Daten
Kommune
Pulheim
Größe
41 kB
Datum
27.03.2012
Erstellt
01.03.12, 16:36
Aktualisiert
04.05.12, 19:24
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Inhalt der Datei
Holger Burckhart
26.02.12
Schullandschaft Pulheim
Sozial genial- fit für Europa
Die Attraktivität eines Standorts ist maßgeblich von seiner Kultur-, Arbeitsmarkt-, Landschafts- und besonders Bildungssituation abhängig.
Pulheim bietet hier in vielen Hinsichten interessante Perspektiven für junge Familien zu kommen und für etablierte Familien zu bleiben und damit den Standort entgegen der demographischen Abschmelzung auch für die Zukunft auf hohem Niveau zu stabilisieren.
Rat und Verwaltung haben in Bezug auf den Bereich Bildung hier ein Defizit
erkannt und im Jahre 2010 eine Expertenkommission zur Entwicklung des Konzeptes einer Bildungslandschaft beauftragt. Dieses Konzept wurde im Dezember
2010 dem Rat vorgestellt und vom Rat voll umfänglich begrüßt.
Eine offene Option des Konzeptes war die Weiterentwicklung und Ergänzung
der bestehenden Schullandschaft. Hier wurden auf Grund der aktuellen politischen Situation in der Stadt Pulheim (Bürgerbegehren) und im Land (Schulversuch: Gemeinschaftsschule) zunächst keine konkreten Vorschläge entwickelt,
um zu vermeiden, dass in einer noch offenen Entscheidungssituation vorschnell
Festlegungen getroffen werden. Mittlerweile jedoch sind durch den Schulkonsens NRW von 2011, den Schulentwicklungsplan der Stadt Pulheim 2011- 2015
und den Diskussionsprozess in Pulheim selbst sowohl gesellschaftlich-politische
als auch datenbezogenen Grundlagen für eine konkrete Weiterentwicklung der
Schullandschaft Pulheim (SLP) geschaffen.
Im Januar 2012 beauftragte der Bürgermeister der Stadt Pulheim mich mit dieser
Aufgabe. Im Folgenden skizziere ich die Ausgangslage, sodann das geplante
Vorgehen und abschließend eine erste Modellidee einer SLP.
Ausgangssituation 2012
Die SLP ist geprägt von einem sehr lukrativen Angebot an Grundschulen mit
modernen pädagogischen Konzepten, guten Anbindungen an KITA und zunehmend optimalen Vernetzungen mit den weiterführenden Schulen. Aus dem
Schulentwicklungsplan des Büros KM ist zu entnehmen, dass die Nachfragesituation mit Ausnahme der Grundschulen in den peripheren Stadtteilen Stommeln, Sinnersdorf und Brauweiler / Dansweiler weitgehend stabil, die Übergangsszenarien der verschiedenen Grundschulen teils sehr unterschiedlich in der
Quote gymnasial-, realschul- oder hauptschulbezogener Übergänge sind und die
1
Situation besonders am Standort Abtei von einer hohen Quote einpendelnder
SchülerInnen in Klasse 5 aus den Einzugsbereichen Frechen / Köln / Bergheim
geprägt ist. Die GrundschulschulleiterInnen sowie diverse Elterninitiativen weisen aus der Grundschule heraus stets auf das auch gesellschaftlich erwünschte
längere gemeinsame Lernen hin.
Die weiterführenden Schulen sind gut ausgelastet, auch wenn man nach SEP ein
Einpendeln von ca. 250 SchülerInnen als Ausgleich für die Auspendelnden
konstatieren muss. Insgesamt standen (im Schnitt der Jahre 2006-2011) in Pulheim ca. 700 SchülerInnenplätze in weiterführenden Schulen zur Verfügung,
von denen aber nur ca. 450 (von ca. 530 GrundschulabsolventInnen) mit Pulheimer SchülerInnen belegt sind, so dass von insgesamt ca. 250 Einpendlern
auszugehen ist. Es besteht damit rechnerisch ein deutliches Überangebot an Pulheim intern benötigten Plätzen. Dies sollte aus meiner Sicht aber nicht abgebaut,
sondern als Bildungsgewinn in die SLP eingeplant werden.1
Das Profil der weiterführenden Schulen ist unterschiedlich ausgeprägt, diversifiziert und zertifiziert und eindeutig auf die Etablierung des gebundenen Ganztages ausgelegt, entspricht im Ganzen aber klassischen Anforderungen. Kritisch
sind drei Dinge angesichts der aktuellen Diskussionen um Schule und Bildung
zu sehen. Pulheim bietet weder
a) ein dem längeren gemeinsamen Lernen institutionell gesichertes Schulangebot, noch
b) ein dem Inklusionsgedanken etabliertes Schulangebot in der Breite, noch
c) eine moderner Pädagogik entsprechende Schulprogrammatik reformpädagogischer Prägung.
