Daten
Kommune
Pulheim
Größe
1,6 MB
Datum
20.12.2011
Erstellt
01.12.11, 19:00
Aktualisiert
15.12.11, 19:13
Stichworte
Inhalt der Datei
Stellungnahme zu Variante 6 der alternativen Szenarien zur Entwicklung der
Bäderlandschaft in Pulheim: Besucherpotentialermittlung, Darstellung der
Synergiepotentiale und Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
Nürnberg, den 29. 11. 2011
Diese Stellungnahme wurde nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Alle
Zahlenwerte und sonstigen Angaben beruhen – sofern nicht durch Quellenangaben besonders vermerkt – auf den uns zur Verfügung gestellten Unterlagen
und auf eigener Recherche. Prognosen sind als hypothetische Annahmen zu
verstehen. Sie können sich in Abhängigkeit von grundsätzlichen, nicht oder nur
bedingt beeinflussbaren Variablen wie der möglichen Veränderung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen auf die zu untersuchenden Gegebenheiten auswirken und in der Folge eine neue Einschätzung
der Situation nach sich ziehen.
Unser Dank gilt unserer Auftraggeberin, der WSP I CBP Projektmanagement
GmbH, und allen Personen, die uns bei der Erstellung dieser Stellungnahme mit
Rat und Tat unterstützt haben.
Auftraggeber:
WSP I CBP Projektmanagement GmbH
Martin-Luther-Straße 5 b
97072 Würzburg
Auftragnehmerin:
conpro GmbH Kommunalberatung
Breite Gasse 38
90402 Nürnberg
Tel. (0911) 20 29 285
Fax (0911) 20 29 286
con.pro@t-online.de
Verfasser:
Dr. phil. Klaus Batz
Dipl. Politologe Torsten Kühne
© Alle Rechte bei: con.pro GmbH Kommunalberatung, Nürnberg. Alle Bestandteile dieses Dokuments sind urheberrechtlich geschützt. Nachdruck, Vervielfältigung, Weitergabe (auch in
Teilen des Dokuments) bedürfen der Genehmigung der
Verfasser und der Auftraggeberin.
Stand:
29. November 2011
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 2
INHALTSVERZEICHNIS
Seite
1.
Vorwort und Definition der Aufgabenstellung
004
1.1.
Zur generellen Situation der deutschen
Bäderlandschaft
004
1.2.
Aufgabenstellung und Grundlagen der
Bearbeitung
007
1.3.
Zielstellung
009
2.
Standortbewertung und Synergieeffekte
010
2.1.
Standortbewertung
010
2.2.
Synergieeffekte
012
3.
Besucherpotentialanalyse
017
3.1.
Relevante Marktentwicklungen
017
3.2.
Theoretisches maximales Besucherpotential
Badbesucher
022
3.3.
Theoretisches maximales Besucherpotential
Saunabesucher
030
4.
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
032
4.1. Prämissen
032
4.2. Variante 6 ohne Sauna
035
4.3. Variante 6 mit Sauna
038
4.4. Synchronopse der Szenarien
041
Fazit
045
5.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 3
1.
VORWORT UND DEFINITION DER AUFGABENSTELLUNG
1.1.
Zur generellen Situation des deutschen Bädermarktes
Kaum ein anderer Markt entwickelte sich in den vergangenen Jahrzehnten so
dynamisch und ist daher in seiner Entwicklung so schwer vorhersehbar wie der
Freizeitmarkt. Davon betroffen sind auch die Bäder, die heute in erster Linie als
Angebote der Freizeitgestaltung wahrgenommen werden und nicht mehr nur –
wie noch vor einigen Jahrzehnten – als Stätten der sportlichen Betätigung und
körperlichen Ertüchtigung. Die beiden Bäder in der Stadt Pulheim – das Hallenbad in Pulheim und das Freibad in Stommeln – stehen für die „klassischen“ Bäderangebote, wie sie seit den 60er Jahren und verstärkt zu Beginn der 70er Jahre bundesweit entstanden sind.
Seit mehr als 20 Jahren erfährt die deutsche Bäderlandschaft eine enorme Erweiterung und Qualifizierung, welche sich durch eine hohe, generationenübergreifende Akzeptanz auszeichnet. Bäder zählen zu den besucherstärksten Anlagen in der Freizeitbranche. Bei den jährlichen Besucherzahlen liegen sie in
ihrer Gesamtheit weit vor Fußballarenen, Museen, Theatern und Freizeitparks;
allerdings auch weit nach den großen Einkaufszentren, die sich ebenfalls zu Orten der Freizeitgestaltung entwickelt haben.
Alleine die rund 400 Freizeitbäder, Thermen, Kur- und Mineralbäder in Deutschland werden jährlich von ca. 120 bis 140 Millionen Gästen frequentiert. Hinzu
kommen die Besucher von Sporthallenbädern, Freibädern und diejenigen, die
an Naturbadestellen schwimmen gehen. Sieht man einmal von Wandern und
Radfahren als sportorientierten Freizeitmöglichkeiten ab, die noch unkomplizierter (da nicht gebunden an bestimmte Standorte und Anlagen) ausgeübt werden können, dann ist Schwimmen die am häufigsten ausgeübte sportliche Aktivität in Deutschland.
Mit der Diversifikation des Angebots in den vergangenen Jahren sind auch das
Anspruchsdenken und die Erwartungshaltungen der Gäste stetig gewachsen.
Hohe Ausstattungsstandards und sehr gute Serviceleistungen werden allgemein
vorausgesetzt.
Parallel zu den beschriebenen positiven Entwicklungen erhöhte sich in den vergangenen Jahren der Zuschussbedarf vieler Anlagen jedoch durch negative
Veränderungen der Rahmenbedingungen für den Bäderbetrieb – in erster Linie
durch die gestiegenen Energiekosten und die Verschärfung der Konkurrenzsituation durch immer neue Mitbewerber.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 4
So wenig es eine einheitliche deutsche Bäderlandschaft gibt, oder innerhalb
der Bundesländer von einem wirklich homogen zusammengesetzten Bäderangebot die Rede sein kann, so wenig eindeutig kann eine generelle Empfehlung
für einen bestimmten Bädertypus oder ein bestimmtes Betreibermodell gegeben werden. Die Entscheidung ist immer abhängig von der spezifischen Situation des Makro- und Mikrostandorts. Dies gilt in besonderer Weise auch für den
Standort Pulheim mit einem sehr starken Konkurrenzangebot im Einzugsgebiet.
Eines jedoch kann fast durchgängig konstatiert werden: Selbst bei den deutschen Freizeitbädern und Thermen, die die mit Abstand wirtschaftlichsten Bädertypen sind (bezogen auf den Kostendeckungsgrad bzw. den durchschnittlichen Zuschussbedarf pro Badegast), ist in der Regel ein sechs- bis siebenstelliger
jährlicher Betriebskostenzuschuss erforderlich, ebenso bei den Sporthallenbädern und Freibädern, die als Einzelobjekte nur mit Subventionen im sechsstelligen Bereich betrieben werden können. Wirtschaftlich erfolgreich, unter Berücksichtigung der Kapitalkosten aus Abschreibung und Zins und der Overheadkosten, sind nur sehr wenige Bäder mit spezifischen Angebotsprofilen und an sehr
spezifischen Standorten.
Den meisten Hallen- und Freibädern gelingt nicht einmal die „schwarze Null“ als
operatives Ergebnis1 zum Ende des jeweiligen Geschäftsjahres. Die wenigsten
können auch noch die Abschreibungen erwirtschaften und somit ein positives
Ergebnis vor Steuern2 ausweisen oder sogar die Kapitalkosten aus den Überschüssen bedienen.
Nicht zuletzt angesichts der oft angespannten Haushaltslage sehen sich viele
Städte und Gemeinden derzeit veranlasst, die Wirtschaftlichkeit ihrer Bäderbetriebe einer Überprüfung zu unterziehen. Ausschlaggebend hierfür sind nicht nur
die stetig gestiegenen Betriebskosten (v. a. Energie- und Personalkosten), sondern auch ein allgegenwärtiger Sanierungsstau, der es geboten erscheinen
lässt, die erneuerungsbedürftigen Anlagen einer Bedarfsprüfung zu unterziehen,
bevor die Entscheidung für oder gegen eine Aufrechterhaltung des Standorts
und damit des entsprechenden Bäderangebots getroffen wird. Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen weist etwa die Hälfte
der rund 3.500 Hallenbäder und 3.200 Freibäder in Deutschland einen Sanierungsstau auf. Der für dessen Beseitigung erforderliche Investitionsbedarf wird
alleine für die öffentlichen Hallenbäder mit ca. 5,7 Milliarden € veranschlagt.
Auch die beiden Bäderanlagen in Pulheim sind sanierungsbedürftig und weisen
einen hohen jährlichen Zuschussbedarf auf. Dies war Anlass für die Stadt Pul1
2
EBDIT = Earnings before depreciation, interest and tax
EBIT ( = Earnings before interest and tax)
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 5
heim, Alternativen zu einer konventionellen Sanierung beider Standorte zu prüfen.
Inzwischen sind (nicht zuletzt aufgrund der bewegten Diskussion um den richtigen Standort und um das richtige, sowohl wirtschaftlich vertretbare als auch
der Interessenlage der Bevölkerung entsprechende Bäderkonzept) sechs verschiedene Varianten zur Entwicklung der Pulheimer Bäderlandschaft im Gespräch. Zur sechsten Variante soll vorliegende Stellungnahme Klarheit über die
zu erwartenden wirtschaftlichen Konsequenzen bringen.
Bei der Betrachtung sind folgende grundlegenden Aspekte zu berücksichtigen:
Bäder haben generell aufgrund ihrer hohen, generationenübergreifenden
Akzeptanz in der Bevölkerung und der breiten Besucherschicht bessere Entwicklungspotentiale als andere Freizeiteinrichtungen. So ist zu erwarten, dass
die Bäder in Zukunft stärker als andere Freizeitimmobilien von der demographischen Entwicklung und dem Megatrend Gesundheit profitieren werden.
Allerdings ist diese Entwicklung auch mit geänderten Erwartungshaltungen
verbunden (z. B. seniorengerechtere Gestaltung der Bäder, höhere Ansprüche hinsichtlich Qualität des Angebots und Ambientes).
Neben der bundesweiten demographischen Entwicklung sind auch lokale
Prognosen und Tendenzen zu berücksichtigen. Einflussfaktoren sind etwa die
zunehmende Zahl und der wachsende Anteil von Senioren an der Gesamtbevölkerung, die steigende Lebenserwartung und damit die Tatsache, dass
ein immer größerer Anteil der persönlichen Lebenszeit im (hohen) Alter verbracht wird (mit allen Auswirkungen hinsichtlich Mobilität, gesundheitlichem
Zustand, aber auch freier Zeit), sowie das veränderte Freizeitverhalten von
Kindern und Jugendlichen (geringer werdende Relevanz des organisierten
Breitensports und der schulischen Schwimmausbildung).
