Daten
Kommune
Pulheim
Größe
116 kB
Datum
09.11.2010
Erstellt
18.10.10, 18:39
Aktualisiert
05.11.10, 18:58
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Pulheim
Der Bürgermeister
V o r l a g e Nr:
Zur Beratung/Beschlussfassung an:
Gremium
Haupt- und Finanzausschuss
Rat
I/004
(Amt/Aktenzeichen)
Termin
ö. S.
26.10.2010
X
09.11.2010
X
Frau Kochs
(Verfasser/in)
441/2010
nö. S. TOP
2
06.10.2010
(Datum)
BETREFF:
Leitziele und strategische Ziele 2010 zur Gestaltung des demografischen Wandels in der
Stadt Pulheim
VERANLASSER/IN
ANTRAGSTELLER/IN:
Verwaltung
HAUSHALTS- / PERSONALWIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGEN:
Die Vorlage hat haushaltswirtschaftliche Auswirkungen:
ja
X
nein
Die Vorlage hat personalwirtschaftliche Auswirkungen:
ja
X
nein
wenn ja:
Finanzierungsbedarf (ggf. inkl. zusätzlicher Personalkosten) gesamt:
€
davon:
- im Haushalt des laufenden Jahres:
€
- in den Haushalten der folgenden Jahre:
Jahr:
Jahr:
Jahr:
€
€
€
Die Mittel stehen haushaltswirtschaftlich zur Verfügung:
ja
nein
wenn nein:
Finanzierungsvorschlag:
BESCHLUSSVORSCHLAG:
Der Haupt- und Finanzausschuss empfiehlt dem Rat folgenden Beschluss zu fassen:
Der Rat beschließt die Leitziele und strategischen Ziele 2010 zur Gestaltung des demografischen
Wandels in der Stadt Pulheim.
-1-
ERLÄUTERUNGEN:
Leitziele und strategische Ziele 2010
zur Gestaltung des demografischen Wandel in der Stadt Pulheim
Bisheriger Prozessverlauf
Der demografische Wandel berührt in differenzierter Ausprägung weitgehend sämtliche Fachbereiche der Kommune. Ob
Stadtentwicklung, Soziales, Kultur, Bildung oder die zentrale Verwaltung – kein kommunales Aufgabenfeld bleibt von den
Auswirkungen unberührt. Weil sich gleichzeitig Aufgabenschwerpunkte, Dienstleistungserwartungen und –anforderungen sowie die Personalstruktur nachhaltig verändern werden, erfordert die Bewältigung des demografischen
Wandels ein übergreifendes, nachhaltiges und zielgerichtetes Demografiemanagement.
Im Oktober 2008 hat der Hauptausschuss mit dem kommunalen Handlungskonzept zum demografischen Wandel die
Einführung eines Demografiemanagements als kommunale Aufgabe beschlossen. Dies als bewusst gesteuerten Prozess, der das Verwaltungshandeln systematisch auf die sich verändernde Pulheimer Bevölkerung ausrichtet.
Dieser Prozess sieht auch eine regelmäßige Überprüfung der Handlungsgrundlage vor. Dazu gehört eine sorgfältige
Betrachtung der Bevölkerungsentwicklung und eine Überprüfung der Ziele, die es im Hinblick auf die Entwicklung zu
erreichen gilt.
