Daten
Kommune
Brühl
Größe
108 kB
Datum
17.11.2015
Erstellt
08.09.15, 18:26
Aktualisiert
08.09.15, 18:26
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Brühl
öffentliche
Vorlage
Der Bürgermeister
Dienststelle
Sachbearbeiter/in
51
Bäckmann
Aktenzeichen
Datum
Vorlagen-Nr.
21.07.2015
294/2015
(9/2015)
Betreff
Brühler Projekt zur Kinderarmutsprävention "Eltern stärken, Bildung fördern, Chancen
eröffnen"
hier: Sachstandsbericht zum 7.September 2015
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
Sozialausschuss
Finanzielle Auswirkungen
x
x Ja
Nein
Mittel stehen zur Verfügung bei SK 414100/543100/529100 KST 36010000
Mittel stehen nicht zur Verfügung
Über-/außerplanmäßige Aufwendungen/Auszahlungen
Sachkonto / Kostenstelle
BGM
Zust. Dez.
Zust. Dienststelle
Freytag
Burkhardt
L.Schmitz
Kämmerer
RPA
Beschlussentwurf:
Der Jugendhilfeausschuss nimmt den Bericht des Bürgermeisters zur Kenntnis.
Erläuterungen:
In seiner Sitzung am 12.03.2015 wurde der Jugendhilfeausschuss mit der Vorlage 9/2015
über den damaligen Sachstand des Brühler Kinderarmutspräventionsprojektes „Eltern
stärken, Bildung fördern, Chancen eröffnen“ umfassend in Kenntnis gesetzt. Der Bericht
mündete in konkrete Handlungsempfehlungen.
Am 25.6.2015 trafen sich auf Einladung von Bürgermeister Freytag 27 Vertreter/-innen
sozialer Träger, des Sports, der Brühler Politik und der Verwaltung im Rathaus, um sich
über das Ausmaß von Kinderarmut in Brühl zu informieren und über die Möglichkeiten zu
diskutieren, wie man erreichen kann, dass alle Kinder in Brühl in gesicherten
Verhältnissen aufwachsen und damit die Chance auf ein selbstbestimmtes und erfülltes
Leben erhalten.
Als Gastreferent skizzierte Christoph Gilles, Leiter der Koordinationsstelle Kinderarmut im
Landschaftsverband Rheinland (LVR) die Situation von Kindern aus armen Familien und
zeigte Strategien auf, um ein Aufwachsen in Wohlergehen für alle Kinder zu erreichen.
Fazit: es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten arme Kinder und ihre Familien zu
unterstützen und die Lebenssituation nachhaltig zu verbessern. Jedoch bedarf es einer
guten Koordination der verschiedenen Angebote.Hierfür ist es nach seiner fachlichen
Einschätzung grundlegend, Institutionen in Netzwerken zusammen zu bringen und
Aktionen untereinander abzustimmen. Nur so kann eine Präventionskette von der Geburt
bis zum Einstieg in den Beruf aufgebaut werden. Christoph Gilles stellte heraus, dass
arme Kinder weniger gebildet und weniger gesund sind, weniger Freunde haben, seltener
einem Sportverein oder einer Jugendgruppe angehören und weniger Kulturangebote
Drucksache 294/2015
Seite - 2 –
wahrnehmen. Besonders fatal ist, dass Kinder aus armen Verhältnissen ihre Zukunft
selbst schlechter einschätzen als Kinder, die in finanziell gesicherten Verhältnissen leben.
Im Anschluss stellte die Koordinatorin des Kinderarmuts-Projektes der Stadt Brühl , Juana
L. Bäckmann, die Ergebnisse ihrer statistischen Untersuchung zur Kinderarmut in Brühl
vor.
Eine angeregte Diskussion entspann sich mit der Vorstellung eines Entwurfs für eine
Brühler Agenda „Was brauchen unsere Kinder?“ „Was brauchen unsere Eltern?“, in deren
Verlauf zentrale Themen, wie das Problem der Scham im Zusammenhang mit finanziell
schwierigen familiären Lagen, die Notwendigkeit der Vernetzung von Institutionen und die
große Zahl an Angeboten, die es in Brühl bereits gibt, angesprochen wurden.
