Daten
Kommune
Pulheim
Größe
506 kB
Datum
24.06.2009
Erstellt
15.06.09, 14:59
Aktualisiert
15.06.09, 14:59
Stichworte
Inhalt der Datei
Benchmarking Abwasser Nordrhein-Westfalen
Abschlussdokumentation
Teil 1: Individualbericht
- Erhebungsjahr 2006 -
Stadt Pulheim
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ........................................................................................................I
Abbildungsverzeichnis ...............................................................................................II
Anlagenverzeichnis.....................................................................................................II
1
Das Wichtigste zum Gesamtprojekt....................................................................1
2
Die Beteiligung des Unternehmens ....................................................................6
2.1
Berichtsinhalte............................................................................................................................6
2.2
Projektteilnehmer .......................................................................................................................6
2.3
Erläuterung der Darstellungen und Interpretation der Ergebnisse.......................................8
3
Die Ergebnisse....................................................................................................11
3.1
Struktur und Technik ...............................................................................................................11
3.2
Wirtschaftlichkeit......................................................................................................................13
3.3
Sicherheit ..................................................................................................................................16
3.4
Qualität und Kundenservice....................................................................................................18
3.5
Nachhaltigkeit ...........................................................................................................................20
4
Zusammenfassung.............................................................................................23
Seite I
Abbildungsverzeichnis
Abb.1:Aufgabenerfüllungen aller Teilnehmer.......................................................................................... 7
Abb.2:Rechtsformen aller Teilnehmer..................................................................................................... 7
Abb.3: Vorgehen bei der Ursachenanalyse .......................................................................................... 10
Abb.4: Ursachenanalyse: Erkenntnisse vom Groben zum Feinen ....................................................... 10
Abb.5: Unternehmensprofil Struktur und Technik ................................................................................. 12
Abb.6: Spezifischer Gesamtaufwand Abwasserbeseitigung................................................................. 13
Abb.7: Spezifischer Betriebsaufwand Abwasserbeseitigung ................................................................ 14
Abb.8: Unternehmensprofil Wirtschaftlichkeit ....................................................................................... 15
Abb.9: Sanierungsbedürftige Kanallängenrate ..................................................................................... 16
Abb.10: Unternehmensprofil Sicherheit ................................................................................................ 17
Abb.11: Reinigungsleistung CSB .......................................................................................................... 18
Abb.12: Unternehmensprofil Qualität und Kundenservice .................................................................... 19
Abb.13: Jährliche Kanalerneuerungsrate.............................................................................................. 20
Abb.14: Spezifischer Energieverbrauch Abwasserbeseitigung ............................................................ 21
Abb.15: Unternehmensprofil Nachhaltigkeit.......................................................................................... 22
Anlagenverzeichnis
Abschlussdokumentation Teil 2: Detailanalyse
Abschlussdokumentation Teil 3: Übersicht Eingabewerte und Kennzahlen
Seite II
1 Das Wichtigste zum Gesamtprojekt
Durch die gute Beteiligung der Unternehmen der Abwasserbeseitigung in Nordrhein-Westfalen am
erstmals durchgeführten Benchmarking konnten zuverlässig flächendeckende Aussagen in hoher
Detailtiefe getroffen werden.
Die gemeinsame Initiative von Städtetag Nordrhein-Westfalen, Städte- und Gemeindebund
Nordrhein-Westfalen, Arbeitsgemeinschaft der Wasserwirtschaftsverbände (agw) in NordrheinWestfalen und dem DWA-Landesverband Nordrhein-Westfalen hat sich außerordentlich bewährt. Es
wird beabsichtigt, die Initiative weiter fortzuführen, um in einem zweijährigen Rhythmus ein
landesweites Benchmarking mit dem Ziel der belastbaren Positionsbestimmung und der daraus
resultierenden kontinuierlichen Weiterentwicklung zu etablieren.
Das Benchmarking Abwasser Nordrhein-Westfalen erfüllt die zentralen Anforderungen der
Modernisierungsstrategie der Bundesregierung (BR-Drucksache, 16/1094) hinsichtlich möglichst
flächendeckender Mitwirkung der Unternehmen, Unterrichtung der Öffentlichkeit, Einbeziehung der
Grundsätze der Verbändeerklärung der Wasserwirtschaftsverbände (ATT, et al., 2005) sowie aktiver
Begleitung durch die kommunalen Spitzenverbände. Die Grundsätze der Verbändeerklärung
beinhalten unter anderem die Vertraulichkeit sowie die freiwillige Teilnahme am Benchmarking.
Das durchgeführte Benchmarking als Unternehmensbenchmarking bildet den Ausgangspunkt für
die Erarbeitung möglicher Verbesserungspotenziale und die Umsetzung von Optimierungsmaßnahmen an Hand der individuellen Ergebnisberichte. Die erkannten Verbesserungspotenziale und die
geplanten Optimierungsmaßnahmen können, soweit erforderlich, durch weitergehende, vertiefende
Vergleiche von ausgewählten Geschäftsprozessen im Rahmen eines Prozessbenchmarkings weiter
konkretisiert und im Detail umsetzbar gemacht werden.
Die Teilnahme am Benchmarking ist für alle Unternehmensgrößen und Organisationsformen
sinnvoll und durch die unterschiedlichen Erhebungsumfänge einfach möglich. Auch für sehr kleine
Kommunen und Unternehmen konnte eine beachtliche Beteiligung erreicht werden. Teilgenommen
haben Kommunen, Verbände und Organisationen in öffentlicher und privater Rechtsform.
An der ersten Projektrunde des Benchmarking Abwasser Nordrhein-Westfalens haben sich
111 Betreiber von Abwasseranlagen beteiligt (107 Unternehmen haben den Benchmarkingprozess
vollständig abgeschlossen), die damit 70 % der angeschlossenen Einwohner in Bezug auf die
Abwasserbehandlung sowie 37 % in Bezug auf die Länge des öffentlichen Kanalnetzes ganz
Nordrhein-Westfalens repräsentieren.
Nach den Auswertungen, die dem vorliegenden Bericht zu Grunde liegen, kann folgendes
zusammenfassend über alle untersuchten Bereiche festgehalten werden. In Nordrhein-Westfalen ist
mit einem Anschlussgrad von 97 % an die öffentliche Kanalisation nahezu ein Vollanschluss erreicht,
was darauf schließen lässt, dass zukünftig die Erhaltung des Bestandes im Sinne einer nachhaltigen
Bewirtschaftung in den Vordergrund rücken wird. Die Qualität, mit der die Abwasserbehandlung sowie
die Abwasserableitung zum derzeitigen Stand durchgeführt werden ist auf einem sehr hohen Niveau.
