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Beschlussvorlage (BP 107 GEYEN Baumschutzgutachten)

Daten

Kommune
Pulheim
Größe
2,6 MB
Datum
05.11.2013
Erstellt
23.09.13, 18:48
Aktualisiert
23.09.13, 18:48

Inhalt der Datei

Dr. Bernhard Arnold  Dr. Stefan Marx Gutachten und Beratung rund um den Baum Schwerinstraße 25 50733 Köln Arnold & Marx Schwerinstraße 25 50733 Köln Planungsgruppe HOME GbR Architekten BDA Herr Wolfgang Mehlich Friedenstraße 12a 50259 Pulheim Telefon Fax E-Mail 0221-764452 0221-7605502 Arnold-Marx@netcologne.de Köln, den 16. Juli 2012 - Gutachten BVMP/712 Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Pulheim-Geyen. Erfassung und Bewertung des Baumbestandes. Untersuchung im Auftrag der Raiffeisenbank Frechen-Hürth eG Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 1 von 18 Einleitung Auf einem Grundstück an der Straße Falkenhorst in Pulheim-Geyen (Eigentümer Herr Reinhold Schurf) ist der Bau von sechs freistehenden Einfamilienhäusern geplant. Die Planungsgruppe HOME GbR (Friedensstraße 12a, Pulheim) hat eine erste Bebauungsstudie im Rahmen eines Bebauungsplanverfahrens vorgelegt. Vier der geplanten sechs Neubauten würden auf dem Flurstück 2157 (Flur 11) errichtet werden. Auf diesem Flurstück stehen sieben Bäume, die von der geplanten Baummaßnahme mehr oder weniger stark betroffen sein könnten. Per Email-Schreiben vom 21.06.2012 beauftragte uns Herr Mehlich (HOME GbR) im Namen des Investors (Raiffeisenbank Frechen-Hürth eG, Brabanter Platz, Hürth) den Baumbestand des Flurstücks 2157 zu erfassen, den Zustand der Bäume und ihre Erhaltenswürdigkeit und die Möglichkeiten zum Erhalt der Bäume bei Realisierung des Bauvorhabens wie derzeit geplant zu bewerten. Die Erfassung des Baumbestandes erfolgte am 29.06.2012. Hierzu wurde uns von Herrn Mehlich ein Amtlicher Lageplan mit den eingemessenen Bäumen (Dipl. Ing. Uwe Tullmann, Pulheim, Maßstab 1:250, Stand Januar 2004) sowie eine Bebauungsstudie (HOME GbR, Maßstab 1:250, Stand 26.03.2012) in Form von pdf-Dateien zur Verfügung gestellt. 2 Durchgeführte Untersuchungen Die Bäume wurden vom Boden aus einer visuellen Kontrolle unterzogen. Hierbei wurden Baumdaten (Stamm- und Kronendurchmesser, Baumhöhe) ermittelt sowie sichtbare Schäden festgehalten und nach Indizien für nicht sichtbare Schäden gesucht. Die Vitalität wurde anhand des Kronenbildes (Trieblängen und Verzweigungsintensität) in 1 Anlehnung an ROLOFF (1993) bewertet. Stammfuß und Stamm wurden vom Boden aus mit einem Schonhammer abgeklopft. Mithilfe des Planes „Bebauungsstudie“ wurde der Abstand der Bäume zu den geplanten Baukörpern ermittelt. Die geplanten Baukörper sowie ein geplanter Weg wurden grob eingemessen und mit Farbspray auf dem Boden markiert (siehe entsprechende Fotos unter Punkt 5, zur Verdeutlichung wurden die Markierungen mit einem Grafikprogramm nachgezogen). Wir gehen davon aus, dass die geplanten Gebäude unterkellert sein werden und daher Grabungsarbeiten circa 1 bis 1,5 m (im Schnitt: 1,3 m) näher an die Bäume heran reichen würden, als die geplanten Baukörper. 1 A. ROLOFF (1993): "Kronenentwicklung und Vitalitätsbeurteilung ausgewählter Baumarten der gemäßigten Breiten" Schriften aus der Forstlichen Fakultät der Universität Göttingen und der Niedersächsischen Forstlichen Versuchsanstalt, Band 93, J.D. Sauerländer's Verlag, Frankfurt a. M. