Daten
Kommune
Pulheim
Größe
1,3 MB
Datum
19.09.2012
Erstellt
13.09.12, 15:41
Aktualisiert
13.09.12, 15:41
Stichworte
Inhalt der Datei
Dipl.-Met. Wolfram Bahmann
von der IHK Aachen öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für
Ausbreitung von Luftbeimengungen
Dipl.-Met. Nicole Schmonsees
von der IHK Flensburg öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für
Luftreinhaltung (Ausbreitung von Luftbeimengungen) und Mikroklima
in Kooperation mit
RWE Power
Modellierung der Verschattungseffekte
durch sichtbare Schwaden und Gebäude
im Zusammenhang mit der
Errichtung einer neuen Kraftwerksanlage
am Standort Niederaußem
Hinweis: Das nachfolgende Gutachten wird wortgleich sowohl im FlächennutzungsplanÄnderungsverfahren als auch im parallel durchgeführten Bebauungsplanverfahren verwendet.
Proj. W0510/09/14
02.04.2012
ArguMet - Büro West Dipl.-Met. Wolfram Bahmann
Tacitusweg 12 D-50321 Brühl Tel. 02232 209 114 Fax 02232 209 123 eMail west@argumet.de
ArguMet - Büro Nord Dipl.-Met. Nicole Schmonsees
Dorfstr. 5d D-24857 Borgwedel Tel. 04621-360431 Fax 04621-934705 eMail nord@argumet.de
www.argumet.de
RWE Power
Auswirkungen Hybrid-Kühlturm in Niederaußem
Titel
:
Modellierung der Verschattungseffekte
durch sichtbare Schwaden und Gebäude
im Zusammenhang mit der
Errichtung einer neuen Kraftwerksanlage
am Standort Niederaußem
Auftraggeber
:
RWE Power AG
Stüttgenweg 2
50935 Köln
Auftrag vom
:
03.12.2009
Bestellnummer :
4300163070
Auftragnehmer :
argumet
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Arbeitsgemeinschaft für Umweltmeteorologie und Luftreinhaltung
Bahmann & Schmonsees GbR - Büro West
Tacitusweg 12
50321 Brühl
und Kooperationspartner:
simuPLAN
Ingenieurbüro für numerische Simulation
Heroldstr. 26
46284 Dorsten
Bearbeiter
:
Dipl.-Met. Wolfram Bahmann
Dipl.-Met. Georg Ludes
Projekt-Nr.
:
W0510/09/14
Stand
:
02.04.2012
Bericht
:
19 Seiten
Anhang
7 Seiten
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Auswirkungen Hybrid-Kühlturm in Niederaußem
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Inhalt
1
Einleitung...........................................................................................................4
Kühlturmarten ............................................................................................................... 4
Naturzug-Nasskühlturm ................................................................................................ 4
Hybrid-Kühlturm ............................................................................................................ 6
Schwadenarten ............................................................................................................. 7
2
Aufgabenstellung...............................................................................................9
3
Untersuchte Fälle ..............................................................................................9
4
Vorgehensweise ..............................................................................................11
5
Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse .................................................15
6
Ergebnisse.......................................................................................................16
7
Zusammenfassung der Ergebnisse .................................................................19
Anhang 1:
Eingangsdaten Kühlturm/Kamin.........................................................20
Anhang 2:
Untersuchungszeitraum .....................................................................22
Anhang 3:
Methodik / Berechnungsverfahren .....................................................24
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Auswirkungen Hybrid-Kühlturm in Niederaußem
1
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Einleitung
Kühlturmarten
Vor den Details zur Schwadenbildung werden zunächst die für dieses Gutachten maßgeblichen Kühlturmarten bezüglich ihres Aufbaues und ihrer Funktionsweise erläutert sowie bezüglich der sich ergebenden Schwaden beschrieben und verglichen.
Naturzug-Nasskühlturm
Aufbau
Bild 1:
Aufbau eines Naturzug-Nasskühlturms (Quelle: RWE Power)
Der Naturzug-Nasskühlturm ist im Prinzip ein Hohlzylinder mit offenen Enden, die am unteren Rand genügend weit entfernt von der Bodenfläche (der Kühlturmtasse) auf Stützen aufgestellt werden. Im unteren Teil befinden sich Verteilerrohre und Düsen zum Versprühen des
Kühlwassers (Sprühebene). Das eingesprühte Kühlwasser verdunstet zum Teil und erwärmt
Luft, die sich ausdehnt und zusammen mit dem Wasserdampf nach oben strömt. Dabei wird
vom unteren Rand neue Kühlluft aus der Umgebung nachgezogen (Kamineffekt). Weiterhin
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befinden sich im Inneren unterhalb der Sprühebene Einbauten zur Verrieselung, von denen
das gekühlte Wasser in die Kühlturmtasse abregnet. Oberhalb der Sprühebene befinden sich
sogenannte Tropfenabscheider, an denen von der Kühlluft mitgerissene Tropfen weitestgehend abgeschieden und damit unnötiger Kühlwasserverlust vermieden werden. Der übrige
Teil des Naturzug-Nasskühlturms ist leer und dient allein der Erzeugung eines Naturzugs
(natürlicher Auftrieb). Bei vielen Kraftwerken mit Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA)
wird das gereinigte Abgas in den Naturzug-Nasskühlturm eingeleitet. Hierdurch kann auf einen separaten Kamin und auf ein Abgasgebläse zur Ableitung des Abgases in die Atmosphäre verzichtet werden. Der Einfluss der in den Kühlturm eingeleiteten Abgase auf Volumen, Aufstiegshöhe und Länge des Schwadens wird bei den Berechungen berücksichtigt.
