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Kommune
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Größe
3,3 MB
Datum
13.12.2017
Erstellt
30.11.17, 15:57
Aktualisiert
30.11.17, 15:57
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LVR-Amt für Bodendenkmalpflege
im Rheinland
Inden-Altdorf (neu), „Am Lützeler Hof“
NW 2015/0110
Abschlussbericht
Außenstelle Nideggen:
Dr. Ulrike Müssemeier
Abdolreza S. Mousavian
Toni Krajinovic
Janko Reichel
Karin White-Rahneberg
29.02.2016
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Titelbild: Ausschnitt aus der Deutschen Grundkarte
Blatt 25245632 Frenz, M 1:5.000 mit der Lage der Aktivität,
© Geobasis NRW, 2016.
2
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Inhaltsverzeichnis
Projektübersicht............................................................................................................................................... 4
Einleitung ........................................................................................................................................................... 5
Topographische und geologische Verhältnisse ...................................................................................... 6
Bodenkundliche Ergebnisse ......................................................................................................................... 8
Quellenlage ..................................................................................................................................................... 11
Bisheriger archäologischer Kenntnisstand ...................................................................................... 11
Historisch-geographische Quellen ..................................................................................................... 14
Projekt .............................................................................................................................................................. 16
Arbeitsablauf............................................................................................................................................ 16
Dokumentation und Befundbearbeitung ......................................................................................... 17
Vermessung ............................................................................................................................................. 18
Ergebnisse ....................................................................................................................................................... 19
Neolithische Grube ................................................................................................................................. 20
Römische Befunde des 1. bis frühen 2. Jahrhunderts ................................................................. 20
Römische Befunde des 2. bis 3. Jahrhunderts............................................................................... 23
Neuzeitlicher Weg .................................................................................................................................. 26
Ergebnisse und empfohlene weitere Maßnahmen .............................................................................. 27
Literatur ........................................................................................................................................................... 28
Pläne ................................................................................................................................................................. 29
3
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Projektübersicht
1)
Veranlasser
RWE Power AG
Liegenschaftsprojekte
Stüttgenweg 2
50935 Köln
Frau Nöcker
2)
Archäologische Untersuchung
LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland
Außenstelle Nideggen
Zehnthofstraße 45
52385 Nideggen
Tel: 02425/9039-0
3)
Obere Denkmalbehörde Der Landrat des Kreises Düren
Kreisverwaltung Düren
Amt für Recht, Bauordnung u. Wohnungswesen
Bismarckstr. 16
52351 Düren
Herr Rieck
4)
Untere Denkmalbehörde Gemeinde Inden
Fachbereich IV, Bauamt
Rathausstraße 1
52459 Inden
Frau Dechering
5)
Projektleitung
Frau Tutlies M. A. (19.10.–23.10.2015)
Frau Dr. Müssemeier (26.10.–19.11.2015)
6)
Aktivitätsnummer
NW 2015/0110
7)
Projektdauer
Feldarbeit: 19.10.2015 – 19.11.2015
8)
Untersuchungsfläche
Koordinaten: Rechts: 25 25 205 – 25 25 442
Hoch: 56 33 527 – 56 33 640
Gesamtgelände von 3,16 ha
8 Schnitte mit zusammen 1.600 m²
9)
Stellenzahl
67
davon archäologisch relevante Befunde: 14
10)
Kurzansprache
römisches Landgut (Ausschnitt)
römischer Töpfereibrennofen
römische Brandbestattungen
neuzeitlicher Weg
4
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Einleitung
Die Gemeinde Inden (Kr. Düren) plant am Südrand des Ortsteils Altdorf (neu) im
Rahmen des Bebauungsplans Nr. 35 „Am Lützeler Hof“ ein Wohngebiet auszuweisen.
Maßnahmenträger
ist
die
RWE
Power
AG.
Das
Plangebiet,
das
bisher
landwirtschaftlich als Acker genutzt wurde, schließt unmittelbar südlich an den Ort
an, 150 m weiter südlich verläuft die BAB 4. Ca. 300 m nördlich befindet sich die
spätmittelalterliche Wasserburg Haus Lützler. Seit 1960 ist im Flurstück südlich des
Plangebietes eine römische Trümmerstelle bekannt (OA 0892/004; römisches
Landgut), die durch eine Einzelfundeinmessung am 25.02.2015 (PR 2015/0700 und
0701) auch im Bereich des Plangebietes nachgewiesen wurde1. Darüber hinaus
konnte eine relativ hohe Funddichte an mittelalterlicher Keramik festgestellt werden.
Wissenschaftliche
Fragestellung
der
Maßnahme
war
daher
nicht
allein
die
Abgrenzung der Siedlungs- und Wirtschaftsfläche des römischen Landgutes; weiter
sollte
geklärt
werden,
ob
auch
mit
Befunden
mittelalterlicher
und
ggf.
vorgeschichtlicher Zeitstellung zu rechnen ist.
