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Beschlussvorlage (Abschlussbericht_LVR_Rheinland_Bodendenkmalpflege)

Daten

Kommune
Inden
Größe
3,3 MB
Datum
13.12.2017
Erstellt
30.11.17, 15:57
Aktualisiert
30.11.17, 15:57

Inhalt der Datei

LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Inden-Altdorf (neu), „Am Lützeler Hof“ NW 2015/0110 Abschlussbericht Außenstelle Nideggen: Dr. Ulrike Müssemeier Abdolreza S. Mousavian Toni Krajinovic Janko Reichel Karin White-Rahneberg 29.02.2016 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Titelbild: Ausschnitt aus der Deutschen Grundkarte Blatt 25245632 Frenz, M 1:5.000 mit der Lage der Aktivität, © Geobasis NRW, 2016. 2 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Inhaltsverzeichnis Projektübersicht............................................................................................................................................... 4 Einleitung ........................................................................................................................................................... 5 Topographische und geologische Verhältnisse ...................................................................................... 6 Bodenkundliche Ergebnisse ......................................................................................................................... 8 Quellenlage ..................................................................................................................................................... 11 Bisheriger archäologischer Kenntnisstand ...................................................................................... 11 Historisch-geographische Quellen ..................................................................................................... 14 Projekt .............................................................................................................................................................. 16 Arbeitsablauf............................................................................................................................................ 16 Dokumentation und Befundbearbeitung ......................................................................................... 17 Vermessung ............................................................................................................................................. 18 Ergebnisse ....................................................................................................................................................... 19 Neolithische Grube ................................................................................................................................. 20 Römische Befunde des 1. bis frühen 2. Jahrhunderts ................................................................. 20 Römische Befunde des 2. bis 3. Jahrhunderts............................................................................... 23 Neuzeitlicher Weg .................................................................................................................................. 26 Ergebnisse und empfohlene weitere Maßnahmen .............................................................................. 27 Literatur ........................................................................................................................................................... 28 Pläne ................................................................................................................................................................. 29 3 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Projektübersicht 1) Veranlasser RWE Power AG Liegenschaftsprojekte Stüttgenweg 2 50935 Köln Frau Nöcker 2) Archäologische Untersuchung LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland Außenstelle Nideggen Zehnthofstraße 45 52385 Nideggen Tel: 02425/9039-0 3) Obere Denkmalbehörde Der Landrat des Kreises Düren Kreisverwaltung Düren Amt für Recht, Bauordnung u. Wohnungswesen Bismarckstr. 16 52351 Düren Herr Rieck 4) Untere Denkmalbehörde Gemeinde Inden Fachbereich IV, Bauamt Rathausstraße 1 52459 Inden Frau Dechering 5) Projektleitung Frau Tutlies M. A. (19.10.–23.10.2015) Frau Dr. Müssemeier (26.10.