Daten
Kommune
Brühl
Größe
263 kB
Datum
22.11.2012
Erstellt
13.11.12, 19:10
Aktualisiert
13.11.12, 19:10
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Jahresbericht Bildungslotsin 2011
0. Projekt Bildungslotsin im Landesprojekt „Soziale Stadt Vochem“
Die Stelle der Bildungslotsin wurde im Mai 2011 für zunächst drei Jahre besetzt. Es
handelt sich um eine Stelle im Rahmen des Landesprojektes „Soziale Stadt
Vochem“ zur Bildungsförderung und Armutsprävention. Sie ist infrastrukturell an das
Stadtteilmanagement angebunden. So wurde in 2011 das Stadtteilbüro räumlich mitgenutzt. Die Vergabe an einen externen Träger (Sozialdienst katholischer Frauen) ist
Teil der Schaffung eines Netzwerkes im Rahmen der Sozialen Stadt. (Lorenz
Schmitz, Projektskizze Bildungslotse).
Die Bildung von kleinen Kindern ist in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus
des Interesses gerückt. Es hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass die Chancen auf
einen erfolgreichen Schulbesuch durch die Schaffung einer guten Grundlage in den
Jahren vor der Einschulung verbessert werden können.
Der Arbeit der Bildungslotsin liegt dabei ein ganzheitlicher Bildungsbegriff zugrunde.
Zugrunde liegt dem die Feststellung, dass Kinder in Vochem nicht erst in der
Grundschule, sondern bereits im Alter von 3 bis 4 Jahren deutlich erkennbare
Bildungsdefizite gegenüber Gleichaltrigen haben, die nicht nur auf schlechtere
Deutschkenntnisse und Sprachfähigkeiten zurückzuführen sind, sondern auch auf
mangelnde Förderung im Bereich der Kognition und Wahrnehmung. (Lorenz
Schmitz, Projektskizze Bildungslotse, zit. Der Einfluss elterlicher Investitionen auf die
Entwicklung deutscher und türkischer Kinder, In : Berliner Journal für Soziologie,
jg.19, Heft 2, 2009)
Bildung ist demnach ein umfassender Lernprozess. Neben der Bildung im engeren
Sinne (Spracherwerb, kognitive Fähigkeiten, Schule
usw.) umfasst Bildung
insbesondere in der frühen Kindheit auch den motorischen, affektiven und sozialen
Bereich. Die geistige Entwicklung des Kindes ist also abhängig von Faktoren wie
Gesundheit, Wohnen, Bewegung, Ernährung und der psychosozialen
Gesamtsituation der Familie. So ist Bildung auch immer unter dem Aspekt der
Armutsprävention zu sehen.
1. Stadtteil erkunden, Angebote sichten, Aufgaben festlegen
Die soziale Ausgangslage in Vochem
In Vochem lebten im Jahr 2011 296 Familien mit insgesamt 393 Kindern bis 10
Jahren.1 Davon sind 85 Kinder unter 3 Jahre alt, 103 Kinder zwischen 3 und 5 Jahren
und 205 Kinder zwischen 6-10 Jahren alt. Einen Migrationshintergrund haben 8% der
Kinder.
1
Zugrunde liegen die Daten der Jugendhilfeplanung, Stand 31.12.2010. Dies gilt auch für die übrigen
Sozialdaten.
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Auffällig hoch ist in Vochem der Anteil alleinerziehender Eltern: In 124 Familien (das
sind 42% der Familien in Vochem) erzieht ein Elternteil die Kinder allein. Von diesen
Alleinerziehenden haben 53 (ca. 18%) mindestens 3 Kinder.
Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund, das Verhältnis von Familien zur
Anzahl der Kinder und der Anteil der Alleinerziehenden sind höher als im
Gesamtdurchschnitt der Stadt. Hinzu kommt, dass das Einkommen der Vochemer
Familien durchschnittlich niedriger ist als in der Gesamtstadt. Den größten Anteil
machen die niedrigen Einkommen bis 25.000€ pro Jahr aus. Der Anteil dieser
Einkommensgruppe ist ca. doppelt so hoch wie in der Gesamtstadt. Dies bedeutet,
dass es einen hohen Anteil von Beziehern von Sozialleistungen gibt, aber auch eine
große Zahl von Familien, die zu den Geringverdienern gehören, mit den bekannten
Implikationen von beengtem Wohnraum, Belastung der Familien durch Schichtarbeit
und ergänzender geringfügiger Erwerbstätigkeit der Mutter, geringer Schulbildung
der Eltern und Überforderung im Umgang mit Anträgen und Behörden. Im
Integrierten Handlungskonzept Brühl Vochem wurde zudem beobachtet, dass diese
Zielgruppe durch die bestehenden sozialen Einrichtungen nur unzureichend erreicht
wird.
Daten zum Übergang zu weiterführenden Schulen
Aus diesen Sozialdaten lässt sich die Vermutung ableiten, dass die Bildungssituation
der Kinder in Vochem besonders problematisch ist. Dies spiegelt sich auch in den
Zahlen der Jugendhilfeplanung zum Übergang zu weiterführenden Schulen wider:
Der Anteil der Schüler und Schülerinnen, die zum Gymnasium gewechselt sind, ist
zwar seit 2008 kontinuierlich gestiegen (von 19 auf fast 29 %), die Zahl insgesamt
liegt aber immer noch weit unter dem städtischen Durchschnitt von ca. 42%. (Siehe
auch Integriertes Handlungskonzept Brühl Vochem)
Auch der Anteil der Schüler, die zur Gesamtschule gewechselt sind, liegt niedriger
als der städtische Durchschnitt (unter 8% gegenüber bis zu 16%).