Nicht zuletzt ist zu bedenken, dass ein Return of Invest von sportorientierten
Bädern und Freibädern in fast allen Fällen nicht oder nur unvollständig darstellbar ist und dass in der Regel auch jährliche Betriebskostenzuschüsse fällig
werden. Angesichts der mittel- bis langfristigen Entwicklung der kommunalen
Haushaltssituation sollte daher eine sorgfältige Abwägung darüber stattfinden, welches Bäderangebot dauerhaft für eine möglichst geringe Belastung
des Haushalts sorgt bzw. welches Bäderangebot sich eine Stadt wie Pulheim
heute noch leisten muss und leisten kann.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 6
1.2.
Aufgabenstellung und Grundlagen der Bearbeitung
Die Firma WSP I CBP Projektmanagement GmbH, Würzburg, hat die con.pro
GmbH Kommunalberatung mit Sitz in Nürnberg mit der Bearbeitung folgender
Aufgabenstellungen beauftragt:
Erarbeitung einer Besucherpotentialanalyse für Variante 6 der Entwicklungsszenarien zur Bäderlandschaft in Pulheim.
Darstellung der Synergieeffekte und Vor- und Nachteile aus einem gemeinsamen Standort für ein neues Hallenbad und ein Freibad (mit Festlegung auf
den Standort Stommeln) bzw. Darstellung der Vor- und Nachteile aus einer
Beibehaltung der derzeitigen Situation (Neubau eines Hallenbades im Ortsteil Pulheim und Sanierung des Freibades im Ortsteil Stommeln).
Erarbeitung einer Wirtschaftlichkeitsprognose für Variante 6 mit zwei Untervarianten (mit bzw. ohne Saunaangebot).
Grundlagen der Bearbeitung sind neben den bereits bekannten Unterlagen zu
den Varianten 1 bis 5 (nebst Untervarianten) zur Entwicklung der Bäderlandschaft für Pulheim:
Ein vorgegebenes Raumprogramm, welches der Firma WSP I CBP Projektmanagement GmbH am 16. 08. 2011 vom Bereich Immobilienmanagement
der Stadt Pulheim vorgegeben wurde.
Entwurfspläne des Planungsbüros Dr. Krieger Architekten + Ingenieure GmbH
zur Variante 6 vom 15. 11. 2011.
Kostenschätzungen des Planungsbüros Dr. Krieger Architekten + Ingenieure
GmbH zur Variante 6 (Containerlösungen für Freibadumkleide und Sportlerbereich) vom 15. 11. 2011.
Das Raumprogramm für Variante 6 sieht folgende Ausstattung vor:
Hallenbad mit
25m-Schwimmerbecken mit 5 Bahnen und Sprunggrube,
Sprungturm mit 3m-Brett und 1m-Brett,
Lehrschwimmbecken (optional mit Hubboden),
Fassade zum Freibad, die geöffnet werden kann,
Nebenräume (nach KOK und Schul- und Vereinsnutzung dimensioniert),
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 7
Freibad mit
Sportlerumkleiden als Neubau (Größe mindestens wie Bestand),
Erhalt aller Freibadnutzungen, mit Ausnahme des Springerbeckens
(Rückbau) und der Großrutsche (keine Sanierung),
Saunalandschaft als Option, sofern wirtschaftlich darstellbar.
Als Standort für die Variante 6 wurde das Freibad Stommeln vorgegeben. Das
Hallenbad Pulheim ist aufzugeben, eventuelle Effekte daraus (Abrisskosten,
Verwertung des Grundstücks etc.) sollten bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung
unberücksichtigt bleiben. Schul- und Vereinsschwimmen sollen im derzeitigen
Umfang weiter stattfinden können.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 8
1.3.
Zielstellung des Gutachtens
Mit der vorliegenden Stellungnahme soll der Stadt Pulheim eine Entscheidungshilfe beigegeben werden. Diese dient dazu:
Die künftige Positionierung des Bäderangebots zu definieren.
Eine belastbare Einschätzung der (wirtschaftlichen) Erfolgsaussichten von
Variante 6 zu bekommen.
Einen Vergleich dieser Variante mit den bestehenden Varianten 1 bis 5 zu
ermöglichen.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 9
2.
STANDORTBEWERTUNG UND SYNERGIEPOTENTIALE
Eine besondere Situation in der 1981 zur Stadt erhobenen Gemeinde Pulheim ist
die Splittung in mehrere räumlich unabhängige Ortsteile, die 1975 im Rahmen
einer Gemeindegebietsreform zur Gemeinde Pulheim zusammengefasst wurden. Die beiden größten Ortsteile sind Pulheim und Stommeln, in denen sich ein
Hallenbad bzw. ein Freibad befinden. Wie in vielen deutschen Gemeinden, die
im Rahmen von Gebietsreformen durch Zusammenlegung entstanden sind, gibt
es auch hier die Tendenz, sich in besonderer Weise mit dem „eigenen“ Ortsteil
zu identifizieren. Entsprechend sind die einzelnen Ortsteile in der Regel besonders sensibel, wenn es um Aspekte der Gleichbehandlung geht.
Vor dieser Matrix ist auch nachfolgende Standortbewertung zu sehen. Eine Beibehaltung des Status quo ist sicher politisch am einfachsten durchzusetzen, zumal dann beide Ortsteile jeweils über ein Bäderangebot verfügen. Dies ist jedoch nicht unbedingt gleichzeitig die wirtschaftlichste Lösung.
2.1.
Standortbewertung
Abb.: Standorte Freibad Stommeln und Hallenbad Pulheim
© google earth
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 10
Auf vorliegender Luftaufnahme ist deutlich die Zweiteilung des Gemeindegebiets mit den Ortsteilen Stommeln und Pulheim zu erkennen. Die beiden Standorte sind wie folgt zu bewerten:
Tab:
Standortbewertung
Standortfaktor
Pulheim
Stommeln
Nähe zum größeren
Einwohnerpotential
+
-
Nähe zu Schulstandorten
+
-
Freizeitwert des Areals
-
+
0/+
(Sportanlagen)
++
(Freibad)
0/-
0/+
0
(Hochwasserschutzzone)
Synergieeffekte zu anderen
Freizeiteinrichtungen
Entwicklungsfähigkeit des
Areals
Mehraufwand durch Topographie / Beschaffenheit
des Geländes
Eine Bewertung der Vor- und Nachteile der Standorte ist natürlich deutlich abhängig davon, welche Interessenlagen im Vordergrund stehen: Die Bedeutung
des Hallenbades als Standort für Schul- und Vereinsschwimmen oder der öffentliche Schwimm- und Badebetrieb. Letztlich geht es auch darum, ob das Hallenbad primär als Sportstätte oder in Kombination mit dem Freibad auch als Freizeiteinrichtung gesehen wird.
Für den Standort Pulheim sprechen vor allem die Nähe zu den Schulen, die das
Hallenbad für Schwimmunterricht nutzen, und die Nähe zu den Wohnstandorten eines größeren Bevölkerungsteils. Für den Standort Stommeln sprechen der
höhere Freizeitwert des Areals und vor allem die Synergieeffekte aus einer ge-
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 11
meinsamen Betreibung von Freibad und Hallenbad3. Diese seien nachfolgend
dargestellt.
2.2.
Synergieeffekte
Bei einer Konzentration des Pulheimer Bäderangebots an einem Standort
(Stommeln) ergeben sich folgende wesentlichen Vorteile und Synergieeffekte:
Geringere Investitions- und Unterhaltungskosten, da bestimmte Einrichtungen nur einmal geschaffen werden müssen (z.B. gemeinsame Kassenanlage
von Hallenbad und Freibad, ggf. gemeinsame Umkleide- und Sanitärräume,
gemeinsame Gastronomie, gemeinsame Personal-, Lager- und sonstige Nebenräume sowie gemeinsame technische Anlagen).
Geringere Personalkosten bei Parallelbetrieb im Hallenbad und Freizeitbad
(zum Beispiel durch gemeinsame Kasse und Technik).
Optimiertes Angebot für die Gäste durch die Möglichkeit, Freibad und Hallenbad zu bestimmten Zeiten parallel zu betreiben, dadurch kann bei der
Freibadnutzung eine Saisonverlängerung erreicht werden (höhere Besuchsfrequenz im Mai und September, da bei schlechtem Wetter ggf. ein Wechsel vom Freibad in das Hallenbad erfolgen kann).
Wesentliche Nachteile einer Bündelung des Bäderangebots am Standort
Stommeln sind:
Die Konzentration auf einen Standort könnte von den Einwohnern des Ortsteils Pulheim als Benachteiligung aufgefasst werden, da künftig kein Bäderangebot in dem Ortsteil mehr vorhanden sein wird.
Durch die Konzentration auf den Standort Stommeln ist der Fahrtaufwand für
Einwohner im bevölkerungsstärkeren Ortsteil künftig höher als bisher.
Die zeitlichen und monetären Aufwendungen für den Schülertransport beim
Schulschwimmen am Standort Stommeln sind höher als bisher.
Grundsätzlich sind die genannten Vor- und Nachteile bzw. Synergien kaum in
eine konkrete Summe als Einsparpotential bzw. als Mehraufwendungen zu fasZudem könnte bei dem Neubau eines Hallenbades am Standort Stommeln das bestehende
Hallenbad in Pulheim während der Bauphase weiter betrieben werden.
3
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 12
sen, da die tatsächlich erzielbaren Resultate abhängig sind von verschiedenen
Faktoren, unter anderem von der Frage, welche Zeitfenster tatsächlich für den
öffentlichen Badebetrieb zur Verfügung stehen. So wird man etwa Mehreinnahmen durch eine höhere Frequentierung in der Freibadsaison nur dann erzielen können, wenn tagsüber auch entsprechende Möglichkeiten zur Nutzung
des Hallenbades durch Individualgäste (bei schlechtem Wetter) bestehen.
Die Synergien sollen jedoch auch nicht nur als Einsparpotentiale gesehen werden, sondern auch unter dem Aspekt einer Verbesserung des Bäderangebots
für die Bevölkerung, und hier besonders für die Individualbesucher, die also außerhalb des Schul- und Vereinsschwimmens kommen und die eigentlichen Umsatzbringer sind.