Pulheims Schullandschaft – sowie die ausgesprochen gute Kooperation der
Schulen mit Freien Trägern und Vereinen- bietet aber die Chance aus den derzeit als Mosaik vorhandenen Elementen eine Gesamtkonzeption zu entwickeln.
Dies kann keine klassische Gesamtschule sein, die sich nur als weitere Schulform neben andere Schulangebote stellen würde, sondern müsste meines Erachtens ein Schulmodell inklusiven Lernens auf reformpädagogischen Konzepten
aufsetzend sowie eine in Kooperation mit umliegenden Kommunen vorzuhaltende Berufskollegausrichtung sein.
Die vorhandenen Elemente für eine in dieser Richtung zu denkende SLP sind
1. Kompetenzzentrum und Förderschulen
2. Eine wegen mangelnder Nachfrage auslaufende Hauptschule, die Raum
schafft
1
Exakt stellt sich die Situation 2011/2 – meines Wissens- wie folgt dar: 650 Plätze installierte Kapazität sind vorhanden, von denen aber 2010/211 nur 565 belegt werden konnten. (HS 31, RS 193, Gy 341)! Insgesamt gab es 172 Einpendler
(HS 2, RS 59, GY 111) die allermeisten in Brauweiler. Die Gesamtschule Stommeln hatte 45 Pulheimer Schüler aufgenommen. Von den 502 GrS-Schülern blieben 2010/11 438 in Pulheim (einschl. GS Stommeln) und 64 pendelten aus oder zogen
um (4).
2
3. Hohe pädagogische Kompetenz in den Kollegien der Grund-, Haupt-, Real- und gymnasialen Schulen
4. Etablierte Kooperationen mit Jugendhilfe, Freien Trägern, GIP,
5. Eine sehr gut ausgebaute Infrastruktur im Ganztagsbereich
6. Inklusionsschwerpunkte in KITAS und Grundschulen
7. Eine kooperierende, in der SSLK zusammengefasste, Schulleitungsebene
der gesamten Stadt
8. Die politische Bereitschaft sich weiter zu entwickeln
9. Eine durch die Expertenkommission begonnene und im PBBeirat fortgesetzte Dialogkultur der an den Bildungsprozessen Beteiligten
10. …..
Auf der Anforderungsseite sind zu konstatieren
1. Die Elterninitiative Pro Gesamtschule Pulheim/ Familiennetzwerk Pulheim
2. die landespolitisch intendierte Förderung von Inklusion
3. die auf dem Schulkonsens aufsattelnde Schulform Sekundarschule als integratives oder additives Modell
4. der gesellschaftliche Wunsch nach Längerem Gemeinsamen Lernen
5. der Wunsch einer Gesamtschulkonzeption mit der Stadt Frechen, die ich
aufgrund der politisch erst noch anstehenden Diskussion in diesem Papier
nicht weiter verfolge
6. .........
Vorgehen zur Entwicklung eines Modells: SLP
Aufsattelnd auf den Gremien des Expertenrates aus 2010 und des PBBeirates
von 2011 ff. sollte es eine Arbeitsgruppe zur Erarbeitung eines Modells geben,
welche möglichst alle Interessensvertretungen sowie externe Kompetenz einbindet. Diese AG sollte eine Architektonik der SLP erarbeiten und aus sich heraus
mehrere Untergruppen für einzelne Arbeitsschritte- und Projekte generieren, die
dann wiederum externe Expertise hinzuziehen. Des Weiteren sind frühzeitig
Vertreter der Jugendhilfe und Vereine, sowie die entsprechenden Verwaltungsund politischen Instanzen (MSW, Bez Reg, Kreis) einzubeziehen.
Die zentrale AG sollte aus dem PBBeirat hervorgehen und aus ElternvertreterInnen, Schulleitungen, Kompetenzzentrum, Rat, Verwaltung und gggfs. externen Mitgliedern bestehen. Die Untergruppen sollten projektgebunden und nicht
schulform- oder standortgebunden gebildet werden.
Die konzeptionellen Arbeiten sollten Ende April 2012 abgeschlossen sein, anschließend sollte den Fachausschüssen und ggfs. dem Rat berichtet und entsprechende Prüfaufträge zur Umsetzung gestellt werden.
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Als Realisierung sollte das Schuljahr 2013/14 zur Einrichtung der entsprechenden Schulformate angestrebt werden.
Skizze eines Modells: SLP
Gemessen an oben genannten Möglichkeiten, gesellschaftspolitischen Bekundungen und juristischem Rahmen erscheint mir folgendes Szenario denkbar.
1. Einrichten einer reformpädagogischen Schule inklusiv geöffnet und sich auf
andere Schulformen hin offen haltend mit dem Fokus Gemeinsames Lernen
von 1-10/13.
