Daten
Kommune
Pulheim
Größe
3,1 MB
Datum
17.11.2010
Erstellt
11.11.10, 15:03
Aktualisiert
11.11.10, 15:03
Stichworte
Inhalt der Datei
ANLAGE 2
Mehr Leben für die Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln
Die Bäche und das Grundwasser im Gebiet
der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln
– Zustand, Ursachen von Belastungen
und Maßnahmen
www.umwelt.nrw.de
PE_RHE_1400.indd
1
14.12.2008, 14:42
PE_RHE_1400.indd
2
14.12.2008, 14:42
Inhalt
5
Vorworte
8
Wasser ist Leben
8
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie:
Fahrplan für unsere Flüsse, Seen
und das Grundwasser
9
NRW ist aktiv
9
Mischen Sie sich ein!
10
Die Bewirtschaftungsplanung für das Gebiet
der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln
12
Das Gebiet der Rheinzuflüsse
von Bad Honnef bis Köln
14
Die Bäche und Seen
16
Zustand der Gewässer
17
Die Wasserqualität
• Saprobie – die biologische Gewässergüte
• Plankton, Algen, Wasserpflanzen
• Pflanzenschutzmittel
• Metalle
• Sonstige Schadstoffe
22
Der ökologische Zustand der Gewässer
• Die allgemeine Degradation
• Die Fischfauna
24
Ursachen von Belastungen und Maßnahmen
30
Das Grundwasser
34
Mit gutem Beispiel voran
37
Ansprechpartner
38
Impressum
PE_RHE_1400.indd
3
14.12.2008, 14:42
Carpediem
PE_RHE_1400.indd
4
14.12.2008, 14:42
5
Liebe Bürgerinnen und Bürger,
in Nordrhein-Westfalen haben wir zwar eine gute Wasserqualität, doch unsere Gewässer bieten oft noch nicht den
ökologisch notwendigen Lebensraum, um auch Lebensadern der Natur zu sein. Wir wollen deshalb die Gewässerökologie in Nordrhein-Westfalen verbessern und orientieren
uns dabei an den europäisch vereinbarten Qualitätszielen.
Wir möchten den Zustand der nordrhein-westfälischen
Gewässer verbessern im Interesse der Artenvielfalt, des
Hochwasserschutzes und der regionalen Entwicklung.
Dieses ambitionierte Ziel können wir nur in Kooperation
mit den Kommunen, den Wasserverbänden, der Land- und
Forstwirtschaft, der Industrie, den Naturschutzverbänden
und natürlich nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und
Bürgern erreichen.
Wir werden jetzt überall im Land mit zahlreichen Maßnahmen beginnen und voraussichtlich bis 2027 die Ziele erreichen. Wie bisher wird das Land die Maßnahmenträger vor
Ort unterstützen.
In dieser Broschüre haben die Bezirksregierungen die
wichtigsten Informationen über die Gewässer vor Ort zusammengestellt, damit Sie sich eine Meinung dazu bilden
können.
Ich wünsche mir, dass Sie die Planungen nicht nur mittragen, sondern auch Ihre Rückmeldung geben, damit wir
unserer gemeinsamen Verantwortung für die Umwelt engagiert nachkommen können. Die Bezirksregierungen stehen
Ihnen dazu zur Verfügung.
Ihr
Eckhard Uhlenberg
Minister für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen
PE_RHE_1400.indd
5
14.12.2008, 14:42
Carpediem
PE_RHE_1400.indd
6
14.12.2008, 14:42
7
Liebe Bürgerinnen und Bürger
Wasser ist Leben, Gewässer sind Lebensräume
Der Rhein mit seinen Nebenflüssen Sieg, Erft, Wupper,
Ruhr, Emscher und Lippe sowie die Maaszuflüsse Niers
und Schwalm sind bedeutende Lebensadern für die
Menschen in NRW. Allein in den Regierungsbezirken Düsseldorf und Köln dienen Flüsse und Bäche und das Grundwasser für rund 9,7 Millionen Menschen als Basis für eine
gesicherte Trinkwasserversorgung.
Die Gewässer werden gleichzeitig durch den Menschen
stark beansprucht. Die Einleitung gereinigter Abwässer,
Kühlwasserentnahmen, die Schifffahrt oder die Wasserkraftnutzung sind bedeutende Nutzungen. Flächenversiegelung, Verkehr, Landwirtschaft und Bergbau haben einen
weiteren, erheblichen Einfluss auf die Wasserqualität und
den Lebensraum Gewässer.
Nicht an jeder Stelle werden wir das ehrgeizige, in ganz
Europa angestrebte Ziel, den „guten Zustand“ für unsere
Flüsse, Bäche und das Grundwasser, bis zum Jahr 2015
erreichen. Wir nehmen jedoch die Anforderungen an einen
nachhaltigen Gewässerschutz sehr ernst und sind uns der
Verantwortung gegenüber der Natur und den Menschen
bewusst. Darum werden wir im weiteren Prozess die gewässerökologischen Ansprüche und die Ansprüche der
Gewässernutzer sorgfältig und transparent gegeneinander abwägen. Denn Wasser ist Leben und Gewässer sind
Lebensräume.
Jürgen Büssow
Regierungspräsident
Düsseldorf
PE_RHE_1400.indd
7
Hans Peter Lindlar
Regierungspräsident
Köln
14.12.2008, 14:42
8
Wasser ist Leben
Unsere Flüsse und Seen sind Lebensraum für Fische, Amphibien, Klein- und Kleinstlebewesen und für Pflanzen. An
ihren Ufern und in den Auen finden unzählige Lebewesen
ihre natürliche Nahrungs- und Lebensgrundlage.
Menschen, Tiere und Pflanzen brauchen sauberes Wasser.
