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Vorlage (Konzept von der Bildungslotsin zur Elterngegleitung)

Daten

Kommune
Brühl
Größe
424 kB
Datum
14.11.2013
Erstellt
05.11.13, 18:23
Aktualisiert
05.11.13, 18:23

Inhalt der Datei

Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ Ziele und Aufgaben begleitender Elternarbeit mit dem Focus Bildung im Stadtteil Brühl Vochem als Teil einer Präventionskette ...................................................................................................................................................... Verantwortlich: Sozialdienst katholischer Frauen Rhein-Erft-Kreis e.V. An. St. Severin 13 50226 Frechen Tel. 02234 603980 www.skf-erftkreis.de Stephanie Akele Ulrike Schubert Sep 2013 Gliederung: Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin .................................................................................. 1 1 Ausgangssituation ................................................................................................................................ 1 1.1 Der Stadtteil Vochem und die Grundidee des Projekts..................................................................... 1 1.2 Bildungsbegriff................................................................................................................................... 2 1.3 Überblick über Bildungsangebote ..................................................................................................... 2 2 Ziele und Aufgaben (aktive Eltern – schlaue Kinder)............................................................................ 3 2.1 Elternbegleitung ab der Geburt......................................................................................................... 4 2.2 Aufgaben ........................................................................................................................................... 5 3 Rahmenbedingungen ........................................................................................................................... 5 3.1 Räumliche und zeitliche Rahmenbedingungen ................................................................................. 5 3.2 Koordinierung, Kooperation, Fortbildungen, Berichtswesen............................................................ 6 4 Umsetzung ................................................................................................................................ 6 4.1 Zugänge ............................................................................................................................................. 7 4.2 Hausbesuche ..................................................................................................................................... 7 4.3 Vermittlung und Begleitung .............................................................................................................. 7 4.4 Gruppenangebote ............................................................................................................................. 8 5 Qualitätssicherung ..................................................................................................................... 