Daten
Kommune
Pulheim
Größe
2,7 MB
Datum
01.12.2011
Erstellt
22.11.11, 18:45
Aktualisiert
22.11.11, 18:45
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Pädagogik der Vielfalt
Kinder mit Behinderung beteiligen und mitnehmen
Fachtagung des LVR Köln am 11. Oktober 2011
Daniela Kobelt Neuhaus
Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie
Tagesübersicht
2
09.30
Uhr
Begrüßung
09.45
Uhr
12.30 Uhr
A. Eckpunkte einer inklusiven Pädagogik - Einführung ins
Thema / Begriffsklärung
1. Pädagogik der Vielfalt
2. Benachteiligung und Privilegien
3. Differenzierung und Normalisierung
4. Wechselseitige Anerkennung – Haltung
B. Der ganz gewöhnliche Alltag und seine Stolperfallen
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
D. Konsistenz im Bildungsdialog
Pause
13.30 Uhr
15.00 Uhr
16.00 Uhr
Arbeitsgruppen
Ergebnisse im Plenum zusammenfassen
Ende
Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
A. Einführung ins Thema
Eckpunkte einer inklusiven Pädagogik im
Elementarbereich in Deutschland
„Das Ziel ist eine Gesellschaft, an der
alle teilhaben und in die sich alle
einbringen können.“
(U. von der Leyen, 4.11.2010)
Nehmen Sie die Menschen, wie sie
sind, andere gibt s nicht.
(Konrad Adenauer (1876 – 1967), 1. Bundeskanzler
von Deutschland)
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Ausgangslage für Inklusion
- Kinder mit Behinderung haben einen Förderbedarf
(medizinisches defizitorientiertes Modell), der festgestellt
wird
- Kinder mit Behinderung sind „Sonderkinder“
(Integrationskinder, Kinder mit besonderem Bedarf…)
- Ziel der Pädagogik ist Normalität – Abnormes sollte
beseitigt werden
- Pädagogik der Zielgleichheit: Gemeinsam solange es geht.
Dann folgt die Sortierung
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
NRW-Spezifisches
Im Kinderbildungsgesetz (KiBiz) des Landes NRW ist
entsprechend der gesetzlichen Vorgaben in den
Sozialgesetzbüchern XIII, IX und XII
die wohnortnahe integrative Erziehung,
die bereits langjährig in Kindertageseinrichtungen umgesetzt
wird, nochmals gesetzlich verankert.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Exclusivrechte – Vergangenheit?
Die Orte der „besonderen
Pädagogik“ für „besondere
Kinder“ führten zu einer
Aussonderung, die nur in den
wenigsten Fällen revidierbar
war.
Du schwarz!!
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Ich weiß!
Der weitere Lebensweg eines
Kindes (eines Jugendlichen)
war/ist vorgezeichnet –
Ausgangspunkt ist da, wo er /
sie steht..
Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Begriffsklärung: Inklusion
Inklusion geht aus von der
Vision einer Gesellschaft vieler
Verschiedener, die in allen
Bereichen des Lebens
selbstverständlich
teilnehmen und deren
Bedürfnisse ebenso
selbstverständlich
berücksichtigt werden.
Inklusion bedeutet
Mitbestimmung und
Mitgestaltung für alle
Menschen ohne Ausnahme
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Das deutsche
Bildungssystem ist
bisher von Praxis
und der Theorie
der Selektion bzw.
Separation
geprägt.
Selektionskriterien
sind z.B. Alter,
Kompetenzen,
Intelligenz,
Herkunft
Inklusion
Die zentrale Frage
„Was ist normal?“
entfällt
Normal ist, was es gibt.
Manuela Olten in TPS 2/07
Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Eckpunkte einer inklusiven Pädagogik im
Elementarbereich
1. Recht auf Bildung und Recht auf Schutz vor
Diskriminierung auf der Grundlage der Menschenrechte
2. Verzicht auf binäres Denken
3. Barrieren zur Teilhabe wahrnehmen und abbauen:
systematische Auseinandersetzung mit Benachteiligung
und Privilegierung
4. Pädagogik der Anerkennung individueller
Besonderheit, individueller Lebenslagen und sozialer
Zugehörigkeit
5. Wechselseitige Anerkennung braucht mehr als
Zusammenleben
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
1. Rechtliche Grundlagen
Das Übereinkommen über die Rechte behinderter Menschen
(Convention on the Rights of People with Disabilities) trat in
Deutschland am 26.3.2009 in Kraft.