Gleichzeitig verkehren auf den großen Strömen Schiffe, mit
dem Wasser der Flüsse wird Energie erzeugt und Industriebetriebe nutzen es als Brauch- und Kühlwasser. Um landwirtschaftliche Flächen besser nutzen zu können, wurden
viele Flüsse und Bäche in der Vergangenheit vertieft, begradigt und mit Wehren versehen. Manche wurden zur Abwasserableitung in Beton gefasst oder unter die Erde verlegt. Schadstoffe und Nährstoffeinträge aus Kommunen,
Verkehr, Landwirtschaft und Industrie beeinträchtigen die
Qualität der Oberflächengewässer und des Grundwassers.
Die Natur hatte und hat durch diese erheblichen Veränderungen oft das Nachsehen: Fische können heute oft
nicht mehr über längere Strecken wandern, um zu ihren
Laichplätzen zu gelangen. Viele Pflanzen und Tiere finden
keinen Platz mehr, der ihren Lebensbedingungen entspricht. Unsere Gewässer sind in den letzten Jahrzehnten
zunehmend artenärmer geworden. Und auch wir Menschen finden immer weniger Orte als früher vor, an denen
wir natürliche Wasserlandschaften in ihrer großen Vielfalt
genießen können.
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie:
Fahrplan für unsere Flüsse, Seen und das
Grundwasser
Das wollen wir ändern. Mit der Wasserrahmenrichtlinie
gibt die Europäische Union einen Handlungsplan vor, der
auf eine ökologisch orientierte Entwicklung der Flüsse
und Seen abzielt. Sie sollen wieder zu Lebensadern für
Natur und Menschen werden. Grundwasser und Oberflächengewässer sollen nachhaltig bewirtschaftet werden.
PE_RHE_1400.indd
8
14.12.2008, 14:42
9
NRW ist aktiv
In Nordrhein-Westfalen gibt es viele Gewässer, die von den
Menschen stark verändert wurden. Besiedlung, Bergbau,
Industrie und Landwirtschaft haben besonders im vergangenen Jahrhundert ihren Tribut gefordert.
Um zu wissen, wo wir stehen, haben wir in den letzten Jahren eine Bestandsaufnahme erstellt und viele Flüsse und
Bäche, die Seen und das Grundwasser untersucht. Anhand
der Ergebnisse kennen wir nun die wesentlichen Aufgaben,
die in unseren Flussgebieten – Ems, Maas, Rhein und Weser – anstehen.
Der nächste Schritt heißt: Handeln! Dafür haben wir einen
Bewirtschaftungsplan für alle nordrhein-westfälischen
Flüsse, Bäche und Seen ab einer bestimmten Größe und
für das Grundwasser erarbeitet.
Er stellt dar, wo, wann und in welchem Umfang in den
nächsten sechs Jahren Maßnahmen zur Verbesserung des
Gewässerzustands durchgeführt werden sollen. Er belegt
auch, wo grundsätzlich Verbesserungen notwendig wären,
aber nicht möglich sind.
Der Bewirtschaftungsplan wird Ende 2009 von der Landesregierung verabschiedet und für die Behörden verbindlich
eingeführt. Bis dahin wird der Plan aufgrund eingehender
Rückmeldungen und neuer Untersuchungsergebnisse noch
fortentwickelt.
Mischen Sie sich ein!
Zu dem Bewirtschaftungsplan werden alle relevanten
„Träger öffentlicher Belange“ angehört. Aber auch Sie als
Bürgerin oder Bürger, Anwohnerin oder Anwohner oder
als Vertreterin oder Vertreter einer Interessengruppe
können sich unmittelbar in diesen Prozess einbringen.
Wir laden Sie ein, Ihre Ideen zu unserem Entwurf für den
Bewirtschaftungsplan zu äußern und die Sicherung einer
guten Wasserqualität und die ökologische Entwicklung
unserer Gewässer zu unterstützen.
PE_RHE_1400.indd
9
14.12.2008, 14:42
10
Die Bewirtschaftungsplanung
für das Gebiet der Rheinzuflüsse
von Bad Honnef bis Köln
In dieser Broschüre informieren wir Sie darüber, in welchem Zustand die Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln
und das Grundwasser sind. Sie erfahren, wo besonders
große Entwicklungspotenziale bestehen und welche Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität und der
Gewässerökologie vorgesehen sind.
Detaillierte Informationen finden Sie im Bewirtschaftungsplan für die NRW-Anteile von Rhein, Weser, Ems und Maas.
Sie können diese Planung und weitere Hintergrundinformationen vom 22. Dezember 2008 bis 21. Juni 2009 an
folgenden Stellen einsehen:
• Bezirksregierung Düsselorf
Cecilienallee 2, 40474 Düsseldorf
Tel.: 0211-475-0, poststelle@brd.nrw.de
• Bezirksregierung Köln
Zeughausstraße 2-10, 50667 Köln
Te.l: 0221-147-0, poststelle@bezreg-koeln.nrw.de
Dienstgebäude Bonn
Muffendorfer Straße 19-21, 53177 Bonn
Tel.: 0221-147-0, poststelle@bezreg-koeln.nrw.de
• Kreise und Kreisfreie Städte
• Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW
Schwannstraße 3, 40476 Düsseldorf
wrrl@munlv.nrw.de; www.umwelt.nrw.de
Weitere Unterlagen finden Sie auch im Internet unter
www.rheingraben-nord.nrw.de und www.umwelt.nrw.de.
Bis zum 21. Juni 2009 können Sie sich mit Ihren Anregungen und Stellungnahmen einbringen. Auf der
Grundlage der eingegangenen Stellungnahmen wird der
Bewirtschaftungsplan anschließend bis zum 22. Dezember 2009 verbessert. Ab diesem Zeitpunkt ist er für die
Behörden verbindlich. Der endgültige Plan wird ebenfalls
bei den oben genannten Stellen verfügbar sein.
PE_RHE_1400.indd
10
14.12.2008, 14:42
11
Im Rahmen der nordrhein-westfälischen Bewirtschaftungsplanung ist das Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad
Honnef bis Köln die so genannte Planungseinheit RHE
1400. RHE steht bei diesem Kürzel für die nächstgrößere
Einheit, das Teileinzugsgebiet Rheingraben-Nord, das wiederum Teil des Flussgebiets Rhein ist.