Am Donnerstag, den 03.09.2015 fand das Folgetreffen statt. Ziel dieses Treffens war
insbesondere die Sichtung der bestehenden Angebote der Brühler Institutionen, das
Ausmachen von Lücken in der Präventionskette und davon ausgehend die zielgerichtete
Erweiterung der Förder- und Unterstützungsangebote 28 engagierte Teilnehmende
erarbeiteten unter erneuter fachkundiger Moderation von Christoph Gilles. in Kleingruppen
Themenbereiche, in denen nach Ansicht der Vertreter der Fachinstitutionen, der Politik
und der Verwaltung armutspräventiv gehandelt werden sollte bzw. entsprechende
Angebote installiert werden sollten. Als solche stellten sich heraus:
- Sportvereine: Mittels anonymen Patenschaften (z. B. auf Mitgliederversammlungen
kann Geld gesammelt werden für Kinder, deren Familien einen Mitgliedsbeitrag nicht
tragen können) und Sponsoringmodellen zur Finanzierung der Mitgliedsbeiträge könnte
das Problem angegangen werden. Auch die Stärkung des Selbstbewusstseins und des
Verantwortungsbewusstseins eines Kindes durch die Teilnahme an einem Sportangebot
wurden hervorgehoben und deren Stellenwert auch in der Resilienzentwicklung eines
Kindes erkannt und betont. Auch die Trainer/innen und Übungsleiter/innen sollten, so die
Anwesenden, im Erkennen von armutsbedingten Verhaltensweisen und im Umgang mit
Kindern und deren Eltern geschult sein, zumal Betroffene ihre finanzielle Situation eher
nicht nach außen sichtbar werden lassen möchten. Schließlich sollten auch, so der
Konsens unter den Anwesenden, Eltern von den positiven Aspekten der Mitgliedschaft
ihres Kindes in einem Sportverein überzeugt werden und in die Organisation z.B. in den
Fahrdienst mit einbezogen werden.
- Sprachförderung: in allen Altersgruppen besteht die Notwendigkeit, einen Schwerpunkt
auf die Sprachförderung zu legen, um die Integration zu erleichtern und einen schnelleren
Zugang zu Bildungsressourcen zu gewährleisten.
- Angebote zur Armutsprävention: Alle armutspräventiver Angebote sollte nach Ansicht
der Anwesenden transparent dargestellt und leicht sein.
- Vernetzung: die Vernetzung der Angebote zur Armutsprävention wurde als existentiell
für eine erfolgreiche Prävention und einen optimalen Einsatz der Angebote der einzelnen
Institutionen herausgestellt. Die Anwesenden verstehen sich als Netzwerk gegen
Kinderarmut und sind bereit, aktiv und mit persönlichem Einsatz daran zu arbeiten, das
Netzwerk weiterzuentwickeln.
- Randzeitenbetreuung:Die Betreuungszeiten von Kindern in Kindertageseinrichtungen
und in Grundschulen sind auf ihre Bedarfsgerechtigkeit hin zu überprüfen und ggf. zu
verlängern. Hier ist es nicht nur die Gruppe der Alleinerziehenden, die zu unüblichen
Zeiten wie z.B. im Servicebereich arbeiten, sondern dieses Problem betrifft auch genauso
Eltern, die einen langen Anfahrtsweg zur Arbeit haben oder Schicht arbeiten.
- Personelle Ausstattung: Erweiterte Betreuungszeiten und zusätzliche Angebote sind
nicht mit der derzeitigen personellen Ausstattung zu schultern. Hier bedarf es dringend
zusätzlichen Personals.
Drucksache 294/2015
Seite - 3 –
- Gleichsprachige Wegweiser: Als Beispiel wird hier das Modell der Stadtteilmütter
genannt. „Mütter“ unterschiedlicher Herkunft und Herkunftssprache vermitteln zwischen
Eltern, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und den Institutionen, deren
Mitarbeiter der verschiedenen Sprachen nicht mächtig sind.
- Hemmschwellen abbauen: Ein großes Problem in der (Kinderrmutsprävention ist die
Scheu und Scham der Betroffenen hinsichtlich ihrer Situation.Dies führt insbesondere
dann wenn es an Sprachmöglichkeiten mangelt dazu , dass bei Behörden keine
finanziellen Beihilfen beantragt werden Hier schließt sich der Kreis zu den Sport- und
Kulturvereinen, die evtl. die Mittel hätten, Kindern den Beitrag zu erlassen, dies aber nicht
tun können, weil die Betroffenen Familien ihre Situation nicht offen legen möchten.
Als erstes konkretes Ergebnis des Projektes kann das Angebot des Brühler Turnvereins
gewertet werden in verschiedenen Sportabteilungen über 60 kostenlose Plätze für Kinder
anzubieten.
Das 3.Treffen des Runden Tisches wurde auf Donnerstag, den 22. Oktober 2015 um
17.00 Uhr festgelegt.