Daten
Kommune
Pulheim
Größe
292 kB
Datum
22.03.2011
Erstellt
14.03.11, 18:37
Aktualisiert
18.03.11, 11:58
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Inklusive Pädagogik
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Die inklusive Pädagogik ist ein Ansatz der Pädagogik,
dessen wesentliches Prinzip die Wertschätzung der
Diversität (Vielfalt) in der Bildung und Erziehung ist.
Befürworter der Inklusion betrachten die Heterogenität
als eine Gegebenheit, die die Normalität darstellt. Sie
plädieren für die Schaffung einer Schule, die die
Bildungs- und Erziehungsbedürfnisse aller Schüler zu
befriedigen hat.
Inhaltsverzeichnis
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1 Unterschiede zur integrativen Pädagogik
2 Geschichte und Entwicklung des Begriffs
3 Entwicklung in Deutschland
4 Praktische Umsetzung
5 Diskussion
6 Literatur
7 Weblinks
8 Siehe auch
9 Quellennachweise
Unterschiede zur integrativen
Pädagogik
Die inklusive Pädagogik hat sich zwar aus der
integrativen Pädagogik entwickelt, weist aber
begriffliche und konzeptionelle Unterschiede auf, vor
allem in Bezug auf die Wahrnehmung der realen
Schema der Entwicklungsstufen
Aussonderung von Schülern. Die integrative Pädagogik
schulischer Integration
strebt in einer Welt, die real aussondert, integrative
Verhältnisse an. Sie tritt wie die Inklusive Pädagogik für
das Recht aller Schüler, unabhängig von ihren Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen sowie
von ihrer ethnischen, kulturellen oder sozialen Herkunft gemeinsam unterrichtet zu werden
ein. Entgegen der Intention der Integrationspädagogik, hat sich jedoch in der schulischen
Realität der Integration häufig die deutliche Unterscheidung von Kindern „mit
sonderpädagogischem Förderbedarf“ und die „ohne sonderpädagogischen Förderbedarf“
etabliert. Dieser Effekt wurde innerhalb der Integrationspädagogik kritisiert.
Die Inklusion beruft sich auf die Menschenrechte und fordert, dass die Schule den
Bedürfnissen ihrer Schülergesamtheit gewachsen sein soll. Es sollte eine Schule für alle
konzipiert werden, in der kein Kind ausgesondert wird, weil es den Anforderungen der Schule
nicht entsprechen kann.
Im „Handlexikon der Behindertenpädagogik“ definiert Andreas Hinz den Ansatz der
Inklusion als
„"...allgemeinpädagogische[n] Ansatz, der auf der Basis von Bürgerrechten argumentiert,
sich gegen jede gesellschaftliche Marginalisierung wendet und somit allen Menschen das
gleiche volle Recht auf individuelle Entwicklung und soziale Teilhabe ungeachtet ihrer
persönlichen Unterstützungsbedürfnisse zugesichert sehen will. Für den Bildungsbereich
bedeutet dies einen uneingeschränkten Zugang und die unbedingte Zugehörigkeit zu
allgemeinen Kindergärten und Schulen des sozialen Umfeldes, die vor der Aufgabe stehen,
den individuellen Bedürfnissen aller zu entsprechen - und damit wird dem Verständnis der
Inklusion entsprechend jeder Mensch als selbstverständliches Mitglied der Gemeinschaft
anerkannt."[1]“
Für die Inklusion gibt es keine zwei Gruppen von Schülern und Schülerinnen, sondern einfach
Kinder und Jugendliche, die die Schülergesamtheit darstellen und die unterschiedliche
Bedürfnisse haben. Viele dieser Bedürfnisse werden von der Mehrheit geteilt und bilden die
gemeinsamen Erziehungs- und Bildungsbedürfnisse. Alle Schüler haben darüber hinaus
individuelle Bedürfnisse, darunter auch solche, für deren Befriedigung die Bereitstellung
spezieller Mittel und Methoden sinnvoll sein kann.