Steuerungskreislauf
Kom munales Handlungskonzept
Okt. 2008
Entwicklungen und
Trends erkennen
Handlungsgrundl age
verbessern
Wirksamkeit der
Maßnahmen prüfen
Überprüfung und
Optimierung der
Maßnahmen
sch rittweise
umsetzen der
Maßnahmen
Fortlaufend:
Umsetzen der
Maßnahmen i n
2009 und 20 10
Entwicklung einer
demograhiesensiblen
Maßnahmenanpassung
in „Zukunftswerkstätten“
in den vier Dezernaten
Ergebnis: 02/2009
Maßnahmenvorschläge
4
1
Evaluationsphase
Innovationsphase
Steuerungskreislauf
Umsetzungphase
Entscheidungsphase
3
2
-2-
Beschlüsse durch Rat
und die
entsprechenden
Ausschüsse
VV entscheidet übe r
die Zuordnung
„grüne“ und „rote“
Maßnahmen
Ergebnis: 03/2009
Maßnahmenplan
2010 – Start mit
„grünen“ Maßnahmen
Neueste Bevölkerungsvorausberechnungen zeigen, dass für die Stadt Pulheim die Veränderung der Altersstruktur zweifelsfrei die größte Herausforderung des demografischen Wandels ist. Kennzeichnend für diese Veränderung sind zwei
große Trends: Die Anzahl junger Menschen bleibt langfristig auf konstant niedrigem Niveau und die stark besetzte mittlere Generation – die Babyboomergeneration - wird allmählich in das Rentenalter eintreten. Verstärkt durch den Effekt der
steigenden Lebenserwartung wird die Pulheimer Bevölkerung in einem beträchtlichen Maße altern.
Die neu prognostizierte Entwicklung und damit einhergehende Anforderung an die Kommune machten im Jahr 2010 eine
Neuausrichtung der bereits im Jahr 2007 beschlossenen Ziele zum demografischen Wandel erforderlich. In einer Workshopreihe wurde die zukünftige Entwicklung vorgestellt und über die damit einher gehenden vielschichtigen Herausforderungen, aber auch Chancen des Verwaltungshandelns diskutiert. Im ersten Workshop, der rein verwaltungsintern besetzt
war, wurden Vorschläge zu Leitzielen und strategischen Zielen erarbeitet. In einem zweiten Workshop wurden die Zielvorschläge gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern des Rates modifiziert.
Nach Beschluss der Leit- und strategischen Ziele durch Hauptausschuss und Rat der Stadt Pulheim werden in weiteren
Workshops in den Fachämtern Maßnahmen zur Erreichung entwickelt. Gleichzeitig werden die im Jahr 2010 bereits
eingeführten oder im Hinblick auf die demografische Entwicklung weiterentwickelten 43 Maßnahmen auf ihre Effektivität
und ihren Wirkungsgrad geprüft. Diese Ergebnisse werden in einem Maßnahmenplan für das Jahr 2011 zusammengeführt.
Die wesentlichen Ergebnisse der Bevölkerungsvorausberechnung (Gemeindemodellrechnung) für die
Stadt Pulheim der amtlichen Statistikstelle des Landes Nordrhein-Westfalen (Information und Technik
NRW) – November 2009
Der amtlichen Statistik folgend, wird sich die Entwicklung der Bevölkerung regional von der Entwicklung des Landes
NRW unterscheiden. Der seit 2004 eingesetzte Rückgang der Einwohnerzahl in Nordrhein-Westfalen wird auch für die
Zukunft weiter fortschreiten. So ist bis zum Jahr 2030 in Nordrhein-Westfalen eine Abnahme um -3,7 Prozent prognostiziert. Im gleichen Zeitraum verstärkt sich die Zunahme der Bevölkerung im Rhein-Erft-Kreis um 3 Prozentpunkte und in
Pulheim sogar um 6,2 Prozent.
Bevölkerungsvorausberechnung
NRW schrumpft – REK und Pulheim wachsen
Bis zum Jahr 2030 wird die Bevölkerung in:
NRW von 17,997 Mill. auf rund
17.332 Mill. zurückgehen (-3,7 %).
Rhein-Erft-Kreis von 464.830 auf
479.490 ansteigen (+3 %).
Pulheim von 53.860 auf 57.340
ansteigen (+6,2 %).
Datenquelle: IT-NRW
Und selbst
im Rhein-ErftKreis stellen sich die Effekte des demografischen Wandels zeitlich wie regional sehr unterschiedlich ein: Hier gibt es
-3-
sowohl schrumpfende wie stagnierende oder wachsende Kommunen in den nächsten 20 Jahren. Der Rhein-Erft-Kreis
zerfällt in Schwund- und Boomregionen.