Mit dem Veranlasser, der RWE Power AG, wurde sich dahingehend geeinigt, dass
dieser sämtliche Baggerkosten zu tragen hatte. Die wissenschaftliche Betreuung und
Grabungstechnik sowie weiteres Personal stellte die Außenstelle Nideggen des LVRAmtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR). Die Maßnahme erhielt die
Aktivitätsnummer NW 2015/0110. Vom 19. Oktober bis 19. November 2015 wurden
durch die Außenstelle Nideggen 1600 qm verteilt auf acht Sondageschnitte
untersucht. Die Sachverhaltsermittlung stand unter der Leitung von Petra Tutlies
M.A.
(19.10.–23.10.2015)
und
Dr.
Ulrike
Müssemeier
(26.10.–19.11.2015).
Grabungstechniker vor Ort war Abdolreza S. Mousavian. Die digitale Vermessung der
Befunde im Planum lag bei Toni Kraijnovic und Janko Reichel. Die Fundbestimmung
übernahm Dr. U. Müssemeier. Die Bearbeitung der Pläne lag in den Händen von
Karin White-Rahneberg.
1
Krämer/Aeissen 2015.
5
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Topographische und geologische Verhältnisse2
Das Plangebiet grenzt an den südlichen Ortsrand von Inden-Altdorf, das in den
1990er-Jahren neu errichtet wurde. Der Name wurde von den ehemaligen Ortsteilen
Inden und Altdorf übernommen, die dem Braunkohletagebau weichen mussten.
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche liegt westlich des Wehebachs in den „Lützeler
Benden“. Sie grenzt im Norden an die rückwärtige Bebauung der Römerstraße, im
Westen an die Friedensstraße, im Osten an die Geuenicher Straße und im Süden an
weitere Ackerflächen nördlich der BAB 4 Köln – Aachen.
Abb. 1: Blick auf das Plangebiet Richtung Nordosten, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR.
Direkt südöstlich des Plangebietes befindet sich die Gedenkstätte Geuenich.
Friedensstraße und Geuenicher Straße, die zum Haus Lützeler führt, bezeichnen die
beiden Hauptwege, die sich auf dem Gebiet des heutigen Inden-Altdorf vor
Errichtung der neuen Ortschaft in der ausschließlich landwirtschaftlich genutzten
Fläche befanden.
Das Areal ist 3,16 ha groß. Es liegt auf 110–111,5 m ü. NHN, ist weitgehend eben
und fällt nur leicht von West nach Ost in Richtung Wehebach ab. Mögliche Folgen
2
Vgl. Krämer/Aeissen 2015, 3 f.
6
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
einer Hangerosion spielen somit keine Rolle. Es befindet sich in der Gemarkung
Frenz (4766), Flur 14, Flurstück 127.
Naturräumlich gesehen gehört das Untersuchungsgebiet zur Jülicher Lössbörde und
liegt im Mündungsgebiet des Wehebachs in die Inde auf einem Geländesporn der
lössbedeckten Mittelterrassen. Es zählt zur Echtzer Platte, mit der das Gebiet
zwischen Inde im Westen, Rur im Norden und Osten und den nördlichen Ausläufern
der Eifel im Süden bezeichnet wird. Auf den Schottern der Mittelterrassen haben sich
Schwemmlöss und Hochflutlehme abgelagert, aus welchen sich Braunerden und
vergleyte Böden bildeten. Im Plangebiet stehen laut Bodenkarte L 5104 Düren als
natürliche Böden Gley-Braunerde über Kies und Sand sowie typische Parabraunerde
über Kies, zum Teil über Sand, an. Leicht abweichend zur Bodenkartierung wurden
bei den Rammkernsondierungen im Zuge der bodenkundlichen Begutachtung PR
2015/0702
durch
Dipl.-Geogr.
Florian
Steiniger
nur
Parabraunerde-Stadien
angetroffen3. Dies wird durch die bodenkundliche Bestimmung im Rahmen dieser
Maßnahme bestätigt.
Abb. 2: Ausschnitt aus der digitalen Geologischen Karte von NRW im Maßstab 1:100.000 auf Basis des DGM1
(Schummerung). Plangebiet NW 2015/0110 rot umrahmt, Geologischer Dienst Krefeld 2015; © Geobasis NRW 2015).
3
Vgl. Krämer/Aeissen 2015, Anhang (F. Steininger).
7
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Bodenkundliche Ergebnisse
Infolge der holozänen Bodenbildung sind in den weichselzeitlichen Lössen tiefgründig
entwickelte
Parabraunerden
entstanden,
die
reliefbedingt
durch
Stau-
oder
Grundwassereinfluss mäßige bis starke Vergleyungsmerkmale aufweisen (Abb. 3).
Die
typische
Horizontierung
Parabraunerde
aus,
welche
zeichnet
auf
die
sich
durch
wesentlichen
eine
Ah/Ap–Al–Bt–(Bv)–C-
pedogenetischen
Prozesse
Entkalkung, Humusakkumulation (Ah/Ap), Verbraunung / Verlehmung (Bv) und
Tonverlagerung (Al – Bt) zurückzuführen sind. In Niederungen überprägen, bzw.
hemmen die hydrologischen Verhältnisse diese Entwicklung. Redoxvorgänge im
oberflächlichen Schwankungsbereich des Grundwasserspiegels sorgen für die
typische Merkmalsausprägung, Marmorierung (Anreicherung von reduzierten sowie
oxidierten Fe-Mn-Verbindungen), der Gleye. Je nach Intensität der Überprägung
reicht das lokale Spektrum von vergleyten Braunerden bis zum typischen Gley (Abb.