Der Anteil der Schüler, die zur Realschule und zur Hauptschule wechseln, ist höher
als der Gesamtdurchschnitt der Stadt: Hauptschule z.B. in 2010 31,6% gegenüber
11,32%, Realschule 31,6% gegenüber 25,88%.
Der Anteil der Schüler und Schülerinnen, die auf die Förderschule (Pestalozzischule)
oder andere auswärtige Schulen gehen oder deren Verbleib unklar ist, ist in Vochem
stark gesunken und hat in 2010 sogar den Durchschnitt der Stadt Brühl
unterschritten.
Aus
diesen
Daten
wird
zudem
der
enge
Zusammenhang
von
Bildungsbenachteiligung und Armut deutlich. (Integriertes Handlungskonzept BrühlVochem)
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Erkundung des Stadtteils
In einer ersten Phase von Mai bis Juli 2011 ging es vor allem um die Koordinierung
mit den Beteiligten des Projektes Soziale Stadt. Diese sind zum einen die
Stadtteilmanagerin und die Projektgruppe Vochem, der neben Vertretern der DSK
Vertreter der Stadt Brühl (u.a. Jugendamt, Sozialamt) angehören.
Außerdem ging es um die Entwicklung einer konzeptionellen Arbeitsgrundlage und
die Vernetzung mit Institutionen und Trägern, die mit Vochemer Eltern und Kindern
arbeiten. Zu diesem Zweck wurden zunächst die vorhandenen Angebote für Kinder
und Familien in Vochem, aber auch im Bereich der Gesamtstadt Brühl ausgewertet
und in Gesprächen mit etwa 50 Kooperationspartnern in und außerhalb von Vochem
Bedarfe und Möglichkeiten der praktischen Ausgestaltung der Arbeit besprochen.
Diese Kooperationspartner waren neben den Familienzentren „Haus für Kinder
Vochem“ und Ville zunächst der Elternbesuchsdienst der Stadt Brühl und die für die
Sprachförderung im Elementarbereich zuständige Fachkraft bei der Stadt Brühl,
weiterhin die Grundschule in Vochem mit der OGS, die Tagesmütter,
Migrantenselbstorganisationen wie die Brühler Moschee und der Kultur- und
Bildungsverein e.V., das Jugendzentrum „Klasse-Treff“, die Spielgruppen im
Familienzentrum „Haus für Kinder Vochem“, Sportvereine, Kirchen, Büchereien, die
Musikschule, der Bürgerverein, Durchführende von Elterncafés, Anbieter von
Beratung und Therapien in den Familienzentren wie das Caritas-Frühförderzentrum
und die Erziehungsberatungsstelle, vor allem aber auch Mitarbeiter des sozialen
Hilfesystems wie der ASD, der Pflegekinderdienst, der Sozialpsychiatrische Dienst,
die Schwangerschaftsberatung, Betreuerinnen, das Jobcenter und Ehrenamtskoordinatorinnen des SKF.
Ergebnis der Gespräche war die Erstellung eines sogenannten „Bildungsatlasses“
für Vochem, der zusammen mit der Bedarfsermittlung für die Arbeit der
Bildungslotsin auch eine Grundlage für die Arbeit der Jugendhilfeplanung für
Vochem darstellt.
Ergebnisse
Die Erkundung des Stadtteils ergab ein differenziertes Bild. In Vochem gib es bereits
ein breitgefächertes und gutes Angebot in vielen Bereichen. Es wurde aber auch
festgestellt, dass in einigen Bereichen das Angebot noch verbessert werden könnte.
Diese
Erkenntnisse
wurden
kontinuierlich
der
Projektgruppe,
dem
Stadtteilmanagement und der Stadt Brühl gegenüber kommuniziert. Erfreulicherweise schließen sich schon einige Lücken.
Bildungs- und Beratungsangebote für Eltern
Gut ausgebaut ist das Beratungsangebot für Eltern in den Familienzentren. Hier gibt
es Sprechstunden der Erziehungsberatung, des Sozialpsychiatrischen Dienstes, des
ASD, durch eine Kinderkrankenschwester, Lebens- und Familienberatung. Darüber
hinaus gibt es niedrigschwellige Beratungen, um den Zugang zu Therapien zu
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erleichtern: Sprachtherapeutische / logopädische, und ergotherapeutische Sprechstunden bis hin zu Therapieangeboten vor Ort. An beiden Familienzentren und der
Grundschule Vochem gibt es offene Elterncafés.
Elternbildung findet nicht im Rahmen von Kursangeboten statt, sondern in Form von
offener Beratung und Einzelveranstaltungen und Vorträgen. Man hat in der
Vergangenheit festgestellt, dass die Vochemer Eltern für klassische Kursangebote
der Elternbildung (z.B: Starke Eltern, starke Kinder) nicht zu gewinnen sind. Sie sind
eher durch handlungsorientierte Mitmachangebote zu erreichen (z.B. Kochen in
Vochem). Hier wird durch die Lese- und Spielnachmittage für Eltern und Kinder
(Kooperation der Bildungslotsin mit dem Familienzentrum „Haus für Kinder Vochem“
und der Stadtbücherei Brühl) auch die Bildungslotsin einen Beitrag leisten.
Was es nicht gibt, sind spezielle Beratungsangebote für Eltern von Schulkindern,
obwohl gerade in diesem Bereich die Sorgen der Eltern besonders groß sind und der
Kontakt zu den LehrerInnen nicht mehr so intensiv wie zu den Erzieherinnen im
Kindergarten. Es gibt zwar in Brühl und anderen Orten des Kreises zentrale
Anlaufstellen für schulische Probleme, deren Angebote den Eltern aber nicht bekannt
und sehr schwer zugänglich sind (z.B. Regionale Schulberatung). Das Angebot des
Hochbegabtenzentrums ist für das Klientel gar nicht nutzbar (Tests kosten 350€).