Bevölkerungsvorausberechnung
Veränderung der Bevölkerung REK
-10%
6%
-12%
0%
13%
1%
22%
REK
14.660
Bedburg
- 2.570
Bergheim
-90
Brühl
950
Elsdorf
- 2.600
Erftstadt
- 4.030
Frechen
7.050
Hürth
2%
- 8%
Kerpen
- 4%
Pulheim
Wesseling
12.980
920
3.480
- 1.430
Datenquel le: IT-NRW
Bis zum Jahr 2030 wird die Bevölkerung in der Stadt Pulheim von 53.860 auf 57.340 Personen ansteigen.
Bevölkerungsvorausberechnung
Bevölkerung in Pulheim wächst um 3.480 Personen
55.630
57.340
54.780
53.860
53.158
49.353
Ergebnisse der
Bevölkerungsvorausberechnung mit
Basisbevölkerung 1.1.2008
Ergebnisse der
Bevölkerungsfortschreibung
Jahr 1990
Jahr 2000
Jahr 2008
Jahr 2015
Jahr 2020
Jahr 2030
Datenquel le: IT-NRW, Grafisch e Darstellun g Sta dt Pu lheim
In
der
Demografiediskussion hat das „wir werden weniger“ in der Vergangenheit einen überproportional großen Raum einge-4-
nommen, während das „wir werden älter“ zu wenig betrachtet worden ist. Heute ist in der Bevölkerungsforschung unstrittig, dass der demografische Wandel ein komplexes sozialkulturelles Phänomen ist, das sich in unterschiedlichen Dimensionen ausdrückt, und dies sehr differenziert. Aber in nahezu allen Kommunen wird sich das Durchschnittsalter der
Menschen erhöhen. Das demografische Altern ist der Kernprozess eines komplexen demografischen Wandels, zu dem
auch der Wandel der Familien- und Lebensformen (beispielsweise zunehmende Zahl Alleinerziehender oder Singles,
Entstehen von Stieffamilien, wachsende Kinderlosigkeit), die hohe Scheidungshäufigkeit, die steigende Lebenserwartung, Veränderungen bei den Zu- und Fortzügen über die Grenzen Deutschlands oder die Integration der Bevölkerung
mit Migrationshintergrund zählen. All diese Prozesse sind auf vielfältige Art und Weise miteinander verknüpft. Unbestritten gilt, dass sich in den nächsten Jahren der Alterungsprozess weiter dynamisieren und 2035 seinen Höhepunkt erreichen wird. Dann werden die geburtenstarken Jahrgänge (Babybooomer) aus den 1960er und 1970er Jahren in das Rentenalter eingetreten sein.
Die Tendenz des demografischen Alterns wird durch die steigende Lebenserwartung der Menschen verstärkt. Eine Reihe
von Faktoren – beispielsweise medizinischer Fortschritt, Verbesserung der hygienischen Bedingungen oder Ernährungslage – haben dazu geführt, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung ständig erhöht.
Grund für die Alterung der Bevölkerung Pulheims ist die Kombination von zu niedriger Geburtenrate, hoher Abwanderung
junger Menschen (18 bis 30-Jährige, die ins Berufsleben eintreten) und das Altern der gegenwärtig stark besetzten mittleren Jahrgänge (der Erwerbsbevölkerung).
Ist die Zahl der Geburten in der Bevölkerung einer Kommune größer als die Zahl der Sterbefälle, ist ein natürliches Bevölkerungswachstum gegeben. In Pulheim reicht das natürliche Bevölkerungswachstum bereits seit langem nicht mehr
zur Stabilität der Einwohnerzahl aus. Für das Einwohnerwachstum ist Pulheim daher auf ein jährliches Zuwanderungsplus angewiesen.
Sterbe- und Geburtenrate
Seit 2005 kein natürliches Bevölkerungswachstum
469
445
415
379
2000
382
2001
387
2002
423
404
39 8
2003
395
2004
Geb oren e
Datenquel le: IT-NRW, Grafisch e Darstellun g Sta dt Pu lheim
-5-
414
382
2005
Gest orben e
408
416
397
393
372
2006
2007
363
20 08
Eine Detailbetrachtung der Zu- und Fortgezogenen der vergangenen Jahre zeigt sehr deutlich, in welchen Altersgruppen
Pulheim hinzugewinnt und verliert.