(Siehe auch ausklappbare Karte hinten)
Das Wasser aus sieben rechtsrheinischen und 15 linksrheinischen Bächen fließt zwischen Bad Honnef und Köln
in den Rhein. Jede Maßnahme zur ökologischen und chemischen Verbesserung der hiesigen „kleinen“ Gewässer
ist damit einer von vielen Bausteinen zur Verbesserung
der Wasserqualität und des Ökosystems in der Flussgebietseinheit Rhein. Dies hat positive Auswirkungen bis hin
zum Wattenmeer. Die Betrachtung des Gesamtsystems
ist ein grundlegendes Prinzip bei der ökologischen Verbesserung der Gewässer in Europa.
PE_RHE_1400.indd
11
14.12.2008, 14:42
12
Das Gebiet der Rheinzuflüsse
von Bad Honnef bis Köln
Das Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln,
in dem ca. 2 Millionen Einwohner leben, ist zum Teil ländlich und zum Teil städtisch geprägt. Landwirtschaftliche
Ackerflächen oder Grünland bedecken 38 Prozent der Fläche. Knapp ein Drittel des Gebietes ist Wald.
Rund 29 Prozent der Fläche sind bebaut – hier ist ein
Großteil des Bodens versiegelt, was für die Wasserwirtschaft eine große Rolle spielt.
Die wichtigsten Verkehrsachsen sind die A 3, A 555 und
die A 59, die das Gebiet in nordsüdlicher Richtung durchqueren.
PE_RHE_1400.indd
12
14.12.2008, 14:42
13
Flächen im Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis
Köln: In den Quellgebieten sind sie teilweise bewaldet, in
den Mittelläufen und Mündungsbereichen herrschen landwirtschaftliche Nutzflächen und Siedlungsflächen vor.
PE_RHE_1400.indd
13
14.12.2008, 14:42
14
Die Bäche und Seen
Auf der rechten Rheinseite gehören folgende Bäche zu
diesem Gebiet:
• Ohbach
• Villicher Bach
• Rheinkanal / Scheuerbach
• Kurtenwaldbach
• Strunde mit Frankenforstbach und Flehbach
Folgende Bäche gehören auf der linken Rheinseite zu diesem Gebiet:
• Mehlemer Bach
• Godesberger Bach
• Katzenlochbach
• Hardtbach
• Roisdorfer/Bornheimer Bach
• Dickopsbach mit Mühlenbach
• Palmersdorfer Bach
• Duffesbach
• Frechener Bach
• Kölner Randkanal und Südlicher Randkanal
• Pulheimer Bach
• Grosse Lache
• Pletschbach
Eine Vielzahl der Bäche ist „erheblich verändert“. Sie
sind für bestimmte Zwecke beispielsweise eingefasst,
begradigt oder unter die Erde verlegt worden. Auch solche
Bäche haben noch ökologische Potenziale, daher werden
auch sie bei der Bewirtschaftungsplanung berücksichtigt.
Zudem gibt es im Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln den Bleibtreusee und den Otto-Maigler-See.
Diese Seen sind Restseen des rekultivierten Braunkohleabbaus.
PE_RHE_1400.indd
14
14.12.2008, 14:42
15
Nur wenige Bäche im Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad
Honnef bis Köln befinden sich noch in ihrem ursprünglichen natürlichen Zustand. Viele Gewässer wurden durch
den Menschen „erheblich verändert“. Außerdem gibt
es noch die künstlich angelegten Fließgewässer Kölner
Randkanal und Südlicher Randkanal.
PE_RHE_1400.indd
15
14.12.2008, 14:42
16
Zustand der Gewässer
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie hat zum Ziel, in
möglichst vielen europäischen Gewässern einen „guten
Zustand“ zu erreichen.
Das Ziel: Ein „guter Zustand“ der Oberflächengewässer
Ein guter Zustand bedeutet:
• eine gute Wasserqualität: Bestimmte Schadstoffe wie
zum Beispiel Metalle oder Pflanzenschutzmittel kommen
nicht oder nur in geringfügigen Mengen im Wasser vor.
• ein guter ökologischer Zustand: Das Spektrum an Tieren und Pflanzen ist möglichst vielfältig, die Lebensgemeinschaft ist so ausgebildet, dass sich stabile und für
unsere Region typische Ökosysteme ausbilden.
Um einen Überblick zu bekommen, ob und welche Gewässer im Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln
von diesem Zustand abweichen, fanden in den letzten
Jahren umfangreiche Untersuchungen statt. Die Bäche
und Flüsse wurden auf ihre Wasserqualität und den ökologischen Zustand untersucht – erstmals nach europaweit
abgestimmten Kriterien.
Außer dem Südlicher Randkanal, dem Kölner Randkanal,
dem Duffesbach und dem Rheinkanal wurden alle größeren Bäche hinsichtlich ihrer Fauna und Flora untersucht.
Die Bestimmung der Fischfauna erfolgte dabei durch
schonende Elektrobefischungen an bestimmten Strecken
der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln.
Die detaillierten und aktuellen Untersuchungsergebnisse
könnten Sie unter www.umwelt.nrw.de und über
www.rheingraben-nord.nrw.de im Internet ansehen. Dort
finden Sie auch umfangreiche Karten und GewässerSteckbriefe.
PE_RHE_1400.indd
16
14.12.2008, 14:42
17
Die Wasserqualität
Saprobie – die biologische Gewässergüte
Die Saprobie zeigt die Belastung der Fließgewässer mit
organischen, biologisch abbaubaren Stoffen an. Sie wird
mit Hilfe des Makrozoobenthos bestimmt. Dies sind am
Gewässerboden lebende Tiere wie Schnecken, Krebse
und Insektenlarven.