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 2 von 18 3 Erfassung und Bewertung des Baumbestandes 3.1 Allgemeines In dem uns zur Verfügung gestellten amtlichen Lageplan wurden die Bäume auf dem Flurstück 2157 vom Büro HOME - beginnend mit einer Walnuss im östlichen Bereich - mit Nummern versehen. Diese Nummerierung wird im Folgenden übernommen. Bei dem im Plan als Baum 4 gekennzeichneten Baum handelt es sich jedoch um zwei mehrstämmige Walnussbäume, sodass unsere Nummerierung ab hier von der im Lageplan abweicht (vgl. Plan im Anhang). Im Plan „Bebauungsstudie“ sind drei Baumstandorte nicht korrekt eingezeichnet (siehe auch Amtlicher Lageplan). Die beiden ursprünglich als Baum 4 bezeichneten Walnussbäume (jetzt Bäume Nr. 4 und 5) stehen hier an der Stelle einer ursprünglich mit Baum 5 bezeichneten Esche (jetzt Baum 6), während diese Esche in der Position einer nicht mehr vorhandenen Kirsche gezeichnet wurde. Die Positionen dieser drei Bäume können einer geänderten Version der Bebauungsstudie (siehe Anhang) entnommen werden. Fünf der sieben erfassten Bäume sind mehrstämmig mit mehr oder weniger steil aufrecht wachsenden Teilstämmen und haben daher eine andere Statik, als ein Baum mit einem durchgehenden Stamm und untergeordneten Seitenverzweigungen. Die einzelnen Teilstämme eines mehrstämmigen Baumes verhalten sich wie Einzelbäume im Bestand. Die Konkurrenz um das Licht zwingt die Teilstämme zu einseitigem Kronenwachstum und damit zur Verlagerung des Schwerpunktes nach außen. Durch die damit verbundene Gewichtsverlagerung kommen im Bereich der Stammgabel zu den periodischen Windbelastungen permanente Zug- und Druckspannungen hinzu. Im Bereich der Kontaktfläche zweier steil aufrecht wachsender Teilstämme kann im Zuge des Dickenwachstums Rinde einwachsen. Eingeschlossene Rinde wirkt als präformierte Riss- bzw. Bruchstelle, da die Teilstämme hier nur aneinander gepresst, aber nicht flächig miteinander verwachsen sind. Im besten Fall entstehen im unteren Bereich solcher Steilastzwiesel gemeinsame, die beiden Stämmlinge umklammernde Jahrringe (Druckzwiesel). Aber trotz gemeinsamer Jahrringe kommt es häufig bei Zug senkrecht zur eingewachsenen Rinde zur Rissbildung an der Stammoberfläche und zum Ausbruch eines Teilstammes. Werden die Teilstämme durch Biegung oder Drehung aus der Gabelebene bewegt, kann ein einseitiges Versagen, sozusagen ein „Aufklappen“ des Druckzwiesels erfolgen. Bäume mit Druckzwieseln sind mit einem erhöhten Versagensrisiko behaftet. Die in den Bereich von Stammgabeln eingeleiteten Belastungsmomente lassen sich prinzipiell durch den Einbau von Gurten in die Krone reduzieren. Eine Drehung aus der Gabelebene lässt sich jedoch nur vermeiden, wenn eine Gurtung mindestens im Dreiecksverband möglich ist . Fünf der sieben untersuchten Bäume sind mehrstämmig, zwei dieser Bäume weisen Gabelungen auf, die sich zum problematischen Zwiesel entwickeln. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 3 von 18 3.2 Beschreibung und Bewertung der Bäume Die im Folgenden angegebenen Baumhöhen sind geschätzt. Der Stammumfang wurde in 1 m Höhe gemessen. Zur Position der Bäume auf dem Grundstück: Siehe Plan im Anhang. Baum-Nr. Baumhöhe Stammumfang 1 16-18 m 158, 147 cm Art Vitalität Juglans regia (Walnuss, Foto 1) altersgemäß vital Kronenradius 6-7 m Die Walnuss ist vital und hat eine ausladende, vor allem auf der Nord- bis Ostseite tief beastete Krone. Der Stamm verzweigt sich in etwa 1 m Höhe in einen nördlichen und südlichen Teilstamm (Foto 2). Zwischen den Teilstämmen ist keine Rinde eingewachsen und die auf dem Foto 2 erkennbare rissartige Vertiefung ist kein bis ins Holz reichender Zwieselriss, sondern eine holzanatomisch bedingte Narbe in der Rinde, vergleichbar einem Rindengrat, wie er auch an Seitenverzweigungen auftritt. Der südliche Teilstamm verzweigt sich in 2,5 m Höhe erneut, auch diese Stammgabel ist baummechanisch unproblematisch ausgebildet. In der südwestlichen Kronenperipherie sowie im unteren Kronenbereich finden sich einige wenige abgestorbene Fein- und Derbäste. Die Wurzelanläufe sind allseitig kräftig entwickelt. Bewertung Der prägende Baum Nr. 1 weist keine äußerlich erkennbaren Schäden auf und ist prinzipiell erhaltenswert. Baum-Nr. Baumhöhe Stammumfang 2 15-17 m 160 (mit Efeu) Art Vitalität Fraxinus excelsior (Esche, Foto 3) altersgemäß vital Kronenradius zwischen 5 und 6 m Die Esche steht unmittelbar an der Grenze zu einem südöstlich gelegenen Nachbargrundstück. Der Baum ist ab einer Höhe von 3,5 m doppelstämmig. Der Stamm ist dicht und hoch mit Efeu bewachsen (Foto 4), sodass weder große Teile des Stammes noch die Stammgabel zur Zeit inspiziert und eventuell vorhandene Schäden (z. B. offene Morschungen am Stamm, Zwieselriss) nicht gesehen werden können. In jüngster Zeit wurde auf dem Nachbargrundstück in einem geschätzten Abstand von 5 m zum Stamm der Esche ein Neubau errichtet. Bei dieser Baumaßnahme wurde dem südöstlichen Teil des Wurzelwerks mit großer Wahrscheinlichkeit Schäden zum Beispiel durch Bodenverdichtung (Befahren mit Baugerät, Lagern von Baustoffen etc.) oder sogar Schachtungsarbeiten zugefügt. Das Wurzelwerk der Esche wurde bei der Gestaltung des Nachbargrundstücks bis zum Stamm etwa 30 cm hoch mit Erde überschüttet (Foto 5). Diese Überschüttung führt zu einer Reduktion der Sauerstoffversorgung der Eschenwurzeln und kann ein Absterben unterversorgter Wurzeln zur Folge haben. Bewertung Ob Schäden am Stamm oder in der Krone der Esche vorliegen, lässt sich zur Zeit wegen des Efeubewuchses nicht ermitteln. Aufgrund der Bautätigkeit und der Überschüttung des halben Wurzelwerks besteht in der Perspektive die Gefahr, dass sich von geschädigten oder abgestorbenen Wurzeln ausgehend Wurzelholzfäulen entwickeln und in einigen Jahren die Stand- Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 4 von 18 sicherheit der Esche nicht mehr gewährleistet ist. Baum Nr. 2 ist daher nur mit Einschränkungen erhaltenswert. Soll der Baum gehalten werden, muss das Efeu entfernt werden, um Stamm und Zwiesel erneut auf Schäden hin inspizieren zu können. Baum-Nr. Baumhöhe Stammumfang 3 17-18 m 187 Art Vitalität Kronenradius Juglans regia (Walnuss, Foto 6) altersgemäß vital 7,5 – 8 m Die Walnuss ist harmonisch gewachsen und hat einen durchgehenden Stamm sowie unproblematische Astanbindungen. In Höhe des Stammkopfes wurden in den letzten Jahren vier Starkäste mit Durchmessern zwischen 10 und 20 cm entfernt. An einer der