Daten
Kommune
Erftstadt
Größe
31 kB
Datum
23.06.2010
Erstellt
11.06.10, 07:31
Aktualisiert
11.06.10, 07:31
Stichworte
Inhalt der Datei
STADT ERFTSTADT
öffentlich
Der Bürgermeister
V 251/2010
Az.: -51-Bt.
Amt: - 51 BeschlAusf.: - -51- Datum: 31.05.2010
Beratungsfolge
Jugendhilfeausschuss
Betrifft:
Termin
23.06.2010
Bemerkungen
beschließend
Mittagessen in den städtischen Kindertagesstätten
Finanzielle Auswirkungen:
keine
Unterschrift des Budgetverantwortlichen
Erftstadt, den 31.05.2010
Beschlussentwurf:
1. Der Bericht der Verwaltung wird zur Kenntnis genommen.
2. Über die Organisation des Mittagessens in den städtischen Kindertagesstätten wird weiterhin
dezentral in den einzelnen Kitas entschieden.
Begründung:
Im Zuge der Haushaltsplanberatung für 2010 hat die Verwaltung vorgeschlagen, die Essenspreise
in den städtischen Kitas um 10 Cent zu erhöhen und somit zu einer Mehreinnahme von 7.000,- €
bei ca. 70.000 Essen im Jahr zu gelangen.
Der JHA hat in seiner Sitzung am 03.03.2010 eine Essensgelderhöhung abgeleht. Stattdessen
wurde die Verwaltung beauftragt, kostengünstigere Möglichkeiten der Essensgestellung zu prüfen.
Dabei soll die Möglichkeit der zentralen Beschaffung für alle städt. Kindertagesstätten einbezogen
werden.
Die Beköstigung der Kindergartenkinder, die eine städtische Einrichtung in Erftstadt besuchen, hat
bereits eine lange Geschichte.
Im Jahre 1974 wurde in der städtischen Kindertagesstätte E.-Lechenich-Süd, Pestalozzistraße, die
erste Tagesstättengruppe, in der 25 Kinder regelmäßig über Mittag betreut wurden, eingerichtet.
Hiermit ging die Beschäftigung einer Köchin im Rahmen einer wöchentlichen Arbeitszeit von 25
Stunden einher. Das Essen wurde dort täglich frisch zubereitet.
Da die Übermittagbetreuung von den Eltern aus Gründen der besseren Vereinbarkeit von Familie
und Beruf zunehmend nachgefragt wurde, weitete sich dieses Angebot bis Ende der 80er Jahre
auf die städtischen Kitas Köttingen, Friesheim, Lechenich-Nord und Liblar, Theodor-Heuss-Straße,
aus. Aufgrund der positiven Erfahrungen mit der täglich frischen Zubereitung der Essen unter
Einbindung der Kinder wurden auch hier Köchinnen beschäftigt.
Im Jahre 1995 wurde bei weiterhin steigenden Essenszahlen im Rahmen des blauen Wunders
erstmalig über eine Erhöhung des Essensgeldes in den städtischen Kindertagesstätten diskutiert.
Bis dato wurden von den Eltern 3,00 DM pro Essen zur Deckung der reinen Lebensmittelkosten
erhoben. Die Personalkosten wurden in voller Höhe von der Stadt getragen.
Um den Kostenanteil der Stadt Erftstadt zu senken, wurde für alle städtischen Kitas der Preis des
Essens von 3,00 DM auf 4,50 DM erhöht. Der städtische Essenszuschuss verringerte sich somit
um 1,50 DM pro Essen. Berechnungsgrundlage war damals die Kindertagesstätte Lechenich-Nord,
die trotz Erhöhung der Essensgelder immer noch einen Zuschussbedarf von 5,60 DM pro Essen
aufwies.
Auf Grund der weiter zu schaffenden neuen Kindertagesstätten entschied die
Verwaltungskonferenz im Mai 1995 parallel dazu, dass in den neu eröffneten Einrichtungen keine
Köchinnen mehr eingestellt werden. Dort sollte grundsätzlich mit Caterern zusammen gearbeitet
werden. Die Funktion der Köchin wurde durch geringer entlohnte Küchenhilfen mit weniger
Wochenstunden ersetzt. Würden die drei zu diesem Zeitpunkt noch fest angestellten Köchinnen
auscheiden, sollte ebenfalls auf Catering zurückgegriffen werden.
Um einen geeigneten Caterer, der täglich frisches Essen zubereitet, gewinnen zu können, wurden
erstmalig in 1995 von den Kitas Verhandlungen mit Anbietern aus Erftstadt geführt.