Im Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln ist
die Saprobie in mehr als der Hälfte der untersuchten Gewässer gut, lediglich der Frechener Bach, der Mühlenbach
und die unteren Abschnitte des Roisdorfer/Bornheimer
Baches, des Hardtbach und des Katzenlochbaches werden mit „mäßig“ eingestuft.
PE_RHE_1400.indd
17
14.12.2008, 14:42
18
Plankton, Algen, Wasserpflanzen – Reaktion
auf Nährstoffeinträge
Das Plankton, die kleinen und großen Algen und Pflanzen
in den Bächen und Flüssen reagieren auf Nährstoffe wie
Phosphor- und Stickstoffverbindungen. Sie stammen aus
Abwassereinleitungen und der Düngung landwirtschaftlicher Flächen. Gelangen diese Stoffe in das Gewässer,
führt dies zu einem unnatürlichen Wachstum von Pflanzen und Algen.
PE_RHE_1400.indd
18
14.12.2008, 14:42
19
Pflanzenschutzmittel
Bei der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln gehen
die Landwirte heute mit großer Sorgfalt vor. Viele Mittel
kommen gar nicht mehr zum Einsatz. Dennoch kann es
vorkommen, dass Pflanzenschutzmittel in die Gewässer
gelangen und dort zu Belastungen führen. Oft stammen
diese auch aus privater Anwendung.
Es wurden insgesamt 204 unterschiedliche Substanzen
untersucht. Der für die meisten Pflanzenschutzmittel
einzuhaltende Wert von 0,1 Mikrogramm pro Liter wird
im Godesberger Bach, Roisdorfer/Bornheimer Bach,
Mühlenbach, Dickopsbach, Südlichen Randkanal, Kölner
Randkanal, Villicher Bach, Flehbach und Strunde bei Diuron, Linuron, MCPA, Dichlorprop, Terbutryn oder Glyphosat überschritten.
PE_RHE_1400.indd
19
14.12.2008, 14:43
20
Metalle
An fast allen Rheinzuflüssen von Bad Honnef bis Köln
wurden Metalle wie Barium, Beryllium, Blei, Cadmium,
Kobalt, Kupfer, Molybdän, Quecksilber, Silber, Titan, Vanadium und Zink in Konzentrationen festgestellt, die sich auf
die im Gewässer lebenden Organismen auswirken können
bzw. zusammen mit den Einträgen aus den vielen anderen
Teileinzugsgebieten des Rheins zu einer Belastung der
Nordsee beitragen.
Die Umweltwirkung von Barium, Beryllium, Kobalt, Molybdän, Silber, Titan und Vanadium ist europaweit wissenschaftlich noch nicht abgeklärt. Vorsorglich wird die Entwicklung der Konzentrationen in den Gewässern und ihr
Einfluss auf dort lebende Organismen weiter beobachtet.
PE_RHE_1400.indd
20
14.12.2008, 14:43
21
Sonstige Schadstoffe
In einigen Bächen wurden noch weitere Schadstoffe in
Konzentrationen gemessen, die bei ständigem Eintrag für
die Gewässerorganismen schädlich sein können. Festgestellt wurden die Komplexbildner
• NTA (Nitrilotriacetat) im Duffesbach
• EDTA (Ethylendiamintetraacetat) im Südlichen Randkanal.
Die Ursachen dieser Stoffeinträge sind noch zu ermitteln.
Die Gewässeruntersuchungen wurden sorgfältig auf diese
von Ort zu Ort sehr unterschiedlichen möglichen Eintragsquellen ausgerichtet.
PE_RHE_1400.indd
21
14.12.2008, 14:43
22
Der ökologische Zustand der Gewässer
Die allgemeine Degradation
Die allgemeine Degradation ist ein Maß für die so genannte strukturelle Güte eines Flusses oder Baches: Je
„degradierter“ ein Gewässer ist, desto weiter sind seine
Strukturen wie Verlauf und die Beschaffenheit des Gewässerbettes vom ursprünglichen natürlichen Zustand entfernt. Wie bei der Saprobie gibt uns das Makrozoobenthos
– Kleinlebewesen – hier wertvolle Hinweise.
Lediglich der Kurtenwaldbach, der Oberlauf des Ohbaches
und Teilstrecken von Flehbach und Strunde zeigen einen
guten Zustand. Die anderen untersuchten Rheinzuflüsse
und Bachabschnitte sind in einem mäßigen, unbefriedigenden oder schlechten Zustand.
PE_RHE_1400.indd
22
14.12.2008, 14:43
23
Die Fischfauna
Auch die Fische sind Indikatoren für die strukturelle Güte,
allerdings ist ihr Lebensraum größer als der von Kleinlebewesen. Wanderhindernisse wie Stauwehre und schlechte Sohl- und Uferstrukturen sowie die Wassertemperatur
und chemische Belastungen beeinflussen die Arten, die
Anzahl und auch die Altersstruktur der Fische negativ.
Im Gebiet des Rheingraben Nord, zwischen Bad Honnef
und Köln, sind Bachforellen und Groppen typische Vertreter der Rheinzuflüsse. Als Begleitarten treten Äschen
und Schmerlen auf. In Einzelfällen fehlen diese Arten bzw.
sind nicht in typischen Lebensgemeinschaften vorhanden.
Defizite im Fischbestand wurden in allen untersuchten
Rheinzuflüssen festgestellt.