Astungswunden auf der Westseite ist das Holz an der Oberfläche erkennbar zersetzt. Auf der Ost- und Nordseite des Stammes tritt bis in eine Höhe von etwa 1,5 m an insgesamt neun Stellen ein schwarzes Exsudat aus der Rinde (Foto 7). Großflächige Rindennekrosen waren in diesen Bereichen nicht festzustellen. Dieser Ausfluss könnte auf lokal begrenzte Infektionen der Rinde zurückgehen. Bewertung Die Ursache für den Schleimfluss ist uns unbekannt und die weitere Entwicklung können wir nicht abschätzen. Die sehr ansprechend gewachsene, prägende und vitale Walnuss ist aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes auf jeden Fall in hohem Maße erhaltenswert. Baum-Nr. Baumhöhe Stammumfang 4 Art 12-14 m Vitalität S1: 152, S2: 112, S3: 123, S4: 110 Kronenradius S2 bis S4 in 115 cm Höhe Juglans regia (Walnuss, Foto 8) Große Teile der Krone sind devital oder sterben ab. Südost: 7 m (S4) Südwest: 6-7 m (S1) Die Walnuss wird ab 80 cm Höhe vierstämmig (Foto 9). An der ersten Vergabelung zwischen dem südwestlichen Teilstamm (S1) und den anderen Teilstämmen (S2 – S4) ist Rinde eingewachsen. Die Walnuss wird von den benachbarten Bäumen 5 und 6 bedrängt. Die Krone ist daher sehr einseitig in südöstlicher bis südwestlicher Richtung entwickelt, die Teilstämme 1 und 4 haben ihren Schwerpunkt weit nach außen verlagert. Einzig der vom Teilstamm 1 getragene Kronenteil ist noch altersgemäß vital. Die Krone des Teilstamms 4 ist in großen Teilen, die der Teilstämme 2 und 3 in Teilen abgestorben (Foto 10). Die noch belaubten Partien dieser drei Teilkronen sind stark verlichtet und kleinblättrig. Bewertung Die Walnuss 4 ist devital und erhebliche Teile der Krone sterben langsam ab. Eine der Stammgabeln ist aufgrund einwachsender Rinde bei zunehmender Schwerpunktverlagerung der Teilstämme nach außen langfristig problematisch. Der Baum ist daher nicht erhaltenswert. Arnold & Marx Baum-Nr. Baumhöhe Stammumfang BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 5 14-16 m S1: 70, S2: 91, S3: 90 Art Vitalität Juglans regia (Walnuss, Foto 8) altersgemäß vital Kronenradius Nordwest: 7 m (S1) Südost: 7 m (S3) Seite 5 von 18 Die Walnuss steht stark bedrängt zwischen den Bäumen 4 und 6. Ihre Krone ist daher völlig einseitig in Nordwest-Südost-Richtung entwickelt. Der Baum ist ab 50 cm Höhe dreistämmig (Foto 11). Die Teilstämme 1 und 3 sind jeweils schräg in nordwestlicher bzw. südöstlicher Richtung gewachsen. Durch den engen Stand wurden die Teilstämme zu verstärktem Höhenwachstum angeregt und haben daher ein ungünstiges Höhen/Durchmesser- (H/D-) Verhältnis. Hohe Stämme mit geringem Durchmesser sind erhöht bruchgefährdet. Der Zwiesel zwischen den Teilstämmen 1 und 2 ist unproblematisch entwickelt, wohingegen im Verwachsungsbereich zwischen den beiden eng und steil aufrecht stehenden Teilstämmen 2 und 3 Rinde eingewachsen ist. Auf der NW-Seite des Stammfußes befindet sich im Bereich einer alten Astungswunde eine offene Morschung (Foto 11). Die Wunde war ursprünglich 20 cm hoch und 14 cm breit. Die Öffnung beträgt heute noch 6 x 3 cm. Das Holz im Bereich der Morschung ist noch nicht hochgradig zersetzt, es finden sich keine Hinweise auf einen fortgeschrittenen Fäuleschaden im Bereich des Stammfußes. Bewertung Die Walnuss 5 wird von der benachbarten