–19.11.2015) 6) Aktivitätsnummer NW 2015/0110 7) Projektdauer Feldarbeit: 19.10.2015 – 19.11.2015 8) Untersuchungsfläche Koordinaten: Rechts: 25 25 205 – 25 25 442 Hoch: 56 33 527 – 56 33 640 Gesamtgelände von 3,16 ha 8 Schnitte mit zusammen 1.600 m² 9) Stellenzahl 67 davon archäologisch relevante Befunde: 14 10) Kurzansprache römisches Landgut (Ausschnitt) römischer Töpfereibrennofen römische Brandbestattungen neuzeitlicher Weg 4 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Einleitung Die Gemeinde Inden (Kr. Düren) plant am Südrand des Ortsteils Altdorf (neu) im Rahmen des Bebauungsplans Nr. 35 „Am Lützeler Hof“ ein Wohngebiet auszuweisen. Maßnahmenträger ist die RWE Power AG. Das Plangebiet, das bisher landwirtschaftlich als Acker genutzt wurde, schließt unmittelbar südlich an den Ort an, 150 m weiter südlich verläuft die BAB 4. Ca. 300 m nördlich befindet sich die spätmittelalterliche Wasserburg Haus Lützler. Seit 1960 ist im Flurstück südlich des Plangebietes eine römische Trümmerstelle bekannt (OA 0892/004; römisches Landgut), die durch eine Einzelfundeinmessung am 25.02.2015 (PR 2015/0700 und 0701) auch im Bereich des Plangebietes nachgewiesen wurde1. Darüber hinaus konnte eine relativ hohe Funddichte an mittelalterlicher Keramik festgestellt werden. Wissenschaftliche Fragestellung der Maßnahme war daher nicht allein die Abgrenzung der Siedlungs- und Wirtschaftsfläche des römischen Landgutes; weiter sollte geklärt werden, ob auch mit Befunden mittelalterlicher und ggf. vorgeschichtlicher Zeitstellung zu rechnen ist. Mit dem Veranlasser, der RWE Power AG, wurde sich dahingehend geeinigt, dass dieser sämtliche Baggerkosten zu tragen hatte. Die wissenschaftliche Betreuung und Grabungstechnik sowie weiteres Personal stellte die Außenstelle Nideggen des LVRAmtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland (LVR-ABR). Die Maßnahme erhielt die Aktivitätsnummer NW 2015/0110. Vom 19. Oktober bis 19. November 2015 wurden durch die Außenstelle Nideggen 1600 qm verteilt auf acht Sondageschnitte untersucht. Die Sachverhaltsermittlung stand unter der Leitung von Petra Tutlies M.A. (19.10.–23.10.2015) und Dr. Ulrike Müssemeier (26.10.–19.11.2015). Grabungstechniker vor Ort war Abdolreza S. Mousavian. Die digitale Vermessung der Befunde im Planum lag bei Toni Kraijnovic und Janko Reichel. Die Fundbestimmung übernahm Dr. U. Müssemeier. Die Bearbeitung der Pläne lag in den Händen von Karin White-Rahneberg. 1 Krämer/Aeissen 2015. 5 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Topographische und geologische Verhältnisse2 Das Plangebiet grenzt an den südlichen Ortsrand von Inden-Altdorf, das in den 1990er-Jahren neu errichtet wurde. Der Name wurde von den ehemaligen Ortsteilen Inden und Altdorf übernommen, die dem Braunkohletagebau weichen mussten. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche liegt westlich des Wehebachs in den „Lützeler Benden“. Sie grenzt im Norden an die rückwärtige Bebauung der Römerstraße, im Westen an die Friedensstraße, im Osten an die Geuenicher Straße und im Süden an weitere Ackerflächen nördlich der BAB 4 Köln – Aachen. Abb. 1: Blick auf das Plangebiet Richtung Nordosten, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR. Direkt südöstlich des Plangebietes befindet sich die Gedenkstätte Geuenich. Friedensstraße und Geuenicher Straße, die zum Haus Lützeler führt, bezeichnen die beiden Hauptwege, die sich auf dem Gebiet des heutigen Inden-Altdorf vor Errichtung der neuen Ortschaft in der ausschließlich landwirtschaftlich genutzten Fläche befanden. Das Areal ist 3,16 ha groß. Es liegt auf 110–111,5 m ü. NHN, ist weitgehend eben und fällt nur leicht von West nach Ost in Richtung Wehebach ab. Mögliche Folgen 2 Vgl. Krämer/Aeissen 2015, 3 f. 6 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) einer Hangerosion spielen somit keine Rolle. Es befindet sich in der Gemarkung Frenz (4766), Flur 14, Flurstück 127. Naturräumlich gesehen gehört das Untersuchungsgebiet zur Jülicher Lössbörde und liegt im Mündungsgebiet des Wehebachs in die Inde auf einem Geländesporn der lössbedeckten Mittelterrassen. Es zählt zur Echtzer Platte, mit der das Gebiet zwischen Inde im Westen, Rur im Norden und Osten und den nördlichen Ausläufern der Eifel im Süden bezeichnet wird. Auf den Schottern der Mittelterrassen haben sich Schwemmlöss und Hochflutlehme abgelagert, aus welchen sich Braunerden und vergleyte Böden bildeten. Im Plangebiet stehen laut Bodenkarte L 5104 Düren als natürliche Böden Gley-Braunerde über Kies und Sand sowie typische Parabraunerde über Kies, zum Teil über Sand, an. Leicht abweichend zur Bodenkartierung wurden bei den Rammkernsondierungen im Zuge der bodenkundlichen Begutachtung PR 2015/0702 durch Dipl.