PE_RHE_1400.indd
23
14.12.2008, 14:43
24
Ursachen von Belastungen
und Maßnahmen
Mit vielen Maßnahmen haben das Land NRW, Städte und
Gemeinden sowie die in dieser Region zuständigen Wasserverbände in den letzten Jahren zur Verbesserung der
Wasserqualität beigetragen und erste Bemühungen unternommen, die Bäche im Rheingraben Nord (Rheinzuflüsse
von Bad Honnef bis Köln) ökologischer zu gestalten. Die
Wiederherstellung der Durchgängigkeit – der „Durchwanderbarkeit“ für Wanderfische und andere Organsimen
– muss immer vor dem Hintergrund betrachtet werden,
dass viele hier verlaufende Gewässer als kleine Nebengewässer des Rheins in den Randbereichen der Rheinaue
natürlicherweise versickert sind und keine oder nur eine
temporäre, oberflächige Anbindung an das Hauptgewässer hatten. Durch den technischen Ausbau der Gewässer infolge des hohen Nutzungsdrucks im betrachteten
Umfeld der Städte Köln und Bonn konnte ihre naturnahe
Entwicklung noch nicht flächig umgesetzt werden. Gute
Beispiele sind jedoch punktuell am Pulheimer Bach, am
Dickopsbach, am Roisdorfer/Bornheimer Bach und am
Endenicher Bach zu finden.
Zuletzt führte der Ausbau der Kläranlagen Köln-Langel,
Bonn-Salierweg und Bonn-Bad Godesberg zu einer Verbesserung der Wasserqualität im Rhein.
Aber: Es gibt noch viel zu tun.
Die Wasserqualität ist nur in den Quellbereichen von
Rheinkanal/Scheuerbach und Ohbach gut. Erhöhte Metallbelastungen durch Barium, Blei, Bor, Cadmium, Kobalt,
Kupfer, Molybdän, Quecksilber, Silber, Titan, Vanadium
und Zink wurden in fast allen Rheinzuflüssen von Bad
Honnef bis Köln festgestellt. Hier sind noch weitere Untersuchungen zur Ermittlung der Herkunft der Belastungen
erforderlich.
Mit dem Regenwasser können Metalle aus verschiedenen
Bereichen in die Gewässer gelangen. Ein großer Teil gelangt über das von Straßen abfließende Regenwasser in
die Gewässer (Autoverkehr, Abrieb von Reifen etc.). Aber
PE_RHE_1400.indd
24
14.12.2008, 14:43
25
auch Metalldächer, Regenrinnen aus Zink und industriell
genutzte Flächen können Metalleinträge verursachen.
Hier können Regenwasserbehandlungsanlagen helfen,
den Zustand fast aller Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis
Köln zu verbessern. Entsprechende Maßnahmen werden
in Niederschlagswasserbeseitigungskonzepten festgelegt.
Auch historische Erzbergwerke im rechtsrheinischen
Teil dieses Gebietes verursachen teilweise heute noch
Belastungen unserer Gewässer je nach Erzvorkommen
mit Kupfer, Zink, Cadmium und Blei. Der Eintrag dieser
Metalle erfolgt über Wasser, das durch die vor langer
Zeit stillgelegten Stollen und anschließend in einen Bach
oder Fluss fließt. Zum Teil kennt man dabei die Wege des
Wassers nicht, zumal nicht mehr alle unterirdischen Wege
bekannt und gefahrlos zu betreten sind. Hier ist eine genauere Erforschung der Herkunft der Metalle erforderlich.
Einbau eines Strömungslenkers
PE_RHE_1400.indd
25
14.12.2008, 14:43
26
Viele Rheinzuflüsse zeigen erhöhte Werte an Phosphor
und organischen Verbindungen. Eine Ursache ist der
Eintrag aus kommunalen Einleitungen. Diese sollen zum
Beispiel durch Ausbau der Kläranlagen und den Bau von
Behandlungs- und Rückhalteanlagen für Mischwasser
reduziert werden. Eine weitere Ursache ist die landwirtschaftliche Nutzung der Flächen rund um diese Gewässer.
Phosphorverbindungen, die dort als Dünger eingesetzt
werden, führen zur Nährstoffanreicherung im Wasser
und damit zu verstärktem Algenwachstum – der Bach
eutrophiert. Hier gilt es also, die Einträge der Stoffe aus
der Landwirtschaft zu reduzieren. Dafür können Uferrandstreifen an den Gewässerrändern angelegt werden, die
einen Teil der Nährstoffe zurückhalten.
Da direkte Sonneneinstrahlung die Eutrophierung beschleunigt, sind Gehölze auch an den Ufern der Bäche
sinnvoll: Sie sorgen für Schatten und vermindern somit
den Algenwuchs.
Die Landwirtschaftskammer wird die Landwirte darin
unterstützen, entsprechende Maßnahmen durch betriebliche Optimierungen umzusetzen.
Im Duffesbach wurde NTA und im Südlichen Randkanal
wurden EDTA festgestellt. Bei diesen Stoffen handelte es
sich um Komplexbildner, die unter anderem zur Enthärtung in Wasch- und Reinigungsmitteln eingesetzt werden.
Aus welchen Quellen diese Stoffe in die Gewässer gelangen, muss noch genauer untersucht werden.
Auch die genauen Ursachen der Belastungen mit den
Pflanzenbehandlungsmitteln Diuron, Linuron, MCPA,
Dichlorprop, Terbutryn oder Glyphosat im Godesberger Bach, Roisdorfer/Bornheimer Bach, Mühlenbach,
Dickopsbach, Südlichen Randkanal, Kölner Randkanal,
Villicher Bach, Flehbach und Strunde müssen noch durch
weitere Untersuchungen ermittelt werden.
Der Anteil befestigter Flächen ist in den Städten und bebauten Gebieten besonders groß. Das von diesen Flächen
PE_RHE_1400.indd
26
14.12.2008, 14:43
27
abfließende Regenwasser gelangt entweder über die
Versickerung zurück in den Wasserkreislauf oder es wird
über die Kanalisation in die Gewässer eingeleitet. Je nach
Menge und Regenintensität können diese Einleitungen zur
Beeinträchtigung des Gewässers und der dort lebenden
Tiere und Pflanzen führen. Zum Schutz vor diesen möglichen hydraulischen Beeinträchtigungen sind vor der Einleitung entsprechende Rückhaltungen vorzusehen.
Viele Kommunen haben derartige Rückhaltungen bereits
umgesetzt oder aber gemäß ihrem Abwasserbeseitigungskonzept in den nächsten Jahren vorgesehen. Im
Abwasserbeseitigungskonzept sind alle Maßnahmen zur
Erfüllung der Abwasserbeseitigungspflicht für einen Zeitraum von mehreren Jahren dargestellt.