Esche 6 stark bedrängt. Wenn die devitale Walnuss 4 entnommen würde, wäre Baum 5 zudem auf der windexponierten Westseite freigestellt. Die Gefahr des Bruchversagens wäre dann zumindest in den folgenden Jahren durch das ungünstige H/D-Verhältnis der Teilstämme und den zum Teil problematischen Bau des Stammkopfes deutlich erhöht. Baum 5 ist nicht erhaltenswert, unabhängig davon, ob er freigestellt wird oder nicht. Baum-Nr. Baumhöhe Stammumfang 6 18-20 m 169, 168 cm Art Vitalität Fraxinus excelsior (Esche, Foto 12) altersgemäß vital Kronenradius 7-8 m Die Esche ist vom Boden ab doppelstämmig. Es könnte sich auch um zwei sehr nahe beieinander stehende Einzelbäume handeln. Die Esche weist keine äußerlich erkennbaren Schäden auf. Der nördliche und südliche Teilstamm haben auf einer Länge von 30 cm partiellen Kontakt (Foto 13). Auf der Ostseite befindet sich in etwa 6 m Höhe ein toter Starkast (Durchmesser circa 5 cm). Daneben sind in der Krone mehrere Bruchreste kleinerer Äste zu finden. Bewertung Baum Nr. 6 ist mit Einschränkungen erhaltenswert, weil sich langfristig Probleme im Bereich der Stammgabel durch Rindeneinschluss und zunehmende Schwerpunktverlagerung der Teilstämme nach außen ergeben können, denen durch den Einbau von Gurten nur partiell begegnet werden kann. Arnold & Marx Baum-Nr. Baumhöhe Stammumfang BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 7 15-17 m 157 Seite 6 von 18 Prunus avium (Süßkirsche, Foto 14) Art altersgemäß vital Vitalität 4-5 m Kronenradius Die Kirsche ist gleichmäßig und ansprechend gewachsen. Auf der SO-Seite befindet sich in etwa 7 m Höhe ein abgestorbener Starkast (Durchmesser circa 8 cm). Bewertung Die Süßkirsche hat keine äußerlich erkennbaren, schwerwiegenden Schäden und ist erhaltenswert. 4 Möglichkeiten zum Erhalt der Bäume Bauarbeiten sind häufig mit Wurzelverletzungen verbunden. Im Laufe von Jahren entwickeln sich von Wurzelverletzungen ausgehend sehr häufig Wurzelfäulen, die später große Teile der für die Verankerung wichtigen Starkwurzeln betreffen können. Aus verschiedenen Gründen sind derartige Schäden äußerlich meist nicht zu erkennen. Oft ist noch nicht einmal eine verminderte Vitalität festzustellen. Der Wurf des wurzelfaulen Baumes erfolgt daher später meist völlig unerwartet. Im bebauten Raum sind derartige Baumschäden daher im höchsten Maße problematisch und bei Bauarbeiten hat die Vermeidung von Wurzelschäden durch Grabungsarbeiten, Bodenverdichtung oder Überschüttung höchste Priorität. Um Schäden am Wurzelwerk erhaltenswerter Bäume zu vermeiden oder zu minimieren sollten während der gesamten Bauphase die gängigen Regeln zum Schutz von Bäumen bei Baumaßnahmen eingehalten werden (DIN 18920 und RAS-LP 4): • Zur Vermeidung von Bodenverdichtung (Befahren mit Baumaschinen, Lagerung von Baumaterial, ständiges Betreten etc.) muss der Traufbereich eines Baumes durch einen stabilen Zaun von sämtlichem Baubetrieb ausgenommen werden. Ist dies in einzelnen Fällen in Teilen des Traufbereichs nicht möglich, sind druckmindernde Auflagen zu verwenden. • Grabungsarbeiten im Wurzelbereich dürfen nicht durchgeführt werden. Ist dies im Einzelfall nicht zu vermeiden, darf dies nur in Handarbeit oder mit Absaugtechnik erfolgen. Der Mindestabstand zum Stammfuß soll das Vierfache