Wanderungsbewegung
Referenzzeitraum 2003 - 2008
250
200
150
100
50
0
-50
-100
-150
unter 20
Jahre
20 unter 25
Jahre
25 unter 30
Jahre
30 unter 50
Jahre
50 unter 65
Jahre
65 Jahre
und älter
Datenquel le: IT-NRW, Grafisch e Darstellun g Sta dt Pu lheim
Für Pulheim lässt sich eine klassische Bildungsabwanderung erkennen. Die hohe Abwanderung der Gruppe von jungen
Erwachsenen, die ins Berufsleben eintreten und aufgrund ihres Ausbildungs- oder Studienplatzes die Stadt verlassen,
lässt Pulheim tendenziell „veralten“.
Neben der hohen Abwanderungsrate junger Erwachsener ist gleichwohl bei der Gruppe der 30- bis 50-Jährigen und den
Minderjährigen ein Einwohnergewinn festzustellen. Die Korrelation der beiden Gruppen („unter 18-Jährige und 30- bis
50-Jährigen) ist Indikator für die Familienwanderung. Ein positiver Wert dieses Indikators – so wie in Pulheim - weist auf
eine hohe Attraktivität der Kommune für Familien hin. Dieses Zuwanderungsplus ist hauptsächlich auf wohnungsmarktbedingte Zuzüge von Familien mit Kindern zurück zu führen.
Im Jahr 2008 sind weitaus mehr ältere Menschen zugezogen (229 Personen) als noch im Vorjahr (134 Personen). Die
positive Alterswanderung kann in engem Zusammenhang mit der Neueröffnung der Senioreneinrichtung des JohanniterStift im Stadtteil Brauweiler, mit 31 Seniorenwohnungen, 24 Appartements und 80 Pflegeplätzen stehen. Gleichwohl
können die Zuzüge der älteren Menschen von Motiven wie Familiennähe und Versorgung durch Familienangehörige
gekennzeichnet sein. Hier gilt es die Tendenz der nächsten Jahre sorgfältig zu beobachten.
Pulheim folgt dem gängigen Trend des demografischen Alterns. Die Zahl und der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung wird zuungunsten der Jüngeren ansteigen.
In Pulheim wird sich das Verhältnis von jüngeren zu älteren Menschen stark verändern. Die Zahl der unter 20-Jährigen
hat sich auf ein niedriges Niveau eingependelt und bleibt relativ konstant. Ein „Demografiegewinn“ ist nicht erkennbar;
der Anstieg der hohen Altersgruppen wird stärker ausfallen als das marginale Absinken der jungen Altersgruppen.
-6-
Die Zahl der Personen im heute üblichen Erwerbsalter zwischen 20 und 65 Jahren wird abnehmen. Ab 2015 kommt die
zwischen 1955 und 1969 geborene, große Gruppe der „Babyboomer“ ins Rentenalter. Die geburtenstarken Jahrgänge
wachsen als stark besetzte Gruppe aus der Gruppe der Erwerbsbevölkerung aus.
Gleichzeitig steigt der Anteil der über-65-Jährigen. Die Alterung schlägt sich besonders in den Zahlen der Hochbetagten
nieder. Der Anteil der über 80-Jährigen an der Gesamtbevölkerung wird kontinuierlich steigen und mit 7.920 Personen im
Jahr 2030 den höchsten Wert erreichen. Es ist damit zu rechnen, dass in 20 Jahren 14 Prozent der Pulheimer Bevölkerung – das ist jeder Siebente – 80 Jahre oder älter sein wird.
