Daten
Kommune
Pulheim
Größe
23 kB
Datum
03.02.2010
Erstellt
28.01.10, 10:10
Aktualisiert
28.01.10, 10:10
Stichworte
Inhalt der Datei
Stadt Pulheim
Der Bürgermeister
V o r l a g e Nr:
Zur Beratung/Beschlussfassung an:
Gremium
Ausschuss für Tiefbau und Verkehr
IV-660/13
(Amt/Aktenzeichen)
Termin
ö. S.
03.02.2010
X
Herr Engelhardt
(Verfasser/in)
37/2010
nö. S. TOP
19.01.2010
(Datum)
BETREFF:
LED-Musterstraße im Starenweg
VERANLASSER/IN
ANTRAGSTELLER/IN:
TVA vom 4. Februar 2009
HAUSHALTS- / PERSONALWIRTSCHAFTLICHE AUSWIRKUNGEN:
Die Vorlage hat haushaltswirtschaftliche Auswirkungen:
ja
X
nein
Die Vorlage hat personalwirtschaftliche Auswirkungen:
ja
X
nein
wenn ja:
Finanzierungsbedarf (ggf. inkl. zusätzlicher Personalkosten) gesamt:
€
davon:
- im Haushalt des laufenden Jahres:
€
- in den Haushalten der folgenden Jahre:
Jahr:
Jahr:
Jahr:
€
€
€
Die Mittel stehen haushaltswirtschaftlich zur Verfügung:
ja
nein
wenn nein:
Finanzierungsvorschlag:
BESCHLUSSVORSCHLAG:
Der TVA nimmt die Ausführungen der Verwaltung zur Kenntnis.
ERLÄUTERUNGEN:
Wie im TVA vom 04.02.2009 beschlossen, wurde ab November 2009 temporär eine innovative
LED-Musterstraßenbeleuchtung im Starenweg eingerichtet.
Angeschrieben wurden 23 Firmen. Bisher beteiligt haben sich acht Firmen mit insgesamt zwölf
LED-Leuchten. Zwei weitere Leuchten sollen noch geliefert werden. Im Anhang finden Sie die
Leuchtenliste mit den entsprechenden Herstellerangaben.
Zwischenzeitlich konnten die ersten eigenen Erfahrungswerte zu dieser Technologie gesammelt
werden. Diese decken sich weitestgehend mit den Angaben in den sonstigen technischen Publika-1-
tionen der letzten Zeit. Daher ist exemplarisch als Anlage die Veröffentlichung von topten.ch „LED
und Energieeffizienz Straßenbeleuchtung, Empfehlungen für Gemeindebehörden und Beleuchtungsbetreiber“ von Oktober 2009 beigefügt, die die Problematik recht gut erklärt (im Internet unter
www.topten.ch/sb zum Download).
Hier die Erkenntnisse zu LED-Leuchten in Kurzform im Vergleich zur momentan favorisierten Natriumdampflampe:
Farbtemperatur, Lichtfarbe, Blendwirkung:
Die Farbtemperatur der zurzeit angebotenen und hier getesteten LED-Leuchten liegt in der Regel
noch bei 6.500k bis 5.000k (grellweißes Licht). Je niedriger die Farbtemperatur, umso ineffektiver
die LED. Das natürlich vorhandene grellweiße Licht der LEDs wird durch spezielle Beschichtungen
nachträglich wärmer gemacht.
Bei einer Farbtemperatur von 6.500k ist eine nutzbare Lichtausbeute von 75 lm/W bzw. bei 5.000k
von 60 lm/W zu erzielen, wobei durch den schnelllebigen technischen Fortschritt laufend Steigerungen erzielt werden. Im Vergleich dazu erreicht die sonst im Stadtgebiet Pulheim übliche 50 W
NAV-Leuchte eine Effizienz von ca. 70 lm/W bei einer Lichttemperatur von 2.000K (warmgelbliches
Licht).
Die Farbwiedergabe bei LEDs ist im Vergleich zur Natriumdampflampe deutlich besser.
Um die Lichteffizienz der LEDs nicht weiter zu reduzieren, arbeiten einige Hersteller mit direkt
leuchtenden LEDs. Bei diesen ist die Blendwirkung im Vergleich zur NAV-Leuchte deutlich erhöht.