Fast alle Rheinzuflüsse in der Region weisen Defizite bei
den Gewässerstrukturen und der Durchgängigkeit auf. Die
meisten Gewässer sind als erheblich verändert eingestuft.
Aber auch diese Bäche haben ökologische Potenziale, die
es nun weiter zu entwickeln gilt. Zukünftig sollen Trittsteine und Strahlursprünge entwickelt werden. Die Trittsteine
werden den Gewässerorganismen Entwicklungs- und
Rückzugsmöglichkeiten bieten und sie werden oft auch
für den Menschen Erholungs- und Erlebniswert haben.
Gemeinsame Pflanzaktion in Soest
PE_RHE_1400.indd
27
14.12.2008, 14:43
28
Die Trittsteine sollen an mindestens so vielen Stellen entstehen, dass eine Vernetzung entsteht und stabile ökologische Verhältnisse vorherrschen.
Hierfür kommen Maßnahmen in Betracht, die bei der so
genannten Morphologie – der Gestalt – der Gewässer
ansetzen; Veränderungen des Bachlaufs oder die Umgestaltung der Ufer beispielsweise schaffen viele kleinteilige
Lebensräume, wo sich unterschiedliche Tiere, Pflanzen
und Mikroorganismen ansiedeln können.
Auch die Gewässerunterhaltung bietet viele Möglichkeiten,
die ökologische Entwicklung zu fördern. Hier ist weniger
oft mehr: Uferbereiche sollen grundsätzlich nicht gemäht
werden, damit viele Lebewesen dort ihren Platz finden.
-okÖ
tknup
Strahlursprung: Ökologische Maßnahme mit
Strahlwirkung über den eigenen Bereich hinaus
PE_RHE_1400.indd
28
14.12.2008, 14:43
29
Strahlursprung und Trittstein
Fördern wir in einem kleinen Flussgebiet natürliche Strukturen und unterschiedliche Strömungsgeschwindigkeiten,
die die Ansiedlung bestimmter anspruchsvoller Kleinstlebewesen begünstigen, so werden diese Lebewesen auch
weiter flussauf- und flussabwärts noch zu finden sein.
Sie benötigen dann in ausreichenden Abständen wieder
geeignete Lebensräume und dazwischen Erholungsinseln.
Das nennen wir „Trittsteine“, die diese Lebewesen brauchen, damit sie sich weiter vermehren und ihren Bestand
stabilisieren. Mit den „Strahlursprüngen“ und „Trittsteinen“ ist also eine Ansiedlung vieler Arten über einen ganzen Bach- oder Flusslauf möglich, selbst wenn dieser nur
an einigen bestimmten Stellen ökologisch gestaltet wird.
Trittsteine:
Ökologische
Erholungsinseln
PE_RHE_1400.indd
29
14.12.2008, 14:43
30
Das Grundwasser
Auch das Grundwasser als wichtiger Teil unseres Gewässersystems und der Trinkwassergewinnung wurde
untersucht. Kriterien waren hier der chemische und der
mengenmäßige Zustand.
Der „gute Zustand des Grundwassers“
Das Grundwasser ist in einem guten chemischen Zustand, wenn die EU-weit festgelegten Grenzwerte für
Nitrat und Pflanzenschutzmittel sowie die bundesweit
festgelegten Schwellenwerte für bestimmte andere Stoffe
eingehalten werden.
Das Grundwasser ist in einem guten mengenmäßigen
Zustand, wenn keine Übernutzung des Grundwassers
stattfindet und Ökosysteme oder Oberflächengewässer,
die vom Grundwasser gespeist werden, nicht durch Wasserentnahmen aus den Grundwasservorkommen beeinträchtigt werden.
In dem Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln
im südlichen Rheingraben Nord befinden sich 14 Grundwasserkörper (GWK 27_19 bis 27_32). Die GWK 27_19 bis
27_25 gehören zur Niederung des Rheins, Terrassen des
Rheins und Hauptterrasse des Rheins. Sie werden hier
von mächtigen quartären Terrassensedimenten (Sande
und Kiese) gebildet, und stellen somit gut durchlässige
und ergiebige Porengrundwasserleiter dar.
Tertiäre Lockersedimente wie Ton, Sand, zum Teil Braunkohlenflöze und Tuffe bilden die Grundwasserkörper 27_27
„Tertiär der östlichen Randstaffel der Niederrheinischen
Bucht“ und 27_28 „Tertiär nördlich des Siebengebirges“.
Die Durchlässigkeit dieser Porengrundwasserleiter ist
wechselhaft und aufgrund des Ton- und Braunkohlenanteils meist gering. Auch wegen der geringen Mächtigkeit ist
die Ergiebigkeit dieser Grundwasserleiter gering.
PE_RHE_1400.indd
30
14.12.2008, 14:43
31
Ebenfalls zu den wenig ergiebigen Grundwasserleitern
zählen die GWK 27_30, 27_31 und 27_32 des Rechts- und
Linksrheinischen Schiefergebirges. Die Grundwasserzirkulation findet hier lediglich auf den Trennflächen des
Gesteins statt (Kluftgrundwasserleiter).
Der GWK 27_26 „Paffrather Kalkmulde“ wird aus devonischen Kalksteinen gebildet. Aufgrund der Verkarstungsfähigkeit von Kalksteinen bilden sich große Kluftsysteme
aus, auf denen das Grundwasser gut zirkulieren kann.
Somit ist in diesem Karstgrundwasserleiter eine hohe bis
sehr hohe Durchlässigkeit und hohe Ergiebigkeit gegeben.
Der GWK 27_29 „Vulkanite des Siebengebirges“ ist aus
vulkanischen Gesteinen (Trachyt, Basalt und Trachyttuff)
aufgebaut. Die Durchlässigkeit ist mäßig bis hoch.