Funktionsweise
Im Naturzug-Nasskühlturm wird die Kühlluft durch die Verdunstung eines Teils des Kühlwassers befeuchtet. Zusätzlich wird das Kühlwasser durch den direkten Kontakt mit der Luft gekühlt und die Luft dabei erwärmt. Die Erwärmung der Luft führt zu einer Abnahme der Dichte
und damit einer Zunahme des Auftriebs der Luft. Oberhalb des Kühlturmes wird der Schwaden sichtbar, da ein Teil des Wasserdampfes durch den Kontakt mit der deutlich kälteren
Umgebungsluft zu kleinsten Tröpfen kondensiert. Etwa 1,5 bis 2,5 % des umlaufenden
Kühlwassers verdunsten dabei und müssen laufend ergänzt werden.
Schwaden
Der Naturzug-Nasskühlturm emittiert sichtbare Schwaden, deren Volumen, Aufstiegshöhe
und Länge von den meteorologischen Umgebungsbedingungen bestimmt werden. Der im
Schwaden enthaltene Wasserdampf vermischt sich mit der Umgebungsluft. Die im sichtbaren Schwaden enthaltenen Tröpfchen trocknen entlang des Schwadenweges ab. Hierdurch
löst sich der sichtbare Schwaden - in Abhängigkeit von den meteorologischen Umgebungsbedingungen – kraftwerksnäher oder kraftwerksferner auf und wird nicht mehr sichtbar. In
größerer Entfernung vom Kühlturm sind sogenannte Sekundärschwaden möglich. Die Entstehung dieser Schwadenart wird im nächsten Kapitel beschrieben.
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Hybrid-Kühlturm
Aufbau
Bild 2:
Prinzipielle Darstellung des Aufbaus eines Hybrid-Kühlturms
(Quelle: http://www.strom-online.ch/hybridkuehlturm.html)
Der Hybrid-Kühlturm ist baulich deutlich niedriger als ein Naturzug-Nasskühlturm gleicher
Kühlleistung, da der Luftzug im Wesentlichen mit Ventilatoren erzeugt wird. Zusätzlich besitzt
der Hybrid-Kühlturm Wärmetauscher, wodurch im Normalbetrieb die Abwärme zusätzlich
konvektiv ohne Wasserverdunstung an einen Teil der Kühlluft abgeführt wird.
Auch der Hybrid-Kühlturm ist ein Hohlzylinder mit offenen Enden, die vertikal und am unteren
Rand genügend weit entfernt von der Bodenfläche (der Kühlturmtasse) auf Stützen aufgestellt werden. Auch bei ihm befinden sich im unteren Teil Verteilerrohre und Düsen zum Versprühen des Kühlwassers (Sprühebene). Das eingesprühte Kühlwasser verdunstet zum Teil,
kühlt ab und erwärmt die Luft, die sich ausdehnt und zusammen mit dem Wasserdampf nach
oben strömt. Die Kühlluft wird mittels Ventilatoren aus der Umgebung angesaugt und zu einem Teil in die Wärmetauscher und zu einem anderen Teil in die Sprühebene gefördert. Unterhalb der Sprühebene befinden sich Einbauten zur Verrieselung, von denen das gekühlte
Wasser in die Kühlturmtasse abregnet. Oberhalb der Sprühebene befinden sich sogenannte
Tropfenabscheider, an denen von der Kühlluft mitgerissene Tropfen weitestgehend abgeschieden und damit unnötiger Kühlwasserverlust vermieden werden. Der übrige Teil des
Hybrid-Kühlturms ist leer.
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Funktionsweise
Hybridkühlung vereinigt die technisch-physikalischen Vorteile von Trockenkühlung (keine
Wasserverdunstung) und Nasskühlung (hohe Kühlleistung, besserer Wirkungsgrad) bei verringertem Wasserverbrauch. Gegenüber der Nasskühlung reduziert dieses Verfahren jedoch
wegen des Leistungsbedarfes für die elektrisch angetriebenen Ventilatoren den Wirkungsgrad der Gesamtanlage. Beim Hybrid-Kühlturm wird den Schwaden des Nassteils vor dem
Verlassen in die Atmosphäre ein warmer, in den Wärmetauschern des Trockenteils erzeugter Luftstrom beigemischt. Dadurch bleibt der Mischschwaden - zumindest bei Betriebsbedingungen unterhalb der Anlagenkennlinie – untersättigt, wodurch die Bildung feinster Wassertröpfchen vermieden wird. Der Schwaden des Hybrid-Kühlturms ist daher in der Regel
nicht sichtbar.
Schwaden
Hybrid-Kühltürme emittieren überwiegend nicht sichtbare Schwaden, deren Volumen, Aufstiegshöhe und Länge von den meteorologischen Umgebungsbedingungen bestimmt werden. Der im untersättigten Schwaden enthaltene Wasserdampf vermischt sich mit der Umgebungsluft und bleibt so entlang seines Ausbreitungwegs nicht sichtbar. Erst wenn die Außenluft nur noch wenig Wasserdampf aufnehmen kann, also bei geringeren Außentemperaturen und / oder größerer Luftfeuchte, gelingt es nicht mehr, sichtbare Schwaden zu vermeiden. Darüber hinaus sind in größerer Entfernung sogenannte Sekundärschwaden möglich.
Die Entstehung dieser Schwadenart wird im nächsten Kapitel beschrieben.
Schwadenarten
Folgende Schwadenarten lassen sich unterscheiden:
Nicht sichtbare Wasserdampfschwaden
Jede Art von Wasserdampfemission führt zu einer Art Schwaden, der solange unsichtbar
bleibt, solange das Sättigungsdefizit, d.h. das Aufnahmevermögen der Luft für gasförmiges Wasser, nicht Null ist.