Damit entsteht die Gewährleistungspflicht (duty to fulfill):
Der Staat hat für die volle Verwirklichung der
Menschenrechte Sorge zu tragen.
Der Elementarbereich ist in der UN-Konvention nicht
ausdrücklich erwähnt. Die Ausführungen über die
Bildungsrechte behinderter Menschen gelten jedoch lebenslang,
also auch für die Frühpädagogik.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Art. 24, BehindertenRechtsKonvention
Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen
mit Behinderungen auf Bildung.
Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der
Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen,
gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives
Bildungssystem (inclusive education system) auf allen
Ebenen (…).
Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die
Vertragsstaaten sicher, dass Menschen mit Behinderungen
nicht aufgrund von Behinderung vom allgemeinen
Bildungssystem ausgeschlossen werden (…).
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
2. Verzicht auf binäres Denken
Integration
Inklusion
Zwei-Gruppen-Theorie
Synthese von Regel-, Früh-,
Heil- und Sonderpädagogik
Förderpläne für Kinder mit
Behinderung
Theorie einer pädagogisch
unteilbaren Gruppe
Eingliederung nach Diagnose
Analyse der individuellen
Bedürfnisse von Kindern
Flexible Ressourcenzuweisung
für Systeme
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Pädagogik der Vielfalt in der Praxis
Pädagogik ist bisher geprägt durch die Philosophie der Homodoxie
(Glauben an den Vorteil homogener Gruppen). Das wird im
Elementarbereich z.B. sichtbar an
Sprachstandsfeststellungsverfahren oder Sprachtests
Einschulungsverfahren oder
Wiedereinführung von altershomogenen Gruppen
Pädagogik der Vielfalt bedeutet einen Paradigmenwechsel hin
zur
Akzeptanz des Anderseins als moralisches Prinzip
Abschaffung der im System allgegenwärtigen Barrieren bzw.
sukzessives Schaffen von Möglichkeiten
Selbstverständlichkeit des Lernens am Ort des Geschehens
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Diversity-Ansatz
Diversity bedeutet wörtlich
übersetzt Vielfalt oder
Verschiedenartigkeit
Es gibt nicht „schwarz-weiß“,
sondern alle Schattierungen
und Farben
Diversity ist der ganzheitliche
Ansatz, der die Unterschiede der
Menschen in einer Einrichtung /
Organisation als Chance für diese
selbst und für das Unternehmen
versteht.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Pädagogik der Vielfalt ist ein Weg zur
Inklusion
Sie erfordert von allem Verantwortlichen eine
Auseinandersetzung mit sich selbst, mit der eigenen
Haltung und mit behindernden Strukturen z.B. in der
eigenen Einrichtung.
Vielfalt wird nur dort zur Chance, wo das
Verbindende sie trägt.
Es reicht nicht, die Differenz zu erkennen, sondern ich muss
auch das Verbindende sehen, um Inklusion zu schaffen
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Warum Inklusion angeblich
nicht gehen kann
Mythen:
• Schutzraum: Kinder mit Behinderung müssen geschützt werden
• Bessere Förderung: Kinder mit Behinderung brauchen mehr
• Fachlichkeit: Besondere Kinder brauchen besondere Fachkräfte
• Peergroup: Kinder mit Behinderung senken das Bildungsniveau
Abwehr:
Schutzwürdige Belange Dritter / Aufsichts- und Haftungsfragen
Struktur: Kein Aufzug / keine Toilette / Wir sind nicht dafür ausgebildet
Ergebnis:
• Das Fremde wir immer fremder
• Exklusion
• Parallelgesellschaft
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
3. Beseitigung von Hindernissen
1. Zugang zu Bildungseinrichtungen von Anfang an
2. Zugang zu Bildungsorten in den Bildungseinrichtungen
3. Sicherung einer inklusiven Alltagspraxis auf allen Ebenen:
- Beziehungsebene (Welches Bild vom Kind herrscht
vor?)
- Didaktische Ebene (Routine im Sinne von „so machen
wir das“ oder Neudefinition von Gewohnheiten?)