Veränderung im Altersaufbau
53.980
54.780
55.630
56.500
57.340
60000
8 0 Ja hre und me hr
7 5 bis un ter 80 Jahre
7 0 bis un ter 75 Jahre
50000
6 5 bis un ter 70 Jahre
6 0 bis un ter 65 Jahre
5 5 bis un ter 60 Jahre
5 0 bis un ter 55 Jahre
40000
4 5 bis un ter 50 Jahre
4 0 bis un ter 45 Jahre
30000
3 5 bis un ter 40 Jahre
3 0 bis un ter 35 Jahre
2 5 bis un ter 30 Jahre
2 0 bis un ter 25 Jahre
20000
1 5 bis un ter 20 Jahre
1 0 bis un ter 15 Jahre
10000
5 b is unter 1 0 Ja hre
u nter 5 Jahre
0
2009
2015
2020
2025
2030
Datenquel le: IT-NRW, Grafisch e Darstellun g Sta dt Pu lheim
2008
2015
2020
2025
2030
19 bis
10 bis
6 bis
3 bis
25 Jah- 25 bis
40 bis
60 bis
80 und
unter 3 6 Jah- 10 Jah- 16 Jah- 16 bis
40 Jahre 60 Jahre 80 Jahre mehr
re
19 Jahre re
re
Jahre re
1250
1430
2170
3510
1710
3010
8810
16590
11920
1890
1190
1350
1930
3180
1840
3380
7280
17710
13700
3220
1210
1370
1870
2990
1600
3400
7600
16890
13490
5210
1220
1390
1930
2910
1530
3050
7870
15340
14350
6910
1170
1390
1940
2990
1500
2900
7920
13650
15960
7920
Die prozentuale Verteilung der Altersklassen an der Bevölkerung zeigt ebenfalls sehr deutlich, wie sich bis zum Jahr
2030 die stark besetzten Jahrgänge weiter nach oben verschieben und dabei schließlich ausdünnen werden und eine
annähernd unverändert kleine Gruppe Jüngerer nachwachsen wird.
-7-
Veränderung im Altersaufbau
Prozentualer Anteil der Altersgruppen an der
Gesamtbevölkerung
21%
24%
27%
28%
33%
59%
57%
56%
52%
50%
20%
18%
17%
20%
17%
2009
Jahr 2009
2015
Jahr 2015
2020
Jahr 2020
2025
Jahr 202 5
unter 20 Jahre
20- unter 65 Jahr e
2030
Jahr 2030
über 65 Jahre
Datenquel le: IT-NRW, Grafisch e Darstellun g Sta dt Pu lheim
Noch deutlicher bilden die sogenannten demografischen Belastungsquotienten – Alten- und Jugendquotient - ab, wie
viele junge bzw. ältere Personen der mittleren Generation der 20- bis unter 65-Jährigen gegenüber stehen.
Es sind Kennziffern, bei denen die Zahl der Personen, die sich aufgrund ihres Alters noch nicht bzw. nicht mehr im erwerbsfähigen Alter befinden, der Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter gegenübergestellt wird.
Der Jugendquotient beschreibt das Verhältnis der Personen, die noch nicht im Erwerbsleben stehen (unter 20-Jährigen),
zu der Gruppe der Personen im erwerbsfähigen Alter (20- bis unter 65-Jährigen).
Der Altenquotient beschreibt das Verhältnis der Personen, die nicht mehr im Erwerbsleben stehen (über 65-Jährigen), zu
der Gruppe der Personen im erwerbsfähigen Alter (20- bis unter 65-Jährigen).
Jugend- und Altersquotient zusammengefasst ergeben rein statistisch die „Gesamtlast“ der mittleren Altersgruppe.
-8-
Demografischer Belastungsquotient
Jugend- und Altenquotient 2009 und 2030
69 auf 100
Personen
74 auf 100
Personen
78 auf 100
Personen
93 auf 100
Personen
98 auf 100
Personen
54
65
36
42
48
33
32
31
39
33
Jahr 2009
Jahr 2015
Jahr 2020
Jahr 2025
Jahr 2030
Jugendquotient
Altenquotient
Datenquel le: IT-NRW, Grafisch e Darstellun g Sta dt Pu lheim
Der Altenquotient in Pulheim lag 2009 bei 36,2 %. Bei einem Quotienten von 36,2 % stehen rund 36 über 65-Jährige 100
Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren gegenüber. Anders ausgedrückt: 100 erwerbsfähige Pulheimerinnen und
Pulheimer kommen auf 36 ältere Menschen.