Hier wird sich der Kontakt zwischen Eltern und LehrerInnen und der Zugang zu
weiter-führenden Hilfen möglicherweise durch die SchulsozialarbeiterInnen
verbessern, die seit 2012 in den Grundschulen tätig sind.
Außerdem gibt es bislang keine spezifischen Angebote für Alleinerziehende. Ab 2012
bieten ehrenamtliche Familienpatinnen des SKF Unterstützung einzelner Familien
an.
Bildungsangebote für Kinder
Für die Betreuung von Kindern bis drei Jahren gibt es drei Großtagespflegegruppen
und eine begrenzte Zahl von Kindergartenplätzen in der katholischen Kindertagesstätte. Die Betreuungsplätze sind nicht ausreichend.
Auch die vorhandenen Spielgruppen am städtischen Familienzentrum sind bis auf
die türkische Minigruppe immer voll besetzt. Hier wäre sicher Bedarf für noch mehr
Gruppen im Stadtteil.
Sowohl die Tagespflegeplätze als auch die Spielgruppen werden nicht nur von
Vochemer Eltern genutzt, sondern auch von bildungsaffinen Eltern aus benachbarten
Stadtteilen, was zum einen den Nachteil hat, das Plätze für Vochemer nicht
ausreichend vorhanden sind, zum anderen aber den Vorteil der sozialen und
sozialräumlichen Vermischung bietet.
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An den Familienzentren werden für Kinder im Kindergartenalter diverse Angebote
wie Musikkurse mit und ohne Eltern, Singstunden oder Vorlesen angeboten, die
vorwiegend von den Kindern der jeweiligen Einrichtung genutzt werden.
Für Grundschulkinder gibt es ein recht großes Angebot sowohl im Rahmen von
Schule und OGS als auch durch außerschulische Träger. Die Grundschule Vochem
bietet neben Förderkursen in der OGS auch eine von der OGS unabhängige
Hausaufgabenbetreuung an. In der OGS werden verschiedene AGs angeboten. In
der Schule selbst gibt es Lesepaten, die einzelne Kinder im Unterricht unterstützen.
Durch das Programm Jeki (Jedem Kind ein Instrument) haben alle Kinder in den
ersten vier Schuljahren die Möglichkeit, kostenlos ein Musikinstrument zu erlernen.
Gut genutzt wird der Saz-Kurs im Stadtteilbüro, der in Kooperation mit der
islamischen Gemeinde entstand.
Der türkische Kultur- und Bildungsverein bietet eine Hausaufgabenhilfe für Jungen im
Grundschulalter an.
Groß ist das Angebot an offenen Kindergruppen. Das städtische Jugendzentrum
bietet täglich gemischte und eine Mädchengruppe an, die katholische und die
evangelische Kirchengemeinde bietet jeweils eine Kindergruppe an. Die Zielgruppe
hat jedoch Hemmungen die kirchlichen Angebote zu nutzen.
Malen und Basteln fördert auf hervorragende Weise die Feinmotorik. Dieser Bereich
wird in den Angeboten außerhalb der Kitas und Schulen in der Mädchengruppe des
Jugendzentrums und ab April 2012 an den Lese- und Spielnachmittagen im
Familienzentrum bedient. Dieser Bereich kann aber sicher noch ausgeweitet werden.
Der Zugang zu Büchern und pädagogisch wertvollem Spielzeug und Medien ist für
alle Altersgruppen nicht ausreichend. Hier bemühe ich mich, in Kooperation mit den
Büchereien und dem städtischen Familienzentrum, um Verbesserungen (s.u.
Kooperationen und Inhalte der Beratungen).
Bewegungsangebote
Ein echter Mangel ist bisher das Fehlen von Bewegungs- und Sportangeboten für
Kinder aller Altersgruppen. Für Kleinkinder und Kinder im Kindergartenalter gibt es im
gesamten Brühler Stadtgebiet Eltern-Kind- und Kinderturnen, in Vochem gibt es
jedoch kein Angebot. Im Grundschulalter können Vochemer Kinder Fußball oder
Tischtennis spielen. Für Mädchen gibt es das Tambour-Corps Blau Gold, eine
Karnevals-Tanz- und Musik-Formation. Für ältere Mädchen (ab 12 Jahre) gibt es ein
orientalisches Tanzangebot. Andere Angebote in Wohnortnähe gibt es nicht.
Allerdings ist das Karlsbad nicht weit entfernt.
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Sprache, Grundbildung, Sozialberatung für Erwachsene
Dieser Bereich steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Bildung der Kinder, da
Eltern ihre Kinder nur fördern können, wenn sie über eigene Ressourcen und
Kenntnisse verfügen. Der Bereich der Alphabetisierung und Sprache ist hier zentral.
Aber auch der Bereich der Sozialberatung ist grundlegend, da wie oben erwähnt, die
Fähigkeit von Eltern sich mit der Bildung ihrer Kinder auseinanderzusetzen davon
abhängt, ob sie nicht zu stark von Sorgen und Nöten der Existenzsicherung
beansprucht sind.
Nicht vorhanden sind in Vochem bisher Integrationssprachkurse, die zentral von der
VHS in Brühl-Mitte angeboten werden. Für Frauen sind mittlerweile niedrigschwellige
Angebote im Stadtteilbüro entstanden, für Männer sind Angebote in Planung. Es ist
ein Alphabetisierungskurs für Frauen entstanden. Bedarf herrscht sicher noch an
Kursen der Grundbildung für Erwachsene mit guten Deutschkenntnissen, wie sie von
der VHS angeboten werden, aber im Abendbereich, kostenpflichtig und ohne
Möglichkeit der Kinderbetreuung. Es fehlt in ganz Brühl eine Migrations-Erstberatung,
die in anderen Kommunen Migranten und Migrantinnen gezielt in Sprachkurse und
Beratungsangebote vermittelt. Mitarbeiter der Caritas kommen lediglich auf Anfrage
nach Brühl. In diesem Bereich werden ab 2012 ehrenamtliche Integrationslotsen
tätig.
