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Mitteilungsvorlage (Gesundheitliche Auswirkungen der Kohleverstromung - Zusammenfassung der Ergebnisse der Informationsveranstaltung am 25.06.2014 im Rathaus Pulheim)

Daten

Kommune
Pulheim
Größe
149 kB
Datum
10.09.2014
Erstellt
01.09.14, 18:41
Aktualisiert
01.09.14, 18:41
Mitteilungsvorlage (Gesundheitliche Auswirkungen der Kohleverstromung - Zusammenfassung der Ergebnisse der Informationsveranstaltung am 25.06.2014 im Rathaus Pulheim) Mitteilungsvorlage (Gesundheitliche Auswirkungen der Kohleverstromung - Zusammenfassung der Ergebnisse der Informationsveranstaltung am 25.06.2014 im Rathaus Pulheim) Mitteilungsvorlage (Gesundheitliche Auswirkungen der Kohleverstromung - Zusammenfassung der Ergebnisse der Informationsveranstaltung am 25.06.2014 im Rathaus Pulheim) Mitteilungsvorlage (Gesundheitliche Auswirkungen der Kohleverstromung - Zusammenfassung der Ergebnisse der Informationsveranstaltung am 25.06.2014 im Rathaus Pulheim)

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Inhalt der Datei

Vorlage Nr.: 327/2014 Erstellt am: 22.08.2014 Aktenzeichen: IV/003 Verfasser/in: Herr Egert Mitteilungsvorlage Gremium TOP Umweltausschuss ö. Sitzung nö. Sitzung X Termin 10.09.2014 Betreff Gesundheitliche Auswirkungen der Kohleverstromung - Zusammenfassung der Ergebnisse der Informationsveranstaltung am 25.06.2014 im Rathaus Pulheim Veranlasser/in / Antragsteller/in Verwaltung Mitteilung Auf Antrag des Aktionsbündnisses Stommelner Bürger „Leben ohne Braunkohle“ (LOB) hat die Verwaltung am 25.06.2014 im Rathaus Pulheim eine Informationsveranstaltung zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Kohleverstromung durchgeführt (siehe auch Vorlage Nr. 486/2013). Im Nachfolgenden wurden die wesentlichen Ergebnisse der Veranstaltung zusammengefasst. Als Anlage wurden dieser Vorlage die Vorträge der teilnehmenden Referentin sowie der Referenten beigelegt. Der Vortrag des Referenten Prof. Dr. Eikmann war nicht zur Veröffentlichung frei gegeben worden. Öffentliche Informationsveranstaltung der Stadt Pulheim zum Thema: "Gesundheitliche Auswirkungen der Kohleverstromung" Mittwoch, 25.06.2014 um 19 Uhr, Ratssaal im 1. Stock des Rathauses Pulheim, Alte Kölner Straße 26, 50259 Pulheim. Vorträge / Stellungnahmen (siehe Anlage) (jeweils ca. 15 Minuten) Herr Tim Petzoldt, GREENPEACE, Ortsgruppe Köln „Tod aus dem Schlot: Die Gesundheitsgefahren der Kohlekraftwerke“ Frau Julia Huscher, Health and Enviroment Alliance (HEAL), Brüssel „Gesundheitsrisiken der Kohleverstromung aus epidemiologischer und gesundheitsökonomischer Perspektive“ Herr Christopher Weßelmann, VGB PowerTech, Essen "Kohlekraftwerke: Umwelt- und Gesundheitsschutz - eine ganzheitliche Betrachtung" Vorlage Nr.: 327/2014 . Seite 2 / 4 Herr Prof. Dr. Thomas Eikmann, Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen „Umweltmedizinische Bewertung der Feinstaubbelastung in Deutschland" Fragen / Diskussion Moderation: Herr Martin Höschen, Technischer Beigeordneter Stadt Pulheim Zusammenfassung Nach der Begrüßung und Einleitung in die Veranstaltung durch Herrn Beigeordneten Höschen halten die eingeladene Referentin und die Referenten in der o.g. Reihenfolge Ihre Vorträge zum Thema der gesundheitlichen Auswirkungen der Kohleverstromung. Im Anschluss an die Vorträge entwickelt sich eine lebhafte Diskussion. Die wesentlichen Inhalte der Vorträge sowie der Diskussion sind im nachfolgenden zusammengefasst. Der Vertreter der Umweltorganisation GREENPEACE, Herr Petzoldt, geht in seinem Vortrag insbesondere auf die im Auftrag von GREENPEACE erarbeitete Studie „Tod aus dem Schlot“ ein und erläutert die hier angewandte Erhebungsmethodik. Für die Studie wurden zum Einen die von den Betreibern der Kohlestromkraftwerke veröffentlichten Emissionsdaten ausgewertet und daraus die statistische Verminderung