Zu bevorzugen wäre hierbei sicherlich die Neugründung einer Schule (Reformschule 1-12/3: reformpädagogisch geprägt – inklusiv geöffnet) , realistischer und kurzfristig(er) umsetzbar ist aber
a. die Weiterentwicklung und ggfs. Spezialisierung der Pulheimer
Grundschulen mit ihren bereits vorhandenen Erfahrungen in den Bereichen Heterogenität, individuelle Förderung, inklusives Lernen und
den erprobten reformpädagogischen Umsetzungen.
b. die Entwicklung eines an die Grundschulen anschlussfähigen Konzeptes für die Jahrgangsstufen 5-10
c. die Weiterentwicklung von Teilen der gymnasialen Oberstufe des
GSG zur anschlussfähigen Oberstufe
d. das Gesamtmodell muss mit der MDRS und dem GSG zur Quervernetzung abgestimmt werden - beide Schulen müssen hier Öffnungsund Übergangsklauseln und -kapazitäten vorsehen.
Das Konzept wäre von VertreterInnen der Hauptschule, des Kompetenzzentrums, der weiterführenden Schulen sowie interessierten KITA- und
GrundschulvertreterInnen zu entwickeln. Die Anlage Escher Str. ist hierfür prädestiniert wegen Zugänglichkeit, Erreichbarkeit und Vernetzbarkeit
mit MDRS und GSG, aber auch andere Standorte sind denkbar. Um auch
gymnasiale Anforderungen von Beginn an in den zu entwickelnden Curricula zu verankern und die Möglichkeit zu einem nahtlosen Übergang in
die gymnasiale Oberstufe zu gewährleisten, ist von Beginn an eine enge
Kooperation mit dem GSG anzustreben.
Als grundsätzliches Modell scheint mir bspw. eine Schule nach dem Mo4
dell des Jenaer-Plans mit klassenübergreifenden Sequenzen in Dreierschritten bis zur Klasse 9 (einschließlich),dann eine Übergangsklasse 10 –
vorzuhalten in MDRS und Escher. Str. - zu den Standardabschlüssen und /
oder Übergang in GSG / Abtei, angemessen, um sowohl den Befürwortern
einer Konzeption Längeres gemeinsames Lernen als auch reformpädagogischen Ideen Raum zu geben.
Alternativ wäre ein jahrgangsübergreifend arbeitendes Modell 1-4, dann
in Zweierschritten voranschreitend, denkbar, was auch als erste Phase einer Jenaer-Reformschule gedacht sein könnte. Dies würde auf jeden Fall
auch schon das gemeinsame Lernen bis einschließlich Klasse 8 garantieren, dann die Klasse 9 öffnen für SchülerInnen aller Schulformen (dies ist
besonders wichtig für Gymnasiasten, die möglicherwiese die Oberstufe in
Klasse 10 nicht erreichen) , um dann in Klasse 10 die entsprechenden Bildungsabschlüsse dieses Jahrgangs anzustreben oder in der gymnasialen
oder berufskollegbezogenen Oberstufe voran zu schreiten
Bei beiden Konzeptionen ist im Rahmen einer Bildungskonferenz ein
Zwischenschritt nach Klasse 4 vorzusehen, da den Eltern hier eine Ausund Einstiegsoption gewährleistet sein muss, anschlussfähig müssen dann
insbesondere – falls der Campus Escher Str ausgewählt werden würdeMDRS und GSG sein. Ein Umstieg nach der Orientierungsstufe (Klasse
6) ist auch beiden Konzepten möglich, so dass der Standort Escher Str.
auch hier offen für klassische Bildungskarrieren bleibt.
Damit hätte Pulheim eine Schullandschaft, die kein Talent verliert und
Bildungschancen für jedes Kind bereit- und kontinuierlich vorhält.
2. Einrichten eines Sekundarcampus mit der institutionalisierten Kooperation in
5/6 und 9/10 unter je eigenem thematischen Schwerpunkt der Schulen und
individueller pädagogischer Konzeption – bevorzugt- auf dem AbteiCampus Brauweiler bei Ergänzung eines BK-Zweiges in der gymnasialen
Oberstufe des AGB. Selbstredend ist dies auch in Pulheim-Mitte realisierbar.
Für den Campus Abtei würde dies konkret bedeuten: Die AKRS würde als
Sekundarschule mit gymnasialem Standard formal die Auflösung der Hauptschule auffangen und sich ein eigenes pädagogisches Konzept geben. Inhaltlich könnte die AKRS auf ihre etablierte MINT-Stärke aufbauen. Voraussetzung ist eine klare und eindeutige Regelung zum möglichen Zusammenbleiben des Kollegiums und des Transfers der Funktionsträger.