Bei einer konstant niedrigen Geburtenrate bleibt der Jugendquotient natürlich niedrig.
Gleichlaufend der demographischen Entwicklung wird eine Erhöhung des Altenquotienten bis zum Jahr 2030 auf 65,4 %
erwartet.
Da der Anstieg des Altenquotienten stärker ausfällt als das Absinken des Jugendquotienten, steigt die Gesamtlast. Rein
statistisch erhöht sich das Versorgungspotential bis 2030 um 29 Personen je 100 Personen im erwerbsfähigen Alter.
Diese Sichtweise ist aber auch kritisch zu sehen. Selbst die Zusammenfassung von Jugendquotient und Altenquotient zu
einem Gesamtquotienten liefert nur eine relativ genaue Aussage zum tatsächlichen Versorgungsaufwand. Denn beide
Kennziffern beziehen sich nicht auf tatsächlich „Aktive“, sondern auf pauschale Altersgruppen. Unberücksichtigt bleibt,
dass nicht alle Personen im Alter zwischen 20 und 65 Jahren tatsächlich erwerbstätig sind.
Nicht erwerbstätig sind Jüngere, die aufgrund längerer Ausbildungsphasen nicht mit 20 Jahren in die Erwerbstätigkeit
eintreten, Hausfrauen und -männer, Personen in Frührente, Erwerbsunfähige oder Menschen, die arbeitslos sind. Dem
stehen wiederum die älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entgegen, die über das 65. Lebensjahr hinaus erwerbstätig sind. (Quelle: www.sozialpolitik-aktuell.de)
Deshalb geben die demographischen Belastungsquotienten nur ein bedingt genaues Bild zur tatsächlich von den Personen im erwerbsfähigen Alter zu erbringenden Versorgungsleistung.
Ein erstaunliches Phänomen zeigt die geschlechterdifferenzierte Betrachtung der Pulheimer Bevölkerungsentwicklung.
Nichts Neues für Pulheim ist der enorm hohe Frauenanteil in der Gruppe der 1960er und 1970er Jahrgänge. Eine we-9-
sentliche Erkenntnis der aktuellen Prognose ist, dass ein sukzessives Auswachsen der geburtenstarken Jahrgänge aus
der mittleren Generation in das Rentenalter nicht zu verhindern ist. Nicht zu unterschätzen für die Folgen des demografischen Alterns ist der prognostizierte deutlich hohe Anteil Frauen in dieser Gruppe.
Bevölkerungsvorausberechnung
Prozentualer Anteil nach Geschlecht 2009 - 2030
64 %
53 %
52%
48%
47%
49%
5 2%
47%
51%
53%
5 3%
4 8%
47%
51 %
4 9%
54 %
46%
36%
2009
2030
insgesamt
2009
2030
2009
unter 20Jährige
2030
20 bis 65Jährige
Frau en
2009
2030
65 bis 80Jährige
2009
60 %
40%
2030
80 Jahre und
älter
Männ er
Datenquel le: IT-NRW, Grafisch e Darstellun g Sta dt Pu lheim
Das demografische Altern ist ein facettenreiches Thema und erhält vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen eine besondere Dynamik. Effekte wie beispielsweise zunehmende Altersarmut, die stetig steigende Rentenbezugsdauer, die Zunahme der Anzahl Haushalte bei gleichzeitigem Rückgang der Haushaltsgrößen und schließlich
Alterserkrankungen in noch unerforschter Dimension, lassen Herausforderungen für die Kommunen vermuten.
