kappung aller Altbäume in 6-7 m Höhe und eine konsequente Pflege als Kopfbäume vermieden werden. Die Linden 7 und 10 sollten nicht mehr gekappt, sondern entnommen und durch Nachpflanzungen ersetzt werden. Weitere Nachpflanzungen sind auf den zur Zeit vakanten Standorten zwischen den Bäumen 5 und 6, 8 und 9 sowie 16 und 18 möglich. Eine Kappung der Altbäume hatten wir bereits im Gutachten TSP/710 vorgeschlagen. Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 11 von 13 4 Abbildungen und Fotos Abb. 1: Schematischer Bestandsplan. Die Bäume 1-3 sind junge Nachpflanzungen. Foto 1: Linde 5, nordöstlicher Teil der Krone. Die beiden mit Pfeil markierten Starkäste sollten ganz entnommen werden. Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 12 von 13 Foto 2: Linde 5, nördlicher Teil der Krone. Die beiden markierten Starkäste sollten ganz entnommen werden (der linke ist bereits im Foto 1 markiert). Foto 3: Baum 12. Hungerast (Pfeil) mit Anpresszone auf der Südseite der Krone. Arnold & Marx TSP/414: 15 Linden, Donatusstraße, Brauweiler, April 2014 Seite 13 von 13 5 Erklärung Das vorliegende Gutachten wurde objektiv, ohne vorgefasste Meinung, basierend auf dem heutigen Kenntnisstand der Dendrologie und mit anerkannten Methoden der Baumdiagnostik durchgeführt. Die dargestellten Bohrprofile sind Ausdrucke der elektronisch gespeicherten Resistographendateien. Köln, den 22.05.2014 Dr. rer. nat. Bernhard Arnold Dr. rer. nat. Stefan Marx