-Geogr. Florian Steiniger nur Parabraunerde-Stadien angetroffen3. Dies wird durch die bodenkundliche Bestimmung im Rahmen dieser Maßnahme bestätigt. Abb. 2: Ausschnitt aus der digitalen Geologischen Karte von NRW im Maßstab 1:100.000 auf Basis des DGM1 (Schummerung). Plangebiet NW 2015/0110 rot umrahmt, Geologischer Dienst Krefeld 2015; © Geobasis NRW 2015). 3 Vgl. Krämer/Aeissen 2015, Anhang (F. Steininger). 7 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Bodenkundliche Ergebnisse Infolge der holozänen Bodenbildung sind in den weichselzeitlichen Lössen tiefgründig entwickelte Parabraunerden entstanden, die reliefbedingt durch Stau- oder Grundwassereinfluss mäßige bis starke Vergleyungsmerkmale aufweisen (Abb. 3). Die typische Horizontierung Parabraunerde aus, welche zeichnet auf die sich durch wesentlichen eine Ah/Ap–Al–Bt–(Bv)–C- pedogenetischen Prozesse Entkalkung, Humusakkumulation (Ah/Ap), Verbraunung / Verlehmung (Bv) und Tonverlagerung (Al – Bt) zurückzuführen sind. In Niederungen überprägen, bzw. hemmen die hydrologischen Verhältnisse diese Entwicklung. Redoxvorgänge im oberflächlichen Schwankungsbereich des Grundwasserspiegels sorgen für die typische Merkmalsausprägung, Marmorierung (Anreicherung von reduzierten sowie oxidierten Fe-Mn-Verbindungen), der Gleye. Je nach Intensität der Überprägung reicht das lokale Spektrum von vergleyten Braunerden bis zum typischen Gley (Abb. 3)4. Abb. 3: Ausschnitt aus der digitalen Bodenkarte von NRW im Maßstab 1:50.000 auf Basis des DGM1 (Schummerung). Plangebiet NW 2015/0110 rot umrahmt, Geologischer Dienst Krefeld 2015; © Geobasis NRW 2015). Die meist zwei Meter langen Bohrkerne der Rammkernsondierungen PR 2015/0702 zeigen einen sehr homogenen Horizont- und Schichtaufbau. Die Grobschluff 4 Nach Krämer/Aeissen 2015, Anhang (F. Steininger). 8 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) dominierten Lösssedimente erreichen Mächtigkeiten von 1,20-1,70 m und werden stets von den kiesigen Schotterpaketen der saalezeitlichen Mittelterrassen unterlagert. Leicht abweichend zur Bodenkartierung sind jedoch auf der gesamten Fläche nur Parabraunerde-Stadien anzutreffen. Das bestätigten auch die acht Geoprofile, die im Zuge der Sachverhaltsermittlung NW 2015/0110 angelegt und von Prof. Dr. Renate Gerlach begutachtet wurden (s. u.). Der diagnostische Bt-Horizont, charakteristisch durch Polyedergefüge, ist Farbe, deutlich erhöhten Tongehalt ausgebildet und und zeigt ausgeprägtem stellenweise sogar Vernässungsmerkmale. Zwar nimmt die hydromorphe Ausprägung der Böden in Richtung Osten zu, jedoch konnten weder ein oberflächennaher Grundwasserspiegel noch die intensiven Gleymerkmale nachgewiesen werden. Infolge der Gewässerregulierungen und großräumigen Sümpfungsmaßnahmen im Umfeld des Tagebau Inden sind die hydrologischen Verhältnisse stark beeinträchtigt, so dass an vielen Standorten die Vergleyung als reliktisches Merkmal zu deuten ist. Im konkreten Fall wird die hydromorphe Überprägung eher den wasserstauenden Bedingungen in der Tonanreicherungsschicht, bzw. den toninfiltrierten 5 Terrassenschottern zugeschrieben . Oberflächlich ist das Bodengefüge, infolge langanhaltender intensiver ackerbaulicher Nutzung, durch schwache Bodenerosion und tiefgreifende Bearbeitung gestört. Im Folgenden sollen ausgewählte Geoprofile (St. 30 und 34) in den acht Sondageschnitten der Sachverhaltsermittlung betrachtet werden. Der Ap-Horizont weist eine Mächtigkeit von 0,30 m bis 0,35 m auf. In den westlich und nördlich gelegenen Arbeitsbereichen St. 3, 4 und 10 wurde unter dem Ap-Horizont abweichend zu den Rammkernsondierungen PR 2015/0702 ein Al-Horizont angetroffen (0,10-0,25 m), darunter der tonangereicherte Bt-Horizont (0,10-0,30 m) und darunter ein hellerer Bbt-Horizont, dessen Unterkante in den bis zu 1,10 m tiefen Geosondagen nicht erreicht wurde. 5 Nach Krämer/Aeissen 2015, Anhang (F. Steininger). 