Daten
Kommune
Pulheim
Größe
24 kB
Datum
27.10.2009
Erstellt
26.10.09, 11:28
Aktualisiert
26.10.09, 11:28
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Festakt am 08.10.2009
Dankesworte Bürgermeister Dr. Karl August Morisse
Es gilt das in Reaktion auf die Inhalte der Ausführungen
meiner Vorrednerinnen und Vorredner gesprochene Wort.
Hochverehrter Herr Ministerpräsident,
verehrter Herr Prof. Dr. Korte,
liebe Angelika, Silke, Anke und liebe Hertha,
meine sehr verehrten Damen und Herren!
Pulheim verdankt allen, die sich heute hier im Saal versammelt haben, wertvolle Beiträge zu
seiner äußeren und inneren Entwicklung. Alle Anwesenden haben unsere Stadt unmittelbar
oder mittelbar gefördert und dafür möchte ich Ihnen ausdrücklich danken. Zugleich danke ich
Ihnen für die Unterstützung, die Sie mir bei vielen Gelegenheiten gewährt haben. Ich freue
mich, dass Sie der Einladung gefolgt sind und grüße Sie herzlich.
Ein besonderer Gruß gilt Ihnen, hochverehrter Herr Ministerpräsident und Dir, lieber Jürgen.
Es bedeutet mir viel, dass Du trotz der Koalitionsverhandlungen in Berlin zu meiner Verabschiedung gekommen bist und die Laudatio gehalten hast. Ich danke Dir für Deine Worte.
Sie haben für mich ein besonderes Gewicht. Du warst ein Mann der ersten Stunde. Du hast
in den für Pulheim entscheidenden ersten 12 Jahren nach der kommunalen Neugliederung
(Stichtag: 01.01.1975) als Ratsmitglied, später Fraktionsvorsitzender, danach Beigeordneter
und von 1981 - 1987 als stellvertretender Stadtdirektor für beeindruckende Fortschritte
gesorgt und vor allem das hochkomplexe Ortskernsanierungsverfahren vorangetrieben.
Zusammen mit Rolf Cosar und Gerhard Dornseifer waren wir ein unschlagbares Team.
Ich hatte Dir seinerzeit die Heiligsprechung in Aussicht gestellt, wenn Du es schaffst, die
Grundstücke für die unendlich wichtige, aber höchst umstrittene und mit allen Mitteln
bekämpfte Ortskernentlastungsstraße - die heutige "Steinstraße" - zu erwerben. Nachdem
Dir dies zum grenzenlosen Erstaunen aller gelungen war, stellte sich bedauerlicherweise
heraus, dass der Rat für Heiligsprechungen nicht zuständig ist. Das liegt mir noch heute
im Magen.
Ihnen, verehrter Herr Professor Dr. Korte, danke ich herzlich für Ihren spannenden und
gehaltvollen Vortrag. Sie haben die Corona bereichert. Wir werden das neu erworbene
Wissen verbreiten und als glänzende Analytiker bewundert werden.
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Ganz herzlich bedanke ich mich auch bei Ihnen, liebe Frau Rehmann und liebe Frau Kilias,
für Ihre wohlüberlegten und bewegenden Ausführungen.
Wenn in meiner Anwesenheit öffentlich über mich gesprochen wird, sitze ich auf einem
Marterstuhl. Dies ist nun vorbei. Herr Rüttgers und Sie haben es mir leicht gemacht zuzuhören, weil ich mich in dem, was gesagt wurde, wiedergefunden habe.
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
im Frühjahr 1975 hatte ich mich im Alter von 33 Jahren um die Stelle des Gemeindedirektors
beworben. Ich wurde eingeladen, mich im Haupt- und Finanzausschuss vorzustellen.
Er tagte damals im Schulzentrum. In der Pförtnerloge saß ein Mitarbeiter aus dem Sozialamt.