3)4.
Abb. 3: Ausschnitt aus der digitalen Bodenkarte von NRW im Maßstab 1:50.000 auf Basis des DGM1 (Schummerung).
Plangebiet NW 2015/0110 rot umrahmt, Geologischer Dienst Krefeld 2015; © Geobasis NRW 2015).
Die meist zwei Meter langen Bohrkerne der Rammkernsondierungen PR 2015/0702
zeigen einen sehr homogenen Horizont- und Schichtaufbau. Die Grobschluff
4
Nach Krämer/Aeissen 2015, Anhang (F. Steininger).
8
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
dominierten Lösssedimente erreichen Mächtigkeiten von 1,20-1,70 m und werden
stets
von
den
kiesigen
Schotterpaketen
der
saalezeitlichen
Mittelterrassen
unterlagert. Leicht abweichend zur Bodenkartierung sind jedoch auf der gesamten
Fläche nur Parabraunerde-Stadien anzutreffen. Das bestätigten auch die acht
Geoprofile, die im Zuge der Sachverhaltsermittlung NW 2015/0110 angelegt und von
Prof. Dr. Renate Gerlach begutachtet wurden (s. u.). Der diagnostische Bt-Horizont,
charakteristisch
durch
Polyedergefüge,
ist
Farbe,
deutlich
erhöhten
Tongehalt
ausgebildet
und
und
zeigt
ausgeprägtem
stellenweise
sogar
Vernässungsmerkmale. Zwar nimmt die hydromorphe Ausprägung der Böden in
Richtung Osten zu, jedoch konnten weder ein oberflächennaher Grundwasserspiegel
noch
die
intensiven
Gleymerkmale
nachgewiesen
werden.
Infolge
der
Gewässerregulierungen und großräumigen Sümpfungsmaßnahmen im Umfeld des
Tagebau Inden sind die hydrologischen Verhältnisse stark beeinträchtigt, so dass an
vielen Standorten die Vergleyung als reliktisches Merkmal zu deuten ist. Im
konkreten Fall wird die hydromorphe Überprägung eher den wasserstauenden
Bedingungen
in
der
Tonanreicherungsschicht,
bzw.
den
toninfiltrierten
5
Terrassenschottern zugeschrieben .
Oberflächlich ist das Bodengefüge, infolge langanhaltender intensiver ackerbaulicher
Nutzung, durch schwache Bodenerosion und tiefgreifende Bearbeitung gestört. Im
Folgenden
sollen
ausgewählte
Geoprofile
(St.
30
und
34)
in
den
acht
Sondageschnitten der Sachverhaltsermittlung betrachtet werden. Der Ap-Horizont
weist eine Mächtigkeit von 0,30 m bis 0,35 m auf. In den westlich und nördlich
gelegenen Arbeitsbereichen St. 3, 4 und 10 wurde unter dem Ap-Horizont
abweichend
zu
den
Rammkernsondierungen
PR
2015/0702
ein
Al-Horizont
angetroffen (0,10-0,25 m), darunter der tonangereicherte Bt-Horizont (0,10-0,30 m)
und darunter ein hellerer Bbt-Horizont, dessen Unterkante in den bis zu 1,10 m
tiefen Geosondagen nicht erreicht wurde.
5
Nach Krämer/Aeissen 2015, Anhang (F. Steininger).
9
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Ap
Al
Bt
Bbt1
Bbt2
30-5, Ap: Ufs, schwach tonig, 10YR 3/2-4/2, h4,
Pflanzenreste, Ziegelbruch, kleine Sandlinsen,
vereinzelt Gerölle (bis 4 cm); die sehr dunkle Farbe
ist auf Braunkohlestäube mit inertem Kohlenstoff
zurückzuführen.
30-6, Al: Ut, schwach tonig, 7.5YR 4/4-4/6, h0,
relativ
weich/buttrig,
Subpolyedergefüge,
Wurzelgänge, keine Ausfällungen, Gerölle (bis 1
cm).
30-7, Bt: Tu4, deutlich toniger, 7.5YR 4/6, h0,
„härter“
als
Al,
schwaches
Polyedergefüge,
Wurzelgänge, vereinzelt es-Ausfällungen, vereinzelt
helle Flecken.
Fließende Übergänge zu 30-8, Bbt1: Ut2, heller als
Bt 10YR 5/4, Polyedergefüge, Wurzelgänge, helle
Flecken (Lamellen-Flecken-Horizont)
Fließende Übergänge zu 30-9, Bbt2: wie Bbt1 nur
heller 10YR 6/6.)
Abb. 4: Geoprofil St. 30 in Arbeitsbereich St. 3, Foto: A. S. Mousavian LVR-ABR.
In den Arbeitsbereichen St. 6, 7 und 9 in der Mitte und im Osten des Plangebietes
wurde unter dem Ap-Horizont ein M/Al-Horizont angetroffen (0,25-0,35 m), darunter
der tonangereicherte Bt-Horizont (0,15-0,20 m) und darunter ein hellerer BbtHorizont, dessen Unterkante in den bis zu 1,20 m tiefen Geosondagen nicht erreicht
wurde.