Auch im Bereich der Nachhaltigkeit sind beispielsweise die Kanalerneuerungsraten überdurchschnittlich hoch. Dieses hohe Niveau der Abwasserbeseitigung wird gleichzeitig unter dem Gesichtspunkt
der Wirtschaftlichkeit mit guten Effizienzkennzahlen erbracht.
Innerhalb des Projektes wurden die Rahmendaten - Struktur und Technik - sowie die Säulen,
Sicherheit, Qualität, Kundenservice, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit für die einzelnen
Unternehmen untersucht.
Seite 1
Zusammenfassend für die Rahmendaten - Struktur und Technik - der Abwasserbeseitigung konnten
für NRW die folgenden Aspekte herausgearbeitet werden:
Fazit Rahmendaten - Struktur und Technik:
In Nordrhein-Westfalen wird gleichermaßen im Misch- bzw. Trennsystem entwässert. Größere
Anteile am Trennsystem sind primär bei Teilnehmern mit einer Einwohnerdichte < 200 E/km²
zu finden. Hier findet sich auch der größte Niederschlagswasser- und Fremdwasseranfall je
Einwohnerwert.
Die Einwohnerdichte bestimmt die spezifische Gesamtkanallänge je Einwohner und den
Metermengenwert. Bei Unternehmen im ländlichen Raum führen zum einen die Entwässerung
zahlreicher Ortslagen und zum anderen die längere Entfernung zwischen Einwohnern und
Kläranlage bzw. Vorfluter zu einer höheren spezifischen Kanalnetzlänge je Einwohner. Im
städtischen Bereich sind im Vergleich zum ländlichen Bereich komplexere Kanalnetze vorhanden, die schwieriger zu betreuen sind.
Bei kleineren Betreibern wird der höhere spezifische Gesamtabwasseranfall durch die
höheren zu behandelnden Mengenanteile von Fremd- und Niederschlagswasser verursacht.
Höhere Anteile an Fremd- und Niederschlagswasser, die zusätzlich in der Kläranlage gereinigt
werden müssen, können ebenfalls den Aufwand beeinflussen.
Die Leistungsmerkmale der Säule „Sicherheit“ basieren auf der technischen Entsorgungssicherheit.
Hier stand insbesondere die Überprüfung und Sicherung des baulichen Zustandes der Kanalisation
(bspw. Dichtigkeit) im Vordergrund.
Fazit technische Entsorgungssicherheit:
Als Grundlage für die Investitionen dient die Kenntnis über den Kanalzustand. Um diesen
Überblick zu bekommen, mussten alle Städte und Gemeinden in NRW nach der Selbstüberwachungsverordnung Kanal NRW (SüwVKan, 1995) das gesamte Kanalisationsnetz bis zum
31.12.2005 mit einer jährlichen Inspektionsrate von mindestens 10 % vollständig überprüfen.
In Nordrhein-Westfalen ist dieser Vorgabe voll entsprochen worden. Nach Abschluss dieser
Ersterfassung sind ab dem 01.01.2006 mindestens jährlich 5 % der Kanalisation auf ihren
Zustand zu überprüfen, wobei das gesamte Netz (100 %) innerhalb von 15 Jahren überprüft
werden muss.
Insbesondere im urbanen Bereich besteht in Nordrhein-Westfalen aufgrund des höheren
Kanalalters grundsätzlich ein höherer Anteil an sanierungsbedürftigen Kanalnetzstrecken.
Im ländlichen Raum sind im Mittel jüngere Kanäle vorhanden, sodass seltener „sofort“
(Zustandsklasse 0) und „kurzfristig“ (Zustandsklasse 1) saniert werden muss.
Die jährliche Kanalerneuerungsrate, bestehend aus Erneuerungen und Renovierungen, liegt
in Nordrhein-Westfalen bei 0,87 %. Damit liegt sie über den Raten aus anderen Bundesländern. Dies korrespondiert mit der vollständigen Erstinspektion bis zum 31.12.2005 nach
SüwVKan, wodurch deutlich wurde, an welchen Kanälen Sanierungsmaßnahmen zukünftig
durchgeführt werden müssen. Eine vollständige Bewertung der Kanalerneuerungsrate kann
aber erst in der nächsten Projektrunde durch ergänzende Abfragen der reparierten Kanalnetz-
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längen und der Darstellung von Zeitreihen erfolgen. Die nicht investiv erneuerten und nur reparierten Kanäle bleiben derzeit unberücksichtigt, tragen aber maßgeblich zur technischen
Substanzerhaltung des Kanalnetzes bei. Die Erhebung des Anteils der reparierten Kanäle ist
zukünftig vorgesehen.
47 % der Teilnehmer besitzen ein Risikomanagementsystem nach KonTrag, das es ermöglicht, Entwicklungen, die den Bestand gefährden, frühzeitig zu erkennen. Die Einführung eines
Risikomanagementsystems nach KonTrag ist für die meisten Unternehmen der Abwasserbeseitigung nicht verpflichtend, jedoch hilfreich.
Maßgebend für die erzielte Qualität bei der Abwasserbehandlung sind die erreichten Reinigungsleistungen der unterschiedlichen Parameter. Ein Hinweis für die Qualität in der Abwasserableitung ist die
Höhe des Anschlussgrades an die Kanalisation. Der Kundenservice wird mit Hilfe der „Beschwerden
zur Abwasserbeseitigung“ beschrieben.
Fazit Qualität und Kundenservice:
Die Reinigungsleistung bei den Parametern „Chemischer Sauerstoffbedarf“ und „Gesamtstickstoff“ liegt in Nordrhein-Westfalen über dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Nur bei vereinzelten Betreibern konnten im Erhebungsjahr die nach Anhang 1 AbwV geforderten Grenzwerte temporär nicht eingehalten werden. Die Ablaufkonzentrationen für CSB und
Nges liegen deutlich unter den Grenzwerten; ein Zeichen für die hohe Reinigungsqualität in
Nordrhein-Westfalen.
Der Anschlussgrad hat in Nordrhein-Westfalen insgesamt mit 97 % einen hohen Wert erreicht
(MUNLV, 2008). Für die Teilnehmer am Benchmarking Abwasser Nordrhein-Westfalen zeigt
sich ein leicht höherer Wert von 97,6 %. Der Anschlussgrad ist im ländlichen Raum nur unwesentlich geringer. Bei internationalen Vergleichen steht der Anschlussgrad auch für das Kriterium des Schutzes der öffentlichen Gesundheit. Somit stellt sich für Nordrhein-Westfalen im
Hinblick darauf ein sehr guter Stand, der mit einem Vollanschluss gleichzusetzen ist, dar.
Für Nordrhein-Westfalen stellt sich im Bereich Kundenzufriedenheit ein stark heterogenes Bild
dar. Je größer das Unternehmen gemessen an den Einwohnerwerten ist, desto höher sind die
Werte für die gemeldeten Beschwerden pro 1.000 HA. Dies kann daran liegen, dass in diesen
Unternehmen ein systematisches Erfassungssystem existiert. Es wird allen Unternehmen
empfohlen, die Einführung eines an die Unternehmensgröße und -bedürfnisse angepassten
Beschwerdemanagementsystems zu prüfen.