Er teilte mir freundlich mit, er dürfe mich nicht mehr in den Sitzungssaal lassen. Die öffentliche Sitzung sei bereits zu Ende und nach der Pause würden sich zwei Kandidaten für das
Amt des Verwaltungschefs vorstellen. Ich sagte ihm, ich sei einer der beiden. Das erheiterte
ihn außerordentlich. Er rief mir vor Lachen prustend zu "Du Jeck, dat hättste jähn."
Dennoch wurde ich gewählt. Herr Dr. Worms, Herr Umpfenbach und ihre Fraktionen waren
ein nicht abschätzbares Risiko eingegangen. Ich bin ihnen zutiefst dankbar dafür, dass sie
mir eine Aufgabe übertragen haben, mit der ich mich total identifizieren konnte und die mich
erfüllt hat. Als nach 12 Jahren die erste Wiederwahl anstand, habe ich auch die Stimmen der
SPD und der GRÜNEN erhalten und das nie vergessen. Gemeindedirektor zu sein, später
Stadtdirektor und danach Bürgermeister, war für mich der schönste Beruf.
Wenige Monate nach meinem Dienstantritt hatten mich frühere Kollegen aus dem Referat
[Rechtsangelegenheiten] "Außenwirtschaftsverkehr und Fischereiangelegenheiten" des
Bundesernährungsministeriums im Rathaus besucht. Nachdem sie den damals desolaten
Ortskern besichtigt hatten und von mir über die prekäre Finanzlage der Gemeinde und den
Berg ungelöster Probleme informiert worden waren, reisten sie in der Überzeugung ab,
mich nicht beneiden zu müssen. Sie hatten nicht erkannt, dass in Pulheim ein großes und
bei weitem nicht ausgeschöpftes Entwicklungspotenzial steckt und dass es eine einzigartige
Herausforderung ist, alles zu entwickeln, was in einer Gemeinde angelegt ist.
Seitdem sind 34 Jahre vergangen und ich verlasse das Rathaus im optimalen Seelenzustand. Ich bin hoch zufrieden mit der Entwicklung unserer Stadt und meiner persönlichen
Bilanz. Ihre Krönung ist die Verleihung des Ehrenbürgerrechts. Ich danke dem Rat und
jedem einzelnen Ratsmitglied von Herzen für die Auszeichnung. Mich hat es unglaublich
gefreut, dass die Entscheidung einstimmig ausgefallen ist.
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Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Entwicklung Pulheims ist nicht das Werk eines
Einzelnen oder mehrerer Einzelner, sondern eine Gemeinschaftsleistung von Rat, Verwaltung, Bürgerschaft, hilfreichen Menschen aus allen politischen sowie administrativen Ebenen
und mir. Zwar hängt unendlich viel von den Gemeinvorstellungen, dem Charakter, der Energie und dem Wesen des Mannes – oder der Frau – an der Spitze ab. Er kann jedoch nur
dann wirklich etwas bewegen
- wenn die Gemeinwohlvorstellungen des Rates oder der Ratsmehrheit und seine
eigenen weitgehend übereinstimmen,
- die Bürgerschaft die Notwendigkeit von Veränderungen akzeptiert und
- die Verwaltung aus innerer Überzeugung mitzieht.
Es wäre verwegen, der Pulheimer Bürgerschaft pauschal bestimmte gemeinsame Eigenschaften und Verhaltensweisen zu attestieren. Zulässig ist allerdings ein subjektiver Befund.
Ich habe die Pulheimer Bürgerinnen und Bürger von wenigen Ausnahmen abgesehen als
selbstbewusst, aufgeklärt, aufgeschlossen und freundlich erlebt. Die Bürgerschaft verfügt
über Realitätssinn und ist für Sachargumente zugänglich. Ihre Anforderungen an die Leistungen der Stadt und der handelnden Personen sind hoch. Zugleich ist sie aber auch bereit,
Leistungen anzuerkennen. Ich habe mir zu keinem Zeitpunkt eine andere Bürgerschaft gewünscht.