Sichtbare Schwaden
Ist die Luft bei verschwindendem Sättigungsdefizit gesättigt, beginnt bei weiterer Zufuhr
von Wasserdampf bzw. bei Abkühlung der Luft die Kondensation in kleinen Tropfen (typischerweise mit einem Durchmesser von 2 bis 10 µm = tausendstel Millimeter), die aufgrund ihrer Anzahl je Volumen und ihren optischen Eigenschaften den Schwaden sichtbar
machen.
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Sekundärschwaden
Sekundärschwaden können bei geringem Wind über dem Kraftwerk oder max. in wenigen
Kilometern Entfernung und meist in größerer Höhe (einige hundert Meter über der Kühlturmmündung) auftreten. Auch wenn der Schwaden zunächst nicht sichtbar ist, entweder
seit der Mündung oder nachdem er abgetrocknet ist, kann er je nach meteorologischen
Umgebungsbedingen in Bereiche gelangen, in denen kein Sättigungsdefizit vorhanden ist.
Liegt dieser Bereich an der Grenze der Mischungsschicht (bis 1500 m Höhe über Geländeoberkante), so kann die dort auftretende Kondensation und Tropfenbildung wolkenähnliche Strukturen bilden.
Rauchgasfahne des Kamins
Bei Kraftwerken mit Hybrid-Kühltürmen muss das Reingas aus der Rauchgasentschwefelung über einen separaten Kamin abgeleitet werden. Aufgrund der gegenüber Schwaden
höheren Temperatur der Abgase können diese während der nassen Rauchgasentschwefelung (REA) mehr Wasserdampf aufnehmen. Bei einer Abgasableitung über einen Kamin
kondensiert der im Abgas enthaltene Wasserdampf schon in geringer Entfernung von der
Kaminmündung aufgrund des Einmischens von kühler Umgebungsluft, d.h die Abgasfahne wird durch die Kondensattropfen sichtbar.
Restbrüden
Eine weitere Wasserdampfquelle sind Restbrüden aus der Kohletrocknung, die über das
Kesselhausdach abgeleitet werden. Diese Emission kann jedoch aufgrund der geringen
Menge vernachlässigt werden.
Der aufgrund von kleinsten Tröpfchen sichtbare Schwaden löst sich in Abhängigkeit von den
meteorologischen Bedingungen auf, d.h. er trocknet bei zunehmendem Sättigungsdefizit
(nicht mit Wasserdampf gesättigte Luft) wieder ab.
Die Untersuchung verschiedener Autoren auf Basis realer meteorologischer Vertikalprofile
führt im Vergleich zu pauschalen Annahmen über den Aufbau und die Feuchteverteilung in
der Atmosphäre zu realistischen Prognosen. Vor diesem Hintergrund sind die Umweltauswirkungen (Verschattungseffekte) von Hybrid-Kühltürmen im Jahresmittel geringer, als in
1
früheren Analysen berichtet wurde.
1
Necker, Dissertation, Universität Karlsruhe
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2
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Aufgabenstellung
Die zu erwartenden Auswirkungen nach Inbetriebnahme des geplanten 1.100 MW Braunkohle-Blocks mit Hybrid-Kühlturm am Standort Niederaußem auf die Sonnenscheindauer in der
Umgebung sind unter Berücksichtigung der vorlaufend und im Zusammenhang mit dem Vorhaben vorgesehenen Stilllegungen am Standort Niederaußem abzuschätzen und in ihrer örtlichen Ausprägung darzustellen.
3
Untersuchte Fälle
Bei der Modellierung werden die Kühltürme und die größeren, für die Schattenbildung relevanten Gebäude (ab etwa 40 m Höhe) berücksichtigt (vgl. Bild 1).
Bild 3:
2
Schematisierte Darstellung der bei der Verschattungsberechnung
berücksichtigten Gebäude (Hybrid-Kühlturm farblich hervorgehoben; am oberen Bildrand Kraftwerk Neurath mit dem bestehenden Standort und den BoA-Blöcken F/G)
Folgende Fälle werden für den Standort Niederaußem betrachtet:
2
Hintergrund aus Google Earth
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Fall 1 = vor Inbetriebnahme der Neuanlage in Niederaußem
Niederaußem
2 x 150 MW Blöcke A, B endgültig stillgelegt (Gebäude sind vorhanden)
4 x 300 MW Blöcke C, D, E, F einschließlich der Kühltürme in Betrieb
2 x 600 MW Blöcke G, H mit 2 Kühltürmen in Betrieb
1 x 950 MW BoA1 mit 1 Kühlturm in Betrieb
Neurath
3 x 300 MW mit 3 Kühlturmen in Betrieb
2 x 600 MW mit 2 Kühlturmen in Betrieb
2 x 1100 MW mit 2 Kühltürmen in Betrieb (BoA2&3)
Fall 2 = nach Inbetriebnahme der Neuanlage in Niederaußem
Niederaußem
2 x 150 MW Blöcke A, B endgültig stillgelegt (Gebäude sind vorhanden)
4 x 300 MW Blöcke C, D, E, F einschließlich der Kühltürme endgültig stillgelegt
(Gebäude sind vorhanden)
2 x 600 MW Blöcke G, H mit 2 Kühltürmen in Betrieb
1 x 950 MW BoA 1 mit 1 Kühlturm in Betrieb
1 x 1100 MW BK-Block mit 1 Hybrid-Kühlturm in Betrieb
Neurath
3 x 300 MW mit 3 Kühlturmen in Betrieb
2 x 600 MW mit 2 Kühlturmen in Betrieb
2 x 1100 MW mit 2 Kühltürmen in Betrieb (BoA2&3)
In beiden Fällen wird im Sinne eines konservativen Ansatzes ein ganzjähriger, durchgehender Volllastbetrieb angenommen; plan- und außerplanmäßige Stillstände sowie Teillastbetrieb werden nicht berücksichtigt.