34-5, Ap: Ufs, 10YR 3/2, h4, Pflanzenreste, vereinzelt
Ziegelbruch, vereinzelt Gerölle (bis 1,5 cm); die sehr
dunkle Farbe ist auf Braunkohlestäube mit inertem
Kohlenstoff zurückzuführen.
Ap
M/Al
Bt
Bbt
34-6, M/Al: Ut, 10YR 4/3-4/4, h2, feste Konsistenz,
Subpolyedergefüge,
vereinzelt
eh-Ausfällungen,
Wurzelgänge, eingearbeitete Humusaggregate.
34-7, Bt: Tu4, 10YR 4/6, marmoriert 5/8, h0, fester
als M/Al, schwaches Polyedergefüge, Wurzelgänge,
wenig
eh-Ausfällungen,
eingearbeitete
Humusaggregate.
Fließende Übergänge zu 34-8, Bbt: Ut2, heller als Bt
10YR 6/8, marmoriert 5/8, regelmäßig senkrecht
gebändert 8/4, h0, hart, Polyedergefüge, mäßige eh/es-Ausfällungen, (Lamellen-Flecken-Horizont)
Abb. 5: Geoprofil St. 34 in Arbeitsbereich St. 7, Foto: A. S. Mousavian LVR-ABR.
10
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Insbesondere in Arbeitsbereich St. 4 wurden im Planum und im Geoprofil St. 31 im
Bt-Horizont fleckige Strukturen festgestellt, deren Ansprache als Befunde sehr
fraglich erschien, deren Genese aber zunächst unklar war. Frau Prof. Dr. Renate
Gerlach hat diese Strukturen der Bodenbildung zugeschrieben. Sie hängen evtl. mit
einem
früheren
Bewuchs
(z. B.
Baumreihen)
zusammen
und
dürften
auf
Toneinschlämmungen zurückzuführen sein (Pseudovergleyung).
Ap
Al
Bt
Bbt
31-5, Ap: Ufs, 10YR 3/2, h4, Pflanzenreste,
Ziegelbruch, kleine Sandlinsen, vereinzelt Gerölle (bis 4
cm); die sehr dunkle Farbe ist auf Braunkohlestäube
mit inertem Kohlenstoff zurückzuführen.
31-6, Al: Ut, 7.5YR 4/4-4/6, h0, relativ weich/buttrig,
Subpolyedergefüge, Wurzelgänge, vereinzelt Gerölle
(bis 2cm), eingearbeitete Humusaggregate.
31-7, Bt nur undeutlich von Al zu trennen: Tu4, 7.5YR
4/4-4/6, „härter“ als Al, schwaches Polyedergefüge,
vereinzelt
Wurzelgänge,
sehr
vereinzelt
ehAusfällungen.
Fließende Übergänge zu 31-8, Bbt: Ut2, heller als Bt
10YR 5/4-6/6, h0, hart, Polyedergefüge, Bruchflächen
mit Tonaggregaten belegt, (Lamellen-Flecken-Horizont)
Abb. 6: Geoprofil St. 31 in Arbeitsbereich St. 4 mit natürlicher Struktur St. 51, Foto: A. S.
Mousavian LVR-ABR.
Quellenlage
Bisheriger archäologischer Kenntnisstand6
OA 0892/004: Seit langem bekannt ist die ausgedehnte Trümmerstelle eines
römischen Gutshofes, die unmittelbar südöstlich an das Plangebiet grenzt. Auf einer
Fläche von 100 x 120 m wurden 1960 von J. Gerhard neben Funden römischer
Keramik auch bauliche Reste (Fundamente aus Grauwacke, bemalter Wandputz)
beschrieben.
Im Rahmen der Entwicklung des Neubaugebietes wurde die Firma Archaeonet,
Aeissen u. Görür GbR mit der archäologischen Grunderfassung beauftragt (PR
6
Vgl. ausführlich Krämer/Aeissen 2015, 5–7.
11
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
2015/0700),
bestehend
aus
Einzelfundeinmessung
PR
2015/0701
und
7
bodenkundlicher Begutachtung PR 2015/0702 .
PR 2015/0701:
Die
Begehungseinheit zeigt eine
hohe
Funddichte
(1370
Einzelfunde). Die vorgeschichtlichen (4 x Silex), mittelalterlichen (361 x Keramik)
wie auch die frühneuzeitlichen Funde (269 x Keramik) verteilen sich regelmäßig über
die gesamte Planfläche ohne signifikantes Verteilungsbild. Hinsichtlich der römischen
Oberflächenfunde (581 x Keramik) bestätigt die erneute Lokalisierung der bereits
bekannten Fundkonzentration im Südosten des Plangebietes, gemeinsam mit
weiteren bekannten Konzentrationen südlich bis östlich, die Erwartung einer Villa
rustica (Abb. 7). Diese wird aus mehreren ziegelgedeckten Gebäuden bestanden
haben, die sich über eine Fläche von mehr als 3 ha zu verteilen scheinen. Das
Fundmaterial deutet auf einen zeitlichen Schwerpunkt vom 2. bis zum 3.
Jahrhundert. Möglicherweise setzte die Besiedlung schon im 1. Jahrhundert ein.