8 Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin Seit Mai 2011 existiert die Stelle der Bildungslotsin für Brühl-Vochem im Rahmen des Projekts „Soziale Stadt Vochem“. Die Stelle ist zunächst auf 3 Jahre befristet und wurde vom Sozialdienst katholischer Frauen besetzt. In drei Jahren Laufzeit konnten Angebote und Bedarfe im Stadtteil erkundet werden sowie eine Vernetzung der Bildungslotsin mit den Akteuren der kindlichen Bildungsarbeit vor Ort und in der Gesamtstadt erreicht werden. Es wurde ein Handlungskonzept entwickelt, das die Grundlage der Arbeit mit den Eltern in Einzelberatungen und Gruppenangeboten darstellt. Öffentlichkeitsarbeit, Fortbildungen sowie Netzwerkarbeit und ständige Koordinierung mit Jugendamt, Sozialer Stadt und intern im Sozialdienst katholischer Frauen bilden den Rahmen für die Tätigkeit. 1 Ausgangssituation 1.1 Der Stadtteil Vochem und die Grundidee des Projekts Der Stadtteil Brühl-Vochem ist durch einen besonders hohen Anteil an benachteiligten Familien gekennzeichnet. 2011 lebten hier 296 Familien mit insgesamt 393 Kindern bis 10 Jahren1. Im Vergleich zur Gesamtstadt sind der Ausländeranteil mit 23% und der Anteil der Leistungsempfänger nach SGB II mit ca. 20% fast doppelt so hoch wie in der Gesamtstadt. Ebenfalls hoch ist der Anteil der 1 Daten der Jugendhilfeplanung, Stand 31.12.2010. Aktuellere Zahlen stehen noch nicht zur Verfügung. Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 1 Geringverdiener (Einkommen bis 25.000€). Damit ist das durchschnittliche Einkommen deutlich niedriger. Diese Umstände führten 2007 dazu, dass der Rat der Stadt Brühl beschloss, Maßnahmen zur nachhaltigen Verbesserung der Lebenssituation im Stadtteil zu erarbeiten und in einem integrierten Handlungskonzept zusammenzuführen. Dieses wurde 2008 erarbeitet. Im Arbeitsfeld „Schule und Bildung“ war besonders von Bedeutung, dass die Übergangsquote von der Grundschule auf das Gymnasium nur halb so hoch ist wie in der Gesamtstadt, was die Benachteiligung der Kinder in Vochem im Bereich der Bildung deutlich widerspiegelt. Diese Benachteiligungen sind in unterschiedlichen ungünstigen Entwicklungsbedingungen begründet: Bildungsungewohnte Eltern, mangelnde Kenntnisse über das deutsche Bildungssystem, schlechte Deutschkenntnisse, aber auch beengter Wohnraum, Belastungen der Familien durch finanzielle Not, doppelte Arbeitsbelastung der Eltern, Schichtarbeit, Überforderung im Umgang mit Anträgen und Behörden. Insgesamt besteht ein enger Zusammenhang zwischen Armut im Kindesalter und Bildungsbenachteiligung.2 Im Integrierten Handlungskonzept wurde zudem festgestellt, dass viele Menschen in Vochem durch die bestehenden Beratungs- und Bildungsangebote nur unzureichend erreicht wurden. Mit der Etablierung einer Bildungsberaterin für Eltern („Bildungslotsin“) sollte hier eine Vermittlungsinstanz geschaffen und damit Bildungsförderung zugleich als Mittel der Armutsprävention begriffen werden. 1.2 Bildungsbegriff Der Arbeit der Bildungslotsin / (bzw. in Zukunft) Elternbegleiterin liegt ein ganzheitlicher Bildungsbegriff zugrunde. Es hat sich gezeigt, dass viele Kinder in Vochem bereits beim Eintritt in die Kita Defizite zeigen, die auf ungenügende Förderung und ungünstige Entwicklungsbedingungen zurückzuführen sind. Wichtig für den Bildungsbegriff ist, dass diese Entwicklungsbedingungen sich nicht nur auf die sprachliche und kognitive, sondern auch auf die Entwicklung der Wahrnehmung, der Fein- und Grobmotorik, der Aufmerksamkeit und des affektiven und sozialen Lernens beziehen. Bildung ist ein umfassender Lernprozess, der all diese Bereiche umfasst. Dies gilt insbesondere für die frühe Kindheit, da hier die kognitive und sprachliche Entwicklung besonders eng mit der emotionalen und motorischen verknüpft sind. Die geistige Entwicklung ist also abhängig von Faktoren wie Gesundheit, Wohnen, Bewegungsmöglichkeiten, Ernährung und der psychosozialen Gesamtsituation der Familie. So ist Bildung nicht nur Prävention von Armut in der Zukunft durch verbesserte berufliche Chancen der Kinder. Sondern die Bekämpfung der Armut von Kindern ist zugleich eine wichtige flankierende Maßnahme für die Verbesserung ihrer Bildungschancen. 