des Stammumfanges in 1 m Höhe, jedoch mindestens 2,5 m betragen. Wurzeln sind schneidend zu durchtrennen und die Schnittstellen zu glätten. Freigelegte Wurzeln sind gegen Austrocknung und Frosteinwirkung zu schützen. • Die Herstellung eines Wurzelvorhangs (siehe RAS-LP 4, Bilder 15 und 16) sollte eine Vegetationsperiode vor Baubeginn in Handarbeit erfolgen. Der Abstand der Außenkante zum Stammfuß sollte das Vierfache des Stammumfanges in 1 m Höhe, mindestens jedoch 2,5 m betragen. Der Wurzelvorhang ist bis zum Baubeginn und während der Bauphase ständig feucht zu halten. Baum 1 (Walnuss) Um Haus 3 zu errichten, müssten der Walnuss bei eingeschossiger Bebauung auf der Nordseite mindestens sechs Äste bis zu einem Durchmesser von 10 cm entnommen werden (Foto 15), bei mehrgeschossiger Bebauung wäre ein ganzer Kronenteil auf dieser Seite zu entfernen. Der Habitus des Baumes wäre dann durch den Schnitteingriff entstellt. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 7 von 18 Dem Plan „Bebauungsstudie“ nach würde die südliche Ecke von Haus 3 ca. 5-6 m in den Traufbereich von Baum 1 ragen (Foto 15). Das geplante Haus 3 hätte einen Abstand von lediglich etwa 1,9 m zur Stammoberfläche von Baum 1 (Foto 15). Grabungsarbeiten zum Aushub des Kellergeschosses könnten bis etwa 60 cm an den Stamm heran reichen. Die Walnuss hat einen kräftigen, in Richtung des geplanten Hauses 3 reichenden Wurzelanlauf. Die Schachtungsarbeiten wären daher nicht ohne erhebliche Wurzelverluste und –verletzungen möglich. Auch vom Bau des Hauses 2 wäre Baum 1 betroffen. Die nordöstliche Hausseite würde etwa 3 m in den Traufbereich der Walnuss reichen und auch auf dieser Seite der Krone wäre daher die Entnahme von Ästen notwendig. Grabungsarbeiten würden einen Abstand von etwa 4 m zum Stamm haben (Foto 16) und es ist daher auch auf der Südwestseite des Baumes mit Wurzelschäden zu rechnen, auch wenn diese bei weitem nicht das Ausmaß der durch den Bau von Haus 3 zu erwartenden Schäden haben würden. Walnussbäume haben einen hohen Feinwurzelanteil im Oberboden. Beim Bau der an der südlichen Ecke des Hauses 3 geplanten, mehr oder weniger bis an den Stamm reichenden Terrasse würden dem Baum ein großer Teil dieser für die Versorgung mit Wasser und Nährsalzen notwendigen Feinwurzeln verloren gehen. Zur Vermeidung der typischen Spätfolgen müssten nicht nur Wurzelkappungen sondern auch Schäden durch Bodenverdichtung und Überschüttung vermieden werden. Dazu ist der gesamte Wurzelraum von jeglichem Baustellenbetrieb frei zu halten. Im Falle von Baum 1 mit zwei in den Traufbereich hineinreichenden Baukörpern ist das nicht vorstellbar. Eine Realisierung der vorliegenden Planung unter Erhalt des Baumes 1 erscheint uns nicht möglich. Baum 2 (Esche) Die südöstliche Seite von Haus 2 würde sich etwa 1 m außerhalb der Kronentraufe der Esche befinden und Grabungsarbeiten (Kellergeschoss) würden bis zu einem Abstand von etwa 5 m zu Stamm erfolgen (Foto 17). Bei Einhaltung der zum Schutz von Bäumen bei Baumaßnahmen vorgeschriebenen Regeln (siehe oben) sind umfangreiche Wurzelschäden durch die Bautätigkeit (Grabungen für Keller) eher unwahrscheinlich und die Planung könnte unter Erhalt der Esche realisiert werden. Durch manuelle Suchgrabungen sollte vorab geklärt