2 Aufgaben der Bildungslotsin.
Im September 2011 wurden die Aufgaben der Bildungslotsin wie folgt definiert:
-
-
Sensibilisierung der Eltern für das Thema „Bildung von Anfang an“
(Schwerpunkt 0-3 Jahre)
Motivation und Befähigung der Eltern, mit ihren Kindern Zeit mit förderndem
Spiel zu verbringen (Zielgruppe bis 6 Jahre)
Information über fördernde Rahmenbedingungen
Information der Eltern zum Thema Sprachförderung und Zweisprachigkeit.
Information über Möglichkeiten der außerhäuslichen Förderung, Hilfe bei
Anmeldung und auf Wunsch Begleitung zu Angeboten. (Gewinnung der Eltern
zur Nutzung vorhandener Bildungsangebote)
Wegweiser zu Betreuungsmöglichkeiten (Verweis an Fachdienste,
Entscheidungsfindung unterstützen)
Ermutigung der Eltern zu intensivem Kontakt mit Einrichtungen und
Elternmitwirkung und zum Erlernen der deutschen Sprache
Bei Kindern im Grundschulalter: Verweis an zuständige Fachdienste und
Hilfsangebote der Schule
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2.1 Elternarbeit
Ab Juli 2011 begann die beratende Arbeit mit den Familien. Durch die Kontakte mit
Familien, die nach dem Stadtteilfest und dem Umzug in das Stadtteilbüro
entstanden, wurden die Bedarfe konkreter greifbar. Es kristallisierte sich heraus,
dass besonders Bewegungsangebote für Kinder aller Altersgruppen fehlen und der
Zugang zum Bildungspaket eine große Hürde für viele Familien ist. Arbeitslosigkeit,
beengte Wohnverhältnisse und die Sorge um die finanzielle Situation der Familie
beschäftigen viele Eltern und behindern zunächst die Auseinandersetzung mit dem
Thema Bildung. Auch das Gefühl der eigenen Unzulänglichkeit, was
Bildungshintergrund und Sprachkenntnisse angeht, wirkt entmutigend.
Ziele und Vorgehensweise
Ziel meiner Arbeit ist es, bei den Eltern dennoch Ansatzpunkte zu finden, um sie zur
Förderung ihrer Kinder zu motivieren, anzuleiten und zu begleiten, wobei das
Angebot freiwillig ist.
Dabei soll durch aufsuchende Tätigkeit und das Schaffen einer dauerhaften,
persönlichen Beziehung erreicht werden, dass Orientierung und Hilfestellungen mehr
als bisher bei den Eltern ankommen.
Die Zielgruppe sind dabei alle Eltern von Kindern im Alter bis 6 Jahren im
Fördergebiet der Sozialen Stadt Vochem, sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund. Besonders sollen sozial benachteiligte und bildungsferne Eltern erreicht
werden.
Schwerpunkt sind dabei die Kinder zwischen 0 und 6 Jahren. Die Erfahrung in
Vochem zeigt, dass gerade in diesem Alter viele Kinder nicht die nötige Förderung
erfahren und weniger Zugang zur Schriftsprache Deutsch haben (z.B. über das
Vorlesen) als Kinder in anderen Stadtteilen Brühls, zumal viele Kinder Deutsch als
Zweitsprache erlernen.
Inhalte, Methoden und zeitlicher Rahmen sowie der Ort der Beratung sind variabel je
nach Bedarf der Familie. Es gibt auch keine Vorgaben hinsichtlich des
Personenkreises, der in die Beratung einbezogen wird. Manche Beratungen finden
nur mit einem Elternteil statt, manche mit beiden, nicht immer sind die Kinder
zugegen, manchmal werden noch weitere Bezugspersonen wie Verwandte,
ErzieherInnen oder SozialarbeiterInnen hinzugezogen.
Zugänge
Zugangswege sind zum einen Vermittlungen durch Dritte wie die MitarbeiterInnen
des Elternbesuchsdienstes der Stadt Brühl (Frühe Hilfen) oder den ASD. Durch die
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bestehenden Kontakte dieser Personen können Familien erkannt werden, die
möglicherweise eine Beratung brauchen. Nach Vorstellung des Angebotes wird bei
Zustimmung ein gemeinsamer Termin vereinbart.
Ein weiterer Zugang sind Kontakte durch das Vorstellen auf Elternabenden in
Kindertagesstätten, bei Tagesmüttern oder in Spielgruppen und die aktive Ansprache
von Eltern in Elterncafés.
Außerdem melden sich manche Eltern von selbst oder auf Anraten Dritter in meiner
offenen Sprechstunde dienstags 10-12 Uhr.
Die Hoffnung, dass sich das Beratungsangebot über Mund-zu-Mund-Propaganda
unter der Zielgruppe herumsprechen würde und so über die Klienten selbst neue
Eltern gewonnen werden, hat sich bisher nicht bestätigt. Vielmehr habe ich den
Eindruck gewonnen, dass die Eltern sehr froh über die regelmäßige Beratung sind,
aber nicht möchten, dass andere Menschen aus ihrem persönlichen Umfeld davon
erfahren, aus der Sorge heraus, als defizitär betrachtet zu werden. In die gleiche
Richtung weist die Tatsache, dass mir als Außenstehender Dinge anvertraut werden,
die die Familien ihren eigenen Nachbarn und Bekannten nicht anvertrauen.