1.3 Überblick über Bildungsangebote Am Anfang stand gemäß dem Grundsatz „Sehen, Urteilen; Handeln“ die Sichtung der Bildungsangebote und die Vernetzung mit den Akteuren im Stadtteil und in der Gesamtstadt. In Gesprächen mit Kooperationspartnern und Eltern wurden die vorhandenen Angebote kennen gelernt sowie Bedarfe erfragt. Im Ergebnis wurde als Arbeitsgrundlage eine Übersicht über die vorhandenen Bildungs- und Beratungsangebote, die für Vochemer Eltern von Belang sind, angefertigt sowie Bedarfe an die Jugendhilfeplanung und in Koordinierungsgesprächen mit dem Jugendamt und der Sozialen Stadt kommuniziert. Wichtige Anregungen konnten bereits umgesetzt werden wie z.B. die Schaffung eines Bewegungsangebotes für Kinder im Familienzentrum Vochem. 2 Vgl. Walper 2008, S.208-212 Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 2 2 Ziele und Aufgaben (aktive Eltern – schlaue Kinder) Die Grundidee der Bildungslotsin/Elternbegleiterin ist: Wenn Eltern aktiv ihre Kinder auf ihrem Bildungsweg begleiten, sie spielerisch und ohne Leistungsdruck anregen und sich mit ihnen beschäftigen, wenn sie dafür sorgen, dass sie in Kontakt mit anderen Kindern kommen und wenn die Eltern sich aktiv an der Bildungspartnerschaft mit Kitas und Schulen beteiligen, tragen sie optimal zur Förderung ihrer Kinder bei. Dieser Gedanke kann auf den Punkt gebracht werden: „Aktive Eltern – schlaue Kinder“. Die Rolle der Eltern im Bildungsprozess der Kinder ist zentral, weil die formelle Bildung, die Kinder in Kita und Schule erfahren, nur einen Teil der Bildung ausmacht. Wenn nur dieser Anteil betrachtet würde, müssten alle Kinder dieselben Bildungschancen haben. Gerade in Deutschland hat aber die PISA-Studie einen engen Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft von Kindern festgestellt. Dies liegt u.a. daran, dass für den tatsächlichen Bildungserfolg die informellen und nichtformellen Quellen der Bildung von entscheidender Bedeutung sind. Untersuchungen in den USA und Australien haben festgestellt, dass diese einen Anteil von 80% des Bildungsaufwandes ausmachen können, der Kindern zu Gute kommt.3 Informelle und nicht-formelle Bildung geschieht z.B. in Vereinen, in Kindergruppen, im familiären Kontext, z.B. bei Ausflügen oder bei Gesprächen mit den Eltern, beim Vorlesen, Basteln etc. Die folgende Abbildung soll diesen Zusammenhang verdeutlichen. Abb.1: Wo wird ein Kind gefördert? Kita und Schule Kind Familie Gruppen und Vereine Diese Überlegung führt zu einer Erweiterung des Spektrums kindlicher Förderung: Zusätzlich zur formellen Bildung in Bildungsinstitutionen wie Kindertagesstätten und Schulen werden Orte 3 Vgl. Rauschenbach (2004), S.28ff Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 3 informeller und nicht-formeller Bildung in den Blick genommen. Diese wichtige Ergänzung findet in der Familie und in Gruppen und Vereinen statt. Sie bildet gleichsam das Fundament für eine gelingende formale Bildung. In der Familie und in der Freizeit wird anders gelernt: Die persönlichen Beziehungen und der freizeitbetonte Charakter, der frei von Leistungsdruck