9 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Ap Al Bt Bbt1 Bbt2 30-5, Ap: Ufs, schwach tonig, 10YR 3/2-4/2, h4, Pflanzenreste, Ziegelbruch, kleine Sandlinsen, vereinzelt Gerölle (bis 4 cm); die sehr dunkle Farbe ist auf Braunkohlestäube mit inertem Kohlenstoff zurückzuführen. 30-6, Al: Ut, schwach tonig, 7.5YR 4/4-4/6, h0, relativ weich/buttrig, Subpolyedergefüge, Wurzelgänge, keine Ausfällungen, Gerölle (bis 1 cm). 30-7, Bt: Tu4, deutlich toniger, 7.5YR 4/6, h0, „härter“ als Al, schwaches Polyedergefüge, Wurzelgänge, vereinzelt es-Ausfällungen, vereinzelt helle Flecken. Fließende Übergänge zu 30-8, Bbt1: Ut2, heller als Bt 10YR 5/4, Polyedergefüge, Wurzelgänge, helle Flecken (Lamellen-Flecken-Horizont) Fließende Übergänge zu 30-9, Bbt2: wie Bbt1 nur heller 10YR 6/6.) Abb. 4: Geoprofil St. 30 in Arbeitsbereich St. 3, Foto: A. S. Mousavian LVR-ABR. In den Arbeitsbereichen St. 6, 7 und 9 in der Mitte und im Osten des Plangebietes wurde unter dem Ap-Horizont ein M/Al-Horizont angetroffen (0,25-0,35 m), darunter der tonangereicherte Bt-Horizont (0,15-0,20 m) und darunter ein hellerer BbtHorizont, dessen Unterkante in den bis zu 1,20 m tiefen Geosondagen nicht erreicht wurde. 34-5, Ap: Ufs, 10YR 3/2, h4, Pflanzenreste, vereinzelt Ziegelbruch, vereinzelt Gerölle (bis 1,5 cm); die sehr dunkle Farbe ist auf Braunkohlestäube mit inertem Kohlenstoff zurückzuführen. Ap M/Al Bt Bbt 34-6, M/Al: Ut, 10YR 4/3-4/4, h2, feste Konsistenz, Subpolyedergefüge, vereinzelt eh-Ausfällungen, Wurzelgänge, eingearbeitete Humusaggregate. 34-7, Bt: Tu4, 10YR 4/6, marmoriert 5/8, h0, fester als M/Al, schwaches Polyedergefüge, Wurzelgänge, wenig eh-Ausfällungen, eingearbeitete Humusaggregate. Fließende Übergänge zu 34-8, Bbt: Ut2, heller als Bt 10YR 6/8, marmoriert 5/8, regelmäßig senkrecht gebändert 8/4, h0, hart, Polyedergefüge, mäßige eh/es-Ausfällungen, (Lamellen-Flecken-Horizont) Abb. 5: Geoprofil St. 34 in Arbeitsbereich St. 7, Foto: A. S. Mousavian LVR-ABR. 10 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Insbesondere in Arbeitsbereich St. 4 wurden im Planum und im Geoprofil St. 31 im Bt-Horizont fleckige Strukturen festgestellt, deren Ansprache als Befunde sehr fraglich erschien, deren Genese aber zunächst unklar war. Frau Prof. Dr. Renate Gerlach hat diese Strukturen der Bodenbildung zugeschrieben. Sie hängen evtl. mit einem früheren Bewuchs (z. B. Baumreihen) zusammen und dürften auf Toneinschlämmungen zurückzuführen sein (Pseudovergleyung). Ap Al Bt Bbt 31-5, Ap: Ufs, 10YR 3/2, h4, Pflanzenreste, Ziegelbruch, kleine Sandlinsen, vereinzelt Gerölle (bis 4 cm); die sehr dunkle Farbe ist auf Braunkohlestäube mit inertem Kohlenstoff zurückzuführen. 31-6, Al: Ut, 7.5YR 4/4-4/6, h0, relativ weich/buttrig, Subpolyedergefüge, Wurzelgänge, vereinzelt Gerölle (bis 2cm), eingearbeitete Humusaggregate. 31-7, Bt nur undeutlich von Al zu trennen: Tu4, 7.5YR 4/4-4/6, „härter“ als Al, schwaches Polyedergefüge, vereinzelt Wurzelgänge, sehr vereinzelt ehAusfällungen. Fließende Übergänge zu 31-8, Bbt: Ut2, heller als Bt 10YR 5/4-6/6, h0, hart, Polyedergefüge, Bruchflächen mit Tonaggregaten belegt, (Lamellen-Flecken-Horizont) Abb. 6: Geoprofil St. 31 in Arbeitsbereich St. 4 mit natürlicher Struktur St. 51, Foto: A. S. Mousavian LVR-ABR. Quellenlage Bisheriger archäologischer Kenntnisstand6 OA 0892/004: Seit langem bekannt ist die ausgedehnte Trümmerstelle eines römischen Gutshofes, die unmittelbar südöstlich an das Plangebiet grenzt. Auf einer Fläche von 100 x 120 m wurden 1960 von J. Gerhard neben Funden römischer Keramik auch bauliche Reste (Fundamente aus Grauwacke, bemalter Wandputz) beschrieben. Im Rahmen der Entwicklung des Neubaugebietes wurde die Firma Archaeonet, Aeissen u. Görür GbR mit der archäologischen Grunderfassung beauftragt (PR 6 Vgl. ausführlich Krämer/Aeissen 2015, 5–7. 