Je länger jeweils ein paralleler Betrieb von Freibad und Hallenbad erfolgt (abhängig davon, ob das Hallenbad während der gesamten Freibadsaison geschlossen wird, nur während der Sommerferien in NRW oder aber ganzjährig
betrieben wird, um ein entsprechendes Angebot für Vereine und Kurse auch in
den Ferienzeiten aufrechtzuerhalten), desto größer sind die Einsparpotentiale
bei einem Betrieb beider Bäder an einem gemeinsamen Standort.
Mögliche Synergieeffekte aus der Betrachtung der Investitionskosten können
nicht ausschlaggebend für eine Standortentscheidung sein. Folgt man den Ermittlungen von Dr. Krieger Architekten + Ingenieure und WSB CBP Projektmanagement GmbH (jeweils Kostengruppen KGR 200-700 netto), dann ergibt sich
etwa bezogen auf die Einzelmaßnahmen Sportlertrakt und Freibadumkleiden in
Stommeln eine vergleichsweise geringe Differenz von 10.000 €:
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 13
Tab.: Gegenüberstellung relevanter Synergien aus den Investitionskosten4
Investitionsmaßnahme
Hallenbadneubau
Stommeln
Neubau Sportlertrakt
705.000 €
Freibadumkleiden
435.000 €
Abbruch Bestand
220.000 €
Anteilige Sanierungskosten Freibadtechnik
700.000 €
Hallenbadneubau
Pulheim
Sanierungskosten Bestandsgebäude
Stommeln
1.150.000 €
900.000 €
Separate Techniksanierung
Investitionskosten hierfür gesamt
2.060.000 €
2.050.000 €
Weitere Synergien bei den Investitionen sind in den entsprechenden Investitionssummen der Varianten bereits berücksichtigt und daher in den Gegenüberstellungen der Szenarien auch als Auswirkungen auf die Gesamtinvestition erkennbar.
Langfristig bedeutsam sind vor allem die Synergiepotentiale aus dem gemeinsamen Betrieb eines Frei- und Hallenbades an einem Standort gegenüber zwei
Standorten. Geht man davon aus, dass das Hallenbad (auch zur Aufrechterhaltung des Kurs- und Trainingsbetriebs) ganzjährig geöffnet ist und dass das Freibad von Mai bis September betrieben wird, dann sind vor allem nachfolgende
Synergien relevant. Die Einsparpotentiale sind aufgrund von Kennziffern aus
vergleichbaren Objekten geschätzt und können sich in Abhängigkeit von dem
konkreten Betriebskonzept (Öffnungszeiten, Verhältnis öffentlicher Badebetrieb
zu Schul- und Vereinsschwimmen etc.) noch ändern.
4
Kostenermittlung abgeleitet von Varianten 1 bis 5, teilweise Kostenschätzung.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 14
Tab.: Gegenüberstellung relevanter Synergien aus den Betriebskosten
Maßnahme
Reduzierung des Personalaufwands durch
u.a.:
Gemeinsame Kasse für Hallenbad und
Freibad
Vereinfachte Betreuung der technischen Anlagen, die an einem Standort
zusammengefasst sind
Geringerer Betreuungsaufwand durch
Aufsichtspersonal
Geringerer Personalaufwand für Reinigung durch Flächenreduzierung bei einem Kombibad im Vergleich zu einem
Hallenbad und einem Freibad an zwei
verschiedenen Standorten
Bessere Ausnutzung der Arbeitszeit, da
Pendelverkehr zwischen zwei Standorten
entfällt
Optimierung des Personaleinsatzes
durch größere Flexibilität (Pausenzeitenregelung etc.)
Energieeinsparungen durch geringere
Raumkubatur (gemeinsam genutzte Räume)
Einsparung von Betriebsmitteln (Reinigungsmittel etc.)
Einsparpotential p.a. ca.
90.000 € (inkl. LNK)
Monetäre Bewertung
bedarf einer konkreten
Kostenermittlung für die
Variante HB Pulheim
Monetäre Bewertung
bedarf einer konkreten
Kostenermittlung für die
Variante HB Pulheim
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 15
Maßnahme
Optimierung der Freibadakzeptanz durch
geringere Witterungsabhängigkeit eines
Besuchs – erhöhte Besucherfrequenz am
Anfang und Ende der Saison, ggf. Möglichkeit der Saisonverlängerung und höhere
Akzeptanz des Angebots bei Tagen mit
wechselhaftem Wetter
Möglichkeit eines gemeinsamen Shopbetriebs mit erweitertem Angebotssegment,
ggf. auch entsprechende Erweiterung der
gastronomischen Angebote, da höhere
Besucherfrequenz an einem Standort konzentriert
Synergiepotentiale in Summe ca.
Zusätzliches Einnahmepotential p.a. ca.
30.000 – 50.000 €
5.000- 10.000 €
125.000 – 160.000 €
Hinzu kommen ggf. Einspareffekte aus Energie und Betriebsmittel, die in der
Summenermittlung noch nicht enthalten sind. Vorangehende Tabelle lässt erkennen, dass die Konzentration des Bäderangebots an einem Standort bei Parallelbetrieb beider Bäder deutliche Synergieeffekte aufweist.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 16
3.
BESUCHERPOTENTIALANALYSE
3.1.
Relevante Marktentwicklungen
Für eine Bewertung der Besucherpotentiale für ein Kombibad (mit Saunaanlage) am Standort Stommeln sind demographische Entwicklungen ebenso zu berücksichtigen wie Trends und Tendenzen in der deutschen Bäderlandschaft sowie der neue Wellnessmarkt und der Gesundheitstourismus. Daher sollen nachfolgend die Aspekte:
demographische Entwicklungen als Basis relevanter Markentwicklungen,
grundlegende Entwicklungen in der deutschen Bäder-, Sauna- und Wellnesslandschaft.
kurz dargestellt werden.
Demographische Entwicklung als Basis relevanter Marktentwicklungen
Bei der langfristigen Planung für jegliche Angebotserweiterung am Standort
Pulheim / Stommeln ist die deutliche Veränderung der Altersstruktur zu berücksichtigen, die mittel- bis langfristig in Deutschland stattfinden wird. So wird das
Durchschnittsalter der Bevölkerung stetig nach oben gehen. Diese Veränderungen in der Struktur der Bevölkerung gehen mit Veränderungen in der Alltagskultur und den Lebenswelten verschiedener Gruppen einher, die es bei der Beurteilung der Entwicklungspotentiale für ein Bäderangebot in Pulheim generell
zu berücksichtigen gilt. Die Prognosen müssen nicht immer nur negative Auswirkungen haben. So werden die „Senioren“ immer aktiver und gesundheitsbewusster und verfügen auch über ein wachsendes Einkommen. Die Generation
der heute über 40-jährigen wird in den nächsten Jahren aufgrund von zu erwartenden Erbschaften der „Gründergeneration“ über ein deutlich größeres
Vermögen verfügen. Das Zukunftsinstitut von Matthias Horx spricht von einem
„Zweiten Aufbruch“ als Phase einer beruflichen und familiären Neuorientierung,
die oft noch im höheren Alter erfolgt. Gleichzeitig werden die Lebensstile und
Biographien immer individueller und daher auch schwerer vorherzubestimmen:
„Die einzelnen [Lebens-] Abschnitte werden zu Phasen, die sich überschneiden
(Kind und Karriere), zu Unterbrechungen führen (Arbeitslosigkeit, Sabbaticals)
und ihre Fortsetzungen oder Wiederholungen finden (neue Ehe, neue Familie)“5.
5
Wenzel, Eike u. a. (Zukunftsinstitut): Lebensstile 2020, Kelkheim 2007.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 17
Tab.: Bevorzugte Aktivitäten der Senioren in der Zukunft
Um Familie/Freunde
kümmern
Hobbys pflegen
Gesellschaftlich
engagieren
Nebenbeschäftigung
suchen
Ein neues Kapitel
aufschlagen
An der VHS/Uni
weiterbilden
0%
20%
40%
60%
80%
100%
Quelle: Bertelsmann-Stiftung 2010
Nach einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung werden die Senioren im Ruhestand zwar nach wie vor den klassischen Beschäftigungen wie „Familie/Freunde“ und „Hobbys“ nachgehen, aber ein wachsender Anteil möchte
auch „ein neues Kapitel aufschlagen“ und sich weiterbilden. Der Lebensstil der
Senioren wird in Zukunft von den Erfahrungen eines aktiv gestalteten Berufslebens geprägt sein. Beim Eintritt ins Rentenalter suchen schon heute immer mehr
Senioren nach neuen Herausforderungen. Die klassischen Themen „Familie und
Garten“ sind nicht mehr ausreichend. Der Fokus ihres neuen Interesses liegt neben der Bildung auf körperlicher Fitness und Sport.
Allerdings sinkt trotz dieser für die Bäderlandschaft generell durchaus positiven
Entwicklung mit zunehmendem Alter auch der Anteil an der jeweiligen Altersgruppe, die grundsätzlich als Badebesucher in Frage kommen. Während im
Durchschnitt der Gesamtbevölkerung ca. 30% mindestens einmal pro Jahr ein
Freizeitbad bzw. eine Therme besuchen, sind dies bei den „Jungsenioren“ (5564 Jahre) nur noch 22% und bei den Ruheständlern (65 Jahre und älter) nur
noch 12%6. Ein ähnliches Besucherverhalten gilt bei Hallen- und Freibädern. Die
Ursachen hierfür sind primär in drei Faktoren zu sehen:
6 Erhebung der BAT- Stiftung für Zukunftsfragen Hamburg, 2006. Bei den 18-24jährigen lag die Aktivierungsquote bei 50 % und bei den 25-49jährigen bei 32 %.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 18
Vor allem weibliche Badegäste zeigen sich ab einem bestimmten Alter ungern in Bikini oder Badeanzug, wenn in der Anlage ein altersmäßig sehr heterogenes Publikum vorhanden ist. Dieses Problem ist weniger ausgeprägt,
wenn das Bad überwiegend von Senioren besucht wird.
Mit zunehmendem Alter wächst die Angst, sich bei einem Badebesuch zu
verletzen (Rutschgefahr) oder aber sich nicht zurechtzufinden (moderne
Schließ- und Zutrittssysteme).
Auch die Bereitschaft zu Saunabesuchen sinkt bei Senioren ab 65 Jahren
deutlich.
Für das neue Bäderangebot in Pulheim (an welchem Standort und wie auch
immer dies aussehen wird) bedeutet dies:
Eine durchgängig seniorengerechte Gestaltung der gesamten Anlage sichert die Akzeptanz einer wachsenden Zielgruppe. Dabei sollte sehr subtil
vorgegangen werden, denn weder wollen die Senioren selbst mit dem
Thema Behinderung und nachlassende Beweglichkeit konfrontiert werden,
noch findet sich die jüngere Klientel mit ihren höheren Ansprüchen an die
Gestaltung von Gesundheits- und Wellnessanlagen in Bädern wieder, die
vorrangig ihre medizinische Funktion in der Gestaltung kommunizieren.