Beratungen in 2011
Insgesamt konnten im Jahr 2011 23 Familien erreicht werden, die zur Förderung von
35 Kindern und der Vermittlung einer Mutter in einen Sprachkurs beraten wurden.
Dabei kann eine Zusammenarbeit mit einer Familie von sehr unterschiedlicher
Intensität und Dauer sein, von der einmaligen Kurzberatung bis hin zu wöchentlichen
Hausbesuchen. Ich freue mich darüber, dass es recht schnell gelang, eine
vertrauensvolle Beziehung zu den Familien herzustellen und langfristige Kontakte
aufzubauen. Die Art der Beratung verteilte sich auf die verschiedenen Altersgruppe
wie folgt:
Altersgruppe 0-3 Jahre:
11 Kinder zwischen 1 und 3 Jahren, davon fanden Hausbesuche und / oder intensive
Beratungen mit Folgeberatungen bei 9 Kindern, Kurzberatungen (bis 30 min) bei 2
Kindern statt.
Altersgruppe 4-6 Jahre:
9 Kinder zwischen 4 und 6 Jahren. Davon intensivere Beratungen zu häuslicher
Förderung und Vermittlung in Angebote: 3, nur Vermittlung in Angebote 2, einmalige
Kurzberatungen 4.
Altersgruppe ab 7 Jahre:
Vermittlung in Angebote 8 (Kindergruppe, Einzelförderung, Erziehungsberatung,
Sportvereine, Tanzgruppe, Logopädie, daneben Vermittlung an Schulsozialarbeiter
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an Förderschule und Unterstützung bei der Entscheidungsfindung bzgl. Weiterführende Schule und OGS.
Beratung zur häuslichen Förderung kam in 3 Fällen vor, immer im Kontext der
familiären Gesamtsituation, da in diesen Familien die Eltern zur Förderung ihrer
jüngeren Kinder intensiv beraten wurden.
Kurzberatungen in 5 Fällen als Folge von Anfragen von Kooperationspartnern
(islamische Gemeinde, Integrationslotsen, Stadtteilbüro, Tagesmutter, BTV). Es
wurde an entsprechende Fachdienste vermittelt (Integrationslotsen, Alfatelefon,
Schulsozialarbeit) oder eine Kurzinfo zum Bildungspaket gegeben.
Daraus ergibt sich, dass die zahlenmäßige Verteilung der Kinder nach Altersgruppen
nicht den Zeitaufwand und die Intensität der Beratung widerspiegelt. Kinder bis 3
Jahre wurden in regelmäßigen Hausbesuchen unter Einbeziehung der Eltern
gefördert, Eltern von Kindern von 4-6 wurden teilweise intensiv zur Förderung
beraten, Kinder ab 7 Jahren, die häufig im Zusammenhang mit ihren jüngeren
Geschwistern thematisiert werden und zu denen häufigere Anfragen von
Kooperationspartnern kommen, wurden in bestehende Angebote vermittelt oder in
Kurzberatungen an entsprechende Fachdienste verwiesen.
Migrationshintergrund
Die Familien stammen aus 10 verschiedenen Kulturen. Ich ziehe in diesem
Zusammenhang den Begriff „Kultur“ der „Nationalität“ vor, da die Staatsangehörigkeit
keinen Aufschluss über die ethnische Zugehörigkeit der Familie zulässt. Einige
haben schon lange die deutsche Staatsangehörigkeit oder sind binational.
Beraten wurden Familien mit folgenden kulturellen Hintergründen: Türkisch (6),
Deutsch (5, alle Kurzberatungen), Serbisch-deutsche Sinti (2), Serbisch (1),
Kosovarisch (3), Portugiesisch (1), Griechisch (1), Rumänisch (1), Kenianisch (1),
Irakisch (1), unbekannt (anonymisierte Anfragen) ( 2).
Anliegen der Familien
Anfragen von Kooperationspartnern:
Anfragen, die zu Kurzberatungen geführt haben, hatten folgende Inhalte: Hilfe beim
Bildungspaket, Stottern, Analphabetismus in der Schule.
Anfragen des Elternbesuchsdienstes oder der ASD, die zu regelmäßigen
Hausbesuchen oder intensiven Beratungen geführt haben, hatten folgende Themen:
allgemeine Förderung, Heranführung an Sozialkontakte für Eltern (Sprachkurse,
Spielgruppen) und Kinder (Spielgruppen, Vereine, Kindergruppen), Einzelförderung,
Hilfe beim Bildungspaket, Sprachkurse für Eltern.
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Anliegen von Eltern
Eltern kamen von allein mit folgenden Anliegen auf mich zu bzw. die Anliegen
ergaben sich im Laufe des Erstkontaktes:
-
Allgemeine Förderung unter 3 Jahren (Motorik, Sprache, Zweisprachigkeit)
Allgemeine Förderung im Vorschulalter (Sprache, Zweisprachigkeit,
Konzentration)
Probleme im Grundschulalter (Deutsch, Mathematik, Sozialverhalten)
Umgang mit Medien
Altersgemäßes Spielzeug (besonders unter 3 Jahre)
Hilfe beim Bildungspaket
Vermittlung in Sportvereine, Tanzgruppen, Fußballvereine,
Soziale Kontakte für Kinder (Kindergruppen)
Einzelförderung
Sprachkurse für Eltern
Erziehungsberatung
psychosoziale Situation, Strukturierung und Organisation des Alltags mit
Kindern
sonstige Fragen zum sozialen Hilfesystem
Inhalte der Beratung
Folgende Themen kamen besonders häufig zur Sprache:
-
-
-
-
Die Eltern sind oft unsicher, wie sie die sprachliche Entwicklung ihres Kindes
bei Mehrsprachigkeit fördern können und fühlen sich selbst im Gebrauch der
deutschen Sprache unsicher.