11 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) 2015/0700), bestehend aus Einzelfundeinmessung PR 2015/0701 und 7 bodenkundlicher Begutachtung PR 2015/0702 . PR 2015/0701: Die Begehungseinheit zeigt eine hohe Funddichte (1370 Einzelfunde). Die vorgeschichtlichen (4 x Silex), mittelalterlichen (361 x Keramik) wie auch die frühneuzeitlichen Funde (269 x Keramik) verteilen sich regelmäßig über die gesamte Planfläche ohne signifikantes Verteilungsbild. Hinsichtlich der römischen Oberflächenfunde (581 x Keramik) bestätigt die erneute Lokalisierung der bereits bekannten Fundkonzentration im Südosten des Plangebietes, gemeinsam mit weiteren bekannten Konzentrationen südlich bis östlich, die Erwartung einer Villa rustica (Abb. 7). Diese wird aus mehreren ziegelgedeckten Gebäuden bestanden haben, die sich über eine Fläche von mehr als 3 ha zu verteilen scheinen. Das Fundmaterial deutet auf einen zeitlichen Schwerpunkt vom 2. bis zum 3. Jahrhundert. Möglicherweise setzte die Besiedlung schon im 1. Jahrhundert ein. Nördlich dieser Konzentration lässt die Streuung eine landwirtschaftliche Nutzung bereits in römischer Zeit erwarten. Die Verteilung der mittelalterlichen Oberflächenfunde ist weniger auffällig (Abb. 8), doch lässt die hohe Funddichte einen hier bereits bei früheren Begehungen vermuteten Siedlungsbereich vermuten – neben den weiter nördlich bereits ergrabenen. Im Norden des Plangebietes (OA 0892/048, ZÜ 1993/0051) sind zwei mittelalterliche Wüstungen erschlossen worden. Die Anfänge liegen in der jüngeren Merowingerzeit. Bereits in der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts wurde im Bereich des Wehebachs nördlich von Haus Lützeler eine Siedlung gegründet, die aus mehreren Höfen bestand (Lützeler A). Für die Mitte des 8. Jahrhunderts wurde eine zweite Siedlungsgründung auf dem Gebiet nordwestlich unseres Planareals in Form eines großen Einzelhofes erschlossen, dessen Bewohner einer gesellschaftlichen Elite angehörten (Lützeler B). Diese Hofanlage gilt als der eigentliche Vorläufer der noch bestehenden Niederungsburg Haus Lützeler. 7 Zu den Ergebnissen vgl. bes. Krämer/Aeissen 2015, 7–10. 12 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Abb. 7: Krämer/Aeissen 2015, Plan 5: Lage der römischen Oberflächenfunde auf der Grundlage des digitalen Geländemodells. 13 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Abb. 8: Krämer/Aeissen 2015, Plan 6: Lage der mittelalterlichen Oberflächenfunde auf der Grundlage des digitalen Geländemodells. Historisch-geographische Quellen8 Das Grabungsgelände lag im 19. Jahrhundert in der freien Feldflur, wie ein Blick auf die Tranchotkarten von 1805/06 und 1807 lehrt (Abb. 9). Leider befindet sich das Areal im Bereich des Blattschnitts. Dennoch sind als topographische Konstanten der Lauf des Wehebachs und der Inde sowie Haus Lützler zu erkennen. Das Grabungsgelände wurde auf der Tranchotkarte – wie auch heute – im Osten von der Geuenicher Straße und im Westen von der Friedensstraße begrenzt. Ein heute nicht 8 Vgl. auch Krämer/Aeissen 2015, 10 f. 14 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) mehr vorhandener Weg quert, durch den Blattschnitt versetzt, das Gelände von Nordosten nach Südwesten. Als Signatur für die landwirtschaftliche Nutzung gibt die Tranchotkarte für den Bereich des Grabungsgeländes Ackerland an. Abb. 9: Ausschnitt aus der Kartenaufnahmen der Rheinlande durch Tranchot und v. Müffling 1803-1820, Blatt Nr. 78 von 1807 und Blatt 88 von 1805/06 mit der ungefähren Lage des Fundplatzes, Quelle: BODEON, Kartengrundlage © Geobasis NRW 2016. Auch die Preußische Neuaufnahme von 1909 (Abb. 10) zeigt weiterhin unbebautes Gelände, wobei der Nordost-Südwest querende Weg nun verschwunden ist. Abb. 10: Ausschnitt aus der Preußischen Neuaufnahme von 1906 Blatt 5104 mit der Lage des Fundplatzes, Quelle: BODEON, Kartengrundlage © Geobasis NRW 2016. 15 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Projekt Arbeitsablauf Auf der Gesamtfläche von 3,16 ha waren acht Schnitte (Arbeitsbereiche St. 3 bis 10) geplant. Zum Aufziehen der Fläche wurde von der RWE Power AG ein 20 to Kettenbagger gestellt. Diese Baggerarbeiten wurden zwischen dem 19.10. und 28.10.2015 an acht Arbeitstagen durchgeführt — zwei Tage länger, als in der Grabungsplanung kalkuliert, da der Oberboden in einzelnen Schnitten deutlich mächtiger war, als im Bodengutachten prognostiziert. Der Abtransport des Baggers erfolgte am 29.10.2016. Mutterboden und anstehender Boden wurden seitlich der Schnitte getrennt gelagert. In jedem der acht Schnitte wurde zur Kontrolle der Bodenhorizonte Geoprofile angelegt (St. 30 bis 37). Abb. 11: Schnittplanung im Plangebiet, Quelle: BODEON, Kartengrundlage © Geobasis NRW 2016. Alle Schnitte wurden wieder lagenweise verfüllt und planiert. Dies erfolgte an vier Arbeitstagen zwischen dem 16.11. und 19.11.2016. An zwei Tagen unterstützte der Großbagger die Arbeiten an dem großflächigen Befund St. 52 (Töpfereibrennofen). Im Zuge der Ausgrabung wurde ein Areal von 1600 m² geöffnet und untersucht. Das erste Planum wurde an der Oberkante des Al- bzw. Bt-Horizontes 0,35 bis 0,50 m unter der Geländeoberfläche angelegt. 