Die Substanzerhaltung der Anlagen der Abwasserbeseitigung, deren kontinuierliche Modernisierung
und auch ihr Ausbau sind Kriterien für die wirtschaftliche und umweltgerechte Nachhaltigkeit. Diese
Kennzahlen sollten jedoch über einen längeren Zeitraum betrachtet werden. Die folgende Bewertung
nur eine Momentaufnahme des Jahres 2006 in dem Bereich der Nachhaltigkeit sein kann.
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Fazit Nachhaltigkeit:
Der Hauptanteil der Investitionen entfällt in Nordrhein-Westfalen (Stand: 2006) im Durchschnitt auf die Abwasserableitung (67 %). Davon geht der größere Anteil in den Neubau der
Kanalisation. Dieses ist durch die in den vergangenen Jahren durchgeführte Erhöhung des
Anschlussgrads an das öffentliche Kanalnetz begründet. Inzwischen ist in NRW ein Anschlussgrad von 97 % erreicht, so dass davon auszugehen ist, dass in den nächsten Jahren
nach der Erstinspektion der Kanäle der Anteil der Investitionen im Hinblick auf Kanalsanierungen ansteigen wird. Es zeigt sich aber auch, dass abwassertechnische Vorgaben im Hinblick
auf eine verträgliche Gebührenentwicklung zeitlich strukturiert abgearbeitet werden.
In Nordrhein-Westfalen wird im Mittel auf den Kläranlagen noch zu wenig Energie selbst
erzeugt. Hier bestehen Optimierungsmöglichkeiten für die Teilnehmer/Kommunen, da die
Abwasserbehandlung in der Regel der größte kommunale Energieverbraucher ist. In Einzelfallanalysen sollte z.B. die Einrichtung und Herstellung von BHKWs geprüft werden, um die
Eigenenergieerzeugungsquote zu steigern. Besonders vor dem Hintergrund der weltweit ansteigenden Energiekosten ist die Optimierung in diesem Punkt sehr wichtig.
Insbesondere die Krankheits- und Ausfallquote sollte in einer mehrjährigen Betrachtung
verifiziert werden. Die Krankheits- und Ausfallquote für das Erhebungsjahr liegt in NordrheinWestfalen im deutschlandweiten Durchschnitt.
Für dieses Erhebungsjahr liegen die Fort- und Weiterbildungstage in der nordrheinwestfälischen Abwasserbeseitigung mit zwei Tagen unter der von der OECD empfohlenen
Höhe von fünf Tagen.
Die Analyse der Wirtschaftlichkeit wurde getrennt nach den Aufgaben, die die Teilnehmer
durchführen, betrachtet. Die Aufwendungen wurden getrennt für die gesamte Abwasserbeseitigung,
die Abwasserableitung und die Abwasserbehandlung analysiert.
Fazit Wirtschaftlichkeit:
Der Gesamtaufwand der Abwasserbeseitigung ist bei den größeren Betreibern geringer als
bei den kleinen. Der spezifische Gesamtaufwand der Abwasserbeseitigung sinkt jedoch nicht
mit der Einwohnerdichte. Gebiete mit einer Einwohnerdichte von 200 – 750 E/km² sind günstiger als städtische und ländliche Regionen.
In Nordrhein-Westfalen besteht für die Abwasserableitung ein höherer Aufwand als für die
Abwasserbehandlung (Verhältnis 1,5 : 1,0).
Bei kleineren Betreibern wird der höhere spezifische Gesamtabwasseranfall durch die
höheren zu behandelnden Mengenanteile von Fremd- und Niederschlagswasser und nicht
durch höhere Schmutzwasseranteile in den Kläranlagen verursacht.
Die unter Struktur und Technik beschriebenen „Strukturellen Nachteile“ für die ländlichen
Betreiber lassen sich in den Aufwandskennzahlen für NRW nicht durchgehend belegen.
Mit der Unternehmensgröße, abhängig von der Kanalnetzlänge, steigt der Aufwand für die
Abwasserableitung je km Kanal. Dies wird auch durch die Betrachtung der Gesamtkanalnetzlänge pro Einwohner unterstrichen, die bei einer niedrigen Gesamtkanalnetzlänge pro Einwohner (städtischer Betreiber) und langen absoluten Kanalnetzen zu höheren Aufwendungen
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führt. Das bedeutet, dass sich mit zunehmender Länge des Kanalnetzes keine Synergieeffekte ergeben. In NRW liegen die Betriebs- und Kapitalkosten der Abwasserableitung pro Einwohnerwert auf vergleichbarem Niveau.
Die Einwohnerdichte bestimmt die spezifische Gesamtkanallänge je Einwohner. Bei Unternehmen im ländlichen Raum führen zum einen die Entwässerung zahlreicher Ortslagen und
zum anderen die längere Entfernung zwischen Einwohnern und Kläranlage bzw. Vorfluter zu
einer höheren spezifischen Kanalnetzlänge je Einwohner. Dennoch fallen im ländlichen Raum
geringere Kosten pro km Kanal im Vergleich zu städtischen Bereichen an.
Dadurch, dass bei kleineren Unternehmen ein höherer Aufwand der Abwasserbehandlung
vorzufinden ist, und bei den großen Teilnehmern die Kosten geringer sind, werden die vorhandenen Synergieeffekte größerer Kläranlagen sichtbar. Es kann festgehalten werden, dass
grundsätzlich ein Zusammenschluss im Bereich der Abwasserbehandlung sinnvoll ist. Hierzu
konnte auch die gute interkommunale Zusammenarbeit beitragen.
Der Nachweis der Kostendeckung innerhalb der Abwasserbeseitigung wurde durch die
Unternehmen erbracht. Das bedeutet, dass alle innerhalb der Abwasserbeseitigung entstandenen Kosten über die Gebühren finanziert und somit die Ausgaben voll gedeckt sind.
Die mittlere Verschuldung je natürlichem Einwohner für die Abwasserbeseitigung liegt in
Nordrhein-Westfalen bei 634 €/E. Die aufgezeigten Spannbreiten sind hoch. Die Belastbarkeit
und Aussagekraft dieser Kennzahl wird mit der flächendeckenden Einführung des kaufmännischen Rechnungswesens (ab 2009) deutlich zunehmen.
Eine valide Datenlage und die damit verbundenen Aussagen belegen, dass Städte und Gemeinden
als leistungsfähige Unternehmen ihre Aufgabe der Abwasserbeseitigung zuverlässig wahrnehmen.