Für Susanne Abram
„„unterscheidet sich der Begriff der Integration vom Begriff der Inklusion insofern, als dass
es bei der Integration von Menschen immer noch darum geht, Unterschiede wahrzunehmen
und zuerst Getrenntes wieder zu vereinen. Inklusion hingegen versteht sich in Bezug auf
Schule als ein Konzept, das davon ausgeht, dass alle Schüler mit ihrer Vielfalt an
Kompetenzen und Niveaus aktiv am Unterricht teilnehmen. Alle Schüler erleben und nehmen
Gemeinschaft wahr, in der jeder/jede Einzelne seinen/ihren sicheren Platz hat und somit eine
Teilnahme für alle Schüler am Unterricht möglich ist.“ [2]“
Walter Krög weist auch auf den Unterschied zwischen beiden Konzepten hin und betont, dass
die Inklusion darüber hinausgeht:
„„Ist mit Integration die Eingliederung von bisher ausgesonderten Personen gemeint, so will
Inklusion die Verschiedenheit im Gemeinsamen anerkennen, d.h., der Individualität und den
Bedürfnissen aller Menschen Rechnung tragen. Die Menschen werden in diesem Konzept
nicht mehr in Gruppen (z.B. hochbegabt, behindert, anderssprachig...) eingeteilt. Während im
Begriff Integration noch ein vorausgegangener gesellschaftlicher Ausschluss mitschwingt,
bedeutet Inklusion Mitbestimmung und Mitgestaltung für alle Menschen ohne Ausnahme.
Inklusion beinhaltet die Vision einer Gesellschaft, in der alle Mitglieder in allen Bereichen
selbstverständlich teilnehmen können und die Bedürfnisse aller Mitglieder ebenso
selbstverständlich berücksichtigt werden. Inklusion bedeutet davon auszugehen, dass alle
Menschen unterschiedlich sind und dass jede Person mitgestalten und mitbestimmen darf. Es
soll nicht darum gehen, bestimmte Gruppen an die Gesellschaft anzupassen.“ [3]“
Geschichte und Entwicklung des Begriffs
Die pädagogischen Ansätze in der Geschichte der Schule als Institution der Gesellschaft
haben sich stetig in Richtung einer breiteren Vielfältigkeit unter den Schülern entwickelt. So
werden beispielsweise heute in den meisten Ländern des abendländischen Kulturkreises
Mädchen und Jungen gemeinsam unterrichtet, was am Anfang des 20. Jahrhunderts keine
Selbstverständlichkeit darstellte. Altersmischung und klassenübergreifende
Unterrichtsangebote werden oft in die Praxis umgesetzt. In Ländern wie Italien, Norwegen
oder Dänemark wird seit Jahren die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen
verwirklicht, und zwar bei einer Integrationsrate, die fast 100 Prozent der Kinder mit
Behinderungen oder Beeinträchtigungen abdeckt.
Die Heterogenität gewinnt stets an Stellenwert, während die gleichmachenden Versuche, eine
Homogenität in den Klassen zu erreichen, sich nicht nur als fragwürdig in Sinne der
Chancengleichheit, sondern auch als pädagogisch weniger effizient erweisen.[4]
Der Begriff der Inklusion entstand am Anfang der 1990er Jahre, wobei die Internationale
Konferenz der UNESCO, die 1990 in Thailand stattfand, einen sehr wichtigen Moment
darstellte. Im Rahmen dieser Konferenz, die unter dem Motto „Bildung für alle“ stattfand,
wurde erstmalig das englische Wort inclusion statt integration benutzt.