Der Wachstumsmarkt Senioren ist jedoch mit den Themen Baden und Saunieren weniger einfach anzusprechen als allgemein angenommen. Entsprechend sollte für diese Zielgruppe eine eigene Kommunikationsstrategie entwickelt werden.
Grundlegende Entwicklungen in der deutschen Bäder-, Sauna- und Wellnesslandschaft
Bei der künftigen Positionierung eines Bäderangebots in Pulheim/Stommeln ist zu
berücksichtigen, dass die gesamtdeutsche Bäderlandschaft in den vergangenen Jahren einen zum Teil dramatischen Wandel erlebt hat.
Thermen und Freizeitbäder, die heute als Synonym für die Bäderlandschaft gesehen werden, weil kleine kommunale Hallenbäder, die der Daseinsvorsorge
dienen, kaum mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit rücken, haben ihren Neuigkeitsfaktor weitgehend verloren. In den letzten Jahren entstand, teilweise
auch durch eine verfehlte Fördermittelpolitik, ein Überangebot an größeren
Freizeitbädern und Thermen, die einen entsprechenden Konkurrenzdruck auch
auf die kommunalen Hallen- und Freibäder ausüben. Ein „Bädertourismus“ wie
noch vor 10 bis 15 Jahren, als Anfahrtswege von bis zu 200 km an den Wochen-
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 19
enden für einen Bäderbesuch in Kauf genommen wurden, existiert nicht mehr
bzw. nur in begründeten Ausnahmen. Die durchschnittliche Anfahrtsdistanz für
eine Therme bzw. ein Freizeitbad reduzierte sich entsprechend. In vielen Regionen der Bundesrepublik Deutschland ist ein Überangebot an Thermen und Freizeitbädern entstanden. Auch der Standort Pulheim ist davon deutlich betroffen,
in den vergangenen zehn Jahren hat sich der Konkurrenzdruck deutlich verstärkt.
Das Saunasegment wächst bundesweit nur noch leicht, bleibt aber auf hohem
Niveau stabil in Besucherzahlen und Umsätzen. Bei der Suche nach Profitcentern nehmen derzeit größere Freizeitbäder eine deutliche Orientierung zu Wellness- und Gesundheitsangeboten vor(beispielhaft hierfür stehen die Aktivitäten
der Monte mare Gruppe etwa in Bedburg und Rheinbach), was leicht wieder
zu einem Überangebot führen kann. Immer mehr Bäder haben dabei das Problem mangelnder Alleinstellungspotenziale, weil die Mitbewerber bei jeder Angebotsverbesserung mit vergleichbaren Angeboten nachziehen.
Viele Bäderbetreiber unterschätzen zudem nach wie vor die Konkurrenz durch
andere Freizeiteinrichtungen. Die Zahl und Varietät der Freizeitangebote hat in
den letzten Jahren erheblich zugenommen, die neu entstandenen Multiplexkinos sind als Mitbewerber ebenso zu berücksichtigen wie Einkaufscenter oder
die zunehmende „Event“-Kultur mit Open-Airs, Festivals, Stadtfesten, Mittelaltermärkten etc. Alle diese Angebote konkurrieren gemeinsam mit den Bädern
um das Interesse des Publikums in der zur Verfügung stehenden Freizeit. Auch
Naturbademöglichkeiten sind in den letzten Jahren aufgrund des Trends „Zurück zur Natur“ wieder zu ernsthaften Konkurrenten geworden.
Bei einer ehrlichen Bewertung der Situation der kommunalen Bäder in Deutschland zeigt sich durchgängig ein erheblicher, zudem steigender Zuschussbedarf,
der leider nicht immer so offen kommuniziert wird.
Der Sauna- und Wellnessmarkt hat sich vor allem im qualitätsorientierten und
hochpreisigen Segment in den vergangenen zehn Jahren hervorragend entwickelt, wie die Auslastungs- und Zuwachsraten bei den entsprechend positionierten Saunaanlagen zeigen. Grundlegend muss man sich jedoch bewusst sein,
dass in diesem Segment ein erheblicher Konkurrenzdruck besteht, da neben
den Bädern auch große Fitnessstudios und Hotels auf das Marktpotential blicken. In unserem Einzugsgebiet sind unter anderem mit dem Mediterana, dem
Monte mare Bedburg, der Claudiustherme, dem Wellneuss und den Carolus
Thermen in Aachen bereits sehr starke Mitbewerber auf dem Markt. Zu fragen ist
daher, ob man sich in Pulheim diesem Wettbewerb überhaupt stellt oder nicht
besser eine andere Marktnische – nämlich die des Familienpublikums – besetzt.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 20
Interessant ist, wie sich die impulsgebenden Erwartungen an einen Bäderbesuch je nach Zugehörigkeit zu den verschiedenen Altersgruppen verändert:
Tab.: Unterschiedliche Erwartungen bei einem Badbesuch
Die Tabelle zeigt, wie die Aspekte Gesundheit und Wellness mit zunehmendem
Alter als Impuls für einen Badbesuch immer wichtiger werden. Ab 40 Jahren ist
dies für die Hälfte der Gäste die entscheidende Motivation, ab 60 Jahren bereits für mehr als drei Viertel der Besucher von Bädern. Berücksichtigt man die
demographische Entwicklung, dann ist klar, dass die Aspekte Gesundheit und
Wellness den zukünftigen Bädermarkt stärker bestimmen werden.
Andererseits fokussieren sehr viele Bäder im Moment genau auf diese Entwicklung und vergessen dabei, dass an den meisten Standorten (und gerade auch
in Pulheim) zur Erreichung einer zufriedenstellenden Grundauslastung alle Generationen angesprochen werden müssen.
Angesichts der vorgenannten Faktoren sollte aus unserer Sicht eine Festlegung
des richtigen Bäderangebots in Pulheim primär unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Konsequenzen erfolgen, da sich die Rahmenbedingungen gerade
für kleinere, der kommunalen Daseinsvorsorge dienende Einheiten, eher verschlechtern werden. Andererseits bleibt hier das Investitions- und Betreiberrisiko
im Vergleich zu Anlagen, die einer überregionalen Gästeklientel bedürfen,
auch überschaubarer.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 21
3.2.
Theoretisches maximales Besucherpotential Badbesucher
Das Besucherpotential für ein kombiniertes Frei- und Hallenbad in Stommeln
(Kombibad) ist zu differenzieren in den
Primärmarkt:
Dieser Markt umfasst die Besucher, die im Rahmen eines
Tagesausflugs das Bad in Stommeln besuchen, also in der
Gemeinde oder der Region wohnen.
Sekundärmarkt:
Dieser Markt setzt sich aus den Gästen zusammen, die sich
in der Stadt Pulheim und der Region als Übernachtungsgäste aufhalten und während dieses Aufenthaltes das Kombibad besuchen (touristisches Potential).
Da weder die Stadt Pulheim selbst eine ausgewiesene touristische Destination ist
noch das geplante Kombibad eine so hohe Attraktivität besitzen wird, das sich
daraus ein touristisches Potential ableiten lässt, ist in diesem Fall nur das Potential aus dem Primärmarkt (lokales und regionales Einzugsgebiet) ausschlaggebend. Jegliche Effekte aus dem Übernachtungstourismus werden nach unserer
Einschätzung so gering sein, dass sie zwar als Zusatzeffekte verbucht werden
können, für die eigentliche Wirtschaftlichkeit des Kombibades jedoch keine Rolle spielen.
Bei der Bewertung des ausschlaggebenden regionalen Besucherpotentials sind
zunächst drei Begriffe zu unterscheiden:
Das Einzugsgebiet ist zunächst nur eine geographische Größe. Es definiert
das Quellgebiet, aus dem die überwiegende Mehrheit der Besucher des
Kombibades in Pulheim/Stommeln kommt. Basis der Festlegung eines Einzugsgebiets ist die ermittelte durchschnittliche Anfahrtsakzeptanz für den Besuch einer Freizeiteinrichtung. Innerhalb des Einzugsgebietes kann weiter differenziert werden, denn je nach Entfernung zum Zielobjekt unterscheiden
sich das Besucherpotential und die Besuchshäufigkeit (= Frequenz).
Das Besucherpotential definiert die Größenordnung der Einwohner in einem
Einzugsgebiet, die überhaupt als Besucher des Kombibades in Frage kommen, dieses also mindestens einmal pro Jahr besuchen.
Die Besuchsfrequenz wiederum ist die Häufigkeit der Besuche pro Jahr, die in
den unterschiedlichen Radien des Einzugsgebiets ebenfalls nach Attraktivität und Anfahrtsdistanz unterschiedlich hoch sein können.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 22
Jegliche Besucherpotentialermittlung ist zunächst spekulativ, da sie abhängig ist
von mehreren Faktoren:
von der Attraktivität und Zugkraft des eigenen Angebots und von der Professionalität der Vermarktung,
von der Zahl und Attraktivität der Mitbewerber im Einzugsgebiet,
von der Verkehrsanbindung und von den topographischen Gegebenheiten
und Witterungsverhältnissen und deren Einfluss auf das Straßennetz. Im konkreten Fall ist etwa zu berücksichtigen, dass die überregionalen Verkehrsanbindungen im Großraum Köln häufig und vor allem zu Stoßzeiten stark belastet sind und sich die Anfahrtszeiten nach Pulheim ggf. entsprechend erhöhen.
Nach Ermittlungen der BAT Stiftung für Zukunftsfragen können etwa 31% der
deutschen Bevölkerung als regelmäßige Schwimmer/Bader bezeichnet werden7, die wenigstens einmal monatlich ein Bad besuchen.
Graphik:
Regelmäßige Badbesucher in der deutschen Bevölkerung nach
Altersgruppen8
Hier ist zu differenzieren, da nicht alle Besucher eines Bades auch im klassischen Sinnen
Schwimmer sind, also Bahnenschwimmen praktizieren, viele Gäste wollen lediglich baden, sich
also im warmen Wasser aufhalten und dabei mehr passiv bewegt werden als sich aktiv bewegen.
8 Erhebung der BAT Stiftung für Zukunftsfragen, Hamburg, aus dem Jahr 2009.
7
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 23
Bei dieser Erhebung erfolgte jedoch keine tatsächliche Verifizierung, nach unseren eigenen Erhebungen ist die Quote derer, die tatsächlich regelmäßige Badbesucher sind, geringer.