Dieses Projekt hat Impulse gegeben, weitere Optimierungspotenziale zu nutzen. Damit können auch
zukünftige Aufgaben zum Nutzen der Bürger ebenso erfolgreich gemeistert werden.
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2 Die Beteiligung des Unternehmens
2.1 Berichtsinhalte
Die Stadt Pulheim hat mit den Aufgaben der Abwasserableitung (Ortsentwässerung und Transport)
und Abwasserbehandlung (in eigenen und/oder fremden Kläranlagen) am Benchmarking Abwasser
Nordrhein-Westfalen teilgenommen.
Auf der Grundlage der unternehmensspezifischen Daten der Stadt Pulheim werden die Ergebnisse in
einer individuellen und aussagekräftigen dreiteiligen Abschlussdokumentation übergeben, die nach
einer seriösen Analyse der Werte eine objektive Positionsbestimmung der Stadt Pulheim möglich
machen:
Der vorliegende Individualbericht bildet den ersten Teil der Abschlussdokumentation. Er
enthält neben der Einleitung in das Projekt eine Zusammenfassung der Ergebnisse in grafischer Form, einen Ausblick sowie Empfehlungen zum weiteren Vorgehen.
Der zweite Teil, die Detailanalyse, beinhaltet die Ergebnisse für die ermittelten Kennzahlen
in ausgewählten Vergleichsgruppen. Dazu werden die Kennzahlen grafisch dargestellt.
Im dritten Teil der Dokumentation sind alle Erhebungswerte und die Kennzahlenauswertungen tabellarisch dargestellt.
Die grafische Darstellung aller im Projekt gebildeten Kennzahlen kann über die aquabench-OnlinePlattform als Download abgerufen werden. Des Weiteren können über die Plattform auch eigene
Darstellungen erzeugt und eigene Analysen durchgeführt werden.
2.2 Projektteilnehmer
Projektteilnehmer sind insgesamt 107 Abwasserentsorgungsunternehmen mit teilweise unterschiedlicher Aufgabenstruktur und Rechtsform.
Im Rahmen des Benchmarking Abwasser Nordrhein-Westfalen werden die Aufgaben Abwasserableitung, Abwasserbehandlung sowie die unterstützenden Prozesse der teilnehmenden Unternehmen
unterschieden und separat betrachtet. Es ist sinnvoll auf der Gesamtunternehmensebene –
Abwasserbeseitigung – in verschiedenen Bereichen, z. B. Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, nur
Unternehmen mit gleicher Aufgabenstruktur zu vergleichen.
Die Verteilung aller Teilnehmer hinsichtlich Aufgabenstruktur und Rechtsformen ist aus Abbildung 1
und Abbildung 2 zu erkennen.
Für die Stadt Pulheim werden alle Unternehmen mit Ortsentwässerung und eigener Kläranlage bzw.
Überleitung in eine fremde Kläranlage verglichen. Darüber hinaus wird die Vergleichsgruppe, z.B. bei
den allgemeinen Unternehmensdaten oder den kläranlagen- bzw. kanalspezifischen Kennzahlen, bis
auf die maximale Teilnehmeranzahl erweitert. Ziel ist es also einerseits, wirklich vergleichbare
Unternehmen gegenüberzustellen und andererseits die Vergleichsgruppe auf einer maximalen Größe
zu halten.
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7%
35%
3%
55%
Abwasserableitung
Abwasserbehandlung
Abwasserbeseitigung
Verbände
Abb.1:Aufgabenerfüllungen aller Teilnehmer
7%
1%
andere privatrechtliche
Gesellschaft
8%
24%
1%
Anstalt des öffentlichen Rechts
Betriebsführungs-/
Kooperationsgesellschaft (AG /
GmbH)
Eigenbetrieb
1%
k.A.
Regiebetrieb
58%
Verband
Abb.2:Rechtsformen aller Teilnehmer
Die Bildung der Vergleichsgruppen erfolgt entsprechend den Angaben zur Aufgabenerfüllung (Betrieb
Ortentwässerung, Kläranlage/n). Für die hochwertige Kennzahlenanalyse sind Vergleichsgruppen je
Kennzahlenbereich nötig. Durch zusätzliche Bildung von Clustern unter Berücksichtigung der Größe
werden weitere Analysemöglichkeiten in der ausgewählten Vergleichsgruppe angeboten. Somit
erhalten Sie in diesem Bericht für jede Kennzahl die Positionierung Ihres Unternehmens in der
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bestmöglichen Vergleichsgruppe und haben weiter die Möglichkeit Ihren Wert durch die abgebildeten
Cluster detailliert zu bewerten.
Sofern bei der Darstellung der Kennzahlen Cluster gebildet werden, gehört die Stadt Pulheim der
Gruppe mit dem Primärcluster „Alle mit Ortsentwässerung“ an. Bei Berücksichtigung von Sekundärclustern (siehe Tabelle 1) ist die Stadt Pulheim den Clustern 25.000 - 100.000 E und > 300 km
zugeordnet.
Tabelle 1: Übersicht über die Vergleichsgruppen und Cluster
Kennzahlenbereiche
allgemeine Rahmendaten (z. B.
Weiterbildungstage
pro Mitarbeiter)
Vergleichsgruppen
Abwasserbeseitigung u.
Unterstützende
Prozesse
Kanalspezifische
Kennzahlen
Teilnehmer (TN) mit Ortsentwässerung
alle Teilnehmer
(TN)
Cluster
Einwohnerwert
und
Kanallänge
Kläranlagenspezifische
Kennzahlen
Kanalspezifische
Kennzahlen
Abwasserbeseitigung u.
Unterstützende
Prozesse
Teilnehmer (TN) ohne Ortsentwässerung
Teilnehmer (TN)
mit eigenen
Kläranlagen
< 25.000 E
< 25.000 E
< 150 km
< 25.000 E
< 150 km
< 25.000 E
25.000-100.000 E
25.000-100.000 E
150-300 km
25.000-100.000 E
150-300 km
25.000100.000E
> 100.000 E
> 100.000 E
> 300 km
> 100.000 E
> 300 km
> 100.000 E
2.3 Erläuterung der Darstellungen und Interpretation der Ergebnisse
Eine Beschreibung Ihres Unternehmens kann und sollte nicht auf die Betrachtung einer einzigen
Kennzahl reduziert werden, da dies zwangsläufig zu Fehlinterpretationen führen würde. Ergebnisse
z. B. des Kennzahlenbereiches Wirtschaftlichkeit sollten immer nur im Kontext mit anderen
Ergebnissen der Studie (z. B. Kennzahlen zur Struktur und Technik des Unternehmens) gesehen
werden.
Um trotzdem einen Überblick über Ergebnisse zu erhalten, wurde für die Zusammenfassung eine
Auswahl der wichtigsten Kennzahlen aus allen fünf Säulen (Kennzahlenbereiche) vorgenommen,
welche pro Säule gemeinsam in einer Grafik: “Unternehmensprofil“ dargestellt sind.