Eine Erklärung über die Inklusion als wichtigstes Ziel der internationalen Bildungspolitik und
ein Rahmen für deren Umsetzung war das Hauptergebnis der UNESCO- Konferenz, die 1994
in Salamanca stattfand:
„ „Das Leitprinzip, das diesem Rahmen zugrunde liegt, besagt, dass Schulen alle Kinder,
unabhängig von ihren physischen, intellektuellen, sozialen, emotionalen, sprachlichen oder
anderen Fähigkeiten aufnehmen sollen. Das soll behinderte und begabte Kinder einschließen,
Kinder von entlegenen oder nomadischen Völkern, von sprachlichen, kulturellen oder
ethnischen Minoritäten sowie Kinder von anders benachteiligten Randgruppen oder gebieten.““
– SALAMANCA ERKLÄRUNG
In dem 2006 beschlossenen Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit
Behinderungen der Vereinten Nationen verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten ein
inclusive education system zu errichten, in dem der gemeinsame Unterricht von Schülern mit
und ohne Behinderung der Regelfall ist. In der offiziellen deutschen Fassung der Konvention
wurde dies als "Integratives Bildungssystem" übersetzt. Die Frage, ob dies eine grobe
Fehlübersetzung ist (die Position etwa des Vereins Netzwerk Artikel 3 für Menschenrechte
und Gleichstellung Behinderter) oder nicht, hat eine Kontroverse ausgelöst (siehe UNBehindertenrechtskonvention).
Entwicklung in Deutschland
Die Inklusion ist in vielen Ländern verbreitet und gesetzlich reguliert. Sie ist in Deutschland
noch relativ wenig bekannt und wird kaum praktiziert. Oft wird sie fälschlicherweise als
Disziplin der Sonderpädagogik betrachtet oder als ein weiteres Modell für die Integration von
Schülern mit Behinderungen in den gemeinsamen Unterricht.
Das deutsche Bildungssystem ist bisher von der Idee und der Praxis der Selektion geprägt.
Schüler werden nach der Grundschule beurteilt und dann eingeteilt in Haupt-, Realschule und
Gymnasium. Schüler, die den Anforderungen dieser Schulzweige nicht entsprechen können,
werden in die Sonderschule verwiesen, wo nochmals nach Auffälligkeit und
Förderschwerpunkt sortiert wird. Wer an einer der erstgenannten Schulen versagt, wird ein
Jahr zurückgestuft oder an eine Schule mit „niedrigerem“ Bildungsgang verwiesen. Man will
so möglichst einheitliche Klassen mit einem gleichen Kenntnisstand erzielen. Diese
Vorauswahl habe, so die Meinung der Inklusionspädagogen, Auswirkungen auf den gesamten
Lebenslauf, während die einheitlichen Klassen keinen bewiesenen Vorteil bringen.
Bildungspolitisch wurde die Meinung vertreten, es sollte vermieden werden, dass Schüler mit
ungenügenden Fähigkeiten zum abstrakten Denken zum Abitur geführt werden oder dass ein
Realschulabschluss von Schülern angestrebt wird, deren Leistungen z. B. in Mathematik
mangelhaft sind. Die Notwendigkeit eines Schulabschlusses für Schüler mit einer Lernstörung
sei überhaupt fragwürdig. Kritiker des deutschen Schulsystems behaupten dagegen
provokativ, dass die gesellschaftliche Aufgabe der Schulen in Deutschland weniger in der
Bildung und mehr in der Sortierung der Kinder lag und liegt.
Erste Bestrebungen, dieses Modell aufzuweichen, war die Einführung der Gesamtschulen,
welche integrativ arbeiten, Schüler entsprechend ihren Interessen ausbilden und den Umgang
mit „Andersartigen“ lehren.
