Daten
Kommune
Inden
Größe
110 kB
Datum
21.09.2017
Erstellt
06.11.17, 16:01
Aktualisiert
06.11.17, 16:01
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Inhalt der Datei
Gemeinde Inden
Inden, 6. November 2017
Der Bürgermeister
Beschluss
über die 21. Sitzung
des Rates
am 21.09.2017 im Ausserhalb
TOP: 5.
Haushaltssatzung und -plan 2018 sowie 4. Fortschreibung des
Haushaltssicherungskonzeptes 2012 - 2022
- Einbringung
Bürgermeister Langefeld verliest folgende Stellungnahme:
„Geehrte Ratsfrauen und Ratsherren,
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bringe heute den Haushaltsentwurf der Verwaltung für das Jahr 2018
ein. Dieser lässt sich nicht abgekoppelt von den Vorjahren betrachten,
sodass Sie mir bitte vorab einige Sätze dazu gestatten:
Das Jahr 2016 war geprägt von personellen Engpässen in Hauptamt und
Kämmerei. Erst im August 2016 stand wieder ein amtlicher Vertreter des
Bürgermeisters zur Verfügung. Erst im Verlaufe dieses Jahres kann die
Kämmerei wieder personell so aufgestellt werden, dass sie voll
leistungsfähig ist. Auch in anderen Bereichen mussten durch Krankheit,
Weggang und Ruhestand bedingt Einstellungen erfolgen. Die
Flüchtlingsversorgung, die uns seit 2015 verstärkt in Anspruch nimmt und
auch weiterhin nehmen wird, hat Einstellungen erfordert. Problematisch ist
die personelle Situation nach wie vor im Bereich des Bauhofes.
Wenden wir uns der aktuellen Lage in der Gemeinde zu: Auch nach der
Landtagswahl erscheint die Situation unserer Gemeinde nicht viel besser
als vorher. Dies liegt an der bekannten Kombination aus genereller
Unterfinanzierung der Kommunen seitens des Landes, den
Herausforderungen des Braunkohleausstiegs und des Strukturwandels
sowie der Flüchtlingskrise. Diese drei großen Faktoren, verbunden mit
einer Infrastruktur in Inden, namentlich die große Anzahl an Grünanlagen,
Sportplätzen, Bürgerhäusern, die in vielen Bereichen für eine Kommune
unserer Größe nicht tragbar ist, begründen die schlechte Finanzlage.
Dieses Konglomerat stellt uns alle – Politiker und Verwaltung – vor einen
Berg von Aufgaben, die wir im Interesse unserer Gemeinde, der
Bürgerinnen und Bürger, lösen müssen. Ich, für meinen Teil kann sagen,
dass ich mich dieser Aufgabe verpflichtet sehe. Ebenso bin ich überzeugt,
dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung ihr
Möglichstes – oft sogar über ihre Belastungsgrenze hinaus – geben, um die
vielfältigen Aufgaben zu erfüllen.
124/2017
Leider wird dies von Seiten eines Großteils der Politiker konterkariert –
ich möchte sagen – torpediert: Selbstredend ist es ihr Recht und ihre
Pflicht, mich und die Verwaltung zu kontrollieren. Wenn dies jedoch im
Hinblick auf den Haushalt unter der großspurigen Rechtfertigung „die
Verwaltung in die Pflicht zu nehmen“ dazu führt, letztlich die
Handlungsfähigkeit meiner Mitarbeiterinnen durch immer neue
Fragelisten und Zahlenanforderungen zu binden, läuft grundsätzlich etwas
falsch.
Über die Motivation, diese oft für eine Entscheidung irrelevanten oder
auch schon längst zuvor beantworteten Fragen zu stellen, kann ich nur
spekulieren – letztlich dienen sie wohl nur dem einen Ziel, sich der
eigenen Verantwortung zu entziehen und diese auf mich und meine
Mitarbeiter abwälzen zu wollen.
Nichts-desto-trotz wurde im Laufe der Zeit der Politik eine kaum noch
überschaubare Flut an Informationen und Zahlenmaterial zur Verfügung
gestellt, dessen Relevanz sich für eine Entscheidungsfindung aus meiner
Sicht kaum erschließen lässt. Was rede ich von Entscheidungsfindung?