Bei dieser Darstellungsform wird die Position Ihres Unternehmens im Vergleich zu folgenden
statistischen Größen dargestellt:
10% Perzentil =
Unterhalb dieses Wertes befinden sich 10% der Unternehmen. Es handelt sich um
einen vergleichsweise niedrigen Wert.
50% Perzentil =
Unterhalb und oberhalb dieses Wertes befinden sich jeweils 50% der Unternehmen
(Median). Es handelt sich um einen mittleren Wert.
90% Perzentil =
Unterhalb dieses Wertes befinden sich 90% der Unternehmen. Es handelt sich um
einen vergleichsweise hohen Wert.
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Die Unternehmensprofile beinhalten die Vergleichswerte jeweils einer Gruppe von Unternehmen mit
gleicher Ausprägung der Aufgabenerfüllung, z. B. alle Teilnehmer, die alle Aufgaben sowohl die
1
Ortsentwässerung als auch die Abwasserbehandlung betreiben .
Die Profildarstellungen wurden für die jeweiligen Kennzahlenbereiche Struktur und Technik,
Wirtschaftlichkeit, Sicherheit, Qualität, Kundenservice und Nachhaltigkeit nach dem „5-Säulen Modell“
erstellt.
Neben den Unternehmensprofilen sind in der Zusammenfassung einige Kennzahlen separat grafisch
dargestellt, um diese mit einer detaillierteren Teilnehmergruppe vergleichen zu können. Ausführliche
Detailanalysen finden Sie in Teil II des Abschlussberichtes.
Die Interpretation der Ergebnisse sollte immer vor dem Hintergrund erfolgen, dass ein Kennzahlenvergleich in dieser Form mit Sicht auf das Gesamtunternehmen in der Regel nur Hinweise dafür liefern
kann, welche einzelnen Bereiche näher analysiert werden sollten. Durch die Abweichungsanalyse
lassen sich erste Unterschiede von Werten anderer Unternehmen erklären, eine konkrete Aussage
über die Art und Höhe eines Verbesserungspotenzials ist anhand der Kennzahlen nicht bzw. nicht
seriös möglich.
Der Unterschied zwischen den eigenen Werten und den niedrigsten ggf. auch besten Werten, die
dann als Vergleichszahl zum Wettbewerb und damit als Benchmark dienen, wird deswegen als
Suchraum bezeichnet (Abbildung 3). Dabei ist zu berücksichtigen, dass dieser Suchraum ein
mögliches Potenzial darstellt, jedoch im Detail zu untersuchen ist, inwieweit sich das Potenzial wirklich
erreichen lässt. In Abbildung 4 sind beispielhaft Beziehungen und Wege der Ursachenanalyse
aufgeführt.
Zusätzlich ist zu beachten, dass sich einige Kennzahlen, insbesondere bei kleinen und mittleren
Unternehmen, häufig nur bei Betrachtung eines längeren Zeitraums vollständig interpretieren lassen.
Einerseits entwickeln sich die Kennzahlen erst über einen längeren Zeitraum (z.B. Kanalerneuerungsrate), andererseits können außergewöhnliche Ereignisse zu „Ausreißern“ führen (z.B. ein Arbeitsunfall
bei nur fünf Beschäftigten). Daher ist von den Projektträgern die kontinuierliche Fortführung des
Benchmarking Abwasser Nordrhein-Westfalen vorgesehen. Eine Teilnahme wird empfohlen.
1
Für die Teilnehmer am kleinen Erhebungsumfang können aufgrund der reduzierten Datengrundlage nicht alle
Kennzahlen berechnet und grafisch dargestellt werden.
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Abb.3: Vorgehen bei der Ursachenanalyse
Abb.4: Ursachenanalyse: Erkenntnisse vom Groben zum Feinen
Seite 10
3 Die Ergebnisse
3.1 Struktur und Technik
Kennzahlen der Struktur und Technik charakterisieren die Rahmenbedingungen unter denen die
Abwasserbeseitigung durchgeführt wird.
Die Stadt Pulheim entsorgt 53.360 Einwohner. Auf Basis der mittleren CSB- Zulauffracht ergeben sich
unter Berücksichtigung des Gewerbe- und Industrieanteils 70.400 an die Kläranlage angeschlossene
Einwohnerwerte.
Das Kanalnetz besteht zu 53,85 % der Gesamtkanallänge (302 km) aus Mischwasserkanälen. Dieser
Anteil ist für Unternehmen dieser Größe und Struktur in Nordrhein-Westfalen im Medianbereich. Die
Anzahl Pumpwerke pro 100 Netz-km beträgt 10,26 und liegt leicht über dem Medianwert.
Der Fremdwasseranteil von 0 % (entspricht 0,00 m³ je angeschlossenen Einwohnerwert) ist im
Vergleich niedrig.
Die Urbanität des gesamten Entsorgungsgebietes wird anhand der Einwohnerdichte und der
spezifischen Gesamtkanallänge gemessen. Die Einwohnerdichte liegt mit 740 E/km² leicht über dem
Median, die spezifische Gesamtkanallänge von 5,36 m/E ist eher eher niedrig. Die Urbanität ist damit
als eher hoch zu bezeichnen.
Die Abwassereinigung erfolgt auf einer Kläranlage mit einer Ausbaugröße von 80000 E.
Der Schmutzwasseranfall auf Basis der abgerechneten Frischwassermenge von 34,58 m³/a je
angeschlossenem Einwohnerwert ist auf dem Niveau des als der Median der Vergleichsgruppe. Der
Schmutzwasseranfall befindet sich oberhalb des üblichen Korridors für den Frischwasserverbrauch
zwischen 33,0 m³/E und 50,0 m³/E (entspricht einem Verbrauch zwischen 80 und 130 l pro Einwohner
und Tag).
Der Niederschlagswasseranfall von 22,46 m³/a je angeschlossenen Einwohnerwert ist im
Medianbereich. Der spezifische Gesamtabwasseranfall ist gegenüber der Vergleichsgruppe leicht
niedriger als der Median.
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Das nachfolgende Unternehmensprofil (Abbildung 5) zeigt die Positionierung über alle Teilnehmer der
Vergleichsgruppe für die wichtigen Kennzahlen der Säule Struktur und Technik:
Abb.5: Unternehmensprofil Struktur und Technik
Fazit Säule Struktur und Technik:
Die Stadt Pulheim entsorgt 53.360 Einwohner. Die Urbanität ist dabei als eher hoch zu
kennzeichnen. Sie betreibt ein Kanalnetz welches einen Anteil von Mischwasserkanälen
aufweist der dem Median entspricht und reinigt das Abwasser auf einer Kläranlage. Der
spezifische Schmutzwasseranfall liegt im dem Bereich des Median, der
Niederschlagswasseranfall und der spezifische Gesamtabwasseranfall hingegen darunter.