Nördlich dieser Konzentration lässt die Streuung eine landwirtschaftliche Nutzung
bereits
in
römischer
Zeit
erwarten.
Die
Verteilung
der
mittelalterlichen
Oberflächenfunde ist weniger auffällig (Abb. 8), doch lässt die hohe Funddichte einen
hier bereits bei früheren Begehungen vermuteten Siedlungsbereich vermuten –
neben den weiter nördlich bereits ergrabenen.
Im Norden des Plangebietes (OA 0892/048, ZÜ 1993/0051) sind zwei mittelalterliche
Wüstungen erschlossen worden. Die Anfänge liegen in der jüngeren Merowingerzeit.
Bereits in der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts wurde im Bereich des Wehebachs
nördlich von Haus Lützeler eine Siedlung gegründet, die aus mehreren Höfen
bestand (Lützeler A). Für die Mitte des 8. Jahrhunderts wurde eine zweite
Siedlungsgründung auf dem Gebiet nordwestlich unseres Planareals in Form eines
großen Einzelhofes erschlossen, dessen Bewohner einer gesellschaftlichen Elite
angehörten (Lützeler B). Diese Hofanlage gilt als der eigentliche Vorläufer der noch
bestehenden Niederungsburg Haus Lützeler.
7
Zu den Ergebnissen vgl. bes. Krämer/Aeissen 2015, 7–10.
12
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Abb. 7: Krämer/Aeissen 2015, Plan 5: Lage der
römischen Oberflächenfunde auf der Grundlage des
digitalen Geländemodells.
13
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Abb. 8: Krämer/Aeissen 2015, Plan 6: Lage der
mittelalterlichen Oberflächenfunde auf der
Grundlage des digitalen Geländemodells.
Historisch-geographische Quellen8
Das Grabungsgelände lag im 19. Jahrhundert in der freien Feldflur, wie ein Blick auf
die Tranchotkarten von 1805/06 und 1807 lehrt (Abb. 9). Leider befindet sich das
Areal im Bereich des Blattschnitts. Dennoch sind als topographische Konstanten der
Lauf des Wehebachs und der Inde sowie Haus Lützler zu erkennen. Das
Grabungsgelände wurde auf der Tranchotkarte – wie auch heute – im Osten von der
Geuenicher Straße und im Westen von der Friedensstraße begrenzt. Ein heute nicht
8
Vgl. auch Krämer/Aeissen 2015, 10 f.
14
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
mehr vorhandener Weg quert, durch den Blattschnitt versetzt, das Gelände von
Nordosten nach Südwesten. Als Signatur für die landwirtschaftliche Nutzung gibt die
Tranchotkarte für den Bereich des Grabungsgeländes Ackerland an.
Abb. 9: Ausschnitt aus der Kartenaufnahmen der Rheinlande durch Tranchot und v. Müffling 1803-1820, Blatt Nr. 78
von 1807 und Blatt 88 von 1805/06 mit der ungefähren Lage des Fundplatzes, Quelle: BODEON, Kartengrundlage ©
Geobasis NRW 2016.
Auch die Preußische Neuaufnahme von 1909 (Abb. 10) zeigt weiterhin unbebautes
Gelände, wobei der Nordost-Südwest querende Weg nun verschwunden ist.
Abb. 10: Ausschnitt aus der Preußischen Neuaufnahme von 1906 Blatt 5104 mit der Lage des Fundplatzes, Quelle:
BODEON, Kartengrundlage © Geobasis NRW 2016.
15
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Projekt
Arbeitsablauf
Auf der Gesamtfläche von 3,16 ha waren acht Schnitte (Arbeitsbereiche St. 3 bis 10)
geplant. Zum Aufziehen der Fläche wurde von der RWE Power AG ein 20 to
Kettenbagger gestellt. Diese Baggerarbeiten wurden zwischen dem 19.10. und
28.10.2015 an acht Arbeitstagen durchgeführt — zwei Tage länger, als in der
Grabungsplanung kalkuliert, da der Oberboden in einzelnen Schnitten deutlich
mächtiger war, als im Bodengutachten prognostiziert. Der Abtransport des Baggers
erfolgte am 29.10.2016.
Mutterboden und anstehender Boden wurden seitlich der Schnitte getrennt gelagert.
In jedem der acht Schnitte wurde zur Kontrolle der Bodenhorizonte Geoprofile
angelegt (St. 30 bis 37).
Abb. 11: Schnittplanung im Plangebiet, Quelle: BODEON, Kartengrundlage © Geobasis NRW 2016.
Alle Schnitte wurden wieder lagenweise verfüllt und planiert. Dies erfolgte an vier
Arbeitstagen zwischen dem 16.11. und 19.11.2016. An zwei Tagen unterstützte der
Großbagger die Arbeiten an dem großflächigen Befund St. 52 (Töpfereibrennofen).
Im Zuge der Ausgrabung wurde ein Areal von 1600 m² geöffnet und untersucht. Das
erste Planum wurde an der Oberkante des Al- bzw. Bt-Horizontes 0,35 bis 0,50 m
unter der Geländeoberfläche angelegt.