16 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Dokumentation und Befundbearbeitung Die Dokumentation erfolgte nach den Richtlinien der Landesarchäologen im Stellenkartensystem nach den Standards des LVR-ABR. Alle technischen Stellen und alle Verfärbungen erhielten Stellennummern; darunter finden sich auch einige im Nachhinein als natürlich klassifizierte Strukturen (St. 51, 54, 55, 62). Davon ausgenommen waren zahlreiche fragliche Strukturen, die von Prof. Dr. Renate Gerlach als Ergebnis der Bodenbildung bestimmt wurden (s. o. S. 11). Die Fotodokumentation erfolgte mittels Digitalaufnahme mit einer Nikon D5300. Alle Verfärbungen wurden einzeln aufgenommen. Die zeichnerische Dokumentation im Planum erfolgten durch tachymetrische Einmessung und digitale Verarbeitung der Daten mit Hilfe eines Trimble der S 3 Serie sowie Controller Modell TSC 3. Die Zeichenblätter wurden in der Außenstelle Nideggen im Maßstab 1:20 ausgedruckt. Sämtliche Befunde/Verfärbungen sowie Geoprofile wurden beschrieben. Bei der Beschreibung der Substrate wurden die Bodenkundliche Kartieranleitung (BK4)9 und zur Farbbestimmung die Munsell Soil Color Chart eingesetzt. Die Bergung der Funde erfolgte nach Materialgattungen getrennt. Im Block wurden lediglich die Urnen St. 56 und 57 geborgen, die in der Außenstelle Nideggen durch J. Reichel zeitnah weiter bearbeitet wurden. Die Zeichnungen aller befundbezogenen Plana und Profile wurden im Maßstab 1:20 angefertigt. Insgesamt wurden 24 Zeichenblätter im DIN-A3-Format für Plana und Profile erstellt. Die Zeichennägel für die Profile wurden tachymetrisch eingemessen. Die Profile wurden – wie für das Planum dargestellt – fotografiert und beschrieben, die Zeichnungen manuell angefertigt. 67 Stellennummern wurden vergeben. Davon entfallen 18 auf technische Stellen wie Maßnahme (St. 1), Vermessung (St. 2), Arbeitsbereiche (St. 3–10) und Geoschnitte (St. 30–37). 31 Stellennummern wurden nicht vergeben (St. 11–29, 38–49). Die verbleibenden 18 Stellennummern (St. 50–67) bezeichnen Verfärbungen bzw. Fundkonzentrationen (St. 67). 9 Bodenkundliche Kartieranleitung. hrsg. von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (Hannover 2005). 5 17 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Vermessung Die für die Vermessung notwendigen Aufmessungspunkte wurden von T. Krajinovic mit einem Trimble Tachymeter TSC 3 mit einer Genauigkeit von +/- 5 cm eingemessen. Es handelt sich um die Aufmessungspunkte 1 bis 4 (AP 1 bis AP 4). Die genauen Lagen und Höhen können der Tabelle entnommen werden. AP 1 AP 2 AP 3 AP 4 Rechtswert Hochwert Höhe Rechtswert Hochwert Höhe Rechtswert Hochwert Höhe Rechtswert Hochwert Höhe 2525430,47 m 5633548,97 m 110,845 m ü. NN 2525396,78 m 5633542,59 m 110,949 m ü. NN 2525364,82 m 5633536,5 m 111,08 m ü. NN 2525332,98 m 5633530,38 m 111,18 m ü. NN Tabelle 1: Hoch- und Rechtswerte sowie Höhen der Vermessungspunkte Für die Vermessung der Arbeitsbereiche und Befunde kam ein Tachymeter der Fa. Trimble der S 3 Serie zur Anwendung sowie der Controller Modell TSC 3.Grabungstechniker T. Krajinovic übernahm sämtliche Vermessungsaufgaben, vertreten durch A. S. Mousavian. Die Messungen wurden an fünf Messtagen durchgeführt und verwaltet. Das Einmessen der Befunde erfolgte direkt im GaussKrüger-Koordinatennetz mit einer Katastergenauigkeit (+/- 2 cm). Die digitalen Namen der Messdaten wurden aus dem aktuellen Datum im Format von Tag, Monat und Jahr gebildet (z. B. Messdaten 02-05-2015). Aus diesen Daten wurde ein digitaler Grabungsgesamtplan in MapInfo erstellt. 18 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Ergebnisse Durch die Sachverhaltsermittlung wurden der nördliche Teil eines römischen Landgutes nebst Bestattungen sowie ein neuzeitlicher Weg und eine vorgeschichtliche Grube erfasst. Einen Überblick geben der Phasenplan Abb. 12 und Tabelle 2. Abb. 12: Gesamtplan der Ausgrabung von 2015 mit Phasengliederung. 