sein sollte, sorgen für ein ganzheitliches Lernen, das besonders gut im Gedächtnis verankert wird. Hier haben Eltern eine Schlüsselrolle, da sie es sind, die für häusliche Förderung und die Anmeldung in Gruppen und Vereinen sorgen können. Nachweislich können anregende Aktivitäten von Eltern und Kindern besonders im Vorschulalter die negativen Auswirkungen von Armut für die Bildungsentwicklung abschwächen bzw. sogar neutralisieren.4 Gerade dabei brauchen aber viele Eltern Unterstützung, sei es, weil ihnen aufgrund ihrer Herkunftskultur diese Bildungsauffassung fremd ist, sei es, weil sie sprachlich unsicher sind oder weil ihnen Kenntnisse fehlen. Einige Eltern müssen auch erst mit dem Gedanken vertraut werden, dass sie eine Mitverantwortung für die Bildungsbiografie ihrer Kinder tragen. Unter dem Aspekt der Prävention von Kinderarmut spielt hier aber auch eine große Rolle, dass viele Familien durch ihre schwierige finanzielle Lage so stark wirtschaftlich und psychisch belastet sind, dass sie nicht in der Lage sind, sich für die Förderung ihrer Kinder zu engagieren, bevor nicht grundlegende sozioökonomische Faktoren geklärt sind. Z.B. kann das Bildungs- und Teilhabepaket erst beantragt werden, wenn eine Bewilligung für den Bezug anderer Sozialleistungen vorliegt. Diagnostiken durch das Frühförderzentrum bzw. das SPZ sind erst möglich, wenn ein Krankenversicherungsschutz vorliegt. Auch hier den Weg zum ersten Schritt hin zu besserer Förderung der Kinder zu ebnen ist Teil der Arbeit der Bildungslotsin/Elternbegleiterin. 2.1 Elternbegleitung ab der Geburt Daraus ergibt sich das Ziel, Eltern bei der Förderung ihrer Kinder in drei Bereichen zu unterstützen: Zum einen dabei, den Bildungsweg ihrer Kinder in Kita und Schule aktiv zu begleiten. Zum anderen dabei, den Weg zu Spielgruppen, Sportvereinen, Musikangeboten u.v.a. zu finden und schließlich Anregungen zu erhalten, wie sie ihre Kinder im häuslichen Umfeld selbst in seiner Entwicklung unterstützen können. Dabei spielt die Förderung der Kinder von Geburt an eine besondere Rolle. Bildung beginnt nicht erst in der Schule, sondern mit dem Tag der Geburt. In den ersten Lebensjahren finden besonders viele Lernprozesse statt, die die Grundlage für die gesamte weitere Bildungsbiografie eines Menschen legen. Daher ist es besonders wichtig Eltern schon sehr früh, möglichst schon vor der Geburt, über frühkindliche Entwicklungsprozesse zu informieren und sie zu motivieren und zu befähigen, diese zu unterstützen. Die Zielgruppe der Maßnahme sind Eltern von Kindern von 0 bis 6 Jahren bzw. bis zur Einschulung. Grundsätzlich sind alle Eltern und Kinder im Stadtteil Vochem angesprochen, besonders erreicht werden sollen aber bildungsungewohnte Familien und Eltern von benachteiligten Kindern. Zu denken wäre hier an Kinder mit Migrationshintergrund, da diese i.d.R. besonderen Förderbedarf im Bereich der Sprache haben oder Kinder aus finanziell schwachen Familien, die z.B. besondere Hilfe bei der Anmeldung in Vereinen benötigen (Bildung und Teilhabepaket) und die Eltern durch finanzielle Sorgen häufig weniger Initiative für die Bildung ihrer Kinder ergreifen. Durch die Entwicklung der Migration kommen außerdem immer mehr Menschen z.B. aus EU-Ländern nach Deutschland, die 4 Vgl. Biedinger 2009, S.207 Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 4 zunächst durch das soziale Netz fallen und über keine Sprachkenntnisse verfügen und deren Kinder in besonderer Weise gefährdet sind, keine angemessene medizinische Versorgung und Bildung zu erhalten. 