Daten
Kommune
Brühl
Größe
114 kB
Datum
17.09.2015
Erstellt
08.09.15, 18:26
Aktualisiert
08.09.15, 18:26
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Brühl
öffentliche
Vorlage
Der Bürgermeister
Dienststelle
Sachbearbeiter/in
Aktenzeichen
Datum
Vorlagen-Nr.
51
Schmitz
51 00 23
11.08.2015
319/2015
Betreff
Wirkungsmessung der Hilfen zur Erziehung (HzE)
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
Finanzielle Auswirkungen
X
X Ja
Nein
Mittel stehen zur Verfügung bei SK / KST 542900/11100000
Mittel stehen nicht zur Verfügung
Über-/außerplanmäßige Aufwendungen/Auszahlungen
Sachkonto / Kostenstelle
BGM
Zust. Dez.
Zust. Dienststelle
Freytag
Burkhardt
L.Schmitz
Kämmerer
RPA
Beschlussentwurf:
Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht des Bürgermeisters zur Kenntnis.
Erläuterungen:
Die Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft des Instituts für Sozialarbeit und
Sozialpädagogik (ISS) kam in der im September 2013 beauftragten Analyse des
Allgemeinen Sozialen Dienstes im Jugendamt mit den Kernfragen
Wie wird das Hilfeplanverfahren im Alltag umgesetzt?
Ergeben sich Hinweise auf eine mögliche Verbesserung der Wirkungen von Hilfen
zur Erziehung?
im Wesentlichen zu zwei Ergebnissen:
1. Dreh- und Angelpunkt für die Verbesserung der Wirkungen erscheint die
Überarbeitung des Hilfeplanverfahrens mit einem Schwerpunkt auf zielorientierter
Steuerung zu sein. Dies würde durch Erhöhung der Klientenbeteiligung zum Einen die
Voraussetzungen für erfolgreiche Hilfen steigern, zum Anderen eine stärkere
ergebnisorientierte Steuerung im Verlauf der Hilfen ermöglichen.
2. Ein stringentes Zielkonzept könnte die Grundlage für die Messung von Wirkungen an
Hand der Ziele sein. Auswertung und Vergleich der Hilfen bei einzelnen Trägern
können dann einen Wirkungsdialog begründen oder Einfluss auf die
Belegungsempfehlungen haben.
Diese Ergebnisse sind wie auch der Schlussbericht des Qualitätsentwicklungsprozesses
zur Verbesserung der Wirksamkeit in den Hilfen zur Erziehung dem JHA in den Sitzungen
am 13.02.2014 (Vorlage 16/2014) und am 18.11.2014 (Vorlage 382/2014) ausführlich von
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den Verantwortlichen der ISS-Beratungs- und Entwicklungsgesellschaft vorgestellt
worden.
In der Folge sind in der Verwaltung des Jugendamtes zwei Prozesse initiiert worden, die
parallel verfolgt wurden:
1.
die Suche nach einem elektronisch gestützten Verfahren zur Wirkungsmessung
2.
die Überarbeitung des Hilfeplanverfahrens
Das Ergebnis zum ersten Prozess liegt nunmehr vor. Demzufolge soll das Programm
„Wirkungsorientierte Steuerung“ (WOS) des Instituts für Kinder- und Jugendhilfe aus
Mainz (IKJ) eingesetzt werden. Die Mitarbeiterschaft des Allgemeinen Sozialen Dienstes
war am Entscheidungsprozess beteiligt und begrüßt die Einführung von WOS.
Das Programm des IKJ ermöglicht die standardisierte, systematische und
pseudonymisierte Dokumentation und Evaluation der Hilfen zur Erziehung (gemäß der §§
27-35 SGB VIII). Für das elektronisch gestützte Verfahren zur Wirkungsmessung
(Effektivität) ist mindestens zu Beginn und zum Abschluss der Hilfen (bei längeren Hilfen
auch zum Verlauf) ein Online-Fragebogen auszufüllen. Die Fragebögen werden individuell
an den Bedarf des Jugendamtes angepasst. Hierfür stehen obligatorische Kern-Items zur
Wirkungsmessung sowie optionale Items zur Erfassung weiterer Daten zur Verfügung. Für
Aussagen zur Effizienz kann eine Kosten-Nutzen-Analyse (KNA nach Roos) durchgeführt
werden. Hierdurch lässt sich bspw. die Frage beantworten, wie sich die Investitionen, z. B.
in eine stationäre Heimunterbringung, mittel- und langfristig rechnen. Über die webbasierte
Einzelfallauswertung können die Fachkräfte des Jugendamtes zum ihren jeweiligen Fällen
jederzeit online Einsicht nehmen. Jährlich steht dem Jugendamt ein Gesamtbericht zur
Verfügung.