16
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Dokumentation und Befundbearbeitung
Die Dokumentation erfolgte nach den Richtlinien der Landesarchäologen im
Stellenkartensystem nach den Standards des LVR-ABR. Alle technischen Stellen und
alle Verfärbungen erhielten Stellennummern; darunter finden sich auch einige im
Nachhinein als natürlich klassifizierte Strukturen (St. 51, 54, 55, 62). Davon
ausgenommen waren zahlreiche fragliche Strukturen, die von Prof. Dr. Renate
Gerlach als Ergebnis der Bodenbildung bestimmt wurden (s. o. S. 11).
Die Fotodokumentation erfolgte mittels Digitalaufnahme mit einer Nikon D5300. Alle
Verfärbungen wurden einzeln aufgenommen.
Die zeichnerische Dokumentation im Planum erfolgten durch tachymetrische
Einmessung und digitale Verarbeitung der Daten mit Hilfe eines Trimble der S 3 Serie
sowie Controller Modell TSC 3. Die Zeichenblätter wurden in der Außenstelle
Nideggen im Maßstab 1:20 ausgedruckt.
Sämtliche Befunde/Verfärbungen sowie Geoprofile wurden beschrieben. Bei der
Beschreibung der Substrate wurden die Bodenkundliche Kartieranleitung (BK4)9 und
zur Farbbestimmung die Munsell Soil Color Chart eingesetzt.
Die Bergung der Funde erfolgte nach Materialgattungen getrennt. Im Block wurden
lediglich die Urnen St. 56 und 57 geborgen, die in der Außenstelle Nideggen durch J.
Reichel zeitnah weiter bearbeitet wurden.
Die Zeichnungen aller befundbezogenen Plana und Profile wurden im Maßstab 1:20
angefertigt. Insgesamt wurden 24 Zeichenblätter im DIN-A3-Format für Plana und
Profile erstellt. Die Zeichennägel für die Profile wurden tachymetrisch eingemessen.
Die Profile wurden – wie für das Planum dargestellt – fotografiert und beschrieben,
die Zeichnungen manuell angefertigt.
67 Stellennummern wurden vergeben. Davon entfallen 18 auf technische Stellen wie
Maßnahme (St. 1), Vermessung (St. 2), Arbeitsbereiche (St. 3–10) und Geoschnitte
(St. 30–37). 31 Stellennummern wurden nicht vergeben (St. 11–29, 38–49). Die
verbleibenden 18 Stellennummern (St. 50–67) bezeichnen Verfärbungen bzw.
Fundkonzentrationen (St. 67).
9
Bodenkundliche Kartieranleitung. hrsg. von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hannover
2005).
5
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NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Vermessung
Die für die Vermessung notwendigen Aufmessungspunkte wurden von T. Krajinovic
mit einem Trimble Tachymeter TSC 3 mit einer Genauigkeit von +/- 5 cm
eingemessen. Es handelt sich um die Aufmessungspunkte 1 bis 4 (AP 1 bis AP 4).
Die genauen Lagen und Höhen können der Tabelle entnommen werden.
AP 1
AP 2
AP 3
AP 4
Rechtswert
Hochwert
Höhe
Rechtswert
Hochwert
Höhe
Rechtswert
Hochwert
Höhe
Rechtswert
Hochwert
Höhe
2525430,47 m
5633548,97 m
110,845 m ü. NN
2525396,78 m
5633542,59 m
110,949 m ü. NN
2525364,82 m
5633536,5 m
111,08 m ü. NN
2525332,98 m
5633530,38 m
111,18 m ü. NN
Tabelle 1: Hoch- und Rechtswerte sowie Höhen der Vermessungspunkte
Für die Vermessung der Arbeitsbereiche und Befunde kam ein Tachymeter der Fa.
Trimble der S 3 Serie zur Anwendung sowie der Controller Modell TSC
3.Grabungstechniker T. Krajinovic übernahm sämtliche Vermessungsaufgaben,
vertreten durch A. S. Mousavian. Die Messungen wurden an fünf Messtagen
durchgeführt und verwaltet. Das Einmessen der Befunde erfolgte direkt im GaussKrüger-Koordinatennetz mit einer Katastergenauigkeit (+/- 2 cm). Die digitalen
Namen der Messdaten wurden aus dem aktuellen Datum im Format von Tag, Monat
und Jahr gebildet (z. B. Messdaten 02-05-2015). Aus diesen Daten wurde ein
digitaler Grabungsgesamtplan in MapInfo erstellt.
18
NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Ergebnisse
Durch die Sachverhaltsermittlung wurden der nördliche Teil eines römischen
Landgutes
nebst
Bestattungen
sowie
ein
neuzeitlicher
Weg
und
eine
vorgeschichtliche Grube erfasst. Einen Überblick geben der Phasenplan Abb. 12 und
Tabelle 2.
Abb. 12: Gesamtplan der Ausgrabung von 2015 mit Phasengliederung.
18 Verfärbungen wurden mit Stellennummern versehen. Vier dieser Verfärbung
wurden nach Anlage eines Profilschnittes wieder aufgegeben (kein Befund, „Natur“:
St. 51, 54, 55 und 62). Es verbleiben demnach 14 archäologisch relevante Stellen.