Das Gleiche gilt für den Rat. Es ist mir leicht gefallen, ihn zu achten. Der Pulheimer Rat ist
ein Arbeitsrat. Er denkt und handelt rational und strikt gemeinwohlorientiert. Wer sich zu
Lasten der Allgemeinheit einen ungerechtfertigten Vorteil verschaffen möchte, ist bei ihm an
der falschen Adresse. Ihn zeichnet aus, dass er sich responsiv verhält, zugleich aber auch
kraftvoll führt. [Seine Handlungsmaxime lautet, soviel Responsivität wie möglich; soviel
Sachorientierung wie nötig.] Er hat nichts Unstetes an sich und vielfach in kritischen Situationen bewiesen, dass er über politischen Mut verfügt.
Seine politische Kultur ist niveauvoll. Selbstverständlich kämpft jede Fraktion für ihre Positionen und dies häufig sehr leidenschaftlich. Keine bestreitet jedoch einer anderen, dass sie
ebenfalls das Beste für die Bürgerschaft will. Auseinandersetzungen über Forderungen,
Wünsche und Anregungen reduzieren sich deshalb meist auf die Frage, ob die mit ihnen
verbundenen finanziellen Konsequenzen verkraftbar sind.
Pulheim hatte das Glück, dass der erste Rat nach der kommunalen Neugliederung sehr stark
besetzt war. Er hat mit weit in die Zukunft reichenden Entscheidungen die Grundlagen für
den Aufstieg der Stadt gelegt. Ihm gehörten Persönlichkeiten an, die damals oder später in
der Wirtschaft, in der Bundes- und Landespolitik, in unserer Stadt oder in der öffentlichen
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Verwaltung eine bedeutende Rolle gespielt haben oder noch spielen. Einige habe ich bereits
erwähnt. Stellvertretend für alle nenne ich Jürgen Rüttgers, Bernhard Worms,
Franz Josef Spalthoff, Hans Umpfenbach, Willy Mevis, Ulrich Hollmann, Hartmut Menssen
und Rainer Hinz.
Ich danke dem Pulheimer Rat für die von wechselseitigem Respekt und wechselseitiger
Achtung geprägte fruchtbare Zusammenarbeit.
Dank sage ich auch der Verwaltung. Sie ist produktiv, kreativ und allen Herausforderungen
gewachsen. Ich hatte ungezählte Anlässe, stolz auf sie zu sein. Wir haben qualifizierte und
engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Es hat sich ausgezahlt, dass bei Einstellungen
und Beförderungen nur die Kriterien Eignung, Befähigung und Leistung entscheidend sind.
Ich bin den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren Einsatz, ihre Loyalität und die wirklich
überwältigende Abschiedsveranstaltung für mich vor einer Woche sehr dankbar. Sie haben
mir neun Oskars überreicht, obwohl acht ausgereicht hätten.
Mein besonderer Dank gilt Herrn Ersten Beigeordneten Senk, Herrn Beigeordneten Thelen
und Herrn Beigeordneten Herpel, den Führungskräften meines Dezernates: Herrn Winter,
Herrn Schmitz, Herrn Dr. Auer, Herrn Aldenhoven und Frau Liebau. Zudem danke ich
meinen langjährigen Sekretärinnen, Frau Röhrig und Frau Rickus sowie ihrer Nachfolgerin,
Frau Breuer und Herrn Fetten, Herrn Friedrichs und Herrn Klose. Sie haben mich jeweils
viele Jahre lang unfallfrei gefahren.
Zusammenfassend kann ich feststellen: Die Bürgerschaft, der Rat, die Verwaltung und ich
haben zusammengepasst.
