Daten
Kommune
Kerpen
Größe
112 kB
Datum
03.05.2016
Erstellt
28.04.16, 18:16
Aktualisiert
28.04.16, 18:16
Stichworte
Inhalt der Datei
Bürgerhaushalt Kerpen: Diskussion der
Konsolidierung erfolgreich begonnen
Volker Vorwerk, buergerwissen, April 2016
Inhalt
Bürgerhaushalt Kerpen: Diskussion der Konsolidierung erfolgreich begonnen........................1
Einleitung: Ein Beitrag zur politischen Bildung.........................................................................................1
Kennzahlen: Ein erfolgreicher Auftakt.....................................................................................................1
Der Vergleich mit anderen unterstreicht den Erfolg................................................................................2
Viele Vorschläge zu Einnahme und Sparen..............................................................................................2
Konsolidierung weiter vermitteln............................................................................................................4
Einleitung: Ein Beitrag zur politischen Bildung
Ein Bürgerhaushalt erfüllt neben der unmittelbaren Möglichkeit zur Mitwirkung im
Gemeinwesen drei wichtige Aufgaben:
•
Die lokale politische Kultur wird belebt.
•
Der Trialog zwischen Bevölkerung, Verwaltung und Politik wird intensiviert.
•
Es wird ein wichtiger Beitrag zur politischen Bildung geliefert.
Wichtige politische Entscheidungen werden frühzeitig öffentlich diskutiert und neue
Anregungen gesammelt. In Kerpen kommt die Aufgabe hinzu, die Herausforderungen
der Konsolidierung zu verdeutlichen. Diese Ziele konnten erreicht werden, auch wenn
die Verwaltungsvorschläge eher negativ bewertet wurden.
Kennzahlen: Ein erfolgreicher Auftakt
Der Bürgerhaushalt in Kerpen ist sehr erfolgreich verlaufen: 400 Vorschläge, 639
Kommentare und 33.546 Bewertungen erreichen nur wenige Kommunen. Auch die
Zahl der Aktiven ist mit rund 600 Personen gut. Indirekt wurden über die Plattform
lesend und durch Gespräche rund 6.000 Menschen erreicht.
Die Zahl der Aktiven hätte noch höher ausfallen können, wenn in der Zeitung häufiger
-1-
berichtet worden wäre. Für die Zukunft ist zudem eine höhere Aktivität bei den
Schulen und Sportvereinen denkbar. Dies könnte mit konzeptionellen Änderungen
erreicht werden, indem etwa freiwilligen Leistungen und deren Verteilung im Bereich
Sport, Kultur und Bildung thematisiert werden.
Um eine nachhaltig hohe Zahl an Beteiligten zu erreichen, ist es nun wichtig,
möglichst früh über eine Fortführung des Verfahrens zu beschließen. Dadurch könnte
kontinuierlich über das Jahr für die Teilnahme geworben werden. Auch das Aufgreifen
vieler Vorschläge kann die zukünftige Beteiligung stärken.
Der Vergleich mit anderen unterstreicht den Erfolg
Ein Vergleich mit anderen Städten zeigt, wie erfolgreich die Bürgerbeteiligung zum
Haushalt in Kerpen verlaufen ist. Beispielsweise wurden in Münster mit sehr viel
mehr Aufwand in 2014 ebenfalls rund 1 Prozent der Bevölkerung als Aktive gewonnen
(einschließlich einer Umfrage). Trotz rund 5mal mehr Einwohnenden wurden dort
ebenfalls 400 Bürgervorschläge eingebracht, die mit 19.488 nur halb so oft wie in
Kerpen bewertet wurden.
Die Universitätsstadt Darmstadt (150.000 Einwohnende) erreichte in 2015 rund 0,7 %
der Einwohnenden, und es wurden 207 Vorschläge eingereicht. In Monheim (43.000
Einwohnende) waren in 2014 etwa 55 Personen aktiv und brachten 21 Vorschläge ein.
In 2015 waren es 58 Vorschläge.
Diesen Zahlen zeigen das außerordentliche Engagement der Kerpener und
Kerpenerinnen. Diese Erfolge gilt es aufzugreifen.
Viele Vorschläge zu Einnahmen und Sparen
Die vielfältigen Vorschläge zeichnen sich durch ein ungewöhnlich großes Maß an
kreativen Ideen aus. Das ist für eine Stadt ohne Hochschule durchaus
bemerkenswert.