Die Daten für die Schwadenparameter sind in Anhang 1 in Abhängigkeit von der Temperatur
aufgelistet. In Abhängigkeit von der Zeitreihe der meteorologischen Bedingungen wird die
Schwadensimulation so realistisch abgebildet.
Für das Kraftwerk Neurath wird einschl. der Blöcke F/G (BoA2&3) ebenfalls ein ganzjähriger,
durchgehender Volllastbetrieb ohne plan- und außerplanmäßige Stillstände angenommen.
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Das Kraftwerk Frimmersdorf wird in diesem Gutachten nicht berücksichtigt. In beiden Fällen
(Fall 1 und Fall 2) sind in Frimmersdorf bereits alle 12 x 150 MW-Blöcke endgültig stillgelegt.
Die beiden 300 MW-Blöcke in Frimmersdorf werden nach der Stilllegung der 150 MW-Blöcke
weiter betrieben. Der Beitrag dieser Blöcke zu der Verschattungssituation im Bereich des
Kraftwerks Niederaußem ist jedoch unerheblich und wird deshalb nicht berücksichtigt.
4
Vorgehensweise
Die Dimensionen (Höhe über Erdboden, Durchmesser, Länge) und die Richtung von Schwaden sind von den atmosphärischen Bedingungen abhängig. Temperatur und Feuchte
bestimmen das Sättigungsdefizit der Umgebungsluft. Ist dieses nicht Null, so trocknet ein
Schwaden mit kondensierten Tröpfchen nach und nach ab und wird dann unsichtbar, d.h. er
löst sich optisch auf. Die Windrichtung bestimmt, wohin sich die Achse des aufsteigenden
Schwadens erstreckt und die Windgeschwindigkeit bestimmt, wie stark die Achse von der
Senkrechten im Fall von kompletter Windstille abweicht, d.h. wie sehr die Schwadenachse
schräg steht.
Das optische Gebilde „Wasserdampfschwaden“ ist aufgrund der Eigenschaften der Tröpfchen praktisch undurchsichtig.
Jeder undurchsichtige Gegenstand wirft bei Sonnenschein einen Schatten, d.h. in dem Bereich des Schattens kann ein Beobachter die Sonne nicht mehr direkt sehen, da sichtbarer
Schwaden den Blick auf die Sonne versperrt. Da die Sonne in Abhängigkeit von der Tagesund Jahreszeit wandert, verlagert sich auch der Schatten (im Bodenniveau).
Die Ausbildung der sichtbaren Schwaden und der Schattenwurf können mittels ComputerProgrammen berechnet/modelliert werden. Hierbei werden alle meteorologischen, astronomischen und geometrischen Verhältnisse berücksichtigt.
Eingangsdaten hierfür sind die Lage der Schwadenquellen und die meteorologischen sowie
astronomischen Daten. Die Emissionsdaten sind im Anhang 1 beschrieben. Die meteorologi3
schen Daten wurden einer Datenbank des Deutschen Wetterdienstes für den Gitterpunkt
Grevenbroich entnommen, da kontinuierliche, zeitlich hoch aufgelöste Daten über den vertikalen Aufbau der Atmosphäre nur hier verfügbar sind.
Mit dem SPLaSh genannten Modellsystem (siehe Anhang 3) werden aufgrund der Stundenzeitreihe des Sonnenscheins im Umfeld des Standorts die Orte ermittelt, an denen die
3
Analysefelder der LME-Datenbank (DWD) für Temperatur, Feuchte, Windrichtung und -geschwindigkeit zwischen Bodenniveau und ca. 2,5 km Höhe
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Sonne in Folge der sichtbare Schwaden nicht direkt zu sehen ist. Führt man diese Berechungen für ein ganzes Jahr durch, so lassen sich Karten erstellen, die eine zur Gesamtsonnenscheindauer relative Verminderung zeigen.
Diese Modell-Rechenläufe wurden für beide Fälle durchgeführt. Die Ergebnisse beider Fälle
werden in eine Differenzdarstellung überführt, um aufzuzeigen, wo und in welchem Umfang
Veränderungen auftreten. Die Berechnungen wurden für die Jahre im Zeitraum 2002 bis
2007 vorgenommen, da hierfür zeitlich hoch aufgelöste Vertikalprofile von Temperatur und
Feuchte verfügbar sind. Die Auswertung der Zeitverläufe für Sonnenscheinstunden (Anhang
2) zeigt, dass als Referenzjahr für das langjährige Mittel das Jahr 2002 angenommen werden kann.
Während die bestehenden Naturzug-Nasskühltürme auch bei relativ trockener Außenluft an
der Kühlturmmündung immer sichtbare Schwaden aufweisen, wird der Trocken- und Nassteil
des Hybrid-Kühlturms durch den Betrieb so eingestellt, dass an der Mündung und darüber
hinaus überwiegend kein sichtbarer Schwaden auftritt.
Nicht sichtbare Schwaden sind vergleichbar mit lokal begrenzten Schwankungen der Luftfeuchte. Ihre Wirkung auf das einfallende Licht unterscheidet sich nicht von der feuchter
Luftmassen bei maritim geprägten Wetterlagen. Deshalb liegen hier keine relevanten Einflüsse vor.
Die Gesamtheit der Punkte in Bild 4 stellt alle für den Standort tagsüber anwendbaren Temperatur/Feuchte-Wertepaare im Zeitraum 2002 bis 2007 dar.