Die Idee der Initiatoren der Gesamtschulen, dass dadurch eine Schule für die
Schülergesamtheit im deutschen Bildungssystem entsteht, die die unterschiedlichen
Schulzweige überflüssig macht, konnte jedoch bisher noch nicht verwirklicht werden. Die
Gesamtschule bildete vielmehr einen weiteren Schultyp, welcher neben den Gymnasien, Real, Haupt- und Sonder- oder Förderschulen existiert. Auch löst die Integration die
Aussonderung des Andersartigen nicht ab, denn bevor jemand „integriert“ werden kann, muss
er ja außerhalb eines Systems stehen. Im Fall von integrativ arbeitenden Schulen, wurden
Förderbedürftige in speziellen Förderkurs en zusätzlich unterrichtet und verbrachten nur einen
Teil der Schulzeit mit den „normalen“ Kindern. Der Gedanke des Vorhandenseins zweier
Gruppen von Menschen, nämlich „Normalen“ und „Anderen“, wurde durch diese
teilintegrativen Konzepte oft in den Köpfen der Kinder, Eltern, Lehrer und Fachleute
verstärkt. Dies geschah auch dort, wo die Erfahrung des Umgangs mit den „Anderen“ zu einer
besseren Akzeptanz des Rechts, anders zu sein, führte.
Die Idee der inklusiven Pädagogik besteht darin, keinen Schüler mehr als „andersartig“
anzusehen. Eine Klasse bildet eine Einheit vieler unterschiedlicher Schüler, die alle
förderbedürftig sind. Für die inklusive Pädagogik gibt es keine normalen Schüler mehr, jeder
Schüler ist Sonderschüler und dadurch wird der Sonderschüler zum normalen Schüler.
Sonderschulen werden somit überflüssig, und die Sonderpädagogik wird der „normalen“
Pädagogik gleichgestellt: sie bilden eine Einheit. Statt verschiedener Schulen gibt es nur noch
„eine Schule für alle“ (Gemeinschaftsschule), die jeden individuell fördert und seine
Interessen beachtet. Alle Schüler werden gemeinsam unterrichtet, ohne wenn und aber. Alle
Pädagogen können alle Kinder unterrichten. Hilfestellungen dazu werden bei Bedarf
bereitgestellt.
Dies soll zu mehr Chancengleichheit, Gleichberechtigung und vor allem zu einem hohen
Bildungsstandard führen.
Ein Rechtsgutachten des Völkerrechtlers Eibe Riedel kommt Anfang 2010 zu dem Schluss,
dass Kinder mit Behinderungen nur in Ausnahmefällen vom Besuch einer Regelschule
abgehalten werden dürfen und gesteht ihnen ein Recht auf den Besuch einer inklusiven
Schule zu.[5]
Praktische Umsetzung
Nach der Auffassung der Inklusionsbefürworter, kann jeder Schüler, jederzeit (ständig oder
auch nur vorübergehend) und aus unterschiedlichen Gründen Schwierigkeiten beim Lernen
haben, die Schule sei aber gefragt, die entsprechenden Hilfen und Mittel bereitzustellen[6]. In
vielen Fällen kann die Intervention von Sonderpädagogen oder anderer Spezialisten in der
direkten Arbeit mit den Schülern oder als Beratung für die Lehrkräfte sinnvoll sein. Aber
auch diese Hilfeleistungen zur Befriedigung der besonderen Bedürfnisse müssen ohne
jegliche Aussonderung stattfinden.
Eine Grundidee der Inklusion ist, dass herkömmliche Pädagogen im Prinzip alle Kinder
unterrichten können. Das Schulsystem wird aufgefordert, die Mittel, die es in die „Exklusion“
investiert, für die Inklusion zur Verfügung zu stellen und dies sollte auch
Fortbildungsmaßnahmen für die Pädagogen mit einschließen. Die Inklusion ist eine
tiefgreifende Reform des Schulsystem, die nicht nur die Akzeptanz des Anderseins als
morales Prinzip voraussetzt, sondern auch die mutige Abschaffung der im System
allgegenwärtigen Barrieren erfordert, die das erschweren, darunter auch die mangelnden oder
nicht optimal eingesetzten Ressourcen. Ein mögliches Modell, das in vielen Ländern
erfolgreich funktioniert, ist die Gründung von Ressourcen-Zentren für die Vielfalt. Es handelt
sich hierbei um Teams von speziell ausgebildeten Pädagogen, Psychologen, Ergotherapeuten,
Logopäden, Heilpädagogen etc., aber auch um spezielle didaktische Materialien, Hilfsmittel,
Literatur usw., die als Unterstützung für die Inklusion stadtteilweise als zusätzliche
Ressourcen für die Schulen zur Verfügung gestellt werden. Dabei gilt aber das Prinzip, dass
die Experten zu allen Kindern in ihrer normalen schulischen Umgebung kommen, mit dem
Ziel, die Pädagogik für die Heterogenität zu unterstützen und nicht etwa darum, dass
bestimmte benachteiligten Kinder zum Experten des Ressourcen-Zentrums geschickt werden.