2.2 Aufgaben Das übergeordnete Fernziel ist, dass möglichst viele Eltern in die Lage versetzt werden, ihre Kinder von Anfang an so zu fördern, dass sich die Chancen der Kinder auf eine erfolgreiche Schullaufbahn dadurch verbessern. Damit die gelingen kann, verfolgt die Bildungslotsin/Elternbegleiterin in der Zusammenarbeit mit Eltern folgende Teilziele:  Sensibilisierung der Eltern für das Thema „Bildung von Anfang an“  Motivation und Befähigung der Eltern, mit ihren Kindern Zeit mit förderndem Spiel zu verbringen.  Information über fördernde Rahmenbedingungen (Ernährung, Tagesstruktur etc.)  Information über und Hinführung zu außerhäuslichen Bildungsangeboten  Wegweiser zu Betreuungsmöglichkeiten (Verweis an Fachdienste, Entscheidungsfindung und Anmeldung unterstützen)  Ermutigung der Eltern zu intensivem Kontakt mit Einrichtungen und Elternmitwirkung  Ermutigung der Eltern zum Erlernen der deutschen Sprache.  Bei Kindern im Grundschulalter Hinführung zu Schulsozialarbeitern  Motivation der Eltern zur Teilnahme an eigenen Gruppenangeboten (z.B. Vorleseprojekt oder Elternworkshop)  Vermittlung an Fachdienste (z.B. Erziehungsberatung)  Vermittlung und Begleitung zu Hilfen oder Diensten/Institutionen zur Klärung oder Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation der Familie Da Elternarbeit nicht ohne den Aufbau tragfähiger Beziehungen und Vertrauen sowohl zu Klienten als auch zu Kooperationspartnern gelingen kann und die Bildungslotsin/Elternbegleiterin stets über das aktuelle Angebot informiert sein muss, ergeben sich weitere Aufgabenfelder:  Kontaktaufbau durch Öffentlichkeitsarbeit, offene Sprechstunde, Teilnahme an Elterncafés und stadtteilbezogenen Veranstaltungen  Netzwerkarbeit mit Kooperationspartnern  Fortschreibung des Überblicks über die vorhandenen Bildungsangebote 3 Rahmenbedingungen 3.1 Räumliche und zeitliche Rahmenbedingungen Die im Modellprojekt zunächst bis 30.4.2013 befristete Stelle ist durch eine Mitarbeiterin des Sozialdienstes katholischer Frauen besetzt und umfasst eine Wochenarbeitszeit von 19.5 Stunden. Nachdem der Arbeitsplatz zunächst im Stadtteilbüro und später in einem eigenen Büro in der Matthäusstraße untergebracht war, ist ab November 2013 die Ansiedlung im neugebauten Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 5 Familienzentrum in Vochem geplant. Dadurch wird sich voraussichtlich eine größere Nähe zu den Eltern und eine geringere Schwelle für die Kontaktaufnahme zu und durch Eltern ergeben. Außerdem werden Kommunikationswege zu den Erzieherinnen und anderen Kooperationspartnern, deren Angebote ebenfalls im Familienzentrum stattfinden, erleichtert. Weiterhin wird aber nur ein Teil der Arbeitszeit tatsächlich vor Ort im Büro stattfinden, da Hausbesuche und Begleitungen von Eltern zu Fachdiensten, Bildungsangeboten und Behörden einen weiten Raum einnehmen. 3.2 Koordinierung, Kooperation, Fortbildungen, Berichtswesen Die Umsetzung der o.g. Aufgaben erfolgt in enger Absprache mit dem Jugendamt und bis 30.4.2013 mit dem Stadtteilmanagement. Es finden regelmäßig Dienstbesprechungen im Sozialdienst katholischer Frauen statt, sowie regelmäßige Treffen mit der Jugendhilfeplanung. Bei Bedarf wird die Bildungslotsin/Elternbegleiterin auch zu Projektgruppensitzungen des Projekts „Soziale Stadt“ eingeladen. Darüber hinaus wird die Vernetzung durch die Teilnahme an Arbeitskreisen untermauert, wie z.B. im Netzwerk der Familienzentren in Brühl oder dem Netzwerk Frühe Hilfen. Auch die Teilnahme am zur Zeit ruhenden Netzwerk gegen Kinderarmut und der regelmäßige Austausch mit den Projektanbietern der Sozialen Stadt gehört dazu. Die Bildungslotsin/Elternbegleiterin hat sich kontinuierlich zum Thema frühkindliche Bildung fortgebildet, u.a. durch die Qualifizierung zur Elternberaterin/-begleiterin nach dem Landesprojekt „Elternchance ist Kinderchance“. 