Diese lassen sich ansprechen als Gruben (St. 53, 58, 60, 63 und 65), Pfostengruben
(St. 61 und 64), Rollierung (St. 59), Töpfereibrennofen (St. 52), Urnengrab (St. 56),
Brandschüttungsgrab (St. 57), Brandgrubengrab (St. 66) und Weg (St. 50).
Fundmaterial und/oder die Beschaffenheit der Befunde erlauben eine nähere
Datierung für 10 der 14 Befunde.
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Inden-Altdorf (neu)
Neolithikum
Grube
1.-frühes 2. Jh.
2.-3. Jh.
1
Neuzeit
2
2
Pfostengrube
2
Kiesrollierung
1
Töpfereibrennofen
1
Urnengrab
1
Brandschüttungsgrab
1
Brandgrubengrab
1
Weg
1
Fundkonzentration
Gesamt =14 Befunde
Datierung?
1
1
3
5
1
4
Tabelle 2: Verteilung der aufgedeckten Befunde nach Befundart und Datierung.
Einzelne Befunde sollen näher vorgestellt werden.
Neolithische Grube
Die
Grube
St.
53
zeigt
typischen
Merkmale
neolithischen
Bht-Grube:
Schluff,
starke
Planum,
die
einer
grober
Vergriesung
im
Humuseinwaschungen,
Holzkohleflitter. Holzkohle wurde
als Probe für eine AMS-Datierung
Abb. 13: Bht-Grube St. 53, Foto: A. S. Mousavian,
LVR-ABR.
genommen.
Römische Befunde des 1. bis frühen 2. Jahrhunderts
Der römischen Zeit des 1. bis frühen 2. Jahrhunderts können ein Töpfereibrennofen
in Arbeitsbereich St. 6 sowie ein Urnen- und ein Brandschüttungsgrab in
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NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Arbeitsbereich St. 7 anhand des Fundmaterials zugewiesen werden. Der Ofen war
leider durch die Arbeiten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KMBD) massiv
gestört worden.
Abb. 14 und 15: Nordprofil (oben) durch den gestörten Töpfereibrennofen, unten nach Herausnahme des durch den
KMBD wieder eingebrachten Bodens, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR.
Der Restbefund erlaubt die Ansprache als zweizügigen Töpfereibrennofen. Hier
wurde eine Konzentration an Fehlbränden römischer Schwerkeramik (sog. Dolien)
des 1. bis 2. Jahrhunderts festgestellt. Die im Zusammenhang damit gefundenen
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NW 2015/0110
Inden-Altdorf (neu)
Scherben eines Topfes der Form Hofheim 87 konkretisieren die Datierung auf das
1.– frühe 2. Jahrhundert n. Chr.
Abb. 16: Randscherben von Fehlbränden
römischer Schwerkeramik (sog. Dolien)
aus St. 52, Foto: K. White-Rahneberg,
LVR-ABR.
Der Restbefund sowie die Arbeitsgrube des Ofens, die sich nach Norden anschließt,
konnten im Rahmen der Sachverhaltsermittlung aus zeitlichen Gründen nicht
abschließend bearbeitet werden.
Die zwei Brandgräber, das Urnengrab St. 56 und das Brandschüttungsgrab St. 57, in
Arbeitsbereich St. 7 gehören demselben Zeitraum an, wobei St. 57 vermutlich auf
das 1. Jahrhundert zeitlich zu beschränken ist (Becher Typ Haltern 57 bzw. Köln R22,
Urne mit Seelenloch am Boden Typ Hofheim 87).
Abb. 17 und 18: Urnengrab St. 56 im Planum (links), Brandschüttungsgrab St. 57 mit mittig
platzierter Urne (rechts), Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR.
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Inden-Altdorf (neu)
Römische Befunde des 2. bis 3. Jahrhunderts
In der römischen Zeit des 2.–3. Jahrhunderts n. Chr. erstreckte sich die
Siedlungsfläche der Villa rustica in den Bereich des Flurstücks. Es handelt sich um die
Kiesrollierung St. 59 in Arbeitsbereich St. 8 sowie die im selben Schnitt untersuchten
großflächigen Gruben mit Siedlungsabfall St. 58 und 63, die sehr umfangreiches
Fundmaterial erbrachten. Die 0,50-0,60 m breite Kiesrollierung aus gut sortiertem
Grobkies
und
Geröllen,
vereinzelt
Ziegelbruch
und
Keramik
diente
als
Streifenfundament eines Fachwerkbaus mit mindestens zwei Räumen.
Abb. 19: Kiesrollierung St. 59, Foto: A. S. Mousavian, LVRABR.
Abb. 20: Kiesrollierung St. 59 im Geoprofil St. 35 (Westprofil),
Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR.
Abb. 21: Südprofil der Abfallgrube St. 63, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR.
Die Abfallgruben bargen Keramik des 2. bis ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts.