der Lebenserwartung errechnet. Die zusätzliche Belastung durch Feinstaub aus den Tagebauen wurde dabei nicht berücksichtigt. Zum Anderen dienten Studien aus den USA zum Thema Feinstaubbelastung durch Kohlekraftwerke als Grundlage der Untersuchung. Herr Petzoldt kommt in seinem Vortrag zu dem Schluss, dass ein wesentlicher Teil der negativen gesundheitlichen Auswirkungen durch Feinstaub auf die Kohleverstromung zurückzuführen ist. Dabei sei zu beachten, dass sich neben den direkt von den Kraftwerken ausgestoßenen Feinstaubpartikeln durch chemische Reaktionen einzelner Schadstoffe in der Luft weiterer Feinstaub bilde. Die Bildung dieser sogenannten sekundären Aerosole könne auch noch Tage nach dem Ausstoß der einzelnen Bestandteile erfolgen. Hinzu komme eine wesentliche Belastung durch das in den Emissionen enthaltene Quecksilber. (Anmerkung: Auf der Folie 7 des beiliegenden Vortrags handelt es sich beim Quecksilberwert HG um eine Angabe in Kilogramm, nicht in Tonnen!) Frau Huscher von der Organisation „Health and Enviroment Alliance“ (HEAL) geht im Anschluss an den Vortrag von Herrn Petzoldt näher auf die gesundheitlichen Auswirkungen von Feinstaub auf den menschlichen Körper ein. Sie identifiziert dabei den Feinstaub als Hauptverdächtigen was die negativen gesundheitlichen Auswirkungen der Kohleverstromung betrifft. Feinstaub bestehe sowohl aus festen, wie gasförmigen als auch flüssigen Bestandteilen. Feinstaub, der über die Atmung in den menschlichen Körper eindringe, könne Entzündungen an unterschiedlichen Organen wie z.B. Herz und Lungen, aber auch dem Gehirn verursachen. Besonders kleine Partikel können dabei ins Blut eindringen und u.a. Thrombosen, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf Erkrankungen verursachen. Ein besonderes Augenmerk legt Frau Huscher bei Ihrem Vortrag, neben den gesundheitlichen und ökologischen Auswirkungen der Belastungen durch die Kohleverstromung, auf die ökonomischen Auswirkungen. Sie verweist auf die Kosten, die beispielsweise durch die Behandlung von Erkrankten entstünden. Diese Kosten müssten als Folgekosten in die Gesamtbilanz der Kohleverstromung mit eingerechnet werden, um eine objektive Gegenüberstellung der Kosten für die Nutzung erneuerbarer Energiequellen zu ermöglichen. In der von HEAL herausgegebenen Studie zu diesem Thema werden die Gesundheitskosten, die durch deutsche Kohlekraftwerke verursacht werden, auf jährlich 2,3 – 6,4 Mrd. Euro geschätzt. Ähnlich wie in der Studie von GREENPEACE werden auch in der HEAL-Studie die Gesundheitsrisiken der Kohleverstromung mit Hilfe statistischer Annahmen von verringerter Lebenszeit und Anzahl vorzeitiger Todesfälle dargestellt. Die Grundlagendaten Vorlage Nr.: 327/2014 . Seite 3 / 4 für diese Berechnungen stammten überwiegend aus groß angelegten US-amerikanischen (Langzeit-)Studien, so Huscher. Im weiteren Verlauf ihres Vortrags geht Frau Huscher auf die unterschiedlichen Größen der Feinstaubpartikel und deren Auswirkungen auf die Gesundheit ein. In der Regel unterscheide man Feinstaubpartikel deren mittlerer Durchmesser kleiner als 10 µm aufweist (PM 10) und Feinstaubpartikel deren mittlerer Durchmesser kleiner als 2,5 µm aufweist (PM 2,5). Frau Huscher weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es bezogen auf negative gesundheitliche Auswirkungen von Feinstaub auf den menschlichen Körper jedoch keine Grenzwerte gebe und jegliche Form und Menge von Feinstaubpartikeln gesundheitliche Auswirkungen habe. Mittels der vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) errechneten Jahresmittelwerte für in der Luft nachgewiesene Feinstaubpartikel der Größe PM10 im Jahr 2012 zeigt Frau Huscher die unterschiedlichen Belastungssituationen in Nordrhein Westfalen auf. Der EUGrenzwert von 40 µg/m³ Luft wird dabei im Jahresverlauf zwar im Mittel nicht überschritten, der von