4 Umsetzung Als geeignete Methode der Elternarbeit hat sich eine Kombination aus verschiedenen Elementen herauskristallisiert: Neben aufsuchender Sozialarbeit in Hausbesuchen gibt es auch die Beratung im Büro, Gruppenangebote und Begleitung. Eltern haben außerdem die Möglichkeit z.B. im Elterncafé der Grundschule zwanglos mit der Elternbegleiterin in Kontakt zu kommen bzw. an offenen Gruppenangeboten teilzunehmen. Die Arbeit mit der einzelnen Familie ist also sehr individuell an deren Bedarfen ausgerichtet. Entscheidend ist nach der Kontaktaufnahme die Auftragsklärung. Welcher Bereich der Bildung interessiert die Familie? Gibt es besondere Probleme mit dem Kind? Muss eventuell eine Diagnostik durch ein Frühförderzentrum oder einen Arzt durchgeführt werden? Sind finanzielle und zeitliche Rahmenbedingungen für den Besuch von Bildungsangeboten zu klären? Welche Vorstellungen von Erziehung und Bildung herrschen in der Herkunftskultur und wie lassen sich diese mit den Anforderungen in der deutschen Umgebung vereinbaren? Welche Beratungsform wünscht die Familie? Wären Hausbesuche eine Erleichterung oder möchte man lieber eine Beratung im „neutralen“ Rahmen des Familienzentrums? Möchte man ein Gespräch „unter vier Augen“ oder lieber den Austausch mit anderen Eltern? Wird eine einmalige Beratung gewünscht oder eine langfristige Unterstützung? All diese Möglichkeiten haben die Eltern durch die methodische Offenheit der Konzeption. Dies entspricht auch der Feststellung der Forschung, dass benachteiligte Familien eher bereit sind, flexible und individuelle Angebote wahrzunehmen, die offen lassen,wie Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 6 intensiv sie sich selbst daran beteiligen wollen als stark strukturierte und verbindliche Angebote in Kursform.5 4.1 Zugänge Zugänge erfolgen u.a. durch direkte Anfragen von Eltern, die das Angebot z.B. bei der Vorstellung in der Kita oder auf einem Stadtteilfest kennen gelernt haben. Die Zielgruppe der benachteiligten Familien findet jedoch häufiger auf dem Weg über Dritte Zugang. Z.B. über die Vermittlung durch Verwandte und Freunde, über bereits mit der Familie arbeitende Helfer wie OGS-Personal, Lehrer, Erzieherinnen, Integrationslotsen, Familienpatinnen, den Pflegekinderdienst oder Mitarbeiter des Jugendamtes, insbesondere des Elternbesuchsdienstes oder des Bezirkssozialarbeiters. Weitere Zugänge sind zwanglose Kontakte bei Elterncafés, die bislang in der Grundschule und im Familienzentrum Ville besucht wurden und sich für die Zukunft im Familienzentrum in der Schöffenstraße sicher ausbauen lassen. Die Eltern im Stadtteil werden durch regelmäßige Vorstellungen der Bildungslotsin/Elternbegleiterin in den Familienzentren und Infostände auf Stadtteilfesten (Vochem ist Kult, Jahrmarkt der Bürgergemeinschaft, Weltkindertag) über das Angebot informiert. 