23
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Inden-Altdorf (neu)
Abb. 22: Fragmente von Dolien aus Abfallgrube St. 58,
Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
Abb. 23: Fragmente einer Reibschale mit Vertikalrand Köln S3 aus
Abfallgrube St. 58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
Abb. 24: Rand und Henkelansätze einer Amphore mit
massivem Wulstrand Dressel 20 aus Abfallgrube St. 58,
Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
Abb. 25: Fragmente eines glattwandigen, weißtonigen
Einhenkelkrugs aus Abfallgrube St. 58,
Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
Abb. 26: Ränder von Töpfen mit frühem herzförmigen
Profil Niederbieber 89 aus Abfallgrube St. 58,
Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
Abb. 27: Deckel (oben links) sowie Ränder und
Wandungsscherben von Töpfen mit weißem Ringdekor,
Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
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Inden-Altdorf (neu)
Abb. 28: Fragmente von Bechern und Schälchen aus
schwarzer Firnisware mit Griesbewurf,
Barbotineverzierung und Kerbdekor Köln E20 und
Niederbieber 32c aus Abfallgrube St. 58,
Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
Abb. 29: Fragmente eines Tellers und Napfes aus
Terra Sigillata Drag. 18/31 und 33 aus Abfallgrube St.
58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
Direkt südlich des Töpfereibrennofens St. 52 in Arbeitsbereich St. 6 fand sich ein
jüngeres Grab, das in den Zeitraum späte 2./ersten Hälfte 3. Jahrhundert datiert. Es
handelt sich um ein Brandgrubengrab mit mittig an der nördlichen Längsseite
platzierter Beigabennische, die nach Einfüllen der Scheiterhaufenreste mit zwei
hochkant gestellten Leistenziegeln verschlossen worden war. In den östlichen Ziegel
war eine halbrunde Öffnung geschlagen worden (siehe Markierung auf dem Foto
Abb. 31).
Abb. 30 und 31: Beigabennische (links) und Brandgrubengrab St. 66 (rechts), Foto: A. S. Mousavian,
LVR-ABR.
In der Beigabennische fanden sich ein weißtoniger, glattwandiger Einhenkelkrug,
dessen Rand bereits durch die Pflugtätigkeit gekappt worden war, ein Glasbecher aus
sehr dünnem Glas mit Standring und Fadenauflage und ein Becher mit glattem Rand
Niederbieber 30a (Abb. 30 und 32).
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Inden-Altdorf (neu)
Abb. 32: Gefäße aus der Beigabennische zu Brandgrubengrab St. 66 , Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR.
Neuzeitlicher Weg
In Arbeitsbereich St. 3 wurden neuzeitliche Wagenspuren dokumentiert (St. 50). Sie
gehören zu dem Weg, den die Tranchotkarte (vgl. Abb. 9) noch verzeichnet.
Abb. 33: Wagenspuren des Weges St. 50, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR.
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Inden-Altdorf (neu)
Ergebnisse und empfohlene weitere Maßnahmen
o
Vorgeschichtliche Befunde wurden nur sehr vereinzelt in den Schnitten der
Sachverhaltsermittlung
nachgewiesen.
Eine
Fundkonzentration
vorgeschichtlicher Oberflächenfunde zeichnete sich nicht ab.
o
Mittelalterliche Befunde wurden wider Erwarten nicht in den Schnitten der
Sachverhaltsermittlung nachgewiesen. Somit ist die relativ große Dichte an
Oberflächenfunden mittelalterlicher Zeitstellung als Dungschleier zu deuten.
o
Die Lage der römischen Befunde spiegelt die Fundkonzentration der
Oberflächenfunde dieser Zeit wider. Daher wird eine weitere Untersuchung
des Bereichs der römischen Oberflächenfundkonzentration (Abb. 34: rote
Linie), angepasst an das Befundaufkommen, empfohlen.
o
Innerhalb dieses Bereichs ist die abschließende Bearbeitung des römischen
Töpfereibrennofens St. 52 und seiner Arbeitsgrube erforderlich.
Abb. 34: Gesamtplan der Ausgrabung von 2015 mit Phasengliederung.
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Literatur
Krämer/
Aeissen 2015
E. Krämer/M. Aeissen, Inden/Altdorf, B-Plan Nr. 35 „Am
Lützeler Hof“, PR 2015/0700, Abschlussbericht (Bonn 2015).
Die römische Keramik wurde bestimmt nach folgenden Autoren:
H. Dragendorff, Terra Sigillata. Bonner Jahrb. 96/97, 1895, 18-155.
D. Haupt, Römischer Töpfereibezirk bei Soller, Kr. Düren. In: Beitr. Arch. d. röm.
Rheinlands 4 (Köln, Bonn 1984) 391–470.
C. Höpken, Die römische Keramikproduktion in Köln. Kölner Forschungen 8 (Mainz
2005).
K. H. Lenz, Siedlungen der Römischen Kaiserzeit auf der Aldenhovener Platte. Rhein.
Ausgrabungen 45 (Köln, Bonn 1999).
F. Oelmann, Die Keramik des Kastells Niederbieber. Mat. Röm.-Germ. Keramik 1
(Frankfurt 1914).
R. Pirling/M. Siepen, Die Funde aus den römischen Gräbern von Krefeld-Gellep.
Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit Serie B Bd. 20 (Stuttgart 2006).
E. Ritterling, Das frührömische Lager bei Hofheim im Taunus. Ann. Ver. Nass. Altkde.
u. Geschichtsforsch. 40, 1912 (Wiesbaden 1913).
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Pläne
Plan 1: Übersichtsplan, M 1:800
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