Viele Eltern zeigten sich besorgt über von ErzieherInnen, LehrerInnen und
KinderärztInnen bemerkte mangelnde Konzentration bis hin zur Hyperaktivität
und soziale Auffälligkeiten ihrer Kinder. Hier spielt sicher auch die kulturell
bedingt unterschiedliche Toleranz für kindliches Verhalten eine Rolle für die
Verunsicherung.
Probleme der Alltagsorganisation: Manche Eltern fühlen sich aufgrund der
starken zeitlichen Beanspruchung durch hohe Kinderzahl und geringfügige
Jobs (Mütter) oder Schichtarbeit und mehrere Jobs (Väter) nicht in der Lage,
ihren Kindern genügend Zeit zu widmen. Hinzu kommt mangelnde Mobilität.
Besonders für alleinerziehende Mütter stellt die Begleitung der Kinder zu
Bildungsangeboten oder die Erledigung von Behördengängen eine unüberwindliche Hürde dar.
Medienkonsum: In vielen Kinderzimmern stehen Fernseher und Spielkonsolen. Viele Eltern glauben an die positive Wirkung von Lerncomputern.
Ein Problembewusstsein in diesem Bereich ist nur gering entwickelt.
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Bei der Arbeit mit Familien habe ich zunächst deren Anliegen aufgegriffen und an
dem Thema gearbeitet, für das Interesse und Offenheit vorhanden war. Darüber
hinaus war es mir wichtig, das Thema nach einiger Zeit in einen größeren Kontext
einzufügen und weitere Themen anzusprechen. Insgesamt ist es mein Ziel,
umfassende Informationen über die Entwicklung des kindlichen Lernens und über die
vielfältigen Möglichkeiten der häuslichen und außerhäuslichen Förderung zu
vermitteln. Dies umfasst zum einen die Vermittlung in Spielgruppen, zur
Fachvermittlung für Betreuungsplätze und in Sport-, Freizeit- und Musikangebote für
Kinder. Zum anderen leite ich in Hausbesuchen Eltern zu förderndem Spiel an.
Hierbei wird je nach Ausgangslage der Familie die deutsche Sprache gefördert oder
auch die Eltern ermutigt, die Muttersprache des Kindes durch Spielen, Vorlesen,
Fingerspiele und Singen zu stärken, da dies eine wichtige Voraussetzung für den
sicheren Erwerb der Zweitsprache ist. Ebenso motiviere ich die Eltern, ihren Kindern
sowohl in der Muttersprache als auch im Deutschen einen möglichst frühen Zugang
zur Schriftsprache zu ermögliche, da nur dies den schulischen Erfolg gewährleisten
kann. So bringe ich regelmäßig Bücher und Lernspiele in die Familien mit und
informiere die Eltern über günstige Bezugsmöglichkeiten. Längst nicht alle Eltern
kennen und nutzen das Angebot der Büchereien, zu denen ich die Eltern hinführe.
Ich kläre die Eltern über den Zusammenhang zwischen sprachlich-kognitiver
Entwicklung und den anderen Bereichen kindlichen Lernens auf wie motorisches,
soziales Lernen und Förderung der Wahrnehmung. Vielen Eltern ist nicht klar, wie
wichtig taktile Reize für das Lernen sind. Ich ermutige sie daher, die Kinder
matschen, planschen und alles anfassen zu lassen.
Der weiter oben benannte Mangel an Bewegungsangeboten ist aus mehreren
Gründen fatal:
Zum einen ist die Bereitschaft vieler Eltern besonders groß, ihr Kind bei einem
solchen Angebot anzumelden, mit ihm dort hinzugehen und Geld dafür zu bezahlen.
Dies zeigt die Beratungstätigkeit deutlich. Im Unterschied zu Musik-, Kunst- und
anderem Unterricht sind Sportangebote außerdem erschwinglich.
Zum anderen zeigen viele Kinder, mit denen ich in Vochem arbeite, Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensauffälligkeiten, die in direktem Zusammenhang mit
mangelnden Bewegungserfahrungen stehen. Dies betrifft nicht nur den Bereich der
Grobmotorik, sondern auch die Feinmotorik, die für die Sprachentwicklung von
besonderer Bedeutung ist sowie die Wahrnehmungserfahrungen. Diese Einschätzung beruht auf den Aussagen von Therapeuten und Fachkräften vom
Frühförderzentrum und den Kindertagesstätten, die ich zum Entwicklungsstand von
Kindern im Altern von 1 bis 3,5 Jahren geführt habe. Eltern sind sich der Bedeutung
der Zusammenhänge zwischen Motorik, Wahrnehmung und kognitiver und sprachlicher Entwicklung nicht bewusst. So kommt es, dass viele Eltern zwar sehr
interessiert am Thema Sprachentwicklung und allgemeiner kognitiver Entwicklung
sind, die Bewegung der Kinder im Alltag aus verschiedenen Gründen aber sehr
eingeschränkt ist. Zum einen leben häufig 5-6 Personen in Wohnungen von 60
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Quadratmetern, so dass die Kinder weder genug Platz zum Lernen und Arbeiten
noch zum Spielen und Schlafen haben. Dies hat auch zur Folge, dass manche
Eltern sich dagegen sträuben, dass ihre Kinder Freunde nach Hause einladen und so
ihre Sozialkontakte pflegen. Dies hat auch zur Folge, dass Spielzeug und förderndes
Material (z.B. Mal- und Bastelmaterial) immer in Schränke oder Keller weggeräumt
wird und für die Kinder nicht zugänglich ist.