Legt man diesen Zahlen der BAT Stiftung die Einwohnerzahl Pulheims selbst (mit
ca. 53.500 EW) zugrunde, dann ergibt sich hieraus ein theoretisches jährliches
Potential von 53.500 x 31% x 12 = 199.020 Besuchen aus dem Kreis der regelmäßigen Badbesucher. Allerdings sind in diesem Potential sämtliche Aufenthalte in
Bädern bzw. Nutzungen von Schwimmmöglichkeiten zusammengefasst, also
auch die in Urlaubsorten, das Schul- und Vereinsschwimmen etc. Hinzu kommen
die zusätzlichen Potentiale aus den Saunagästen sowie bei entsprechender
Attraktivität des Angebots Besucher aus den an das Pulheimer Gebiet angrenzenden Städten und Gemeinden. Das tatsächliche Potential ist daher deutlich
geringer.
Der weitaus überwiegende Teil der Besucher von Hallenbädern reist mit dem
eigenen PKW an. Insofern ist auch die Erreichbarkeit für den straßengebundenen Individualverkehr ausschlaggebend für die Festlegung des Einzugsgebiets.
Nach Untersuchungen des Instituts für Tourismus- und Freizeitforschung der HTW
Chur aus dem Jahr 2007 sind die akzeptierten Anfahrtsdistanzen danach zu unterscheiden, ob der Besucher von seinem Erstwohnsitz anreist oder aber von
seinem Zweitwohnsitz bzw. vom Ort seines Ferienaufenthaltes.
Graphik:
Unterschiedliche Anfahrtsdistanzen nach Aufenthaltsort
Gesamt
aus Ferienort
von Zweitwohnsitz
von Erstwohnsitz
Quelle: Institut für Tourismus- und Freizeitforschung der HTW Chur, 2007
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 24
Fast die Hälfte der Badegäste nehmen eine Anfahrtsdistanz von max. 20 Minuten für einen Badbesuch auf sich, 68,4 % fahren maximal 40 Minuten zum Besuch eines Bades. Die akzeptierte Anfahrtsdistanz erhöht sich nur dann gravierend, wenn sich die Badbesucher im Urlaub befinden oder aber die Anlage
eine überregionale Anziehungskraft aufweist. Dann akzeptieren 84,3 % eine Anfahrtszeit bis max. 40 Minuten. Interessant ist auch ein Vergleich der unterschiedlichen Motivationen für einen Badbesuch und der damit zusammenhängenden akzeptierten Anreisezeiten.
Tab.: Besuchsmotivation und akzeptierte Anfahrtszeiten
Quelle: Institut für Tourismus- und Freizeitforschung der HTW Chur, 2007
Ist ein Badbesuch durch gesundheitliche Gründe, durch Fitness und Sport bzw.
durch Schönheitspflege motiviert, dann werden hierfür vor allem wohnortnahe
Bäder aufgesucht, die akzeptierten Anfahrtszeiten erhöhen sich, wenn Freizeitaspekte wie „Spaß“ und „Gruppenerlebnis“ eine wichtige Rolle spielen. Eine
Ausnahme bilden jedoch dezidiert gesundheitsorientierte Bäderangebote wie
Kurbäder und Thermalbäder – hier steigt die akzeptierte Anfahrtszeit wieder
deutlich, was aus der Untersuchung der HTW Chur nicht belegt wird, aber aus
anderen Untersuchungen eindeutig hervorgeht.
Die maximal akzeptierte Anfahrtszeit bei den Bädern in Deutschland hat sich in
den vergangenen Jahren (nicht zuletzt aufgrund der immer größer werdenden
Auswahl an attraktiven Bädern in Wohnortnähe) stetig reduziert. Für Pulheim
ergibt sich daher – bei Betrachtung des ausschlaggebenden Primärmarktes nachfolgend dargestelltes und nach Anfahrtsdistanzen differenziertes Einzugsgebiet, das sowohl für die Generierung eigener Gästepotentiale als auch für
die Konkurrenzbewertung relevant ist:
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 25
Abb.: Einzugsradien 10 / 20 / 30 / 40 min Anfahrtsdistanz
© con.pro GmbH 2011
Angesichts der vergleichsweise geringen Attraktivität des vorgesehenen Angebots ist für das Kombibad in Stommeln vor allem das lokale Besucherpotential
relevant, also das Potential der Gäste, die eine Anfahrtsdistanz von 10 bis maximal 20 Minuten in Kauf nehmen, um das Bad zu besuchen. Um darüber hinaus
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 26
gehende Potentiale zu erschließen, müsste das Kombibad eine besondere Attraktivität oder ein besonderes Angebot aufweisen, das als Alleinstellungsmerkmal wirksam wird und wodurch sich das Bad in Stommeln von den Konkurrenzbetrieben positiv unterscheidet.
Abb.: Relevante, überregional wirksame Mitbewerber im Einzugsgebiet
Wellneuss
und Südbad
Neuss
mona mare
Monheim
Calevornia
Leverkusen
Monte mare
Bedburg
Aqualand
Köln
Erftlagune
Kerpen
Claudiustherme
Köln
fresh open
Frechen
De Bütt Hürth
Kölnbäder
GmbH
Karlsbad
Brühl
© con.pro GmbH 2011
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 27
Betrachtet man die Karte, auf der nur einige der relevanten Mitbewerber mit
einer überregionalen Ausstrahlung zusammengefasst sind, so wird deutlich, dass
angesichts einer sehr starken Konkurrenzsituation ein Bäderangebot in Pulheim
entweder:
sich auf das lokale Einzugsgebiet konzentrieren sollte und als ein Angebot
der kommunalen Daseinsvorsorge die örtlichen Bedürfnisse für Schul- und
Vereinsschwimmen und öffentliches Schwimmen (Hallenbad und Freibad)
erfüllt, dabei bei möglichst überschaubaren Investitionskosten einen vertretbaren jährlichen Zuschussbedarf generiert,
oder aber sich der Konkurrenzsituation stellt und versucht, durch ein entsprechend attraktives Angebot Besucherpotentiale aus den anderen bestehenden Konkurrenzbetrieben abzuwerben.
Die zweite Variante stellt ein deutlich höheres Investitions- und Betreiberrisiko
dar.
Bei einer realistischen Betrachtung des maximalen Besucherpotentials für ein
Kombibad am Standort Stommeln sind daher folgende Faktoren zu berücksichtigen:
Attraktivität des vorgesehenen eigenen Angebots,
Attraktivität des Angebots der Mitbewerber,
Erreichbarkeit und Verkehrssituation.
Aus den vorgenannten Faktoren ergibt sich unter Zuhilfenahme von Kennziffern
und Potentialanalysen aus vergleichbaren Standorten folgendes maximale Besucherpotential, bei dem der Anteil an Schul- und Vereinsschwimmen berücksichtigt ist:
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 28
Tab.: Maximales Besucherpotential für ein Kombibad in Pulheim
1 Pulheim
Einwohner ca.
53.500
davon 60% Besucherpotential
32.100
Badehäufigkeit 4,0/Jahr
128.400
Potential gesamt
128.400
2 Näherer Einzugsbereich bis 20 min
Einwohner ca.
410.000
davon 30% Besucherpotential
123.000
Badehäufigkeit 2,0/Jahr
246.000
abzgl. 10% aufgrund Erreichbarkeit
abzgl. 65% aufgrund Konkurrenzsituation
24.600
159.900
Potential gesamt
61.500
3 Mittlerer Einzugsbereich bis 30 min
Einwohner ca.
720.000
davon 25% Besucherpotential
180.000
Badehäufigkeit 0,8/Jahr
144.000
abzgl. 15% aufgrund Erreichbarkeit
abzgl. 70% aufgrund Konkurrenzsituation
21.600
100.800
Potential gesamt
21.600
4 Erweiterter Einzugsbereich bis 40 min
Einwohner ca.
860.000
davon 15% Besucherpotential
129.000
Badehäufigkeit 0,5/Jahr
64.500
abzgl. 20% aufgrund Erreichbarkeit
12.900
abzgl. 75% aufgrund Konkurrenzsituation
48.375
Potential gesamt
Maximales Besucherpotential Primärmarkt gesamt
3.225
214.725
Dieser Wert setzt bereits eine überregionale Relevanz des Angebots voraus, faktisch konzentriert sich das Potential auf die beiden inneren Einzugsradien. Dies
entspricht ca. 190.000 Nutzern im Jahr.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 29
3.3.
Theoretisches maximales Besucherpotentialanalyse Saunabesucher
Für eine Saunaanlage in Verbindung mit einem Kombibad am Standort Stommeln gelten die gleichen Faktoren wie für das Kombibad selbst. Es müssen sowohl die Attraktivität des vorgesehenen eigenen Angebots als auch die Attraktivität der Mitbewerber und die Verkehrssituation berücksichtigt werden. Da ein
Großteil der Saunagäste Stammgäste sind, die die Anlage regelmäßig frequentieren, reduziert sich die maximal akzeptierte Anfahrtszeit entsprechend. Eine
Ausnahme bilden hier nur Großanlagen mit besonders hoher Attraktivität wie
etwa das Mediterana in Bergisch Gladbach, das Südbad in Neuss oder auch
das neue Monte mare in Bedburg, die gezielt ein wellnessaffines Publikum ansprechen, das auch weitere Anfahrtsdistanzen in Kauf nimmt, weil der Besuch
der Anlage als ein besonderes Ereignis wahrgenommen wird.
Tab.: Maximales Besucherpotential für eine Saunaanlage im Kombibad in Pulheim
1 Pulheim
Einwohner ca.
53.500
davon 21 % Besucherpotential
11.235
Besuchshäufigkeit 3,0/Jahr
33.705
Potential gesamt
33.705
2 Näherer Einzugsbereich bis 20 min
Einwohner ca.
davon 16 % Besucherpotential
Besuchshäufigkeit 2/Jahr
410.000
65.600
131.200
abzgl. 10% aufgrund Erreichbarkeit
13.120
abzgl. 70% aufgrund Konkurrenzsituation
91.840
Potential gesamt
26.240
3 Mittlerer Einzugsbereich bis 30 min
Einwohner ca.
720.000
davon 12 % Besucherpotential
86.400
Besuchshäufigkeit 1/Jahr
86.400
abzgl. 15 % aufgrund Erreichbarkeit
12.960
abzgl. 75% aufgrund Konkurrenzsituation
64.800
Potential gesamt
8.640
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 30
4 Erweiterter Einzugsbereich bis 40 min
Einwohner ca.