- Professionelle Ebene (Wissen um Einfluss kultureller
usw. Prägungen auf das persönliche professionelle
Handeln)
(Kron, 2010; Prengel, 2010)
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Systematische Auseinandersetzung mit
Privilegien und Benachteiligungen
Benachteiligung: Erkenntnis, dass Zugang und Teilhabe nicht (nur)
im Ermessen des Einzelnen liegen, sondern auf gesellschaftliche
Muster der Benachteiligung, gesellschaftliche Ungleichheit,
institutionelle Diskriminierung ... zurückzuführen sind.
Privilegien sind ein „System unverdienter Vorteile und erlaubter
Dominanz“ – dem Besitzer meist unbewusst (Sulzer/Wagner 2011)
Ziel ist nicht der Abbau von Barrieren, damit nachher alle das Gleiche
machen können,
sondern der Abbau von Barrieren, damit nachher alle etwas Anderes
machen können!
(Recht auf Vielfalt und Verschiedenheit)
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
4. Inklusion basiert auf einer Pädagogik
der Anerkennung
• Alter
• Kompetenzen
Lebens
-lage
Sozialraum
Identität
Sozioökonomischer
Status
• Herkunft
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Soziale
Zugehörigkeit
Identitätsbildung
geschieht
prozesshaft am
Schnittpunkt und in
Wechselwirkung
mehrerer
Zugehörigkeiten
• Geschlecht
Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Inklusion als Anerkennungspädagogik
verlangt
Gedankliche Aufhebung der Trennung
zwischen Normalität und Behinderung
Blick auf die gesamte Persönlichkeit und
nicht nur auf einen Aspekt eines Kindes
(Behinderung, Sprachkompetenz, sportliche
Leistung …)
Balance zwischen Überbetonung von
Unterschieden (Etikettierung) und NichtBeachtung von Vielfaltsaspekten
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Das Dilemma
zwischen
Individualität und
Kollektivität setzt
eine Kombination
von Fallverstehen
und Regelwissen
voraus!
(Prengel, 2010, 46)
13.10.2011
5. Wechselseitige Anerkennung braucht
mehr als Zusammenleben
Vielfalt muss thematisiert werden!
Botschaften über
Wertigkeiten werden
subtil vermittelt
Wahrnehmung von
Ungerechtigkeit ist nicht
angeboren
Dominanz der Mehrheit
wirkt bekräftigend
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
B.
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Der ganz gewöhnliche Alltag und
seine Stolperfallen (Beispiele)
•
Eltern von Kindern mit Behinderung empfangen (wie
verhindert man eine Hierarchie unter den Eltern – und
wie verhindert man, dass Kinder diese bemerken?)
•
Mit Kindern in den Dialog treten – auf einer Ebene
•
Die richtigen Anforderungen stellen
•
Umgang mit unterschiedlicher Bewegungslust
•
Umgang mit unterschiedlichen Fertigkeiten
Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Inklusiver Dialog
Selbstverständlich begegnen
wir uns auf gleicher
Augenhöhe!
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Ko-Konstruktion heißt:
Gemeinsam mit dem Kind an
seiner Weltkonstruktion stricken
und seine Bildungsprozesse
begleiten
Ressourcenorientierte
Kooperation zum Wohle des
Kindes
Reflexion der eigenen
Grundhaltung (Wertschätzung,
Anerkennung, Handlungskonzepte )
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Wer konstruiert hier was mit wem?
Fokussierung der Unterschiede
anstatt sie zu
verleugnen
„Celebrate
diversity!“
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Neue Herausforderungen für
Erziehungs- und Bildungs-Verantwortliche
•
Den eigenen Handlungsmittelpunkt überprüfen; was ist mein Ziel?
Das Kind im Mittelpunkt oder … ?
•
Das eigene Vielfaltspektrum überprüfen: wo sehe ich die Grenzen
meines Handlungsraumes? Wer hat sie gesetzt?
•
Das eigene Bild vom Lernen überprüfen: Von der Belehrung zur
Begleitung des Lernens (Bilden kann man nur sich selber!)