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3.2 Wirtschaftlichkeit
Kern der Betrachtungen zur Wirtschaftlichkeit ist der Vergleich der Aufwandspositionen. Die Analyse
geht dabei vom Gesamtaufwand aus und detailliert sich dann über die Aufgaben bzw. die Kostenarten.
Der spezifische Gesamtaufwand je Einwohnerwert für die Abwasserbeseitigung der Stadt Pulheim
liegt mit 110,26 €/E unter dem Median der Vergleichsgruppe.
Die Verteilung nach Kernprozessen der Abwasserbeseitigung stellt sich wie folgt dar:
Abb.6: Spezifischer Gesamtaufwand Abwasserbeseitigung
Bei der Betrachtung des Betriebsaufwands der Abwasserbeseitigung mit 33,55 €/E zeigt sich eine
niedrigere Einordnung (Abbildung 7). Die Analyse der einzelnen Kostenarten ergibt für die
Kostenarten folgende Positionierungen:
Bei der Beurteilung des Personalaufwandes ist immer der Materialaufwand mit zu berücksichtigen, da
dieser die bezogenen Leistungen enthält. Der Personalaufwand liegt mit 13,17 €/E im Bereich des
Median. Der Materialaufwand liegt mit 13,57 €/E unter dem Median. Der sonstige betriebliche
Aufwand in Höhe von 3,52 €/E ist im Vergleich eher niedrig als der Median. In Abbildung 7 ist diese
Positionierung im Vergleich zu der gewählten Vergleichsgruppe zu erkennen.
Neben dem Betriebsaufwand beinhaltet der Gesamtaufwand der Abwasserbeseitigung weiter die
Kapitalkosten. Die spezifischen Kapitalkosten der Abwasserbeseitigung, bestehend aus Abschreibungen und Zinsen, liegen in Summe bei 76,7 €/E und sind damit im Bereich des Median.
Der spezifische Aufwand für die unterstützenden Prozesse ist weiterer Bestandteil des gesamten
spezifischen Aufwandes. Die unterstützenden Prozesse bestehen u. a. aus folgenden Aufgaben:
Kundenbetreuung, Controlling, Materialbeschaffung, Personalverwaltung.
Seite 13
Abb.7: Spezifischer Betriebsaufwand Abwasserbeseitigung
Im Vergleich mit allen Unternehmen liegt der spezifische Betriebsaufwand des Kernprozesses
Abwasserableitung (AA) mit 1.433,77 €/Netz-km unter dem Median. Wird die Vergleichsgruppe weiter
eingeschränkt auf die Unternehmen, die eine Kanallänge > 300 km betreiben, liegt die Stadt Pulheim
unter dem Median.
Im Vergleich der Kostenarten zeigt sich, dass der Personalaufwand von 897,35 €/Netz km für den
Prozess Abwasserableitung im Verhältnis üblich ist. Im Verhältnis dazu liegt der Materialaufwand mit
536,42 €/Netz-km unter dem Median. Auch hier sollte der Personalaufwand mit dem Materialaufwand
betrachtet werden, da Letzterer bezogene Leistungen enthält. Mögliche Hinweise zu Ursachen des
Kostenumfangs finden sich in den Kennzahlen zu Pumpwerken und Sonderbauwerken.
Beim zweiten Kernprozess Abwasserbehandlung (AB) liegt der Betriebsaufwand mit 16,7 €/E unter
dem Median der Vergleichsgruppe. Bei der Vergleichsgruppe der Unternehmen, die 25.000 - 100.000
E entsorgen, liegt die Stadt Pulheim unter dem Median.
Im Vergleich der Kostenarten zeigt sich, dass der Personalaufwand von 5,74 €/E für den Prozess
Abwasserbehandlung im Verhältnis üblich ist. Im Verhältnis dazu liegt der Materialaufwand mit
10,97 €/E unter dem Median.
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Das nachfolgende Unternehmensprofil (Abbildung 8) zeigt die Positionierung über alle Teilnehmer der
Vergleichsgruppe für die wichtigen Kennzahlen der Säule Wirtschaftlichkeit:
Abb.8: Unternehmensprofil Wirtschaftlichkeit
Fazit Säule Wirtschaftlichkeit:
Der Gesamtaufwand der Abwasserbeseitigung ist unter dem Bereich des Median der
Vergleichsgruppe, diese Postitionierung bestätigt sich auch bei der Betrachtung des
Betriebsaufwand Abwasserbeseitigung, dieser liegt sogar im unteren Bereich.
Im Kernprozess Abwasserableitung positioniert sich die Stadt Pulheim ebenfalls dem Median
der Vergleichsgruppe, dabei sind Betriebsaufwand unter und die Kapitalkosten deutlich über
dem Median. Die Detailanalyse des Betriebsaufwands zeigt, dass der Personalaufwand größer
als der Materialaufwand ist. Dies ist durch den hohen Anteil Eigenleistungen begründet, allerdings ist der Personalaufwand Abwasserableitung geringer als der Median. Zusätzlich wird
dieser durch einen geringen Materialaufwand kompensiert.
Die Positionierung im Gesamtaufwand Abwasserbehandlung ist im Medianbereich, dabei ist der
Betriebsaufwand gering, die Kapitalkosten erhöht. Der Aufwand für die Unterstützenden
Prozesse ist gering und unter dem Median der Vergleichsgruppe.
Der Kostendeckung ist im Medianbereich, die spezifische Verschuldung pro Einwohner ist
gering und die Anlagenintensität ist hoch.
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3.3 Sicherheit
Die Säule Sicherheit betrachtet die Sicherheit der Entsorgung. Diese bemisst sich insbesondere über
den Zustand des Kanalnetzes und die Auslastung der Abwasserreinigung.
Das mittlere Kanalalter der Stadt Pulheim liegt mit 33,00 Jahren etwas über dem Median der
Vergleichsgruppe.
Die sanierungsbedürftige Kanallängenrate ergibt sich aus den Anteilen des Gesamtkanalnetzes, die
den Zustandsklassen 0 und 1 nach DWA-M 149 zugeordnet sind. Mit 9,74 % liegt die Stadt Pulheim
bei der gewählten Vergleichsgruppe im Medianbereich. Dieser Anteil erscheint insgesamt als üblich,
es besteht jedoch ein kurzfristiger Handlungsbedarf im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen.
Die Inspektionsrate Kanäle liegt mit 10,00 % über den durchschnittlichen Inspektionsraten nach
Eigenkontrollverordnung.
Die Auslastungsgrade der Kläranlage (berechnet über die CSB-Zulauffrachten) betragen 88 % im
Mittel und 65 % beim 85%-Perzentil.