Die Häufigkeit eines sichtbaren Schwadens beim Hybrid-Kühlturm ist durch die Grenzlinie
gegeben, die im Werteraum Temperatur/relative Feuchte durch einen Farbwechsel von blau
nach grau visualisiert wird. In der überwiegenden Zeit kann ein Betrieb ohne sichtbaren
Schwaden eingestellt werden.
(Hinweis: Das Diagramm erzeugt wegen Mehrfachbelegung von Punkten im Werteraum nicht
den gleichen Eindruck, den eine statistische Auswertung ergibt.)
Wenn man die Tageszeit als Bezugszeitraum betrachtet, kann durch den Hybrid-Betrieb über
ein Jahr gesehen in mehr als 90% der Tagesstunden ein Betrieb ohne sichtbaren Schwaden
eingestellt werden.
Wenn für den Hybrid-Kühlturm die Parameter der Umgebungsluft im Bereich des nicht sichtbaren Schwadens liegen, kann der zunächst unsichtbare Schwaden im Verlauf des Aufsteigens bei Kondensation in der Höhe wieder sichtbar werden. Da der Strahlcharakter des
Schwadens dann weitgehend abgeklungen ist, nennt man diese Ansammlung von Kondensationstropfen „Sekundärschwaden“.
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Solche Sekundärschwaden werden nur für die schwadenfreien Bedingungen modelliert. Hier
wird die Entwicklung eines wolkenähnlichen Sekundärschwadens im Kondensationsniveau
angenommen, das aufgrund der atmosphärischen Daten bestimmt wird (vgl. auch Erläuterungen im Anhang 3). Die entstehenden Sekundärschwaden können so einige hundert Meter
Durchmesser und Längen bis zu 2 oder 3 km aufweisen. Je nach Windgeschwindigkeit, d.h.
Achsverlauf im Schwadenmodell, kann der Sekundärschwaden mehr horizontal oder vertikal
ausgerichtet sein.
Aufgrund der relativ feuchteren Luft (kleineres Sättigungsdefizit) in den frühen Tagesstunden
(im Vergleich zu abends) trifft dieses abschattende Objekt (Sekundärschwaden) dann zeitlich
mit der im Südosten stehenden Sonne zusammen, so dass im Nordwesten die Verschattung
auftritt. Im Laufe des Jahres entsteht so bzgl. der Gesamtauswirkung eine gewisse Unsymmetrie mit einer etwas größeren Verschattungshäufigkeit im Nordwesten als im Nordosten.
Tendenziell findet diese Verschiebung in der Häufigkeit nach Westen auch schon für die Fälle statt, in denen ein Betrieb des Hybrid-Kühlturms mit unsichtbaren Schwaden nicht mehr
gegeben ist.
Insgesamt ist die Modellierung sowohl bei den Schwaden eines Naturzug-Nasskühlturms wie
auch beim Hybrid-Kühlturm konservativ angelegt.
Zur Nachtabschaltung des Hybridkühlturm-Trockenteils
Der Hybridkühlturm arbeitet tagsüber im Regelfall mit einer Kombination aus Nass- und Trockenkühlung. Der Trockenteil bewirkt, dass der im Nassteil entstehende Schwaden überwiegend nicht sichtbar wird. Der Nassteil alleine ist grundsätzlich so dimensioniert, dass der
Hybridkühlturm auch ohne den Betrieb des Trockenteils über eine ausreichende Kühlleistung
verfügt. Im Vergleich zum Tagbetrieb wird bei einer möglichen nächtlichen Abschaltung des
Trockenteils zum Einen der Schwaden sichtbar und zum Anderen der Auftrieb des Schwadens leicht abgeschwächt. Die Ventilatoren des Nassteils, die neben dem Naturzug des
Kühlturms den maßgeblichen Auftrieb des Schwadens erzeugen, bleiben jedoch auch bei
Abschaltung des Trockenteils weiter in Betrieb. So ist auch nachts ein ausreichender Auftrieb
des Schwadens sichergestellt. Eine nachtspezifische Neigung zu Nebelbildung, Eisglätte
oder ähnlichen Effekten ist daher nicht zu erwarten.
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Bild 4:
4
Werteraum aus Lufttemperatur/relative Luftfeuchte
mit Grenzlinie der sichtbaren Schwaden
4
für den Hybrid-Kühlturm (an der Mündung)
(meteorologische Daten der Jahre 2002-2007)
Grenzlinie von HAMON Thermal, extrapoliert
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Aufbereitung und Darstellung der Ergebnisse
1. Die Differenzkarte (Bild 5) stellt die durchschnittliche Veränderung der Sonnenscheindauer durch den Betrieb der Neuanlage mit Hybrid-Kühlturm, einschließlich der Wirkung
der Sekundärschwaden sowie der endgültigen Stilllegung der 4 x 300 MW Blöcke und
der dazu gehörenden Naturzug-Nasskühltürme gegenüber dem Ist-Zustand ohne Neubau dar (Differenz zwischen Fall 1 und Fall 2).
2. Die Verschattung durch sichtbare Schwaden (von Kühltürmen), durch Abgase aus den
Kaminen sowie durch die Kraftwerksgebäude selbst (bei Hybrid-Kühlturm einschließlich
Sekundärschwaden) wird auf die durchschnittliche Jahressumme der Sonnenscheinstunden im Zeitraum 2002-2007 bezogen.
3. Die berücksichtigten Gebäude sind in der Ergebniskarte als graue Rechtecke bzw. Kreise (für die Kühltürme) erkennbar. Bei den Berechnungen wurde auch die Verschattung
durch die Baukörper der nach der Stilllegung nicht mehr in Betrieb befindlichen Kühltürme der vier 300 MW-Blöcke berücksichtigt. In Bild 3 sind diese Gebäude aus der Vogelperspektive als Modellschema auf eine Landkarte platziert.