•
konsequente Relativierung eines therapie- und förderzentrierten
Modells der Betreuung (wer nicht will, lernt nicht! Milani Comparetti)
•
‚Brückenbauer‘ und ‚Beziehungsstifter‘ werden
•
‚Gate- Manager‘ (auch mit „Türöffner für alle“ zu übersetzen
•
Kompetenztransfer und Kooperation mit Experten
•
Anerkennung von Unterschieden und Beseitigung von
(strukturellen) Ungleichheiten
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Struktur und Philosophie
Qualitätsziel 1
Alle Beteiligten partizipieren
an einer gemeinsamen
Philosophie und betrachten
das Zusammenleben vieler
Verschiedener als notwendig
und sinnvoll.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Struktur und Philosophie
Qualitätsziel 2:
Inklusion geht davon aus, dass jeder Mensch automatisch den Anspruch
darauf hat, als vollwertiges Wesen anerkannt und als wertvoller Teil
der Gemeinschaft willkommen geheißen zu werden.
Falsch verstandene Inklusion
fixiert sich häufig auf die institutionelle Ebene: "Hauptsache drin!"
Erschöpft sich im "Readiness-Modell„:
„Je fitter, desto mehr - je weniger fit, desto weniger
integrierbar“.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Felix ist also ein
Kind mit
Behinderung –
woran kann man
das sehen?
Exhibition statt
Inklusion
oder:
jeder hat das
Recht, mal
diskriminiert zu
werden
Lernziel: Offenheit und Toleranz
gegenüber Menschen mit Behinderung
14Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Struktur und Philosophie
Integration hält oft an einer impliziten Zwei-Gruppen-Theorie fest.
Gefahren:
- additives Denken und Handeln
- potentiert, wenn zusätzliche Fachkräfte aus anderen Institutionen
dazu kommen (FrühförderInnen, TherapeutInnen,
Sonderschullehrerinnen oder Förderzentren), die ihrerseits einen
Besonderungsstatus einnehmen.
Inklusion geht davon aus, dass jeder Mensch automatisch
den Anspruch darauf hat, als vollwertiges Wesen
anerkannt und als wertvoller Teil der Gemeinschaft
willkommen geheißen zu werden.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Struktur und Philosophie
Inklusiv ist ein Verständnis, das von einer heterogenen Lerngruppe
ausgeht, und dies unter vielen Dimensionen
–
–
–
–
–
–
–
verschiedene Geschlechterrollen,
kulturelle Hintergründe,
religiöse und weltanschauliche Überzeugungen,
sexuelle Orientierungen,
Familienstrukturen,
soziale Lagen sowie
Fähigkeiten und Einschränkungen (vgl. O'Brien & O'-Brien 1997).
Sie müssen in ihrer Komplexität - da ohnehin vorhanden theoretisch wie praktisch stärker zusammengedacht und zum
Ausgangspunkt des Lernens über Unterschiede gemacht werden
(vgl. Sapon-Shevin 1997, 2000).
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Struktur und Philosophie
Aus inklusivem Blickwinkel
- stellt Etikettierung einen Akt von Diskriminierung dar
- verhindern individuelle Curricula oft den
selbstverständlichen Zugang zur Gemeinschaft der
anderen Kinder.
- ist individuelle Förderung unter der Prämisse von
Empowerment und Hilfe zur Selbsthilfe notwendig
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Struktur und Philosophie
Damit Inklusionsprinzipien zum Tragen kommen, wird eine
struktural-prozessuale Qualitätsstrategie
vorausgesetzt, die zukunftsweisend ist und nichts dem Zufall
überlässt. Dazu gehören auch
– adäquate bauliche, fachpolitische und
gesellschaftliche Rahmenbedingungen
– Kontingenz in der Entwicklungsmoderation
– Sicherung der Professionalität von Fachkräften.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Struktur und Philosophie
Nie wieder lernt ein Mensch so viel, so schnell
und so leicht wie in den ersten Lebensjahren
Vor allem die frühen emotionalen und
kognitiven Erfahrungen eines Kindes haben
massive Konsequenzen für den weiteren
Bildungs- und Entwicklungsweg. Hier werden
die „Landkarten“, die „Grammatik“ für alle
Die besondere
späteren Lernprozesse angelegt.
Glücksgefühle beim frühen Lernen und
Erfolgserlebnisse sind unerlässliche
Voraussetzungen für die Lust am
lebenslangen Lernen.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Bedeutung
der
frühkindlichen
Entwicklungsphasen
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Personen und Prozess
„Da betritt er den Schulraum
zum ersten Mal, da sieht er sie
in den Bänken hocken, wahllos
durcheinander gewürfelt,
mißratene und
wohlbeschaffene Gestalten,
tierische Gesichter, nichtige
und edle – wahllos
durcheinander. Wie ein Bild
der Menschenwelt, so
vielfältig, so widerspruchsvoll
und so unzulänglich. Und sein
Blick, der Blick des Erziehers
nimmt sie alle an und nimmt
sie alle auf“.