Großen Dank schulde ich auch den Mitgliedern meiner Wählerinitiative. Sie hat maßgeblichen Anteil daran, dass ich 1999 zum Bürgermeister gewählt worden bin und 2004 ein
Wahlergebnis erreicht habe, von dem ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Bei beiden
Wahlen waren Mitbewerber aus der CDU und der SPD sowie eine Mitbewerberin von Bündnis90/DIE GRÜNEN angetreten. Als ich mich 1999 zur ersten Kandidatur entschlossen hatte,
konnte ich nur auf die aktive Unterstützung durch die FDP, den Bürgerverein, meine Familie
sowie Freunde und Bekannte bauen. Kurze Zeit später entwickelte sich eine Wählerinitiative,
die während des Wahlkampfs immer größer wurde und mit einer Flut neuer Ideen und einem
ungeheuren Einsatz für mich gekämpft hat.
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Da ich keineswegs Everybody's Darling bin und auch nicht besonders pflegeleicht, war die
Erfahrung, dass mir Menschen helfen, zu denen ich keinen oder nur einen flüchtigen Kontakt
hatte, für mich überraschend und zugleich beglückend. Ich hätte selbst eine Niederlage
schnell verkraftet, weil ich etwas für mich Einzigartiges und Wunderschönes erlebt hatte.
Bedanken möchte ich mich auch bei den Vertreterinnen und Vertretern der Medien. Sie
haben mich seit Jahren fair behandelt. Das war vor ihrer Zeit nicht immer der Fall. Es gab
Phasen, in denen Informationen so stark politisiert wurden, dass ich bisweilen um fünf Uhr
aufgestanden bin, um nachzulesen, was wieder Schreckliches über den lieben Karl August in
der Zeitung steht.
Den größten Dank schulde ich dir, liebe Angelika. Ohne Dein Verständnis, Deinen Rückhalt,
Deinen Rat, Deinen Beistand in schlimmen Situationen und Deinen kämpferischen Einsatz
für mich hätte ich die 34 Jahre im Amt nicht erleben können. Ich bedaure, dass ich zu wenig
Zeit für Dich, für Silke und für Anke hatte.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Entscheidung nicht erneut zu kandidieren beruht auf rationalen Erwägungen. Wäre es nach meinem Gefühl gegangen, säßen wir heute
nicht hier. Das heißt nicht, dass ich mich nicht darüber freue, heute zusammen mit Ihnen
feiern zu können. Ich wünsche Ihnen persönlich alles erdenklich Gute und werde mich immer
freuen, wenn ich Sie sehe.
Unserem Pulheim wünsche ich ein ewiges vivat, crescat, floreat!
Es soll leben, wachsen und blühen.
Vielen Dank.
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Nunmehr bitte ich Sie, lieber Herr Keppeler, und Ihre Frau auf die Bühne.
Herzlich willkommen!
Meine sehr verehrten Damen und Herren,
unser neuer Bürgermeister tritt in wenigen Tagen (am 21.10.2009) sein Amt an. Er ist mit
61,8 % gewählt worden und hat damit eine starke Legitimation.
Herr Keppeler ist 36 Jahre alt, verheiratet, seit 10 Jahren Ratsmitglied und mit den örtlichen
Verhältnissen von Jugend an bestens vertraut. Er war bislang als selbstständiger Rechtsanwalt tätig und ist damit an Arbeit ohne zeitliches Limit gewöhnt. Er verfügt über ein abgewogenes Urteil, ist sozial sensibel und den Menschen zugewandt.
Er wird die mit seinem Amt verbundenen Herausforderungen bewältigen. Ich bitte die
Bürgerschaft, den Rat und die Verwaltung, den neuen Bürgermeister zu unterstützen.
Lieber Herr Keppeler,
Sie können fast alles durch eigene Arbeit erreichen, aber manchmal muss etwas hinzukommen, was man nicht erzwingen kann. Das ist die Fortune, die der Alte Fritz von seinen Generälen verlangt hat. Ich wünsche Ihnen von Herzen Fortune und viele Anlässe zur Freude und
Zufriedenheit als Bürgermeister.
Nunmehr übergebe ich den Stab an Sie.
Sie haben das Wort.
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