860.000
davon 5 % Besucherpotential
43.000
Besuchshäufigkeit 0,6/Jahr
25.800
abzgl. 20% aufgrund Erreichbarkeit
abzgl. 78% aufgrund Konkurrenzsituation
Potential gesamt
Maximales Besucherpotential Primärmarkt gesamt
5.160
20.124
516
69.101
Auch bei dieser Berechnung des Maximalwertes ist bereits eine überregionale
Relevanz des Angebots erforderlich. Um dieses Potential ausschöpfen zu können, ist jedoch eine entsprechende Größe und Attraktivität der Saunalandschaft am Standort Stommeln unabdingbar. Zu berücksichtigen ist zudem, dass
in unmittelbarer Nachbarschaft Wettbewerber erst vor kurzem auf den Markt
gebracht wurden (Bedburg) und ihre Potentiale erfahrungsgemäß noch nicht
ausgeschöpft haben. Entsprechend ist eine Investition in dieses Marktsegment
als risikobehaftet zu betrachten.
Realistisch ist es, bei einer Potentialanalyse für das Saunasegment daher zunächst nur die lokale Klientel in Rechnung zu bringen. Nicht zuletzt auch aufgrund der Größe der vorgesehenen Saunalandschaft bei Variante 6 setzen wir
in der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung die jährliche Besucherzahl mit 22.500 analog zu den bisherigen Szenarien mit Sauna deutlich defensiver an. Dies ist darin
begründet, dass für eine Erreichung höherer Gästezahlen entsprechende bauliche Erweiterungen erforderlich werden würden, die sich jedoch aufgrund des
höheren Investitionsaufwands entsprechend auf die Wirtschaftlichkeit auswirken, so dass eine Abwägung von Kosten und Nutzen uns zu dem Ergebnis
kommen ließ, dass eine kompakte Saunaanlage zur Deckung des lokalen Bedarfs am Standort Pulheim-Stommeln nicht zuletzt aufgrund des vergleichbar
niedrigeren Investitionsrisikos anzuraten ist. Dies wurde auch bereits bei der Planung des Büros Dr. Krieger Architekten + Ingenieure berücksichtigt.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 31
4.
WIRTSCHAFTLICHKEITSBETRACHTUNG
4.1.
Prämissen
Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die zu einem Zeitpunkt angestellt wird, da
von einem Bäderneubauvorhaben lediglich eine Entwurfsplanung vorliegt, wird
immer spekulativen Charakter haben. Dies ist auch bei den beiden nachfolgenden Betrachtungen der Fall, die auf einen Hallenbadneubau am Standort
Freibad Stommeln ohne und auf einen Hallenbadneubau am Standort Freibad
Stommeln mit Saunaangebot basieren.
Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung bezieht sich auf die vorliegende Entwurfsplanung von Dr. Krieger Architekten + Ingenieure und auf das vorgegebene
Raumprogramm und bedient sich zur Ermittlung plausibler Zahlen der Kennziffern aus vergleichbaren realisierten Projekten. Sie kann erst dann abschließend
präzisiert werden, wenn nachfolgende Faktoren endgültig definiert sind:
Endgültiges Raum- und Angebotsprogramm,
Gestaltungskonzept, Ambiente und Atmosphäre des Neubaus,
Betriebskonzept mit Festlegungen zu den Öffnungszeiten (speziell für den
öffentlichen Badebetrieb) und zu den Eintrittstarifen,
Marketingstrategie und -budget.
Der Betrachtung wurden zudem die aktuellen Belegungspläne des Hallenbads
Pulheim für Schulen und Vereine sowie Kurse (mit Erlösstruktur) zugrunde gelegt.
Diese sehen folgende Zeitfenster für den öffentlichen Badebetrieb vor:
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 32
Tab.: Aktuelle Belegungspläne für das Hallenbad Pulheim
Quelle: Stadtverwaltung Pulheim
Die hellblau markierten Blöcke sind die für eine öffentliche Nutzung durch Individualgäste vorgesehenen Zeitfenster. Lediglich am Sonntag steht das Hallenbad ganztags von 10 bis 18 Uhr den Individualgästen zur Verfügung.
Angesichts der starken Auslastung durch Schulen, Vereine und Kurse bleiben
teilweise nur zwei Bahnen zur Nutzung für die Öffentlichkeit. Diese führt zu deutlicher Einschränkung bei der Besucherakzeptanz. Hier ist eine Optimierung der
Nutzungsmöglichkeiten für den öffentlichen Badebetrieb (=Individualgast) unbedingt erforderlich. Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung gehen wir optimistisch davon aus, dass die Potentiale nach einer gewissen Anlaufzeit aufgrund
der Attraktivität des Neubaus, einer effektiven Werbung und auch einer am
Individualgast orientierten gewissen Umstrukturierung der Nutzungszeiten ausgeschöpft werden können.
Der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung liegen daher folgende Prämissen zugrunde:
Die Zahl der Individualgäste im Hallenbad wird mit 72.000 angesetzt. Dies ist
bereits eine optimistische Betrachtungsweise, die voraussetzt, dass die Nutzungsmöglichkeiten für Individualbesucher deutlich optimiert werden. Die
durchschnittliche Zahl der jährlichen Freibadnutzer wurde aufgrund der Erfahrungen der vergangenen Jahre mit 62.000 angesetzt wurde. Hier kann es
witterungsbedingt zu erheblichen Schwankungen in beide Richtungen
kommen, die die Wirtschaftlichkeit entsprechend beeinflussen. Bei den Besucherzahlen eines möglichen Saunaangebots orientieren wir uns nicht zu-
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 33
letzt aufgrund der durch die Größe bedingten Kapazität der geplanten Anlage an den bisherigen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen (ca. 22.500 p.a.).
Bei der Schul- und Vereinsnutzung wird ein Potential von 73.500 analog zu
den bisherigen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen angesetzt.
Die Einnahmen aus den Kursangeboten werden mit 172.000 € (brutto) deutlich höher angesetzt als in den bisherigen Vergleichsszenarien. Basis für diese
Entscheidung sind die von der Stadtverwaltung Pulheim zur Verfügung gestellten Ermittlungen der aktuellen Einnahmen aus diesem Bereich. Entsprechend wurde bei der synchronoptischen Gegenüberstellung der Szenarien
dieser aktuellere Wert auch bei den Szenarien 1 bis 5 eingesetzt. Da es sich
um eine auf den Status quo basierende Annahme handelt und wir nicht davon ausgehen, dass sich eines der Szenarien hinsichtlich des Basisangebots
deutlich gegenüber dem Status quo verschlechtern wird, haben wir diese
Summe als Annahme bei allen Szenarien eingesetzt. Selbstverständlich wird
es erforderlich sein, um Vergleich zum derzeitigen Betrieb das Verhältnis von
öffentlichem Badebetrieb und Nutzung durch Schulen/Vereine/Kurse zu optimieren.
Eine Betreibung des Kombibades erfolgt durch die Stadt Pulheim, es
kein externes Unternehmen im Rahmen eines Management- oder
schäftsbesorgungsvertrags bzw. Pachtmodells eingesetzt. Lediglich die
badgastronomie (Kiosk) wird verpachtet (ggf. auch im Eigenbetrieb
stellbar).
Freibad und Hallenbad werden weitgehend (mit Ausnahme von erforderlichen Schließzeiten zur Durchführung von Wartungs- und Sanierungsarbeiten
und Maßnahmen der jährlichen Grundreinigung im Hallenbad) parallel betrieben, um entsprechende Synergieeffekte nutzen zu können. Die prognostizierten Besucherzahlen im Hallenbad sind nur dann erreichbar, wenn die
jährliche Nutzungsdauer entsprechend ausgedehnt wird.
Die durchschnittlichen Bruttoerlöse pro Hallenbadbesucher werden mit 4,00
€, pro Freibadbesucher mit 2,50 € angesetzt. Dabei sind Ermäßigungen für
Kinder und Jugendliche, sonstige Ermäßigungsberechtigte, Familienkarten,
Saisonkarten etc. bereits berücksichtigt. Bei diesen ebenfalls optimistischen
Annahmen liegen wir bei den Einnahmen bereits nahe an der bisherigen Betrachtung der Variante Cabriobad, die an sich attraktiver ist als das vorliegende Kombibad-Szenario.
wird
GeFreivor-
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 34
4.2.
Variante 6 ohne Sauna
Unter Berücksichtigung der vorgenannten Prämissen ergibt sich folgende Prognose für das erste volle Betriebsjahr, bei dem die Besucherpotentiale tatsächlich
ausgeschöpft werden können (dies ist in der Regel im zweiten oder dritten tatsächlichen Betriebsjahr der Fall):
Tab.: Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Variante 6 ohne Sauna
Investitionskosten
Zinsaufwendungen Neuinvestition
AfA Neuinvestition
Besucherzahlen Hallenbad
10.546.798,08 €
5%
3,50%
72.000,00
Besucherzahlen Sauna
-
Besucherzahlen Freibad
62.000,00
Besucherzahlen Schulen/Vereine
73.500,00
Anzahl Einheiten Training/Unterricht
Anzahl Einheiten Kurse
Ø Eintrittserlös / Besucher Hallenbad (brutto)
4,00 €
Ø Eintrittserlös / Besucher Freibad (brutto)
2,50 €
Ø Eintrittserlös / Besucher Sauna (brutto)
Ø Eintrittserlös / Besucher Schulen und Vereine (brutto)
- €
0,50 €
Ø Gastroerlös / Besucher (brutto)
- €
Ø Nebenerlös / Besucher (brutto)
0,20 €
Ø Erlös pro Unterrichts-/Trainingseinheit (brutto)
Ø Erlös pro Kurseinheit (brutto)
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 35
Umsatzerlöse
Eintrittserlöse Hallenbad
288.000,00 €
Eintrittserlöse Freibad
155.000,00 €
Eintrittserlöse Sauna
- €
Gastronomieerlöse
- €
Nebenerlöse
26.800,00 €
Erlöse aus Schul- und Vereinssport
36.750,00 €
Erlöse aus Kursangeboten
Bruttoumsatz
Nettoumsatz
172.000,00 €
678.550,00 €
634.158,88 €
Pacht Gastronomie
Wareneinsatz Shop / Nebenerlöse
Rohertrag
7.500,00 €
-
13.400,00 €
628.258,88 €
Operative Kosten
Personal
620.000,00 €
Raum und Energie
360.000,00 €
Instandhaltung
20.000,00 €
Steuern und Versicherungen
20.000,00 €
Werbung
10.000,00 €
Verschiedenes
Operative Kosten gesamt
180.000,00 €
1.210.000,00 €
-
581.741,12 €
Zinsaufwendungen neu
-
527.339,90 €
AfA neu
-
369.137,93 €
Zinsaufwendungen alt
-
28.500,00 €
AfA alt
Kapitalkosten gesamt
-
114.000,00 €
1.038.977,84 €
Deckungsbeitrag 2 (DB 2)
-
1.620.718,96 €
Deckungsbeitrag 1 (DB 1)
Kapitalkosten
DB 2 gerundet
- 1,62 Mio. €
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 36
Selbst bei einer sehr optimistischen Betrachtungsweise, die davon ausgeht, dass
trotz der Einschränkungen des öffentlichen Badebetriebs durch die Schulund Vereinsnutzung und Kursbelegung die Einnahmepotentiale aus dem öffentlichen Badebetrieb ausgeschöpft werden können und
die Kosten im Rahmen eines Eigenbetriebs dagegen eher an den unteren
Bereichen im Spektrum der üblichen Kennziffern orientiert werden,
kann bei dieser Variante das Ziel einer deutlichen Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Stadt Pulheim durch Reduzierung des jährlichen Betriebskostenzuschusses für den Bäderbetrieb nicht erreicht werden. Der durchschnittlichen jährliche Zuschussbedarf beläuft sich bei dieser Variante 6 (ohne Sauna)
auf 1,62 Mio. € (netto).