(Martin Buber 1962)
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Ko-Konstruktion:
Personen und Prozess
Was – noch ein
Kind mit
Behinderung!
Am Anfang steht eine umfassende
Information über die Kompetenzen
des Kindes, das in eine Einrichtung
kommt.
- Was kann es?
Was will es?
Woher kommt es?
Was braucht es?
Was braucht die Familie?
Was kann die Familie?
Weg von der Selektionsdiagnose, hin zur
Förderdiagnose: Inklusion geht
nicht von Förderplänen aus, sondern
von persönlichen Zukunftsplänen.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Personen und Prozess
1.
Inklusive Kulturen schaffen
–
Aufbau einer sicheren, akzeptierenden, zusammen arbeitenden und
anregenden Gemeinschaft, in der jede(r) geschätzt wird, so dass
alle Kinder und MitarbeiterInnen ihre individuell bestmöglichen
Leistungen erzielen können.
–
Entwicklung inklusiver Werte, die im ganzen Team, von Eltern
und Kindern und von allen interdisziplinären „GastarbeiterInnen“ in
der Einrichtung geteilt und gegenseitig vermittelt werden
Eine inklusive Einrichtungskultur wird getragen vom Vertrauen in
die Entwicklungskräfte aller Beteiligten und vom Wunsch,
niemanden je zu beschämen.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Personen und Prozess
2. Inklusive Strukturen etablieren
-
Partizipationsmöglichkeiten aller Beteiligten erhöhen.
-
Vielfältige Kompetenzen alle Beteiligten angemessen nutzen
-
Alle Arten der Unterstützung werden in einen einzigen
Bezugsrahmen gebracht und von der Perspektive der Kinder
und ihrer Entwicklung aus betrachtet - und nicht von den
pädagogischen oder therapeutischen Prinzipien von Fachkräften oder
den Verwaltungsstrukturen des Trägers der Einrichtung.
Wenn Kinder über die üblichen Angebote hinaus spezifische
therapeutische Unterstützung benötigen, soll diese möglichst im
Alltag des Kindes bei seinen »normalen« Aktivitäten und an
individuellen Interessen und Vorlieben anknüpfen.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Personen und Prozess
3. Inklusive Praktiken entwickeln
- Lernprozesse werden so arrangiert, dass sie Lern- und
Partizipationsbarrieren überwinden helfen und so für alle
gemeinsames Lernen an gemeinsamen
Lerngegenständen ermöglicht wird.
- Die Einrichtung mobilisiert Ressourcen innerhalb und im
Einzugsgebiet, die das aktive Lernen für alle fördern. Sie
vertritt ihr Konzept offensiv nach außen und nimmt Einfluss
auf die Gestaltung guter Rahmenbedingungen und ein
förderliches Klima
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Personen und Prozess
Eltern werden als Experten für die Entwicklung und
Erziehung ihres Kindes ernst genommen.
Interdisziplinäre Sichtweisen werden berücksichtigt:
Entsprechend dem Modell des „transdisziplinären“ Teams
planen Eltern, Kinder, pädagogische Fachkräfte und
Spezialisten der Fachdienste gemeinsam die notwendigen
Hilfen zur Selbsthilfe für Kinder und Familien.
Inklusion beinhaltet zwingend vorurteilsbewusste Bildung
und Erziehung.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Personen und Prozess
Lernanlässe werden für alle geschaffen: Nicht immer lernt
der/die Jüngere vo Älteren, das Kind mit Behinderung
vom Kind ohne Behinderung oder der Nichtwissende vom
Wissenden, vorausgesetzt es werden Lernanlässe
zugelassen und ko-konstruiert.