PE_RHE_1400.indd
31
14.12.2008, 14:43
32
Alle 14 Grundwasserkörper im Gebiet der Rheinzuflüsse
von Bad Honnef bis Köln sind in einem guten mengenmäßigen Zustand, d. h. es findet keine Übernutzung des
Grundwassers statt.
In einem guten chemischen Zustand sind fünf Grundwasserkörper: 27_20 „Terrasse des Rheins, 27_26 „Paffrather Mulde“, 27_29 „Vulkanite des Siebengebirges“
sowie 27_30 und 27_32 „Rechtsrheinisches Schiefergebirge“. Der chemische Zustand der übrigen neun Grundwasserkörper ist durch Grenzwertüberschreitungen unterschiedlicher Stoffe schlecht.
Belastungen mit Stickstoffverbindungen (Nitrat) weisen
die GWK 27_22 und 27_23 im Bereich der Niederung bzw.
Hauptterrasse des Rheins sowie der GWK 27_31 im Linksrheinischen Schiefergebirge auf. Im Bereich der GWK
27_22 und 27_23 findet überwiegend eine landwirtschaftliche Nutzung, zum Teil auch mit einem intensiven Gemüseanbau, statt, so dass hier der Stickstoffeintrag aus
der Landwirtschaft reduziert werden sollte. Hierzu sind
Beratungsmaßnahmen der Landwirte vorgesehen, um
die Betriebsweise zu optimieren und Überdüngungen zukünftig zu vermeiden. Im GWK 27_22 wurden zudem auch
im Wasserschutzgebiet Urfeld hohe Nitratgehalte durch
landwirtschaftliche Nutzung festgestellt. Hier existiert bereits eine Kooperation mit der Landwirtschaft. Es ist vorgesehen, die landwirtschaftlichen Beratungsmaßnahmen
auf weitere Flächen, die bislang nicht in der Kooperation
enthalten sind, auszudehnen.
Im GWK 27_31 und in einigen Bereichen der GWK 27_22
und 27_23 gibt es Nitratbelastungen auch in den Nutzungsbereichen Besiedlung und Wald. Hier sind die
Ursachen der Nitratbelastung durch weitergehende und
vertiefende Untersuchungen zu klären.
Ein steigender Trend ist für den Parameter Nitrat in den
Grundwasserkörpern des Gebietes der Rheinzuflüsse von
Bad Honnef bis Köln nicht festgestellt worden.
PE_RHE_1400.indd
32
14.12.2008, 14:43
33
Belastungen mit Pflanzenschutzmitteln (PSM) wurden in
den GWK 27_19, 27_24, 27_25, 27_27, 27_28 und 27_31
festgestellt. Pflanzenschutzmittel kommen überwiegend
in der Landwirtschaft zum Einsatz, aber auch in Siedlungsgebieten, beispielsweise auf Verkehrsflächen, in Gartenanlagen und auf Gleisanlagen.
Im GWK 27_19 sind die Ursachen der Belastungen durch
vertiefende Untersuchungen zu klären. Hier besteht der
Verdacht, dass Pflanzenschutzmittel zur Unkrautbekämpfung an Gleisanlagen, Sportanlagen und Industriestandorten verwendet werden. Auch in den GWK 27_24 und
27_25 wird die Ursache der Belastungen durch vertiefende Untersuchungen und Kontrollen ermittelt.
Belastungen mit Pflanzenschutzmitteln aus Einträgen
aus der Landwirtschaft wurden in den GWK 27_24,
27_25, 27_27, 27_28 und 27_31 festgestellt. Um dies zu
ändern, muss der Eintrag der Pflanzenschutzmittel verringert werden. Mit Beratung sollen die Landwirte dabei
unterstützt werden.
Belastungen mit leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) wurden in den Grundwasserkörpern 27_21 und 27_25 festgestellt. Es handelt sich um
punktuelle Schadstoffeinträge aus unbekannten Quellen
bzw. aus bekannten Industriestandorten. Dort, wo die Ursachen noch nicht geklärt sind, müssen zunächst weitere
vertiefende Untersuchungen durchgeführt werden, bevor
konkrete Maßnahmen formuliert werden können. Wo die
Ursachen bekannt sind, sind ebenfalls weitergehende Ermittlungen und Sanierungsuntersuchungen erforderlich,
um konkrete Maßnahmen zur Schadenssanierung zu ergreifen. In diesen Fällen ist eine Zusammenarbeit mit den
zuständigen Behörden auf kommunaler Ebene notwendig.
PE_RHE_1400.indd
33
14.12.2008, 14:43
34
Mit gutem Beispiel voran
Nicht überall lässt sich der angestrebte „gute Zustand“
schon bis zum Jahr 2015 erreichen. Mancherorts sind
noch umfangreiche Untersuchungen notwendig, um Ursachen für Belastungen zu finden und Strategien für deren
Beseitigung zu entwickeln. Einige Maßnahmen sind sehr
aufwändig, beispielsweise, wenn für die Schaffung einer
Flussaue die Grundstücke verschiedener Besitzer zusammengelegt werden müssen. Nicht zuletzt muss auch die
Finanzierung der Maßnahmen gesichert werden. Dies
erfordert bei einigen Projekten eine Verteilung der Kosten
auf mehrere Jahre.
Dennoch zeigen viele gute Beispiele, dass eine ökologische Entwicklung unserer Flüsse und Seen möglich ist,
ohne die öffentlichen Finanzen und private Beteiligte wie
die Grundstückseigentümer oder die Gebührenzahler zu
überlasten. Von diesen Verbesserungen sollen alle profitieren: die Menschen, die Städte und Gemeinden sowie
die gesamte Region.
Einige solcher Beispiele, die im Raum Köln/Bonn in den
letzten Jahren verwirklicht wurden, möchten wir Ihnen
vorstellen.