Allzu oft ist das Ergebnis der weitere „Beratungsbedarf“…
Dabei gibt es – zugegeben – durchaus Zahlen von Interesse und Relevanz:
Ausschussvorsitzenden wird zusätzlich rückwirkend zum 01.01.2017
jeweils 211,90 € und ab 01.08.2017 219,10 EUR monatlich also rd. 2.600
€ pro Jahr gewährt mit der Absicht, das Ehrenamt zu stärken. Eine
Entscheidung, die ohne Zögern von der Ratsmehrheit aus SPD, CDU und
Grünen getroffen wurde. Man wartete noch nicht einmal die
Stellungnahme der Verwaltung ab sondern behauptet wahrheitswidrig man
wäre gesetzlich verpflichtet, das zusätzliche Geld zu nehmen. Eine weitere
Zahl nebenbei: Einem Löschgruppenleiter in der Feuerwehr werden nur 26
€ monatlich, also 312 € jährlich zugestanden. Aber Sie haben nicht nur die
Kosten in der Politik erhöht, sie haben auch Vorschläge zu Einsparungen
abgelehnt. Verkleinerung des Rates? Abgelehnt. Zusammenlegung von
Ausschüssen? Abgelehnt.
Ich habe noch mehr Zahlen: Die Containeranlage für die Flüchtlinge in der
Merödgener Straße hat uns im Jahr 2016 136.580 € gekostet. Davon Miete
89.687 € und Strom 37.106 €, um mal die beiden größten Posten zu
benennen. Das sind monatlich 11.381,67 € oder täglich 374,19 €. Dieses
Jahr wird es nicht besser. Es ist unser aller Geld, das wir jeden Tag
versenken, anstatt Werte zu schaffen und die Belastung des Bürgers zu
vermindern.
Die Grundstücke für einen Festbau stehen seit einem Jahr zur Verfügung.
Der Architekt hat die Planung in der Schublade. Wir könnten seit einem
Jahr täglich mit dem Bau beginnen. Worauf warten Sie eigentlich? Darauf,
dass sich die Flüchtlinge in Luft auflösen? Das sich das Problem schon
irgendwie von alleine löst? Meine Damen und Herren. Willkommen in der
Realität. Die Unterbringungsprobleme werden sich verstärken durch die
derzeitige Gesetzgebung in Sachen Wohnsitzauflage und
Familiennachzug. Möchten Sie die Flüchtlinge in der Sporthalle der
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Goltsteinschule unterbringen, wenn wir die Container 2019 abbauen
müssen?
Ich gebe zu, es erstaunt mich: Die Ratsmehrheit verhält sich so, als wäre
sie in der Opposition: Blockieren statt handeln, kritisieren ohne
Gegenvorschläge zu unterbreiten und die Parteiinteressen vor das Wohl
des Bürgers stellen.
Meine Damen und Herren, ich sage es eindeutig: Sie stehen in der
Bringschuld einer Mehrheitskoalition!
Jede Verzögerung kostet unser aller Geld. Im Gegensatz zur Ratsmehrheit
bin ich in der Lage, eine Entscheidung zu treffen, damit die unsägliche
Geldverbrennung in Sachen Containerbauten endlich beendet wird. Dies
ist auch der Grund, warum ich den Antrag auf Übertragung der
Entscheidung über die Flüchtlingsunterbringung auf den Bürgermeister auf
die Tagesordnung gesetzt habe.
Die Fraktionen von CDU, SPD und Grünen werden Ihnen sagen, sie hätten
noch Beratungsbedarf. Über den Inhalt dieses Beratungsbedarfs kann man
nur spekulieren. Fragen zu den hier vorliegenden Plänen haben sie
jedenfalls nicht gestellt. Zumindest nicht in diesem Jahr. Ich glaube es ist
die Angst dieses Rates Entscheidungen zu treffen, welche die Bürger
belasten oder eventuell Widerspruch bei Betroffenen auslösen könnten. Ich
nenne es Angst vor der eigenen Courage.
Mit dem nicht verabschiedeten Haushalt 2017 verhält es sich ähnlich:
Auch hier will man bei CDU, SPD und Grünen nicht wahrnehmen, dass
sich sowohl das finanzielle Umfeld verändert hat, als auch unangenehme
Entscheidungen getroffen werden müssen. Umgangen wird die
Entscheidung dadurch, dass man auch hier vorgeblichen Beratungsbedarf
anmeldet, obwohl es wohl in der Geschichte der Gemeinde Inden noch nie
einen Haushalt gegeben hat, in dem dem Rat solch eine Flut von
Datenmaterial zur Verfügung gestellt wurde wie zu den beiden Haushalten
2017 und 2018.