der Weltgesundheitsorganisation WHO ausgerufene Grenzwert von 20 µg/m³ Luft werde dafür aber gleich mehrfach an Verkehrsstandorten, Industriestandorten sowie den sogenannten Hintergrundstandorten im Umfeld der vorgenannten Standorte überschritten. Weitere Daten des Umweltbundesamtes belegen Frau Huscher zu Folge, dass die Belastungssituation durch Feinstaub aus Gesundheitssicht in ganz NRW als problematisch einzustufen sei. Abschließend geht Frau Huscher noch auf den Anteil der Quecksilberbelastung durch den Ausstoß von Kohlekraftwerken ein. Dieser betrage in NRW auf Grundlage von Daten aus dem Jahr 2012 laut Huscher rund 1,7 Tonnen pro Jahr. Unter anderem über die Nahrungskette, z.B. durch den Verzehr von kontaminiertem Fisch, gelange das Quecksilber in den menschlichen Körper und stelle hier v.a. für Schwangere und Kleinkinder ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar. HEAL fordere daher eine Reduzierung der Quecksilbergrenzwerte von aktuell 30 µg/m³ Luft auf 1,5 bzw. 4,1 µg/m³ Luft wie in den USA. In den USA und China sei die Reduzierung der Grenzwerte aufgrund der hohen Belastungssituation kürzlich auf diesen niedrigen Wert beschlossen worden, so Huscher auf Nachfrage. Herr Weßelmann vom VGB PowerTech e.V., dem europäischen technischen Fachverband für die Strom- und Wärmeerzeugung, bezieht sich in seinem Vortrag auf ein Kompendium des VGB PowerTech, in dem aktuelle Erkenntnisse und Forschungsaktivitäten zum Thema gesundheitliche Auswirkungen der Kohleverstromung für die Öffentlichkeit zusammengefasst und in die Gesamtsituation eingeordnet wurden. Dabei wurden vor allem die durch die Luft verbreiteten Stoffe berücksichtigt. Das Kompendium mit dem Titel „Umweltmedizinische Aspekte der Stromerzeugung aus Kohle“ ist auf der Internetseite des VGB PowerTech http://www.vgb.org zum Download eingestellt. Herr Weßelmann weist darauf hin, dass in Deutschland alle gesetzlich und behördlich vorgegebenen Grenzwerte für Emissionen von den Kraftwerksbetreibern eingehalten werden. Er stellt zudem die These auf, dass die Annahme, dass es für Schadstoffe keine sogenannten Schwellenwerte gebe, aus umweltmedizinischer sowie toxikologischer Sicht nicht haltbar sei. Anhand von Daten des Umweltbundesamtes macht er den Rückgang des Ausstoßes von Schadstoffen durch europäische Kraftwerke seit 1990 deutlich und verweist in diesem Zusammenhang auf die seitdem kontinuierlich verbesserten Technologien im Kraftwerksbau und -betrieb. Außerdem verweist er auf den verhältnismäßig geringen Anteil von 4 bzw. 6%, den Kraftwerke am Gesamtanteil der Staub- und Feinstaubemissionen haben. Die Emissionswerte der Kraftwerke würden mittels Schreibern auf dem Kraftwerksgelände kontinuierlich erfasst und von den Behörden ausgewertet. Frau Huscher kritisiert in diesem Zusammenhang, dass bei den An- und Abfahrvorgängen der Kraftwerke, bei denen eine Rauchgasreinigung erst verzögert erfolge, keine Messungen vorgeschrieben seien. Herr Höschen sieht in diesem Fall den Gesetzgeber gefordert. Auf die Frage, warum es in Pulheim keine Messstation gebe, erläutert Herr Höschen, dass ein Grund dafür sei, dass das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) keine Kapazitäten frei habe, eine solche Station in Pulheim zu betreiben. Was den Ausstoß von Quecksilber durch Kraftwerke anbetrifft, so stellt Herr Weßelmann klar, dass auch hier die Grenzwerte in der EU eingehalten werden und es beachtliche Reduktionserfolge in Deutschland und der EU gebe. Im Gegensatz zu den USA, wo sich die Belastungssituation ganz anders darstelle, sehe er daher in Europa keinen akuten Handlungsbedarf. Unabhängig hiervon befürworte VGB PowerTech jedoch die uneingeschränkte Priorität von Umwelt- Vorlage Nr.: 327/2014 . Seite 4 / 4 und Gesundheitsschutz. Im Zusammenhang mit Kohlekraftwerken gebe es aber keinerlei Hinweise auf heutige