Auffällig ist zudem, dass seitens der Bevölkerung vielfältige Anregungen für die
Konsolidierung eingebracht wurden. Die Bedeutung der Konsolidierung für die
Kolpingstadt konnte der Bevölkerung also Nahe gebracht werden.
Insgesamt 152 von 400 Bürgervorschlägen (also mehr als ein Drittel) richten sich auf
Einnahmen, Sparideen oder Investitionen zum Sparen. Das ist ein beeindruckend
hoher Wert und zeigt: Ein Kostenbewusstsein ist in der Bevölkerung grundsätzlich
vorhanden.
-2-
Auch wenn nicht alles umgesetzt werden kann und nicht jede Idee tatsächlich zur
Konsolidierung beiträgt, ist festzuhalten, dass die Erfordernisse der Konsolidierung in
der Bevölkerung angekommen sind. Verwaltung und Politik sollten nun alle Ideen
konstruktiv prüfen und die Diskussion fortführen.
Zu den Top 100 gehören folgende Ideen für Einnahmen:
•
Schmutziges Kerpen verhindern - Hohe Gebühren für Müllsünder einführen
•
Kerpen als Standort für den Kölner Großmarkt anbieten
•
Einnahmen: "Baugrund" schaffen
•
"Restgrundstücke" an die Anlieger verkaufen
•
Gebühren für weggeworfenen Müll voll ausschöpfen
•
Abfallwirtschaft: Sperrmüll nur von Kerpener Bürgern kostenlos annehmen
•
Wachstumsindustrien ansiedeln - Mehr Gewerbesteuern einnehmen
•
Energetische Nutzung der Grünabfälle einführen
•
Hundesteuer ab dem 2. Hund erhöhen
Zu den Top 100 gehören von den insgesamt 80 Sparvorschlägen:
•
Bauliche Maßnahmen besser planen
•
Weniger Gutachten bestellen
•
Bauamt umstrukturieren
•
Bescheide über Grundbesitzabgaben, Niederschlagswasser und
Schmutzwasser zusammen versenden
•
Ampel in Brüggen abschalten
•
Mehr Kreisverkehre durch Werbepartner pflegen
•
Erftlagune ehrenamtlich durch einen Förderverein betreiben
•
Erftlagune schließen oder zumindest die Preise erheblich anheben
•
Fahrtkosten sparen - Flüchtlingen sollen möglichst mit Bus und Bahn statt Taxi
fahren
•
Hausmeister-Dienste extern vergeben
•
Ampelanlagen in der Nacht abschalten
-3-
•
Ausgabenliste mit Prioritäten erstellen
•
Kosten sparen durch weniger Gutachter
•
Ehrenamtliche Helfer durch Flüchtlinge unterstützen lassen
•
Carsharing statt Dienstwagen für die Kerpener Verwaltung einführen
•
Kerpen "Die essbare Stadt" einführen
•
Bei der Pflege der Grünanlagen sparen
•
Flüchtlinge in der alten Schule in Buir unterbringen
•
Versand der Bescheide von Grundbesitzabgaben verbessern
•
E-Mail-Adressen auf Formularen angeben
•
Sauberes Kerpen schaffen mit Kindern und Jugendlichen
Konsolidierung weiter vermitteln
Bei den Vorschlägen der Verwaltung für die Konsolidierung zeigt sich, dass der
Vermittlungsbedarf für die administrativen Einnahme- und Sparvorschläge hoch ist.
So ist die bereits beschlossene Anhebung der Grundsteuer B einer der am
schlechtesten bewerteten Vorschläge mit Platz 414 (von 417). Besser schneiden
Vorschläge der Verwaltung zur Konsolidierung ab, die mit neuen Aktivitäten der Stadt
verbunden sind.
Positiv bewertet wurden:
•
Städtische Werbeflächen besser vermarkten
•
Stationäre Betreuung Jugendlicher sparen durch bessere Jugendhilfe
•
Stadtwerke gründen
•
Schulbus Gehöfte Blatzheim einstellen
Um die Bedeutung der Konsolidierung zu vermitteln, ist es überdies wichtig, dass
Politik und Verwaltung diesen Weg konsequent beschreiten. Nur dann ist auch eine
breitere Unterstützung durch die Bevölkerung zu erwarten und das "Wie" der
Konsolidierung kann weiter konstruktiv erörtert werden. Ein gelungener Auftakt ist
mit dem 1. Bürgerhaushalt in Kerpen erreicht worden.
-4-