Die Organisation über die jeweilige Kita ging einher mit einer Erkenntnis des neuen
Steuerungsmodells: Weg von der zentralen Verwaltung – hin zur dezentralen Gestaltung, indem
Produkt- und Ressourcenverantwortung zusammengeführt werden, um in der Regel schnell,
flexibel und kundenorientiert handeln zu können.
Es standen seinerzeit einige Anbieter in Erftstadt zur Verfügung. Sehr unterschiedliche
Erfahrungen wurden gemacht.
Die Qualität der Essen war nicht immer stabil. Auch konnte das Angebot häufig nicht spezifisch auf
Kinder ausgerichtet werden.
Die Zusammenstellung auf der nächsten Seite soll die vielfältigen Erfahrungen in einem kurzen
Überblick verdeutlichen:
-2-
Kita
seit
ehemalige
Lieferanten
/ jetzige
erstmalige /
heutige
Essenszahl
Gründe für den
Wechsel
Blessem
2007
24 / 46
Schließung Esserhof
Bliesheim
1999
6 / 12-23(Mi)
Preise gestiegen,
Qualität nachgelassen
Borr
2008
9 / 13 - 16
zu stark gewürzt,
Preis gestiegen
Dirmerzheim
2000
Friesheim
1994
Gymnich
1999
Herrig
2000
Köttingen
1992
- bis 08 Esserhof
- Mittelpunkt
- Kita – Mutter
- La Pizetta
- Füngeling
- Reimann
- Füngeling
- M&M Party-service
- Küchenhilfe hat zu
Beginn gekocht
- ab 04 3x wöchentl.
Apetito
- M&M 2 x
wöchentl.
- Köchin
- 2x wöchentlich
M&M Service
- VKC –
Vollwertkost
- Reimann
- VKC
- VKC
- Hansa Ford
- Apetito
- Köchin
- bo-frost
- Jagdfeld/Racke
- Reimann
- Esserhof
- M&M Service
- Köchin
- Köchin
20 / 65
- Köchin bis 1995
- Breuer
- la Pizetta
- Racke
- Mittelpunkt
- Esserhof
- Mittelpunkt
- M&M Service
- VKC
- Apetito
- M&M Service
60 / 70
Mangelnde Hygiene,
nicht ausgewogen
genug,
nicht kindgerecht,
schlechtes PreisLeistungsverhältnis
20 / 65
Essen kalt
Lechenich 1989
- Nord
Lechenich 1973
Süd
Theodor- 1995
Heuß-Str.
Willy1990
Brandt-Str.
10 / 46
30 / 40
Köchin möchte
Stundenzahl nicht
erhöhen
10 / 40
11 / 41
20 / 58
Ausscheiden d. Köchin,
Insolvenz,
mangelnde Hygiene,
nachlassende Qualität
10 / 75
Die Erfahrungen im Laufe der Jahre haben gezeigt, wie wichtig der flexible Umstieg auf einen
anderen Anbieter ist. Mit den Caterern gibt es keine lang- oder mittelfristigen Verträge. Ein
Ausstieg ist jederzeit möglich.
Doch anfangs wurde in den Kitas schmerzlich akzeptiert, dass nicht bzw. nicht mehr täglich in den
Kitas frisch gekocht wurde. Es entwickelte sich allerdings ein gutes Miteinander in der Auswahl
des Essensangebotes. Kita-Leitung, Küchenhilfe, Elternrat und die Erzieherinnen, die den
Mittagstisch gestalten, achteten sehr darauf, wie die Kinder das gelieferte Essen annahmen. Dies
-3-
führte dazu, dass der Caterer vor Ort in regelmäßigem Austausch mit der Küchenhilfe und der
Kita-Leitung stand und steht und die Rückmeldungen seitens der Kinder direkt weitergegeben
werden konnten bzw. können. Durch dieses regelmäßige Feedback "Was hat geschmeckt? Was
ist überhaupt nicht angekommen?" ist es möglich, eine ausgewogene Qualität der Essen am Kind
orientiert zu erreichen. Oberstes Ziel ist, möglichst frisch gekocht und zur Mittagszeit warm
angeliefertes Essen für die Kita-Kinder zu erhalten. Erfahrungen mit größeren Caterern haben
gezeigt, dass verschiedentlich das Essen einen langen Transportweg zurücklegte und morgens
zwischen 9.00 und 10.00 Uhr fertig in der Kita angeliefert wurde. Die langen Warmhaltephasen
sind aber als kritisch anzusehen. Das Essen schmeckt laff, sieht oft auch nicht mehr appetitlich
aus.