spezifische gesundheitliche Beeinträchtigungen der anwohnenden Bevölkerung. Dennoch arbeiteten Kraftwerksbetreiber kontinuierlich an der Optimierung der Kraftwerkstechnik. Aus Sicht der Kraftwerksbetreiber würden neue Anlagen neben den ökologischen Vorteilen auch ökonomischen Nutzen bieten. U.a. aus Netzstabilitätsgründen sei die sofortige Abschaltung von alten Anlagen aber häufig nicht möglich. Grund hierfür sei u.a. der erhöhte Stromverbrauch und der damit einhergehende steigende Strombedarf. Auf die Forderung von Greenpeace, Kohlekraftwerke bei Inversionswetterlagen abzuschalten, entgegnet Herr Weßelmann mit dem Hinweis, dass Kraftwerke bei Inversionswetterlagen den geringsten Anteil an der bodennahen Feinstaubbelastung hätten, da deren Schornsteine oberhalb der Inversion emittierten. Herr Prof. Dr. Eikmann vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Justus-Liebig-Universität Gießen nimmt in seinem Vortrag eine Bewertung der Feinstaubbelastung in Deutschland aus umweltmedizinischer Sicht vor. In seinem Vortrag macht er deutlich, dass die Feinstaubbelastung insgesamt unterschiedlichen Quellen zugeordnet werden müsse und nicht einzig und allein einem Verursacher zugeschrieben werden könnte, worin er auch einen Kritikpunkt an der Vorgehensweise von Organisationen wie Greenpeace oder HEAL sehe. Es gebe Feinstaubquellen, wie z.B. Kaminöfen von Privathaushalten, deren Anteil zur Gesamtbelastung mit Feinstaub gar nicht gemessen werde, der aber faktisch vorhanden sei. Der Mediziner fordert die Emissionen von Feinstaub überall zu verringern und sich dabei nicht auf eine Quelle zu beschränken. Er stimmt seiner Vorrednerin Frau Huscher in dem Punkt zu, dass es für Feinstäube keine Schwellenwerte gibt. Im Hinblick auf die Diskussion um die vorhandene Feinstaubproblematik fordert er jedoch eine differenziertere Betrachtung. Für die Bevölkerung ergebe sich, je nach Lage, eine unterschiedliche Belastungssituation. So seien Anwohner einer stark befahrenen Straße deutlich stärker belastet, als die in wenig verkehrsreicher Lage. Entscheidend für die Intensität der Belastung sei die Entfernung zur Emissionsquelle. Die Belastung nehme mit der Entfernung ab. Außerdem sei aus toxikologischer Sicht beispielsweise ein Dieselmotor im Hinblick auf die Belastung mit Feinstaub riskanter zu bewerten als die von einem Kohlekraftwerk ausgehenden Emissionen. So sei die Belastung mit Feinstaub unter einem Kraftwerk in der Regel geringer als an einer stark befahrenen Straße. Auch habe das Klima bzw. die Witterung großen Einfluss auf die aktuelle Belastungssituation. So zeigten Messergebnisse, dass die Belastung mit Feinstaub bei Regen in der Regel geringer ausfiel, als bei Trockenheit. Auch beispielsweise eingewehter Saharastaub sei, neben dem Staub aus Tagebauen, gesundheitsschädlich, da dieser teils sehr fein sei. Da Rußpartikel jeglicher Herkunft gesundheitsschädlich seien, würden hier gesetzliche Grenzwerte für deren Ausstoß benötigt. Größter Verursacher für Luftverschmutzung sei laut OECD, mit einem Anteil von 50 %, der Verkehr. Ein sofort umsetzbares Mittel zur effektiven Absenkung der Feinstaubbelastung wäre aus Sicht von Eikmann die Einführung der EUR 6 Norm für PKW. Die Technik hierfür sei vorhanden. Es sei also eine politische Entscheidung diesen Schritt zu gehen und die Norm als Standard gesetzlich festzulegen. Auf die Frage, ob es im Pulheimer Stadtgebiet aufgrund der Nähe zu den umliegenden Kraftwerken ein erhöhtes Erkrankungssrisiko gebe, gibt Herr Prof. Dr. Eikmann an, dass auf Grundlage der aktuell zur Verfügung stehenden Daten sowie der Vergleichsdaten von anderen Kraftwerksstandorten in Pulheim nicht mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko zu rechnen sei. Für die Durchführung der Veranstaltung sind in Form von Fahrtkostenerstattungen Kosten in Höhe von rund 285 € entstanden.