Daten
Kommune
Inden
Größe
95 kB
Datum
29.06.2017
Erstellt
13.06.17, 21:05
Aktualisiert
13.06.17, 21:05
Stichworte
Inhalt der Datei
Vorlagen-Nr.
Der Bürgermeister
Aktenzeichen
Datum
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Jörn Langefeld
29.05.2017
öffentlich
Beratungsfolge
Termin
Rat
29.06.2017
TOP Ein Ja
Nein
88/2017
Ent Bemerkungen
Betrifft:
Dienstreise vom 03.11.2016 bis 05.11.2017 nach Nafplio;
Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und griechischen Kommunen
Mitteilung:
Zunächst ist auszuführen, dass die Einladung zur sechsten Konferenz der Deutsch Griechischen
Versammlung auf Veranlassung von Herrn MdB Rachel an alle Bürgermeister im Kreis weiter
geleitet wurde. Federführend wurde diese Veranstaltung natürlich vom Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung begleitet. Ohne dies wäre diese Möglichkeit zu
einem Informationsaustausch in dieser ungewöhnlichen Konstellation, nämlich auf kommunaler
Ebene zwischen Bürgermeistern und Landräten in beiden Ländern nicht möglich gewesen. Ich
möchte mich an dieser Stelle nochmals herzlich für die Möglichkeit der, für die Gemeinde
kostenfreien, Teilnahme bedanken.
Inhaltlich war es ein sehr komprimiertes jedoch auch sehr informatives Programm. So habe ich an
verschiedenen Workshops und sogenannten Werkstattgesprächen teilgenommen.
Direkt am ersten Tag war dabei die Veranstaltung „Versorgung von Flüchtlingen in der Kommune“
herauszuheben. Dort schilderte zum Beispiel die stellvertretende Bürgermeisterin von Thessaloniki,
Frau Kalypso Goula, eindrucksvoll, wie in ihrer Stadt mit den ankommenden Massen an
Flüchtlingen umgegangen wurde. Dazu muss man wissen, dass es zu diesem Zeitpunkt im Herbst
2015 keinerlei Organisationsstruktur in dieser Hinsicht gab. Die Kommunen haben, anders als bei
uns, keinerlei Zuständigkeit für eine etwaige Versorgung von Flüchtlingen. Leider fühlte sich
damals niemand für die Versorgung der ankommenden Menschen zuständig, so dass zunächst alles
von der Unterkunft bis zur medizinischen Versorgung allein auf freiwilliger Basis organisiert
wurde.
Allerdings berichteten andere griechische Bürgermeister auch von erheblichen Schwierigkeiten
durch die massenhafte Migration. Uns allen bekannt sind die Bilder aus der Grenzstadt Idomeni.
Der dortige Bürgermeister, kämpft noch jetzt mit den Folgen, die dieses Flüchtlingslager in seiner
Grenzstadt hinterlassen hat. So berichtete er, dass, nachdem sich das Flüchtlingslager gebildet hatte
und immer weiter vergrößerte, lediglich das Militär den Bereich weiträumig absperrte und alles
andere den ausländischen Hilfsorganisationen überließ. Bis zur Auflösung des Lagers fiel so viel
Müll an, dass eine Entsorgung die dortige Gemeinde mehrere hunderttausende Euro kosten würde.
Geld, welches der Kommune nicht zur Verfügung stünde. Darüber hinaus würde die Gemeinde jetzt
von Landbesitzern und Umweltorganisationen wegen „Umweltverschmutzung“ auf Schadensersatz
verklagt. Der Bürgermeister fühlte sich offensichtlich von seiner Regierung im Stich gelassen. Es
gab auch andere Probleme, über die berichtet wurde. Der Bürgermeister der Insel Kos beklagte,
dass die dort anlandenden Flüchtlinge oft nicht zum Festland verbracht würden und fühlte sich
offensichtlich ebenfalls mit der Problematik allein gelassen.
Dies sind nur wenige Beispiele, welche die kommunalen Aufgaben und die damit verbundenen
Probleme im Rahmen der Migrationskrise natürlich nur verkürzt darstellen. Eines ist in den
Gesprächen jedoch deutlich geworden, nämlich dass die Migrationskrise noch lange nicht beendet
ist. So kann man davon ausgehen, dass alle derzeit in Griechenland aufhältigen Personen sich sofort
nach Deutschland oder in andere europäische Länder auf den Weg machen werden, sobald die
Möglichkeit, diese auf dem Landweg zu erreichen, wieder vorhanden ist. Dies ist auch daran
erkennbar, dass es in Griechenland keine wirklichen Konzepte zur dauerhaften Integration von
Flüchtlingen gibt. So wurden in dem sogenannten Study-Talk „Migration und Integration in der
Kommune – Erfahrungsaustausch zwischen deutschen und griechischen Kommune“ festgestellt,
dass die Bewältigung der Flüchtlingskrise eine gemeinsame Aufgabe Europas ist und hiervon
besonders die Kommunen betroffen sind. Deshalb ist ein enger Erfahrungsaustausch auf
kommunaler Ebene notwendig. In diesem Study-Talk haben Kommunalpolitiker aus Deutschland
und Griechenland ihre praktischen Erfahrungen ausgetauscht und Möglichkeiten der
Zusammenarbeit entwickelt. Im Vordergrund stehen dabei der Aufbau von effizienten
Verwaltungsstrukturen sowie die Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren.
Schwerpunkte bilden dabei kommunale Kommunikations- und Koordinierungsformen. Die
Teilnehmer diskutierten darüber hinaus Möglichkeiten des Zugangs zu Finanzierungsinstrumenten.
Dies alles zeigte aber auch deutlich die Grenzen auf, welche sich aus mangelnden
Finanzierungshilfen seitens der Regierungen an die Kommunen ergeben. Ein Problem, welches die
Kommunen in beiden Ländern noch eine Weile beschäftigen dürfte.
Weitere Themen der Tagung waren die Bereiche Wirtschaft und Umweltschutz. Griechenland ist
bekanntermaßen kein Industrieland wie Deutschland. Trotzdem wurden einige bilaterale Projekte
zwischen deutschen Firmen z.B. im Bausektor oder im Agrarbereich vorgestellt, welche Hoffnung
auf künftige Kooperationen mit Griechenland machen.
Im Bereich Umweltschutz, insbesondere in den Bereichen Abfallwirtschaft und Abwasserentsorgung bestehen zu unseren Standards noch erhebliche Defizite. Griechenland setzt zum einen
noch größtenteils auf Mülldeponien und hinsichtlich der Nutzung von Kläranlagen bestehen keine
zwingenden gesetzlichen Vorgaben bzw. werden europäische Vorgaben nicht umgesetzt.
Insgesamt war es, aus meiner Sicht, gerade für die deutschen Bürgermeister und Landräte, sowie
die mit der Flüchtlingsproblematik beschäftigten deutschen Verwaltungsmitarbeiter eine sehr
aufschlussreiche Veranstaltung, welche die Möglichkeit bot, einmal über den Tellerrand der
eigenen Gemeinde hinaus zu schauen und im Dialog mit anderen Verständnis und Toleranz bei der
Herangehensweise an dringende Probleme zu wecken.
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Aufgestellt
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Bürgermeister
Fachbereichsleiter
Kämmerer
Mitteilungsvorlage 88/2017
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