Bleibt zu prüfen, ob ggf. durch den Anbau einer Saunaanlage das erhoffte Ergebnis erzielt werden kann.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 37
4.3.
Variante 6 mit Sauna
Für dieses Szenario gelten folgende ergänzenden Prämissen:
Die Erstellungskosten für die Sauna wurden vom Planungsbüro mit ca. 1,3
Mio. € (ohne Nebenkosten) angesetzt. Dies entspricht einer kleineren Einheit
mit einer entsprechenden Beschränkung des jährlichen Besucherpotentials
aufgrund von Größe und Attraktivität.
Aufgrund der starken Marktposition und großen Zahl der vorhandenen Mitbewerber und der im Vergleich dazu geringeren Attraktivität und Größe des
Saunaangebots gehen wir davon aus, dass die theoretischen maximalen
Potentiale hier nicht ausgeschöpft werden können. Selbst bei optimistischer
Betrachtung wird man nur einen Teil des Potentials als Durchschnittswert erreichen. Mit den in den anderen Szenarien angesetzten 22.500 Besuchern ist
bei der Größe der Anlage auch das maximal zu erzielende Besucherpotential erreicht. Eigentlich ist die Errichtung einer Saunaanlage bei derart geringen Besuchererwartungen nicht wirtschaftlich interessant. Sie ist unter diesen
Umständen kein Profitcenter, kann aber zur Gesamtakzeptanz eines Bäderstandorts beitragen. Deutliche Steigerungen der Besuchererwartungen können nur durch entsprechende Erweiterungs- und Attraktivierungsinvestitionen und ein deutlich höheres Marketingbudget erzielt werden.
Der durchschnittliche Bruttoerlös orientiert sich nicht an den angebotsstarken Mitbewerbern, sondern an Anlagen vergleichbarer Größe und Attraktivität.
Der Saunabetrieb erfolgt ebenfalls ganzjährig und wird ebenso wie Frei- und
Hallenbad kommunal betrieben.
Unter Berücksichtigung dieser Vorgaben ergibt sich folgende Wirtschaftlichkeitsprognose für Variante 6 mit Sauna im ersten vollen Betriebsjahr, in dem die
Besucherpotentiale ausgeschöpft werden können:
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 38
Tab: Wirtschaftlichkeitsbetrachtung Variante 6 mit Sauna
Investitionskosten
Zinsaufwendungen Neuinvestition
AfA Neuinvestition
12.174.686,72 €
5%
3,50%
Besucherzahlen Hallenbad
72.000,00
Besucherzahlen Sauna
22.500,00
Besucherzahlen Freibad
62.000,00
Besucherzahlen Schulen/Vereine
73.500,00
Anzahl Einheiten Training/Unterricht
Anzahl Einheiten Kurse
Ø Eintrittserlös / Besucher Hallenbad (brutto)
4,00 €
Ø Eintrittserlös / Besucher Freibad (brutto)
2,50 €
Ø Eintrittserlös / Besucher Sauna (brutto)
Ø Eintrittserlös / Besucher Schulen und Vereine (brutto)
13,50 €
0,50 €
Ø Gastroerlös / Besucher (brutto)
- €
Ø Nebenerlös / Besucher (brutto)
0,20 €
Ø Erlös pro Unterrichts-/Trainingseinheit (brutto)
Ø Erlös pro Kurseinheit (brutto)
Umsatzerlöse
Eintrittserlöse Hallenbad
288.000,00 €
Eintrittserlöse Freibad
155.000,00 €
Eintrittserlöse Sauna
303.750,00 €
Gastronomieerlöse
- €
Nebenerlöse
31.300,00 €
Erlöse aus Schul- und Vereinssport
36.750,00 €
Erlöse aus Kursangeboten
Bruttoumsatz
Nettoumsatz
172.000,00 €
986.800,00 €
922.242,99 €
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 39
Übertrag: Nettoumsatz
922.242,99 €
Pacht Gastronomie
Wareneinsatz Shop / Nebenerlöse
7.500,00 €
-
15.650,00 €
914.092,99 €
Rohertrag
Operative Kosten
Personal
690.000,00 €
Raum und Energie
410.000,00 €
Instandhaltung
25.000,00 €
Steuern und Versicherungen
23.000,00 €
Werbung
10.000,00 €
Verschiedenes
Operative Kosten gesamt
Deckungsbeitrag 1 (DB 1)
190.000,00 €
1.348.000,00 €
-
433.907,01 €
Zinsaufwendungen neu
-
608.734,34 €
AfA neu
-
426.114,04 €
Zinsaufwendungen alt
-
28.500,00 €
AfA alt
Kapitalkosten gesamt
-
114.000,00 €
1.177.348,37 €
Deckungsbeitrag 2 (DB 2)
-
1.611.255,38 €
Kapitalkosten
DB 2 gerundet
- 1,61 Mio. €
Selbst bei einer optimistischen Betrachtung kann das Ergebnis durch den Anbau einer Saunaanlage nicht so weit verbessert werden, dass die Zielvorgabe
einer Reduzierung des jährlichen Betriebskostenzuschusses erreicht wird. Der
durchschnittlichen jährliche Zuschussbedarf beläuft sich bei dieser Variante 6
(mit Sauna) auf 1,61 Mio. € (netto).
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 40
Fazit: Bei einer Realistic-Case-Betrachtung, die den Wirtschaftlichkeitsprognosen
zugrunde liegt, kann mit Variante 6 mit den beiden Untervarianten mit und ohne Saunaanlage das gewünschte Ziel einer deutlichen Reduzierung des kommunalen Betriebskostenzuschusses nicht erreicht werden (zumal ggf. haushaltsrelevante Faktoren wie ein erhöhter Aufwand für Fahrtkosten für den Schulschwimmunterricht noch nicht berücksichtigt wurden).
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 41
4.4.
Synchronopse der Szenarien
Name der Variante
Variante 1
Variante 2
Variante 3
Variante 4
Variante 5 neu A
Variante 5 neu B
Variante 6 ohne
Sauna
Variante 6 mit
Sauna
Kurzbeschreibung
Kostenorientierte
Variante
Angebotsorientierte Variante
Renditeorientierte Variante
Cabriobad
HB-Neubau
Pulheim
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erstellt
von
GMF
GMF
GMF
Dr. Krieger/GMF
con.pro
auf Basis GMF
con.pro
auf Basis GMF
con.pro
con.pro
Investitionskosten
9.700.000,00 €
12.700.000,00 €
12.500.000,00 €
11.711.000,00 €
Zinsaufwendungen Neuinvestition
AfA Neuinvestition
8.765.000,00 €
8.627.000,00 €
10.546.798,08 €
12.174.686,72 €
5%
5%
5%
5%
3,50%
3,50%
3,50%
3,50%
Besucherzahlen Hallenbad
41.000,00
58.700,00
58.700,00
92.000,00
68.000,00
72.000,00
72.000,00
72.000,00
Besucherzahlen Sauna
12.000,00
20.000,00
22.000,00
23.500,00
-
-
-
22.500,00
Besucherzahlen Freibad
62.000,00
62.000,00
62.000,00
-
62.000,00
66.000,00
62.000,00
62.000,00
Besucherzahlen Schulen/Vereine
73.500,00
73.500,00
73.500,00
73.500,00
73.500,00
73.500,00
73.500,00
73.500,00
1.900,00
1.900,00
800,00
800,00
Anzahl Einheiten Training/Unterricht
Anzahl Einheiten Kurse
Ø Eintrittserlös / Besucher Hallenbad
(brutto)
4,17 €
4,58 €
4,58 €
4,58 €
2,40 €
2,40 €
4,00 €
4,00 €
Ø Eintrittserlös / Besucher Freibad
(brutto)
2,73 €
2,73 €
2,73 €
- €
2,10 €
2,10 €
2,50 €
2,50 €
Ø Eintrittserlös / Besucher Sauna (brutto)
9,45 €
11,03 €
11,03 €
14,32 €
-€
- €
- €
13,50 €
Ø Eintrittserlös / Besucher Schulen und
Vereine (brutto)
0,50 €
0,50 €
0,50 €
0,50 €
0,50 €
0,50 €
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 42
Name der Variante
Variante 1
Variante 2
Variante 3
Variante 4
Variante 5 neu A
Variante 5 neu B
Variante 6 ohne
Sauna
Variante 6 mit
Sauna
Kurzbeschreibung
Kostenorientierte
Variante
Angebotsorientierte Variante
Renditeorientierte Variante
Cabriobad
HB-Neubau
Pulheim
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
€
- €
- €
- €
€
- €
0,20 €
0,20 €
Ø Erlös pro Unterrichts-/Trainingseinheit
(brutto)
15,00 €
15,00 €
Ø Erlös pro Kurseinheit (brutto)
15,00 €
15,00 €
Ø Gastroerlös / Besucher (brutto)
0,80 €
1,00 €
1,00 €
1,00 €
Ø Nebenerlös / Besucher (brutto)
Umsatzerlöse
Eintrittserlöse Hallenbad
170.970,00 €
268.846,00 €
268.846,00 €
421.360,00 €
163.200,00 €
172.800,00 €
288.000,00 €
288.000,00 €
Eintrittserlöse Freibad
169.260,00 €
169.260,00 €
169.260,00 €
- €
130.200,00 €
138.600,00 €
155.000,00 €
155.000,00 €
336.520,00 €
€
- €
- €
303.750,00 €
- €
- €
- €
Eintrittserlöse Sauna
113.376,00 €
220.600,00 €
242.660,00 €
92.000,00 €
140.700,00 €
142.700,00 €
115.500,00 €
€
1.660,00 €
1.660,00 €
1.660,00 €
1.660,00 €
- €
- €
26.800,00 €
31.300,00 €
36.750,00 €
36.750,00 €
36.750,00 €
36.750,00 €
28.500,00 €
28.500,00 €
36.750,00 €