4.2 Hausbesuche Insbesondere Eltern mit sehr kleinen oder mehreren Kindern nehmen gern die Möglichkeit des Hausbesuchs an. Hausbesuche stellen die intensivste Form der Beratung dar, weshalb sie dem Schwerpunkt der Stelle entsprechend den Eltern von Kindern bis 6 Jahren vorbehalten sind. Die Beratungen finden immer gemeinsam mit den Kindern statt, so dass mitgebrachte Spielideen direkt umgesetzt und von den Eltern selbst angewendet werden können. Häufig können die Eltern das mitgebrachte Spielmaterial für einige Wochen behalten, damit das Kind durch ausreichende Wiederholungen gute Lernerfahrungen machen kann. Hausbesuche können aber auch bei Eltern mit geringen Deutschkenntnissen dazu dienen, Unterlagen vor Ort zu sichten oder Bekannte zum Übersetzen in der Nähe zu haben oder einfach den Zugang zu erleichtern, wenn noch kaum Sozialraumorientierung besteht. 4.3 Vermittlung und Begleitung Der Begriff „Vermittlungen“ umfasst die Erleichterung des Zugangs für Familien zu sehr unterschiedlichen Angeboten, die in enger Absprache mit dem Elternbesuchsdienst der Stadt Brühl geschehen: Von der Schwangerenberatung, über Kinderärzte, Therapeuten, Testungen und Diagnostiken in SPZ und Frühförderzentren, über die Vermittlung in Spielgruppen, Bewegungs-, Musik- oder Bastelangebote bis hin zur Unterstützung bei der Suche nach einem Betreuungsplatz (in Absprache mit der Stadt Brühl) oder einer geeigneten Schule (in Absprache mit der Kita) findet Vermittlung auf verschiedensten Ebenen statt. Ebenso breit gefächert ist das Feld der Begleitung, das Teil der Vermittlung sein kann, je nachdem, bei welchen Schritten auf dem Weg zu einem Bildungsoder Beratungsangebot eine Familie Unterstützung braucht. Dies kann zunächst die Information über vorhandene Angebote sein, Terminvereinbarungen für Probestunden oder die Beantragung des Bildungs- und Teilhabepakets bis hin zur Begleitung zur Probestunde. Bei Familien mit wenig Deutschkenntnissen und Orientierung im deutschen Bildungssystem kann es sinnvoll sein, sie z.B. zur Besprechung von Testungen im SPZ oder Frühförderzentrum zu begleiten, um Vorschläge zur häuslichen Förderung zu verstehen und umsetzen zu können. Die Vermittlung in Bildungsangebote und zu Fachdiensten ist familienbezogen zu betrachten und kann sowohl Kinder aller Altersgruppen 5 Vgl. Mayr (2000), S.157 Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 7 als auch die Eltern selbst betreffen (z.B. Elternbildungsangebote, Sprachkurse, Erziehungsberatung etc.). 4.4 Gruppenangebote Im vergangenen Jahr wurden im Familienzentrum zwei Gruppenangebote eingerichtet, die voraussichtlich ab Herbst 2013 weiter stattfinden werden. „Hören, Lesen, Spielen“ ist eine Kooperation mit der Stadtbücherei Brühl. Hier wird Kindern ab 2 Jahren ein- bis zweimal monatlich vorgelesen und das Gehörte spielerisch verarbeitet. Hierbei werden besonders sprachschwache und stille Kinder aktiv von der Vorleserin einbezogen. Die Eltern wirken mit und erhalten Anregungen für das häusliche Vorlesen und Spielen. Der Elternworkshop ist ein wöchentliches offenes Angebot für Eltern mit ihren Kindern bis 6 Jahren, die hier mit ihren Kindern gemeinsam Spielanregungen erhalten und mit den Kindern ausprobieren können. Daneben hat sich durch die Vernetzung von einigen Müttern von Kindern unter 3 Jahren ein kleiner privater Spielkreis entwickelt, der von mir regelmäßig besucht wird und in dem die Mütter mit mir gemeinsam Lieder, die sie in der Spielgruppe im Familienzentrum kennen gelernt haben, wiederholen und sich mit mir über verschiedene Themen austauschen (z.B. Rituale, Grenzen, Rolle der Muttersprache, Fernsehkonsum). Die Mütter werden auch darüber hinaus für den Stadtteil aktiv und