Alle städtischen Kindertagesstätten, die Kinder über Mittag beköstigen, haben für sich eine
eigenständige, gute Lösung gefunden. Die Wahl des Caterers erfolgt immer in Abstimmung mit
den Eltern, möglichst wohnortnah. Der Caterer vor Ort ist um gute Qualität und einen guten Preis
bemüht. Gleichzeitig kann er mit zufriedenen Kindern für seine Produkte bei den Eltern werben.
Als Anbieter vor Ort hat er im Stadtteil einen Ruf zu verlieren und bringt sich von daher anders ein,
als eine ortsfremde große Firmenkette.
Mit der Einführung des neuen Kinderbildungsgesetzes und der Aufhebung der alten
Kontingentierung
der
Übermittagbetreuungsplätze
sind
die
45-Stunden-Buchungen
hochgeschnellt. Die Erhöhung der Arbeitszeit der Küchenhilfen wurde unumgänglich.
1995, als die ersten Verhandlungen mit einem Caterer für die Kita Liblar, Theodor-Heuss-Straße,
geführt wurden, war die Basis 7.000 Essen jährlich. Damals waren in dieser Einrichtung noch zwei
Hortgruppen in Betrieb, in denen ein Mittagessen ausgegeben wurde. Mittlerweile werden ohne
Hortgruppen allein für die Kita-Kinder 12.557 Essen ausgegeben. Trotz der gestiegenen
Essenszahl hat das ortsnahe Caterersystem bisher bestens funktioniert. Durch die Nähe zu den
belieferten Einrichtungen ist der Personalaufwand für die Erftstädter Anbieter überschaubar.
Auf Befragen ist es für einen Erftstädter Caterer denkbar, die erforderlichen ca. 70.000 Essen für
alle städtischen Einrichtungen zu liefern. Kosten können natürlich noch nicht kalkuliert werden, da
weitere Logistik- und Personalkosten anfallen. Die Auslieferung der Essen müsste in jedem
Stadtteill ungefähr zur gleichen Zeit erfolgen.
Hauptkostenfaktor bei der Beköstigung der Kita-Kinder sind die Personalkosten der Köchinnen und
Küchenhilfen mit insgesamt ca. 195.000,00 €/jährlich. Betriebsbedingte Kündigungen werden von
der Verwaltung des Jugendamtes aber ausgeschlossen. Es handelt sich hier um Arbeitsplätze im
Niedriglohnbereich. Die Kräfte, ausschließlich Frauen, sind zumeist bereits seit vielen Jahren bei
der Stadt beschäftigt. Durch Verrentung scheiden sie wie folgt aus:
Arbeitszeitder beschäftigt bzw. Regelaltersrente weiterer Einsatz bei der
Kräfte
eingesetzt als
Stadt Erftstadt
Küchenkraft seit
10
26,34
35
35
22,73
15
22
15
22
15
22.05.2000
01.09.1993
19.10.1995
29.11.1989
01.06.2000
01.01.1999
25.11.2002
01.08.2008
15.10.2002
01.08.1999
09.12.2015
22.03.2016
29.06.2019
05.02.2020
15.05.2020
14.11.2020
18.08.2021
19.02.2023
12.12.2024
12.07.2030
nur Küchenkraft
nur Küchenkraft
nur Küchenkraft
nur Küchenkraft
nur Küchenkraft
auch Reinigungskraft
nur Küchenkraft
auch Reinigungskraft
auch Reinigungskraft
auch Kantine Rathaus
Bei einer zentralen Essensbestellung von derzeit ca. 71.500 Essen für die Kindertagesstätten ist
grundsätzlich eine deutschlandweite Ausschreibung erforderlich. Nach Absprache mit dem RPA
kann diese Leistung aber auch beschränkt ausgeschrieben werden.
-4-
Im Rhein-Erft-Kreis hat einzig die Stadt Kerpen ihre Kita-Essen zentral ausgeschrieben. Caterer ist
die Firma Apetito, die das Tiefkühlessen liefert und gleichzeitig Küchenhilfen stellt.
Diese Küchenhilfen tauen das tiefgefrorene Essen auf und bereiten je nach Wunsch auch Salate
und Kartoffeln frisch zu. Für das Kita-Personal und die Kinder ist während dieses Zeitraumes das
Betreten des Hauswirtschaftsraumes / der Küche untersagt. Nach Ausgabe der Essen wird das
benutzte schmutzige Geschirr in Industriespülmaschinen von der Küchenhilfe gereinigt.