Um die Ideen der inklusiven Pädagogik umsetzen zu können, ist es sicherlich nötig, bisherige
Konzepte und Ideen zu verwerfen, die für die verschiedenen Schularten gelten. Denn die
inklusive Schule erfordert grundlegende Anpassungen der Lehrpläne und der
Schulorganisation, um die Teilnahme aller Schüler zu ermöglichen.
Viele Methoden und Konzepte der modernen Pädagogik, wie die Organisation der Schule in
altersgemischten Gruppen statt herkömmlichen Klassen, die Gruppenarbeit an
fachübergreifenden Themen, oder neuartige räumliche Gestaltungsmöglichkeiten dienen der
Umsetzung des Grundgedankens der Inklusion viel besser als die traditionellen didaktischen
Methoden.
Die Inklusion setzt einen gezielten und gewollten Umgang mit der Vielfalt voraus, legt viel
Wert auf die Unterschiedlichkeit in der Bildung und verzichtet auf das Prinzip der
Homogenität. Deswegen erfordert die inklusive Schule keine bestimmten Methoden oder
Konzepte für ihre Umsetzung. Vielmehr benötigt die Inklusion eine weitgehend flexible
Anwendung unterschiedlicher Unterrichtsmethoden und organisatorischer Vorschläge, damit
die Bedürfnisse aller Schüler befriedigt werden.
Eine mögliche Form der Umsetzung wäre beispielsweise eine Schule in der es einen
„Matheraum“, einen „Geografieraum“, einen „Informationsraum“ gibt. In den Räumen gibt es
wiederum verschiedene Bereiche, eine „Bücherecke“, eine „Computerecke“ und eine „Leseund Schreibecke“. Die Schüler können ihren Aufenthalt in den Räumen weitgehend selbst
planen und bestimmen. Ein fragend-entwickelnder Frontalunterricht, wie er an deutschen
Schulen üblich ist, findet hier keine Anwendung.
Bei einer solchen Organisation des Lehrplans müssen sich die Schüler den Stoff selbst
aneignen, wofür ihnen eine Vielzahl von Medien zur Verfügung steht. Der Lehrer lehrt dabei
nicht mehr, sondern gibt dem Schüler nur noch Hilfestellungen und steht für Beratung und
Planung zur Verfügung. Diese Hilfestellungen sind an die individuellen Bedürfnisse der
Schüler angepasst.
Da Schüler bei diesem System das selbsterschließende Lernen möglichst früh lernen müssen,
werden in Ländern, in welchen die inklusive Pädagogik bereits Realität ist, die besten und
fähigsten Pädagogen in den Vor- und Grundschulen eingesetzt.
Diskussion
Ein häufiger Kritikpunkt an der inklusiven Pädagogik ist die Befürchtung, dass hochbegabte
Schüler zurückbleiben. Studien haben aber erwiesen, dass von der Vielfalt nicht nur die
Schwächeren, sondern vor allem die Stärksten profitieren (vgl. PISA-Studien).
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Feststellung, dass die bisherige Selektion ausbleibt und
stattdessen eine Bildungsgesellschaft herangezogen wird. Erreichen 70 % eines Jahrgangs das
Abitur, werden deutlich mehr junge Erwachsene künftig ein Studium anstreben und immer
weniger die arbeitende Grundlage der Gesellschaft bilden.