4. Die Beiträge der Anlagen des nordwestlich gelegenen Kraftwerks Neurath (bestehende
Anlagen und BoA-Neurath) sind rechnerisch berücksichtigt, im näheren Umfeld von Niederaußem aber faktisch vernachlässigbar.
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Ergebnisse
Differenzkarte
Bild 5:
Durchschnittliche Veränderung der jährlichen Sonnenscheindauer bezogen auf die
mittlere Sonnenscheindauer im Zeitraum 2002 bis 2007
Differenz aus Fall 1 minus Fall 2
Anmerkung: Eine Veränderung von weniger als 1% wird als nicht signifikant eingestuft und damit nicht
dargestellt. Selbst die Variation durch jahreszeitliche Änderung der Belaubung oder ein kleinräumiger
Ortswechsel verursachen bereits größere Veränderungen.
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Kernergebnisse
1. In den an das Kraftwerk Niederaußem angrenzenden Stadtteilen Niederaußem und Auenheim ergeben das Vorhaben und die Stilllegung der 300 MW-Blöcke eine deutliche Verringerung der Verschattung.
2. In den Wohngebieten der anderen angrenzenden Stadtteile Rheidt, Hüchelhoven, Oberaußem sowie in Bedburg-Rath ist keine Verschlechterung zu erwarten.
3. Im Bereich der Vorhabensfläche kommt es kraftwerksnah zu einer Zunahme der Verschattung. Hiervon sind primär die Vorhabensfläche (Kraftwerksgelände) sowie unmittelbar benachbarte Ackerflächen betroffen.
4. Die Beiträge der Anlagen des nordwestlich gelegenen Kraftwerk-Standortes Neurath –
bestehendes Kraftwerk und BoA-Neurath - sind rechnerisch berücksichtigt, aber im näheren Umfeld von Niederaußem vernachlässigbar. Beiträge der am Standort Frimmersdorf
verbleibenden beiden 300 MW-Blöcke sind für den Betrachtungsbereich unerheblich und
daher nicht berücksichtigt.
Darstellung und Erläuterung der Auswirkung auf Einzelpunkte im Untersuchungsraum
Die in Bild 5 farblich dargestellten Flächen zeigen die Veränderungen nach Inbetriebnahme
der Neuanlage und der endgültigen Stilllegung der 4 x 300 MW-Blöcke am Standort Niederaußem (Fall 2) im Vergleich zum Zeitpunkt vor Inbetriebnahme der Neuanlage (Fall 1).
Im Bereich der blau, türkis und grün dargestellten Flächen wird sich eine Verringerung der
Verschattung und damit eine Erhöhung der jährlichen Sonnenscheinstunden ergeben.
Im Bereich der rot, orange und gelb dargestellten Flächen wird sich lokal begrenzt eine Zunahme der Verschattung und damit eine Reduzierung der jährlichen Sonnenscheinstunden
ergeben.
Die in Bild 5 mit einem Rechteck (z.B. )
dargestellten Punkte werden beispielhaft als
repräsentative Punkte innerhalb der in der Legende angegebenen Verschattungsklassen betrachtet. An den in Bild 5 dargestellten Orten ergeben sich folgende Absolutwerte und Veränderungen:
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Markierung
in Karte
Ort
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Durchschnittliche
jährliche Sonnenscheinminderung vor
Inbetriebnahme der
Neuanlage in
Niederaußem
in Prozent der
jährlichen Sonnenscheindauer
(Mittel 2002-2007)
Durchschnittliche
jährliche Sonnenscheinminderung nach
Inbetriebnahme der
Neuanlage in
Niederaußem
in Prozent der
jährlichen Sonnenscheindauer
(Mittel 2002-2007)
Fall 1
Fall 2
Zunahme (+) bzw.
Minderung (-) der
jährlichen Sonnenscheindauer
Fall 1 minus Fall 2
1
Auenheim
Nord-Osten
25,8
19,5
+6,3 % / 103 h
2
Auenheim
Ortsmitte / Kirche
14,3
11,2
+3,1 % / 51 h
3
Auenheim
Süd-Westen
8,8
7,2
+1,6 % / 26 h
4
Niederaußem
Nähe Nord-SüdBahn
8,8
6,7
+2,1 % / 34 h
5
Niederaußem
Nord-Osten
3,7
2,5
+1,2 % / 20 h
6
Ackerflächen
nordwestlich von
Auenheim
14,7
13,0
+1,7 % / 28 h
7
Neuanlage
Werksgelände
24,4
42,4
-18,0 % / -294 h
8
Ackerflächen
nordöstlich
L279n
16,8
21,3
-4,5 % / -73 h
9
Ackerflächen
im Bereich der
Gillbachaue
10,3
11,6
-1,3 % / -21 h
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7
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Zusammenfassung der Ergebnisse
Die Ergebnisse der Modellierung des Einflusses der Gebäude und der sichtbaren Schwaden
auf die Sonnenscheinminderung nach Inbetriebnahme der Neuanlage mit Hybrid-Kühlturm
lassen unter Berücksichtigung der Stilllegung der vier 300 MW-Blöcke folgende Rückschlüsse zu:
Die Situation in den angrenzenden Stadtteilen Auenheim und Niederaußem verbessert
sich deutlich. Die Verbesserung beträgt 1 bis über 6 %-Punkte.
In den Wohngebieten der anderen angrenzenden Stadtteile Rheidt, Hüchelhoven, Oberaußem sowie in Bedburg-Rath ist keine Verschlechterung zu erwarten.