werden, ob und in welchem Umfang Eschenwurzeln in einem Abstand von 5 m zum Stamm zu finden sind. Gegebenenfalls muss ein Wurzelvorhang angelegt werden (siehe oben). Auf der Südostseite von Haus 2 ist eine Terrasse geplant, die bis etwa 3 m an den Stamm der Esche reicht. Beim Bau der Terrasse sind Schäden an oberflächennahen Eschenwurzeln wahrscheinlich. Durch eine Konstruktion auf Punktfundamenten (z. B. Holzterrasse) ließen sich diese Schäden vermeiden. Schwierig, aber nicht unmöglich, wäre der Schutz vor Wurzelschäden durch Bodenverdichtung und Überschüttung während der Bauarbeiten. Baum 3 (Walnuss) Das geplante Gebäude (Haus 1) würde einen Abstand von circa 5,5 m zum Stamm der Walnuss haben und circa 3 m in den Traufbereich reichen (Foto 18). Bei eingeschossiger Bauweise wären auf der Nordostseite geringe Aufastungen notwendig. Ebenso ließen sich für diese Zeit störende Äste hochbinden. Bei mehrgeschossiger Bebauung wären weitreichende Schnitteingriffe nötig. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 8 von 18 Grabungsarbeiten für das Kellergeschoss würden eventuell bis 3,5 m an den Stamm reichen, mit Schäden am Wurzelwerk der Walnuss ist zu rechnen. Vom Bau der Terrasse würde ein vergleichsweise kleiner Teil des Wurzeltellers betroffen sein. Um mögliche Schäden am Wurzelwerk und starke Schnitteingriffe der erhaltenswerten Walnuss 3 zu reduzieren, schlagen wir vor, die Gebäude 1 und 2 um jeweils 1,5 m in nördliche Richtung zu verschieben und somit den Abstand des Hauses 1 zur Walnuss zu vergrößern. Durch eine solche Maßnahme würde allerdings das Grundstück des Hauses 1 etwas vergrößert und das des Hauses 2 entsprechend verkleinert. Alternativ ließe sich das Haus 1 um 3 m, das Haus 2 um 1 m nach Nordosten verschieben (mit dem Resultat, dass die beiden Garagen nicht mehr bündig ständen). Falls die Position der Häuser 1 und 2 nicht geändert werden kann, muss durch manuelle Suchgrabungen vorab geklärt werden, ob und in welchem Umfang Wurzeln in einem Abstand von ca. 3,5 m zum Stamm der Walnuss zu finden sind. Gegebenenfalls muss auch in diesem Fall ein Wurzelvorhang angelegt werden. Bäume 4 und 5 (Walnüsse) Die Standorte der beiden Walnussbäume 4 und 5 sind dem Plan im Anhang zu entnehmen. Demnach stehen beide Bäume im Bereich des geplanten Weges 2 (Foto 19). Eine Realisierung der Planung unter Erhalt der beiden Bäume ist daher unmöglich. Baum 6 (Esche) Grabungsarbeiten zum Bau des Weges 2 würden etwa 3 m an den Stamm der Esche heranreichen (Foto 19) und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu umfangreichen Wurzelschäden führen. Ein Erhalt des Baumes ist eventuell durch das Anlegen eines Wurzelvorhangs und eine Vergrößerung des Abstandes durch eine leichte Verschwenkung des Weges möglich. Da selbst auf gewachsenem Boden nicht immer ein allseitig gleichmäßig entwickeltes Wurzelwerk vorhanden ist und auch zum Anlegen eines Wurzelvorhangs Wurzeln durchtrennt werden müssen, müsste vorab durch manuelle Suchgrabungen die individuelle Ausprägung des Wurzelbildes geklärt werden. Falls dieses einseitig in Richtung geplantem Weg entwickelt ist, könnten Wurzelverluste beim Anlegen eines Wurzelvorhangs bereits so durchmesserstarke Wurzeln betreffen, dass auch ein Wurzelvorhang keine ausreichend