18 Verfärbungen wurden mit Stellennummern versehen. Vier dieser Verfärbung wurden nach Anlage eines Profilschnittes wieder aufgegeben (kein Befund, „Natur“: St. 51, 54, 55 und 62). Es verbleiben demnach 14 archäologisch relevante Stellen. Diese lassen sich ansprechen als Gruben (St. 53, 58, 60, 63 und 65), Pfostengruben (St. 61 und 64), Rollierung (St. 59), Töpfereibrennofen (St. 52), Urnengrab (St. 56), Brandschüttungsgrab (St. 57), Brandgrubengrab (St. 66) und Weg (St. 50). Fundmaterial und/oder die Beschaffenheit der Befunde erlauben eine nähere Datierung für 10 der 14 Befunde. 19 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Neolithikum Grube 1.-frühes 2. Jh. 2.-3. Jh. 1 Neuzeit 2 2 Pfostengrube 2 Kiesrollierung 1 Töpfereibrennofen 1 Urnengrab 1 Brandschüttungsgrab 1 Brandgrubengrab 1 Weg 1 Fundkonzentration Gesamt =14 Befunde Datierung? 1 1 3 5 1 4 Tabelle 2: Verteilung der aufgedeckten Befunde nach Befundart und Datierung. Einzelne Befunde sollen näher vorgestellt werden. Neolithische Grube Die Grube St. 53 zeigt typischen Merkmale neolithischen Bht-Grube: Schluff, starke Planum, die einer grober Vergriesung im Humuseinwaschungen, Holzkohleflitter. Holzkohle wurde als Probe für eine AMS-Datierung Abb. 13: Bht-Grube St. 53, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR. genommen. Römische Befunde des 1. bis frühen 2. Jahrhunderts Der römischen Zeit des 1. bis frühen 2. Jahrhunderts können ein Töpfereibrennofen in Arbeitsbereich St. 6 sowie ein Urnen- und ein Brandschüttungsgrab in 20 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Arbeitsbereich St. 7 anhand des Fundmaterials zugewiesen werden. Der Ofen war leider durch die Arbeiten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KMBD) massiv gestört worden. Abb. 14 und 15: Nordprofil (oben) durch den gestörten Töpfereibrennofen, unten nach Herausnahme des durch den KMBD wieder eingebrachten Bodens, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR. Der Restbefund erlaubt die Ansprache als zweizügigen Töpfereibrennofen. Hier wurde eine Konzentration an Fehlbränden römischer Schwerkeramik (sog. Dolien) des 1. bis 2. Jahrhunderts festgestellt. Die im Zusammenhang damit gefundenen 21 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Scherben eines Topfes der Form Hofheim 87 konkretisieren die Datierung auf das 1.– frühe 2. Jahrhundert n. Chr. Abb. 16: Randscherben von Fehlbränden römischer Schwerkeramik (sog. Dolien) aus St. 52, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Der Restbefund sowie die Arbeitsgrube des Ofens, die sich nach Norden anschließt, konnten im Rahmen der Sachverhaltsermittlung aus zeitlichen Gründen nicht abschließend bearbeitet werden. Die zwei Brandgräber, das Urnengrab St. 56 und das Brandschüttungsgrab St. 57, in Arbeitsbereich St. 7 gehören demselben Zeitraum an, wobei St. 57 vermutlich auf das 1. Jahrhundert zeitlich zu beschränken ist (Becher Typ Haltern 57 bzw. Köln R22, Urne mit Seelenloch am Boden Typ Hofheim 87). Abb. 17 und 18: Urnengrab St. 56 im Planum (links), Brandschüttungsgrab St. 57 mit mittig platzierter Urne (rechts), Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR. 22 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Römische Befunde des 2. bis 3. Jahrhunderts In der römischen Zeit des 2.–3. Jahrhunderts n. Chr. erstreckte sich die Siedlungsfläche der Villa rustica in den Bereich des Flurstücks. Es handelt sich um die Kiesrollierung St. 59 in Arbeitsbereich St. 8 sowie die im selben Schnitt untersuchten großflächigen Gruben mit Siedlungsabfall St. 58 und 63, die sehr umfangreiches Fundmaterial erbrachten. Die 0,50-0,60 m breite Kiesrollierung aus gut sortiertem Grobkies und Geröllen, vereinzelt Ziegelbruch und Keramik diente als Streifenfundament eines Fachwerkbaus mit mindestens zwei Räumen. Abb. 19: Kiesrollierung St. 59, Foto: A. S. Mousavian, LVRABR. Abb. 20: Kiesrollierung St. 59 im Geoprofil St. 35 (Westprofil), Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR. Abb. 21: Südprofil der Abfallgrube St. 63, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR. Die Abfallgruben bargen Keramik des 2. bis ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts. 23 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Abb. 22: Fragmente von Dolien aus Abfallgrube St. 58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Abb. 23: Fragmente einer Reibschale mit Vertikalrand Köln S3 aus Abfallgrube St. 58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Abb. 24: Rand und Henkelansätze einer Amphore mit massivem Wulstrand Dressel 20 aus Abfallgrube St. 58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Abb. 25: Fragmente eines glattwandigen, weißtonigen Einhenkelkrugs aus Abfallgrube St. 58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Abb. 26: Ränder von Töpfen mit frühem herzförmigen Profil Niederbieber 89 aus Abfallgrube St. 58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Abb. 27: Deckel (oben links) sowie Ränder und Wandungsscherben von Töpfen mit weißem Ringdekor, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. 