Das gleiche gilt für LED-Leuchten mit Streuscheibe.
Technische Besonderheiten der LEDs:
Das Hauptproblem bei der LED-Technik ist das Wärmemanagement am LED-Chip. LEDs reagieren sehr empfindlich auf zu hohe Temperaturen. Werden Temperaturbereiche von 75° C und mehr
erreicht (ab 150°C droht Totalausfall des Chips), ist der LED-Chip dauerhaft geschädigt und erreicht ab da an nur noch einen Bruchteil seiner ursprünglichen Leuchtkraft. Dieser Vorgang ist irreversibel. Je niedriger die Betriebstemperatur dauerhaft gehalten werden kann, umso höher ist die
mögliche Lebensdauer bzw. der Leuchtkrafterhalt. Die Wärmeabfuhr erfolgt in der Regel über das
Leuchtengehäuse und ist damit konstruktiver technischer Bestandteil der Leuchte.
Um eine gleichbleibende Leuchtleistung der Leuchte zu erzielen, arbeiten die meisten LEDLeuchtenhersteller mit einer stufenweise, betriebstundenabhängigen Erhöhung der Stromzufuhr an
die LED-Chips (z.B. bei einer 3 Watt LED kann der Startwert bei 1,3 W liegen, der Endwert auf 2,2
W eingestellt sein). Daher ist der durchschnittliche Stromverbrauch in Bezug auf die errechnete
Lebensdauer von ca. 50.000 Betriebsstunden nur schwer bestimmbar. Je näher der LED-Chip an
seine Nennleistung belastet wird, umso kürzer ist die Lebensdauer und ineffizienter die Lichtausbeute (lm/W).
Leuchtenkonzepte, wo den einzelnen LEDs spezielle Sektoren zugewiesen werden, haben den
Nachteil, dass, wenn ein LED ausfällt, dieser Bereich dunkel bleibt. Daher sollte jede LED den
kompletten Ausleuchtungsbereich erhellen. Fällt eine aus, so wird die Ausleuchtung nur unwesentlich schlechter.
Da der UV-Anteil im LED-Licht sehr gering ist, sind diese als insektenfreundlich zu bezeichnen.
Durch das in der Regel abgeschirmte und gerichtete Licht ist weniger Streulicht möglich. Dadurch
entsteht auch weniger nächtliche Lichtverschmutzung.
Die Lichtfarbgleichheit der LEDs untereinander ist zurzeit noch problematisch, da je produzierter
Platine jede einzelne LED leicht unterschiedlich zur nächsten leuchtet. Im Nachgang werden daher
bei den LED-Herstellern durch Tests die farbgleichen LED-Chips zusammengestellt und an die
Leuchtenhersteller nach deren Wünschen ausgeliefert.
-2-
Das durchschnittliche Alter eines LED-Chip Models beträgt nicht mehr als sechs Monate. Danach
wird dieser LED-Chip nicht mehr produziert. Oftmals ist der Nachfolgechip mit dem Vorgängerchip
nicht kompatibel. Das führt zu Problemen bei der späteren Ersatzteilversorgung.
Die Chipentwicklung ist momentan sehr schnelllebig. Es fehlt noch eine einheitliche technische
Normung.
Energieeinsparung und Ausleuchtung:
Das Energieeinsparpotenzial der LED-Leuchten resultiert zurzeit ausschließlich aus der Tatsache,
dass der Ausleuchtungskegel durch die speziell ausgerichteten LEDs enger ausgelegt wird als
dies bei den Standardspiegeloptiken der NAV-Leuchten üblich ist. Dadurch werden nur noch die
vorgegebenen Bereiche, z.B. Fahrbahn und Gehwege, aber nicht mehr die sonstigen Randbereiche (Vorgärten, Hausfassaden, Nebenflächen usw.) erhellt. Dies führt im Vergleich zur NAVLeuchte zu einem deutlich dunkleren, kälteren und nicht mehr so heimelig wirkenden Stadtbild.
Außerdem sind der universelle Einsatz und die Austauschbarkeit der Leuchten eingeschränkt. Die
Leuchte muss immer auf die entsprechende Beleuchtungssituation abgestimmt sein.