Noch bedauerlicher ist, dass Kinder den Raum außerhalb der Wohnung aus Angst
vor dem sozialen Umfeld nicht ohne Aufsicht der Eltern nutzen können (gilt
besonders für Mädchen), die Besorgnis wegen eines möglichen schlechten
Einflusses von sozial auffälligen Kindern verhindert nicht selten auch die Nutzung
von Freizeitangeboten (z.B. Kindergruppe, Tanzgruppe). Die Sorge vor fremden
Erwachsenen, die man nicht einschätzen kann, verhindert, dass Kinder sich
(außerhalb der eigenen Verwandtschaft) gegenseitig besuchen dürfen. Gerade
Mütter von vielen Kindern oder Alleinerziehende sehen sich nicht in der Lage, ihre
Kinder zum Spielplatz oder zu Freizeitangeboten zu begleiten und halten sie zu
Hause.
Dies gilt natürlich nicht für alle Eltern in gleichem Maße, schränkt aber insgesamt die
Bewegungs- und Erfahrungswelt und nicht zuletzt die soziale Welt der Kinder so
stark ein, dass soziale Auffälligkeiten und Konzentrationsmangel in der Schule
niemanden mehr überraschen dürften und auf keinen Fall einseitig mangelnder
Fürsorge oder Bildungsinteresse der Eltern angelastet werden sollten.
Lernprozesse bei Eltern
Anhand dreier Beispiele sollen die Lernprozesse deutlich werden, die Eltern durch
die Beratung durchlaufen haben.
Familie G. wird seit Juli 2011 regelmäßig wöchentlich von mir besucht. In dieser Zeit
konnten folgende Themen im Hinblick auf die 2,5 jährige Tochter, die multiple
Entwicklungsverzögerungen hat, bearbeitet werden:
-
Möglichkeiten der Sprachförderung zu Hause (Rolle der Kommunikation,
Korrekturtechniken,
entwicklungsgerechte
Bilderbücher
und
Spiele,
Ermutigung der Mutter zum Verwenden der Muttersprache, Einbeziehung aller
Familienmitglieder). Förderung der Fein- und Grobmotorik, Vermittlung des
Zusammenhangs zwischen diesen und der Sprachentwicklung.
-
Durch die Gespräche und gemeinsamen Sitzungen mit dem Mädchen wurden
die Eltern in die Lage versetzt, klare Entscheidungen bezüglich der
sprachlichen Rollenverteilung in der Familie zu treffen und selbstständig
fördernde Aktivitäten durchzuführen. Sie wurden sensibler für die
Wahrnehmung bereits erfolgter Lernschritte bei ihrer Tochter. Im Hinblick auf
beide Kinder sind sie jetzt eher bereit, Spiel- und Fördermaterial zu beschaffen
und für die Kinder zugänglich aufzubewahren. Sie gehen geduldiger mit
Fehlern und Lernproblemen der Kinder um. Sie beteiligten sich aktiv am
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Zustandekommen eines Elterngesprächs mit den ErzieherInnen und
TherapeutInnen im Kindergarten. Sie sind sich jetzt des Zusammenhangs
zwischen motorischer Entwicklung und Sprachentwicklung bewusst und
bemühen sich, ihrer Tochter ausreichende Bewegungserfahrungen zu
ermöglichen. Die Tochter ist ausgeglichener und kommunikationsfreudiger
geworden. Bewegungsanreize setzt sie sehr schnell um.
Familie F. wird seit Januar 2012 regelmäßig alle zwei Wochen von mir besucht. Hier
geht es um Anregungen zu förderndem Spiel, so dass die dreijährige Tochter, die
einen integrativen Kindergarten besucht, nachmittags von der selbst minderbegabten
Mutter sinnvoll beschäftigt werden kann. Thema ist hier die allgemeine Förderung.
Die Mutter ist schon sehr bereit, Zeit mit ihrer Tochter zu verbringen und setzt
Aktivitäten wie Vorlesen oder Rollenspiel mit Tierfiguren schon gut ein. Hier geht es
vor allem darum, das Spiel so zu gestalten, dass das Kind mehr Freiraum zur
eigenen Aktivität hat, dass es beispielsweise beim interaktiven Vorlesen genug Zeit
und Raum für eigene Äußerungen hat. Außerdem ist ein Lernziel, dass die Tochter
sich stärker auf ein Spiel konzentriert, ohne sich sofort ablenken zu lassen.
In den bisherigen Sitzungen ist es gelungen, Techniken des Vorlesens, der positiven
Korrektur und des Spiels zu vermitteln, die zur Aktivierung und Fokussierung
beitragen. Außerdem konnte der Mutter die Bedeutung vielfältiger taktiler
Erfahrungen und die Möglichkeit, diese in den Alltag zu integrieren (z.B. Spiel mit
Wasser) vermittelt werden.
Bei Familie D. war der Zugang zunächst die Beantragung des Bildungspaketes, im
Gespräch ergab sich, dass der Kinderarzt eine Ergotherapie für den 5jährigen
empfiehlt. Da Frau D.s Kinderarzt in Köln ist, wusste sie nicht, wie sie in Brühl einen
Therapieplatz finden sollte. Es erfolgte die Vermittlung an die Diagnostik des Frühförderzentrums und die Aufnahme in die Vorschulgruppe. Im weiteren Verlauf
verbesserte sich die Konzentrationsfähigkeit des Kindes und die Mutter konnte sich
auf die Sprachförderung konzentrieren. Frau D. besucht regelmäßig meine
Sprechstunde, in der ich ihr Spiele zur spielerischen Sprachförderung sowie Bücher
vorstelle und ausleihe.