24 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Abb. 28: Fragmente von Bechern und Schälchen aus schwarzer Firnisware mit Griesbewurf, Barbotineverzierung und Kerbdekor Köln E20 und Niederbieber 32c aus Abfallgrube St. 58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Abb. 29: Fragmente eines Tellers und Napfes aus Terra Sigillata Drag. 18/31 und 33 aus Abfallgrube St. 58, Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Direkt südlich des Töpfereibrennofens St. 52 in Arbeitsbereich St. 6 fand sich ein jüngeres Grab, das in den Zeitraum späte 2./ersten Hälfte 3. Jahrhundert datiert. Es handelt sich um ein Brandgrubengrab mit mittig an der nördlichen Längsseite platzierter Beigabennische, die nach Einfüllen der Scheiterhaufenreste mit zwei hochkant gestellten Leistenziegeln verschlossen worden war. In den östlichen Ziegel war eine halbrunde Öffnung geschlagen worden (siehe Markierung auf dem Foto Abb. 31). Abb. 30 und 31: Beigabennische (links) und Brandgrubengrab St. 66 (rechts), Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR. In der Beigabennische fanden sich ein weißtoniger, glattwandiger Einhenkelkrug, dessen Rand bereits durch die Pflugtätigkeit gekappt worden war, ein Glasbecher aus sehr dünnem Glas mit Standring und Fadenauflage und ein Becher mit glattem Rand Niederbieber 30a (Abb. 30 und 32). 25 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Abb. 32: Gefäße aus der Beigabennische zu Brandgrubengrab St. 66 , Foto: K. White-Rahneberg, LVR-ABR. Neuzeitlicher Weg In Arbeitsbereich St. 3 wurden neuzeitliche Wagenspuren dokumentiert (St. 50). Sie gehören zu dem Weg, den die Tranchotkarte (vgl. Abb. 9) noch verzeichnet. Abb. 33: Wagenspuren des Weges St. 50, Foto: A. S. Mousavian, LVR-ABR. 26 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Ergebnisse und empfohlene weitere Maßnahmen o Vorgeschichtliche Befunde wurden nur sehr vereinzelt in den Schnitten der Sachverhaltsermittlung nachgewiesen. Eine Fundkonzentration vorgeschichtlicher Oberflächenfunde zeichnete sich nicht ab. o Mittelalterliche Befunde wurden wider Erwarten nicht in den Schnitten der Sachverhaltsermittlung nachgewiesen. Somit ist die relativ große Dichte an Oberflächenfunden mittelalterlicher Zeitstellung als Dungschleier zu deuten. o Die Lage der römischen Befunde spiegelt die Fundkonzentration der Oberflächenfunde dieser Zeit wider. Daher wird eine weitere Untersuchung des Bereichs der römischen Oberflächenfundkonzentration (Abb. 34: rote Linie), angepasst an das Befundaufkommen, empfohlen. o Innerhalb dieses Bereichs ist die abschließende Bearbeitung des römischen Töpfereibrennofens St. 52 und seiner Arbeitsgrube erforderlich. Abb. 34: Gesamtplan der Ausgrabung von 2015 mit Phasengliederung. 27 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Literatur Krämer/ Aeissen 2015 E. Krämer/M. Aeissen, Inden/Altdorf, B-Plan Nr. 35 „Am Lützeler Hof“, PR 2015/0700, Abschlussbericht (Bonn 2015). Die römische Keramik wurde bestimmt nach folgenden Autoren: H. Dragendorff, Terra Sigillata. Bonner Jahrb. 96/97, 1895, 18-155. D. Haupt, Römischer Töpfereibezirk bei Soller, Kr. Düren. In: Beitr. Arch. d. röm. Rheinlands 4 (Köln, Bonn 1984) 391–470. C. Höpken, Die römische Keramikproduktion in Köln. Kölner Forschungen 8 (Mainz 2005). K. H. Lenz, Siedlungen der Römischen Kaiserzeit auf der Aldenhovener Platte. Rhein. Ausgrabungen 45 (Köln, Bonn 1999). F. Oelmann, Die Keramik des Kastells Niederbieber. Mat. Röm.-Germ. Keramik 1 (Frankfurt 1914). R. Pirling/M. Siepen, Die Funde aus den römischen Gräbern von Krefeld-Gellep. Germ. Denkmäler Völkerwanderungszeit Serie B Bd. 20 (Stuttgart 2006). E. Ritterling, Das frührömische Lager bei Hofheim im Taunus. Ann. Ver. Nass. Altkde. u. Geschichtsforsch. 40, 1912 (Wiesbaden 1913). 28 NW 2015/0110 Inden-Altdorf (neu) Pläne Plan 1: Übersichtsplan, M 1:800 29