Genau vor diesem Hintergrund ist die Bedeutung des für Pulheim prognostizierten hohen Frauenanteils bei den über 65Jährigen zu sehen. Aktuelle Studien des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung belegen ein stetig steigendes Armutsrisiko im Alter. Sozialexperten weisen daraufhin, dass Altersarmut bereits heute Frauenarmut ist. In NordrheinWestfalen beziehen deutlich mehr Frauen Grundsicherung im Alter als Männer (68 Prozent der Leistungsbezieher im
Jahr 2008 sind Frauen). Die Studie des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie (INIFES) geht in ihrer
Aussage zur Altersarmut einen Schritt weiter. Sie belegt, dass lückenlose Erwerbsbiografien Seltenheitswert haben. In
beruflichen Lebensläufen finden sich inzwischen mehr oder weniger lange Phasen der Arbeitslosigkeit. Diese eher „brüchigen“ Erwerbsverläufe sorgen zusammen mit den sinkenden Rentenansprüchen dafür, dass das Risiko von Altersarmut steigt. Die Autoren resümieren, dass jede sechste Frau in der Kernerwerbsphase (30 bis 50-Jährigen) keiner bezahlten Arbeit nachgeht und wenn, häufig in Teilzeit. Und bei Frauen, so stellt es der Verband Deutscher Rentenversicherungsträger fest, hat sich die durchschnittliche Rentenbezugsdauer in der gesetzlichen Rentenversicherung von 1960 bis
2006 annähernd verdoppelt (bei Frauen von 10,6 Jahre auf 19,6 Jahre, bei Männern von 9,8 Jahre auf 14,3 Jahre).
Kernaussagen der Bevölkerungsvorausberechnung (Gemeindemodellrechnung) für die Stadt Pulheim
der amtlichen Statistikstelle des Landes Nordrhein-Westfalen (Information und Technik NRW)
November 2009
- 10 -
•
Pulheim wächst und gewinnt rein durch Zuzüge.
•
Die Anzahl der Menschen ab 65 Jahren und ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird enorm ansteigen.
•
Der Anteil der Hochbetagten wird sich mehr als verdreifachen (steigt von 4 % der Bevölkerung bis auf 14 % im Jahr
2030).
•
Der Anteil der jungen Menschen unter 20 Jahren bleibt annähernd konstant.
•
Der Anstieg der hohen Altersgruppen wird stärker ausfallen als das marginale Absinken der jungen Altersgruppen
(keine Demografiegewinne!).
•
Die heute stark besetzte Gruppe der Erwerbsbevölkerung wird auswachsen und ist ausschlaggebend für die Überalterung.
- 11 -
Leitziele und strategische Ziele
zur Gestaltung des demografischen Wandels in der Stadt Pulheim
Die im Workshop von den Vertreterinnen und Vertretern des Rates diskutierten und überarbeiteten Verwaltungsvorschläge zur Zielstruktur brachten das nachfolgende Ergebnis der Leitziele und strategischen Ziele.
Dabei ist vorab auf folgende Ergänzungen hinzuweisen:
Die Reihenfolge der Ziele ist beliebig und die Aufzählung erfolgt ohne festgelegte Rangfolge. Die drei Leitziele und die
jeweiligen strategischen Ziele haben grundsätzlich gleiche Bedeutung.
Zu den strategischen Zielen „Die Stadt Pulheim berücksichtigt bei der Aktivierung von Flächenpotenzialen auch die Ausweisung von hochwertigen Baulandflächen“ und „Die Stadt Pulheim schafft die Voraussetzungen für die Aktivierung von
Flächenpotenzialen – im Bestand und im Neubau“ wurde im Workshop ein Einwand wegen eines möglichen Zielkonflikts
(Stichwort Nachhaltigkeit) erhoben: „Zusätzlicher Flächenverbrauch verursache hohe Erschließungs - und Folgekosten
von Wohnbau- und Gewerbegebieten durch die notwendige Ausweitung der Infrastruktur (z.B. Straßenunterhaltung oder
neue Kindergärten) an Stadträndern bei gleichzeitiger Nicht-Auslastung innerstädtischer Einrichtungen. Hinzu komme
der Verlust der Existenzgrundlagen landwirtschaftlicher Betriebe durch Entzug der notwendigen Fläche.“
Zum strategischen Ziel „Die Stadt Pulheim fördert den Ausbau der weichen Standortfaktoren“ wurde um Ergänzung einiger Beispiele gebeten:
• Umweltqualität
• Medizinische Versorgung
• Bildungsangebot
• Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot
• Einkaufsmöglichkeiten
• Wohnmöglichkeiten
• …
• …
- 12 -
Leitziele zur Gestaltung des demografischen Wandels
in der Stadt Pulheim
Die Stadt Pulheim gestaltet aktiv die Folgen des demografischen Wandels
durch eine zukunftsfähige und nachhaltige Stadtpolitik:
Die Stadt Pulheim erhöht den Anteil der erwerbsfähigen / erwerbstätigen Bevölkerung.