Der Lernzuwachs bei Frau D. besteht darin, dass über die Lösung zunächst
organisatorischer Probleme (Bildungspaket, Therapeutensuche), die Feststellung des
Förderbedarfs und erste Anreize durch Dritte (Abklärung und Schulgruppe durch
Frühförderzentrum) der Weg frei wurde für eine häusliche Förderung aus der
Initiative der Eltern. Dies ist eine gute Voraussetzung für die Begleitung beim
Übergang in die Schule. Außerdem hat sie am Beispiel der morgendlichen Routine
eingeübt, ihre Handlungen stärker zu strukturieren und den Medienkonsum der
Kinder auf den Nachmittag zu beschränken und zu begrenzen.
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2.2 Vernetzung und Kooperationen
Intensive Kontaktaufnahme zu Beginn der Tätigkeit führte zu einer guten Vernetzung
mit allen Akteuren der Kinderbildung in Vochem (Familienzentren, Schulen, OGS,
Tagesmütter, Stadtteilbüro) und darüber hinaus mit MitarbeiterInnen der Stadt Brühl,
insbesondere Jugendamt, Integrationsbeauftragte, dem Frühförderzentrum, den KitaLeiterinnen im gesamten Stadtgebiet, der Schwangerschaftsberatung und
Erziehungsberatung. Dazu gehört die regelmäßige Teilnahme an Arbeitskreisen und
Netzwerktreffen. Folgende Kooperationen haben sich entwickelt:
Familienzentren
In 2011 war ich ab Herbst im Familienzentrum „Haus für Kinder Vochem“ im
Elterncafé gemeinsam mit Frau Lehtert von der Erziehungsberatung anwesend und
habe Sitzungen thematisch gestaltet (Angebote in Vochem, Mediennutzung). Ab
2012 ist der regelmäßige Besuch des Elterncafés im Familienzentrum Ville geplant.
Für die Leiterinnen der Familienzentren in Vochem, des SKF-Familienzentrums in
Brühl, Frau Bäckmann von der Stadt Brühl und die Stadtteilmanagerin initiierte ich
eine Informationsveranstaltung der RAA zu den Programmen Griffbereit und
Rucksack.
Stadtbücherei
In 2011 wurde ein Kooperationsprojekt angebahnt, das in 2012 realisiert wird. In
Zusammenarbeit mit der Stadtbücherei Brühl und dem Familienzentrum „Haus für
Kinder“ finden ab April 2012 vierzehntägig freitags zwischen 14 und 15 Uhr Leseund Spielnachmittage für Eltern und Kinder zwischen 2 und 6 Jahren statt. Hier wird
von MitarbeiterInnen der Stadtbücherei altersgerecht und interaktiv vorgelesen. Im
anschließenden Nachspiel wird das Gehörte spielerisch verarbeitet. Hier kommen
Bewegung, Malen und Basteln zum Einsatz. Ich werde anwesend sein und die
Nachmittage teilweise mitgestalten und den Eltern für Gespräche zum Thema
Vorlesen und Sprachförderung zur Verfügung stehen. Einige Nachmittage sollen
auch als reine Spielnachmittage gestaltet werden.
Außerdem besteht mit der Bücherei eine enge Kooperation hinsichtlich der Lotsenfunktion für Eltern hin zu den Angeboten der Bücherei. Auf meine Anregung hin
wurden zielgruppenspezifische Medien angeschafft, u.a. türkischsprachige Elternliteratur und mehrsprachige Kinderbücher.
Katholische Öffentliche Bücherei Kierberg
Mit der KÖB Kierberg besteht eine enge Zusammenarbeit. Ich mache Vochemer
Familien auf das Angebot der Bücherei aufmerksam und begleite sie dorthin. Die
Mitarbeiter der KÖB stellen mir Materialkisten zusammen, die ich in Hausbesuchen
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verwende. Für 2012 ist die gemeinsame Gestaltung eines Standes auf dem
Stadtteilfest geplant.
3 Arbeitskreise und Besprechungswesen, Fortbildungen, Öffentlichkeitsarbeit
Arbeitskreise
-
Regelmäßige Teilnahme am Arbeitskreis Bildung im Netzwerk gegen
Kinderarmut
Regelmäßige Teilnahme am Netzwerk der Familienzentren in Brühl
Teilnahme am Fachtag „Frühe Hilfen“ der Stadt Brühl
Besprechungswesen und Koordinierungstreffen
-
Teilnahme an Projektgruppensitzungen
Regelmäßige Koordinierungstreffen mit Stadtteilmanagerin und Jugendamt
Regelmäßige Dienstbesprechungen im SKF
Fortbildungen
-
Fortbildung „Bildungspatenschaften stärken“
Fortbildungen zur Stärkung der Elternmitwirkung und der Einbeziehung von
Vätern
Informationsveranstaltung zum Bildungs- und Teilhabepaket
Öffentlichkeitsarbeit
-
-
Vorstellen in Gremien (Stadtteilbeirat, Integrationsausschuss)
Vorstellen bei Multiplikatoren (Integrationslotsen, Tagesmütter, Erziehern,
Therapeuten)
Vorstellen bei Kooperationspartnern
Vorstellen bei Eltern in Kitas und Elterncafés
Stadtteilfest Vochem ist Kult mit Informationsstand und Malaktion für Kinder
Presse-Interviews (Kölner Stadtanzeiger, Brühler Marktmagazin)
Vierteljährliche Kolumne in Stadtteilzeitung: Information über aktuelle eigene
Angebote, Information zu einem Thema (bisher: Lernen durch Regelspiele,
Lese- und Spielnachmittage, Angebote der Büchereien)
Sichtbarkeit durch Aushänge und Visitenpostkarten
Stephanie Akele, Bildungslotsin
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