Abb.9: Sanierungsbedürftige Kanallängenrate
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Das nachfolgende Unternehmensprofil zeigt die Positionierung über alle Teilnehmer der Vergleichsgruppe für die wichtigen Kennzahlen der Säule Sicherheit:
Abb.10: Unternehmensprofil Sicherheit
Fazit Säule Sicherheit:
Insgesamt ist die Entsorgungssicherheit – bewertet mit den obenstehenden Kriterien – bei der
Stadt Pulheim gewährleistet. Der Anteil der sanierungsbedürftigen Kanallänge ist eher hoch, mit
33 Jahren liegt das mittlere Kanalalter unterhalb des Medians der Vergleichsgruppe. Die Kanäle
wurden im Betrachtungszeitraum über der durchschnittlich notwendigen Rate von einmal in 15
Jahren nach Selbstüberwachungverordnung Kanal inspiziert. Die über die CSB-Zulauffrachen
kalkulierten Auslastungsgrade der Kläranlagen betragen 88% im Mittel und 65% beim 85%Perzentil.
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3.4 Qualität und Kundenservice
Die Qualität der Abwasserbeseitigung bemisst sich insbesondere an der Reinigungsleistung. Die
Reinigungsleistung der Stadt Pulheim bezüglich CSB fällt mit 94 % eher niedrig aus. Für die
Parameter Gesamtstickstoff und Gesamtphosphor liegen übliche bzw. niedrige Werte vor.
Für viele Kunden ist die Abwasserentsorgung wie selbstverständlich vorhanden. Daher ist die
Quantifizierung der Kundenzufriedenheit sehr schwierig. Die Qualität des Kundenservice kann nur
indirekt bewertet werden. Ein häufig verwendetes Kriterium ist die Abbucherquote, die für die Stadt
Pulheim bei 70 % liegt.
Eine weitere Bewertung kann durch die Anzahl der Beschwerden je 1000 Hausanschlüsse erfolgen.
Mit 3,38 Beschwerden je 1000 Hausanschlüsse liegt dieser Wert etwas über dem Median der anderen
Teilnehmer. Die Daten für die Ermittlung dieser Kennzahl ist bei vielen Vergleichspartnern noch
geschätzt, bekommt jedoch durch die Bestrebungen zur bürgerfreundlichen Verwaltung immer mehr
Bedeutung.
Der Anschlussgrad der entsorgten Bevölkerung an die öffentliche Kanalisation beträgt 100 % und liegt
damit über dem Median.
Abb.11: Reinigungsleistung CSB
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Das nachfolgende Unternehmensprofil zeigt die Positionierung über alle Teilnehmer der Vergleichsgruppe für die wichtigen Kennzahlen der Säulen Qualität und Kundenservice:
Abb.12: Unternehmensprofil Qualität und Kundenservice
Fazit Säule Qualität und Kundenservice:
Die Qualität der Abwasserbeseitigung ist – bewertet mit den obenstehenden Kriterien – bei der
Stadt Pulheim als gut zu bezeichnen. Die CSB-bezügliche Reinigungsleistung mit 94% liegt
unter dem Median. Der Fremdwasseranteil ist mit 0% gering. Als indirektes Kriterium für die
Qualität des Kundenservice kann die Abbucherquote verwendet werden, die mit 70% unter dem
Median der Vergleichsgruppe liegt. Die Anzahl der Kundenbeschwerden eher hoch und sollten
analysiert werden, um daraus Maßnahmen ableiten zu können. Der Anschlussgrad der
entsorgten Bevölkerung liegt mit 99,8% knapp über dem 90%-Perzentil der Vergleichsgruppe.
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3.5 Nachhaltigkeit
Die Betrachtung der Nachhaltigkeit der Abwasserbeseitigung erfolgt über drei Sichten. Die erste Sicht
behandelt die „Substanzerhaltung“ und damit die Frage des nachhaltigen Umgangs mit den Anlagen
der Abwasserbeseitigung. Die zweite Sicht konzentriert sich auf den Ressourcenverbrauch und
insbesondere den Energieverbrauch bzw. die Ressourcenschonung durch Eigenenergieerzeugung.
Die dritte Sicht befasst sich mit den Aspekten der „sozialen“ Nachhaltigkeit. Hier ist ein Schwerpunkt
der Erhalt und Ausbau der Qualifikation von Mitarbeitern.
Die Kennzahlen zur Substanzerhaltung und insbesondere zur Investitionstätigkeit sind langfristig zu
betrachten. Für die Abwasserableitung ist dabei die zentrale Kennzahl die jährliche Kanalerneuerungsrate, da hier die tatsächliche Werterhaltung unabhängig von der Finanzierung betrachtet wird.
Mit 0,12 % liegt die Stadt Pulheim im Jahr 2006 unter dem Medianwert der Vergleichsgruppe.
Gleichzeitig muss aber der Zustand des Kanalnetzes und der Anteil der sanierungsbedürftigen
Kanallänge mit betrachtet werden, der bei der Stadt Pulheim bei 9,74 % liegt. Hierbei ist zu beachten,
dass durch Reparaturen sanierte Haltungslängen und in den folgenden Jahren dazugekommenen
Schäden dabei nicht berücksichtigt sind.
Abb.13: Jährliche Kanalerneuerungsrate
Für den Energieverbrauch der gesamten Abwasserbeseitigung ohne eigen erzeugte thermische
Energie weist die Stadt Pulheim einen Wert von 79,4 kWh/E aus. Bei der Bewertung ist die Kennzahl
zur Pumpwerksdichte mit 10,26 Pumpwerken je 100 Netz-km zu berücksichtigen, welche leicht über
dem Medianwert liegt.
Für den energieintensiven Prozess Abwasserbehandlung liegt der Energieverbrauch ohne eigen
erzeugte thermische Energie bei 44,03 kWh/E. Im Vergleich zu den Unternehmen, die ebenfalls
25.000 - 100.000 E entsorgen, ist dieser Wert eher niedriger als der Median. Bei der Bewertung der
Vergleichszahlen ist zu berücksichtigen, dass die Stadt Pulheim eine Kläranlage betreibt.
Bei den Aspekten der sozialen Nachhaltigkeit liegt die Stadt Pulheim bei krankheitsbedingten
Ausfalltagen mit 5,86 Tagen je Beschäftigten im Medianbereich der Vergleichsgruppe aber im
Branchendurchschnitt.
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Hohe Werte zeigen die Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen auf. Eine Empfehlung der OECD geht
unabhängig von der Branche von fünf Weiterbildungstagen im Mittel aus. Diese Werte werden jedoch
nur von einem Teil der Unternehmen erreicht. Auf Grund der steigenden Anforderungen (technisch,
EDV-technisch und gesetzlich) kann davon ausgegangen werden, dass in diesem Bereich in der
Zukunft vermehrt Anstrengungen zu unternehmen sind.