36.750,00 €
Erlöse aus Kursangeboten
172.000,00 €
172.000,00 €
172.000,00 €
172.000,00 €
172.000,00 €
172.000,00 €
172.000,00 €
172.000,00 €
Bruttoumsatz
756.016,00 €
1.009.816,00 €
1.033.876,00 €
1.083.790,00 €
493.900,00 €
511.900,00 €
678.550,00 €
986.800,00 €
Nettoumsatz
697.730,18 €
930.336,79 €
952.634,29 €
1.001.846,30 €
461.588,79 €
478.411,21 €
634.158,88 €
922.242,99 €
10.084,03 €
10.084,03 €
10.084,03 €
10.084,03 €
7.500,00 €
7.500,00 €
7.500,00 €
7.500,00 €
Gastronomieerlöse
Nebenerlöse
Erlöse aus Schul- und Vereinssport
Pacht Gastronomie
Wareneinsatz Shop / Nebenerlöse
Rohertrag
-
27.361,00 €
680.453,22 €
-
41.716,00 €
898.704,83 €
-
41.716,00 €
921.002,32 €
-
41.716,00 €
970.214,34 €
-
469.088,79 €
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 43
485.911,21 €
13.400,00 €
628.258,88 €
-
15.650,00 €
914.092,99 €
Name der Variante
Variante 1
Variante 2
Variante 3
Variante 4
Variante 5 neu A
Variante 5 neu B
Variante 6 ohne
Sauna
Variante 6 mit
Sauna
Kurzbeschreibung
Kostenorientierte
Variante
Angebotsorientierte Variante
Renditeorientierte Variante
Cabriobad
HB-Neubau
Pulheim
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
680.453,22 €
898.704,83 €
921.002,32 €
970.214,34 €
469.088,79 €
485.911,21 €
628.258,88 €
914.092,99 €
Personal
690.260,00 €
736.500,00 €
736.500,00 €
699.000,00 €
560.000,00 €
520.000,00 €
620.000,00 €
690.000,00 €
Raum und Energie
350.000,00 €
411.000,00 €
399.000,00 €
295.300,00 €
280.000,00 €
280.000,00 €
360.000,00 €
410.000,00 €
Instandhaltung
22.520,00 €
22.520,00 €
22.520,00 €
43.640,00 €
12.000,00 €
10.000,00 €
20.000,00 €
25.000,00 €
Steuern und Versicherungen
19.500,00 €
19.500,00 €
19.500,00 €
19.500,00 €
21.000,00 €
19.000,00 €
20.000,00 €
23.000,00 €
Werbung
10.050,00 €
10.050,00 €
10.050,00 €
10.050,00 €
10.000,00 €
10.000,00 €
10.000,00 €
10.000,00 €
155.650,00 €
185.750,00 €
181.650,00 €
181.650,00 €
220.000,00 €
190.000,00 €
180.000,00 €
190.000,00 €
1.247.980,00 €
1.385.320,00 €
1.369.220,00 €
1.249.140,00 €
1.103.000,00 €
1.029.000,00 €
1.210.000,00 €
1.348.000,00 €
Übertrag: Rohertrag
Operative Kosten
Verschiedenes
Operative Kosten gesamt
Deckungsbeitrag 1 (DB 1)
-
567.526,78 €
-
486.615,17 €
-
448.217,68 €
-
278.925,66 €
-
633.911,21 €
Zinsaufwendungen neu
-
451.500,00 €
-
598.700,00 €
-
561.400,00 €
-
585.000,00 €
-
438.250,00 €
AfA neu
-
347.600,00 €
-
427.170,00 €
-
433.200,00 €
-
409.885,00 €
-
Zinsaufwendungen alt
-
28.500,00 €
-
28.500,00 €
-
28.500,00 €
-
28.500,00 €
AfA alt
-
114.000,00 €
-
114.000,00 €
-
114.000,00 €
-
Kapitalkosten gesamt
-
941.600,00 €
-
1.168.370,00 €
-
Deckungsbeitrag 2 (DB 2)
-
1.509.126,78 €
-
1.654.985,17 €
-
-
543.088,79 €
-
581.741,12 €
-
433.907,01 €
-
431.350,00 €
-
527.339,90 €
-
608.734,34 €
306.775,00 €
-
301.945,00 €
-
369.137,93 €
-
426.114,04 €
-
28.500,00 €
-
28.500,00 €
-
28.500,00 €
-
28.500,00 €
68.400,00 €
-
114.000,00 €
-
114.000,00 €
-
114.000,00 €
-
114.000,00 €
1.137.100,00 €
- 1.091.785,00 €
-
887.525,00 €
-
875.795,00 €
-
1.038.977,84 €
-
1.177.348,37 €
1.585.317,68 €
- 1.370.710,66 €
-
1.521.436,21 €
-
1.418.883,79 €
-
1.620.718,96 €
-
1.611.255,38 €
-1,59 Mio. €
-1,37 Mio. €
Kapitalkosten
DB 2 gerundet
-1,51 Mio. €
- 1,65 Mio. €
-1,52 Mio. €
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 44
-1,42 Mio. €
- 1,62 Mio. €
- 1,61 Mio. €
Name der Variante
Variante 1
Variante 2
Variante 3
Variante 4
Variante 5 neu A
Variante 5 neu B
Variante 6 ohne
Sauna
Variante 6 mit
Sauna
Kurzbeschreibung
Kostenorientierte
Variante
Angebotsorientierte Variante
Renditeorientierte Variante
Cabriobad
HB-Neubau
Pulheim
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
Deckungsbeitrag 2 (DB 2)
-
-
-
-
DB 2 gerundet
1.509.126,78 €
-1,51 Mio. €
-
1.654.985,17 €
- 1,65 Mio. €
-
1.585.317,68 €
- 1.370.710,66 €
-1,59 Mio. €
-1,37 Mio. €
-
1.521.436,21 €
1.418.883,79 €
-1,52 Mio. €
-1,42 Mio. €
1.620.718,96 €
- 1,62 Mio. €
1.611.255,38 €
- 1,61 Mio. €
Ergänzende Betrachtung: Zusatzinvestitionen für Freibadumkleide und Sportlertrakt:
Name der Variante
Variante 1
Variante 2
Variante 3
Variante 4
Kurzbeschreibung
Kostenorientierte
Variante
Angebotsorientierte Variante
Renditeorientierte Variante
Cabriobad
Investition Freibadumkleiden
117.212 €
117,212 €
117.212 €
0 € (entfällt)
Investition Sportlertrakt
300.550 €
300.550 €
300.550 €
271.800 €
Zusatzinvestition gesamt netto
417.762 €
417.762 €
417.762 €
271.800 €
Zu-/Abschlag 28 %
116.973 €
116.973 €
116.973 €
76.104 €
KG 300-700 für Zusatzinvestition gesamt
534.735 €
534.735 €
534.735 €
347.904 €
Variante 5 neu A
Variante 5 neu B
Variante 6 ohne
Sauna
Variante 6 mit
Sauna
HB-Neubau
Pulheim
Keine Angaben/
Gesamtsanierung
FB ca. 1,6 Mio. €
Keine Angaben/
Gesamtsanierung
FB ca. 1,6 Mio. €
Keine Angaben/
Gesamtsanierung
FB ca. 1,6 Mio. €
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
HB-Neubau
Stommeln
ca. 448.000 €
ca. 2.048.000 € für
Gesamtsanierung
Keine Angaben
337.556 €
337.556 €
Keine Angaben
620.422 €
620.422 €
420.000 €
957.978 €
957.978 €
117.600 €
268.234 €
268.234 €
537.600 €
1.226.211 €
1.226.211 €
Die Kostenermittlungen der Ergänzenden Betrachtung für Varianten 1 bis 4 und 6 basieren auf Angaben von Dr.
Krieger Architekten + Ingenieure, die Kostenermittlungen für die Varianten 5 neu A und 5 neu B basieren auf Kostenschätzungen von WSP CBP Projektmanagement GmbH.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 45
5.
FAZIT
Grundsätzlich sei an dieser Stelle noch einmal darauf hingewiesen, dass ein
Vergleich der Varianten einer sehr differenzierten Betrachtung bedarf, da diese
auf verschiedenen Studien beruhen, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden sind und sich teilweise auch in den Prämissen und Kennziffern unterscheiden. Dennoch ist aus unserer Sicht eine grundsätzliche Vergleichsmöglichkeit gegeben.
Eine Gegenüberstellung der Varianten zeigt, dass Variante 6 in beiden Untervarianten – mit oder ohne Sauna – im Deckungsbeitrag II kaum Unterschiede aufweist, was durch die höheren Kapitalkosten zu begründen ist, die die positiven
Aspekte aus dem Saunabetrieb wieder „ungeschehen“ machen.
Auch in der Gesamtheit der Betrachtung ist diese Variante nicht die Vorzugsvariante, allerdings ist dabei auf einige wichtige Rahmenbedingungen hinzuweisen, in denen sich die Szenarien voneinander unterscheiden:
So ist bei einigen Szenarien eine Bädergastronomie vorgesehen, bei anderen
nicht. Dies hat Einflüsse sowohl auf die Investitions- und Betriebskosten als auch
auf die Einnahmeerwartungen.
Auch die prognostizierten durchschnittlichen Pro-Kopf-Einnahmen sind unterschiedlich, je nach szenarienspezifischer Angebotsqualität.
Die einzelnen Szenarien weisen eine unterschiedliche Attraktivität auf. So ist bei
annähernd vergleichbaren jährlichen Zuschüssen das Angebot für die
schwimm- und badebegeisterte (bzw. saunabegeisterte) Bevölkerung von
deutlichen Qualitätsdifferenzen geprägt.
Die Szenarien unterscheiden sich auch im Risikofaktor. Dies bedeutet gleichzeitig, dass bei einigen Szenarien bei einer optimierten Angebotsgestaltung, Betreibung und vor allem Vermarktung auch ein besseres Ergebnis als das prognostizierte erreichbar ist. Dies bedarf ggf. jedoch auch einer Überprüfung des
Investitionsrahmens und des Raumprogramms sowie des Betriebskonzeptes.
Stellungnahme zu Variante 6 der Entwicklungsszenarien der Bäderlandschaft in Pulheim, Seite 46