Oft wird der inklusiven Pädagogik auch vorgeworfen, sie sei ein Aktionismus, der zu einem
chaotischen Durcheinander mit bürokratischen Aufwand führt. Hier muss klar festgestellt
werden, dass Lehrer bei Anwendung dieses Modell tatsächlich höheren Anforderungen
ausgesetzt sein würden, sowohl in ihrer Ausbildung, als auch im Beruf. Das einmalige
Ausarbeiten eines Konzeptes und das jährliche Wiederholen ist in dieser neuen Form der
Bildung sicherlich nicht möglich. Lehrer sind vielmehr dazu gezwungen, sich jeden Tag aufs
Neue mit dem Stoff und der Frage, wie dieser dem einzelnen Schüler näher gebracht werden
kann, auseinanderzusetzen.
Um dieses neue Konzept der Pädagogik umsetzen zu können, müssen Lehrer anders
ausgebildet werden. Die klassische Aufteilung in Gymnasial-, Real-, Haupt- und
Sonderschullehrer entfällt, was eine grundlegende Überarbeitung der Lehrpläne in der
Ausbildung der Lehrer erforderlich macht. Auch die Verwendung der zur Verfügung
stehenden Räumlichkeiten muss entsprechend überdacht werden. Weil dies sehr
kostenintensiv sein kann, wird die Inklusion häufig als utopische Vorstellung kritisiert. Es
wird allerdings von dieser Kritik nicht berücksichtigt, dass die gegenwärtig für die Separation
aufgebrachten Mittel auf die inklusive Schule umgewidmet werden könnten. Die
Sonderschulen oder sonstigen Institutionen der Aussonderung verbrauchen wertvolle
fachliche und finanzielle Mittel, die in einer Schule für alle allen zugute kommen könnten.
Kritiker der Inklusion wenden weiterhin ein, dass es Gruppen von Schülern mit
sonderpädagogischem Förderbedarf gäbe, für die die jetzige Form von Beschulung in einer
Sonder- bzw. Förderschule die zentrale Möglichkeit der Identitätsbildung darstelle. Dies sei
besonders im Bereich der Sinnesbehinderten (Sehbehinderte, Hörgeschädigte) wichtig, weil
sich die jeweiligen Identitäten (unter Bezug auf sprachliche Besonderheiten) im Kontakt mit
„Gleichartigen“ herausbilden würden. In einer inklusiven Beschulung würde man ihnen diese
Möglichkeit nicht anbieten.
Literatur
Irmtraud Schnell, Alfred Sander: Inklusive Pädagogik, 2004, ISBN 3781513173
Irmtraud Schnell: Geschichte schulischer Integration, 2003, ISBN 3779917076
Simone Seitz: Zeit für inklusiven Sachunterricht, ISBN 3896769405, 2005
Ute Geiling, Andreas Hinz: Integrationspädagogik im Diskurs. Auf dem Weg zu einer
inklusiven Pädagogik, 2005, ISBN 3781513815
Ines Boban, Andreas Hinz: Gemeinsamer Unterricht im Dialog. Vorstellungen nach
25 Jahren Integrationsentwicklung, 2004, ISBN 3407572018
Tony Booth, Mel Ainscow Index for Inclusion übersetzt, für deutschsprachige
Verhältnisse bearbeitet und herausgegeben von Ines Boban und Andreas Hinz: Index
für die Inklusion Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 2003
Martin Herrlich (Hrsg.): Inklusion. In: Orientierung. Nr. 1, BeB – Bundesverband
evangelische Behindertenhilfe, Berlin 2009, ISSN 072021726.