gestalten z.B. ein Puppentheaterstück, das auf dem Weltkindertag und später im Familienzentrum aufgeführt wird. 5 Qualitätssicherung Die Qualität der Arbeit wird durch das kontinuierliche Führen einer Statistik dokumentiert, die dem Jahresbericht und dem Bericht vor dem Jugendhilfeausschuss zugrunde liegt. Die Öffentlichkeit wird über das Berichtswesen hinaus über Pressemitteilungen und Internetauftritte (des Sozialdienstes katholischer Frauen und der Sozialen Stadt) über die Arbeit der Bildungslotsin/Elternbegleiterin informiert. 2013 hat eine Evaluation aller Projekte der Sozialen Stadt durch ein externes Unternehmen (in puncto) stattgefunden, die eine hohe Zufriedenheit der Klienten mit der Arbeit der Bildungslotsin ergab und die Erfolge von Vermittlungen in Bildungsangebote dokumentierte. Es wurde festgestellt, dass es in Vochem einen hohen Bedarf für diese Art der Beratung und Begleitung gibt, dass sie angenommen wird und wirksam ist. Somit wurden die Zielgruppen und Projektziele erreicht. (in puncto 2013, S.14) Es wurde in Gesprächen mit 12 Müttern und Vätern ermittelt, dass das Angebot im Stadtteil bekannt ist, dass es von ihnen positiv bewertet und angenommen und die Bildungslotsin/Elternbegleiterin auch als Person geschätzt wird. Sie geben an, dass sie infolge der Beratung ihre Kinder in Bildungsangebote angemeldet haben und auch selbst Gruppenangebote besuchen, um zu erfahren, wie sie ihre Kinder fördern können, aber auch um sich selbst weiterzubilden oder zu speziellen Problemen beraten zu lassen (z.B. Sprachkurse, Erziehungsberatung). Eltern gaben an, die Anregungen aus den Hausbesuchen und den Gruppenangeboten auch zu Hause aufzugreifen und durchzuführen. Auch Mitarbeiter/innen aus dem Bereich Erziehung und Betreuung erleben die Arbeit der Bildungslotsin/Elternbegleiterin als wichtige Ergänzung ihrer Arbeit, da sie für viele Aspekte, die Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 8 diese bearbeitet, in ihrem Arbeitsalltag keine Zeit finden. Sie erleben sie als wirksam und engagiert. (ebda S.15) Insgesamt fanden im Jahr 2012 262 Beratungen und 52 erfolgreiche Vermittlungen in Bildungsangebote statt. Die Bildungslotsin hat 2012 mit 54 Familien mit und ohne Migrationshintergrund gearbeitet. (ebda.S.16) Literatur: Biedinger, N. (2009). Kinderarmut in Deutschland: Der Einfluss von relativer Einkommens-armut auf die kognitive, sprachliche und behavioristische Entwicklung von 3- bis 4-jährigen Kindern. Zeitschrift für Soziologie der Entwicklung und Sozialisation, 29 (2), 197-214. In puncto: pfaender & team GmbH (2013). „Soziale Stadt Brühl-Vochem“. Ergebnisse der Evaluation. Handlungsfeld „Schule und Bildung“. Brühl-Vochem, präsentiert am 1.7.2013. (unveröffentlichter Bericht) Mayr, T. (2000). Entwicklungsrisiken bei armen und sozial benachteiligten Kindern und die Wirksamkeit früher Hilfen. In Weiß, H. (Hrsg.). Frühförderung mit Kindern und Familien in Armutslagen (S.142-163). München: P.Eckhardt. Rauschenbach, T.et al (2004). Konzeptionelle Grundlagen für einen Nationalen Bildungsbericht – Non-formale und informelle Bildung im Kindes- und Jugendalter. Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.). Berlin: Referat Publikationen, Internetredaktion. Walper, S. (2008). Sozialisation in Armut. In Hurrelmann, K., Grundmann, M., Walper, S. (Hrsg.). Handbuch Sozialisationsforschung. 7. Aufl. (S.203-216). Weinheim: Beltz. Konzept „Von der Bildungslotsin zur Elternbegleiterin“ 2013 SkF Rhein-Erft-Kreis e.V. 9