Die Leistung der Verwaltung im letzten Jahr war vorbildlich. Alle
Mitarbeiter haben sich klaglos den hohen Anforderungen, trotz personeller
Engpässe und trotz eines bestehenden Spannungsverhältnisses in den
politischen Gremien professionell gestellt. Auf diese Arbeit meiner
Verwaltungsmitarbeiter bin ich sehr stolz und möchte an dieser Stelle
meinen Dank aussprechen.
Meine Damen und Herren,
ich kann Sie nur erneut aufrufen, endlich zur konstruktiven Sacharbeit in
der Gemeinde zu finden und nicht mit solchen politischen Ränkespielen
wie z.B. bei der Verzögerung der Verabschiedung des
Brandschutzbedarfsplanes punkten zu wollen. Damit werden Sie scheitern!
Lassen Sie mich auf die Haushaltslage zurückkommen: Die stellt sich auch
in diesem Jahr nur unwesentlich verbessert gegenüber dem letzten Jahr
dar. Auch das Jahr 2018 wird mit einem Defizit in Millionenhöhe
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abschließen. Genauer gesagt wird ein Minus von 4 Mio. € prognostiziert.
Unser Haushaltssicherungskonzept sieht leider am Ende in 2022 noch
immer einen kaum zu verkraftenden Grundsteuersatz B in Höhe von 1.900
Punkten vor. Dies ist auch eine Folge Ihrer politischen Verweigerung
bereits in diesem Jahr die Grundsteuer auf das notwendige Maß
anzuheben. Meine Damen und Herren, was wir jetzt nicht erhöhen, werden
wir am Ende des HSK Zeitraumes dem Bürger zusätzlich zumuten
müssen.
Da nutzt es auch nichts, an irgendwelchen Stellrädchen, ohne signifikante
Wirkung, herumzuspielen. Da muss man gegenüber den Bürgerinnen und
Bürgern Farbe bekennen. Auch den Vereinen muss klar sein, dass eine
Bewirtschaftung von Sportanlagen und Versammlungsstätten allein auf
Kosten der Gemeinde nicht mehr tragbar ist. Hier wurden schon
zielorientierte Gespräche geführt und die Vereine sehen das auch ein.
Diese haben nämlich erkannt, dass eine Verbesserung der Situation der
Gemeinde nur in Zusammenarbeit aller Beteiligten aus Verwaltung,
Vereinen und Politik erfolgen kann und auf diesem Wege werden auch alle
Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen erreicht. Wenn Sie sich schon als
verantwortungsvolle Politiker bezeichnen, dann sollte man auch erwarten,
dass Sie diese Worthülse endlich mal mit Leben füllen. Bisher haben wir
außer Beratungsbedarf, Nachfragen zu bekannten Sachverhalten und
Vertagungsanträgen nichts von Ihnen gesehen.
Wer denkt, Investitionen könnten wir uns aufgrund der Haushaltslage
nicht leisten, der begeht einen schwerwiegenden Irrtum. Sowohl im
Bereich der Flüchtlinge als auch im Bereich des Sportes müssen wir
investieren. Die Kurzsichtigkeit, die hier Manchen im Rat ereilt hat, ist
erschreckend. Die Milchmädchenrechnung „ich gebe nichts aus, deshalb
spare ich“ oder „Sparen, koste es was da wolle“ funktioniert in diesen
Bereichen nicht.
Meine Damen und Herren,
was glauben Sie, kostet die Gemeinde mehr, eine Festunterkunft für
Flüchtlinge, wo wir menschenwürdigen Wohnraum zur Verfügung stellen
und sich die Menschen sozial adäquat eingliedern können, oder ein
faktisches Containerghetto, in dem Sozialkontakte zur Bevölkerung
außerhalb des Asylkreises quasi nicht stattfinden? Zudem habe ich die
fiskalischen Auswirkungen unserer derzeitigen Unterbringung bereits
aufgeführt.
Was glauben Sie, kostet die Gemeinde mehr, ein Kunstrasenplatz oder
eine nicht mehr funktionierende Jugendarbeit im Sportbereich mit allen
damit verbundenen Probleme wie Jugendkriminalität, Vandalismus,
Drogen usw.?
Denken Sie weiter, denken Sie vorausschauend und denken Sie an die
Indener Bürgerinnen und Bürger!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit“
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Daraufhin wird einstimmig beschlossen:
1. Der Gemeinderat nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur
Einbringung des Entwurfs des Haushaltes 2018 sowie der 4.
Fortschreibung des Haushaltssicherungskonzeptes der Gemeinde Inden für
das Jahr 2018 zur Kenntnis.
2. Die Beratung und der Beschluss über den Haushalt erfolgt, sobald der
Entwurf des Haushaltes beraten wurde.
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