Marcel Gräf: Der Inklusionsbegriff in der Pädagogik. Theorieverständnis Praxiseinblicke - Bedeutungsgehalte, Bachelorarbeit, FernUniversität in Hagen, 2008
Klaus Metzger Erich Weigl: Inklusion – eine Schule für alle 2010, ISBN 978-3-58905164-9[7]
Weblinks
inklusionssport.at: Inklusionssport - Sport für alle
inklusionspaedagogik.de
ph-ooe.at: Institut für inklusive Pädagogik an der PH Linz
eine-schule-fuer-alle.info: Eine Schule für alle
bildung-neu-denken.de: bildung neu denken e.V.
csie.org.uk: Centre for Studies on Inclusive Education:Index for Inclusion
efhd.de: Studiengang Integrative Heilpädagogik/ Inclusive Education an der EFH
Darmstadt
alle-inklusive.de: Initiative alle-inklusive - Inklusionsbüro Schleswig-Holstein
feuser.uni-bremen.de: Texte von Feuser zur Inklusion
unesco.org: Salamanca-Erklärung im englischsprachigen Original
gew.de: Manifest Inklusion statt Integration
definitiv-inklusiv.org definitiv-inklusiv.org: Sammlung von Definitionen von
Inklusion aus pädagogischen Kontexten
www.bpb.de, Hans Wocken: Über Widersacher der Inklusion und ihre Gegenreden Essay. Aus Politik und Zeitgeschichte. Ausgabe 23/2010. S.25-31
dradio.de, Deutschlandfunk, Hintergrund, 20. Juni 2010, Wibke Bergemann und
Isabel Fannrich: Eine Schule für alle - Neue Wege zur Inklusion
wie vor: Campus & Karriere, 22. Juni 2010, Christina Selzer: Potenziale erkennen Bremen bietet den Studiengang "Inklusive Pädagogik"
fb12.uni-bremen.de: Masterstudium "Inklusive Pädagogik" - jetzt für die inklusive
Schule spezialisieren.
simone.seitz.uni-bremen.de, Simone Seitz: Inklusive Pädagogik, Schwerpunkt
Geistige Entwicklung
www.institut-fuer-menschenrechte.de: Protokoll Fachgespräch, Deutsches Institut für
Menschenrechte und Verband Sonderpädagogik e. V., 22. Juni 2009: Ausbildung von
Lehrerinnen und Lehrern vor dem Hintergrund der Behindertenrechtskonvention der
Vereinten Nationen
bidok.uibk.ac.at, Thomas Franzkowiak: Integration, Inklusion, Gemeinsamer
Unterricht - Themen für die Grundschullehramtsausbildung an Hochschulen in
Deutschland? - Eine Bestandsaufnahme
Siehe auch
Gesamtschule
Soziale Inklusion
Alternativschule
Quellennachweise
1. ↑ Andreas Hinz in: Bleidick u. a (Herausgeber), Handlexikon der
Behindertenpädagogik. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 2006, S. 97–99
2. ↑ Susanne Abram: Die internationale Theoriendiskussion von der Integration zur
Inklusion und die Praxisentwicklung in Südtirol. Verlag Freie Universität Bozen, 2003
3. ↑ Walter Krög: Herausforderung Unterstützung. Perspektiven auf dem Weg zur
Inklusion. EQUAL – Entwicklungspartnerschaft MIM, 2005
4. ↑ Hans Wocken:Leistung, Intelligenz und Soziallage von Schülern mit
Lernbehinderungen. Vergleichende Untersuchungen an Förderschulen in Hamburg.
In:Zeitschrift für Heilpädagogik, 51/2000/12, S. 492–503
5. ↑ Unter Schurkenstaaten. In: taz.de, 27. Januar 2010.
6. ↑ Vgl. UNESCO,Open File on Inclusive Education"
7. ↑ Klaus Metzger Erich Weigl (Hrsg.): Inklusion – eine Schule für alle. Cornelsen,
2010, ISBN 978-3-589-05164-9
(http://www.cornelsen.de/cv_presse/1.c.2138235.de?hasjs=1283765609&submittedBy
Form=1&gsid=1.c.1726421.de&id=2123305, abgerufen am 6. September 2010).
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Inklusive_P%C3%A4dagogik“
Kategorien: Pädagogische Methode/Lehre | Schulkritik | Reformpädagogik