schadensreduzierende Wirkung mehr entfaltet und der Baum unmittelbar nach Durchtrennen dieser Wurzeln nicht mehr standsicher wäre. Die Esche wäre dann auch bei einer Verschwenkung des Weges nicht zu halten. Baum 7 (Süßkirsche) Bei Realisierung der Planung stände die Kirsche in der Zufahrt zur Garage des Hauses 4 (siehe Plan im Anhang), womit es keine Möglichkeiten zum Erhalt des Baumes gäbe. Esche auf einem Nachbargrundstück Auf einem Nachbargrundstück (Flurstück 1385/915) steht unmittelbar an der Grundstücksgrenze eine Esche. Diesem Baum würden beim Bau der Garagenzufahrt des Hauses 5 und des Weges 1 Wurzelschäden zugefügt, die so schwerwiegend wären, dass die Esche wahrscheinlich danach akut verankerungsschwach wäre. Hierüber müsste der Eigentümer des Baumes zumindest informiert werden. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 9 von 18 5 Fotos Foto 1: Baum 1 (Walnuss), Ansicht von SW. Foto 2: Baum 1, Stammgabel (Ansicht von Osten). Pfeil: rissartige Rindennarbe. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 10 von 18 Foto 3: Baum 2 (Gesamtansicht von NW). Foto 4: Baum 2, große Teile des Stammes und der Zwiesel sind dicht mit Efeu bewachsen. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 11 von 18 Foto 5: Baum 2, Neubau auf dem Nachbargrundstück und bis an den Stamm reichende Erdaufschüttung (Pfeil). Foto 6: Baum 3, Gesamtansicht von NO Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 12 von 18 Foto 7: Baum 3, schwarzes Exsudat auf der Ostseite des Stammes. Foto 8: Bäume 4 und 5 (Gesamtansicht von Osten). Der Pfeil weist auf einen absterbenden Teil der Krone von Baum 4 (siehe auch Foto 10). Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 13 von 18 Foto 9: Baum 4, Stammkopf und nummerierte Teilstämme. Foto 10: Baum 4, fast vollständig abgestorbener Kronenteil des Teilstammes 4 (roter Pfeil) und noch altersgemäß vitaler Kronenteil des Teilstammes 1 (gelber Pfeil). Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 14 von 18 Foto 11: Baum 5, Stammkopf und nummerierte Teilstämme (Ansicht von NW). Gelber Pfeil: Offene Morschung am Stammfuß. Foto 12: Baum 6, Ansicht von Osten. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 15 von 18 Foto 13: Baum 6, bodennaher Zwiesel, Ansicht von Osten. Foto 14: Baum 7, Ansicht von SW. Pfeil: abgestorbener Starkast auf der SO-Seite. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Foto 15: Baum 1 (Ansicht von NW), die südliche Ecke von Haus 3 ist markiert. Foto 16: Baum 1 (Ansicht von Nordwesten), die nordöstliche Seite von Haus 2 ist markiert. Seite 16 von 18 Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 17 von 18 Foto 17: Baum 2 (Ansicht von NO), die südöstliche Seite von Haus 2 ist markiert. Foto 18: Baum 3 (Ansicht von NW), die südwestliche und südöstliche Seite des Hauses 1 sind markiert. Arnold & Marx BVMP/712: Bauvorhaben „Mühlenpark“ in Geyen, Baumbestand, Juli 2012 Seite 18 von 18 Foto 19: Bäume 4, 5 und 6 (Ansicht von Osten) und Verlauf des geplanten Weges 2. 6 Erklärung Das vorliegende Gutachten wurde objektiv, ohne vorgefasste Meinung, basierend auf dem heutigen Kenntnisstand der Dendrologie und mit anerkannten Methoden der Baumdiagnostik durchgeführt. Köln, den 16.07.2012 Dr. rer. nat. Bernhard Arnold Dr. rer. nat. Stefan Marx