Im Bereich der Vorhabensfläche kommt es kraftwerksnah zu einer Zunahme der Verschattung. Hiervon sind das neue Kraftwerksgelände sowie benachbarte Ackerflächen betroffen. Im Bereich der benachbarten Ackerflächen ist mit einer Zunahme der Verschattung von jährlich 1 bis etwa 5 %-Punkten zu rechnen.
Für eine Beurteilung der Veränderung der Sonnenscheinstunden gibt es keinen Bewertungsmaßstab und auch keine per Konvention festgesetzten Grenzwerte. Die natürliche Variation in Raum (geografischen Lage) und Zeit (Jahressumme) liegt für die Anzahl Sonnenscheinstunden im Bereich von 20%. Zusätzliche Schwaden reduzieren die Anzahl der Sonnenscheinstunden örtlich je nach den Wetterbedingungen.
Durch den Einsatz eines Hybrid-Kühlturms werden die Auswirkungen des Gesamtkraftwerks
Niederaußem nach Inbetriebnahme der Neuanlage auf die Häufigkeit der Sonnenscheinstunden minimiert. Sie werden nur im nahen Umfeld als signifikant prognostiziert. Negative
Auswirkungen auf das Pflanzenwachstum sind dort jedoch entsprechend den agrarmeteorologischen Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen (LWK) nicht zu erwarten.
Bei der im Zuge der Errichtung der Neuanlage vorgesehenen Stilllegung alter NaturzugNasskühltürme werden in deren Umfeld deutliche Verbesserungen der Verschattungssituation auftreten. In den weiter entfernten Wohngebieten sind keine signifikanten Veränderungen
der bisherigen Situation zu erwarten.
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Anhang 1:
Eingangsdaten Kühlturm/Kamin
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Anhang 2:
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Untersuchungszeitraum
In Bild A-2 sind die Sonnenscheinstunden der laufenden Klimaperiode ab Beginn der 90er
Jahre dargestellt. Da vertikale meteorologische Profile in Stundenauflösung erst seit 2002
zur Verfügung stehen, wurden bei den Berechnungen die Verhältnisse im Zeitraum 2002 bis
2007 näher betrachtet. Die Werte der beiden untersuchten Stationen (Düsseldorf und Jülich)
variieren naturgemäß; das langjährige, regionale Mittel aus beiden Stationen beträgt im Mittel knapp 1600 Stunden. Diesen Wert findet man auch als klimatologisches Mittel im DWDKlimaatlas für das Rhein-Erft-Gebiet.
Bild A-2:
Zeitverlauf der Sonnenscheinstunden
(langjähriges Mittel als blaue Linie)
Für die Windverhältnisse wurden exemplarisch die Daten der Stationen Nörvenich und
Eschweiler ausgewertet (vgl. Bilder A-3a, b). Mit der Windrichtungsverteilung ist auch der
Ursprung der jeweiligen Luftmasse und deren Eigenschaften bzgl. Temperatur/Feuchte als
repräsentativ anzusehen. Fazit ist, dass der Zeitraum 2002-2007 auch bzgl. der Windverhältnisse repräsentativ ist.
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Bild A-3a: Windrose 2002-2007 (orange) im Vergleich zum langjährigen Mittel (blau)
Station Nörvenich
Bild A-3b: Windrose 2002-2007 (orange) im Vergleich zum langjährigen Mittel (blau)
Station Eschweiler
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Anhang 3:
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Methodik / Berechnungsverfahren
Das Modellsystem SPLaSh (Simulation of water vapor Plumes and its Shadows) dient zur
Bestimmung der Verschattung durch sichtbare Schwaden. In die zeitlich und räumlich hoch
aufgelösten Modellrechnungen fließen neben der
Kühlturmgeometrie und den in
Abhängigkeit der meteorologischen Bedingungen variierenden Abluftbedingungen die tagesund jahreszeitlich wechselnden Sonnenstände am Standort ein.
Die Emission von Wasserdampf aus den Naturzug-Nasskühltürmen wird beschrieben durch
den Volumendurchsatz an den Mündungsöffnungen. Die Modellierung der sichtbaren
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Schwaden wird mit dem Modell WCTP vorgenommen, das in seiner Grundstruktur auch für
die Beschreibung der Kühlturmfahnenüberhöhung im Modell AUSTAL2000 (Ausbreitungsrechnung nach TA Luf; dort VDISP genannt) implementiert ist. Die Sichtbarkeitsgrenze wurde anhand von vermessenen Einzelfällen validiert. Weiterhin wurden Plausibilitätsprüfungen
über Schwadenlängenstatistiken vorgenommen. Die feuchten und dadurch sichtbaren Ab6
gasfahnen von Schornsteinen werden mit dem Modell PLURIS modelliert. Auch hier wird
der Parameter der relativen Feuchte (>100%) für die Sichtbarkeit herangezogen.
In SPLaSh wird der Parameter ausgewertet, der den sichtbaren Anteil des Schwadens beschreibt. Ein Einmischen von (meist) trockenerer Umgebungsluft lässt den zu Beginn gesättigten Schwaden im Verlauf des Transports mit dem Wind abtrocknen und damit optisch verschwinden. Bei mehreren Kühltürmen werden die Schwaden jedes einzelnen Kühlturms separat modelliert.