WOS ist ein Verfahren, das grundsätzlich fünf Zielsetzungen verfolgt:
1. Dokumentation: Standardisierte, systematische Fall-Erfassung
2. Qualitätsanalyse: Effektivität und Effizienz sichtbar machen
3. Berichtswesen: Aus den erfassten Daten kann für das Jugendamt ein ausgefeiltes
Berichtswesen auf unterschiedlichen Berichtsebenen generiert werden.
Auswertungen und entsprechende Steuerung sind für die nachfolgenden
exemplarisch aufgezählten Bereiche schnell und einfach möglich:
a. den Einzelfall
b. einzelne Hilfearten, z.B. § 34 SGB VIII
c. alle Fälle eines Bezirks
d. alle Fälle des Jugendamtes
e. einzelne Mitarbeitende etc.
4. Wirkungsorientierte Steuerung: Auf Grundlage des differenzierten Berichtswesens
ist eine empirisch abgesicherte wirkungsorientierte Steuerung auf den
verschiedenen Ebenen möglich.
5. Dialogischen Prozess transparent gestalten: Die Datenerfassung und gemeinsame
Interpretation des jeweils dokumentierten Hilfeverlaufs kann als Grundlage für die
Hilfeplanung und Entscheidungen im Hilfeprozess, beispielsweise zwischen
Jugendamt, Leistungserbringer, Leistungsempfänger und anderen Beteiligten
genutzt werden.
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Perspektivisch kann ein dialogischer Prozess helfen, den bisherigen
Dokumentationsaufwand zu verringern bzw. mit den systematisch gesammelten
Daten ergänzt werden (exemplarisch über die Einzelfallauswertung).
Die Implementierung soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein, so dass die
Dateneingabe ab Januar 2016 erfolgen kann.
Das 1995 gegründete Institut für Kinder- und Jugendhilfe (IKJ) ist eine außeruniversitäre,
sozialwissenschaftliche Praxisforschungseinrichtung. Das im Spannungsfeld von Praxis,
Wissenschaft und Politik angesiedelte Institut kommt dabei einer doppelten Funktion nach:
Wissenstransfer in die Praxis und Politik einerseits, Rückkopplung von Praxiserfahrungen
in den Forschungsprozess andererseits.
Das IKJ gliedert sich in zwei Gesellschaften auf: Die „IKJ Institut für Kinder- und
Jugendhilfe gGmbH“ und die „IKJ ProQualitas GmbH“. Das IKJ bewegt sich in einer
vielfältigen Kommunikationsstruktur, die sich aus Vertretern von Politik, Wissenschaft,
Praxis und Technik zusammensetzt.
Die Aufgabenbereiche umfassen u.a.
• Forschung, die von Themen und Anliegen der Praxis ausgeht und zur Vorbereitung
von politischen Entscheidungen beiträgt, sowie Lehrveranstaltungen an
Universitäten und Fachhochschulen,
• Qualitätsentwicklung durch Verfahren, die der Praxis Rückmeldung über die
Ergebnisse ihrer Arbeit sowie über deren Hintergründe geben und damit Reflexion
unterstützen und Veränderungsprozesse initiieren,
• IT-Lösungen, die bedarfsorientiert für den individuellen Einsatz in der Praxis
geeignet sind,
• Beratung und Qualifizierung, die an den Belangen der Praxis ausgerichtet ist und
einen Transfer der Forschungsergebnisse in diese ermöglicht.
Seit 1995 wurden über 100 zumeist wirkungsorientierte Projekte und Evaluationen
schwerpunktmäßig in der Kinder- und Jugendhilfe durchgeführt, so z. B.:
• Jugendhilfe-Effekte-Studie - JES (gefördert vom Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend und den Ländern Bayern, Bremen, NordrheinWestfalen und Thüringen und dem LWV Baden, 1995-2000)
• Entwicklung und Einsatz der Evaluation Erzieherischer Hilfen (EVAS) – mit
annähernd 50.000 Falldokumentationen die größte prospektive HzE-WirkungsEvaluation (ab 1999)
• Effektivitätsstudie zur Qualitätssicherung in der Kinder- und Jugendhilfe (gefördert
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, 2002-2004)
Die Kosten für den Einsatz des Programms belaufen sich jährlich auf 5.000 €. Die Mittel
stehen für dieses Jahr zur Verfügung.
Ninnia Craß, Mitarbeiterin des IKJ, wird in der Sitzung das Programm mittels einer PowerPoint Präsentation vorstellen.