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Vorlage (Rede 50 Jahre Elysée-Vertrag)

Daten

Kommune
Brühl
Größe
15 kB
Datum
15.07.2013
Erstellt
10.07.13, 18:30
Aktualisiert
10.07.13, 18:30
Vorlage (Rede 50 Jahre Elysée-Vertrag) Vorlage (Rede 50 Jahre Elysée-Vertrag)

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Inhalt der Datei

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, lieber Philippe, liebe Freundinnen und Freunde aus Sceaux, sehr geehrte Ehrengäste, leider ist es mir nicht möglich am heutigen Tag mit Ihnen den 50. Jahrestag der Unterzeichnung des Elysée - Vertrages in Sceaux zu feiern. Es ist mir umso mehr ein Bedürfnis, Ihnen allen einen herzlichen Gruß der Bürgerinnen und Bürger aus Brühl, aber auch persönlich zu senden und Ihnen einen bewegenden und unvergesslichen Gedenktag zu wünschen, ein Tag, der für die tiefe Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland steht. Der am 22. Januar 1963 von Staatspräsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer geschlossene Elysée - Vertrag eröffnete eine außergewöhnliche und in seiner Intensität einzigartige Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Er ist die politische, rechtliche und symbolische Grundlage für eine beispielhafte Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Staaten. Darüber hinaus stellt er die Basis der größten Friedensbewegung weltweit dar, die Entwicklung kommunaler Freundschaften als Grundlage der Verständigung zwischen zwei Nationen. Bereits am 9. September 1962 hatte Präsident de Gaulle während seines Deutschlandbesuches eine bedeutsame und viel beachtete Rede gehalten, die als "Ansprache an die Jugend" in die Geschichte einging. Staatspräsident De Gaulle ermutigte die nach dem Krieg völlig verunsicherte jüngere Generation, selbstbewusst voranzugehen und reichte damit die Hand zur Versöhnung mit dem einstigen Kriegsgegner. Die herzlichen Worte, die der französische Präsident und General für die jungen Deutschen in Ludwigsburg fand, bedeuteten eine radikale Wende in der Sicht auf den Nachbarn. Nicht mehr die Kriegsschuld allein, sondern auch die Anerkennung der kulturellen Leistungen Deutschlands stand im Vordergrund. Diese Sichtweise wurde zur Grundlage einer breiten jahrzehntelangen Kooperation der Menschen beider Länder. Die Schul- und Städtepartnerschaften, das DeutschFranzösische Jugendwerk, bis hin zu Projekten des Sprachaustausches bilden seither, insbesondere die Zusammenarbeit der Zivilgesellschaften, eine stabile Grundlage für die Freundschaft der ehemaligen „Erbfeinde“. Mit dieser geschichtsträchtigen Rede im September 1962 gelang Staatspräsident De Gaulle, endgültig der Durchbruch zu einer vertrauensvollen und freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern. Die unmittelbare Folge war der historisch einmalige Élysée - Vertrag, mit dem beide Länder wenige Monate später eine dauerhafte und strukturierte Zusammenarbeit vereinbarten. Diese Zusammenarbeit wiederum wurde zu einem entscheidenden Faktor der europäischen Integration. Die Brühler Bürgerinnen und Bürger sind zurecht stolz darauf, dass Staatspräsident Charles De Gaulle am 4. September 1962 während seines Staatsbesuches in Deutschland zum Abendessen auf Schloss Augustusburg in Brühl war. Damalige Zeitzeugen berichten noch heute, wie sehr die Menschenmenge ihn begeistert am Schlosspark, unserer heutigen UNESCO Welterbestätte, umjubelt und empfangen hat. Nun feiern wir in diesen Tagen den 50.Jahrestages dieses Durchbruches und unserer so tief empfundenen Freundschaft in unseren Ländern. Städtepartnerschaften haben bei der deutsch-französischen Aussöhnung eine unverzichtbare Rolle gespielt. Aus meiner Sicht ist sie jedoch keineswegs nur ein Relikt der Vergangenheit, sondern vielmehr ein Zeichen für die Zukunft, in einem Europa, in dem wir tagtäglich mangelnde Beziehungen zwischen den Zivilgesellschaften und mangelndes Verständnis für das europäische Projekt feststellen. Europa wird weiterhin Schwierigkeiten haben, wenn sich die politischen Verantwortlichen zwar in Brüssel abstimmen, es aber zwischen den Völkern keine Annäherung und kein gegenseitiges Verständnis für die Probleme des anderen geben würde. Wie in vielen anderen Bereichen auch kann die deutsch-französische Erfahrung Beispiel und treibende Kraft für den Rest Europas sein. Dank Staatspräsident De Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer sieht der Elysée - Vertrag von 1963 vor, dass die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nicht nur über Beziehungen auf der Ebene der Regierungen, sondern auch über einen intensiven Austausch zwischen unseren Zivilgesellschaften erfolgen muss. Dies ist heute genauso aktuell wie damals. Auf der Grundlage dieses Freundschaftsvertrages wurden über 2.200 deutschfranzösische Partnerschaften zwischen Städten und Regionen gegründet; sozusagen ein Netzwerk menschlicher Beziehungen von beispiellosem Reichtum. Seit 1963 hat das Deutsch-Französische Jugendwerk über 8 Millionen jungen Deutschen und Franzosen die Teilnahme an rund 300.000 Austauschprogrammen ermöglicht. Zahlreiche universitäre Bindungen wurden geknüpft und unter der Ägide der deutschfranzösischen Universität gibt es mehr als 140 integrierte deutsch-französische Ausbildungen mit einem doppelten Abschluss, der auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt ist. So wie die Versöhnungsgeneration nach dem Zweiten Weltkrieg das Fundament für die Partnerschaft unserer Länder legte, auf dem die deutsch-französische Freundschaft wachsen konnte, schaffen wir eine emotionale Verbindung, die unverzichtbar ist für die Lebendigkeit und Vielfalt der Beziehungen zwischen unseren beiden Städten ist. Gerade für die junge Generation dürfen wir uns nicht auf den bereits erzielten Errungenschaften ausruhen, sondern müssen unseren Austausch unermüdlich pflegen und intensivieren. Heute machen wir weiter, und zwar indem wir die Geschichte unserer Zukunft gestalten, die Geschichte Europas, in dem alle Bürger ihren Platz haben und alle jungen Menschen eine Chance bekommen. Wenn alle Städte Europas weiterhin so zahlreiche persönliche und menschliche Kontakte knüpfen wie Sceaux und Brühl, dann bin ich überzeugt, dass uns dieses große Werk gelingen wird. Gerade und im Besonderen für die jungen Menschen unserer Städte. Im nächsten Jahr feiern wir das 50-jährige Bestehen unserer Städtepartnerschaft. Diese Partnerschaft liegt mir sehr am Herzen und ich freue mich auf das Jahr 2014, in dem wir auf 50 Jahre gelebte Freundschaft schauen können. Auf diesem Wege sende ich ein herzliches Willkommen an unsere Freundinnen und Freunde aus Sceaux mit meinem Freund, Bürgermeister Philippe Laurent und seiner Frau, an der Spitze. Herzliche Grüße aus Brühl, Ihr Michael Kreuzberg Bürgermeister