Verhaltens-Vorschläge der Kinder werden sinnstiftend und
vorwärts gewandt beantwortet, ohne Kinder zu
stigmatisieren und „festzuschreiben“
Kinder (und ihre Familien) werden auf der Suche nach
stets vorläufigen Lösungen für Anforderungen und
Probleme begleitet, die sich im Alltag stellen.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
C. Qualitätsbedingungen und inklusive Ziele
Ziele und Ergebnisse
exklusive
Inklusive Settings
Objekte von Wohltätigkeit
Menschen mit gleichen Rechten
Patienten
Bürger, Konsumenten
Fachleute treffen
Entscheidungen
Behinderte Menschen treffen
Entscheidungen
Konzentration auf individuelle
Einschränkungen
Konzentration auf die
Beseitigung von Barrieren
Behinderte Menschen als
abhängig und nicht arbeitsfähig
Betonung der Fähigkeiten
Ausgrenzung in Bildung,
Beschäftigung und anderen
Bereichen
Behindertenpolitik als
Verantwortung Weniger
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Inklusion behinderter Menschen
in allen Bereichen des
gesellschaftlichen Lebens
Behindertenpolitik als Aufgabe
aller Regierungsstellen und der
Gesellschaft
Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
3. Konsistenz im Bildungsdialog
1. Moderierung und Kooperation
Eine unterschiedliche Organisation von Bildungsprozessen
durch unterschiedliche Ansprüche der Beteiligten erschwert die
optimale Nutzung der Lernfortschritte aller Kinder
(HBEP, S.89)
2. Ko-Konstruktion
Ko-Konstruktion als inklusiver pädagogischer Ansatz heißt,
dass Lernen durch Zusammenarbeit stattfindet und von
pädagogischen und therapeutischen Bezugspersonen und
Kindern gemeinsam konstruiert wird.
Schlüssel für Ko-Konstruktion ist die soziale Interaktion bzw.
der kontinuierliche Dialog
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
3. Konsistenz im Bildungsdialog
Methoden der Moderierung:
Bilden einer lernenden Gemeinschaft
Scaffolding (vorübergehende angemessene Hilfestellung zur
Selbsthilfe)
Stetes Kommentieren und Beschreiben
Ermutigen, loben und anregen
Zeit und Raum für Wiederholungen und Material für adäquate
Varianzen zur Verfügung stellen
Vorbilder zur Verfügung stellen
Peer-Group-lernen unterstützen
usw.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
3. Konsistenz im Bildungsdialog
Inklusive Bildung ist ein sozialer Prozess = Ko-Konstruktion
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
3. Konsistenz im Bildungsdialog
Ko-konstruktive Lernprozesse in allen Entwicklungsphasen an allen
Bildungsorten auch zwischen Kindern!
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Andere wahrnehmen ….
wird beeinflusst durch:
– das Bedürfnis nach „Ein-Ordnung“ und nach
Reaktionssicherheit: was ist das für eine/r?
– Vorurteile und Urteile
– Zuschreibungen und Stereotypien
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Kultur des Fragens
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
3. Konsistenz im Bildungsdialog
Aus dem Rhythmus !
In ko-konstruktiven
Lernprozessen lernen
Kinder, wie sie
gemeinsam mit
Erwachsenen in einer
„Lerngemeinschaft“
Probleme lösen,
Bedeutungen und ihr
Verständnis von
Dingen und
Prozessen teilen,
diskutieren und
verhandeln.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
Besondere Herausforderungen in den
Kitas, die KiBiz noch nicht wirklich regelt
1. Das Bildungsverständnis und die Formulierung des Auftrags
zur Bildung, Betreuung und Erziehung für alle Kinder in
Tageseinrichtungen für Kinder bzw. in der Tagespflege,
2. in diesem Zusammenhang: Die konzeptionelle Ausrichtung und
die praktische Durchführung der Sprachförderung,
3. die quantitative Ausweitung und die qualitative Ausgestaltung
des Angebots für Kinder unter drei Jahren,
4. die Ausstattung und die konzeptionelle Ausgestaltung der
Angebote für Kinder mit Behinderung - auch der Kinder unter
drei Jahren mit Behinderung - in Verbindung mit dem
Inklusionsgebot der UN-Behindertenrechtskonvention,
5. die konzeptionelle Ausrichtung und die praktische Arbeit der
Familienzentren.
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Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
13.10.2011
Fazit –
Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt
und doch wie kein anderer zu sein.
Gleiche Behandlung für alle ist
bequem – taugt aber nichts
Aus einem
Schwein
wird keine
Schwalbe
Kinder mit Behinderung beteiligen - Kobelt Neuhaus Daniela
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Und das ist
gut so
13.10.2011
Daniela Kobelt Neuhaus
17
www.kkstiftung.de
13.10.2011