Das AGB könnte den bilingualen und ggfs. den kulturellen Schwerpunkt
ausbauen und in Kooperation mit Nachbargemeinden einen BK-Zweig einrichten. Über die Einpendlerquote sollte das pädagogische Konzept mit entscheiden. Für den Campus Mitte wäre dies analog den dortigen Konzepten zu
definieren.
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3. Der Campus Pulheim-Mitte wäre – falls wie oben dargestellt, die Escher
Str. den zentralen Ort der Reformpädagogischen Schule und der Abtei Campus der Idee des Sekundarcampus folgen sollte – eng zu vernetzen mit der
Arbeit und den KollegInnen der Reformschule und sollte den SchülerInnen
hier jederzeit Quereinstiege bieten. Die pädagogische Arbeit dort sollte sich
selbst schulformübergreifend pädagogisch nach dem Konzept gemeinsamen
Lernens ausrichten. Leitend sollten hier etablierte Formen Individueller Förderung und komm mit-Strukturen sein. Hierzu wären bspw. gemeinsame
Teil-Kollegien in 5/6 und ggfs. in 9/ 10 zu planen und entsprechende Übergangsszenarien zwischen MDRS und GSG sowie je zur Modellschule fest zu
etablieren. Dies setzt ein Höchstmaß an inhaltlicher und pädagogischer Abstimmung und organisatorischer wie konzeptioneller Kooperation voraus.
Weitestgehend ist an diesem Standort auch Inklusion denkbar.
Entsprechend dieser drei Schwerpunkte – die wie mehrfach angedeutet lokal
austauschbar und inhaltlich konzeptionell noch auszuformulieren sind- schlage
ich – neben der zentralen Steuergruppe - drei Arbeitsgruppen vor, die sehr klein
sein sollten und nur von den jeweils unmittelbar betroffenen Schulen getragen
werden sollten, die aber eine Art Beirat / Patenschaft vorsehen, um ihre Arbeit
begleiten zu lassen. Die Entwicklung des Modellprojektes sollte übergreifend
von Andreas Niessen moderiert werden, selbstredend in enger Anbindung an die
beteiligten Schulen und deren Gremien und Rückbindung den PBBeirat.
Kurzfassung und Vorschlag zum konkreten Vorgehen hervorgehend aus diversen Rücksprachen vor:
Sozial genial- fit für Europa( Vorgehensvorschlag Burckhart)
Gemeinsames Lernen von der Kita bis zum Abi- reformpädagogisch gestaltet inklusiv geöffnet
Die Schullandschaft Pulheim bietet Chancen für jede Lernkarriere
Vorgehen
Nach Feststellen einer Grundbereitschaft der Hauptplayer, , Einsetzen der zentralen Steuergruppe/
Untergruppen, Info des Rates, zwischenzeitlich: Elterninfo (Köstersaal mit BM , Politik, SSLK,Eltern,
ggfs FMN P, externer Expertise zu Schulmodellen) und Elternbefragung...
DENKBARES Modell
1. Stadtmitte: Gemeinsames Lernen von Kita / 1-13
Einladung/ Einbindung an Kitas, Grundschulen, Entwickeln einer Reformpädagogischen Primar- und
Sekundarschule, Ausbau der reformpädagogischen Oberstufe bilden die vier Elemente, die EINEM
CURRICULUM, d. H. EINER PÄDAGOGISCHEN IDEE folgend zunächst auf getrennten Standorten,
durch Kooperationsverträge gebunden, beginnen und dann mittelfristig in der Escher Str, oder Campus Mitte oder in einem Neubau münden, wenn die Idee reüssiert.
Projektleiter: Niessen u.a., jedenfalls von innen heraus mit externer Expertise.
Mitmachen können alle Kitas / Grundschulen, bei letzteren besonders wünschenswert Stommeln,
Pulheim Mitte, Sinnersdorf und Geyen / Sinthern, damit haben wir eine geographische Querachse
durch Pulheim für die Kleinen, aufsetzen auf dort bewährte reformpädagogische Strukturen gemein-
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sames Lernen von 5-10 mit Übergangssicherung 11/12 (13), das erfordert Transformation der Hauptschule und quer MDRS und GSG, die Oberstufe sichert das GSG...
2. Abtei
Sekundarcampus
AKRS > Sekundarschule mit MINT-Konzept; Abtei mit Bilingual- und Kultur-Schwerpunkten sowie
Oberstufe mit BK-zweig (Technik und Wirtschaft)
3.Campus Pulheim Mitte: Anpassung der Lehrpläne / Methodik gemäß Übergangsszenarien zwischen
den beiden Schulen und dem Campus Escher Str. und ggfs einen Inklusionsschwerpunkt, der auch an
der Jenaer Plan Schule angehnagen werden kann.
Zeitachse
Diese Konzeption lässt einen Einstieg 2013 zu
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