Das Minimum der täglichen Essensabnahme liegt bei 15 Essen. Die Speisepläne werden sechs
Wochen im Voraus mit der Leitung der Kita abgestimmt. Dieses Verfahren macht eine
Spitzabrechnung der Essen für die Eltern unmöglich. In Folge sind feste monatliche
Essensgeldbeiträge zu zahlen. Das Essensgeld für die Eltern ist wie folgt gestaffelt:
1 x wöchentliche Teilnahme
2 x wöchentliche Teilnahme
3 x wöchentliche Teilnahme
4 -5 x wöchentliche Teilnahme
14 €/Monat
28 €/Monat
42 €/Monat
45 €/Monat
Die Beiträge werden für 12 Monate von den Eltern erhoben. Kurzfristige Absagen führen zu keiner
Erstattung. Erst wenn ein Kind wegen Krankheit mehr als 2 Wochen in der Kita fehlt, kann im
Rahmen einer Einzelfallentscheidung das Essensgeld ermäßigt werden.
Der Vertrag mit dem Caterer läuft fünf Jahre. Danach wird neu ausgeschrieben.
Nach Angaben der Stadt Kerpen betrug der städtische Zuschuss im Jahr 2009 zwischen
40.000,00 und 50.000,- €. Mit der Steigerung der Essenszahlen steigt der Zuschuss.
Die Einführung dieser zentralen Essensbeschaffung hat in Kerpen mit allen damit einhergehenden
Schwierigkeiten
wie
Elternunzufriedenheiten,
organisatorischen
Ablaufproblemen,
Verwaltungsaufwand etc. ca 1 Jahr gedauert. Eine Kraft in der Verwaltung war damit intensiv
beschäftigt, ebenso die Leitungen vor Ort. Inzwischen ist das System etabliert.
Essen in den Kindertagesstätten ist ein sehr sensibles Thema. Es geht um gesunde Ernährung
und Esskultur, aber auch um die Arbeitsplätze von Frauen in Niedriglohngruppen.
Kindgerechte, außerfamiliäre Kinderbetreuung - gerade auch für Kinder unter 3 Jahren - braucht
alterspraktikable, lebensnahe Räume. Kinder erleben vermehrt in der Hektik des Berufsalltags,
dass zu Hause nicht mehr gekocht wird. Das Essen kommt aus der Gefriertruhe oder
Fertiggerichte werden geöffnet. Erschreckend ist, dass viele Kinder Gemüse- und Obstsorten nicht
mehr kennen. Milch kommt aus der Packung, die Kuh ist lila und das Fleisch kommt aus der Theke
beim Supermarkt. Essen und Esskultur, Gerüche, Geschmäcke, zuschauen, probieren, den Tisch
decken, das alles sind Werte, die in unserer Gesellschaft mehr und mehr verloren gehen. Gerade
im Lebensort Kita sollten die Kinder die Möglichkeit haben, die Küche und die Essensaufbereitung
als einen Ort kennen zu lernen, den man immer wieder aufsuchen kann. Das tägliche Essen muss
in die Erfahrungswelt des Kindes integriert sein.
Durch die Aufnahme der immer jünger werdenden Kinder kommt zukünftig in den Kitas hinzu, dass
nicht alle Kleinkinder problemlos auf neue Nahrung ein- bzw. umzustellen sind. Dieser Prozess
beim jeweiligen Kind bedarf sehr viel Feingefühl. Gerade hier sind Absprachen mit den Eltern und
dem Caterer unabdingbar.
Bisher fallen für die städtischen Kindertagesstätten keine Entsorgungskosten für das nicht
verzehrte Essen an, da der Caterer die Abfälle und die Behältnisse mitnimmt und für die
Entsorgung eintritt.
Nach Abwägung der dargelegten Erfahrungen auf städtischer Seite und einem Vergleich mit der
Kerpener Praxis kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dem JHA keine Änderung der bisherigen
bewährten Essensgestellung vorzuschlagen.
Die bisherige Praxis zeichnet sich aus durch eine
•
hohe Elternzufriedenheit
-5-
•
•
•
gute Qualität des Essens
Einzelabrechnung der Essensteilnahme
hohe Flexibilität der Einrichtung durch fehlende Bindung an einen Vertragspartner.
Die bisherigen Kennzahlen
1. der Essenspreis liegt in allen städtischen Kitas bei 2,50 € und
2. davon werden in Kitas mit Küchenhilfen 0,20 € und in Kitas mit Köchinnen 0,95 € an die
Stadt abgeführt,
haben sich bewährt.
Im Essenspreis sind ebenso enthalten Getränke sowie ein Nachtisch bestehend aus Obst,
Joghurt, Quark, Keksen, manchmal auch Süßigkeiten. Weil viele Kinder ab 15.00 Uhr wieder
Hunger haben, werden Teile des Nachtischs alternativ auch als Nachmittagssnack gereicht.
Um den städtischen Essenszuschuss zu verringern, schlägt die Verwaltung erneut vor, den
Essenspreis um 10 Cent zu erhöhen.
I.V.
(Erner)
-6-