Das Modell WCTP erfordert als Eingabedaten neben den Ausströmbedingungen (Geschwindigkeit und Temperatur), dem Kühlturmdurchmesser und der Kühlturmhöhe auch noch die
vertikalen Profile von Temperatur, relativer Feuchte und Windgeschwindigkeit. Diese werden
einem nahe gelegenen Gitterpunkt aus den unteren Schichten des sog. LM-Modells (Initialisierungsfeld) des Deutschen Wetterdienstes entnommen. Sie beschreiben in stündlicher Auflösung den gesamten Jahresverlauf. Die Betrachtung eines repräsentativen Jahres oder
besser mehrerer (typ. min. 5) Jahre ergibt eine im Sinne einer Prognose übertragbare Aussage. Diese Daten basieren auf Messdaten und sind räumlich modellgestützt auf ein Gitter
mit 7 km Maschenweite interpoliert.
Für die Verschattungssimulationen wird der Modell-Parameter VPD (visible plume diameter)
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Schatzmann, M., Policastro, A.J.: An advanced integral model for cooling tower plume dispersion
(WCTP - Wet Cooling Tower Plume), Atm. Environ. 18 (1984) S. 663 ff
Janicke, U., Janicke, L.: A three-dimensional plume rise model for dry and wet plumes (IBJpluris),
Atm. Environ. 35 (2001) S. 877-890
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ausgewertet, der den sichtbaren Anteil des Schwadens beschreibt. Ein Einmischen von
(meist) trockenerer Umgebungsluft lässt den zu Beginn gesättigten Schwaden im Verlauf des
Transports mit dem Wind abtrocknen und dann optisch verschwinden.
Aus den Modell-Ergebnissen von WCTP werden die Dimensionen der sichtbaren Schwaden
zusammen mit den Kühlturmpositionen und der Windrichtung der jeweiligen Stunde für ein
Programm aufbereitet, das die eigentliche Verschattungssimulation dieser dreidimensionalen
Objekte vornimmt. Hierfür wird jeweils ein ganzer Tagesablauf vom Sonnenaufgang bis zum
Sonnenuntergang gerechnet. Als Untersuchungsgebiet wird typischerweise ein quadratisches Gitter im Umkreis von 5 bis 10 km mit einer Maschengröße von 10 bis 50 m festgelegt.
Während der Abarbeitung der Zeitreihe besteht die Möglichkeit durch Zwischenspeicherung
der Ergebnisse auch saisonale Auswertungen vorzunehmen oder auch Zeitreihen an festen
Orten abzuleiten. Eine Differenzierung der Ursache der Verschattung nach sichtbaren
Schwaden und Gebäude kann ebenso vorgenommen werden.
Einzelne sichtbare Schwaden werden optisch überlagert. Dies führt allerdings an einem festen Ort nicht zu mehr Schatten, da eine zu einem Zeitpunkt durch ein Objekt verschattete
Zelle nicht stärker betroffen wird, wenn auch ein zweites Objekt hier zum gleichen Zeitpunkt
die Sonne abschirmt. Insofern wird der Parameter Verschattung nur als zwei Zustände behandelt: ohne und mit Schatten.
Der Übergang zur realen Schattenhäufigkeit wird durch Einbindung der Zeitreihe der Sonnenscheinstunden realisiert. Schattenbildung kann es nur bei Sonne geben. Ist der Himmel
mit natürlicher Bewölkung bedeckt, wird kein Schatten berechnet.
(Wenn keine Zeitreihe der Sonnenscheindauer vorliegt, lässt sich aus der astronomisch/geometrisch
möglichen max. Sonnenscheindauer durch Gewichtung der Zeitreihe des Bewölkungsgrads die Sonnenscheinminderung abschätzen. Der Bedeckungsgrad gibt in Achtel den Anteil des Himmelsraumes
an, der von Wolken eingenommen wird. Die maximal mögliche Beschattungsdauer wird um den beobachteten Bedeckungsgrad reduziert, so dass das Maximum nur bei wolkenlosem Himmel erreicht
werden kann. Bei vollständig bedecktem Himmel (8 Achtel) wird damit kein zusätzlicher Schatten
durch die Schwaden erzeugt.)
In den Fällen, in denen das Rechenmodell seine max. Entfernung erreicht hat, und der
Schwaden noch sichtbar ist, wird die Schwadengröße beibehalten und es wird ein weiter
fortgesetzter Transport in Windrichtung in gleicher Höhe angenommen. Hiervon sind etwa
typischerweise 1 bis 2% der Jahresstunden betroffen. Durch diesen konservativen Ansatz
ergibt sich eher eine Über- als eine Unterschätzung von langen oder hoch aufsteigenden
sichtbaren Schwaden in feuchten Luftmassen.
Modellparameter:
Räumliche Auflösung:
20 m
Zeitliche Auflösung:
2 Min.
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Optional kann SPLaSh die Verschattung auch auf der topografischen Oberfläche ermitteln.
Die Modellierung für den Hybrid-Kühlturm wird in zwei Fälle unterteilt:
1)
Der Betrieb führt gemäß der Grenzlinie im Temperatur-/Feuchte-Werteraum zu einem sichtbaren Schwaden; dann wird der Schwaden wie für einen NaturzugNasskühlturm berechnet.
2)
Der Betrieb erfolgt ohne sichtbaren Schwaden; dann wird der nicht sichtbare
Schwaden auf seine Eigenschaften hin untersucht, in größerer Höhe ggf. einen Sekundärschwaden zu entwickeln. Dies ist ein Bereich, in dem aufgrund eines verschwindenden Sättigungsdefizits Rekondensation eintritt und der Schwaden dadurch wieder sichtbar wird.
Das Objekt Sekundärschwaden wird als Zylinder modelliert, der den Bereich mit
Kondensation umhüllt. Sein Durchmesser ist der des Schwadens; seine Länge wird
für die hier ausschließlich betrachteten Fälle mit Sonnenschein entsprechend Beobachtungen mit 10 Durchmessern abgeschätzt.
Bild A-1:
Schema der Verschattungs-Simulation mit modellierten Schwaden
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