Daten
Kommune
Pulheim
Größe
149 kB
Datum
24.09.2013
Erstellt
16.09.13, 18:42
Aktualisiert
16.09.13, 18:42
Stichworte
Inhalt der Datei
Vorlage Nr.:
234/2013
Erstellt am:
5.8.2013
Aktenzeichen:
II/32
Verfasser/in:
Friedhelm Seibel
Mitteilungsvorlage
Gremium
TOP
ö. Sitzung
Rat
X
nö. Sitzung
Termin
24.09.2013
Betreff
Rechtsextremismus / Feststellungen und Entwicklungen in Pulheim
Bericht für das Jahr 2012
Veranlasser/in / Antragsteller/in
Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen, Verwaltung
Mitteilung
Im Anschluss an den Vortrag der Info- und Bildungsstätte gegen Rechtsextremismus (ibs) in der Ratssitzung am
27.3.2012 wurde die Verwaltung auf Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beauftragt, jährlich einen Bericht über
die rechtsradikale Szene, deren Entwicklung, deren Aktionen sowie deren Straftaten und Propaganda im Stadtgebiet zu
erstellen und dem Rat zur Kenntnis zu geben. Diesem Auftrag kommt die Verwaltung mit dieser Mitteilung nach.
Vorauszuschicken ist, dass der Stadtverwaltung eine professionelle Aufarbeitung des Auftrages hinsichtlich der rechtsradikalen Szene an sich und deren Entwicklung, die überwiegend verdeckt stattfindet, mit den vorhandenen Mitteln bzw.
angesichts der fehlenden rechtlichen Grundlage zur Verfolgung oder gar Ahndung politisch motivierter Straftaten nur
rudimentär gelingen kann.
Zuständige Behörde ist der Staatsschutz, angesiedelt im für Pulheim zuständigen Polizeipräsidium Köln. Insoweit wird
auf die knappe, aber aussagekräftige, Darstellung im Schreiben des PP Köln vom 11.3.2013 verwiesen.
Wesentlich für Pulheim ist einerseits der Rückgang von Aktionen der „Autonomen Nationalisten Pulheim“. Dies kann im
Rückzug eines Aktivisten begründet sein. Wesentlich ist andererseits aber auch, „dass der NRW-Landesverband der
"Rechten" ein Sammel- und Auffangbecken für die im Sommer verbotenen Neonazi-Vereine in Dortmund, Hamm und
Aachen werden soll. Auch in anderen NRW-Kommunen breitet sich die neue Partei aus. "Zeitgleich zur Gründung der
Dortmunder Untergliederung gab es ebenfalls regionale Verbandsgründungen in Hamm, Mülheim (Ruhr), dem Münsterland und dem Rhein-Erft Kreis", Quelle: zeitgeschichtliches Archiv des WDR .
Wegen der Ortsnähe zu Köln-Esch und dortiger gleichgelagerter Vorkommnisse ist die Frage zu stellen, inwieweit der
Polizei Erkenntnisse über eine organisierte Zusammenarbeit der Gruppen in Pulheim und Köln vorliegen. Dass die Frage naheliegt wurde polizeiseits bestätigt, konkretes Wissen über gemeinsame Aktion oder eine gemeinsame Organisation hat die Polizei nicht. Seitens des Staatsschutzes würde bei speziellerem Kenntnisstand aus ermittlungstaktischen
Gründen eine vermutete Zusammenarbeit nicht öffentlich behandelt werden.
Vorlage Nr.: 234/2013 . Seite 2 / 2
Aktionen 2012
Am 25.8.2012 wurde kurzfristig die Genehmigung einer Versammlung nach Versammlungsrecht beantragt. Diese stand
in Zusammenhang mit der Vorbereitung des Nationalen Antikriegstages in Dortmund am 1.9.2012. Bekanntermaßen
wurde das Verbot dieser Veranstaltung letztlich durch das Bundesverfassungsgericht bestätigt.
Nach Genehmigung der Versammlung in Pulheim durch den zuständigen Polizeipräsidenten versammelten sich ca. 30
Personen auf dem Paul-Decker-Platz in Pulheim. Nachdem seitens der anwesenden Polizei untersagt wurde, lautverstärkende Mittel (Megaphon) einzusetzen, setzte sich die Gruppe nach kurzer Zeit per Bus wieder aus Pulheim ab. Ein
in Pulheim wohnender Aktivist der rechten Szene trat im Gegensatz zum Vorjahr nicht in Erscheinung.
Straftaten und Propaganda im Stadtgebiet
Gravierendere Straftaten als Sachbeschädigungen durch Aufkleber, Schmierereien und Graffitis wurden nicht erfasst.
Die strafrechtliche Verfolgung dieser Privatdelikte setzt nach einer Anzeige bei der Polizei ein. Angesichts der minderen
Schwere der Delikte und der Unverhältnismäßigkeit polizeilicher Ermittlungen zur Wahrscheinlichkeit, die Täter zu ermitteln, enden die Verfahren sehr oft mit der Einstellung durch die Staatsanwaltschaft. Ein Ertappen bei frischer Tat ist die
absolute Ausnahme und teils Zufälligkeiten oder sehr aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken. Ansonsten werden diese Delikte, insbesondere wenn Privatpersonen an ihrem Eigentum geschädigt wurden, erst gar nicht zur
Anzeige gebracht.
Die Kriminalstatistik der Kreispolizeibehörde weist die Sachbeschädigungen nicht separat aus. Anhaltspunkte für eine
Zunahme von Aufkleberaktionen usw. lassen sich aus dem Jahresbericht zur Kriminalentwicklung 2012 ableiten. Hier
wird gegenüber 2011 eine Zunahme bei sonstigen Straftaten „Sachbeschädigung auf Strassen, Wegen und Plätzen“ um
78,54 % festgehalten. Möglicher Grund hierfür kann ein verstärktes Anzeigeverhalten und der verstärkten Öffentlichkeitsarbeit des Innenministeriums NRW, insbesondere im Zuge der durch den Innenminister NRW im August 2012 verfügten Verbote rechtsradikaler Gruppen sein. Des Weiteren hat sich im September 2012 „Die Rechte“ als Landespartei
in NRW gegründet. Eine Untergliederung besteht im Rhein-Erft-Kreis. In der Folge wurden Plakat- und Aufkleberaktionen dieser Gruppe auch in Pulheim festgestellt.
nachrichtlich: Kosten des Bauhofes
Für das Entfernen von Aufklebern und Graffiti wurde 2012 vom Bauhof ein Kostenersatz in Höhe von 5.386,97 € (Vorjahr: 3.882,00 €) in Rechnung gestellt.
Runder Tisch gegen Rechtsextremismus
Für den durch Herrn Bürgermeister angekündigten Runden Tisch gegen Rechtsextremismus ist die Einladung für den
Oktober 2013 eingeplant.