Abb.14: Spezifischer Energieverbrauch Abwasserbeseitigung
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Das nachfolgende Unternehmensprofil zeigt die Positionierung über alle Teilnehmer der Vergleichsgruppe für die wichtigen Kennzahlen der Säule Nachhaltigkeit:
Abb.15: Unternehmensprofil Nachhaltigkeit
Fazit Säule Nachhaltigkeit:
Aufgrund des Alters der Kanäle und der Informationen hinsichtlich des Zustandes erscheint die
jährliche Erneuerungsrate der Kanäle bei kontinuierlicher Fortführung zu gering. Die
Beibehaltung dieser jährlichen Erneuerungsrate ist grundsätzlich zu empfehlen. Nicht berücksichtigt sind dabei die Sanierungsmaßnahmen, deren Kosten in den laufenden Aufwand verbucht und deren Kanallängen nicht aktiviert werden.
Die Investitionen im Bereich der Abwasserableitung waren im Erhebungszeitraum für Bestandsleicht für Erweiterungsinvestitionen deutlich über dem Median. Dies spiegelt sich jedoch nicht in
den Kapitalkosten im Prozess wider. Der Energieverbrauch der Stadt Pulheim ist insgesamt
gering, der Anteil eigen erzeugter eletrischer Energie ist hoch.
Die spezifischen Ausfalltage infolge Krankheit und Unfall pro Beschäftigten sind gering, im
Bereich der Fort- und Weiterbildung bestehen gegebenenfalls noch Potenziale.
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4 Zusammenfassung
Für die Stadt Pulheim können als Ergebnis der Beteiligung am Benchmarking Abwasser NordrheinWestfalen für das Erhebungsjahr 2006 zusammenfassend folgende Aussagen formuliert werden:
Die Stadt Pulheim entsorgt 53.360 Einwohner. Die Urbanität ist dabei als eher hoch zu kennzeichnen.
Sie betreibt ein Kanalnetz welches einen Anteil von Mischwasserkanälen aufweist der dem Median
entspricht und reinigt das Abwasser auf einer Kläranlage. Der spezifische Schmutzwasseranfall liegt
im dem Bereich des Median, der Niederschlagswasseranfall und der spezifische
Gesamtabwasseranfall hingegen darunter.
Der Gesamtaufwand der Abwasserbeseitigung ist unter dem Bereich des Median der
Vergleichsgruppe, diese Postitionierung bestätigt sich auch bei der Betrachtung des Betriebsaufwand
Abwasserbeseitigung, dieser liegt sogar im unteren Bereich.
Im Kernprozess Abwasserableitung positioniert sich die Stadt Pulheim ebenfalls dem Median der
Vergleichsgruppe, dabei sind Betriebsaufwand unter und die Kapitalkosten deutlich über dem Median.
Die Detailanalyse des Betriebsaufwands zeigt, dass der Personalaufwand größer als der
Materialaufwand ist. Dies ist durch den hohen Anteil Eigenleistungen begründet, allerdings ist der
Personalaufwand Abwasserableitung geringer als der Median. Zusätzlich wird dieser durch einen
geringen Materialaufwand kompensiert.
Die Positionierung im Gesamtaufwand Abwasserbehandlung ist im Medianbereich, dabei ist der
Betriebsaufwand gering, die Kapitalkosten erhöht. Der Aufwand für die Unterstützenden Prozesse ist
gering und unter dem Median der Vergleichsgruppe.
Der Kostendeckung ist im Medianbereich, die spezifische Verschuldung pro Einwohner ist gering und
die Anlagenintensität ist hoch.
Insgesamt ist die Entsorgungssicherheit – bewertet mit den obenstehenden Kriterien – bei der Stadt
Pulheim gewährleistet.
Der Anteil der sanierungsbedürftigen Kanallänge ist eher hoch, mit 31 Jahren liegt das mittlere
Kanalalter unterhalb des Medians der Vergleichsgruppe. Die Kanäle wurden im Betrachtungszeitraum
über der durchschnittlich notwendigen Rate von einmal in 15 Jahren nach
Selbstüberwachungverordnung Kanal inspiziert. Die über die CSB-Zulauffrachen kalkulierten
Auslastungsgrade der Kläranlagen betragen 88% im Mittel und 65% beim 85%-Perzentil.
Die Qualität der Abwasserbeseitigung ist – bewertet mit den obenstehenden Kriterien – bei der Stadt
Pulheim als gut zu bezeichnen.
Die CSB-bezügliche Reinigungsleistung mit 94% liegt unter dem Median. Der Fremdwasseranteil ist
mit 0% gering. Als indirektes Kriterium für die Qualität des Kundenservice kann die Abbucherquote
verwendet werden, die mit 70% unter dem Median der Vergleichsgruppe liegt. Die Anzahl der
Kundenbeschwerden eher hoch und sollten analysiert werden, um daraus Maßnahmen ableiten zu
können. Der Anschlussgrad der entsorgten Bevölkerung liegt mit 99,8% knapp über dem 90%Perzentil der Vergleichsgruppe.
Aufgrund des Alters der Kanäle und der Informationen hinsichtlich des Zustandes erscheint die
jährliche Erneuerungsrate der Kanäle bei kontinuierlicher Fortführung zu gering. Die Beibehaltung
dieser jährlichen Erneuerungsrate ist grundsätzlich zu empfehlen. Nicht berücksichtigt sind dabei die
Sanierungsmaßnahmen, deren Kosten in den laufenden Aufwand verbucht und deren Kanallängen
nicht aktiviert werden.
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Die Investitionen im Bereich der Abwasserableitung waren im Erhebungszeitraum für Bestands- leicht
für Erweiterungsinvestitionen deutlich über dem Median. Dies spiegelt sich jedoch nicht in den
Kapitalkosten im Prozess wider. Der Energieverbrauch der Stadt Pulheim ist insgesamt gering, der
Anteil eigen erzeugter eletrischer Energie ist hoch.
Die spezifischen Ausfalltage infolge Krankheit und Unfall pro Beschäftigten sind gering, im Bereich der
Fort- und Weiterbildung bestehen gegebenenfalls noch Potenziale.
Die Ursachenanalyse und die Ableitung von Maßnahmen hieraus können nur individuell unter
Betrachtung aller Rahmenbedingungen vor Ort oder in gemeinsamen Workshops erfolgen. Dabei
kann die Positionierung bei dem Gesamtaufwand unter Verwendung anderer anerkannter
Leistungsgrößen (behandelte Jahresabwassermenge) überprüft werden.
Auf Basis der reinen Datenanalyse heraus empfiehlt das Beraterteam die Analyse von
der Kanalerneuerungsrate
Zu beachten ist, dass diese Beurteilungen auf der Betrachtung eines Jahres beruhen. Viele
Kennzahlen erhalten erst in einer Mehrjahresbetrachtung die erforderliche Validität.
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