Unter Zugrundelegung der Herstellerangaben liegt das Einsparpotenzial bei den hier getesteten
Leuchten (gleichwertige Leuchtkraft ist ab 3.000 Lumen gegeben) bei ca. 20% = 10 - 14 W pro
Leuchte.
Wirtschaftlichkeit:
Bei durchschnittlich 4.050 Betriebstunden pro Jahr (ungedimmt ohne Nachtabsenkung) ergeben
sich Stromeinsparungen zur NAV-Leuchte in der Größenordnung von 6 - 9 € pro Jahr (aktueller
Strompreis Straßenbeleuchtung Pulheim 14,8 ct/kW). Den Energieeinsparungen stehen Anschaffungskosten in Höhe vom mindestens dem dreifachen von Natriumdampfleuchten gegenüber (260
- 420 € zu 800 - 2.000 €). Bei einem kalkulatorischem Lebenszyklus für Straßenleuchten von 30
Jahren können zurzeit die Mehrausgaben von min. 500 € nicht refinanziert werden. Hinzu kommt
noch der bisher ungenügend gelöste Ersatz der LEDs nach spätestens 20.000 - 60.000 Betriebsstunden= max. 15 Jahre. Der komplette elektrotechnische Leuchteneinsatz müsste dann bei vielen
Herstellern ersetzt werde. Kosten zurzeit > 400 € pro Stück. Im gleichen Zeitraum werden bei den
Natriumdampfleuchten nur 3 neue Leuchtmittel a 10 € benötigt.
Das eigentliche Sparpotenzial der LED erschließt sich erst, wenn diese bedarfsgesteuert betrieben
werden. LEDs benötigen keine Einbrennphase sondern sind sofort bei 100% Leuchtleistung. Sie
lassen sich hervorragend bedarfsgerecht dimmen ohne überproportional an Lichtleistung zu verlieren. Das kann die NAV-Leuchte nicht. Dies setzt jedoch eine aufwendige noch nicht ausgereifte
Steuerungstechnik voraus.
Zusammengefasst ist festzustellen, dass momentan ein wirtschaftlicher Betrieb der LED-Leuchten
noch nicht gegeben ist.
Resonanz in der Bevölkerung
Einhergehend mit der Montage der LED-Leuchten im Starenweg wurde ein Anwohnerinformationsschreiben mit angefügtem Fragebogen zur LED-Beleuchtung verteilt. Zusätzlich wurde dieser
Fragebogen auch im Internet veröffentlicht. Die Bevölkerung wurde über die Tagespresse eingeladen, sich im Starenweg über die LED-Leuchten ein eigenes Bild zu machen. Allerdings wurden
lediglich drei Fragebögen ausgefüllt zurück gesandt, was die Vermutung nahe legt, dass die Art
der Beleuchtung für die Bürger von geringem Interesse ist und dass das LED-Licht weder als besonders störend noch als besonders attraktiv empfunden wird. Konkret wurden folgende aufgrund
der geringen Resonanz nicht repräsentative Antworten gegeben:
•
Frage „Wie ist Ihr Gesamteindruck zur installierten LED-Beleuchtung?
Die Antworten waren: Gut; nicht beeindruckend; zu kalt
•
Frage „Was gefällt Ihnen am LED-Licht besonders gut und was besonders schlecht?“
-3-
Das Licht wurde als gut empfunden, und die Einwirkung auf die Umgebung genannt.
•
Frage: „Wenn Sie wählen könnten zwischen dem LED-Licht und dem ursprünglichen Natriumdampflicht, welches würden Sie bevorzugen?“
Hier wurden kaufmännische Gründe genannt, die die Entscheidung beeinflussten. Der eine bevorzugt das gelbliche Natriumdampflicht, der andere lehnt dieses wegen seines Gelbstiches
und dem dunklerem Erscheinungsbild ab.
Im Anschluss an die TVA-Sitzung besteht die Möglichkeit , sich im Foyer im Erdgeschoss
direkt bei einigen Herstellern zu informieren.
Die LED-Musterstraße wird Anfang März wieder zurückgebaut und erstrahlt dann wieder in gelblichem NAV-Licht. Die LED-Leuchten werden an die Hersteller zurück gegeben.
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