Zum Beispiel …
Der Pulheimer Bach:
Vor den Toren von Köln
Wie viele Fließgewässer in einem landwirtschaftlich ertragreichen und damit hoch genutzten Umfeld in der offenen Bördenlandschaft im Westen von Köln sind auch der
Pulheimer Bach und seine Zuflüsse extrem verbaut worden. Tiefe Einschnitte, Betonhalbschalen in der Sohle, Abstürze und verrohrte Abschnitte in den Siedlungen sorgen
für eine schnelle Ableitung des Wassers – eine Anbindung
an die umgebende Aue ist nicht mehr gegeben.
PE_RHE_1400.indd
34
14.12.2008, 14:43
35
Von dem „guten ökologischen Zustand“, den die europäische Wasserrahmenrichtlinie für alle europäischen
Gewässer bis 2015 anstrebt, sind viele dieser Bäche und
Flüsse natürlich weit entfernt. Das muss aber nicht so
bleiben, wie das Beispiel der jüngsten Gewässerentwicklungsmaßnahme am Pulheimer Bach zwischen Geyen und
Pulheim zeigt.
Der Pulheimer Bachverband verfolgt schon seit einigen
Jahren konsequent das Ziel der Wiederbelebung der
bachgebundenen Ökosysteme in diesem anspruchsvollen
Naturraum. Der hier vorgestellte Abschnitt von 700 Metern Länge ist einer von insgesamt elf Abschnitten im Pulheimer Bach-System, der als vordringlich eingestuft und
auf Grundlage eines Konzepts zur naturnahen Entwicklung von Fließgewässern (KNEF) renaturiert wurde.
Nach Herausnahme der Betonschalen und Rückbauten
eines Absturzes, einer Brücke und einer Verrohrung kann
sich der Bach jetzt durch eigendynamische Entwicklung
Strukturen schaffen, die nach Jahrzehnten der Abstinenz
wieder Lebensraum für wassergebundene Pflanzen und
Tiere bieten.
Ein Gewässer begleitender Weg – in gebührendem
Abstand zum Bach – macht zudem die renaturierten
Abschnitte für die Bevölkerung erlebbar und erhöht die
Akzeptanz bei den Betroffenen.
Die Bilder zeigen den Zustand vor und nach der Renaturierung.
PE_RHE_1400.indd
35
14.12.2008, 14:43
36
Zum Beispiel …
Der Endenicher Bach:
Ein Bonner Stadtgewässer
Die Bedeutung der Stadtbäche als erlebbare Natur und
ihre Verbindung zu den kulturhistorischen Wurzeln eines
Siedlungsraums werden in der heutigen Zeit wieder
stärker berücksichtigt.
So war die Renaturierung des Baches neben dem
hochwassersicheren Ausbau ein weiteres Ziel der
Planung.
Die bauliche Enge durch angrenzende Gebäude, Straßen
und Wege, Ver- und Entsorgungstrassen und städtebaulich
überprägte Topographie machen die Wiederherstellung
naturnaher Verhältnisse an diesem kiesgeprägten Bach
der Flussterrassen nahezu unmöglich. Ein Anteil Natur
kann jedoch durch die Schaffung einer natürlichen
Gewässersohle und die Etablierung standorttypischer
Gehölze geschaffen werden.
Die Fotos zeigen den Endenicher Bach vor und nach der
Umgestaltung.
PE_RHE_1400.indd
36
14.12.2008, 14:43
37
Ansprechpartner
Geschäftsstelle Rheingraben Nord zur Umsetzung der
WRRL bei der Bezirksregierung Düsseldorf
Cecilienallee 2, 40474 Düsseldorf
Tel.: 0211-475-0
poststelle@brd.nrw.de
Bezirksregierung Köln
Zeughausstraße 2-10, 50667 Köln
Tel.: 0221-147-0
poststelle@bezreg-koeln.nrw.de
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen
Ref. IV-6, EG-Wasserrahmenrichtlinie, Gewässerqualität,
Grundwasserschutz
Schwannstraße 3, 40476 Düsseldorf
Tel.: 0211-4566-0, wrrl@munlv.nrw.de
PE_RHE_1400.indd
37
14.12.2008, 14:43
38
Impressum
Herausgeber
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MUNLV)
Schwannstraße 3, 40476 Düsseldorf
Tel.: 0211-4566-0, infoservice@munlv.nrw.de
Text und Redaktion
Bezirksregierung Köln
Bearbeitung: Beate Klein, Adelheid Muszynski
Bearbeitung: INFRASTRUKTUR & UMWELT, Darmstadt
Dipl.-Ing. Maria Knissel, Dr. Klaus Dapp, Dr. Peter Heiland
(im Rahmen der ARGE Dr. Pecher AG)
Satz, Layout und Illustration
MEDIENGESTALTUNG Dittmar Apel, Darmstadt
Bildnachweis
Titelseite: Bezirksregierung Köln; Seite 5: MUNLV; Seite 7:
Bezirksregierung Düsseldorf, Bezirksregierung Köln; Seite 12:
Bezirksregierung Köln; Seite 18: Bezirksregierung Münster; Seite 25: Koordinationsbüro Weser-Werre-Else-Projekt; Seite 27:
Planungsbüro Stelzig; Seite 35: Ingenieurbüro Fischer; Seite 36:
Stadt Bonn
Grafiken
Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW,
Geschäftsstelle Rheingraben Nord zur Umsetzung der WRRL
bei der Bezirksregierung Düsseldorf
Druck
Bonifatius GmbH, Druck . Buch . Verlag, Paderborn
Stand
September 2008
PE_RHE_1400.indd
38
14.12.2008, 14:43
Das Gebiet der Rheinzuflüsse von Bad Honnef bis Köln
PE_RHE_1400_Karte.indd
1
14.12.2008, 11:09
Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz
des Landes Nordrhein-Westfalen
Schwannstraße 3
40476 Düsseldorf
Telefon 0211 4566-666
Telefax 0211 4566-388
infoservice@munlv.nrw.de
www.umwelt.nrw.de
Rückseite ALLE.indd
1
08.12.2008, 08:31