Die Stadt Pulheim berücksichtigt die Interessen / die Bedarfe einer immer älter
werdenden Bevölkerung.
Die Stadt Pulheim schafft die Rahmenbedingungen für Zuzüge, insbesondere von
Familien mit Kindern.
Strategische Ziele zum Leitziel
Die Stadt Pulheim erhöht den Anteil der erwerbsfähigen
und erwerbstätigen Bevölkerung.
Die Stadt Pulheim schafft die Rahmenbedingungen für die Erhöhung der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigungsverhältnisse (x % in x Jahren).
Die Stadt Pulheim schafft die Rahmenbedingungen für eine Erhöhung des Anteils der gewerblichen und
freiberuflichen Beschäftigten (x % in x Jahren).
Die Stadt Pulheim berücksichtigt bei der Aktivierung von Flächenpotenzialen auch die Ausweisung von
hochwertigen Baulandflächen (Größe, Ausstattung, Lage).
Die Stadt Pulheim schafft die Voraussetzungen für Geschosswohnungsbau in dafür geeigneten Lagen.
Die Stadt Pulheim gibt arbeitsplatzintensiven Unternehmen Vorrang bei der Vermarktung von
Gewerbeflächen.
Die Stadt Pulheim wirkt hin auf eine Optimierung der Verkehrsinfrastruktur (ÖPNV) für die Pendler/innen
und Firmen.
Die Stadt fördert den Ausbau der weichen Standortfaktoren.
Die Stadt Pulheim erhöht die Attraktivität für die Altersgruppe der in Ausbildung / Studium befindlichen
Bürgerinnen und Bürger.
- 13 -
Strategische Ziele zum Leitziel
Die Stadt Pulheim berücksichtigt die Bedürfnisse
einer immer älter werdenden Bevölkerung.
Die Stadt Pulheim schafft einen barrierefreien öffentlichen Lebensraum.
Die Stadt Pulheim sorgt für eine seniorengerechte Stadtentwicklung (beispielsweise Mobilität,
generationenübergreifende Wohnformen).
Die Stadt Pulheim sichert seniorengerechte Sport-, Freizeit- und Bildungsangebote und fördert
Gesundheitsangebote.
Die Stadt Pulheim fördert das Ehrenamt.
Die Stadt fördert generationenübergreifende Vernetzung.
Strategische Ziele zum Leitziel
Die Stadt Pulheim schafft die Rahmenbedingungen für Zuzüge,
insbesondere von Familien mit Kindern.
Die Stadt Pulheim baut flexible und bedarfgerechte Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche aus.
Die Stadt Pulheim entwickelt und realisiert ein Pulheimer Bildungskonzept.
Die Stadt Pulheim schafft die Voraussetzungen für die Aktivierung von Flächenpotenzialen –
im Bestand und im Neubau.
Die Stadt Pulheim entwickelt ein Mobilitätsmanagement.
Die Stadt Pulheim fördert ein Wir-Gefühl der Bürger/innen und praktiziert dialogorientierte
Beteiligungsstrukturen.
Die Stadt Pulheim entwickelt eine städtische Arbeitsmarktpolitik.
Die Stadt Pulheim verbessert die Voraussetzungen für Freizeitangebote.
- 14 -